Falsches Feindbild. US-Gewerkschaften machen China für Jobabbau im Lande verantwortlich. Das ist kurzsichtig und unsolidarisch und verschleiert die Rolle des eigenen Kapitals
"Gewerkschafter in den USA haben ein neues Feindbild: China. Dem Land jenseits des Pazifik wird vorgeworfen, Millionen »amerikanischer Jobs« abzusaugen und für die hohe Erwerbslosigkeit in den Vereinigten Staaten verantwortlich zu sein. Doch das ist ein willkürlich gezeichnetes Bild." Artikel von Kurt Stand in junge Welt vom 22.10.2010
Füße stillhalten im Arbeitskampf? Gewerkschaften in den USA streiten über Neutralitätsabkommen
"Neutralitätsabkommen sind für manche US-amerikanische Gewerkschaftsaktivisten ein rotes Tuch, für andere dagegen strategisches Mittel, als Tarifpartner anerkannt zu werden. aditionell scheint es für Gewerkschaften in den USA nahezu unmöglich, ein Kollektivvertretungsrecht zu gewinnen. Den Status als Tarifpartner müssen sie dazu erst in komplizierten Anerkennungsverfahren erkämpfen - diese Versuche werden von Arbeitgebern jedoch immer wieder torpediert. Vor diesem Hintergrund haben Neutralitätsabkommen (»neutrality agreements«), in denen Arbeitgeber sich verpflichten, die Gewerkschaft nicht zu behindern, branchenübergreifend große Beliebtheit erlangt. Doch »Neutralität« im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen scheint ein Widerspruch. Das Stillhalten der Arbeitgeber verlangt im Rahmen solcher Abkommen von den Gewerkschaften mindestens dasselbe. Das Für und Wider dieser Form von Sozialpartnerschaft beschäftigt derzeit amerikanische Gewerkschaftsaktivisten." Artikel von Catharina Schmalstieg im Neues Deutschland vom 09.05.2008
Starke Minderheiten
Besser mobilisieren, konsequenter vertreten: In den USA wollen Aktivisten gewerkschaftliches Alleinvertretungsrecht in Betrieben kippen. Artikel von Kurt Stand, Petersburg/Virginia, in der jungen Welt vom 05.10.2007. Aus dem Text: ". Im August wandten sich neun Gewerkschaften mit dem Antrag an die Nationale Arbeitsbehörde (National Labor Relations Board - NLRB), die Anerkennung von »Minderheitsgewerkschaften« zu gestatten. Das sind Gewerkschaften, die nur die Unterstützung eines Teiles der Belegschaften vorweisen können, die zu organisieren sie vorhaben. Der Vorschlag ist eine notwendige Rückkehr der gewerkschaftlichen Opposition zu einer Regelung aus der Vergangenheit. Die Aufsplitterung der traditionellen Belegschaften großer Unternehmen durch zunehmenden Einsatz von Leiharbeitern erschwert gewerkschaftliche Kampagnen zur Gewinnung neuer Mitglieder. Hinzu kommt, daß die meisten Arbeiter infolge von Personalabbau und hoher persönlicher Verschuldung stark verunsichert sind. Staat und Unternehmen sind gewerkschaftsfeindlich, Aktivitäten der »Unions« beschränken sich vielerorts auf diejenigen, die ohnehin bereits organisiert sind."
Nachdenkzeit
"Wir sagen euch jetzt, wie es richtig geht"
- ist nicht unbedingt der aussichtsreichste Ansatz, um eine Debatte
in Gang zu bringen. Dementsprechend: Anders macht es eine Gruppe
von BasisgewerkschafterInnen aus Ohio, die in ihrem offenen Brief
"SOLIDARITY,
DEMOCRACY, MILITANCY, FREEDOM" vom 25. Dezember 2006 diverse
Anstrengungen der gewerkschaftsoppositionellen Strömungen reflektiert
und gemeinsame Schwächen zu überwinden versucht.
Solidarität von unten. Wilfried Schwetz über
die Labor Notes Konferenz in Detroit
"Die diesjährige Konferenz des US-Magazins »Labor Notes« unter dem Motto »Building solidarity from be-low« stand unter dem Eindruck zweier großer Themen: den aktuellen Immigrantenmärschen gegen die Kriminalisierung von papierlos in den USA arbeitenden Menschen und den aktuellen Firmen-Bankrotten, insb. von GM-Zulieferer Delphi, mit denen die Konzerne sich ihrer Tarifverträge und Pensionsverpflichtungen entledigen wollen. Der Konferenztitel war auch insofern programmatisch, weil damit ein Gegenmodell zur Krise - nicht nur - der US-Gewerkschaften propagiert wurde: eine demokratische, partizipative und basis-orientierte Gewerkschaft, eine Gewerkschaft, die Macht am Arbeitsplatz (»power on the job«) organisiert als unverzichtbare Grundbedingung, um Apathie und Zynismus als Folge jahrelanger Niederlagen zu überwinden." Artikel von Wilfried Schwetz, erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 5/06
U.S. Labor In Crisis: The Current Internal Debate and the Role of Democracy in its Revitalization
(Englischer) Text des Vortrags von Jerry Tucker bei der Konferenz "Work and Social Movements in the United States" an der Pariser Universität Sorbonne am 12. März 2005, veröffentlicht bei Portside. J.Tucker kritisiert die gegenwärtige Auseinandersetzung um Reformen in den US-Gewerkschaftsverbänden. Konzentriert auf "restructuring", auf Organisations- und Finanzierungsprobleme, ermangele es an "neuer sozialer Vision gegen die markt-getriebene Ökonomie..." "Prozess und nicht Richtung" würden diskutiert. Mit der Herausbildung "einer unabhängigen Linken innerhalb der Gewerkschaftsbewegung" müsse die Vision einer "gerechten Gesellschaft" ins Zentrum der Reformdebatte gerückt werden...
"Strukturiert uns nicht raus..."
"Sie wollen große Gewerkschaften, zentralisierte Apparate - das bedeutet weniger Einfluss der Basis, der communities" - das schreibt Bill Lucy, Vorsitzender der Coalition of Black Trade Unionists (CBTU) in einer (englischen) Stellungnahme im Namen seiner Vereinigung, die ca 30 Prozent aller Gewerkschaftsmitglieder der USA vertritt, aber bisher nicht zu den Debatten über Gewerkschaftsreform eingeladen wurde. "Don't restructure us out" - Diskussionsbeitrag von Bill Lucy vom 3.Februar 2005 in der Ausgabe 124 des "Black Commentator"
"Bürokratie gegen Demokratie"
Ein streitbarer Artikel (englischer) von Herman Benson, Herausgeber der "Union Democracy Review" (UDR) über eine Diskussionskonferenz von Vertretern diverser US-Gewerkschaften von Anfang Dezember 2004, Vorabdruck aus der Januar/Februar 2005 - Ausgabe der UDR "Focusing the AFL-CIO debate: Bureaucracy v. Democracy"
Janitors in San Francisco stimmen gegen die SEIU
Bereits im August des Jahres 2004 fand in San Francisco eine Kampfabstimmung darüber statt, wer die Haus-dienstleister in der Stadt vertreten sollte - eine abstimmung, die so wichtig war, dass der SEIU Vorsitzende Andrew Stern persönlich nach SF reiste um die Gewerkschafter aufzufordern, für die SEIU als vertragsschliessende Gewerkschaft zu stimmen - verbunden mit der "leisen Drohung", wenn sie gegen die SEIU stimmten, würde sie auch die Unterstützung jeglöicher AfL Gewerkschaft verlieren. Genutzt hat es nichts: Von den über 2000 gewerkschaftlich organisierten Janitors stimmten 573 für SEIU Local 1877, aber 947 für die USWD (United Service Worker For Democracy) Local 87. Das Ergebnis wurde allgemein als eine Niederlage für Sterns "Reformpläne" gesehen - die eine Zentralisierung gewerkschaftlicher Macht vorsehen, u.a. durch die Zusammenlegung vieler "locals". Die Janitors von San Francisco zu organisieren, war sozusagen eines der Modellprojekte der SEIU gewesen - jetzt haben diese mehrheitlich die SEIU verlassen, eben weil sie die Zwangsverschmelzung mit anderen Ortsgruppen ablehnten. Die (englische) Nachricht "Example of SEIU Problems", gepostet am 25. Dezember 2004 in die Mailingliste "SEIU Rank and File Revolt" - mit zusätzlichem Material aus anderen Orten/Branchen versehen...
Die Arbeiterbewegung: Notstand und Zeichen der Erneuerung
„Ein Gefühl von Notstand durchzieht die US-Arbeiterbewegung. Vereinzelte organisatorische Erfolge konnten die Arbeitsplatzverluste aufgrund von Werksschließungen und Umstrukturierungen nicht ausgleichen. "Partnerschaften" zwischen Arbeit und Kapital hatten, auch unter Beteiligung traditionell kämpferischer Gewerkschaften, Zugeständnisse in Höhe von Dutzenden Milliarden Dollar in der Stahl- und Automobilindustrie sowie im Luftverkehr zum Ergebnis. Ursprünglich als vorübergehende Lösungen für angeschlagene Industriezweige eingeführt, sind diese Zugeständnisse schnell zum Standard geworden. Die drei größten Supermarktketten stellten ähnliche Forderungen, und zwangen 59.000 Einzelhandelsbeschäftigte seit Oktober 2003 in einen monatelangen Streik, der trotz mehrfacher strategischer Fehler der Gewerkschaft breite Solidarität und Unterstützung genoss….“ Artikel von Lee Sustar, erschienen in Inprekorr Nr. 394/395 (September/Oktober 2004). Wir danken der Redaktion für die Freigabe!
Black Pearl segelt noch, jetzt aber bunt
25 Jahre Labor Notes – Congratulations von Kirsten Huckenbeck, erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 3/04
Langer Marsch. Die Erneuerung der US-Gewerkschaftsbewegung ist überfällig und wird von der Basis vorangetrieben
Artikel von Kurt Stand, Petersburg (USA), in junge Welt vom 16.09.2003
Auseinandersetzung zwischen Gewerkschaften der Krankenschwestern
CNA gegen SEIU - zwei Gewerkschaften in der Auseinandersetzung um die Haltung gegen die Angriffe der Gesundheitskonzerne. Die "Californian Nurses Association" hat rund 8.000 Mitglieder in über 100 Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen quer durch den Bundesstaat. Sie hat jetzt - wie schon im letzten Jahr - die SEIU heftig kritisiert, für einige deren Grundsatzabkommen, die auf die wirtschaftlichen Notwendigkeiten der Unternehmen basiere und die Rentenversicherung der RN (Registered Nurses - registrierte Krankenschwestern) ignoriere. Auf der Netz-Seite der CNA heisst es über die jüngsten Auseinandersetzungen: "The real danger for RNs and patients is what SEIU offers to employers in return. A prime example is the hospitals that are part of the Tenet Healthcare chain. In flyers distributed to RNs, SEIU has attacked CNA RNs at Tenet's Doctors Medical Center and Long Beach Memorial for striking for pension improvements. Concurrently SEIU reached an agreement at Garfield Medical Center that contains no pension gains." Weiterlesen bei der CNA
Changing the Union is Harder than Anticipated (Die Gewerkschaft verändern ist schwerer als erwartet)
Seit Mai 2001 haben die 35.000 Mitglieder der Lehrergewerkschaft von Chicago eine neue Leitung, die mit weitreichenden Vorstellungen zur demokratischen Veränderung der Organisation antrat und auf der damaligen Konferenz einen überraschenden Wahlsieg errang. Nach über einem Jahr zieht jetzt Norine Gutekanst in einem Artikel der Oktoberausgabe von "Labornotes" eine sehr differenzierte Bilanz
Gewerkschaften: Von den USA lernen, heißt... Nach dem Niedergang der Aufschwung: Die Unions in den Vereinigten Staaten machen neue Mitglieder mobil
"Nach jahrzehntelangem Niedergang geht es für die US-Gewerkschaften, zumindest was die Mitgliederentwicklung angeht, wieder aufwärts. Hinter dem Aufschwung stehen nicht zuletzt neue Kampagnenformen - von denen die deutschen Gewerkschaften durchaus lernen könnten...." Artikel von Tom Strohschneider in ND vom 11.06.02
Kämpfen die US-amerikanischen Gewerkschaften um ihr Überleben? Bilanz der Organisierungskampagnen in der AFL-CIO
Artikel von Steven Greenhouse in der New York Times vom 19. Februar 2001, übersetzt von Anne Scheidhauer und erschienen in: Express - Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, Ausgabe 3/2001
Buy American: Die nie erzählte Geschichte des ökonomischen Nationalismus (auch der Gewerkschaften)
Ein neues Buch erklärt die nie erzählte Geschichte (und das Scheitern) von "Buy American"-Kampagnen. Besprechung von Peter Gilmore in den UE-Nachrichten - 12/00, für uns dankenswerter Weise übersetzt von Nina Frank
Vom Ende der US-amerikanischen Arbeiterbewegung ... und ihrem Neuanfang
Artikel von Kim Moody , erschienen in der SoZ 23 vom 9.11.2000
Illusionen über Unternehmensbeteiligung zerstört
Beschäftigte von United Airlines ziehen Bilanz. Bericht von Malik Miah und Barry Sheppard, in dt. Übersetzung erschienen in: Express - Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit - Ausgabe 10/2000 |