"Unberührbar" - ganz ohne Kastenwesen...
Sie sind die Müllsammler "der Nation" - rassistisch diskriminiert und zählen mindestens 1,5 Millionen Menschen, also etwa 6% der Bevölkerung: Die Akhdam, die Ausgegrenzten. Die Reportage "The Untouchables of Yemen" von Jomana Farhat am 05. Dezember 2012 bei Al Akhbar gibt eine soziale Wirklichkeit wieder, die in den politischen Diskussionen selten auftaucht...
Total ausgepresst...
Der Yemen hat es ja, das arme Total nicht: Weshalb die Verträge der französischen Ölfirma mit der Regierung des "gegangen wordenen" Präsidenten Saleh bedeuteten, dass Total jährlich rund 2,8 Milliarden weniger an den Yemen (für Flüssiggas) bezahlte, als es dem üblichen Weltmarktpreis entsprochen hätte...Zahlreiche Proteste führten dann dazu, dass am 04. Oktober diese Verträge von der Regierung Hadi neu verhandelt wurden - der Preis wurde rund verdoppelt. Womit - und deswegen gehen die Proteste weiter - er ungefähr auf der Hälfte des aktuellen Weltmarktpreises lag. Die Blogübersicht "Yemen: Total's Unfair Gas Prices" von Noon Arabia am 17. Oktober 2012 bei Global Voices Online.
Siehe dazu auch: "Message No 1" der "Electronic Coordination of the Yemeni Revolution" bei facebook vom 16. Februar 2012, mit der zuerst von Regierung und total Neuverhandlungen gefordert worden waren...
Streiks und ihre Rolle in der Demokratiebewegung...
...behandelt der Beitrag "Garbage Collectors and the Struggle for Worker's Rights in Yemen" von Atiaf Alwazir am 01. Juni 2012 bei Jadaliyya. Dabei geht es nicht nur um den - erfolgreichen - Kampf der Müllsammler, wie die Überschrift nahelegt, sondern auch um die Streikbewegung 2011 und die erneute Streikwelle seit Mai 2012.
Der Übergang: Wer nicht mitmacht...
Eigentlich - eigentlich ist alles eingerichtet für einen Übergang, der niemand weh tut: Nicht dem Langzeitdiktator Saleh und schon gar nicht seinen diversen Gefolgsleuten. Aber es gibt viele Menschen, die da nicht mitspielen. So sind schon Ende Dezember Beschäftigte verschiedenster staatlicher Stellen in den Streik getreten, den sie fortführen wollen, bis die Übergangsregierung ihre Forderungen erfüllt hat: Rücktritt zahlreicher Direktoren, berichtet in "Yémen : Grève contre les directeurs liés au régime de Saleh" die Redaktion der Solidarité Ouvrière am 29. Dezember 2011.
Siehe dazu auch: "Une nouvelle « révolution parallèle » contre la corruption" von Abubakr Al-Shamahi am 05. Januar 2012 in La Voix du Yémen, worin vor allem berichtet wird, dass sich die Streikbewegung auf die Armee ausgeweitet hat.
Sowie: "Landmark victory for aviation workers in Yemen" eine Meldung bei itf global ebenfalls vom 05. Januar 2012 - in der berichtet wird, dass diese Streikbewegung bei der jemenitischen Fluggesellschaft Erfolg hatte: Der direktor wurde entlassen...
Neuer Streik der Ölarbeiter
Die Belegschaft der kanadischen Ölgesellschaft Nexen hat Monate nach ihren ersten Streiks mit Wiederaufnahme der Aktionen gedroht: Die seither laufenden Gespräche hätten keinerlei Ergebnisse gezeigt. Von der Regierung fordern sie nun, den Ende des Jahres auslaufenden Vertrag mit Nexen zur Ausbeutung des Masilafeldes nicht zu erneuern - eine neue Auseinandersetzung vor dem Hintergrund der monatelangen Proteste, die die noch amtierende Regierung keinesfalls gebrauchen kann. Dies wird in dem Beitrag "Nexen shutdown threatened in Yemen" von Dina O'Meara am 04. September 2011 im Calgary Herald hervorgehoben.
Demonstration im Jemen: Hunderttausende gegen den Staatschef
Hunderttausende Menschen haben im Jemen für den Rücktritt von Staatschef Ali Abdallah Saleh demonstriert. Der Erfolg der Aufständischen in Libyen hat ihren Widerstand neu bestärkt. Afp-Meldung in der TAZ vom 26.08.2011
Schwere Not in Jemen: Prekäre Energie-, Wasser- und Nahrungsversorgung
Der Uno-Sicherheitsrat hat seine «tiefe Besorgnis» über die anhaltende Gewalt im Jemen geäussert. Das Land steht am Rand eines Bürgerkrieges. Demonstranten fordern seit Monaten den Rücktritt des seit gut drei Jahrzehnte herrschenden Präsidenten. Artikel von Jürg Bischoff in der Neue Zürcher Zeitung vom 25. Juni 2011
Die Lage in Jemen eskaliert weiter
"In Jemen ist keine Lösung des Machtkampfes in Sicht. Bei Kämpfen im Süden wurden nach Angaben von Sanitätern mindestens sechs Menschen getötet. Zehntausende Demonstranten in der Hauptstadt Sanaa protestierten gegen den Präsidenten Ali Abdullah Saleh." ddp-Meldung auf NZZ Online vom 10.06.2011
Gescheiterter Staat? Was nach dem Weggang des Präsidenten Ali Abdullah Salih aus dem Jemen wird, ist unklar
"Der Jemen ist ein Staat, von dem man häufig sagt, dass es nur eins gibt, was seine Bürger verbindet: Die Droge Kath, die ein Großteil der Männer dort täglich kaut. Sie ist auch maßgeblich mit dafür verantwortlich, dass die Wasservorräte des Landes in absehbarer Zeit zur Neige gehen werden, weil seit den 1970er Jahren immer tiefere Brunnen gebohrt wurden, um die Kath-Sträucher zu bewässern. Die Zukunftsaussichten des Jemen gelten deshalb allgemein als düster: Außer der Landwirtschaft gibt es kaum Infrastruktur, die eine explodierende Bevölkerung ernähren könnte, und die wenigen Ölvorkommen dürften noch schneller leer gepumpt sein als das Grundwasser." Artikel von Peter Mühlbauer auf Telepolis vom 09.06.2011
"Remove the current regime peacefully" / "Friedliche Entfernung des gegenwärtigen Regimes"
Dokumentiert: Die Forderungen der "revolutionären Jugend" Jemens / Demands and Proposals from Yemen's Revolutionary Youth auf der AG-Friedensforschung vom 9. Juni 2011
Der "schwarze Schatten" aus Riad...
Ist er nun weg? Oder lancieren ihn seine saudischen Statthalter wieder? Saleh, der in einem saudischen Krankenhaus behandelt wird, will wiederkommen. Sagt die Regierung. Möchte die saudische Regierung. Am heutigen Freitag rufen beide Lager zu Massenkundgebungen auf. der Bericht "Yemen rivals set to stage mass protests" bei Al Jazeera vom 10. Juni 2011 gibt einen aktuellen Überblick. Siehe dazu: "Interview with Abdul-Ghani Al-Iryani" von democracy now am 06. Juni 2011, hier gespiegelt bei Jaddaliya - der Mitbegründer des Democracy Awakening Movement ist auch Sinnbild der Tatsache, dass es im Jemen keineswegs nur kämpfende Stammesverbünde gibt, sondern, auch nach all den Jahren Salehdespotie immer noch eine der größten einigermaßen organisierten Linken in der Region.
Ausgerechnet der Golfrat?
Der Golfrat hat einen Übergangs- und Friedensplan für den Jemen vorgeschlagen, den sowohl der Präsident Saleh, als auch die EU und die USA und der Golfrat selbst ganz toll finden. Die Opposition diskutiert heftigst, unter Verweis auf die schlichte Tatsache, dass der Golfrat in Bahrein und Saudi Arabien DemonstrantInnen mit Panzern konfrontiert. Der Artikel "The Core of Arab Counterrevolution" (das Herzstück der arabischen Konterrevolution) von Mohammad-Reza Shalgooni wurde am 17. April 2011 aus dem Iranischen ins Englische übersetzt bei der Revolutionary Flowerpot Society veröffentlicht - und macht den Golfrat als eben dieses Herzstück aus.
Salehs lange Vorgeschichte: East of Aden
Es gehört zum Ritual der Berichterstattung kommerzieller europäischer Medien, auf den Protestgrund zu verweisen, Präsident Saleh regiere seit über 40 Jahren. Was aber nicht so ganz ins Arsenal dieser Art Medien passt, ist die Vorgeschichte dieser langen Herrschaft. Die besteht vor allem in dem rücksichtslosen Kolonialkrieg Britanniens gegen die Unabhängigkeitsbewegungen der arabischen Halbinsel. Der britische Historiker Mark Curtis hat nun, ausschliesslich auf Regierungsdokumenten der damaligen Zeit basierend, eine Untersuchung zu diesem britischen Kolonialkrieg vorgelegt, der - von allen wechselnden Regierungen ihrer Majestät geführt - etwa 200.000 Menschen das Leben kostete. Die medienkritische Gruppe Media Lens hat dazu den Beitrag "Yemen's Useful Tyranny - The Forgotten History of Britain's Dirty War" am 04. April 2011 beim Information Clearinghouse publiziert.
Saleh am Ende?
"Wir wollen keine neuen Angebote, wir wollen nur seinen Abgang, sofort" - so wird ein Oppositioneller zitiert, in dem Beitrag "Yemen's Saleh says to transfer power peacefully" vom 24. März 2011 bei Al Arabiya. Siehe dazu auch: "Noch ein Quadratkilometer Herrschaft" von KARIM EL-GAWHARY in der taz am 24. März 2011, worin einer der zahlreichen "Überläufer" zu Wort kommt...
Kein Gaddafi...
...sei Jemens Präsident Saleh sagte ein "Experte" jüngst im Fernsehen. Obwohl die Zahl seiner Todesopfer täglich steigt. In dem gestrigen Bericht "Dozens injured in renewed Yemen protests" vom 17. März 2011 bei Al Jazeera wird zwar nur, wie der Titel sagt, von fünf Verletzten an diesem Donnerstag berichtet, am Tage zuvor waren es 120 Verletzte, aber davor gab es mehrere tage mit Todesopfern des ach so beliebten Kämpfers gegen Al Qaida...
Mit scharfer Munition gegen Demonstranten: Tote bei Polizei-Einsätzen in mehreren Städten Jemens
"In mehreren Städten Jemens ist die Polizei am Samstag gegen Tausende von Demonstranten vorgegangen. Dabei wurde nebst Tränengas auch scharfe Munition eingesetzt. Bei den Einsätzen starben sechs Demonstrierende. Einige von ihnen wurden durch Schüsse in den Kopf tödlich getroffen..." Bericht in der Neuen Züricher Zeitung vom 12.03.2011
Herrschen, bis der Arzt kommt
In den Städten des Jemen wird protestiert, doch entscheidend wird die Haltung der bewaffneten Landbevölkerung sein. Artikel von Oliver M. Piecha in der Jungle-World vom 24.02.2011 . „Der Präsident beklagt sich bitter. Jedes Mal, wenn er sich zu Diskussionen bereit erkläre, erhebe die Opposition weitere Forderungen. Überhaupt sei diese ganze Sache mit der Demokratiebewegung eine höchst ansteckende Krankheit, die sich von Tunesien aus verbreitet habe: »Es ist eine Grippe.« Kein Wunder, dass Ali Abdullah Saleh, der Präsident des Jemen, sich krank fühlt. Seit dem 11. Februar reißt die Kette der Demonstrationen nicht mehr ab, in der Hauptstadt Sana’a gärt es ebenso wie in Taiz, der zweitgrößten Stadt des Landes und in der südjemenitischen Hafenstadt Aden. Die friedlichen Demonstranten müssen sich dabei nicht nur gegen die Polizei, sondern auch gegen den Mob der Regimeanhänger wehren, der wie in Aden auch schon mal eine Handgranate wirft…“
»Zu viel Armut und zu viele arbeitslose Jugendliche«
In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa fordern Demonstranten seit Tagen den Rücktritt von Präsident Saleh. Ein Interview von Martin Lejeune mit Mohammed Baza , Touristenführer und Reiseveranstalter in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa, in der jungen Welt vom 16.02.2011
20.000 in Sanaa - aber Saleh spielt die Mubarak-Karte...
Die grösste Demonstration seit langen Jahren in Sanaa - der Präsident macht vage Versprechungen und mobilisiert Prügelgarden. Es geht um die Frage, ob er durch Angst gewinnen kann, was im Moment nicht so aussieht. Ein Drittel der Bevölkerung ist im Elend, im süden gewinnen die Kräfte, die die Wiedervereinigung rückgängig machen wollen täglich an Boden, weil die autokratische Herrschaft Saleh die Menschen zunehmend abstößt, und im Norden fühlen sich Schiiten religiös verfolgt. So wird die Problematik in dem Beitrag "Jour de colèreà Sanaa, où 20.000 Yéménites manifestent" von der Redaktion von Al Oufouk am 03. Februar 2011 zusammengefasst.
Siehe dazu auch: "Yemen: Thousands Protesting Against Saleh Rule" von Amira Al Hussaini am 27. Januar 2011 bei Global Voices Online, eine zusammenstellung der Aussagen jemenitischer Blogger.
Und: "Yémen/affrontements: 3 blessés" die AFP Meldung bei Le Figaro am 02. Februar 2011 wo über Zusammenstöße im südjemenitischen Habilayn berichtet wird.
"Ali - geh zu Ali!"
Das war eine der Losungen der zahlreichen Demonstrationen der letzten Tage - Ali Saleh soll ebenso verschwinden, wie dies Ben Ali getan hat. Immer heftiger und immer größer werden die Proteste. In "Yemen: Thousands Protesting Against Saleh Rule" wird am 27. Januar 2011 ein Überblick über Berichte und Meinungen jemenitischer Blogger gegeben.
Siehe dazu auch: "Anti-government rallies hit Yemen" ein Bericht mit Video vom 27. Januar 2011 bei Al Jazeera von der bisher größten Demonstration in Sanaa, an der sich über 10.000 Menschen beteiligten.
Und: Der Bericht über die Festnahme von Tawakul Karman, die die Studentenproteste an der Uni Sanaa mitorganisiert hatte "Yemen arrests protest leader" ebenfalls bei Al Jazeera am 23. Januar 2011.
"Stolz auf Tunesien"...
...seien sie, skandierten die Demonstranten in Sanaa. In dem Bericht "Tunisians inspire hundreds of Yemenis to protest" beim Al Arabiya News Channel vom 19. Januar 2011 wird von zahlreichen Festnahmen ebenso berichtet wie, dass die Demonstrationen an der Universität trotzdem täglich weitergehen, stets mit Betonung, dass altgediente Diktatoren weg müssten - ein ehrenwerter Herr Saleh regiert im Jemen seit 32 Jahren...
Siehe dazu auch: "Manifestations au Yémen pour des réformes" am 20. Januar 2011 bei Europe1 über Demonstrationen mit tausenden von TeilnehmerInnen in Taiz.
Generalstreik für höheren Mindestlohn
Ab Samstag den 15. Mai wollen alle 15 Einzelgewerkschaften - mit etwa über einer halben Million Mitglieder - jeden Tag eine Stunde länger streiken, um am 24. Mai zu einem Vollstreik für eine deutliche Erhöhung des Mindestlohns zu kommen. Da die Regierung bisher auf diese Forderung nicht reagiert hat, sieht sich der Allgemeine Gewerkschaftsverband GLU zu diesem Schritt gedrängt. Diese keineswegs alltägliche Entscheidung wird in dem Bericht "Low wages spur massive strike" von Abdul-Aziz Oudah im Yemen Observer am 11. Mai 2010 näher dargestellt.
Allein am Roten Meer
Houthis im Norden, Sezessionsbestrebungen im Süden, Flüchtlinge aus Somalia und Äthiopien (ja, auch die werden aufgeführt) die Liste der Feinde des ewig regierenden Herrn Saleh ist beeindruckend. Bloß gut, daß er auch noch Freunde hat - die ihm auch bei Mord und Totschlag zur Seite stehen. Der Staat der Sauds nebenan - übernimmt das Schießen im Norden. Die USA und die EU schicken Truppen und geben Geld. Die kleine aktuelle Materialsammlung "Die Kriege im Jemen" vom 27. Januar 2010 soll versuchen, einen Beitrag zum Verständnis der Entwicklung zu leisten. |