Wie Honeywell mit Gewerkschaftskampagnen umgehen will
„Eine geleakte PowerPoint Präsentation des US-Industriegiganten gibt Empfehlungen über den Umgang mit den Gewerkschaften und setzt dabei voll auf Präsident Obama
Honeywell ist einer der größten Industriekonzerne der USA, der von Regelungstechnik und Automation bis hin zu Düsentriebwerken und Atomkraftwerken tätig ist. Der mehr als 120 Jahre bestehende Konzern sieht sich schon länger allerlei Anfechtungen ausgesetzt und von gewerkschaftlichen Anfechtungen bedroht. Nun hat das Online-Magazin In These Times eine "vertrauliche" PowerPoint-Präsentation zugespielt bekommen, die darlegt, wie sehr der Konzern von gewerkschaftlichen Kampagnen bedroht sei und was dagegen unternommen werden müsste – wobei offenbar die Kampagnen am meisten gefürchtet werden, die das Ziel haben, erstmals eine Gewerkschaft an einem Standort zu etablieren…“ Artikel von Rainer Sommer in telepolis vom 19.11.2012 , darin die Links. Siehe dazu:
- US-Wahlen: Warum Obama für die Gewerkschaften trotz allem Mr. Right ist
„Die Wiederwahl von Barack Obama als US-Präsident ist auch ein Erfolg für die amerikanischen Gewerkschaften. Was sie in seiner zweiten Amtszeit von ihm erwarten können, hat Marion Knappe (Washington/USA) für den einblick zusammengefasst.“ DGB-Einblick vom 16.11.2012
Südstaaten: Gewerkschaftstreffen der besonderen Art...
In einer Baptistenkirche in Charlotte, North Carolina trafen sich am Labor Day 300 Gewerkschafter, Arbeiter und Gemeinschaftsaktivisten: Die "Southern Worker Assembly", die Versammlung der Südstaatenarbeiter tagte erstmals. Damit soll eine Initiative gestartet werden, dem (nicht zuletzt auch von deutschen) von Unternehmen gepriesenen und zur Billigproduktion benutzten gewerkschaftsfreien Süden ein Ende zu machen. Die Überschrift des Berichts "The Southern Workers Assembly — an Historic Step Forward" am 24. September 2012 bei Labor fights back macht es schon deutlich - ein historisches Ereignis.
Verloren in Wisconsin
„Vor 18 Monate hatte Wisconsins Gouverneur Scott Walker seine große Attacke gegen den öffentliche Dienst geritten. Im Visier des republikanischen Politikers: soziale Programme, Arbeitsplätze, Pensionen und das Recht der Mitarbeiter auf kollektive Tarifverhandlungen. Das brachte ihm US-weit Lob von den Konservativen und Neoliberalen. Die Betroffenen indes leisteten erbitterten Widerstand, und versuchten, ihn aus dem Amt zu jagen. Doch Walker überstand das Abberufungsverfahren mit einer Quote von 53:47…“ Artikel von Kurt Stand in der jungen Welt vom 27.07.2012
Basisgewerkschaften in den USA - Wobblies im Interview
"Am Freitag, den 15. Juni fand in Rostock im Cafe Median ein Vortrag zweier Wobblies aus den USA statt, die über ihre Erfahrungen gewerkschaftlicher Organisierung in der Jimmy Johns Workers Union (JJWU) in den Twin Cities Minneapolis/St.Paul berichteten. Kombinat Fortschritt hat die Gelegenheit genutzt, um ein Interview mit den beidem amerikanischen Genossen zu führen. Das Gespräch wird hier nun in zwei Teilen veröffentlicht. Teil I beschäftigt sich mit der Gewerkschaft JJWU im Besonderen und den Bedingungen der basisgewerkschaftlichen Aufbauarbeit im Dienstleistungssektor im Allgemeinen. Im zweiten Teil geht es um die aktuellen politischen Geschehnisse in den USA, die Occupy-Bewegung und den Wahlkampf ums Präsidentenamt" - so beginnt "Jimmy Johns Workers Union – Interview mit amerikanischen Basisgewerkschaftern" am 15. Juli 2012 beim Kombinat Fortschritt.
Siehe auch: "Teil II" dieses Interviews.
Wisconsin: Walker. Warum?
"Geld schlägt Gewerkschaften" - das war eine der Überschriften (taz) mit der deutsche Medien auf das Ergebnis der Gouverneurs-Neuwahl im US-Bundesstaat Wisconisn reagierte. Republikaner Scott Walker hat also eine Mehrheit bekommen - nach zwei Jahren Amtszeit, mit bekanntem Programm und realisierten Schritten dazu - eben beispielsweise das faktische Gewerkschaftsverbot im öffentlichen Dienst, das nach in Beteiligung und Formen neuartigem Widerstand eben die "Recall" Bewegung hervorrief. Nur: So richtig der Fakt ist, dass das große Geld den Gouverneur im Amt behalten wollte und dafür in die Tasche (und zu unendlich vielen Schmutzkampagnen) griff, das konnte man auch vorher wissen: An Geld und Medienmacht mangelt es den konservativen Antidemokraten nicht, auch nicht im eigentlich als eher progressiv geltenden kleinen Bundesstaat Wisconsin, zumal das Geld von überallher kam. Das Ergebnis wird von den konservativen Medien sowohl in den USA als auch in Deutschland (Spiegel) freudig als nahezu tödlicher Stoß für die Gewerkschaften bewertet.
Vor allem mit der Frage, warum 38 Prozent aller Gewerkschaftsmitglieder für Walker stimmten, befasst sich der Beitrag "What Happened in Wisconsin, and Why?" von David Nack am 06. Juni 2012 auf einer Sonderseite mit mehreren Beiträgen in Labornotes, auf der kurzfristige Stellungnahmen gewerkschaftlicher BasisaktivistInnen gesammelt wurden. Weil sie eine "billige Regierung" wollen? Verschiedentlich wird in diesen Beiträgen auf die Gründe der Wirksamkeit langjähriger konservativer Propaganda eingegangen.
In "Authoritarian Populism and the Wisconsin Recall" zieht Autor Connor Donegan am 09. Juni 2012 im MR-Zine die Schlussfolgerung, dass der grundlegende Fehler es war, aus einer Massenbewegung eine Wahlbewegung zu machen - "auf das Terrain des Gegners" zu gehen und führt weitere Gründe für den inhaltlichen Erfolg des autoritären Populismus an.
In dem Beitrag "Recall in Wisconsin – the Alternative Was Worse" auf der anarchistischen Seite Trial by Fire Anfang Juni 2012 wird vor allem darauf abgezielt, dass es auch dem verbundenen Duo Demokratische Partei und Gewerkschaftsapparat nicht etwa darum gegangen sei, eine Massenbewegung zu stärken, sondern diese auszunutzen und zum eigenen besten in parlamentarischen Grenzen zu halten.
Geld schlägt Gewerkschaften
„Scott Walker, der Gouverneur von Wisconsin, der die Mitbestimmung abgeschafft, die Gewerkschaften verdrängt, das Tragen von Schusswaffen erleichtert, die Umweltgesetze ausgehöhlt und die Familienplanungszentren ausgehungert hat, ist im Amt bestätigt worden. Sein Sieg über den demokratischen Herausforderer Tom Barrett macht ihn zum neuen Helden der RepublikanerInnen. In Wisconsin ist aber noch mehr geschehen. "Big Money" hat hier gegen soziale Bewegung gesiegt. Nie zuvor ist so viel Geld in einen Wahlkampf in den Bundesstaat geflossen - aus der Mineralölindustrie, der Kasinobranche, von der Republikanischen Partei...“Artikel von Dorothea Hahn in der TAZ vom 07.06.2012 . Siehe dazu
- US-Gewerkschaften: Vom Aussterben bedroht
Mitglieder weg, Einfluss weg: Amerikas Gewerkschaften schwächeln seit Jahrzehnten - und jetzt setzen Republikaner und Großindustrie zum Todesstoß an. Für Barack Obama bricht ein wichtiger Machtfaktor weg. Artikel von Marc Pitzke auf Spiegel-Online vom 10.06.2012 .
Aus dem Text: „(...) Denn der sonst so progressive Staat Wisconsin, aus dem der Todesstoß kam, ist ein Mikrokosmos der gesamten USA. Auslöser des Showdowns war ein drakonisches Spargesetz vom März 2011, mit dem die Republikaner dort den Staatsdienern (Lehrer, Polizisten, Feuerwehrleute) das Tarifrecht entzogen. Aus Protest besetzten Zehntausende das Kapitol in der Landeshauptstadt Madison. Als das nicht half, fädelten Walkers Gegner einen "Recall" ein, einen vorzeitigen Abwahlantrag. Doch am Dienstag setzte sich Walker durch - mit 53,1 Prozent. Es war ein teuer erkaufter Sieg: Walker verfeuerte dafür 30,5 Millionen Dollar, mehr als siebenmal so viel wie sein Demokraten-Gegner Tom Barrett, der langjährige Bürgermeister von Madison. Dennoch kleidete Walker seinen Sturmlauf ins Mäntelchen der Zivilcourage: "Die Wähler wollen Anführer, die Stellung beziehen und harte Entscheidungen treffen."...“
Isolation und Scham – Über die Schwierigkeit, Erwerbslose in den USA gewerkschaftlich zu organisieren
Hat die Krise Auswirkungen auf alltägliche soziale Auseinandersetzungen? Wie kommt sie an in Tarifkämpfen, betrieblichen Auseinandersetzungen, in den unterschiedlichen Bereichen der sozialen Daseinsvorsorge? Wirkt sie lähmend oder eher als Katalysator? Bleibt es in Deutschland so ruhig, weil das, was die Troika anderen EU-Länder abverlangt, hierzulande bereits mit der Agenda 2010 umgesetzt wurde? Auf unserer Veranstaltung »Lieben oder Fürchten? Die Linke, die Krise und die EU« am 5. Mai in Frankfurt wollen wir u.a. diskutieren, welche Verbindungen zwischen »Systemfrage und Alltagskämpfen«, u.a. auch zur Situation der Erwerbslosen, bestehen. Neben der Analyse »Zuspitzen. Soziale Kämpfe in der Krise« in express, Nr. 9 und 10-11/2010 zeigt ein Blick in US-amerikanische Debatten, wie dort über die Organisierung von Erwerbslosen und mögliche Verbindungen zur Occupy-Bewegung gedacht wird. Artikel von Jenny Brown aus: Labor Notes, Februar 2012, in einer Übersetzung von Anne Scheidhauer, TIE-Bildungswerk e.V., erschienen im express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 4/12
US-Republikaner bekämpfen Gewerkschaften Kriegserklärung im Rostgürtel
"In den USA versuchen republikanische Gouverneure die Gewerkschaften per Gesetz zurückzudrängen, indem sie sie finanziell ausbluten lassen - nun sogar in ihrem letzten Rückzugsgebiet im Mittleren Westen. Das wäre auch ein Sieg für Romney und Gingrich, weil Präsident Obama an der Seite der Gewerkschaften steht. Die harten Gesetze tragen einen sanften Namen. "Right to Work" werden sie genannt. Recht auf Arbeit. Was freundlich klingt, ist in Wahrheit eine Kriegserklärung, und sie richtet sich gegen die Gewerkschaften der USA. Mehrere Bundesstaaten wollen Arbeiterorganisationen die Erhebung von verpflichtenden Gebühren verbieten. Damit greifen sie das finanzielle Fundament an, auf dem die amerikanische Gewerkschaftsbewegung ruht." Artikel von Moritz Koch, New York, in der Süddeutschen Zeitung vom 28.01.2012
Blick über Tellerrand
Solidarität mit sozialen Bewegungen wie »Occupy Wall Street«: US-Gewerkschaften erwachen aus jahrzehntelanger politischer Lethargie. Artikel von Kurt Stand in der jungen Welt vom 10.01.2012 . Siehe dazu auch im LabourNet Germany: "Social Movement Unionism"
Nahrungsmittelkonzerne im Visier: Allianz gebildet
Entlang der Nahrungsmittelkette wird organisiert - von Landarbeitern bis in den Supermarkt. Aber nicht nur das: Auch das Motto "gute Arbeit" wird in umfassendem Sinn verstanden - es geht darum, gegen den profitgetriebenen Irrsinn kapitalistischer Nahrungsmittel - Taylorisierung gute Produkte herzustellen. Deswegen umfasst die Allianz eben nicht nur die Beschäftigten - sondern auch die anderen Beschäftigten, neudeutsch Kunden. Zeichnet sich hier eine "führende Rolle" ab, die nicht in schwergewichtigen Erklärungen besteht, sondern in der Wirklichkeit, indem sich eines allgemeinen Problems angenommen wird? Ein ausgesprochen lesenswerter Bericht dazu ist "Workers Challenge Big Food" von Jenny Brown, bereits am 23. November 2011 in den Labornotes erschienen.
Knoten in der Kette - Über Einzelhandel, Logistik-Outsourcing und Leiharbeit in den USA
"(.) Morales wurde im November 2009 gemeinsam mit 70 KollegInnen entlassen - eine Woche, nachdem sie ihren Arbeitgeber, das Logistikunternehmen Maersk, wegen Verstößen gegen den Mindestlohn, gegen Bürger- und Arbeitsrechte angeklagt und das Management von der Bildung einer Gewerkschaft unterrichtet hatten. Morales ist Mitglied von Warehouse Workers for Justice (WWJ), einem Workers Center, das dem Gewerkschaftsverband United Electrical Workers (UE) angehört. WWJ vereint Beschäftigte quer durch die verwirrende Vielzahl der Subunternehmen, die in den Lagerhäusern operieren, und hilft beim Kampf für die Beschäftigtenrechte mittels Gerichtsprozessen, medialem Druck und Aktionen am Arbeitsplatz. Am 15. Oktober hat sich bei der UE mit Unterstützung von WWJ ein Organizing-Komitee mit 50 AktivistInnen aus unterschiedlichen Betrieben konstituiert. Das ist ein erster Schritt auf dem Weg zur Gründung einer Gewerkschaft der 150 000 LagerhausarbeiterInnen in der Region. Das Komitee wählte eine Leitung und hielt Videokonferenzen mit Lagerhausbeschäftigten in New Jersey und Kalifornien ab, die zur gleichen Zeit ähnliche Treffen hatten." Artikel von Jane Slaughter in einer Übersetzung von Anne Scheidhauer, TIE-Bildungswerk e.V. , ursprünglich erschienen bei Labor Notes, November 2011, erschienen im express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 11/2011
US-Gewerkschaften "Es geht ums nackte Überleben"
Die Politik vertritt nur noch die Interessen der Wirtschaft, sagt US-Gewerkschafter Casey. Im Interview erzählt er, warum die Arbeiterbewegung in den USA so schwach ist. Das Interview von Heike Buchter in Die Zeit vom 6.6.2011 . Aus dem Text: „(…) ZEIT ONLINE: Die Gewerkschaften werden derzeit scharf kritisiert, weil sie nach Ansicht von Kritikern mit ihren Forderungen die angeschlagenen staatlichen Haushalte überfordern. Casey: Es gibt eine konzertierte Aktion der Republikaner am rechten Rand und von Unternehmerseite, nun auch die Macht der Gewerkschaften der öffentlichen Angestellten zu brechen. Sie haben seit dem Aufstieg der Tea Party bei den Kongresswahlen im November an Stärke gewonnen. Sollten sie Erfolg haben, dann könnte die amerikanische Arbeiterbewegung als Ganzes für Generationen zerschlagen werden. Man müsste sie komplett neu aufbauen. Besonders die Lehrergewerkschaften sind im Visier der Republikaner…“
Die Arbeiterbewegung ändert sich. Die Gewerkschaften auch?
Am 4. April jährte sich zum 45. Mal der Tag, an dem Martin Luther King erschossen wurde. Aus diesem Anlaß wurden, wie jedes Jahr, Gedenkdemonstrationen in allen US-Bundesstaaten organisiert, die darauf verweisen sollen, dass viele der zentralen Anliegen Kings auch heute noch gesellschaftliche Probleme sind. Dennoch: Diesmal war es anders. Die Demonstrationen waren auch und sehr massiv geprägt von GewerkschafterInnen - vor allem in jenen Bundesstaaten, deren republikanische Gouverneure gerade eine koordinierte Offensive gegen Gewerkschaftsrechte durchziehen wollen, aber eben auch in jedem einzelnen Bundesstaat. Nun waren die Gewerkschaften immer an den King Gedenktagen aktiv, zumal er erschossen wurde, als er (wieder einmal) sich solidarisch mit Streikenden zeigte. Dennoch war es diesmal anders - auch schon der allgemeine Slogane "We are one" zeigte dies. Die Arbeiterbewegung der USa hat durch die heftigen Mobilisierungen in mehreren Bundesstaaten heute die Möglichkeit in die Mitte der Gesellschaft vorzudringen mit ihren Anliegen. Dazu der Beitrag "Wave of Actions Proclaims We Are One" von Bill Balderston und Chris Garlock am 04. April 2011 bei den Labornotes.
Siehe dazu auch: "Where Does the Labor Movement Go From Here?" von Amy Dean am 06. April 2011 in "Yes!", wobei die Autorin drei Stränge künftiger Entwicklungsmöglichkeiten skizziert.
LaborStart's new US news and campaigns page
Die KollegInnen von "www.laborstart.org" haben jetzt eine eigene US-amerikanische News- und Kampagnenseite eingerichtet
Auf Anti-Gewerkschaftskurs
Von ThyssenKrupp bis T-Mobile USA - deutsche Unternehmen fahren im Süden der USA einen kompromisslosen Anti-Gewerkschaftskurs. Beitrag von Stefan Scheytt im Magazin Mitbestimmung 03/2011 . Aus dem Text: " (...) Seit 2008 bemühe sich die IG Metall erfolglos um eine Neutralitätsvereinbarung, in der sich ThyssenKrupp verpflichten soll, die Stahlarbeitergewerkschaft United Steelworkers (USW) nicht zu behindern. "Das Gegenteil ist der Fall", sagt Wetzel, "das Unternehmen stört massiv jeden Versuch, die Belegschaft zu organisieren." So sei etwa ein Handbuch der Personalabteilung aufgetaucht, in dem Beschäftigte unterschreiben mussten, sich nicht mit der USW einzulassen. Als US-Gewerkschafter immer neue Hinweise auf anti-gewerkschaftliches Treiben des Managements lieferten, reisten Ende 2010 zwei Mitarbeiter Wetzels nach Calvert. "Sie kamen mit erschütternden Beweisen zurück", sagt Wetzel. So wurde den IG-Metall-Emissären ein Tonbandmitschnitt von der Ansprache eines deutschen Managers in Alabama vor Mitarbeitern zugespielt. "Der Konzern hat mir mit einer Strafanzeige gedroht, wenn wir den Inhalt des Tonbands veröffentlichen", sagt Wetzel und ergänzt: "Die Aussagen darin sind Hardcore pur."..." Siehe dazu auch:
- Was schwache Gewerkschaften mit den Profiten des international agierenden Exportkapitals verbindet
"Wenn wir in Deutschland den Bedeutungsverlust der Gewerkschaften beklagen, dann gleicht die Entwicklung in den USA einem Desaster. Eine Entwicklung, die sich hier mustergültig aufführende Konzerne ausnutzen. Die Globalisierung erlaubt aus einzelwirtschaftlicher Sicht die Differenz zwischen relativ starken Gewerkschaften z.B. in Deutschland, schwachen wie in den USA bzw. das praktische Nichtvorhandensein z.B. in China als Kostenersparnis zu realisieren. Stefan Scheytt berichtet in einer bemerkenswerten Recherche vom Anti-Gewerkschaftskurs deutscher Unternehmen in den USA und geht dabei auch auf die spezifische Situation der Gewerkschaften in den USA ein..." Beitrag von Orlando Pascheit auf den Nachdenkseiten vom 25.03.2011
Elektrikergewerkschaft gegen FBI Praktiken: Hausdurchsuchungen stoppen!
Der Vorstand der United Electrical, Radio and Machine Workers of America hat sich auf seiner Sitzung Ede Januar 2011 mit der ganzen Serie geheimdienstlicher Ermittlungen gegen unterschiedliche soziale AktivistInnen seit September 2010 befasst und diese scharf verurteilt. Am 24. September 2010 hatte das FBI bei 14 AntikriegsaktivistInnen in vier Bundesstaaten Hausdurchsuchungen durchgeführt und alles beschlagnahmt, was nicht Niet- und Nagelfest war, einschliesslich Poster von Martin Luther King...Jetzt sollen die "Verdächtigen" zwangsweise zu Aussagen vorgeladen werden, was sie allesamt ablehnten, womit sich der Gewerkschaftsvorstand der UE solidarisiert und, unter Verweis auf entsprechende ähnliche Stellungnahmen von Organisationen aus dem AfL-CIO Gewerkschaftsbund (einige der Betroffenen sind Mitglied von Gewerkschaften), ein gemeinsames vorgehen einfordert, organisierte praktische Solidarität. Dazu die Pressemitteilung "UE General Executive Board Condemns Attacks On Civil Liberties" vom 04. Februar 2011.
Frauen gegen Walmart
2001 beschloss Betty Dukes gegen Walmart zu klagen: Wegen diskriminierung von Frauen, sowohl bei der Bezahlung als auch bei beruflichen Aufstiegschancen. Das Unternehmen mit den meisten Beschäftigten der Welt handelt offensichtlich konsequent diskriminierend: Denn während Dukes dachte, sie müsste alleine gegen die Macht des Unternehmens vorgehen, haben sich seitdem bereits 9.500 Frauen quer durch die USA ihrer Klage angeschlossen. Jetzt hat der Oberste Gerichtshof der USA die offizielle Anhörung begonnen - im Juni 2011 wird ein Urteil erwartet, berichtet in "WOMEN v. WALMART" das Black Radio Network am 15. Dezember 2010.
LaborTech 2010: The Digital Revolution And Labor Media Strategy
Die Konferenz findet vom 10.-12. Dezember 2010 an der University of San Francisco, 2130 Fulton St. (at Cole), San Francisco, California, statt. Alle Informationen finden sich auf der Web-Seite der Konferenz
SEIU gegen NUHW: 61 zu 38 gewonnen
Es war eine Gewerkschaftswahl, wie sie es schon sehr lange in den USA nicht mehr gegeben hat: Sogar grosse TV-Sender befassten sich damit, die Presse ohnehin. Die grösste Krankenhauskette der USA, Kaiser Hospitals - beziehungsweise die 43.500 kalifornischen Beschäftigten in den Bereichen Technik und Service der 31 Krankenhäuser im Bundesstaat - hatten zu entscheiden, ob sie weiter von der SEIU (heute die grösste Gewerkschaft der Welt) vertreten sein wollten, oder von der NUHW (deren wesentlicher Bestandteil die ehemaligen kalifornischen SEIU-Gruppierungen sind, die vom Bundesvorstand unter amtliche Aufsicht gestellt wurden, viele sagen, wegen ihrer Kritik an der allmählichen Abschaffung der gewerkschaftlichen Demokratie und der Bildung technokratisch organisierter Rieseneinheiten). Sage und schreibe 10 Millionen Dollar liess sich die SEIU diesen monatelangen Wahlkampf kosten - offiziell. Das war eines der beiden Pfunde, mit denen sie "wucherten". Das andere: Die Unterstützung der Geschäftsleitung, die massiv deutlich machte, dass sie weiterhin mit der SEIU zusammenarbeiten wolle - Tarifeinheit auf amerikanisch sozusagen. An der Wahl beteiligten sich rund 30.000 Beschäftigte: 18.290 Stimmen bekam die SEIU und 11.364 die NUHW.
- "Angst gesät..."
In dem Beitrag "Fear Wins as Service Employees Fend off NUHW at Kaiser" unterstreicht Mark Brenner am 08. Oktober 2010 bei Labor Notes, dass der SEIU-Erfolg ein Ergebnis der Angst gewesen sei, die diese Gewerkschaft und das Unternehmen gemeinsam systematisch gesät hätten...
- "Eine Kampagne von Subunternehmen"
In dem Artikel "SEIU Defeats NUHW 61%-37% at Kaiser" argumentiert Randy Shaw am 08. Oktober 2010 im Beyond Chronicle (Alternativmedium aus San Francisco), dass es keineswegs nur prinzipiell um die Entscheidung zwischen zwei Modellen der Gewerkschaftsarbeit gegangen sei. Die Kampagne selbst, die SEIU geführt hat, sei im wesentlichen outgesourct gewesen - viele der angestellten Hunderten von Wahlhelfern würden bereits jetzt nicht mehr für SEIU arbeiten...
Nach dem Rücktritt die Niederlage. Na ja, beinahe...
Andy Stern verband seinen Rücktritt vom SEIU-Vorsitz mit der Wahlempfehlung für seine Wunschnachfolgerin Anna Burger, die Schatzmeisterin der Gewerkschaft. Aber er blieb mit diesem Wunsch in der Minderheit, gewählt wurde Mary Kay Henry, ebenfalls bisheriges Bundesvorstandsmitglied. Politische Unterschiede: Nuancen - im Verhältnis zu anderen Gewerkschaften. Wo die Probleme liegen, wie die Bilanz von Andy Stern aussieht, dazu der Beitrag "Andy Stern's Legacy: Right Questions, Wrong Answers" von Mark Brenner, Mischa Gaus und Jane Slaughter bei den Labornotes vom 16. April 2010.
Der Rücktritt des Zampano
Die zunehmenden Gerüchte um einen Rücktritt von Andy Stern - der dazu beigetragen hat, die SEIU zu einer der größten Einzelgewerkschaften der Welt zu machen - haben sich bestätigt. Und während der Kampf um den Posten bereits voll entbrannt ist, wird in dem Beitrag "Andy Stern: The Man With a Plan Who Lost His Way" von Stephen Franklin bei Working In These Times vom 19.April 2010 eine (etwas komplexere) Bilanz seiner Arbeit gezogen.
Neue Gewerkschaft bei T-Mobile USA gegründet: TU - A project of Communications Workers of America and Ver.di
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TU Global Union fordert ein Ende des doppelten Standards bei der Deutschen Telekom!
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am 09.04.2010 haben ver.di, die die Beschäftigten bei der Deutschen Telekom und bei T-Mobile in Deutschland vertritt, und die Communications Workers of America und UNI Global Union gefordert, dass der doppelte Standard, nach dem das DT Management seine Beschäftigten in verschiedenen Ländern behandelt, ein Ende haben muss. Pressemitteilung von ver.di Tk-It vom09.04.2010 . Siehe dazu auch:
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Klima der Angst bei Telekom: Konzern missachtet Gewerkschaftsrechte in den USA
"»Seit Beginn der Geschäftsstätigkeit von T-Mobile auf dem US-amerikanischen Markt im Jahr 2001 hat das Unternehmen durch wiederholte Belästigungen und Einschüchterungen von Angestellten, die sich für eine gewerkschaftliche Vertretung einsetzen, auf sich aufmerksam gemacht«, klagte Larry Cohen am Freitag auf einer von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di organisierten Pressekonferenz die Deutsche Telekom an. Cohen ist Vorsitzender der US-amerikanischen Telekommunikationsgewerkschaft CWA, die 700 000 Angestellte in der Medien- und Telekommunikationsbranche vertritt." Artikel von Peter Nowak im Neues Deutschland vom 10.04.2010
- TU - A project of Communications Workers of America and Ver.di
Die Homepage des Projektes (Deutsch/Englisch)
- Communications Workers of America - CWA
Homepage der CWA , der größten Telekommunikationsgewerkschaft in den Vereinigten Staaten.
- Warum die TU?
"In Deutschland respektiert die Deutsche Telekom das Recht ihrer Beschäftigten auf eine gewerkschaftliche Vertretung und Tarifverhandlungen. Als die Deutsche Telekom im Jahr 2000 T-Mobile USA (damals VoiceStream genannt) übernahm, würde erwartet, daß das Unternehmen in den USA dieselbe verständige Arbeitspolitik wie in Deutschland und in anderen europäischen Ländern betreiben würde. In den Vereinigten Staaten hat sich T-Mobile jedoch bisher vehement gegen jegliche gewerkschaftliche Tätigkeit unter seinen 36.000 Beschäftigten gestemmt. Um sich gegen diese Ungerechtigkeit der Behandlung der Beschäftigten von T-Mobile in den USA gegenüber den in Europa beschäftigten zu wehren, sind die Communication Workers of Amerika ein besonderes Bündnis mit ver.di eingegangen, um den Beschäftigten von T-Mobile zu helfen sich gewerkschaftlich zu organisieren. Daran interessierte Beschäftigte haben die Möglichkeit einer neuen Gruppe, der TU, beizutreten, wodurch sie gleichzeitig bei der CWA und bei ver.di Mitglieder werden. Die Kolleginnen und Kollegen haben somit auch die Möglichkeit über Probleme am Arbeitsplatz zu diskutieren, Erfahrungen mit Beschwerden und Schlichtungen auszutauschen, und Kontakte mit amerikanischen und deutschen Kolleginnen und Kollegen zu knüpfen."
- Deutsche Telekom: Die hässliche Fratze
""Extreme Repression" und gezielte Behinderung: Die Deutsche Telekom muss sich scharfen Vorwürfen aus den USA stellen. Hemmt das Unternehmen die Arbeit von Gewerkschaften?.." Artikel von Caspar Dohmen in der Süddeutschen Zeitung vom 19.11.2009
- Siehe dazu auch: Branchen > Medien u. IT > Telek(c)om
Keine Einheit in Sicht: Strukturelle Schwächen und politische Spaltungen lähmen US-Gewerkschaften
"Im Wahlkampf konnte Barack Obama sich über die engagierte Unterstützung durch beinahe alle US-Gewerkschaften freuen. Doch in den Debatten zur Gesundheitsreform wird nun die Besteuerung der oft großzügigen Krankenversicherungen für Gewerkschaftsmitglieder als eine mögliche Finanzierungsquelle diskutiert. Die Arbeitsrechtsreform (Employee Free Choice Act, EFCA), welche den Gewerkschaften die Organisierung neuer Mitglieder erleichtern würde, ist zurückgestellt. Eine Neuverhandlung von NAFTA zu Gunsten des verbesserten Schutzes von Arbeitnehmerrechten ist vom Tisch. Warum profitieren die US-Gewerkschaften nicht von der Präsidentschaft Barack Obamas und der Wirtschafts- und Finanzkrise?..." Artikel von Thomas Greven, erschienen in ak - zeitung für linke debatte und praxis / Nr. 544 / 20.11.2009. Wir danken dem Verlag und dem Autor für die Freigabe!
Der Kampf um ein neues Gewerkschaftsgesetz spitzt sich zu
Berichte in den Hauptnachrichten der grössten Fernsehsender, Kommentare der bekanntesten Journalisten, jede Menge unerträglicher Fernsehdiskussionen, Anzeigenkampagnen allerorten und hektisches Lobbytreiben: Die Auseinandersetzung um ein neues Gewerkschaftsgesetz spitzt sich zu. Der vorliegende Entwurf sieht vor, die gewerkschaftliche Organisierung zu erleichtern - eine der beiden aktuellen Grundforderungen der Gewerkschaftsbewegung an die neue US-Regierung, neben der Krankenversicherung. Und selbstverständlich gibt es bereits eine Reihe von Senatoren, die öffentlich erklären, sich dem neuen Gesetz zu verweigern.
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Konflikte mit Gesetzen lösen? - Zum »Employee Free Choice Act«
"Für ein Land der »westlichen Wertegemeinschaft« beschämend: Das US-amerikanische Arbeits- und Gewerkschaftsrecht fällt selbst hinter die ILO-Kernnormen zurück - eine Reform ist längst überfällig. Nicht nur eine traditionell restriktive Gesetzgebung insbesondere in den Südstaaten, sondern auch Ronald Reagans antigewerkschaftliche Maßnahmen haben zu einer massiven Schwächung der Arbeiterbewegung geführt: Nur noch acht Prozent der Lohnabhängigen in den USA sind gewerkschaftlich organisiert (zum Vergleich: über 30 Prozent in den 70er Jahren), ein Viertel aller Beschäftigten im Privatsektor, die sich gewerkschaftlich organisieren wollen, wird gefeuert, in 44 Prozent der - trotz aller Widerstände - gewerkschaftlich organisierten Betriebe gelingt es nicht, überhaupt einen Kollektivvertrag abzuschließen. Die Verabschiedung des arbeitsrechtlichen Reformvorhabens »Employee Free Choice Act« (EFCA), das im Frühjahr von den Demokraten im Kongress eingebracht wurde und von US-Gewerkschaften und dem Internationalen Metallarbeiterbund (IMB) unterstützt wird, könnte das ändern. Ob das Gesetzespaket angesichts der aktuellen Auseinandersetzungen um die Gesundheitsreform in diesem Jahr noch verhandelt wird, bezweifeln gewerkschaftliche Beobachter. Inhaltlich ist die Lage allerdings noch komplizierter. Denn zum einen wird das EFCA - sollte es überhaupt ratifiziert werden - aufgrund der kontroversen Haltungen sowohl unter Demokraten als auch unter Republikanern anders aussehen, als von den Gewerkschaften vorgeschlagen. Und zum anderen gibt es auch innerhalb der Gewerkschaften unterschiedliche Einschätzungen darüber, ob gesetzliche Erleichterungen zur Bildung und Anerkennung von Gewerkschaften im Betrieb der Organisierung und Mobilisierung von KollegInnen dienlich sind. Das wiederum erinnert an entsprechende Debatten über die Wahl der adäquaten Mittel zur Überwindung der Schwäche der Gewerkschaften hierzulande. Wir dokumentieren einen Beitrag von Jane Slaughter aus den »Labor Notes«." Artikel von Jane Slaughter in einer Übersetzung von Anne Scheidhauer, erschienen in express - Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit - Ausgabe 09-10/2009
- US-Unternehmen ziehen gegen Gewerkschaftsrechte ins Feld: Der Kampf um ein neues Gewerkschaftsgesetz in den USA spitzt sich zu
"Einer Gewerkschaft beizutreten, ohne Vergeltungsmaßnahmen des Chefs befürchten zu müssen - in vielen Ländern der Welt zählt das zu einem selbstverständlichen Arbeitnehmerrecht. In den USA ist dies nicht der Fall. Die aktuell in den USA geltenden Arbeitsgesetze erlauben es den Firmen, MitarbeiterInnen, die sich als Gewerkschaftsmitglieder deklarieren, fristlos zu entlassen und vor Abstimmungen über die gewerkschaftliche Organisation im Betrieb Antigewerkschaftskampagnen zur Einschüchterung der Beschäftigten durchzuführen. Selbst wenn sich die Mehrheit der Beschäftigten für die gewerkschaftliche Organisation ausspricht, können die Unternehmen derzeit die Anerkennung der Gewerkschaftsvertretung und die Aufnahme von Kollektivvertragsverhandlungen jahrelang verzögern..." Meldung bei ver.di vom 24.06.2009
- Unternehmer-Feldzug gegen EFCA: In den USA spitzt sich der Kampf um ein neues Gewerkschaftsgesetz zu
"Die Hoffnungen auf ein gewerkschaftsfreundliches Klima, die nach der Wahl Barack Obamas aufgekeimt waren, zerrinnen. Unternehmerverbände konnten in den vergangenen Monaten einen Gesetzesentwurf, der gewerkschaftliche Organisierung erleichtern soll, diskreditieren..." Artikel von Max Böhnel im Neues Deutschland vom 29.05.2009
- Der Beitrag "WHY WORKERS NEED THE EMPLOYEE FREE CHOICE ACT" von David Bacon erschien am 13. April 2009 bei truthout unterstreicht grundsätzlich die Notwendigkeit, die undemokratische Gewerkschaftsgesetzgebung zu überwinden.
- Der Beitrag "How Unions' Grass-Roots Organizing, Pragmatism Can Pass Pro-Labor Bill" von Art Levine erschien am 9. April 2009 in der Huffington Post und befasst sich vor allem mit dem aktuellen Stand der parlamentarischen Auseinandersetzung.
Ein Mann mit einem Auftrag: Richard Trumka will die US-Gewerkschaften einen
"Seit das US-Repräsentantenhaus vor wenigen Tagen der Gesundheitsreform zustimmte, sind die USA - wenn auch das Senatsvotum noch aussteht - einer Krankenversicherung für alle so nahe wie noch nie. Dieser Teilsieg Obamas ist auch ein Sieg für Richard Trumka. Der im September neugewählte Chef des US-Gewerkschaftsdachverbandes AFL-CIO (American Federation of Labor - Congress of Industrial Organizations) hatte sich die Gesundheitsreform auf die Fahnen geschrieben und war fast zwei Monate von Kundgebung zu Kundgebung getingelt. Auf den Spendelisten der Versicherungsindustrie stehen auch etliche Demokraten. Und da in den USA der Fraktionszwang nur schwach ausgeprägt ist, fungierte Trumka als außerparlamentarischer Disziplininator der Parlamentarier." Artikel von Velten Schäfer im Neues Deutschland vom 13.11.2009
Zwei Gewerkschaftskongresse - zwei Welten?
In der letzten Woche fand der Kongress des AfL-CIO statt: Inklusive der Wahl des einzigen Kandidaten zum neuen Vorsitzenden, eines Besuchs von Präsident Obama und viel Selbstbeweihräucherung. Und natürlich: Recht viel Medienpräsenz, zumindest im Gefolge Obamas. Weniger Prominenz, aber auch ein nationaler Kongreß: Der unabhängigen Basisgewerkschaft UE. Einen Vergleich soll die kleine Materialsammlung "Zwei Kongresse" vom 22.September 2009 ziehen...
Die Wahl in Fresno - eine Wendepunkt?
Rund 10.000 privat Beschäftigte Krankenpfleger und -pflegerinnen entschieden im Juni eine Kampfabstimmung zwischen zwei Gewerkschaften: Der größten Gewerkschaft der USA, SEIU und der NUHW, eine de facto kalifornische Abspaltung derselben, die sich im Widerstand gegen die Politik der "großen Verhandlungseinheiten" herausgebildet hatte. Und da im Herbst, unter anderem in San Francisco, die Entscheidungen für eine der beiden Gewerkschaften für weitere 35.000 Beschäftigte des privaten Gesundheitswesens ansteht, wurde diese Wahl als vorentscheidend für die Stimmung und Tendenz gesehen. SEIU gewan mit 2938 zu 2705 Stimmen, ca 90 der abgegebenen 5.800 waren ungültig. Aber: Dieser knappe Erfolg wurde mit einem Einsatz von rund 10 Millionen Dollar und etwa 1000 herbeigeholten Wahlhelfer errungen. Und entsprach überhaupt nicht den Zielen der SEIU, und auch nicht den vollmundigen Erklärungen ihres nach Kalifornien verschickten Kampagnenleiters Dave Regan, der vor der Wahl gesagt hatte, SEIU wolle keinen knappen Erfolg, sondern der NUHW den "Hintern versohlen, auf immer". In dem Beitrag "Is Fresno SEIU's Vietnam?" von Randy Shaw in der Huffington Post vom 22. Juni 2009 werden Paralellen zum Vietnamkrieg gezogen, wo alles Geld auch nicht weiter half...
Der lange Kampf der Bauarbeiter in Denver
Denver - eine der am schnellsten wachsenden Städte der USA, mit entsprechend großer Bautätigkeit. Und, mit knapp unter 2% der höchsten Obdachlosenrate der USA. Wobei rund 40% der Obdachlosen einen Job haben... Auf den zahlreichen Baustellen: Arbeitsbedingungen a la "Wildwest" - und eine Gewerkschaft, die einen langfristigen Kampf führt. Der Bericht "Shame on Spire Denver" von Ingo Woelke von Anfang Juni 2009.
Shame on Spire Denver
Wie die Gewerkschaft der Zimmermänner in Denver (Colorado, USA) ihren langen Kampf für erträgliche Arbeitsverhältnisse führt. Artikel von Ingo Woelke mit Bildern . Aus dem Text: ".Die meisten der auf dem Bau Beschäftigten sind nicht versichert und bekommen keinerlei Gesundheitsversorgung im Falle eines Unfalls oder eines krankheitsbedingten Ausfalls. Auch Lohnfortzahlungen gibt es bei nicht erbrachter Arbeit durch die privaten Investoren und Bauunternehmer nicht. Dabei sind die Sicherheitsbedingungen auf den einzelnen Baustellen eher zweifelhaft, wie der Gewerkschafter Randy Nichols der Carpenters Union mir versichert. "Die Standart-Sicherheitsvorschriften werden oft überhaupt nicht eingehalten, und dafür versuchen wir uns stark zu machen. Plus natürlich die Kostenübernahme für Versicherungen." Fällt also ein Kollege auf Grund der schlechten Sicherheitsbedingungen vom Gerüst, so bekommt er nicht nur während der Zeit seiner Krankschreibung keine Lohnfortzahlung, sondern muss die Kosten der Behandlung ebenfalls tragen, so er sich nicht auf eigene Kosten privat versichert hat."
Neue Gewerkschaft im Gesundheitswesen gegründet
Am 25. April wurde sie - wie im Januar angekündigt - gegründet: Die National Union of Healthcare Workers (NUHW). Die ehemalige kalifornische Sektion der SEIU, die sich gegen ihre bürokratisch-zentralistische Vereinnahmung zu Wehr setzte, ist der Kern dieser neuen Gewerkschaft, die sich als in erster Linie demokratisch und militant definiert. Und die ersten Wahlen die anstehen, werden sie auch direkt mit der SEIU konfrontieren, der grössten Einzelgewerkschaft der USA mit rund 2 Millionen Mitgliedern - davon waren bis vor kurzem etwa 150.000 aus dem Gesundheitsbereich. Die Wahlen werden von rund 10.000 Menschen, die beim Bezirk Fresno in Kalifornien angestellt sind gestaltet werden. Der Bericht "New Prescription for a Healthy Union Movement" von Carl Finamore, der am 2. Mai 2009 bei unseren Kollegen vom LaborNet USA veröffentlicht wurde.
Siehe dazu auch:
- Die Homepage der NUHW , inklusive Bericht vom Gründungskongress und Beiträgen zur Auseinandersetzung um die Krankenversicherung sowie die Politik der SEIU dazu.
Ein neuer Job für Klempner-Joe: Das Wahlkampf-Maskottchen der US-Republikaner kämpft nun gegen ein neues Gewerkschaftsrecht
"Der pro-gewerkschaftliche »Employee Free Choice Act« (EFCA) wäre eine Revolution im US-amerikanischen Arbeitsrecht. Deshalb verwendet die Rechte viel Energie darauf, das Gesetz zu stoppen. Derzeit sieht es nicht gut aus für den EFCA..." Artikel von Velten Schäfer im Neues Deutschland vom 03.04.2009
Freie Wahl. Aber wenn es "das Business" stört...
...dann doch nicht. Das zumindest ist der Hintergrund der landesweiten Blitzkampagne und überschäumenden Lobbyismus der Unternehmensverbände und ihrer diversen Alliierten gegen den jetzt im Kongreß vorliegenden "Employees free choice act". Dieser Gesetzentwurf besagt, dass jede und jeder selbst entscheiden können, ob sie Gewerkschaftsmitglied werden wollen. Mit anderen Worten: Der Untergang der Geschäfte des Abendlandes, oder so. LabourNet USA verlinkt zum Beitrag "Why Business is Hysterical About Card Check" von Mike Whitney vom 19. März 2009.
Erst die Wahl. Dann die Verzögerung. Dann wieder eine Wahl
Eine ausführliche Reportage und Analyse darüber, wie die heutigen Gewerkschaftsgesetze im Alltag funktionieren, und welche Hindernisse organisiert werden, wenn es um gewerkschaftliche Organisation geht bietet der Beitrag "Rite Aid Workers Stymied by Weak Labor Law" von David Bacon in New America Media vom 11. März 2009.
"Gewerkschaftskrieg": Frieden oder Waffenstillstand?
Die seit längerer Zeit immer mehr ausufernden Auseinandersetzungen zwischen der SEIU und der Krankenschwestergewerkschaft CNA hatten weder dazu beigetragen, das Bild der Gewerkschaften in der Öffentlichkeit zu verbessern - die Kommerzmedien stürzten sich begierig darauf - noch waren sie dazu angetan, die Kampagne für eine öffentliche Krankenversicherung zu stärken, die aktuell ein zentrales Anliegen vieler amerikanischer Werktätiger ist, oder den Kampf um das neue Gewerkschaftsgesetz voranzubringen. Jetzt haben beide Gewerkschaften ein Abkommen unterzeichnet, dass zum einen vorsieht, dass die CNA künftig Krankenschwestern organisiert, SEIU alle anderen Krankenhausbeschäftigten - und dass beide nicht nur gemeinsame Organisierungskampagnen durchführen, sondern auch gemeinsam für Gewerkschaftsfreiheit eben speziell in der "Gesundheitswirtschaft" eintreten. "Labor Peace" heisst der Bericht von Ben Smith, der am 19. März 2009 bei den Yahoo-News veröffentlicht wurde. Siehe dazu auch:
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Eine Bewertung des Vorgangs in "Two National Nurses Unions are Born, as Bitter SEIU-California Nurse Rivalry Ends" von Mischa Gaus bei den "Labor Notes" vom März 2009.
Die Legende lebt...
...die von der starken, ja geradezu allmächtigen Lehrergewerkschaft. Das ist die Propaganda: Das öffentliche Schulsystem ist so schlecht, weil die allmächtige Gewerkschaft die Behörden daran hindert, schlechte Lehrer zu entlassen. Die klassische Propaganda der nötigen größeren "Flexibilität" verbindet sich hier mit den ideologischen Leistungstiraden, wie sie auch aus Deutschland bekannt sind, denn die USA, speziell Kalifornien (Vorsicht! Migrantengefahr!) schneiden in den ach so beliebten Ranglistenspielchen schlecht ab. Einen anderen Blick auf das Schulsystem wirft in dem Artikel "The Myth of the "Powerful" Teachers' Union" David Macaray in der Counterpunch-Ausgabe vom 22. März 2009: Anhand der TV Propaganda läßt er Fakten und Entwicklungen sprechen - auch darüber, wie in den USA Antigewerkschaftliche Kampagnen orchestriert werden.
Zweiter Anlauf zur Koalitionsfreiheit: Im US-Kongress hat die Schlacht um ein Gesetz begonnen, das »Union busting« stoppen will
"Der »Employee Free Choice Act« würde es Arbeitern in den USA drastisch erleichtern, sich von einer Gewerkschaft vertreten zu lassen. Entsprechend umkämpft ist die Vorlage. Die konkurrierenden Gewerkschaftsverbände AFL-CIO (American Federation of Labor - Congress of Industrial Organizations) und »Change to win« ziehen an einem Strang, während die Republikaner schrill vor »Europäisierung« warnen oder - wie der gescheiterte Präsidentschaftskandidat John McCain - einen »Angriff auf die Demokratie« diagnostizieren. Etwas bedeutsames ist in den USA im Gang: Der »Employee Free Choice Act« wurde am Dienstag in den Kongress eingebracht..." Artikel von Velten Schäfer im Neues Deutschland vom 13.03.2009
"Wir wollen uns gegenseitig helfen"
"Sara Horowitz ist Arbeitsrechtlerin und im politischen und kulturellen Klima der Sechzigerjahre in einer New Yorker Gewerkschafterfamilie aufgewachsen. 1995 rief sie mit einigen Gleichgesinnten die Gruppe "Working Today" ins Leben, aus der im Jahr 2003 die "Freelancers Union" hervorging - die erste Selbstorganisation freier Mitarbeiter, die sich insbesondere auf den Bereich der so genannten Wissensarbeiter konzentriert. Inzwischen zählt die noch junge und etwas ungewöhnliche Gewerkschaft landesweit 70.000 Mitglieder. Technology Review sprach mit Sara Horowitz über ihr Projekt und die Auswirkungen der Finanzkrise auf die "autonomen Arbeitskräfte"." Interview von Raoul Rigault vom 14.01.09 in der Technology Review online
Wenn Gewerkschaften schon für "Change" sind...
Dann kann es ja kaum was werden, möchte man sagen - 300 Millionen Dollar für Obamas Wahlkampf. Schon nach den ersten Nominierungen sind viele baff. "Ausgechanged" von Malte Meyer in der Jungle World vom 4. Dezember 2008 fasst die Haltung von Gewerkschaftsbewegung und Linken vor und nach der Wahl zusammen.
Kotau vorm Kapital? Gewerkschaften & Gesundheitsreform im US-Wahlkampf
"Das Thema Gesundheitsversorgung und Gesundheitsreform brennt den Gewerkschafte(r)n in den USA unter den Nägeln - verständlicherweise. Spätestens seit Michael Moores Film »Sicko« über die Gesundheitsversorgung in den USA [2] dürfte auch jedem interessierten Gewerkschafter hierzulande klar sein, warum. Es mag deshalb auch nicht verwundern, dass die US-Gewerkschaften sich gerade, was das Thema Gesundheitsreform angeht, verschärft in den Wahlkampf zwischen Republikanern und Demokraten einmischen. Sowohl die AFL-CIO als auch die Dienstleistungsgewerkschaft SEIU rufen nicht zuletzt deshalb zur Wahl und aktiven Unterstützung von Barack Obama und den Demokraten auf. Nun ist das Programm von den Demokraten - natürlich nicht nur, was das Gesundheitswesen angeht - politisch das sympathischere als das der Republikaner, die sich mit John McCains designierter Vize Sarah Palin einen selbst ernannten »Pitbull mit Lippenstift« zum Aushängeschild gewählt haben. Auf der Homepage der SEIU wird gefragt, wessen Gesundheitsreform-Plan für die Familien besser sei, und eine deutliche Antwort gleich mitformuliert: »Es ist klar. Nur Barack Obamas Vorhaben wird die Kosten kontrollieren, den Versichertenkreis bzw. die Zahl der medizinisch Versorgten ausweiten und die Versicherungsgesellschaften in die Verantwortung nehmen.« [3] McCains Pläne für das US-Gesundheitswesen würden hingegen ein »schlimmes Problem noch schlimmer machen«. Artikel von NaRa, erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 10/08
Worum geht es bei der Auseinandersetzung zwischen SEIU und der Krankenschwestern-Vereinigung Kaliforniens?
Hinter den zum Teil spektakulären Auseinandersetzungen zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft SEIU und der CNA, der kalifornischen Vereinigung der Krankenschwestern - sowie hinter den dadurch ausgelösten Debatten in der gesamten US-Gewerkschaftsbewegung - stehen Fragen, die auch anderswo bekannt sind: beispielsweise, warum die Krankenschwestern eine eigene Vereinigung wollen, was die Veränderungen der Arbeitsstrukturen damit zu tun hat, ob es sich um eine Vereinigung handelt, die mensch im deutschen Berufsgewerkschaftersprech als "ständisch" bezeichnen würde, was wirklich ständisch ist und anderes mehr. Zwei AktivistInnen der CNA nehmen in dem Beitrag "Registered Nurse Unions - What's The Real Issue?" Stellung - Marilyn Albert und Ed Bruno publizierten ihre Sicht der Dinge am 11. September 2008 bei den cl-news.
4.000 SEIU-Mitglieder demonstrieren gegen Zentralverwaltung
Die "Übernahme" der kalifornischen SEIU-Sektion UHW durch die Zentrale stößt auf Widerstand: Keineswegs nur der betroffenen Funktionäre. In San José demonstrierten 4.000 Gewerkschaftsmitglieder gegen die Anordnung des "Trusteeships" (was konkret die Ersetzung der gewählten Funktionäre durch vom Bundesvorstand entsandte bedeutet). Schon zuvor hatten auf den Delegiertenkonferenzen der kalifornischen UHW 2.000 Delegierte gegen die Maßnahme des SEIU-Vorstandes protestiert. Weiteres im PRN-Bericht "4,000 SEIU Members March Against Stern's Move to Silence Union Reformers" vom 8. September 2008 bei den Yahoo News
"Rank and File" - eine Alternative...
Viele der aktuellen Debatten auch in der Gewerkschaftsbewegung der USA gehen um die Alternative Verteidigung der gewerkschaftlichen Demokratie oder eine wie auch immer begründete Modernisierung der Gewerkschaften. Die Autoren des folgenden Diskussionsbeitrags fragen nach, welche Demokratie denn da eigentlich verteidigt werden soll. Ihrer Meinung nach gibt es da wenig zu verteidigen - im Gegenteil, käme es darauf an, eine entsprechende Gewerkschaftsstruktur erst einmal zu realisieren. Wenig überraschend, gehören sie doch einer Gewerkschaft an, die wächst - eben gerade weil sie dem Prinzip folgt, dass eine Gewerkschaft nur so stark ist, wie ihre Mitglieder aktiv sind und sein können. Beide Autoren gehören der United Electrical, Radio and Machine Workers of America (UE) an und unterstreichen deren Grundsätze in dem Beitrag "Rank and File Activism: A Viable Alternative" von John Hovis (UE Vorsitzender seit 1987) und Chris Townsend (UE Political Action Director seit 1993), veröffentlicht am 11. Juli 2008 bei "portside".
A Perfect Union
In der größten amerikanischen Dienstleistungsgewerkschaft Seiu wird heftig über die derzeitige Linie diskutiert. Interne Konflikte stehen dem nächsten großen Ziel der Gewerkschaftsführung im Weg: Barack Obama zum Präsidenten der USA zu machen. Artikel von Hae-lin Choi in der Jungle-World vom 19.06.2008
SEIU-Gewerkschaftstag: Auf dem Weg zur größten Gewerkschaft der Welt? Schön. Wozu?
In zwölf Jahren die Mitgliederzahl verdoppelt: 2 Millionen. Mit mehreren erfolgreichen aktuellen Organisationskampagnen, die längst noch nicht abgeschlossen sind, wäre eine nicht gänzlich unbekannte deutsche Dienstleistungsgewerkschaft überholt, der Versuch die Lehrergewerkschaft von Puerto Rico zu "übernehmen" (etwa nach dem GHK-Muster), sowie die Gespräche über eine Fusion mit Unite Here - das wären dann endgültig mehr auch als die IG Metall. Formuliert hat das Ziel niemand - und was Andrew Stern und Bruce Raynor beim Bier oder on the rocks oder sonstwie besprochen haben, weiss höchstens die Telekom. Im Vorfeld des Gewerkschaftstages der SEIU diese Woche in San Juan waren aber Debatten zu registrieren, die immer heftiger werden: Zum einen, das Modell der von der Zentrale angestellten Gewerkschaftssekretäre stößt auf erbitterten Widerstand (das gibts noch). Aber während oft genug deutsche Gewerkschaftssekretäre in Verteidigung ihres Jobs und Arbeitgebers zu geistigen und politischen Bankrotterklärungen Zuflucht nehmen (etwa in der Art "Wahlen durch die Mitgliedschaft würden Populismus hervorbringen"), ist der SEIU-Vorsitzende Andrew Stern in seiner Begründung für nötige Veränderungen schon klüger. Die große inhaltliche Debatte aber sind die "modernen Abkommen" von denen auch SEIU bereits einige abgeschlossen hat: Grob gesagt Organisationsfreiheit gegen Stillhalteabkommen. Es geht aber auch um Auseinandersetzungen im Pflegebereich - und um eine weltweite Kampagne gegen private equity Unternehmen...Eine Material- und Meinungssammlung "Zum Gewerkschaftstag der SEIU" vom 4. Juni 2008 soll Einblick in die wesentliche aktuelle Gewerkschaftsbewegung der USA geben.
- Schwierige Erneuerung: Konflikte in der US-Dienstleistungsgewerkschaft SEIU um interne Reformen. Kritiker sehen Abbau demokratischer Rechte
".Die Gewerkschaftsspitze wirbt für ihre Umstrukturierungspläne mit den Slogans »Bundesweite Kampagnen«, »Mitgliedernähe« und »Mehr Gehör in der Politik«. Doch letztlich, so meinen Kritiker innerhalb der SEIU, verberge sich dahinter die weitere Umverteilung von Geldmitteln der lokalen Gewerkschaftsgliederungen (»Locals«) sowie ihrer Entscheidungskompetenzen bei Tarifverhandlungen hin zur Bundesführung in Washington D.C. Diese strebt unter anderem die Einrichtung von Call-Centern für die Beratung von Mitgliedern und den Ausbau der ohnehin intensiv betriebenen politischen Lobbyarbeit an. (.) Breite Aufmerksamkeit brachte den Kritikern der Rücktritt von Sal Rosselli, Präsident der United Healthcare Workers (SEIU-UHW) und einer der Vizepräsidenten der SEIU, aus dem Vorstandsbeirat. Der Präsident des drittgrößten SEIU-Locals kritisierte die zunehmende Praxis der Bundesführung, sich in örtliche Tarifverhandlungen einzumischen und über die Köpfe der Mitglieder hinweg »Sweatheart-Deals« mit den Unternehmern einzugehen. »Ich konnte nicht länger zusehen, wie demokratische Mitspracherechte der Mitglieder mißachtet werden«, begründete Rosselli seinen Rücktritt. »Als Mitglied des Beirats war ich zu Stillschweigen verpflichtet.«." Artikel von Catharina Schmalstieg in der jungen Welt vom 03.06.2008
No Peace - No Work!
Unter dieser ebenso einfachen wie eingängigen Parole organisierte die Hafenarbeitergewerkschaft ILWU am 1. Mai 2008 in den Häfen der US-Westküste den Proteststreik gegen den Irakkrieg. Von dieser Aktion gibt es jetzt den Videobericht "No peace, no work" bei Google Videos.
Vor dem Gewerkschaftstag: Offener Protestbrief von gewerkschaftsnahen Intellektuellen an die SEIU: "Kein Trusteeship" für die drittgrößte Gewerkschaftsgliederung
Howard Zinn, Immanuel Wallerstein und Mike Davies gehören neben über 100 weiteren bekannten linken Intellektuellen zu den Unterzeichnern eines offenen Briefs an SEIU-Präsidenten Andrew Stern ("Dear Andy") in dem gegen die Absicht des SEIU-Vorstandes protestiert wird, den kalifornischen Verband, mit 140.000 Mitgliedern der drittgrößte der SEIU, unter "Trusteeship" zu stellen. Dessen Sekretär Sal Roselli hatte sich als Kritiker der Neuorganisation der SEIU auf Kosten der Mitgliederdemokratie profiliert. In dem Brief wird an die schlechten Erfahrungen der Gewerkschaftsbewegung mit dem "trusteeship" (behördliche Aufsicht) erinnert, die selbst bei Entartungen innerhalb der Gewerkschaften niemals eine positive Wirkung gezeigt hätten und gefordert, eine demokratische Debatte zuzulassen. wir dokumentieren den Brief "An Open Letter of Concern To Andy Stern About United Healthcare Workers-West" vom 1. Mai 2008.
Proteststreik der Hafenarbeiter gegen den Irakkrieg am 1.Mai 2008
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Der Streik an der US-Westküste gegen den Krieg - Erste Bilanz
"Am 1. Mai organisierte die International Longshore and Warehouse Union (ILWU - Hafenarbeitergewerkschaft) eine Arbeitsniederlegung gegen die Kriege im Irak und Afghanistan und für den sofortigen Abzug der Besatzungstruppen. Nach Angaben der ILWU beteiligten sich rund 25.000 Arbeiter an dem Streik. 29 Häfen der Westküste - von San Diego in Südkalifornien bis Seattle im US-Staat Washington - waren betroffen. Allein Los Angeles und das benachbarte Long Beach sind Umschlagplätze für 10.000 Container pro Schicht." Eine erste Bilanz des Streiks
- Bericht zur Versammlung gegen den Krieg und in Solidarität mit dem Streik der Hafenarbeiter am 1. Mai 2008
"Diese Veranstaltung ist von der Gewerkschaft Professional Staff Congress (PSC) organisiert, nachdem eine Delegiertenversammlung des PSC am 27. März ein Antrag von der Hunter Ortsgruppe zur Unterstützung der Streik der ILWU (Hafenarbeiter der Westküste) gegen den Krieg in Irak und Afghanistan verabschiedet hat. Die PSC vertretet Lehrer der CUNY (Verbund der staatlicher Universitäten in New York City) und ist Teil der American Federation of Teachers. Es gab mehr al hundert Teilnehmer, obwohl die Versammlung regelrecht verbarrikadiert in engem Raum von "Sicherheitsleute" der Universität verstärkt durch Polizisten (sowohl in Zivil als auch in Uniform) wurde. Die Universitätsverwaltung hat außerdem eine Genehmigung für Tonverstärker verweigert, sogar die Benutzung von einem Megafon wurde verboten." Eine Zusammenfassung der Aktion im Hunter College, City University of New York, USA
- 25.000 Hafenarbeiter im Proteststreik gegen Irakkrieg
Obwohl noch am Mittwoch eine gerichtliche Verfügung die Belegschaften aller 29 Häfen der Westküste dazu verpflichten sollte, am 1. Mai zur Arbeit zu erscheinen, waren die Docks am Pazifik am geplanten Protesttag verwaist. Die Belegschaften haben ihre Rechte wahrgenommen - darunter dieses, einmal im Monat einen Tag für gewerkschaftliche Angelegenheiten frei zu haben. In der Pressemitteilung der ILWU "Longshore workers are standing down at West Coast ports" vom 1. Mai 2008 wird der Erfolg ebenso unterstrichen, wie die Position, mit dieser Aktion stünde die Gewerkschaft auf der Seite Amerikas und der Truppe...
- Protest-Streik gegen den Krieg in den Häfen der Westküste beschlossenDie ILWU, Gewerkschaft der Westküstenhäfen, traut sich: Auf einer Delegiertenkonferenz mit über 100 Teilnehmern wurde am 8. Februar 2008 ein Antrag des Local 10 (San Francisco) angenommen, am 1. Mai (in den USA kein Feiertag) einen eintätigen politischen Protest-Streik gegen den Krieg und für den sofortigen Rückzug der Truppen aus dem Irak und aus Afghanistan zu organisieren. Und da die ILWU trotz mancher Kritik eine Gewerkschaft ist, in der Anträge nicht als "Material für den Vorstand" abgelegt werden können, musste dieser konsequenterweise handeln und Maßnahmen zur Vorbereitung treffen. Wir dokumentieren die geradezu historische Resolution "FOR WORKERS' ACTION TO STOP THE WAR" mit einer kurzen deutschen Zusammenfassung und einigen zusätzlichen Informationen.
- US-Westküsten Hafenarbeiter: 1. Mai Arbeiter-Aktionen zum Stopp des Krieges
Die International Longshore &Warehouse Union (ILWU) in San Fransisco hat ein Aktionspapier für den 1.Mai 2008 vorgelegt. Es liegt nun auch in Deutsch bei unseren KollegInnen vom LabourNet UK vor
Labor Notes-Konferenz 2008
- Suche nach Strategien
"1000 Teilnehmer bei Gewerkschafterkonferenz der Zeitschrift Labor Notes in den USA. Konflikte über Sozialpartnerschaft und Organisierung. »Gewerkschaften von unten stärken.« Dies war das Motto einer von der US-Gewerkschaftszeitschrift Labor Notes veranstalteten Konferenz. Mehr als 1000 Aktive aus Gewerkschaften und Solidaritätsorganisationen kamen Mitte April in einem Vorort der US-Autostadt Detroit zusammen. Mitglieder und Hauptamtliche aus verschiedenen Branchen - von der Auto- und Stahlindustrie über Eisenbahn, Krankenpflege und verschiedenen Dienstleistungssparten - diskutierten mit Gästen aus mehr als 20 Ländern über gewerkschaftliche Themen." Artikel von Catharina Schmalstieg, Detroit, in der jungen Welt vom 22.04.2008
- SEIU-Störtrupps bei Labornotes-Konferenz
Dass Gewerkschaften sich hinter den Kulissen regelrecht bekriegen, ist keine nationale Erscheinung - und in den USA findet das ganz aktuell zwischen der seit neuestem dem AfL-CIO angehörenden kalifornischen Krankenschwestervereinigung CNA, der AFSCME (öffentlicher Dienst) aus demselben Verband und der SEIU aus der Change-to-win Vereinigung statt. Dabei ging es um Auseinandersetzungen an Krankenhäusern vor allem in Ohio und Texas. Nur ist es jetzt nicht mehr hinter den Kulissen: ausgerechnet bei der gewerkschaftsoppositionellen Labornotes-Konferenz (bei der auch CNA VertreterInnen als Redner angekündigt waren) waren mehrere Busse SEIU Mitglieder zum Zwecke des Protests gegen die "spalterische Vorgehensweise der CNA" mobilisiert worden. Es kam dabei auch zu Handgemenge, wohl auch infolge der Erregung erlitt ein SEIU-Kollege später eine tödliche Herzattacke. Die Polizei wurde gerufen. AfL-CIO und SEIU tauschen jetzt gegenseitig Vorwürfe aus. Im LaborNet USA wird der Vorgang ausführlich dokumentiert, darunter auch der Beitrag "The Purple Punch-Out in Dearborn" den Steve Early - wiederholt Autor für die organisierende Zeitschrift Labornotes - am 15. April 2008 bei "Counterpunch" veröffentlichte.
Fallstricke des Lobbyismus - US-Gewerkschaften Zünglein an der Waage bei den Vorwahlen der Demokraten?
"Im Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Hillary Clinton und Barack Obama um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten. könnten sich die US-amerikanischen Gewerkschaften, trotz ihres Bedeutungsverlustes in den letzten 30 Jahren, als entscheidendes Zünglein an der Waage erweisen, zumal sich in den letzten Tagen mehrere wichtige Einzelgewerkschaften ihre Unterstützung für den knapp führenden Barack Obama ausgesprochen haben. Dem schwarzen Senator aus Illinois mangelte es bisher vor allem bei Arbeitern und Hispanos an Unterstützung. Hier könnten die Gewerkschaften den Ausschlag geben." Der Artikel von Rosso Vincenzo erschien in einer aus Platzgründen gekürzten Fassung im "Neuen Deutschland" vom 14.3.2008. Hier die vollständige Originalfassung SEIU - Revolte in der Gesundheitsbranche
Sal Rosselli ist Vorsitzeneder der United Healthcare Workers-West (Kalifornien) des drittgrössten "Ortsvereins" der Gewerkschaft in den USA. Am 9. Februar 2008 trat er von seiner damit verbundenen Funktion im Exekutivkomitee der SEIU zurück. Gleich zweimal hatte im letzten Jahr der SEIU-Vorstand Tarifverhandlungen im Bereich direkt geführt, unter Umgehung der eigentlich zuständigen regionalen Organisationseinheiten. So gab es bei der privaten Krankenhauskette Tenet zwar eine von der Mitgliedschaft gewählte Tarifkomission, aber der Vertrag wurde von der Gewerkschaftszentrale abgeschlossen, ohne mit dieser auch nur zu diskutieren. "California SEIU Leader Mounts Battle for Local Control, Union Democracy" - Mark Brenner interviewte Rosselli für die Ausgabe 347 vom Februar 2008 der Zeitschrift "Labornotes" über Vorgeschichte und Hintergründe dieses viel debattierten Schritts.
»Wir wollen ein Update des New Deal«
Bei den streikenden Autoren in Hollywood handelt es sich um Freiberufler. Außerhalb der Unterhaltungsmedien ist es für Freiberufler in den USA jedoch nicht möglich, sich gewerkschaftlich zu organisieren. 2001 gründete Sara Horowitz, Anwältin für Arbeitsrecht, die Freelancers Union, die erste Organisation der Welt, die ausschließlich die Interessen von Freiberuflern vertritt; sie hat derzeit 16 000 Mitglieder. Interview von Doris Akrap mit Sara Horowitz, Gründerin der Freelancers Union, in der Jungle World vom 13.12.2007
Aufstieg und Fall der Hafen-Gangster
"Schluss mit Kriminalität und Korruption: Seit Jahrzehnten regiert die Mafia im Hafen von New York, auch die Gewerkschaft der Hafenarbeiter hatte ihre Finger immer mit schmutzigen Spiel. Jetzt begehren ihre Mitglieder auf - endlich." Artikel von Thomas Jahn in Spiegel-Online vom 13.10.2007
Gewerkschaftsreform
- nach dem Drehbuch der "Unionbusters"
Alles demokratisch legitimiert - am 2. März trat
die SEIU-Reform in Kalifornien in Kraft, die die Mitglieder abgesegnet
hatten: aus zehn "local chapters" wurde eine regionale
Organisation. Dass aber dabei mit Methoden gearbeitet wurde, die
direkt Drehbüchern der (eigentlich?) anderen Seite entnommen
sein könnten, wurde weniger diskutiert. So mussten sich beispielsweise
alle bisher Beschäftigten neu bewerben - und einige fanden
sich plötzlich ganz weit weg in die Provinz versetzt, andere
hatten Gehaltseinbussen etc. Genaueres dazu in dem (englischen)
Bericht "SEIU
official blasts her own union"
vom 15. April von Lisa Vorderbrueggen im Politik-Weblog der Contra
Costa Times.
Your Right to Choose - Gewerkschaftsrechte in den
USA
"Die vergangenen zwölf Jahre, in denen der Kongress von den Republikanern dominiert wurde, waren keine gute Zeit für die Gewerkschaften in den USA. Sie verloren Millionen von Mitgliedern, ihr Einfluss in den Betrieben und der Politik des Landes ist stark gesunken, und es ist eine neue Generation von Arbeitern herangewachsen, von denen viele kaum noch wissen, was eine gewerkschaftliche Interessenvertretung ist." Artikel von William Hiscott in der Jungle World vom 14.02.2007
Basisbewegung "No worker is illegal" in der SEIU
Die SEIU hat - spätestens deutlich geworden durch
die "Justice for Janitors" Kampagne - eine durchaus fortgeschrittenere
Position zu Migrationsfragen als etwa bundesdeutsche Gewerkschaften.
Jetzt - nachdem die Demokratische Partei im Parlament die Mehrheit
hat - will die Gewerkschaftsführung eines der Konzepte für
"guest worker" unterstützen, die aus dieser Partei
kommen. Dagegen entwickelt sich die Oppositionsbewegung "Kein
Arbeiter ist illegal" in diversen Untergliedergliederungen
der Gewerkschaften. Dazu der (englische) Bericht "SEIU
Members Push Their Union to Change Its Position on Immigration"
von William Johnson vom 4. Januar 2007 im MR-Zine.
New Yorker Taxifahrer im AfL-CIO
Als vor einigen Jahren erstmals alle 40.000 Taxifahrer
New Yorks einen Streiktag selbstständig organisierten erreichten
sie weltweite Aufmerksamkeit - gelten sie doch per Gesetz als Selbstständige
und sind meist Migranten. Nach weiteren Aktionen und einigen Erfolgen
haben sie sich jetzt den AfL-Gewerkschaften angeschlossen. Warum
und wie wird in dem (englischen) Beitrag "Taxi
Drivers Line Up to Join New York CLC"
von James Parks im AFLCIO-Blog vom 28. November 2006 deutlich -
Hintergrund ist die beschlossene Öffnung des Gewerkschaftsbundes
für workers centers.
"Wenn die Aktenordner fliegen..."
...oder so ähnlich könnte der ausführliche
Bericht über eine Konferenz der UFCW betitelt sein, der in
sehr konkreter Weise Erfahrungen schildert, die Oppositionelle -
ziemlich unabhängig von ihrer konkreten politischen Ausrichtung
- machen können, wenns denn mal auf den Punkt kommt: Bürokraten
toben. Den einen zum Troste, dass es anderswo auch nicht viel anders
ist, den anderen zur Information über einen der Gründe,
weshalb es auch in der US-Gewerkschaftsbewegung nicht besonders
gut aussieht, der (englische) Bericht "UFCW
Members Assaulted" von Bill Pearson vom 18. August 2006,
wie er über die IWW-Mailingliste verbreitet wurde.
Eine gewerkschaftsfreie Restindustrie?
Der Delphi-Bankrott, die gigantischen Kahlschlagpläne
von GM und Ford, der eine Milliarde-Dollar Verzichtvertrag der UAW
- welche Perspektiven bietet das nicht nur für die immer noch
eine Million Beschäftigten in der US-Autoindustrie - von denen
mindestens 70.000 ihren Job verlieren werden (und von denen rund
400.000 gewerkschaftlich organisiert sind) - sondern für die
ganzen USA, für die Sozialversicherung und für die Gewerkschaftsbewegung?
Diesen Fragen wird in dem (englischen) Artikel "If
the Auto Industry is Dead What does that Mean for Workers?"
von Mark Brenner und Jane Slaughter nachgegangen, erschienen in
der Ausgabe September 2006 bei "Labornotes".
Ein schwarzes Jubiläum - nicht nur für
die US-Gewerkschaftsbewegung: Fluglotsenstreik zerschlagen
Am 3. August 1981 beschlossen 12.000 Fluglotsen der
Professional Air Traffic Controllers Organization (PATCO), Beschäftigte
der Bundesbehörde Federal Aviation Administration trotz gesetzlichen
Verbots, in den Streik zu treten. Präsident Reagan stellte
ihnen ein 48-stündiges Ultimatum: Alle würden entlassen,
die nicht in dieser Frist die Arbeit wieder aufnehmen würden.
Über 90 Prozent der Streikenden machten weiter - und wurden
alle entlassen. Ein Modell, dem in den folgenden Jahren auch eine
Reihe von Privatunternehmen folgten. Statistischer (und politischer)
Reflex: während es im Zeitraum 1950 - 1980 jährlich etwa
300 Streiks mit über 1.000 Beteiligten gab, ist in dem Zeitraum
1982 bis 2000 diese Zahl auf 46 gefallen, im neuen Jahrhundert gar
auf unter 30. Weniger Streiks als Hurrikane, schreibt Joseph A.
McCartin in seinem (englischen) Beitrag "Remembering
the day the strike died"
vom 1. August 2006 in der "Chicago Tribune".
Oppositionsliste für Vorstandswahl bei den
Teamsters
Die International Brotherhood of Teamsters gehört
traditionell zu den stärksten und umstrittensten Gewerkschaften
der USA. Allein der Familienname des heutigen Vorsitzenden Hoffa
erwekckt, zumindest bei älteren LeserInnen, mehr als dubiose
Assoziationen - die zwar als solche hinfällig wären, wenn
nicht immer neue Skandale auftreten würden. Heute organisieren
die Temasters neben dem Strassentransport auch Eisenbahnen und Häfen
(durchaus nicht konfliktfrei mit anderen Gewerkschaften). Sie gehören
damit zu jenen Gewerkschaften, die in "Zukunftsbranchen"
mit wenig Möglichkeiten zum outsourcen arbeiten. Und es gibt
bei den Teamstern seit mehr als 30 Jahren eine organisierte Gewerkschaftsopposition,
die "Teamsters for a Democratic Union" - die die Oppositionsliste
zur Vorstandswahl, von Tom Leedham angeführt, unterstützen.
Die Kandidaturen der beiden Listen wurden auf dem Teamster-Kongress
Ende Juni akzeptiert - die Wahl ist eine Urwahl.
a) Die Begründung der Oppositionskandidatur
Tom Leedham hat seine Kandidatur auf dem Kongress
akzeptiert und begründet in der Kongressrede "Acceptance
Speech"
vom 30. Juni 2006 auf seiner Kampagnenhomepage.
b) Demokratische Gewerkschaft- täte wirklich
not...
Wie kurz nach der Ernenung zu Kandidaten der Oppositionsliste
mehrere ihrer Mitglieder angegriffen und teilweise auch körperlich
angegriffen wurden berichtet Tim Pagel in dem (englischen) Beitrag
"Hoffa's
Campaign Supporter Violently Assaults Dissident Candidate At IBT"
vom 7. Juli 2006, publiziert auf der Mailingliste "Labor-L".
Ein Jahr "Change to win" - keine grossartige
Bilanz
Vor einem Jahr verliessen eine Reihe wichtiger Gewerkschaften
den AfL-CIO, und gründeten die Koalition "Change to win"
- mit dem Hauptanliegen, dass die Gewerkschaftsgelder vor allem
für die Organisationsarbeit "neuen Typs" verwendet
werden sollten (anstatt, beispielsweise in Wahlkampagnen zugunsten
der Demokratischen Partei verpulvert zu werden). In dem (englischen)
Beitrag "Hard
Labor"
von Harold Meyerson in der Zeitschrift "American Prospect"
vom 19. Juni 2006 zieht der Autor eine erste Bilanz - die nicht
sehr ermutigend ausfällt...
ILWU-Kongress: Heftige Kritik von schwarzen
GewerkschafterInnen
Vom 13. bis 20. Mai fand in Vancouver der Gewerkschaftskongress
der ILWU - der Hafenarbeiter der US- und kanadischen Westküste
- statt. Eine Gewerkschaft mit kämpferischer Tradition, mit
vielen afroamerikanischen Aktivisten. Dennoch wurde ein Antrag,
den organisatorischen Einfluss der afroamerikanischen Kollegen offiziell
zu stärken - durch die Einrichtung eines eigenen "Caucus"
- abgelehnt. Der langjährige ILWU-Aktivist Clarence Thomas,
unter anderem auch Mitglied der African American Longshore Coalition
hat dazu die harsche Kritik "Black
Voice Of the 20th Century While Voting To Deny Black Members A Voice
In the 21st Century" verfasst, die am 26. Juni 2006 im
Labornet USA veröffentlicht wurde, die wir hier mit einer kurzen
deutschen Zusammenfassung wiedergeben.
Kongress der Automobilgewerkschaft: Später
Sieg für den Gewerkschaftsfeind Henry Ford?
Genau zum 65. Jahrestag des ersten Tarifvertrags mit
den Fordwerken, der gegen massive Repression über Jahre erkämpft
wurde, fand der Kongress der Automobilarbeitergewerkschaft UAW statt.
Und es traten zeitgleich neue Abkommen in Kraft, die (vor allem
für jüngere ArbeiterInnen) Verschlechterungen bedeuten
- mit Unterschrift der Gewerkschaft. Das "Ende einer Ära"
wurde in der Berichterstattung vielfach beschworen. Das Ende der
UAW? Jener Gewerkschaft, die wie kaum eine andere über Jahrzehnte
Motor (und Bremse) der US-Gewerkschaftsbewegung gewesen war? Die
die Restrukturierung der Autoindustrie "mitgestaltet"?
Die kurze aktuelle Materialsammlung "Ende
der UAW?" vom 21. Juni 2006.
Rassismus - ein Tabu?
In einem Land, in dem streikende Transportarbeiter mit Millionenstrafen überzogen werden, kann von Demokratie kaum die Rede sein - insofern sind aktuelle Debatten US-amerikanischer GewerkschafterInnen um die Formierung eines "Workers Rights Movement" naheliegend. Aldon Morris und Dan Clawson sind zwei Professoren, die einen Beitrag für eine Buchpublikation geschrieben haben, in dem sie die Bewegung der Afroamerikaner vor allem in den Südstaaten als Vorbild nannten. Die Herausgeber des Buches - neben dem AfL-CIO auch ein konservatives Institut aus Michigan - nahmen an vielem Anstoß - vor allem aber letztlich an der Aussage, dass keineswegs nur die Herrschenden rassistisch gewesen seien, sondern auch viele Arme (Weisse) aus den Südstaaten, und demgemäss auch viele Gewerkschaftsmitglieder. Der Artikel wurde letztlich in einer Zeitschrift publiziert, nicht aber in dem Buch. Ob dies vor allem an den politisch-ideologischen Strömungen innerhalb der Gewerkschaften liegt ("Divided we stand") oder an ihrer Schwäche (gemeinsame Publikation mit einem konservativen Institut) lassen die beiden Autoren in ihrem kurzen (englischen) Bericht "WHAT LABOR CAN'T SAY" vom 2. Januar 2006 in dem linken US-Mailingarchiv "Portside" offen.
"Airline Workers United" gegründet
Seit Monaten streiken die Techniker der Northwest Airlines (NWA) und ihre Gewerkschaft AMFA - und jene Gewerkschaften der NWA, die nicht streiken, wurden im November 2005 von einem Arbeitsgericht zur vertraglichen Hinnahme von Kürzungen verpflichtet. Daraufhin haben GewerkschafterInnen der Techniker und des (nicht streikenden) sonstigen Bodenpersonals der NWA, sowie GewerkschafterInnen der Fluggesellschaften United Airlines und American Airlines und AktivistInnen anderer Gewerkschaften die "Airline Workers United" gegründet, mit dem Ziel Branchenweit Widerstand gegen Kürzungen und Entlassungen zu leisten - ein Netzwerk, das sowohl Informationsdefizite beheben will, als auch (unter anderem) dadurch zu mehr Solidarität zu mobilisieren, die der AMFA-Streik bisher nicht erfahren hat. Der (englische) Bericht "Airline Workers United Forms to Fight Concessions Industry-Wide" von Chris Kutalik und Jennifer Biddle in der Ausgabe Januar 2006 von "LaborNotes".
Gewerkschaftsrechte im öffentlichen Dienst von North Carolina verweigert
Das "Generalstatut" des Staates North Carolina bestimmt in seinen § 95 bis 98 ausdrücklich: keine gewerkschaftlichen Rechte für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, keine Tarifverhandlungen. Dagegen reicht jetzt die Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes von NC, die der unabhängigen Basisgewerkschaft UE (ursprünglich: Vereinigte Elektriker...) angeschlossen ist, eine Klage gegen die Regierung des Bundesstaates und die Bundesregierung der USA bei der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ein. Am 9. Dezember - "Tag der Menschenrechte" - fand dazu eine internationale Auftaktveranstaltung mit Teilnehmern aus Kanada, Japan und Mexico statt. Die (englische, hiermit kurz zusammengefasste) Presseerklärung "Public Sector Workers in North Carolina File Complaint with the ILO" der UE vom 9. Dezember 2005, inklusive Link zu weiteren Informationen.
Zahlreiche Initiativen zur internationalen Haltung des AFL-CIO
Einer derjenigen inhaltlichen Punkte, zu denen es aus Anlass des Kongresses des AFL-CIO die meisten Initiativen gibt, ist die internationale Haltung des Gewerkschaftsbundes: Sei es im imperialen Krieg gegen den Irak oder im Belagerungskrieg gegen Venezuela - stets kann die US-Regierung auf die Gewerkschaften bauen. Das ruft zunehmend Widerstand hervor - gerade seitdem 1995 der jetzt so umstrittene John Sweeney Vorsitzender wurde, auf den sich manche Hoffnung einer veränderten internationalen Politik des AFL-CIO richteten: vergebens. Das grosse Echo der Rundreise irakischer Gewerkschafter aller Strömungen in der zweiten Junihälfte zeigte deutlich, dass es auch - viele - andere Stimmungen in den Gewerkschaften gibt und die Reaktion vieler Aktivisten auf die Unterstützung der maroden IBFG-Gewerkschaftszentrale CTV in Venezuela hatte dies ebenfalls bereits deutlich gemacht. Eine (englische) Analyse dieser proimperialen Haltung der Gewerkschaften inklusive ihrer Verknpfüng zum NED - National Endowment of Democracy - und dessen Finanzen hat Lee Siu Hin über 14 Monate hinweg für "Action LA" gemacht: "Labor's China Syndrome- AFL-CIO, Solidarity Center, NED and the Neocons - The Unholy Alliance" , publiziert am 19. Juli 2005 auf der "ACtion LA" Site.
Gewerkschafter im Müll
"Mitgliederwerbung für eine US-amerikanische Gewerkschaft beginnt nicht selten nach Sonnenuntergang in einem Müllcontainer. «Wir haben mit Ratten zu tun», sagt Fernando Lopez kurz vor Mitternacht. Der Satz ist doppeldeutig. Er meint damit sowohl seinen Arbeitgeber, ein Privatkrankenhaus in Newark im Bundesstaat New Jersey, als auch die langschwänzigen Allesfresser, die soeben verschreckt aus den Abfalleimern hüpfen. Lopez arbeitet als Krankenpflegehelfer und ist seit kurzem Gewerkschaftsmitglied. Da er nach drei Jahren Nachtarbeit in dem Krankenhaus nicht nur die Route des Wachpersonals kennt, sondern auch weiss, wo die Verwaltung hinter dem Gebäude ihren Büromüll abladen lässt, ist er auf die Suche gegangen. Vielleicht ist in einem der Container ja tatsächlich eine Akte mit Adressen und Telefonnummern von Angestellten zu finden..." - so beginnt der Artikel "Krieg im Betrieb" von Max Böhnel in der schweizerischen "WOZ" vom 14. Juli 2005.
Andrew Stern wird für seine Haltung zur Krankenversicherung gelobt...
Auf diversen "Rank and file" Mailing-Listen von US-GewerkschafterInnen kursierte ein Artikel aus der "New York Times" von Matt Miller vom 13.Februar 2005 - in dem unter anderem der SEIU Vorsitzende Andrew Stern (Vorkämpfer einer - von vielen als technokratisch kritisierten - Reform des Gewerkschaftsbundes AfL-CIO der USA) nachhaltig gelobt wird (für die NYT sehr unüblich, GewerkschafterInnen zu loben). Er sei bereit, sowohl Entlassungen in den Hospitälern mitzuverantworten, als auch Einschnitte in die Krankenversicherung der Beschäftigten hinzunehmen, weil er eben modern genug sei, Notwendigkeiten einzusehen. Millars Artikel "Is Labor Out in Front on Health Care?" gespiegelt beim Archiv der IWW-Liste.
Die Wobblies kehren zurück...
Sie waren - spätestens seit ca 10 Jahren - endgültig totgesagt: Die "Industrial Workers of the World" IWW, die Wobblies: anarchosyndikalistische Gewerkschaft, die lange eine ganz wesentliche Rolle in der US-Gewerkschaftsbewegung einnahm. Wer die Entwicklungen in den USA verfolgt, konnte schon bei den Auseinandersetzungen in der Café-Kette Starbucks aufhorchen - dort hatten die Wobblies, keineswegs inexistent, zählbare organisatorische Erfolge, als Ergebnis der erfolgreichen Aktionen. Jetzt wird deutlich, dass die IWW auch in der Auseinandersetzung der (oft "selbstständigen") Trucker in Kalifornien eine wesentliche Rolle spielten. Zumindest so gross, dass sie nicht nur erneut organisatorisch Erfolge verbuchen konnten, sondern dass auch die regionale Presse zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder über die IWW berichtete. Der (englische) Artikel "Here Come the Wobblies!" von Cosmo Garvin in der Zeitung "Sacramento News & Review" vom 13.Januar 2005, gespiegelt auf der Seite der IWW.
Machinists consider leaving AFL-CIO. Union perceives threats to its independence
Die 400.000 Mitglieder starke Machinists union hat beschlossen, ihren Austritt aus dem Dachverband AFL-CIO zu prüfen: deren Führer würden die Gewerkschaftsbewegung nicht voranbringen und zwischen den Mitgliedsverbänden Konkurrenz zulassen. Artikel von Paul Nyhan in Seattle Post vom 30.9.04
160 Millionen gegen Bush. Noch nie haben die Gewerkschaften der USA so viel Geld für Wahlen ausgegeben wie 2004
„Bloß nicht nochmal George W. Bush, heißt es bei den USA-Gewerkschaften. Doch die Geschlossenheit ist dem Wahlkampf geschuldet. Dem Dachverband AFL-CIO steht ein Richtungsstreit bevor: Wie eng soll man sich an die Demokratische Partei binden? Ist eine Organisationsreform notwendig?...“ Artikel von Max Böhnel, New York, in ND vom 24.09.04
Letzter Streich der UAW. Massive Lohnsenkungen und Zweidrittel-Modell bei der Krankenversicherung
Artikel von Gregg Shotwell aus Labor Notes vom Juni 2004 in der Übersetzung von Anne Scheidhauer, erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 6-7/04
Fortschritt oder Business as usual?
Artikel von William Johnson über die Fusion der US-Gewerkschaften UNITE und HERE aus Labor Notes vom April 2004 in der Übersetzung von Anne Scheidhauer, erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 6-7/04. „Mit HERE und UNITE haben am 8. Juli d.J. zwei us-amerikanische Gewerkschaften fusioniert, die sich insbesondere um prekäre Beschäftigte in arbeitsintensiven Dienstleistungsjobs, NiedriglöhnerInnen und damit um MigrantInnen gekümmert haben: erstere im Hotel- und Gaststättengewerbe, letztere in der Textilbranche. Ziel der Fusion: Erhöhung der Organisationsdichte in schwer organisierbaren Branchen und verbesserte Bedingungen im Kampf gegen die Anti-Gewerkschaftskampag-nen der Unternehmen. Mitglieder der beiden Gewerkschaften, die von der Fusions-Entscheidung überrascht und vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, fragen sich, ob und auf welcher Grundlage dieses Ziel erreicht werden kann. Denn: formale Einheit und Vergleichbarkeit der Mitgliederstruktur ergibt noch keine materiale Gemeinsamkeit, und mit dem Trend zur Einheitsgewerkschaft ist das Problem der sektoralen Differenzierung nicht gelöst…“
Angriff auf das Streikrecht
Die AFSCME, "American Federation of State, County and Municipal Employees" im Bundesstaat Minnesota organisiert eine Kampagne gegen den Gesetzentwurf HR 1040 des Abgeordneten Tim Wilken (Republikaner) der eine ganze Reihe von Berufen in der Gesundheitsfürsorge den "essentiellen" Berufen eingliedern möchte - die kein Streikrecht haben. Das würde vor allem 3.000 Beschäftigte des Bundesstaates treffen. Die ausführliche (englische) Bericht bei "Workday Minnesota"
Wie Gewerkschaftsarbeit gesundheitschädlich sein kann
Nein, David Bacon meint in seinem neuen (englischen) Bericht nicht den Gewerkschaftssekretär, der vor lauter Sitzungen einen Herzinfarkt bekommt. Sondern Migrantinnen in New York, die zur Asbestverseuchung verurteilt wurden - vom Unternehmer... Der Bacon-Artikel im LabourNet
Alles gegessen? USA: Lebensmittelsicherheit und starke Gewerkschaften bedingen einander
Artikel von Kurt Stand in junge Welt vom 10.09.2002
Der 1. Mai 2002 in USA
Wer immer noch glaubt, in den USA gäbe es keine Maidemos und -aktivitäten, kann sich jetzt auf einer Portal- und Archivseite zum 1. Mai eines Besseren belehren lassen. Bild- und Tondokumente sowie Berichte aus 17 Bundesstaaten wurden dort gesammelt, bzw sind von dort aus zugänglich
Gründer der Gefangenengewerkschaft in Missouri in Einzelhaft
Vom 8. Juni 2002 die Meldung von prisonact-list@prisonactivist.org, dass Jerome White-Bey, der Begründer der Gefangenengewerkschaft MPLU erneut in Einzelhaft genommen wurde. Ein (englischer) Kurzbericht samt Musterprotestbrief an die Gefängnisverwaltung.
Warum nicht in den USA?
Um die Welt haben ArbeitnehmerInnen auf die Globalisierung mit General- oder Massenstreiks reagiert. In Argentenien, Spanien, Südkorea und Frankreich haben Gewerkschaften gegen Privatisierung, Entbehrungen, Downsizing und andere Symptome gekämpft. Bloß in den USA scheint nichts los zu sein: Why Not in the U.S.A.? - Around the World, Mass Political Strikes Challenge the Effects of Globalization. Artikel von Kim Scipes in Labor Notes vom Februar 2002
Größtes Wachstum der Gewerkschaften seit Jahrzehnten
Die Mitgliedschaft der amerikanischen Gewerkschaf wuchs letztes Jahr um mehr als 265.000. Dies ist das größte Wachstum seit 20 Jahren. Mehr dazu (Artikel auf Englisch) |