Folter und Gewalt gegen Protestierende
„Die Menschenrechtskrise in Bahrain ist noch lange nicht vorbei. Trotz gegenteiliger Beteuerungen der Behörden geht die staatliche Unterdrückung der Opposition und die Repression gegen friedliche KritikerInnen der Regierung seit den Aufständen im Februar und März 2011 unvermindert weiter. In dem neuen Bericht "Flawed Reforms: Bahrain fails to achieve justice for protesters" dokumentiert Amnesty International, dass Folter und exzessive Gewalt gegen Protestierende immer noch zum Alltag in Bahrain gehören. Die von der Regierung angekündigten Reformen sind bislang unzureichend und oberflächlich...“ Siehe dazu die Seite vom Amnesty International . Der zitierte Bericht ist dort verlinkt. Siehe dazu:
- Rot für Bahrain
Formel 1 in einem Folterstaat, Eishockey bei einem Diktator? Warum der Sport niemals einfach nur Sport ist. Artikel von Ulrich Ladurner in Zeit-Online vom 20.02.2012 . Aus dem Text: „ (...) Darf in einem Land wie diesem ein Formel-1-Rennen stattfinden? Müssen diese Autos wirklich an Häusern vorbeifahren, in denen nach Angaben von Oppositionellen Menschen gefoltert wurden? Müssen Hunderttausende Fernsehzuschauer dem zusehen? Könnte man nicht einfach mal verzichten, aus Protest, aus Solidarität mit den Gefolterten? Diese Frage kann man auch an Mercedes oder Red Bull stellen. Der Präsident der FIA, Jean Todt, gab eine abschlägige Antwort und begründete sie mit den Worten: »Wir sind eine Sportorganisation. Wir interessieren uns nur für Sport!« Das freilich ist eine billige Ausrede, und es ist naiv. Denn Todt mag sich als Sportfunktionär nicht für Politik interessieren, doch die Politik interessiert sich für den Sport...“
Die Khalifabande, im Schatten Assads: Jagd auf GewerkschafterInnen
Offiziell haben über 1600 Menschen bei der staatlichen Komission Klage eingereicht, sie seien wegen Teilnahme an den Protesten entlassen worden - wieviele sich das nicht getraut haben, oder wie viele einer solchen Komission nicht vertrauen mochten, kann niemand zählen. Rula al-Saffar, vom Vorstand der Gewerkschaft der Krankenschwestern ist zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil sie Verletzte behandelt hat - 19 weitere Kolleginnen sitzen wegen des Vergehens ihren Beruf auszuüben ebenfalls verurteilt im Gefängnis. Mahdi Abu Deeb ist Vorsitzender der Lehrergewerkschaft - wegen eines Proteststreiks gegen die blutige Repression von einem Militärgericht zu zehn Jahren verurteilt, andere Lehrer haben Strafen zwischen 3 und 10 Jahren erhalten. Das Bahrain Bulletin March2012 der britischen Gewerkschaftlichen Solidarvereinigung MENA verbreitet nicht nur diese und andere Fakten über das Terrorregime der Khalifa, sondern gibt auch ausserhalb UK nutzbare Hinweise: Adressen für Solidaritätsschreiben der bahreinischen Ärzte und für Proteste bei Regierungsstellen...
Britische Lehrergewerkschaft protestiert
Neben Krankenhauspersonal gehören auch Lehrer zu den per Definition verfolgten Berufsgruppen in Bahrain - wo Repression und Widerstand auch nach einem Jahr weitergehen. Die britische Lehrergewerkschaft hat jetzt den eigenen Botschafter aufgefordert, tätig zu werden - aus Anlaß des Verfahrens gegen den Vorsitzenden der bahrainischen Lehrervereinigung und seinen Stellvertreter. Der Brief der National Union of Teachers vom 03. Februar 2012 auf der eigenen Homepage.
Gasgranate tötet Frau - Frauen aller Konfessionen protestieren
In dem Dorf mit dem schönen Namen Barbar im Norden Bahreins hat massiver Polizeieinsatz ein weiteres Menschenleben gekostet: In diesem Fall starb die 81-jährige Salma Mohsin an den Folgen einer Attacke mit Tränengasgranaten. Jetzt protestieren seit Tagen Frauen in der Region - Frauen jedweder Konfession, auch wenn europäischer Schematismus die Gegend sofort komplett zur Schiitenbevölkerung rechnet - besser informiert der optische Beitrag "Death of elderly Bahraini woman sparks heavy clashes" von Maryam Alkhawaja am 15. Januar 2012 bei storyful (mit folgenden täglichen Fotoupdates). Bei den Bildern auch eine allseits als typisch beschriebene Sequenz der Jagd auf Personen mit gepanzerten Fahrzeugen, ein Vorgehen das ebenfalls bereits zu mehreren Todesfällen geführt hat. Während das Regime weiterhin blutige Repression ausübt, zeigen sich Europa und die USA (bestenfalls) erregt...
Siehe dazu auch: "Bahrain's Sunni Awakening" von Justin Gengler am 17. Januar 2012 beimmerip, der schon einleitend daran erinnert, dass die im Frühjahr 2011 blutig niedergeschlagenen Proteste gegen die Khalifabande keinesfalls eine schiitische Aktion waren - und dass dies seitdem auch weiterhin so geblieben ist.
Politische Entlassungswelle geht weiter
Trotz der gewaltigen internationalen Repressionswelle vom Frühjahr 2011 sind in den letzten Wochen die Proteste gegen das Regime in Manama wieder aufgeflammt. Was neben der direkten Repression eine wesentliche Rolle spielte - und offensichtlich wieder spielt - sind politisch motivierte Entlassungen. Waren die Fälle der entlassenen Mediziner, die Demonstranten behandelt hatten, noch einigermaßen bekannt geworden, so gibt etwa die Twitter-Sammlung "BHSacked" einen Einblick in Umfang und Heftigkeit dieser Entlassungswelle.
Entlassungswelle angeprangert: Auch bei DHL
Aus Anlass des „World day for decent work“ hat das bahreinische Menschenrechtszentrum einen offenen Brief an die internationale Arbeitsorganisation ILO veröffentlicht, in dem eine Bilanz der Gewerkschafts- und Arbeitsrechte seit April diesen Jahres gezogen wird - damals hatte die Regierung einer Delegation des Internationalen Gewerkschaftsbundes und der ILO Zusagen über die künftige Einhaltung dieser Rechte gemacht und ein entsprechendes Komitee gebildet. Die Bilanz ist eindeutig: 2724 Entlassungen, darunter Dutzende aktiver Gewerkschafter, unter anderem bei Gulf Air und DHL. Und selbst das Regierungskomitee sieht „problematische Bereiche“…Der offene Brief „BCHR Letter to ILO- Bahrain's commitment to decent work standards and the violations against trade union action“, der am 16. Oktober 2011 auf der Webseite des Zentrums publiziert wurde
Massenhaft Terrorurteile
Nach dem medizinischen Personal, die Studenten: Der zweite große Prozeß vor einem Sondergericht brachte erneut langjährige Haftstrafen für die Angeklagten: Der Militärankläger leistete einen Rundumschlag von Mord und Mordversuch bis zu Vandalismus. Auch leichte Proteste der westlichen Verbündeten brachten keine Änderung. Ein erster Bericht unter "Bahreïn : nouvelles condamnations à de lourdes peines contre des opposants" bei Al Oufuk am 03. Oktober 2011
Siehe dazu auch: "Statement by Bahraini medics sentenced on 29th September 2011" - die 20 vom Miliärgericht Verurteilten - weil sie ihre berufliche Pflicht taten - nehmen selbst Stellung zu ihrem Urteil, dokumentiert bei Al Jadaliyya am 03. Oktober 2011.
Auf der sicheren Seite...
"Das Bundesinnenministerium hat den Einmarsch saudiarabischer Truppen zur Niederschlagung der Protestbewegung in Bahrain im März laut einem Bericht als "Sicherungsmaßnahme wichtiger Infrastruktur" bezeichnet. Der MDR zitierte am Sonntag aus einem internen Schreiben des Ministeriums vom 29. März, wonach Saudi-Arabien "1000 Mann Nationalgarde nach Bahrain entsandt (hat), um dort kritische Infrastruktur zu schützen". Bei den Protesten im Februar und März waren nach offiziellen Angaben 24 Menschen ums Leben gekommen, hunderte Oppositionelle wurden festgenommen…" aus der dpa-Meldung "Saudische Truppen in Bahrain - Ministerium verharmlost Einmarsch" in der TAZ vom 10. Juli 2011
Wie man eine Opposition auf Jahre hinaus zerstört: Modell Bahrain und der "nationale Dialog"
"Lebenslang für acht Oppositionelle und langjährige Haftstrafen für dreizehn andere. So die Abrechnung der Justiz des Königreichs Bahrain mit den Protesten. Was anderswo arabischer Frühling genannt wird, ist in Bahrain schnell in harten Winter umgeschlagen, Eiszeit bei 36° aktuellen Außentemperaturen..." Artikel von Thomas Pany auf Telepolis vom 23.06.2011
Die Repression wird weiter verschärft: Gewerkschaftsvorstand soll "zurücktreten"
Nicht etwa unzufriedene Mitglieder stellen die Forderung nach Rücktritt des Vorstandes des bahreinischen Gewerkschaftsbundes General Federation of Bahrain Trade Unions, sondern unzufriedene Geschäftsleute - zuviele Gewerkschaftsmitglieder haben sich an den Protesten gegen die Khalifagang beteiligt... In einer Pressemitteilung der Vereinten Nationen "Bahraini Union Leaders Called to Resign or Face Legal Action" vom 21. Juni 2011 (hier beim neuseeländischen scope) bezeichnet der Vorsitzende der ILO Somavia das Ultimatum der Khalifaprotegés an den Gewerkschaftsbund (Rücktritt oder Prozeß) zu Recht als Erpressung - seine Alternative "sozialer Dialog" wurde allerdings bereits von saudischen Militärstiefeln beantwortet. Siehe dazu auch: "Bahrain: ein Königreich für die Wahrheit.." von Thomas Pany am 21. Juni 2011 bei telepolis, in dem zu Recht (wieder einmal) Paralellen gezogen werden, diesmal zwischen Bahrein und Syrien. Und wie immer naheliegend, zwischen den so unterschiedlichen wie verlogenen Reaktionen von Regierungen (EU und USA) und Berichterstattungen der Medien...
Entlassungswelle geht weiter. Grund: Protestbeteiligung
Während das despotische Regime nach dem Schiessen seine Richter in Arbeit setzt, erledigen die Unternehmen im Lande ihren Teil: Sie entlassen alle, deren Engagement in den Protesten gegen die marode Khalifadiktatur erwiesen ist - für sie erwiesen, versteht sich. "Bahrain Workers' Rights" ist ein Überblick über diese Unterdrückungsmaßnahmen vom Bahrein Center for Human rights nach Informationen des Gewerkschaftsbundes GFBTU.
Verletzte Demonstranten behandeln ist Staatsverrat
"24 Ärzte und 23 Krankenschwestern und medizinische Helfer müssen sich in Bahrain vor Gericht verantworten, weil sie verletzte Demonstranten während der Proteste in Bahrain behandelt haben, berichtet die britische Zeitung Independent, das sich dabei, wie ähnliche Berichte an anderer Stelle, auf Aussagen von Nabeel Rajab, dem Präsidenten des Bahrain Center for Human Rights stützt. Vorgeworfen wird ihnen Mithilfe bei der "Verschwörung gegen den Staat", so die offizielle Sprachregelung der Regierung zu den Protesten, die Mitte März mit rücksichtsloser Gewalt niedergeschlagen wurden (siehe Auslöschungskrieg gegen Opposition). Seither führt man - mit Rückhalt der Golf-Kooperationsstaaten - einen gnadenlosen Feldzug gegen alle, die woanders Oppositionelle genannt werden und in Bahrain Verschwörer, Verbrecher und Staatsfeinde. Neuerdings werden also auch Zahnärzte verhaftet, wie die neuesten Anklagen von amerikanischen Nahost-Experten bitter kommentiert werden" - so beginnt "Regierung geht weiter gnadenlos gegen Opposition vor" von Thomas Pany am 04. Mai 2011 bei telepolis. Siehe dazu auch: "Bahrain: Stop the attack on the trade union movement" eine Solidaritätskampagne von Labourstart - MITMACHEN!
Internationale Proteste gegen Repression - im Lande gehen die Proteste weiter trotz "königlichem" Schiessbefehl...
"Die Bau- und Holzarbeiter-Internationale ist entsetzt über die jüngste Flut vorsätzlicher Angriffe gegen die BHI-Mitgliedsorganisation General Federation of Bahrain Trade Unions (GFBTU). Die Regierung schloss den Hauptsitz der GFBTU und setzte die Arbeitgeber unter Zwang, Führungskräfte der GFBTU und Beschäftigt, die an dem von der GFBTU ausgerufenen Generalstreik vom 13. bis 22. März 2011 teilgenommen hatten, zu entlassen. Die GFBTU reagierte mit dem Generalstreik auf die Verhängung des Kriegsrechts durch die Regierung Bahrains, auf heftige Angriffe gegen friedliche Demonstranten und den Einsatz von über 1 000 saudi-arabischen Sicherheitskräften…" Aus "Kampagne: Attacken gegen Gewerkschaften in Bahrain", die Meldung bei der BHI - Bau- und Holzarbeiter Internationale vom 15. April 2011 inklusive der Möglichkeit eine Protestmail an König Hamad Bin Isa Al Khalifa zu senden.
- Siehe dazu auch: "Attacks on unions in Bahrain continue after general strike" von Tony Burke im englischen Tribune Magazin am 18. April 2011, der eine Zusammenfassung der antigewerkschaftlichen Repressionsmaßnahmen nach dem Märzstreik versucht und auch die Solidaritätsaktionen registriert (kaum nötig zu sagen, dass es keinerlei Aktivitäten europäischer Regierungen gibt...)
- Sowie: "Struggle Continues in Bahrain: Marches in Manama and Diraz" eine Videosammlung über Proteste in Bahrein, am 16. April 2011 beim MRZine veröffentlicht.
In aller Stille...
...lassen die Golfmonarchen ihre Soldateska weiter wüten. Und während der Terror gegen schiitische Moscheen noch die kleinen Nachrichten erreicht - ab und zu - ist der Terror unserer Öllieferanten gegen die demokratische Bewegung am Golf ein echtes Unthema. Der Beitrag "Bahrain's hospital of ghosts" von Shenaz Kermalli am 06. April 2011 bei Al Jazeera zeigt, wie weit dieses blutige System der Khalifa und Co geht - keine Berichte aus dem Krankenhaus sind erlaubt, die Belegschaft wurde von Soldaten überfallen... Siehe dazu auch:
- "Bahrain: ITUC Demands End to Anti-Union Repression" vom 08. April 2011 zu dem offenen Brief den der Internationale Gewerkschaftsbund an die regierende Sippe richtete - die zahlreichen Proteste internationaler Gewerkschaftsföderationen haben in diesem Fall noch am ehesten dazu beigetragen, das Stillschweigen zu durchbrechen.
- "Exploitation of migrants workers, including for political reasons, puts their lives at risk" ebenfalls vom IGB vom 01. April 2011, wo es um die besonders üble Lage jener drei Viertel der bahreinischen Beschäftigten geht, die von MigrantInnen gestellt werden.
Streik gegen ausländische Soldaten - abgesagt...
Der Gewerkschaftsbund GFBTU hat Anfang dieser Woche seinen Aufruf zum Streik gegen die ausländischen Truppen zurückgenommen, wie in dem Beitrag "Bahrain trade union calls off national strike" bei Trade Arabia am 23. März 2011 nachzulesen ist.
- Siehe dazu auch: "Bahrain teachers call off protest" ebenfalls bei Trade Arabia am 24. März 2011 - worin deutlich wird, dass der Lehrerverband zwar einen Tag später ebenfalls seine Aktionen beendete, aber mit erheblichen Problemen dabei, die Mitgliedschaft zum Streikende zu bewegen...
- Sowie: "BCHR Condemns Reported Hate Attacks on Migrant Workers in Bahrain" - die Erklärung der bahreinischen Menschenrechtsorganisation vom 22. März 2011, in der die besondere Verfolgung der MigrantInnen (meist aus Banglöadesch und den Philippinen) kritisiert wird.
Des Königs Blutbad
Es wird geschossen in Manama - und anderswo. Der Dialog, den die diversen "königlichen" herrschenden Familien am Golf anbieten, sein Charakter wird in Bahrein deutlich: Die einen reden und haben Waffen, die anderen reden.
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Maßnahmen gegen "schlechte Erinnerungen"
"An den Freitagen zuvor war der Pearl-Roundabout-Platz, auch "Lulu" genannt, in der Hauptstadt Bahrains Manama der Schauplatz von Demonstrationen, die mehr Bürgerrechte, eine bessere Verfassung, freie Parlamentswahlen, eine konstitutionelle Monarchie und die Absetzung der korrupten Regierung forderten. Am vergangenen Freitag haben Bulldozer und andere schwere Baumaschinen den Platz von seinem Wahrzeichen geräumt und gesäubert. Vorausgegangen war dem die gewaltsame Entfernung von Demonstranten, die dort nach dem Vorbild des Tahrirplatzes in Kairo Zelte aufgestellt hatten, durch die bahrainische Polizei mit Hilfe der bahrainischen Armee und der Soldaten aus Saudi-Arabien und des Golf-Kooperationsrates (siehe Bahrain und die wahabitische Putzhilfe). 5 Tote waren Resultat dieser Aufräumaktion..." Artikel von Thomas Pany auf Telepolis pnews vom 20.03.2011
- Schiessen statt reden
"In Bahrain spitzt sich die politische Krise nach dem Einmarsch von rund 1500 Soldaten und Polizisten aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten weiter zu. Bei Zusammenstößen zwischen oppositionellen Demonstranten und Sicherheitskräften wurde in der Hauptstadt Manama ein Soldat erschossen. Der iranische Fernsehsender Press TV zeigte Aufnahmen saudischer Militärs, die offenbar bei ihrem Vormarsch ins Landesinnere die Ortschaft Boori stürmten und dabei mehrere Menschen töteten. König Hamad bin Issa Al-Chalifa verhängte für drei Monate das Kriegsrecht. »Die Atmosphäre in der Innenstadt von Manama ist gespenstisch«, sagte ein Augenzeuge. Die meisten Menschen gingen nicht zur Arbeit und schickten ihre Kinder nicht zur Schule" - so beginnt die Meldung "Kriegsrecht und Tote in Bahrain" vom 16. März 2011 in der jungen welt.
- Saudische Truppen schiessen auch in Bahrein
"Der Einmarsch von Soldaten des Golf-Kooperationsrates in Bahrain fand weitgehend unter Ausschluß der internationalen Öffentlichkeit statt. Zum einen hat die japanische Katastrophe die mediale Aufmerksamkeit so sehr auf sich gezogen, daß selbst die aktuellen Geschehnisse in der arabischen Welt als Randerscheinungen wahrgenommen werden. Zum anderen hat das westliche Medienkartell ohnedies kein großes Interesse daran, die ausländische Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Königreichs groß zu thematisieren" - aus "Golf-Reaktionäre: Die fast übersehene Militärintervention" von Werner Pirker am 16. März 2011 in der jungen welt.
- Und finden Opfer
"Einen Tag nach Ausrufung des Ausnahmezustands in Bahrain sind Soldaten und Sicherheitskräfte am Mittwoch gewaltsam gegen Hunderte Regierungsgegner vorgegangen. Nach Angaben von Oppositionellen kamen bei der Aktion mehrere Menschen ums Leben" - aus der Meldung "Tote bei Vorgehen gegen Demonstranten in Bahrain - Polizisten und Militäreinheiten rücken auf den besetzten Perlenplatz vor" in der NZZ vom 16. März 2011.
- ...wie auch die Truppen anderer reaktionärer Vereine
"König Hamed hat den Ausnahmezustand erklärt. Bei Auseinandersetzungen mit Demonstranten soll angeblich ein saudi-arabischer Soldat getötet worden sein Im Schatten der Katastrophe in Japan zeigt das bahrainische Königshaus im Verbund mit saudisch-arabischen Truppen und Soldaten aus den Vereinigten Emiraten wie man mit Oppositionellen nach alter patriachal-autoritärer Manier umgeht und ihnen die "Blütenträume" austreibt" schreibt in "Die Befreiung Bahrains durch saudi-arabische Soldaten" Thomas Pany am 15. März 2011 in telepolis.
- Und keineswegs nur in Manama
Dass die Repression quer durchs Land geht wird in dem Beitrag "Bahrain: Bloody Crackdowns on Villages" am 16. März 2011 bei globalvoices deutlich, der die Menschenjagd in der Provinz zum Thema hat.
Der Anlaß für die Kehrtwende vom "Dialog" zum Kommando
Die Erklärung der "Coalition for a Republic" vom 07. März 2011 war es, die dem Regime zu weit ging - schliesslich forderten darin die vielfältigen vertretenen Kräfte (und keineswegs nur "Schiiten" wie insbesondere deutsche Medienpropaganda nahelegen will) das Ende der Monarchie: "For the Establishment of a Democratic Republic in Bahrain" ist der Titel dieser Erklärung.
Gewerkschaften werden verfolgt
Aber es sind nun keineswegs nur die Republikaner, auf die geschossen wird: Auch die Gewerkschaften im GFBTU, die sich für eine parlamentarische Monarchie ausgesprochen haben, befinden sich im Visier der Reaktion. Zur Position der Gewerkschaften "We want real democracy that will benefit the whole population" ein Interview beim ITUC vom 08. März 2011 mit Salman Jaffar Al Mahfoodh von der General Federation of Bahraini Trade Unions.
Proteste in Bahrain: Saudi-Arabien schickt Truppen
"Ein arabisches Bruderregime hilft dem anderen, um lokale Reformbewegungen aufzuhalten. Im Golfstaat Bahrain sind am Montag mehr als tausend Soldaten aus dem benachbarten Saudi-Arabien eingetroffen, um die dortigen Sicherheitskräfte bei der Niederschlagung eines seit einem Monat andauernden weitgehend friedlichen Aufstandes zu unterstützen. Ein saudischer Sicherheitsbeamter bestätigte am Montag die Ankunft der Truppen auf dem Luftweg. Weitere saudische Soldaten sollen auf dem Landweg nach Bahrain unterwegs sein, das durch eine Brücke mit dem Osten Saudi-Arabiens verbunden ist..." Artikel von Karim El-Gawhary in der TAZ vom 14.03.2011 . Siehe dazu auch:
- Update: Tausend saudi-arabische Soldaten sind heute im benachbarten Inselstaat einmarschiert, um "Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten"
"In Bahrain spitzt sich die Situation zu. Nach jüngsten Berichten hat die Regierung beim Gulf Cooperation Council um Hilfe gebeten: Truppen vom GCC sollen bereits in Bahrain eingetroffen sein, "um Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten", so wird ein früheres Regierungsmitglied von al-Jazeera zitiert..." Artikel von Thomas Pany auf Telepolis pnews vom 14.03.2011 mit weiteren Links
Revolte auf dem Perlenplatz: Erste demokratische Massenbewegung fordert in Bahrain die Einführung der konstitutionellen Monarchie
Seit zwei Wochen wird der Inselstaat Bahrain am Persischen Golf von den Protesten einer Demokratiebewegung erschüttert. Das Regime hat zunächst mit Repression reagiert und besinnt sich erst allmählich anderer Mittel. Artikel auf NZZ Online vom 1. März 2011
Überrascht von den Konzessionen?
Am Montag und Dienstag dieser Woche schien es so, als ob die vielfältigen oppositionellen Strömungen im Lande von den Konzessionen der Khalifas überrascht wurden: Der Rückzug der Truppen aus der Hauptstadt und das Angebot des Kronprinzen, ohne Vorbedingungen über eine Verfassungsreform zu verhandeln, kamen ja nur einen Tag nach der blutigen Repression und am selben Tag, da eine promonarchische Massendemonstration stattfand. Jedenfalls konnten sich die oppositionellen Gruppierungen nicht auf einen Forderungskatalog einigen, wird Ehmar Sharif von der National Democratic Action Society in dem Bericht “In Bahrain, Opposition Can't Agree on Demands” von Joe Parkinson und Sam Dagher am 22. Februar 2011 im Wall Street Journal zitiert. In diesem Artikel wird auch deutlich, dass es eine rege US-Aktivität in der Region gibt, die ja von der Präsenz der V. Flotte der US Marine geprägt ist, sowie Sorgen des fundamentalistischen Bündnispartners Nummer eins, den Sauds:
Bahreinische Oppositionelle rufen zur Solidarität
Das Bahrain's Progressive Democratic Forum ruft zu Demonstrationen, Kundgebungen und Protesten vor den Botschaften des Landes auf. Der Aufruf “Bahrain's Progressive Democratic Forum Appeals for Solidarity” ist vom 17. Februar 2011, als die Panzer des Khalifa-Regimes noch in Manamas Mitte positioniert waren. Das BPDF, eine der ältesten und bisher klandestinen Organisationen der Opposition unterstreicht aber, dass dieser Aufruf auch grundsätzlich gilt – bis das Regime fällt
Streikaufruf gegen Panzer
Am vergangenen Wochenende hatte der Gewerkschaftsbund General Federation of Bahraini Trade Unions (GFBTU) für diesen Montag zum Streik aufgerufen – und die Mehrheit der darin zusammengeschlossenen rund 60 Betriebsgewerkschaften hatten dem zugestimmt, wenn auch längst nicht alle. Ziel des Streiks sollte es sein, die Panzer aus der Hauptstadt zu entfernen und die Demonstrationen im Allgemeinen zu unterstützen, berichtete in “Trade unions call for strike” Tom Hanratty vam 20. Februar 2011 in den Gulf Daily News. Siehe dazu auch:
Gewerkschaftsbund seit 2004
In dem “Spotlight interview with Fadhel Abbas Ali” beim Internationalen Gewerkschaftsbund wird einiges zur Entwicklung der Gewerkschaften in Bahrein seit der Gründung des Gewerkschaftsbundes 2004 deutlich, eine Gründung die nach dem neuen Gewerkschaftsgesetz von 2002 legal möglich wurde
In Bahrain rutscht das Machtmodell der Golfstaaten
Im Königreich verlangen die Untertanen Teilhabe - und eine echte demokratische Verfassung: "Das ist unser Land und unser Geld." Ein Blick in den Golfstaat von Max Borowski in der FTD vom 21.02.2011
Blutiger Freitag in Bahrain: Angespannte Ruhe nach dem Massaker; für heute ist ein General-Streik ausgerufen
„Die Proteste, die am 14. Februar in Bahrain mit Forderungen nach mehr sozialer und politischer Gerechtigkeit ausgebrochen waren, eskalierten vergangenen Freitag: Das Militär eröffnete plötzlich und wahllos das Feuer auf abertausende Demonstranten am Pearl Square im Zentrum Manamas. Berichten von Ärzten und Augenzeugen auf al-Jazeera zufolge, wiesen viele Schussverletzungen an Kopf und Rücken auf. Vorläufige Bilanz: 60 Tote, hunderte Verwundete…“ Bericht von Mona Sarkis auf Telepolis-pnews vom 20.02.2011 |