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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Allein am Roten Meer Houthis im Norden, Sezessionsbestrebungen im Süden, Flüchtlinge aus Somalia und Äthiopien (ja, auch die werden aufgeführt) die Liste der Feinde des ewig regierenden Herrn Saleh ist beeindruckend. Bloß gut, daß er auch noch Freunde hat - die ihm auch bei Mord und Totschlag zur Seite stehen. Der Staat der Sauds nebenan - übernimmt das Schießen im Norden. Die USA und die EU schicken Truppen und geben Geld. Die kleine aktuelle Materialsammlung "Die Kriege im Jemen" vom 27. Januar 2010 soll versuchen, einen Beitrag zum Verständnis der Entwicklung zu leisten. Die Kriege im Jemen In dem Beitrag "The Wars in Yemen: More Complex than We're Being Told" von Carl Bloice im BlackCommentator vom 7. Januar 2010 werden die Zusammenhänge hervorgehoben, die aus dem langfristigen Engagement der USA im Jemen entstanden sind und die lange vor Al Qaida und der aktuellen politischen Begründung schon wirkten. Was seinen Ausgangspunkt im Kampf gegen den einst revolutionären Südteil hatte und immer unter dem Motto "Einheit des Jemen" praktiziert wurde, auch nach der Vereinigung 1990. Bloice verweist auch darauf, dass über ein Drittel der arbeitsfähigen Bevölkerung erwerbslos ist und breite Schichten der Bevölkerung unter Wassermangel leiden. Und er erinnert daran, dass Saudi-Arabien bereits einmal eine regelrechte Bombe im Jemen hochgehen ließ: Als Jemen sich weigerte, am ersten Irakkrieg teilzunehmen wurden die 850.000 Jemeniten aus Saudi Arabien ausgewiesen. Dazu: "Die wirtschaftliche Talfahrt begann 1990, als sich der Jemen weigerte, dem Einsatz internationaler Truppen für die Befreiung Kuwaits unter der Führung der USA zuzustimmen. Die darauf folgende Ausweisung von fast einer Million jemenitischer Arbeitsmigranten aus den Golfstaaten, vor allem aus Saudi-Arabien, und die fast völlige Einstellung der Entwicklungshilfe aus diesen Nachbarländern sowie den USA hatten nachhaltige Folgen. Die Wirtschaft stürzte in eine Inflation, aus der sie das Mitte der 1990er Jahre begonnene Strukturanpassungsprogramm (SAP) nur zeitweise retten konnte. Der jemenitische Staat zeigte sich außerstande, Reintegrationsmaßnahmen oder soziale Leistungen für die Rückkehrer bereitzustellen. Traditionelle Netzwerke wie Großfamilien und Stammesverbände konnten diese Lücke zumindest teilweise füllen, aber der Krieg von 1994 und das SAP verschärften die Situation weiter" - heisst es in dem Beitrag "Wie unruhig ist der Jemen?" von Iris Glosemeyer im inamoheft Nr 44 von 2006, Aussagen, die nach wie vor gelten. Ein paar ganz knappe Schlaglichter auf die soziale Situation im Jemen wirft der Beitrag "Yemen" (von 2009) des Solidarity Centers des AfL-CIO - wobei vor allem erwähnt werden die Tatsache, dass eben etwa 2,5 Millionen Menschen erwerbslos sind, sowie dass etwa ebensoviele in der informellen Wirtschaft tätig sind - als Tagelöhner in der Bauindustrie beispielsweise, während der Hafen von Aden immer noch ein wichtiger Umschlagplatz ist und viele Hafenarbeiter organisiert sind - die 18 Gewerkschaften im GFTU haben zusammen rund 400.000 Mitglieder. Dass sowohl die allmählich investierenden transnationalen Konzerne, als auch die staatlichen Betriebe alles tun, um gewerkschaftliche Organisierung zu verhindern, stört natürlich niemand von Präsident Salehs Partners, wie dies im Fall der jemenitischen Fluggesellschaft deutlich wird, in dem Bericht "Solidarity Center Protests Firing of Yemenia Airways Workers" vom Januar 2007. Die Studie "Syndicats et libertés au Yémen" von Thibaut YVEN an der kanadischen Laval-Universität gibt einen Abriß der Geschichte der jemenitischen Gewerkschaftsbewegung. Wie der politische Alltag für etwaige kritische Medien oder gar Oppositionelle aussieht wird immer wieder in den zahlreichen Dokumentationen von Amnesty International "ai Yemen" dargestellt, aber irgendwelche Rechte sind ja auch gar nicht Thema bei den aktuellen Bestrebungen. Was auch deutlich wird, wenn mensch die üblichen Meldungen in der bekannten besonderen Qualität deutscher Journaille liest, wie etwa anläßlich der Guidomobilfahrt "Westerwelle im Jemen eingetroffen" bei news.de am 11. Januar 2010, wo unter viel Geseiere auch folgender Fakt zu finden ist: "Mit Entwicklungshilfe über knapp 80 Millionen Euro für den Jemen in den Jahren 2009/10 steht Deutschland in Europa an der Spitze. Saudi-Arabien unterstützt den armen Nachbarn mit Finanzhilfen in Milliardenhöhe". Wesentlich informativer ist da das Gespräch "Sie wollen auf unser Gebiet" mit Mohammed Abdulsalam, einem Sprecher der nordjemenitischen Houthibewegung, das Karin Leukefeld am 22. Dezember 2009 in der Jungen Welt publizierte (hier gespiegelt beim Friedensratschlag). Dieselbe Autorin hatte mit dem Beitrag "Aufbegehren gegen Jemens Regierung" am 3. August 2009 im Neuen Deutschland (ebenfalls Friedensratschlag) bereits eine politische Bestandsaufnahme sozusagen zu Beginn der neuen Auseinandersetzungsrunde gemacht. Zusammengestellt von hrw |