Albtraum im Märchenland - Moderne Arbeitssklavinnen in Dubai
"Tausende junger Frauen, zumeist aus Afrika, gehen jedes Jahr in die reichen Golfstaaten, um dort als Hausangestellte zu arbeiten, denn in ihrer Heimat haben sie keine Perspektive. Doch was so hoffnungsvoll beginnt, endet meist als Albtraum. Die jungen Frauen sind die Sklavinnen des 21. Jahrhunderts. Versprochene Löhne werden nicht gezahlt. Wer versucht, sich gegen Repressalien und unwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen zu wehren, riskiert sogar sein Leben. Im Untergrund agierende Hilfsorganisationen versuchen, den Hausmädchen und Arbeitern zu helfen. Ein riskantes Unterfangen. Ein Film von Edgar Wolf, Eva Grün und Adamna Adim" Die Seite zum Film beim WDR "Die Story" vom Montag, 21. Februar 2011 sowie der mp4-Streambeim WDR
Auch die Dubai-Krise zu Lasten der Arbeiter: Migranten raus...
Kaum sind die allseitigen Beschwörungen, die Krise sei vorbei, lauter geworden, platzte mit lautem Knall die nächste Blase: Dubai zahlungsunfähig. Und ja, die Reaktion ist "ganz wie im Westen" - die ArbeiterInnen sollen die Zeche bezahlen - in Dubai sind dies eben meist MigrantInnen. Der Beitrag "The Dubai Disaster" von AFSHIN RATTANSI erschien am 1. Dezember 2009 bei counterpunch.
Protestaktionen der Bauarbeiter
- 45 Bauarbeiter zu Haftstrafen verurteilt
Als Nachtrag zu unseren Meldungen über die Protestaktionen von Bauarbeitern in Dubai Ende des letzten Jahres jetzt die Meldung, dass 45 Bauarbeiter, die angeblich an gewalttätigen Ausschreitungen teilgenommen oder dazu aufgerufen haben, zu je 6 Monaten Haft verurteilt wurden. Danach werden sie abgeschoben. So die kurze Nachricht "45 workers jailed for violent protests" vom 24.02.2008 in der Khaleej Times Online
- 20 Prozent Lohnerhöhung für "Kriminelle" - und neue Protestaktionen der Bauarbeiter
Der grösste Streik der VAE-Geschichte war in der zweiten Novemberwoche, nach 11 Tagen beendet worden. Mit recht allgemeinen Zusagen - neben Einschüchterung und Polizeiterror. Jetzt wurde bekannt gegeben, dass branchenweit eine Lohnerhöhung von 20% festgelegt worden sei - vom Arbeitsministerium. Zur selben Zeit gibt es neue Aktionen auf dem globalisierten Arbeitsmarkt des Bauboom Emirats Dubai. Die aktuelle Materialsammlung "Proteste gehen weiter" vom 23. November 2007.
- Großzügig: Wer von den 4.000 festgenommenen streikenden indischen Bauarbeitern "nichts getan hat" muss nicht lange im Gefängnis bleiben...
Wer sich vom Wahnsinn des Wesens des Nationalstaates überzeugen möchte, kann dies zwar in vielen Ländern tun (nicht nur in Teutonien), aber kaum irgendwo so schnell und übersichtlich wie in den VAE: 4 Millionen EinwohnerInnen, 800.000 Staatsbürger. 95% aller Arbeitskräfte sind - und so heissen sie da wirklich noch - "Gastarbeiter". Nun könnte man sagen, da herrscht einfach mehr Ehrlichkeit, als etwa in Westeuropa: die sollen hier die Arbeit machen und zufrieden sein, pronto. Was sich aber seit Jahren anbahnte und immer wieder zur im Lande neuen Erscheinung von Streiks führte, ist nun im Oktober nachgeradezu explodiert: Mehrere Tausend indische Bauarbeiter (es soll rund 700.000 Menschen aus Indien geben, die in den VAE arbeiten) haben für bessere Löhne und Lebensbedingungen gestreikt, Strassen besetzt, demonstriert: 4.000 von ihnen wurden festgenommen und sollen deportiert werden. Wer von diesen Festgenommenen "nichts getan hat" so liess die Regierung großzügig verlauten, werde schnell wieder freigelassen. "Hitzestreiks", eine Materialsammlung vom 7. November 2007 versucht, Verständnis und Bedeutung dieser Entwicklungen zu klären.
- Lieber unzivilisiert als servil - Bauarbeiter in Dubai im Streik!
"Der Arbeitsminister der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Ali bin Abdullah al-Kaabi bezeichnete das Verhalten streikender, grösstenteils aus Indien, Pakistan oder Bangladesh stammender Bauarbeiter in Dubai als "unzivilisiert", nachdem es dort vorgestern zu Zusammenstössen zwischen diesen und Bullen gekommen war. Die verschiedenen derzeitigen Streikaktionen der Kollegen richtet sich gegen die dortigen Hungerlöhne, miesen Arbeitsbedingungen, schlechten Wohnverhältnisse (die pakistanische Zeitung The News spricht von "Labour Camps") und die hohen Fahrpreise . alles Dinge, welche in zivilisierten (kapitalistischen) Ländern wie den VAE zum Normalzustand gehören." Bericht auf Entdinglichung vom 29.10.2007 . Siehe dazu aktuell:
- Striking Workers Released From UAE Jail
"More than 4,000 south Asian workers who had been jailed since a weekend labor strike were released Wednesday, India 's ambassador said, in an incident that has highlighted labor tensions in this booming city. About 160 other strikers, including 90 Indian nationals, remained in custody in Dubai 's central jail after United Arab Emirates authorities determined they had participated in violence during the strike, said Tahmiz Ahmad, the Indian ambassador to the Emirates." AP-Meldung vom 01.11.2007
Selbstständige Organiserung von Bauarbeitern in Dubai
Wie die 95% migrantischen "Arbeitskräfte" in Dubai leben müssen, ging in den letzten Monaten (endlich) wiederholt durch die bürgerliche Medienwirtschaft. Vor allem, weil zunehmend mehr von ihnen - legal oder nicht, egal - zum Mittel des Streiks griffen, um ihre Lage zu verbessern. Und auch weil eine ganze Reihe von ihnen gerade in diesem Jahr Opfer der Marktwirtschaft wurden: Hitzetod. Bauarbeiter, vor allem indischer Herkunft, haben jetzt begonnen, sich selbst und sichtbar zu organisieren: Mit einer eigenen Seite im Internet beispielsweise. Denn in dem von der EU und den USA hofierten Ländchen sind Gewerkschaften selbstverfreilich nicht zugelassen, ohne dass unterschiedlichste Menschenrechtskrieger je einen Gedanken darauf verschwendet hätten. Die (englische) Seite der "Campaign for UAE Construction Workers' Rights" ist Lagebeschreibung und ausgesprochen empfohlener Solidaritätsaufruf zugleich, und Anfang August 2006 ins Netz gegangen.
Lehrer ohne
Papiere Die enorme Zahl "migrantischer Arbeitskräfte"
- also Menschen, die keinen Pass der VAE besitzen - hat beispielsweise
auch Kinder. Und die brauchen auch Schulen. Und diese Lehrer. Also
heuern diese Privatschulen Arbeitskräfte an - und lassen sie
ohne (teuere) Papiere. Im Prinzip funktioniert alles genauso, wie
es auch in anderen Branchen funktioniert, nur dass es eben diesmal
keine Haushaltskräfte, Bauarbeiter oder VerkäuferInnen
sind. Und: Auch diese Menschen beginnen zu protestieren. Der (englische)
Bericht "Teachers
without labour cards open to exploitation"
von Wafa Issa vom 30. August 2006 bei "Gulf News" (mit
folgenden interessanten LeserInnen-Kommentaren).
Erfolgreiche Streiks machen Schule
Nachdem im Sommer die Belegschaft der Al Hamed Company
erfolgreich gegen die zu späte Auszahlung der Löhne gestreikt
hatten, scheint das Beipsiel Schule zu machen - zumindestens gab
es danach noch mehrere weitere Streiks von Migranten vor allem,
die mit Erfolg ihre versprochenen Löhne und zum richtigen Zeitpunkt
erkämpften. So berichtet es im (englischen) Beitrag "Workers
on strike"
ein Redaktionsmitglied der Khaleej Times Online vom 28. September
2005. |