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Updated: 18.12.2012 16:09

Marokko

Internationale, gewerkschaftspolitische Meldungen, die wir aus Newsgroups oder über Kontakte, KooperationspartnerInnen bzw KorrespondentInnen bekommen haben. Viele sind auf Englisch, manche in anderen Sprachen. Meist nicht woanders zu finden.
Übrigens: Internationale Nachrichten aus speziellen Branchen sind auch auf den jeweiligen Branchen- Seiten zu finden!

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Migrationspolitik in Nordafrika: „Im Dienste der EU“new

„Sie waren verabredet, um sich gegenseitig auf die Schulter zu beklopfen und zu beglückwünschen. Fünf Regierungen von der Nord- und fünf von der Südseite des Mittelmeers trafen sich am 5. und 6. Oktober dieses Jahres in der maltesischen Hauptstadt La Valetta. Die Doppelfünfer-Gruppe, die im Jahr 1990 anlässlich eines Treffens in Rom gegründet worden war, trat in dieser Konstellation zum ersten Mal seit über neun Jahren zusammen. Beteiligt waren daran Marokko, Mauretanien, Algerien, Tunesien und Libyen von nordafrikanischer, und Portugal, Spanien, Frankreich, Italien sowie die Inselrepublik Malta von europäischer Seite…Artikel von Bernard Schmid, 04.11.2012 pdf-Datei

Freiheit für Camara Laye!

"Camara Laye, Gründer, ehemaliger Präsident und derzeitiger Koordinator des Rates der subsaharischen MigrantInnen in Marokko (CMSM) wurde in der Nacht von Samstag, den 20. auf Sonntag, den 21. Oktober in seiner Wohnung festgenommen und in der Polizeiwache im 3. Bezirk von Rabat in Gewahrsam genommen. Seinem Anwalt wurde die Erlaubnis verweigert, ihn zu besuchen, in Verletzung der Strafprozessordnung und trotz der Zusicherungen, die ihm durch die Staatsanwaltschaft des Gerichts der 1. Instanz in Rabat gegeben worden waren. Camara lebt legal in Marokko mit einer Immatrikulationsbescheinigung als Student. Wir sind besorgt und fürchten, dass die Verhaftung darauf abzielt, zu verhindern, dass er sein Engagement für die Rechte der MigrantInnen in Marokko fortsetzt, unter anderem durch Strafverfolgung wegen einer fingierten angeblichen Rechtsverletzung, wie esbereits in der Vergangenheit mit viele MenschenrechtsaktivistInnen oder Oppositionellen geschehen ist" - dies ist aus der Protesterklärung "Für die Freilassung des Koordinators des CMSM (Rat der subsaharischen MigrantInnen in Marokko) und das Ende der Repression gegen Mitglieder der MigrantInnenorganisationen in Marokko" pdf-Datei vom 24. Oktober 2012, zu deren Unterzeichnung wir hiermit aufrufen!

„Sozialforum Migration“ im marokkanischen Oujda

Auf eine Initiative des „Sozialforum Maghreb“ hin versammelte sich am vergangenen Wochenende des 06./07. Oktober 12 ein Sozialforum Migration (Forum social des migrants) in Oujda, im Nordosten Marokkos, in wenigen Kilometern Entfernung von der Grenze zu Algerien.
Dazu kamen rund 500 Menschen zusammen. Eine Mehrheit von ihnen kam aus Marokko, unter ihnen circa 180 subsaharische Einwanderer, die derzeit in dem Maghreb-Land leben. Hinzu kamen Menschenrechts-AktivistInnen, GewerkschafterInnen und Intellektuelle sowie Vertreter sozialer Bewegungen. Aus Frankreich und Belgien waren NGO-VertreterInnen, Aktive aus antirassistischen Organisation (wie SOS Migrants Brüssel) oder europäisch-maghrebinischer Vereinigungen wie der FTCR („Verband der Tunesier für Bürgerrechte auf beiden Ufern“, gemeint: des Mittelmeers) angereist. Unter ihnen auch der Verfasser dieser Zeilen
…“ Artikel von Bernard Schmid vom 9.10.2012

Auseinandersetzungen in der UMT

Im März 2012 waren drei Mitglieder des nationalen Sekretariats des Gewerkschaftsbundes UMT aus diesem exekutiven Leitungsorgan ausgeschlossen worden, auf Betreiben des stellvertretenden Generalsekretärs Farouk Chahir, der gleichzeitig die Bankgewerkschaft und die Gewerkschaftsjugend leitet. Jetzt haben die drei ausgeschlossenen eine Erklärung veröffentlicht, mit der sie ihren (und noch weitere, die auf regionaler Ebene folgten) Ausschluss in Zusammenhang stellen mit dem jüngsten Versuch derselben Kräfte, der Landarbeiterföderation eine neue Leitung aufzuzwingen. Es gehe darum zu verhindern, dass die UMT werde wie eben die Bankergewerkschaft, die zur Zufriedenheit der Direktoren arbeite wird in der Erklärung "Pour Ces raisons Farouk Chahir doit dégager de l’UMT" externer Link von Khadija RHAMIRI, Abdelhamid AMINE und Abderrazzak DRISSI am 21. Juli 2012 bei taalim unterstrichen.

Erste Immigranten-Gewerkschaft im Maghreb gegründet

  • Interview: Erste Immigranten-Gewerkschaft im Maghreb, vorgestellt beim Treffen des Afrikanischen Sozialforums zur Vorbereitung des Weltsozialforums 2013 im tunesischen Monastir
    Das Gespräch wurde am Freitag, den 13. Juli 2012 in Monastir von Bernhard Schmid geführt pdf-Datei. Interviewpartner: Abdellah ALLALI, Vorstandsmitglied des marokkanischen Gewerkschaftsbunds ODT. Die ODT (Organisation démocratique du travail) ist einer von mehreren Richtungs-Gewerkschaftsdachverbänden in Marokko. Als erste Gewerkschaftsvereinigung in einem arabischsprachigen Land und/oder in Afrika hat die ODT am 1. Juli dieses Jahres eine eigene Gewerkschaft für Arbeitsmigranten gegründet und aufgenommen.
  • MigrantInnengewerkschaft gegründet
    Etwa 200 Arbeiter beteiligten sich am 01. Juli in Rabat an der Gründung der marokkanischen Migrantengewerkschaft - ein Projekt, das die betroffenen Aktivisten zusammen mit dem Gewerkschaftsbund ODT organisierten. Die meist papierlosen und häufig schwarzafrikanischen MigrantInnen verdienen laut Angaben der ODT etwa ein Drittel des Mindestlohns im Durchschnitt. Der erste kleine Erfolg der Gewerkschaft: Sie haben die Abschiebung eines verünglückten Marmorarbeiters verhindert. Der Bericht "Crean en Marruecos el primer sindicato de trabajadores inmigrantes" externer Link am 02. Juli 2012 bei kaosenlared.

Erwerbslos? Beten hilft - sagt der Ministerpräsident...

"Wenig hilfreiche Vorschläge für die Erwerbs- und Einkommenslosen hatte jüngst Marokkos Premierminister Abdelilah Benkirane anzubieten. Diese sollten zu Gott beten, auf dass er ihnen Arbeitsplätze gebe, schlug der Politiker aus den Reihen der als moderat-islamistisch geltenden Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (PJD) ihnen vor. Und er meinte es gar ernsthaft. Ein Video mit seinen Aussprüchen zählte alsbald zu den meist angesehenen im Internet" - so beginnt der Artikel "Soziale Massenproteste – Islamistische geführte Regierung versagt auf manifeste Weise beim Thema Erwerbslosigkeit" von Bernard Schmid vom 08. Juni 2012

Massendemonstration in Casablanca

Manche sagen, es war die grösste Demonstration, die Casablanca je gesehen habe - sehr gross war es am letzten Sonntag im Mai auf jeden Fall, mehr als 50.000 Menschen beteiligten sich am sozialen Protest, vor allem von den diversen Gewerkschaftsverbänden mobilisiert, die explodierende Erwerbslosigkeit als Hintergrund. Dazu der Bericht "Importante manifestation à Casablanca contre le gouvernement de Benkirane" externer Link von Halima Djigo am 27. Mai 2012 bei Yabiladi.

Landarbeiter Protest in Rabat

Am Ende einer zweiwöchigen landesweiten Kampagne hat die Föderation der Landarbeiter eine zentrale Protestaktion in Rabat organisiert. In der Kampagne ging und geht es vor allem darum, die besondere Ausbeutung der Landarbeiter (geringere Durchschnittseinkommen, längere Arbeitszeiten, überproportional viele Arbeiter ohne Sozialversicherung, Terror gegen gewerkschaftliche Organisationserfolge) zu beenden. Der Beitrag "Les ouvrier(e)s agricoles (FNSA/UMT) organisent un sit-in national à Rabat le 15 Décembre 2011" externer Link vom 10. Dezember 2011 bei Europe Solidaire stellt die Lage und die Kampagne vor.

Siehe dazu auch: "FNSA UMT le 15 décembre 2011" externer Link tagesaktueller Kurz-Videofilm über die landesweite Aktion bei Youtube

Aufruf zum Wahlboykott in Marokko: Landesweite Proteste mit Tausenden von Demonstranten

"Mit landesweiten Protesten haben Tausende von Marokkanern zum Boykott der Parlamentswahl am Freitag aufgerufen. In der Hafenstadt Tanger seien am Sonntag etwa 10'000 Menschen auf die Strasse gegangen, berichteten Reporter der Nachrichtenagentur Reuters. 200 Polizisten sperrten den Platz ab, wo die Demonstration stattfand. Es kam nicht zu Ausschreitungen. Augenzeugen zufolge demonstrierten in Casablanca, der grössten Stadt des Landes, rund 6000 Menschen..." Artikel auf NZZ Online vom 21. November 2011 externer Link

Der König, das Referendum & der "Arabische Frühling"

"Am vorigen Freitag, den 1. Juli 11 wurde in Marokko eine Volksabstimmung über die Annahme einer neuen, "reformierten" Verfassung durchgeführt. Letztere wurde und wird als Antwort der marokkanischen Monarchie auf die Revolten des "Arabischen Frühlungs" verkauft. Am Ergebnis bestand von vornherein kein Zweifel: Einerseits hatten die Massenmedien, die etablierten Parteien (inklusive der stärksten islamistischen Partei PJD, "Partei für Gerechtigkeit & Entwicklung", mit Bernhard Schmid: Die arabische Revolution?ihrer staatstragenden Strategie) und der Staatsapparat zur Annahme des Textes u. folglich zum "JA"-Stimmen aufgerufen. Andererseits rief fast niemand zum "NEIN"-Votum auf, da nahezu die gesamte radikale Opposition stattdessen den Boykott der Abstimmung forderte. Allein interessant war also die Frage der Beteiligung an der Abstimmung, nicht jene des konkreten Ergebnisses..." Artikel von Bernard Schmid vom 04.07.2011, inklusive einigen Auszügen aus dem neu erscheinenden Buch von ihm, hier speziell zu Marokko. Siehe dazu:

  • Bernhard Schmid: Die arabische Revolution?
    Soziale Elemente und Jugendprotest in den nordafrikanischen Revolten (TB, ca. 86 Seiten, ca. 9.80 EUR [D]; ISBN 978-3-942885-02-7; erscheint ca. Juli 2011). Siehe dazu die Verlagssonderseite externer Link

Neue Verfassung nur "Kosmetik": Demokratiebewegung mit Ergebnissen unzufrieden

Unter dem Eindruck der Revolutionen in Tunesien und Ägypten gingen Hunderttausende Marokkaner auf die Straße und erreichten damit ein neues Grundgesetz. Die Demokratiebewegung ist mit dem Ergebnis unzufrieden. Artikel von Reiner Wandler in Der Standard vom 19.06.2011 externer Link

Kompromissmonarchie?

"Dass die Revolte in Libyen zum Bürgerkrieg eskalierte, ist auch die Folge eines Herrschaftssystems, das kein politisches Leben zuließ. Die Monarchie Marokkos ist kompromissbereiter, und sie kann weiterhin auf westliche Unterstützung zählen" - so beginnt "Unser Freund, der König" externer Link von Bernhard Schmid in der Jungle World Nr. 14, vom 07. April 2011, in dem die Lage in Libyen und Marokko verglichen wird.

Überfall auf Protestcamp

"Dass Marokko an einer Friedenslösung im Konflikt um die seit 1975 besetzte Westsahara nicht sonderlich interessiert ist, machte das Königreich am Montag deutlich. Kurz bevor in Manhasset (bei New York) erneut über die Westsahara verhandelt werden sollte, griff marokkanisches Militär ein Lager nahe der Verwaltungshauptstadt Al-Aaiún (Laâyoune) an und brannte viele der etwa 5.000 Zelte nieder, in denen seit Wochen mehr als 20.000 Menschen mit einem "Camp der Würde" ausgeharrt hatten. Die in der besetzten Westsahara marginalisierten Saharauis forderten mit dem Protest Arbeitsplätze, Wohnungen und ihre allgemeinen sozialen Rechte. Marokko hintertreibt seit dem Waffenstillstand 1991 systematisch ein Referendum in dem an Ressourcen reichen Gebiet, das die UNO organisieren soll. Neue Begehrlichkeiten weckt das Desertec-Projekt. Marokko will zwei von fünf geplanten Solarstromprojekten in dem besetzten Gebiet bauen" so beginnt "Ausnahmezustand in der besetzten Westsahara" externer Link von Ralf Streck bei telepolis am 10. November 2010.

Siehe dazu auch: "Las fuerzas marroquís asaltan y desmantelan por la fuerza el campamento y reprimen a los saharaui en el Aaiún. Hay 11 muertos y cientos de heridos" externer Link bei kaosenlared vom 08. November 2010, wo von 11 Todesopfern und Hunderten von Verletzten bei dem Überfall der uniformierten marokkanischen Horden die Rede ist.

Soldaten schiessen - auch auf Kinder...

"Ein 14 Jahre alter Junge wurde in der Nacht zu Montag von marokkanischen Soldaten getötet, als diese ein Fahrzeug nahe einem Protestlager bei der Stadt El Aioun unter Beschuss nahmen. Nach Angaben eines Sprechers der Befreiungsfront Polisario in Algier wurden dabei zudem zehn Menschen verletzt. Er berief sich auf unabhängige westliche Beobachter vor Ort. Spanische Medien sprechen von zwei erschossenen Sahraouis und einem getöteten marokkanischen Soldaten. Mit dem Geländewagen sollten Lebensmittel, Wasser und Medikamente in das Zeltlager gebracht werden, in dem seit zwei Wochen 20 000 Bewohner El Aiouns aus Protest gegen die Okkupation campieren. "Die sahraouischen Familien wollen damit die internationale Öffentlichkeit auf die verheerenden sozialen und humanitären Zustände in den besetzten Gebieten und die Ausplünderung der Bodenschätze durch Marokko und Europa aufmerksam machen", sagte der Polisario-Sprecher" - aus dem Artikel "Protest der Sahraouis in besetzter Westsahara: Mindestens ein Toter und 70 Verletzte bei der Niederschlagung der Aktionen" externer Link von Abida Semouri im Neues Deutschland vom 26. Oktober 2010

  • Westsahara: Sturm auf "Camp Würde"
    "Eine friedliche Lösung des Westsaharakonflikts ist in weite Ferne gerückt. Am Morgen des 08. November 2010 räumten marokkanische "Sicherheitskräfte" gewaltsam das Protestcamp in der Wüste vor den Toren der Stadt El-Aaiún. Dabei starben nach sahrauischen Angaben 12 Menschen, Marokko spricht von zwei getöteten Polizisten und einem Feuerwehrmann. Mehrere Hundert Demonstranten wurden schwer verletzt. Das Camp wurde dem Erdboden gleichgemacht, die Zelte in Brand gesteckt..." Bericht der "Projektgruppe Westsahara" auf Indymedia vom 09.11.2010 externer Link

  • Siehe dazu auch: "Die Projektgruppe Westsahara ist besorgt über die aktuelle Situation in der Westsahara und will mit diesem Schreiben auf die jüngsten Entwicklungen in den besetzten Gebieten aufmerksam machen. Seit einigen Wochen verlassen mehrere tausend Sahrauis ihre Wohnungen in den Städten El-Aaiun, Smara, Bojador und schlagen ihre Zelte in der Wüste auf" - "Marokkos Eskalation fordert erstes Todesopfer"externer Link, ein Artikel der Projektgruppe Westsahara auf Indymedia vom 25.Oktober 2010
  • Sowie: "Zur Lage in der Westsahara" externer Link von Gabriel Hartmann, am 29. Oktober 2010 bei der AG Friedensforschung, ein Artikel, in dem auch kurz die Vorgeschichte skizziert wird.

Generalstreik zum Gedenken: Sidi Ifni

"Am Montag dieser Woche (07. Juni) jährte er sich zum zweiten Mal, der Aufstand in der marokkanischen Hafen- und Fischerstadt Sidi Ifni im Süden des Landes vom Juni 2008. Seinerzeit hatte die Korruption örtlicher Behörden und die Vetternwirtschaft zu einem breit befolgten Aufstand der Jugend und der örtlichen Bevölkerung geführt. (Labournet berichtete damals ausführlich.) Zu Anfang dieser Woche wurde deswegen ein halbtägiger Generalstreik in Sidi Infi, wo sämtliche Geschäfte geschlossen blieben, befolgt" - so beginnt der Artikel "Marokko zwei Jahre nach Sidi Ifni: Soziale Kämpfe im Phosphatbergbau und anderswo" von Bernard Schmid vom 11. Juni 2010.

Flüchtlinge - sollen sie ohne Medikamente bleiben?

Die Versprechen der HCR (Internationale Flüchtlingskomission) waren nach der massiven Protestaktion zahlreicher subsahrischer Flüchtlinge vor ihrem Sitz groß, inklsuive Papiere für alle von der HCR anerkannten Flüchtlinge. Die Realität sieht anders aus: In Casablanca bekommen die Flüchtlinge nicht einmal mehr Medikamente, weil dieselbe HCR bei den Apotheken nicht mehr bezahlt... Die Erklärung "Quel avenir pour les réfugiés subsahariens au Maroc ?" pdf-Datei vom 04. März 2010 von Paulin Kuanzambi, Viepräsident des Flüchtlingskollektivs von Marokko.

Der Widerstand der Phosphatarbeiter geht weiter

Die "Anti-Aufruhr-Polizei" ihrer Matjestät hat gestern eine weitere Kungebung der protestierenden Phosphararbeiter massiv unterbunden. Trotzdem wollen diese keineswegs untertänigst ihr vom Profit bestimmtes Schicksal hinnehmen: Sie mobilisieren zu einer Kundgebung gemeinsam mit anderen Minenbelegschaften in Casablanca und zum Prozeß gegen die ersten angeklagten Aufrührer, wie bei Königs gewerkschaftlich aktive Arbeiter genannt werden. Der kurze aktuelle Bericht "La lucha de los trabajadores despedido de las minas" externer Link der spanischen CGT vom 30. Oktober 2009.

Kapitalismus, klassisch: 850 Menschen auf die Straße werfen

Die Phosphatminen südlich von Casablanca gehören zu der staatlichen OCP - dem größten Wirtschaftsunternehmen Marokkos. Im Juli wurden bei der Tochter Smesi in Khourigba auf einen Schlag 850 Menschen auf die Straße geworfen - die sich seitdem wehren und erst in dieser Woche mit einem Sit-In vor der Verwaltung, das unter schwierigsten Bedingungen organisiert wurde, ihre Entschlossenheit zeigten: Diese war immerhin so beeindruckend, dass sich auch andere, früher oder an anderen Orten Entlassene der Aktion anschlossen. Zur Unterstützung dieses Kampfes hat sich nun ein Solidaritätskomitee gegründet, das am 18. Oktober 2009 den Appell "APPEL A LA SOLIDARITE  nationale et internationale" pdf-Datei veröffentlichte.

Phosphat-Arbeiter im Widerstand

Marokko war 2008 der größte Phosphatexporteur der Welt - unter anderem in Form von Dünger, den die marokkanischen Bauern mangels Zahlungskraft nie bekommen. Die Phosphatminen südlich von Casablanca beschäftigen nahezu ausschließlich Zeitarbeiter: 850 von ihnen haben jüngst erneut protestiert. Wie man unter diesen Bedingungen einer Solidaritätsbewgeung organisieren kann, überlegt Ali Fikr in dem Beitrag "La solidarité nous interpelle" pdf-Datei vom 26. August 2009.

Die Richter des Herrn König wollten nicht über die soziale Wirklichkeit befinden, sondern über "Straftaten"

"Das Gericht weigerte sich, über die soziale Revolte als solche zu verhandeln und zu beraten, und wollte lediglich die "Straftaten" gegen die bestehende Ordnung ahnden. In der Nacht zum Freitag fiel, nach 17stündiger Marathonverhandlung, gegen 3 Uhr früh das Urteil" - so Bernard Schmid in dem aktuellen Artikel "Urteile gegen die soziale Revolte von Sidi Ifni gefällt" vom 17. April 2009.

Lust auf Südfrüchte im Winter? Genau. Und wozu brauchen die Jungs da unten eine Gewerkschaft...

Dutzende von Landarbeitern und Landarbeiterinnen wurden in den letzten Wochen von der französisch-marokkanischen Gesellschaft Marissa in der Gegen von Agadir entlassen. Keineswegs zufällig dürfte es dabei sein, dass allesamt zu jenem Teil der Belegschaft gehörte, die Mitglied in der Nationalen Landwirtschaftsföderation im Gewerkschaftsbund UMT sind. Die anarchosyndikalistische französische CNT ruft in der Pressemitteilung "WORKERS OF MARAISSA NEED SOLIDARITY CAMPAIGN" pdf-Datei vom 10. März 2009 zur internationalen Solidarität auf.

Interview mit einer marokkanischen Gewerkschafterin zur Arbeit in Callcentern

Die KollegInnen von entdinglichung machen auf das nachfolgende Interview von der Webseite des ITUC mit der marokkanischen Gewerkschaftsktivistin Laïla Nassimi externer Link von der CDT aufmerksam, es gebe einen guten Einblick in die Zustände in marokkanischen Callcentern. Französische, belgische und schweizerische Firmen haben in den letzten Jahren - vergleichbar mit britischen oder us-amerikanischen Unternehmen, welche Callcenter in Indien aufbauten oder unter Vertrag nahmen - v.a. in den Maghrebstaaten Callcenter eröffnen lassen, da dort französischsprachige ArbeiterInnen verfügbar sind, welche gezwungen sind, ihre Arbeitskraft für ein Bruchteil des in Europa gezahlten Lohnes zu verkaufen. Siehe dazu das Interview von Natacha David bei der International Trade Union Confederation

Solidarität und Videos zur Revolte im Maghreb

"Am gestrigen Donnerstag um 11 Uhr besetzten Solidaritäts-AktivistInnen, darunter solche der französisch-afrikanischen Solidaritätsvereinigung ,Survie', in der Pariser Banken- und Geschäftsvorstadt La Défense eine Filiale des Erdöl-Multikonzerns Total. Dadurch erhoben sie den Vorwurf gegen die Konzernfiliale GPN (die frühere Aktiengesellschaft ,Grande Paroisse S.A.'), der grö?te Abnehmer und Importeur von Phosphat aus dem tunesischen Bergbaubecken von Gafsa, und das wichtigste Partnerunternehmen des dortigen (staatlichen) Bergbauunternehmens CPG - Compagnie des phosphates de Gafsa - zu sein. Dessen mafiöse Einstellungspraktiken werden derzeit durch den massiven Ausstand der örtlichen Bevölkerung angeprangert. Die Direktion der Konzernfiliale GPN behauptete jedoch gegenüber einer Delegation der Besetzer/innen, die sie empfing, seit längerem keine Phosphate aus Gafsa (die zur Produktion von Düngemitteln benutzt werden) mehr einzuführen. Erstaunlich, immerhin, denn die Konzernführung von Total gibt unterdessen zu, auch weiterhin - während der Revolte - Phosphat von dort zu importieren..." - so beginnt die kommentierte Dokumentation einer Reihe von Videobeiträgen "SOLIDARITÄT MIT DEN SOZIALEN REVOLTEN UND GEGEN DIE REPRESSION IN TUNESIEN UND MAROKKO" von Bernard Schmid vom 20. Juni 2008.

Heftige soziale Unruhen in Tunesien und Marokko: Tote im Phosphatrevier von Gafsa und in Sidi Ifni

"Beinahe zeitgleich kam es am vergangenen Freitag und am Wochenende in "peripheren" Gebieten Tunesiens und Marokkos zu heftigen sozialen Unruhen. In beiden Fällen gab es (mutma ßlich) Tote. Und in beiden Fällen steht die Arbeitslosigkeit, darunter jene von Hochschul abgängern - der inzwischen in diesen Ländern zum eigenen Begriff gewordenen ,chômeurs diplômés' (Erwerblosen mit Universitätsabschluss) -, und die Perspektivlosigkeit von weiten Teilen der Jugend im Hintergrund." Artikel von Bernard Schmid vom 10.6.08 mit Bildern von Attac Marokko

Rassistische Hetzjagden: Fleissig dienen

Die königliche Marine Marokkos macht ihrem Namensgeber Ehre und erfüllt fleissig ihren EU-Auftrag: Schwarzafrikaner jagen. In der Nacht zum 29. April 2008 zwei Schlauchboote mit je 30 Personen auf dem Weg nach Spanien: Eines weigerte sich zu stoppen und wurde versenkt. 29 Todesopfer diesmal. Die Vereinigung der Freunde und Familien der Opfer der klandestinen Migration (AVFIC) aus Marokko hat am 14. Mai 2008 eine (französische) "Dokumentation" verbreitet, in der die erreichbaren überlebenden Opfer der Aktion (wiederum wurden einige im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste geschickt) zu Wort kommen.

Großfeuer: Jeden Tag wächst die Zahl der Todesopfer. Gewerkschaften nennen es Mord

Es war an den Stellungnahmen usw zu verfolgen: jede neuere hatte eine höhere Zahl von Todesopfern. Inzwischen sind 64 Tote zu beklagen. Und kaum hatte sich der erste Schock über das Schicksal der eingeschlossenen Arbeiter von Rosamor Ameublement in Casablanca etwas gelegt, kam zwei Tage später der nächste Brand bei Hay Attacharouk - fünf Todesopfer. Von den 163 Beschäftigten bei Rosamor waren ganze neun beim Unternehmen selbst angestellt, 154 bei Subunternehmen und für gerade mal 30 wurden Beiträge zur Sozialversicherung abgeführt.

a) Der Bericht "L'écume du jour - les usines de la mort" externer Link von Ahmed Saaidi vom 29. April 2008 in der marokkanischen "Libération" legt vor allen Dingen das Schwergewicht auf die desaströsen Auswirkungen der "neuen Arbeitsverhältnisse" in ganz Casablanca.

b) Die Pressemitteilung "ROSAMOR-crime: constitution d'un comité de solidarité" der marokkanischen Menschenrechtsorganisation AMDH vom 29. April 2008 gibt nicht nur die Gründung eben dieses Komitees bekannt, sondern auch kurze Berichte von Überlebenden während der Gründungsveranstaltung.

c) Die regionale UMT- Organisation nennt in ihrer Presseerklärung "Le conseil syndical régional des syndicats Rabat/Salé/Témara condamne fermement l'assassinat de plus de 60 ouvrier/es à Casablanca" vom 29. April 2008 den ganzen Vorgang schlicht einen Massenmord.

Die Gefangenen des 1. Mai sind frei! - Viele andere nicht.

Durch "königliche Gnade" sind 17 Personen die im Zusammenhang und in Folge der Proteste am 1. Mai 2007 verurteilt worden waren, freigelaassen worden. Eine andere denkbare Interpretation wäre, dass angesichts einer doch recht breiten internationalen Solidaritätskampagne ein König nicht mehr so oft in einem Atemzug mit seinem Erzeuger (und Amtsvorgänger in der sogenannten bleiernen Zeit) genannt werden wollte. Jedenfalls, die 17 sind frei - aber Hunderte von Gewerkschaftern und Republikanern nicht. Die Meldung der UMT-Gewerkschafter wurde von der französischen CNT publiziert: "Libération des détenus du 1er mai 2007" externer Link vom 10. April 2008.

Internationale Solidaritäts-Kampagne mit den Mai-Gefangenen

Die Kampagne zur Solidarität mit den Gefangenen des 1. Mai 2007 - und den Gefangenen der darauffolgenden Solidaritätsaktionen - nimmt immer breitere und internationalere Formen an. Dringend genug in einem Land, in dem ein 95-jähriger Mann zu einem Jahr Gefängnis wegen religiöser Verstöße verurteilt wird und logischerweise dort stirbt. Aus Frankreich jetzt der Solidaritätsaufruf "Liberté pour tous les emprisonnés du 1er mai" vom 15. Februar 2008.

Solidaritätsaufruf gegen MigrantInnenjagd

"Seit dem 19. Januar 2008 führen marokkanische Sicherheitskräfte verstärkt systematische Kontrollen und Verhaftungen von MigrantInnen aus Subsahara-Afrika durch. Nach Informationen aus Organisationen des euro-afrikanischen Migrations-Netzwerkes Manifeste euro-africain wurden mehrere hundert Personen in verschiedenen marokkanischen Städten verhaftet" - so beginnt der Solidaritäts- "Aufruf zur Mobilisierung" des euro-afrikanischen Migrations-Netzwerkes Manifeste euro-africain vom 11. Februar 2008.

Migrantenorganisation fordert Rechte

Dass Marokko ein Vorposten der Festung Europa ist (insbesondere ihres spanischen Walls) ist vielen längst bekannt. Das "Kollektiv der Flüchtlinge in Marokko" aus Casablanca dokumentiert in der Pressemitteilung "Les subsahariens au Maroc subissent la lois du plus fort" vom 28. Januar 2008 aktuelle Fälle der Repression und ruft zum Protest.

Sozialforum in Marokko: Proteste gegen Razzien

"Auf dem Sozialforum vom 25.-27.1.08 in Bouznika/Marokko nahmen statt der erwarteten 700 über 1400 Menschen teil, darunter sehr viele marokkanische Jugendliche und über 100 AktivistInnen aus anderen Ländern. Es gab Proteste gegen erneute Razzien gegen MigrantInnen, die am 25./26.1. (ausgerechnet am vom Weltsozialforum beschlossenen Aktionstag, auf den sich das Forum bezog) in Rabat stattfanden. Am Workshop zu Migration nahmen über 300 AktivistInnen und Interessierte teil." Bericht vom maghrebinischen Sozialforum von conni auf Indymedia externer Link vom 03.02.2008

Solidarität mit den Gefangenen von attac

Es gibt ein Land auf der Welt, das auch attac-Aktivisten einsperrt: des Königs Justiz hat zwei von ihnen zu je einem Jahr Gefängnis verurteilt, nun steht die Berufung an. Ihr ungeheuerliches Verbrechen: Sie waren öffentlich solidarisch mit den verurteilten Gewerkschaftern vom 1. Mai 2007. "Die europäischen Attacs, versammelt vom 11.-13. Januar 2008, rufen die marokkanische Regierung auf, in Übereinstimmung mit den internationalen Konventionen der Grund- und Menschenrechte zu handeln, die sie selbst unterschrieben hat. Sie werden alles in Bewegung setzen, um die sofortige Freilassung der politischen Gefangenen zu verlangen, die derzeit im Gefängnis sind und der Attac-Mitglieder, denen nun Gefängnis droht. Sie fordern ferner die Streichung aller Verurteilungen und Verfolgungen der Gewerkschafter und Bewegungsaktiven" - heisst es in der Presseerklärung des europäischen attac-Treffens externer Link vom 13. Januar 2008.

Hungerstreik im marokkanischen Gefängnis

"Das reaktionäre Regime Marokkos verfolgt die marxistisch-leninistische Studenten und vorbereitet 600 speziale Polizisten, um die Kämpfe der Studenten um kostenlose Bildung zu unterdrücken. 6 Genossen der marxistisch-leninistischen Organisation " la voie democratique basiste" sind schon im Gefängnis von Errachidia Stadt, und 6 andere sind nach etwa 4 monaten unbegründeten Verhaft im Gefängnis von Meknes Stadt freigelassen aber noch gerichtlich vervolgt. als protest gegen Folter die mesirable Situation hinter den Gittern und um Freiheit zu verlangen sind 3 gefangene Genossen seit den 1.10.2007 im Hungerstreik: -saadi aziz gefangenummer 31583; - azegaw noureddine gefangenenummer 31744; -araou mohamed gefangenenummer 31839." Mail an die Redaktion des LabourNet Germany vom 15.10.2007

Freiheit für die verurteilten Gewerkschafter vom 1. Mai

"Gegen die geheiligten Werte des Königreichs" hätten sie verstoßen - die Gewerkschafter und Sozialaktivisten, die am 1. Mai diesen Jahres festgenommen wurden und inzwischen zu bis zu 4 Jahren Gefängnis verurteilt. Und auch jene, die die ersten Solidaritätsaktionen mit ihnen organisiert hatten. Wenn bestehende Gesetze nichts zur Verurteilung hergeben, müssen eben Heiligtümer herhalten, zu denen passenderweise ja auch der jeweilige Kenig gehört. Aus Anlaß der Parlamentswahlen in Marokko am 7. September - bei denen ohnehin nur der König gewählt werden kann, denn Parteien müssen royalistisch sein, weswegen die marokkanische Linke diese Wahl weitgehend boykottiert - hat nun Attac Marokko, unterstützt von Attac Frankreich - eine Petition zur Freilassung verbreitet, zu deren Unterzeichnung wir hiermit aufrufen. Die (französische, mit kurzer deutscher Zusammenfassung und Adressaten) Petition "Liberté pour les militants syndicalistes et associatifs marocains" vom 3. September 2007.

Jagd auf MigrantInnen in Marokko

"Todesschüsse in Laâyoune für den Versuch, Marokko zu verlassen - Misshandlungen und Massenabschiebungen von MigrantInnen in Oujda: Wohin die Jagd auf MigrantInnen im Namen des Schutzes der EU-Grenzen führt." Beitrag von manifeste-euro-africain auf Indymedia externer Link vom 03.08.2007

Blitzurteile gegen Festgenommene des 1. Mai

Am 1. Mai kam es in verschiedenen Städten Marokkos zu Festnahmen von Gewerkschaftern, aber auch studentischen Aktivisten. Nur kurz darauf die ersten Gerichtsurteile gegen sie. Und jetzt eine internationale Solidaritätskampagne. Der (französische, mit kurzer deutscher Zusammenfassung) Aufruf "Maisolidarität" vom 30. Mai 2007

Die Frauenmigration in die Golfstaaten produziert rechtlose und prekäre Arbeitssituationen

Die Zeiten des panarabischen Nationalismus sind lange vorbei: und schon von jeher galten, jenseits aller Beteuerungen, Pässe sehr viel, wenn es um Rechte und bedingungen von Arbeitsverhältnissen ging. Eine der grossen Veränderungen in Marokko ist es, dass seit längerer Zeit sich eine immer stärkere weibliche Migration entwickelt: In einer Zeit da die MigrantInnen-Feindlichkeit Europas jedermensch bekannt ist, auch beispielsweise in die Golfstaaten. Zum internationalen Frauentag gab es eine Petition marokkanischer Frauenverbände, die Lage der ArbeitsmigrantInnen an den Golfstaaten zu verbessern. Die (französische) Petition "Pour le respect des droits la femme marocaine immigrée aux pays du Golfe", wie sie am 14. März 2007 auf der Mailingliste Maghreb-ddh veröffentlicht wurde.

Gegen die Menschenjagd - im Dienste der EU

Anfang Januar verbeiteten zahlreiche Organisationen aus Marokko und marokkanische sowie Flüchtlingsorganisationen von anderswo einen Offenen Brief, in dem sie die Menschenjagd vom 23. Dezember 2006 als Terror im Dienste Europas kritisieren. Die (französische) "Lettre Ouverte" vom 4. Januar 2007.

In der Wüste ausgesetzt: Hunderte Flüchtlinge aus Marokko abgeschoben

In der Wüste ausgesetzt: Hunderte Flüchtlinge aus Marokko abgeschoben

"Mehr als 250 AfrikanerInnen aus dem subsaharischen Afrika wurden am 23.Dezember 2006 von der marokkanischen Polizei in verschiedenen Vierteln der Hauptstadt Rabat verhaftet. Unter den Festgenommenen sind Frauen und Kinder, Flüchtlinge und Asylsuchende. Danach wurden sie in sechs Bussen nach Oujda an der algerischen Grenze gebracht, begleitet von Armee. Gegen 11 Uhr abends überquerten die Busse die Grenze an verschiedenen Stellen und die MigrantInnen wurden in der Wüste ausgesetzt (Details im Text).Bei den Abschiebungen wurden mehrere Frauen vergewaltigt, darunter mehrere Schwangere, von denen eine ihr Baby verlor. Protestiert bei der EU und den marokkanischen Botschaften!..." Ein Feature zur aktuellen Situation in Marokko externer Link bei Indymedia vom 06.01.2007

Same procedure as last year?

In Marokko gab es zur Jahreswende Wiederholungen: Migrantenhatz im Dienste der Europäischen Union. Diesmal aber gab es auch massive Proteste - im Lande selbst und unter den marokkanischen MigrantInnen in Frankreich. Die kleine Materialsammlung "Protest gegen Migrantenhatz" von Ende Dezember 2006.

Der Spargel ist aus Spanien, in Wirklichkeit aber aus Marokko, und die Arbeitsbedingungen entsprechend...

Die Landarbeiterinnen gehören einer Gewerkschaft an? Raus mit ihnen. Das ist die Logik des Kapitals und insofern nicht verwunderlich. Aber dass ein Streik von Landarbeiterinnen in der marokkanischen Provinz dann mit Aktionen in Spanien (und anderswo) fortgesetzt wird, die keineswegs "nur" traditionelle Soli-Aktionen sind, das hat etwas mit der üngeren Entwicklung des Kapitals zu tun. Ein kurzer (spanischer) Bericht "CONTRA LA EXPLOTACIÓN DE EMPRESAS ESPAÑOLAS" über den Streik der Frauen in Biougra, bei dem spanischen Unternehmen mit dem schönen Namen Inovación Agricola - von der CGT vom 19. Dezember 2006.

Kampagne gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

Zwei Beschäftigte des Sofitel-Hotels in Rabat (das zur verschiedentlich "unangenehm" aufgefallenen Accor-Kette gehört) hatten die Courage, erlittene Belästigungen an die Öffentlichkeit zu bringen - und wurden daraufhin nicht nur von ihrem Küchenchef, sondern auch von der Verwaltung drangsaliert. Woraufhin die Menschenrechtsorganisation AMDH zusammen mit den beiden Gewerkschaftsverbänden UMT und CDT und anderen Organisationen der sozialen Bewegung Marokkos ein gemeinsames Netzwerk gegen sexuelle Belästigung bei der Arbeit gründeten. Dieses Netzwerk organisierte am 21. Juni eine erste Aktion - ein Sit-In vor dem Hotel im Stadtzentrum Rabats und eine internationale Unterschriftenkampagne. Beides nachzulesen auf der (französischen) Blogseite "Le Réseau de lutte Contre l'Harcèlement Sexuel au Maroc", externer Link die seit Ende Juni 2006 im Netz zu finden ist.

Internationales Treffen gegen Festung Europa

Anfang kommender Woche treffen sich in Rabat afrikanische und europäische Regierungen zum Gipfel - die Migration soll debattiert werden (beziehungsweise der Ausbau der Festung Europa). Dort wird es zu grösseren Protestaktionen kommen, wie es auf einem eine Woche zuvor stattgefundenen NGO-Treffen (darunter auch mehrere alternative Gewerkschaftsströmungen, bzw Föderationen wie CGT Spanien, COBAS Italien oder SUD Frankreich) beschlossen wurde, auf dem auch das (französische) Manifest von Rabat: "Manifeste non gouvernemental euro-africain sur les migrations, les droits fondamentaux et la liberté de circulation" vom 1. Juli 2006 verabschiedet wurde.

Verleumdungskampagne gegen Gewerkschaftsaktivisten

In der Stadt Benguerir befinden sich gegenwärtig 10 inhaftierte Personen vor Gericht, allesamt Aktivisten der Gewerkschafts- und Kooperativenbewegung. Ihnen werden die Durchführung illegaler Versammlungen, das Tragen von Waffen und Tätlichkeiten gegen Behördenvertreter vorgeworfen: allessamt Vergehen, die sie angeblich bei Widerstandsaktionen gegen ein Säuberungsprogramm der Regionalverwaltung begangen hätten, das auf Vertreibung der StrassenhändlerInnen abzielt. Die französische Alternativgewerkschaft SUD-Rail hat den Betroffenen und dem Gewerkschaftsverband UMT eine Solidaritätsadresse übersendet, in der die Anklagen gegen die Aktivisten als Mache denunziert werden und dabei daran erinnert, dass auch erst jüngst in Frankreich die Massenbewegung gegen das CPE sich mit vielen konstruierten Vorwürfen konfrontiert sah. Die (französische, hiermit kurz zusammengefasste) Solidaritätserklärung "Aux militants réprimés de Benguerir" von SUD-Rail vom 8. Juni 2006

Gewerkschaftsfunktionärin auf dem Weg zum Gewerkschaftshaus festgenommen

Eine nahezu alltägliche Geschichte: als in der südmarokkanischen Stadt Goulimim Frau Moutik Khadijadie, regionale Vorsitzende des Gewerkschaftsbundes UMT, am 1. Mai in der Frühe ihr Haus verlässt, wird sie von einem Polizisten angesprochen, der sie fragt, wohin sie gehe. Sie antwortet "wohin ich will". Daraufhin setzt sie ihren Weg zum Gewerkschaftshaus fort - in Begleitung. Und nur ein kurzes Stück Weges, bevor sie festgenommen wird. Stunden danach wird sie in einem Krankenhaus eingeliefert, mit Hämatomen am ganzen Körper. Nach kurzer Untersuchung soll sie mit einigen Medikamenten entlassen werden - aber ohne medizinischen Bericht. Sie weigert sich, das Krankenhaus zu verlassen, ohne ihre Verletzungen in irgendeiner Weise aktenkundig zu machen, was ihr schliesslich gelingt. Die Gewerkschaftsfunktionärin ist in der Gegend dafür bekannt, dass sie für die Rechte der ArbeiterInnen aus der Westsahara eintritt, und deswegen ist sie im Königreich verdächtig - erst kurz zuvor hatte sie ihre Position auf einer offiziellen Konferenz vertreten. Der (französische, hiermit kurz zusammengefasste) Bericht "Arrestation et torture le jour de la fête du travail à Goulimim" von Adib Abdesselam, publiziert am 3. Mai 2006 auf der Mailingliste "Maghreb-DDH".

Streik bei Royal Air Maroc nach 6 Monaten beendet

Am 30. Dezember mussten sie aufgeben: die Gewerkschaft STAM und die mehreren Hundert Techniker und Mechaniker der Royal Air Maroc, die seit Juni im Streik waren. Ohne die Unterstützung der etablierten Gewerkschaftszentralen waren die Unterstützungsmittel von STAM am Ende, und die Streikenden ohnehin in extremen Finanznöten. Die Niederlage ist schwer, alle wesentlichen Forderungen des Unternehmens - zentral die, dass eine Reihe Belegschaftsmitglieder vor den Disziplinarausschuss müssen - wurden durchgesetzt. Wer auf wenn auch späte so doch unumgängliche gewerkschaftliche Solidarität gehofft hatte, sah sich enttäuscht: nicht nur der marokkanische Gewerkschafts-Apparatschiki sieht in potentieller Konkurrenz die grössere Gefahr als den "Sozialpartner". Der (französische) Bericht "Pourquoi les techniciens de la RAM ont arrêté leur grève" externer Link von M.M. in der Zeitung "La Vie Eco" vom 6. Januar 2006.

Gewerkschaft führt Air Maroc-Streik auch ohne die Zentralen weiter

Eine Dokumentation der Gewerkschaft STAM (Luftfahrttechniker) über den Streik, der seit dem 29. Juni 2005 andauert und gegenwärtig wenig Aussicht auf Ende bietet. Dabei setzt sich die Gewerkschaft - die den "Aircraft Engeineers International" angehört vor allem mit der Kampagne der Unternehmensleitung auseinander, die behauptet, es handele sich sozusagen um "arbeitsscheue Elemente" - und dokumentiert stattdessen die zahlreichen Schritte, die eben diese Unternehmensleitung unternommen hat, um die Bildung dieser Gewerkschaft zu verhindern. Die (französische) Dokumentation "Grève des Techniciens Aeronautiques" externer Link pdf-Datei bei der Gewerkschaft STAM vom 14. Dezember 2005.

Streik bei Air Maroc - die Gewerkschaften verweigern Unterstützung

Etwa 400 der rund 1.000 Beschäftigten der Zentralwerkstätten von Royal Air Maroc streiken seit nunmehr 5 Monaten - gegen die Entlassung von sieben Mechanikern, denen die Geschäftsleitung "schwere Disziplinverstöße" vorwirft. Und weil die Streikenden nun Debatten um Sicherheitsmängel öffentlich machten - was die Geschäftsleitung "Verleumdung und Geschäftsschädigung" nennt, haben sich nun beide bisher zögerlich beteiligten Gewerkschaftszentralen UMT und CDT von den Streikenden "distanziert". Die kurze Korrespondenz "Verleumdung" von Hocein Hala vom 30. November 2005 (ins deutsche übersetzt) über die Art und Weise, wie Gewerkschaften reagierten - und wie die Presse berichtet.

"Wir wollen nicht, dass unser Land Erfüllungsgehilfe ist"

Nicht nur in Spanien, auch in Marokko selbst hat der EU-Grenzkrieg gegen schwarzafrikanische Flüchtlinge keineswegs nur grössere Debatten erzeugt, sondern auch weitreichende Proteste und Aktionen. In einem Land, das das "Problem der Verschwundenen" trotz diverser Komissionen lieber unter dem Teppich halten will, in dem der Chefredakteur einer Regionalzeitung Schwarzafrikaner als "Heuschrecken" bezeichnet, kein leichter Stand für demokratische Kräfte. Die aktuelle Materialsammlung "Wir wollen nicht, dass unser Land Erfüllungsgehilfe ist" vom 26. Oktober 2005

Der multinationale Konzern STMicroelectronics entlässt rechtswidrig Gewerkschafter in der marokkanischen Hauptstadt Rabat

Das Unternehmen STMicroelectronics ist ein multinationaler Konzern, der in 26 Ländern angesiedelt ist und dessen Aktien an den wichtigsten Börsen der Welt gehandelt werden. Der französische Staat gehört zu seinen Aktionären. Der Konzern betreibt 3 Fabriken im marokkanischen Casablanca und ein Entwurfs- und Forschungszentrum in Rabat. (…) Am 13. Juli 2005 hielte diese Ingenieurinnen und Ingenieure eine Vollversammlung in den Räumen des Gewerkschaftsbunds UMT in Rabat ab. Nachdem sie über ihre Arbeitsbedingungen und den Umgang mit ihnen diskutiert hatten, haben sie eine Gewerkschaft gegründet und gemäß dem marokkanischen Arbeitsgesetzbuch ein Gewerkschaftsbüro (= einen Vorstand) gewählt. Am folgenden Tag rief die Direktion den Alarmzustand aus, lud jeden der frisch gewählten gewerkschaftlichen Vertrauensleute einzeln vor und bedrohte sie mit Kündigung, falls sie nicht ihr Amt im Gewerkschaftsbüro niederlegten oder aus der UMT in eine andere Gewerkschaft überträten. Dabei setzte er ihnen ein Umtimatum bis zum 25. Juli 2005. Am 26. Juli 2005 setzte die Direktion ihre Drohungen in die Tat um…“
Kommuniqué des marokkanischen Gewerkschaftsverbands Union Marocaine du Travail (UMT, Marokkanische Arbeiter-Union), Regionalverband Rabat-Salé-Temara in der Übersetzung von Bernard Schmid. Das Kommuniqué beinhaltet den Aufruf zur Solidarität sowie Protestadressen

Amal El Houcine - verfolgt wegen einer "nichtgenehmigten" Versammlung

Amal El Houcine ist Gewerkschaftsfunktionär und Aktivist zahlreicher Organisationen, unter anderem des "Demokratischen Wegs" (ANNAHJ) und der Menschenrechtsorganisation AMDH. Er wird jetzt verfolgt, weil er eine nicht genehmigte Versammlung in der Öffentlichkeit abgehalten habe. Ein (französischer, mit kurzer deutscher Zusammenfassung) Bericht "HALTE A LA REPRESSION" aus dem marokkanischen Alltag von ANNAHJ vom 11. Juli 2005.

Angriff auf UMT Rabat

Am 30. Juni haben Polizei und Geheimdienstkräfte einen Angriff auf den Sitz des Gewerkschaftsbundes UMT der Region Rabat unternommen - abends, zu einer Zeit, da mehrere gewerkschaftliche Versammlungen stattfanden, nachdem zuvor Auseinandersetzungen bei einer Protestaktion der erwerbslosen Angestellten stattgefunden hatten. Die Bilanz dieser Agression: mehrere Schwerverletzte und einige Festnahmen. Die Mitteilung der UMT vom 30. Juni 2005 (in deutscher Übersetzung von B. Schmid).

Arbeitsinspektoren im Streik

Zu 10 Jahren Gefängnis ist ein Arbeitsinspektor in Marrakesch verurteilt worden: weil er seine Arbeit machte. Weil das aber die Konkurrenzfähigkeit von Firmen auf dem Markt schwächt, hat er gegen das Gesetz verstoßen. Die Arbeitsinspektoren ganz Marokkos traten daraufhin in den Streik. Eine kurze Zusammenfassung verschiedener Berichte auf der Mailingliste "Maghreb-ddh" vom 5.Mai 2005.

Minenarbeiter im Kreuzfeuer von Justiz und Gewerkschaft

  • Gewerkschaftlicher Erfolg gegen Repression : Die Solidarität hat geholfen ! Wie Labournet bereits kurz berichtete, sind die sechs Gewerkschafter aus dem Bergwerk von Imini, die wegen « Landfriedensbruch und Totschlags » zu 10 Jahren Haft verurteilt worden, seit dem 18. April dieses Jahres frei. Ein Kurzbericht von B.Schmid vom 6.Mai 2005.

  • Hurra: Die sechs Gewerkschafter im südmarokkanischen Imini, über deren Prozess wir weiter unten ausführlich berichtet hatten, sind seit dem 18. April 2005 frei. Ihre Strafe ist von bisher 10 Jahren auf nunmehr 2 Jahren mit Bewährung reduziert worden. Nähere Einzelheiten stehen zur Zeit noch aus. Kurzmeldung von Bernard Schmid (Paris) vom 19. April 2005, der uns weiter informieren wird.

  • Solidaritäts-Karawane mit den Bergarbeitern von Imini - Von 5. bis 7.März 2005 fand die Solidaritätskarawane mit den im Januar 2005 verurteilten 6 Bergarbeitern der Imini-Mine statt, die auch an Werkswohnungen und der (Tagebau) Zeche vorbei führte. Ein kurzer (französischer, mit deutscher Zusammenfassung) Bericht von Thierry Lafraude vom 17.März 2005 für die Emailliste Menschenrechte im Maghreb.

  • Dringender Aufruf zur Solidarität ­ Gewerkschafter zu langjähriger Haft verurteilt, Solidaritätskarawane steht bevor. Artikel von Bernard Schmid mit vielen weiteren Infos und Soli-Adressen

  • Monatelang tobt die Auseinandersetzung um die Lebens- und Arbeitsbedingungen in und um die Imini - Mine der Société Chérifiènne des Etudes Minières (SACEM), inklusive Überfälle von Banden auf demonstrierende Arbeiter. Am 11.November 2004 soll nun ein Prozess beginnen: Gegen die Arbeiter. Die offizielle Gewerkschaft UMT trägt das Vorgehen gegen die Belegschaft und ihre Familie aktiv mit. Eine (französische, mit kurzer deutscher Zusammenfassung) Zusammenstellung aus diversen Mails auf der Liste "Maghreb - DDH" (Maghreb-Menschenrechte) im Oktober und November 2004.

Unterdrückungswelle in Telekommunikationsbetrieben

In verschiedenen Betrieben der "Inteltec Maroc" (ein Tochterunternehmen des multinationalen libanesischen Konzerns Meqati - Investcom) häufen sich die Versuche, gewerkschaftliche Organisationsbestrebungen zu unterdrücken. Eine Solidaritätserklärung der Attac - Gruppe Casablanca (französisch, mit deutscher Zusammenfassung).

24 Landarbeiter festgenommen

24 Landarbeiter, die seit dem 28.Oktober die Pflanzungen der Plantage ABAZ im marokkanischen Bezirk Kenitra besetzt hielten, wurden in der vorletzten Woche von einem massiven Polizeiaufgebot überfallen und festgenommen. Der Prozess wurde auf den 4.Dezember 2002 vertagt, 7 der Festgenommenen müssen solange in Haft bleiben. Siehe den (französischen) Originaltext der Mail, die am 29. November 02 über die Mailingliste ddh (Menschrechte in Nordafrika) verschickt wurde, mit einer deutschen Zusammenfassung

Specials

Privatisierung und Widerstand

Grundinfos

Marokko im Auswärtigen Amt der Bundesregierung externer Link

Marokko im Fischer Weltalmanach externer Link

Marokko bei Labourstart externer Link

Marokko bei beim CIA- factbook externer Link

siehe auch

Hungerkrise und IWF
im LabourNet unter Diskussion > Wipo allgemein

Labournet Germany zu den Teuerungs- protesten ab Oktober 2007. Übersicht unserer Meldungen aus vielen Ländern unter „Internationales“


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