Streik im öffentlichen Dienst: zuerst ging es nur um Lohn...
Es gab ein Abkommen: Im November 2011 unterzeichneten es die Regierung und fünf Gewerkschaftsverbände - Lohnerhöhung ab Juli 2012. Als der Juli kam: Pustekuchen. Daraufhin gab es Proteste und Warnstreiks, ohne dass die Regierung reagiert hätte - also Streik, zumindest vom stärksten Verband UST: Dieser dauerte nun schon zwölf Wochen. In der letzten Woche fühlte sich die Regierung noch stark: Der Arbeitsminister kündigte offiziell das ohnehin nie eingehaltene Abkommen vom letzten Jahr und startete gleichzeitig eine Kampagne, der Streik schädige nur die Menschen. Die Reaktion war eindeutig: Erstens kündigten weitere Gewerkschaftsverbände an, nunmehr ebenfalls zum Streik aufzurufen und zweiten organisierten die UST und zahlreiche Gruppierungen der sogenannten Zivilgesellschaft in N'Djamena einen "Tag der ausgestorbenen Stadt" der sich als überaus wirksam erwies - selbst die Behörden die, neben den Banken als einzige geöffnet hatten, hatten keine Besucher...Daraufhin hat sich nun der Präsident eingeschaltet und die Gewerkschaften in seinen Palast eingeladen, wo er ihnen versprach, sich persönlich für die Einhaltung des Abkommens einzusetzen, denn der Streik müsse nun ein Ende finden. Im Laufe dieser Woche sollen die Streikenden auf Versammlungen entscheiden, wie weit sie dem Präsidenten vertrauen, wird in dem Bericht "Grève de l’Ust: Les centrales syndicales chez le PM" am 12. Dezember 2012 im Journal du Tchad bekannt gegeben (die Überschrift kommt daher, dass der Regierungschef die Gewerkschaften dann unmittelbat nach dem Präsidenten empfing).
Siehe dazu auch: "La ville morte: une sanction populaire à Ndjamena" von Bemadji Benoit am 11. Dezember 2012 im Journal du Tchad - ein Bericht über den erfolgreichen Aktionstag in der Hauptstadt.
Massenvertreibungen stoßen auf Widerstand
Satellitenbilder erübrigen die Diskussion: In der Hauptstadt des Tchad wurden in anderthalb Jahren - bis Mitte 2009 - über 4.000 Häuser und Hütten abgerissen, die BewohnerInnen vertrieben. Der Präsident persönlich unterschrieb zu Beginn der Vertreibungskampagne ein entsprechendes Dekret. Die Vertriebenen, einige davon hatten sogar offiziell Rechtsanspruch auf das bebaute Land, wehren sich und suchen internationalen Beistand - in dem Falle von ai. Die Vorstellung eines entsprechenden Berichtes "Les expulsions forcées font des milliers de sans-abri" wurde am 11. September 2009 beim hns-info publiziert.
Monatelanger
Streik im Öffentlichen Dienst ausgesetzt
Von Anfang Mai bis Ende August dauerte der Streik
im öffentlichen Dienst des Tschad, der vor allem an Krankenhäusern
und Schulen massiv befolgt wurde - und dies trotz diverser Polizeiangriffe,
nicht nur, aber vor allem in der Hauptstadt NDjamena. Während
die gewerkschaftsübergreifende Streikkoordination (der Streik
wurde sowohl von dem Gewerkschaftsbund UST als auch der CLTT getragen,
beide gehören dem Internationalen Gewerkschaftsbund an) darauf
verweist, der Streik sei nur ausgesetzt und nicht beendet und habe
bereits bisher einiges erreicht, sind die Reaktionen in der Bevölkerung
geteilt, vor allem eben wegen der bestreikten Krankenhäuser.
Was sich die diversen Kommentatoren, die Streiks prinzipiell für
schlimm halten zunutze machen, um wieder einmal zu unterstreichen,
gerade im Tschad könne kaum etwas schlimmeres passieren - nicht
einmal bewaffnete Rebellionen seien so gefährlich. Ähnlich
hatten sie bereits bei Streiks im Frühjahr in der boomenden
Ölbranche Stimmung gemacht, als die Beschäftigten von
Esso und einer Esso-Kontraktfirma gestreikt hatten. Dies wird in
dem redaktionellen (englischen) Bericht "Threat
of public sector strikes still hangs over government"
der UN-Nachrichtenagentur Irin vom 4. September 2007 sehr deutlich...
Streiks im öffentlichen Dienst
Warten sollen sie mit ihren geforderten Lohnerhöhungen
(bis zu 50 Prozent) - bis zum Tag da endlich die Öleinnahmen
rollen (sollen). Gemeint sind die Beschäftigten des öffentlichen
Dienstes und staatlicher Betriebe im Tchad. Tun sie aber nicht:
Was schon das ganze Jahr über immer wieder aufflackerte (und
bereits zu Nachzahlungen der Regierung in die Rentenkasse führte,
die zwei Jahre lang nicht stattfanden) wurde Anfang Juni zum landesweiten
- gut befolgten - Streik im Öffentlichen Dienst, zu dem der
grösste Gewerkschaftsbund des Landes, die U'ST aufgerufen hatte.
Der redaktionelle (englische) Bericht "State
sector strike slows hospitals, govt offices"
der UN-Nachrichtenagentur IRIN vom 5. Juni 2006. |