Warnung an "Räuber"
Nein, die UN und die Afrikanische Union haben nicht die internationalen Fischfangflotten gewarnt, sondern alle Somalis, die mit irgendwelchen von ihnen eingesetzten Autoritäten nicht einverstanden wären...Ein Beitrag für alle, die mal irgendwann UNO-Fans waren ist "UN threatens the Somali democratic movement" von Abdi Ismail Samatar am 17. Mai 2012 bei PambazukaNews.
Feuer (wieder) frei?
Alle möglichen Militärkräfte wurden bereits eingesetzt, um die Lage in Somalia für die jeweiligen Entsender beherrschbar zu machen - und da niemand was dazu lernt, soll nun erneut auf einem Treffen in London über Militäreinsätze beraten werden. Dass auch dieser neue Anlauf einer "internationalen Lösung" scheitern wird, weil stets der ganz besonders ausgeprägte somalische Willen nach Unabhängigkeit übersehen werde ist die Argumentation in dem Beitrag "The 'scramble' for Somalia" von Rasna Warah am 14. Februar 2012 bei Pambazuka.
Siehe dazu auch: "Somalia's Rich Maritime Resources Being Plundered, Report Says" von Thalif Deen am 21. Februar 2012 bei ips. In dieser Besprechung eines Berichtes des Global Policy Forums wird unterstrichen, dass die "schwimmenden Fischfabriken" einer der wesentlichen Gründe für die wachsende Armut an Somalias Küsten ist - und dementsprechend auch für die Piraterie.
Hungersnot. Wer ruft die Piratenabwehr?
Somalia - das ist die Piratenküste. War das Land in den letzten Jahren anders in den Schlagzeilen der Kommerzmedien? Warum es die Piraterie überhaupt gibt, wieviel Geld in militärische Aufrüstungsprogramme gesteckt wurde, all das wurde zumeist ausgeblendet. Jetzt ist auch dieses Land von einer Hungersnot betroffen, und es wird Geld gespendet. Es gibt die Dürre, ohne Zweifel, wie in den angrenzenden Regionen der benachbarten Länder auch. Es gibt aber auch die Aktivität von bewaffneten Milizen, aus US Geldern bezahlt, die zum Kampf gegen die Al Shahab Milizen gegründet wurden - und die eben genau im Zentrum der Hungerregion jegliche normale landwirtschaftliche Tätigkeit unmöglich gemacht haben, schreibt Glen Ford in "America's role in Somalia's humanitarian crisis" das am 20. Juli 2011 bei Pambazuka erschienen ist...
Siehe dazu auch: "Banken haben Vorrang" von Uli Schwemin am 27. Juli 2011 in der jungen welt, der einige naheliegende Berechnungen anstellt und auf die Ausladung eines Festredners Bezug nimmt...
Piraten, Zeitenwandel und Todesstrafe
"Heute löst die pure Erwähnung des Worts "Piraten" - fällt sie im Zusammenhang mit Somalia, also einem von Schwarzen und noch dazu Moslems bewohnten Land, das zu den ärmsten der Welt zählt - in manchen Kreisen heftige Erregung aus. Spiel mir das Lied vom Abknallen!: Die Empörung über ihre abgrundtiefe Asozialität und vermeintlich fundamentale "Andersartigkeit" dient mitunter dazu, Reflexe abzurufen, die auf "einfach kurzen Prozess machen, alle umbringen und ihre Brut gleich noch dazu" hinauslaufen. Dies gilt, somalische Piraten betreffend, in jüngerer Zeit besonders für Sympathisanten der Neokonservativen. Also einer Strömung, die sich auf das Argument der Überlegenheit der zentralen westlichen Staaten - kraft ihrer demokratischen Verfasstheit nach innen - stützt, um eine mehr oder weniger rücksichtslose militarisierte Außenpolitik zu fordern" - aus dem Beitrag "Zur "internationalen Piraterie" (außerhalb des Internet) im Allgemeinen, und in & um Somalia im Besonderen" von Bernard Schmid vom 03. Dezember 2010 (Überarbeitete Langfassung eines Beitrags in der jungle world vom 02. Dezember 2010).
Piraten, Mafia, Giftmüll, die christliche Seefahrt - und deutsche Gewerkschaft?
Piraten sind böse (außer sie heißen Erol Flynn) - weiß jeder. Lösegelder für gekaperte Schiffe: die europäischen Kommerzmedien zeigen sich empört. Da reicht Polizei nicht, da muß die Armee ran, bzw: Die Marine. Und wer so beschäftigt damit ist, humanistische Empörung für Militäreinsätze zu mobilisieren, der "vergißt" dann schon mal die Grundregeln des eigenen Handwerks, zum Beispiel diese: Mal recherchieren, worum es eigentlich geht. Das hat nun wieder einmal der der europäischen Journaille so unliebe Sender "Al Jazeera" getan - und zumindst die amerikanische Presse hat dessen Berichte überprüft und für richtig befunden. 8 Millionen Dollar werden als Lösegeld für das gegenwärtig größte gekaperte Schiff, einen ukrainischen Frachter, vollbeladen mit Waffen, verhandelt: Das Geld soll dazu benutzt werden, die somalische Küste von dem Giftmüll zu befreien, den europäische Müllentsorger - speziell: aus Berlusconiland - seit bald 20 Jahren dort abladen (Kostenpunkt etwa 2,50 Dollar je Tonne, in Europa rund das 400fache). Und welche ehrenwerten Marktwirtschaftler in Italiens Müllentsorgung ebenfalls engagiert sind, weiß sogar die "New York Times" zu berichten. Nun gibt es über die horrende Bedeutung der christlichen Seefahrt für die Menschen außerhalb Europas wenig zu diskutieren - zumindest nicht, seitdem einst Amerika für die Geschäfts- und Machtinteressen Europas entdeckt wurde. Tradition bis heute. Auf die kürzlichen Nachfragen des LabourNet Germany bezüglich einer Befürwortung ver.dis des Einsatzes der Bundesmarine vor Somalia gab es bisher keine Antwort. Dann also, die arabische Nachhilfestunde für europäische Journalisten: "Toxic waste' behind Somali piracy" heisst der Bericht von Najad Abdullahi vom 11. Oktober 2008 eben bei Al Jazeera.
- Die im Dunkeln sieht man nicht. Die Welt sorgt sich wegen Piraterie am Horn von Afrika um Öltanker und ignoriert die Not der somalischen Bevölkerung
Artikel von Knut Mellenthin, zuerst erschienen in junge Welt vom 24.11.2008
Tote bei Protest gegen Teuerung
Milizen der islamischen Räte, Soldaten der US-gestützten äthiopischen Armee - und schiesswütige Polizei: Menschen, die in Somalia einfach nur leben wollen, stehen unter drei Feuern. Am vergangenen Montag hatte die Polizei das Feuer auf ungefähr 20.000 Menschen in Mogadischu eröffnet, die trotz der Kriegssituation (erst am Tag zuvor hatten rund 1.000 Menschen eines Stadtteils gegen einen US-Raketenangriff protestiert, dem neben einem "Terroristenführer" weitere 10 Anwohner zum opfer gefallen waren) gegen die rasante Teuerung protestiert hatten und gegen die - somalische aktuelle Spezialität - zunehmende Praxis der Händler, nur noch US-Dollars anzunehmen. Bei Nahrungsmittelpreisen die in dem krisengeschüttelten Land besonders explodiert sind: Mindestens um 110% im letzten Jahr. Ein unter komplizierten Bedingungen zustandegekommenes kurzes Telefoninterview mit Mohamad Fasil Ibar "Wir stehen unter drei Feuern" vom 7. Mai 2008.
Erster Journalistenstreik in Mogadischu
Der (englische) Bericht von Hassan Barise für die BBC vom 2.Oktober 2002 über den Streik der Medienbeschäftigten der somalischen Hauptstadt: gegen Zensur und Repression, wie sie im neuen Mediengesetz geplant wird. Alle Beschäftigten der 2 TV- und 7 Radiostationen sowie der 20 Zeitungen beteiligten sich.
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