Banalisierung der Gewalt im Namen der Religion: Die Embassy-Riots und gefährliche Gefühlspolitik
„Der religiös motivierte Furor über das Internetposting eines Films hat sich am gestrigen Freitag, dem Tag der Moscheenbesuche in der islamischen Welt, ausgedehnt. Eine "Welle des Zorns", die auch zu Angriffen auf die deutsche und die britische Vertretung in der sudanesischen Hauptstadt Khartum führte, sei über die muslimische Welt geschwappt, mit gewaltsamen Szenen auf den Straßen von Nordafrika bis Südostasien, schreibt der Guardian heute. Das ist wahrscheinlich nicht der einzige Bericht, der mit diesem großen Blick eröffnet. Nach dem gestrigen Tag herrscht der Eindruck vor, dass die gesamte muslimische Welt von der Rage gewaltbereiter Mobs heimgesucht wurde. Wie Karten zu den Protesten zeigen, ist der Eindruck so nicht richtig…“ Artikel von Thomas Pany auf Telepolis vom 15.09.2012
Wo stehen die arabischen Aufstände heute? Von der gewaltfreien Revolte in den Bürgerkrieg - oder zurück?
Dies ist der Versuch einer vorläufigen Bestandsaufnahme der arabischen Aufstände aus gewaltfrei-anarchistischer Sicht. Wo haben die Widerstandsbewegungen entscheidende strategische Fehler gemacht? Gibt es eine unaufhaltsame Tendenz zum Versinken in den Bürgerkrieg oder kann diese Entwicklung noch aufgehalten werden? Wie ist die Kampagne "Adopt a Revolution" (AaR), die mit "Revolutionspatenschaften" syrische AktivistInnen unterstützen will, zu bewerten? Einleitender Beitrag zum Schwerpunkt der Graswurzelrevolution 369 vom Mai 2012
Das war erst der Anfang.
Arabellion: Was die Situation von Frauen angeht, steht die eigentliche Revolution noch aus. Artikel von Hannah Wettig in ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis vom 16.12.2011
Hinter der Barrikade
„Welche Rolle finden arabische Frauen unter islamischen Regierungen? Sie fangen an, sich einzumischen, behaupten zwei Journalistinnen im Gespräch. Ist das zu optimistisch? Ein Jahr nach Beginn des Arabischen Frühlings hat sich das Leben in der Region drastisch gewandelt. Guardian-Autorin Emine Saner hat mit der französisch-algerischen Journalistin Nabila Ramdani und der syrische Autorin und Radiojournalistin Rana Kabbani diskutiert, was die Zukunft den arabischen Frauen bringen mag…“ Interview von Emine Saner in Der Freitag online vom 29.12.2011
Islamistische Bewegungen in Nordafrika: Koalieren statt liquidieren
"Neue politische Bündnisse und Konflikte entstehen in mehreren nordafrikanischen Ländern. Bislang bildeten dort die Islamisten eine eher der Rechten im weitesten Sinne zuzurechnende Strömung. Auch ihr ökonomisches Programm war wirtschaftsliberal, doch durch einen betont »sozialen« Diskurs gewannen sie viele Anhänger. Demgegenüber stellte ein Teil der Linken die soziale Frage in den Vordergrund und betonte, auf die Dauer würden sich die von sozialen Motiven und »Verteilungsgerechtigkeit« geleiteten Wähler islamistischer Parteien angesichts von deren »Realpolitik« wieder von ihnen abwenden. Für manche Linke und Liberale, die sich vor allem aus den Bildungseliten rekrutierten, stand vielmehr die Abgrenzung zu den Islamisten im Vordergrund.." Artikel von Bernhard Schmid in der Jungle-World vom 15.12.2011
Die arabischen Aufstände - und der Rest der Welt...
Den Versuch einer Einordnung der arabischen Erhebungen 2011 unternimmt in "Reflections on the Arab Revolutions" Boris Kagarlitzky, ein Artikel, der Anfang Dezember 2011 in englischer Übersetzung auf der Webseite des Institute for global research and social movements erschien. Wobei der Autor weder die Gaddafis schönredet - noch deren europäische Partner...
Gewerkschaftskonferenz Nahost mit erheblichen Problemen
Im November fand wie geplant eine Konferenz von "Labourstart" statt mit dem Thema Perspektiven der Gewerkschaften im Nahen Osten. Am Tagungsort Istanbul kam es zu heftigen Auseinandersetzungen um die Teilnahme von Vertretern des israelischen Gewerkschaftsbundes Histadrut. In dem Artikel "Global hassen, lokal stören" legt Labourstart - Macher Eric Lee am 01. Dezember 2011 in der jungle world seine Sicht dieser Dinge dar. Siehe dazu auch:
- "Wenn zwei sich streiten..." muss sich der dritte nicht unbedingt darüber freuen meint in einem Kommentar vom 08. Dezember 2011 zu diesem Vorfall und Eric Lees Artikel Helmut Weiss (LabourNet Germany), der die Gründe dieser Auseinandersetzung unter anderem darin sieht, auf allen Seiten mit den offiziellen Gewerkschaftsapparaten zusammen zu arbeiten.
Auf sich allein gestellt
"Tunesien und Ägypten stehen vor immensen wirtschaftlichen Herausforderungen. Gemäß erster Schätzungen der tunesischen Zentralbank und des ägyptischen Wirtschaftsministeriums benötigen die beiden Länder in den nächsten fünf Jahren zwischen 20 und 30 Milliarden US-Dollar, wenn sie den allgemeinen Lebensstandard heben und unterentwickelte Regionen erschließen möchten." Artikel von Akram BelkaÏd in der TAZ vom 11.10.2011
Auf der Suche nach neuen Erscheinungen...
...ist auch Werner ruf in seinem Artikel "Arabellion" in der Ausgabe 86 vom Juni 2011 der Zeitschrift Z, in dem es unter anderem heisst: "Die Bewegung selbst agierte völlig anders als die Aufständischen in Tunesien und Ägypten: Sie stürmten Kasernen und Polizeiwachen, bewaffneten sich und begannen den bewaffneten Widerstand gegen die Diktatur Ghaddhafis. Schnell zeigte sich, dass die Loyalitäten der Libyer noch immer den Stämmen gehören. Die Rolle der Stämme und ihre Präsenz in den Sicherheitsorganen spielt auch in den derzeitigen Auseinandersetzungen eine zentrale Rolle. [21] Seine Stütze hatte Ghaddhafi immer in Tripolitanien gehabt. Dem Osten wurden immer geringere Anteile der Rente zugeteilt. Die Cyrenaika war auch schon immer die Hochburg religiös konservativer Kräfte gewesen: Nicht zufällig hatten die Briten 1951 das Oberhaupt der Senussiya-Bruderschaft als König Idriss I. auf dem neu geschaffenen libyschen Thron installiert, von dem ihn Ghaddhafi mit seinem Putsch am 1. September 1969 vertrieb".
ÜBERSICHT über die Revolten des „Arabischen Frühlings“: Chronologie der wichtigsten Ereignisse, Januar bis Juli 2011 (Stand: 08. Juli 2011)
„In der folgenden Darstellung wird es, in einer geographischen Bewegung von West nach Ost, nacheinander um Marokko – Mauretanien – Algerien – Libyen – Ägypten – den Sudan – Jordanien – den Libanon – Syrien – den Iraq – Saudi-Arabien – die Golfmonarchien – den Jemen gehen. Nicht unmittelbar auftauchen werden in dieser Aufstellung die (durch Marokko okkupierte und annektierte) Westsahara und die besetzten palästinensischen Gebiete. Nicht, weil dort nichts Nennenswertes passieren würde, sondern weil in der marokkanisch beherrschten Westsahara und im besetzten Palästina die Konflikte um die anhaltende Besatzung derzeit die innergesellschaftlichen Aspekte (Protest gegen politische Unterdrückung, soziale Ungleichverteilung) überlagern. Diese Besatzungskonflikte verdienen eine eigenständige Darstellung und werden an anderer Stelle ausführlich behandelt…“ Die sehr ausführliche und umfangreiche Übersicht von Bernard Schmid, Paris, Juli 2011
"Revolten auf der Kippe, aber die charismatischen Führer sind passé"
"Im Rahmen der in Frankreich und Italien geführten Debatte über Charakter, Dimension und Perspektiven der arabischen Aufstandsbewegung äußerte sich Professor Olivier Roy (61) in einem Interview für die führende bürgerliche Tageszeitung Italiens, den "Corriere della Sera" vom 14.5.2011, zur Gefahr eines "Verrats an der Revolution" in Ägypten und Tunesien, dem Entstehen einer reaktionären "Partei der Ordnung", den Aussichten in Syrien sowie den Auswirkungen der Revolte in Palästina. Roy gilt als einer der besten Kenner Zentralasiens, des Mittleren Ostens und des Islamismus und hat diverse Bücher zu diesen Themen veröffentlicht. 1984 wurde er unter der sozialistischen (d.h. sozialdemokratischen) Regierung von Staatspräsident Francois Mitterand Berater des französischen Außenministeriums und blieb es bis zum Jahr 2008. Von August 1993 bis Oktober 1994 war er erst Sondervertreter und später Leiter der OSZE-Mission in der ehemaligen Sowjetrepublik Tadschikistan. Er arbeitete als Forschungsdirektor am CNRS und war Professor an den Pariser Hochschulen EHESS und Sciences Po. Heute lehrt er am Europäischen Universitätsinstitut in Florenz" Das Interview mit Vorbemerkung, Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern vom Gewerkschaftsforum Hannover, Juni 2011
"Was in Tunesien und Ägypten stattfindet, ist ein langfristiger Prozess"
Die aktuellen Revolten und Revolutionen im arabischen Raum verdienen sehr viel mehr Aufmerksamkeit als ihnen hierzulande in der Linken zuteil wird. Daher im Rahmen unserer Interview-Reihe mit Politologen und Aktivisten unterschiedlicher Couleur im Folgenden ein Gespräch mit dem in der jordanischen Hauptstadt Amman lebenden Redakteur der Zeitschrift "Middle East Report" Mouin Rabbani, der lange Zeit als Analyst für die linksliberale Denkfabrik International Crisis Group (ICG) tätig war, bevor er sich selbstständig machte. Das Gespräch erschien in der von Rifondazione Comunista herausgegebenen, kleinen, linken italienischen Tageszeitung "Liberazione" vom 11.6.2011. Das Interview mit Vorbemerkung, Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern vom Gewerkschaftsforum Hannover, Juni 2011
"Nach dem Frühling wird die arabische Welt nicht mehr dieselbe sein"
Aufgrund der stärkeren historischen, ökonomischen und politischen Bezüge sowie der geographischen Nähe findet in Frankreich und Italien eine sehr viel intensivere Debatte über die Rebellion der arabischen Massen gegen die Diktatur einer korrupten Oberschicht und die von dieser (auch im Interesse multinationaler Konzerne und Banken des sog. "Freien Westens") aufrecht erhaltene beziehungsweise forcierte Verelendung, Unfreiheit und mangelnde Zukunftsperspektiven statt als in Deutschland. Einen lesenswerten Beitrag zur Einschätzung der Geschehnisse lieferte Henry Laurens in einem Interview für die heute offen sozialdemokratische und dem Gewerkschaftsbund CGIL nahe stehende, italienische Tageszeitung "l'Unità" vom 18.4.2011. Laurens (56) ist Professor für Zeitgeschichte der arabischen Welt am Pariser Collège de France. Zu seinen letzten Werken zählen die Bücher "L'Europe et l'Islam, quinte siècle" (2009) sowie "Terrorismes, histoire et droit" / 'Terrorismen, Geschichte und Recht' und "Le reve méditerranéen" / 'Der mediterrane Traum' (beide von 2010). Das Interview mit Vorbemerkung, Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern vom Gewerkschaftsforum Hannover, Juni 2011
Kairo-Virus 83
Eine kommentierende Presseanalyse von Helmut Höge auf den TAZ-Blogs vom 01.06.2011
300 Millionen Träume von einer anderen Welt
Die arabischen Revolutionen werden siegreich sein. Doch der Kampf um Freiheit und Demokratie kann Jahrzehnte dauern. Artikel von Rami G. Khouri in Die Zeit vom 21.05.2011 . Aus dem Text: "(...) Die Revolutionen gelingen in den Ländern der Region unterschiedlich gut, die Regime wehren sich verschieden erfolgreich dagegen. Daraus ergeben sich zwei scheinbar widersprüchliche Schlüsse. Erstens: Die »arabische Welt« gibt es nicht, zu unterschiedlich sind die Beziehungen zwischen Staat und Bürger in den einzelnen Ländern. Die historischen Umstände, die soziokulturellen Bedingungen, die Legitimität des Regimes und die Forderungen der Demonstranten auf den Straßen - all das unterscheidet sich von Land zu Land. Zweitens: Es gibt gleichwohl ein Gefühl tiefer Unzufriedenheit, das die Menschen der Region teilen, wobei sich die Mischung aus materiellen und immateriellen Forderungen verändert hat. An der Schnittstelle dieser zwei Faktoren - Art des Regimes und Maß an Unzufriedenheit in der Bevölkerung - wird sich entscheiden, welchen Verlauf die Dinge in den arabischen Ländern nehmen...."
Wer wird die arabische Welt umgestalten - die Völker der Region oder Amerika? Die Rebellionen gehen weiter
„Die politische Landkarte der arabischen Welt ist ein Flickenteppich, bestehend aus degenerierten nationalistischen Diktaturen, Klienten-Monarchien und Tankstellen des Imperiums, (Golfstaaten' genannt). Sie sind das Resultat des britischen und französischen Kolonialismus, der eine intensive Erfahrung war. Nach dem 'Zweiten Weltkrieg' änderte sich das Szenario. Nach diesem Krieg setzte ein komplexer Prozess ein, in dessen Verlauf die imperiale Macht an Amerika überging. Eine der Folgen war ein radikaler, antikolonialistischer arabischer Nationalismus, eine andere die Expansion des Zionismus. Dies alles ereignete sich - im weitesten Sinne - im Rahmen des 'Kalten Krieges'…“ Artikel von Tariq Ali, im Original bei The Guardian / ZCommunications vom 01.05.2011, übersetzt von Andrea Noll bei bei zmag
Zwischenbilanz - verfrüht...
"In Nordafrika überschlagen sich weiterhin die Ereignisse. Nachdem in Tunesien und Ägypten zwei langjährige autoritäre Herrscher von der Macht vertrieben wurden, ist derzeit noch unklar, ob in Libyen das gegenwärtige Regime den Aufstand niederschlagen kann. Ebenso schwer absehbar sind die weiteren Entwicklungen in zahlreichen anderen arabischen Ländern - so etwa Algerien, Jemen und Bahrain. Insofern sind eindeutige Analysen schwierig, von genauen Prognosen ganz zu schweigen. Allerdings lassen sich polit-ökonomische Zusammenhänge ausmachen, die erklären können, welche Grenzen die gegenwärtigen Revolten haben und warum in manchen arabischen Ländern größere Proteste bis jetzt ausgeblieben sind…" - so beginnt "Revolte mit begrenzter Reichweite - Warum einige arabische Regime stabiler sind als andere" von Ismail Küpeli in ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis Ausgabe 559 vom 18. März 2011
Siehe dazu auch: "Aufstände gegen den Liberalismus" von Hannah Wettig, ebenfalls in ak, in der Ausgabe 560 vom 15. April 2011.
Nordafrika: Soziale Elemente und Jugendprotest in den nordafrikanischen Revolten - Versuch eines Überblicks
"Aufgeschoben ist, in diesem Falle muss man wohl sagen: leider, nicht aufgehoben. Ursprünglich sollte die so genannte "Konferenz von Karthago" Ende März dieses Jahres 2011 stattfinden, doch zu Anfang desselben Monats wurde sie um einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten verschoben. Karthago - oder französisch Carthage - ist nicht nur eine aus der Antike bekannte Stadt, sondern auch ein Vorort von Tunis, wo der tunesische Präsidentenpalast steht. An der Konferenz sollten, und sollen, neben Spitzenpolitikern Tunesiens vor allem auch führende Vertreter der Europäischen Union teilnehmen, unter ihnen die Außenministerin der Union, Catherine Ashton. Es wird bei ihr insbesondere darum gehen, nach den politischen Umbrüchen in Tunesien ein angeblich "bewährtes" Wirtschaftsmodell festzuzurren - und auch nach dem Abgang des alten Regimes einen autoritären Neoliberalismus unter nunmehr demokratisierter Fassade beizubehalten." Artikel von Bernard Schmid, Paris, 03.04.2011
Generation R: von Bengasi bis Lampedusa
"Der als Journalist, Blogger und Autor arbeitende italienische Menschenrechtsaktivist Daniele del Grande hält sich seit 14. Tagen in Bengasi auf, um von Dort über die libysche Revolution und den Krieg zu berichten. Er ist durch sein blog Fortresseurope und einigen Publikationen zum Thema Migration und Grenzen, die sie unterdrücken, auch international bekannt. Die ihrerseits unter anderem für das Infoportal Rebellion aus Tunesien berichtende spanisch-tunesische Linksaktivistin Alma Allende führte ein Interview mit ihm zu verschiedenen unbequemen Fragen bezüglich der Lage am südlichen Rand des Mittelmeers, auf der Insel Lampedusa und auch bezüglich manchen Problems in westlichen Köpfen..." Das Interview auf Indymedia vom 25. März 2011
«Die Befreiung vom Kolonialismus hat begonnen»
Im Schatten der Katastrophe in Japan tobt in Libyen der Bürgerkrieg. Auch im Jemen, in Saudi-Arabien und in Bahrain werden Proteste niedergeschlagen. Islamwissenschaftler Reinhard Schulze über die Chancen der Aufstände und göttliche Souveränität. Das Interview von Yves Wegelin in der WOZ vom 17.03.2011
Arabische Welt und Libyen: Stiller Revolutionsexport
Der Beitrag der arabischen Länder ist eher symbolischer und politischer Natur, nicht militärischer. Dennoch gibt es enge Beziehungen zu den Aufständischen. Artikel von Karim El-Gawhary in der TAZ vom 18.03.2011
Nordafrika, `1979`, `1989` und die Analysen der Quacksalber
"Erleben wir im arabischen Raum gerade eine Zeitenwende, den Beginn einer neuen Epoche, mit neuen weltpolitischen Konstellationen, so wie 1989? Absolut ja: Der arabische Aufstand ist nicht mit der Implosion des sowjetischen Blocks vergleichbar - aber auch nicht mit der iranischen Revolution & Konterrevolution von 1979. Er wird etwas Neues hervorbringen. Nicht viel Neues hingegen bedeuten die Analysen der Quacksalber & Kurpfuscher, die ihre jeweilige Weltsicht in ihren Interpretationen der Ereignisse in Nordafrika (und inzwischen auch auf der arabischen Halbinsel) wiederzufinden versuchen. Handelt es sich in den Augen der Neokonservativen-Nachplapperer um eine angeblich lupenrein liberale pro-westliche Revolution, die zudem vermeintlich den Kriegskurs und die strategischen Ziele Bushs bestätigt, so suchen in Stalino-Tradition stehende Antiimperialisten ihr Heil in einer Annäherung der Umbruchstaaten an den iranisch/syrischen Regionalblock." Artikel von Bernard Schmid, Paris, vom 4.3.2011
Wie sehen extreme Rechte und Moslemfeinde die Umbrüche in Nordafrika? (Beispiele aus Frankreich & Deutschland)
"Einwanderer in Europa, besonders moslemische, stehen oftmals im Mittelpunkt der Programmatik oder der Hetze rechter Parteien. In den letzten Wochen aber scheint besonders durch die Revolten in Tunesien, Ägypten oder Libyen ein historischer(-s?) Moment angebrochen, in dem sich die allgemeine gesellschaftliche Wahrnehmung - und Selbstwahrnehmung - von Nordafrikanern in Europa wandeln könnte. Statt entweder als passiv und "zu Demokratie und Entwicklung oder unfähig" oder aber als zornige, "fanatische Masse" zu erscheinen, haben sich vor allem die jungen Generationen dort als bewusste gesellschaftliche Akteure erwiesen und ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen. Wie aber wirkt sich dies auf die Wahrnehmung ihrer Länder durch rechtspopulistische bis rechtsextreme politische Kräfte etwa in Deutschland und in Frankreich aus?..." Artikel von Bernard Schmid, Paris, vom 4.3.2011
Gaddafi. Und wir? "Spontane Streiks, Gaddafi & die deutsche Linke"
Ein "Zwischenruf" von Rolf Geffken vom 1.3.2011
Revolution im arabischen Raum?
"Die Revolten, die sich seit Dezember 2010, ausgehend von Tunesien, immer weiter in die fast gesamte arabische Welt - und mittlerweile auch darüber hinaus - ausweiten, bereiten uns in vieler Hinsicht Kopfzerbrechen. Nicht allein, dass sie in Regionen und Staaten stattfinden, die in Europa in oftmals rassistischer Manier als orientalisch im Saidschen Sinne wahrgenommen werden1: gebunden in Rückständigkeit, zu keinem selbsttätigen Fortschritt fähig und erst recht nicht zu emanzipatorischen Kämpfen. Auch ihre Bewegungs- und Organisationsformen wollen uns nicht so recht einsichtig werden. Und einige wittern ganz sicherlich schon ein islamistisches Roll-back." Artikel von AK Internationalismus und aut im Februar 2011 bei der aktionsfront unersättlicher tagediebinnen (aut) Göttingen. Siehe dazu auch:
Der Aufstand des Jahres 1432: Aktuelle Umbrüche im Nahen Osten und die Weltpolitik
Der Beitrag von Lutz Kleinwächter und Raimund Krämer erscheint in WeltTrends 77 (März/April 2011) und ist auf der Seite der AG Friedensforschung veröffentlicht . Aus dem Text: "...Aber der panarabische Aufstand setzt sich fort: Jemen, Algerien, Libyen, Bahrain und seine Ausläufer erreichen selbst den nichtarabischen Iran. Die aktuellen Entwicklungen in diesem Raum und deren mögliche Folgen für die regionale und internationale Politik stehen im Zentrum der nachfolgenden Überlegungen. Dabei sind wir uns bewusst, dass diese Einlassungen angesichts der außerordentlichen Dynamik der Ereignisse spekulativ sind. Wir mischen uns damit in die aufkommenden hiesigen Debatten ein und wollen ihnen Impulse geben..."
Deutsche Ausbildungs- und Ausstattungshilfe für nordafrikanische Diktaturen
"Allein 186 ägyptische Militärs sind seit 2000 vom Bundesministerium für Verteidigung ausgebildet worden. Das BKA (Bundeskriminalamt) führt Schulungen in sämtlichen arabischen Diktaturen durch. Selbst wenn es zum Sturz einer Diktatur wie in Tunesien, Lybien oder Ägypten kommt, sind genug führende Militärs vorhanden, die den Wechsel zu einem neuen Regierungssystem "gestalten", die durch die EU und die USA ausgebildet wurden. So wird der Regierungswechsel von Militärs kontrolliert, die abhängig von der EU und USA sind. Es wird versucht eine tatsächliche Veränderung zu verhindern. Ausserdem sind Militärs und Polizei durch EU und USA nicht nur ausgebildet sondern auch ausgerüstet worden. Die EU ist sowohl an der Repression und Ermordung von Oppositionellen direkt beteiligt und falls es doch zu einem Sturz der Diktaturen kommt sind genug "alte Bekannte" vorhanden... In dem Gespräch mit Christoph Marischka von der Informationsstelle Militarismus Tübingen wollen wir insbesondere die Rolle der BRD beleuchten." Interview mit Christoph Marischka (IMI) in Radio Corax vom 26.2.2011. Teil I und Teil II
EU-Nachbarschaftspolitik: Mehr Brot, weniger Spielchen
Jahrzehntelang arrangierte sich die Europäische Union mit autokratischen Herrschern in Tunesien, Ägypten und anderswo. Jetzt gibt sie sich reumütig und sucht Wege zur Unterstützung des Wandels. Artikel von Thorsten Knuf in der Frankfurter Rundschau vom 22.02.2011 . Aus dem Text: „In vielen EU-Hauptstädten ist in den vergangenen Wochen die Erkenntnis gereift, dass die Europäer in Nordafrika zu lange auf die falschen Figuren gesetzt haben. Jetzt steht die Union vor der Aufgabe, ihre Nachbarschaftspolitik tatsächlich mit den eigenen Wertvorstellungen in Einklang zu bringen. Und darum, ein gefährliches Vakuum zu verhindern. Nichts fürchten die Europäer mehr, als dass in Nordafrika das blanke Chaos ausbricht, radikale Islamisten die Macht übernehmen oder sich Hunderttausende Flüchtlinge in Richtung Norden aufmachen…“
Volksaufstände gegen Diktatoren des freien Westens: Tunesien und Ägypten
„Im Maghreb und rund um die arabische Halbinsel versuchen die Völker, ihre alten Machthaber zu verjagen. Ihre Lebensumstände, bei meist kargem Verdienst und steigenden Preisen über die Runden kommen zu müssen, haben sie satt. Die Herrschaft, die ihnen diese Lebenslage auferlegt und sie gewaltsam absichert, die seit Jahrzehnten regierende Staatspartei und deren Repräsentanten, wollen sie loswerden. Die soziale Frage eskaliert damit zur Machtfrage…“ Beitrag auf der Seite „Von Marx lernen“ vom Februar 2011
Umbruch in Tunesien und Ägypten: Auch eine (vorläufig?) schwere Niederlage für den französischen Imperialismus
„Die im Juli 2008 durch Nicolas Sarkozy in Paris ausgerufene „Union für das Mittelmeer“ (UPM), der als Gründungsmitglieder die Europäische Union und ein Dutzend Mittelmeer-Anrainer vom südlichen Ufer angehören, zählte zu ihren Stützpfeilern die tunesische und die ägyptische Diktatur. Ihre beiden Vizepräsidenten waren Sarkozy und Hosni Mubarak. Diese Regionalstruktur hat nun ein ernsthaftes Problem... Ebenso wie die aktuelle französische Außenminister Michèle Alliot-Marie. Sukzessive Veröffentlichungen ergaben in den letzten Wochen, dass sie nicht nur politisch das tunesische Regime stützte, sondern zugleich auch ganz persönlich dessen Nutznießerin war. Nicht zuletzt hat auch der (neue) französische Botschafter in Tunis, Boris Boillon, jetzt ganz massive Probleme. Am vergangenen Samstag demonstrierten mehrere Hundert Menschen in der tunesischen Hauptstadt für seinen Rauswurf... Artikel von Bernard Schmid, Paris, vom 23.02.2011
Bloß keine Angst!
"Nordafrika und der Nahe Osten sind in Aufruhr. Die Präsidenten von Tunesien und Ägypten wurden bereits gestürzt. Wer stürzt als nächstes in der Region? Dies ist die wichtigste Frage, die alle Beobachter nun beschäftigt. Die Situation in Bahrain und Libyen spitzt sich zu. Durch das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte kamen schon mehrere Demonstranten ums Leben. Im Jemen ereignen sich schwere Zusammenstöße zwischen der Opposition und Regierungsanhängern. Die „Grüne Welle“ im Iran gewinnt neue Kraft, die Proteste in Algerien halten an, und auch im Irak und in Jordanien gehen nun die Menschen auf die Straßen. Diese Meldungen verdecken jedoch den Blick auf die zweitwichtigste Frage dieser Tage: Wie wird der Westen auf weitere Umstürze in der Region reagieren?..." Artikel von Omid Nouripour in der Frankfurter Rundschau vom 19.02.2011
Unruhen im Maghreb: Vom Protest zum Umsturz ist's weit
Nach den Protesten in Bahrain, Libyen, im Jemen und Iran sind fürs Wochenende auch in Marokko und Algerien Demonstrationen geplant. Steht im Maghreb eine neue Revolution bevor? Auf Spurensuche in Rabat. Artikel von Alfred Hackensberger, Rabat, in der WOZ vom 17.02.2011
New Wind of Change
Erleben wir im arabischen Raum gerade eine Zeitenwende, den Beginn einer neuen Epoche mit neuen weltpolitischen Konstellationen, so wie 1989? Absolut ja, aber der arabische Aufstand ist dennoch nicht mit der Implosion des Ostblocks vergleichbar – und auch nicht mit der »iranischen Revolution« von 1979. Er wird etwas Neues hervorbringen. Artikel von Bernhard Schmid in der Jungle-World vom 17.02.2011 |