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Updated: 18.12.2012 16:22 |
liebe KollegInnen, Neu im LabourNet Germany am Freitag, 14. März 2008 I.Internationales / Philippinen Wieder ein Mord an Gewerkschafter: Gerry Cristobal erschossen Am Montag früh wurde der Aktivist der Gewerkschaft im öffentlichen Dienst PESO, Gerry Cristobal in seinem Auto erschossen - von drei bis fünf Unbekannten in einem Wagen ohne Nummernschild. Er lebte in Imus, einer Stadt der Provinz Cavite mit rund 200.000 EinwohnerInnen im Süden des Landes. Er ist bereits der achte ermordete Gewerkschafter in dieser Region. Auch die Poizei arbeitet bei ihrer Untersuchung mit der These, dass der Mord mit dem gewerkschaftlichen Engagement zusammenhängt. Der Bericht "Labor union leader gunned down in Cavite" von Mark Merueñas am 10. März 2008 bei GMANews.TV II.Internationales / China / Wirtschaftspolitik 30 Cent die Stunde. Zu teuer. "Mit monotonen Handbewegungen stecken Frauen bunte Plastikteile ineinander. Die Spielzeugfabrik in einem schmutzig-grauen Betonhaus ist eine von Tausenden Billigfabriken im südchinesischen Shenzhen. 4,5 Yuan verdienen die Wanderarbeiterinnen pro Stunde - etwa 42 Cent. Andere Fabriken zahlen nur drei Yuan. Doch für manche Unternehmen sind diese Löhne noch zu hoch. Sie verlagern ihre Produktion nach Vietnam, Indonesien und Bangladesch, wo der Verdienst noch geringer ist." so beginnt der Artikel "Unternehmen wandern ab: Auch China wird teurer" von Harald Maass in der Frankfurter Rundschau vom 06. März 2008. III.Internationales / Kamerun "Kein Michael - keine Arbeit!" Auch in Kamerun haben die Proteste gegen die Teuerung zwei Seiten: zum einen die massiven Aktionen in den Städten, samt der blutigen aber erfolglosen Repression durch die Polizei. Und die Forderung nach mehr Lohn in den Betrieben - unter einer ganzen Reihe anderer auch auf genau jenen Palmölplantagen, deren Geschäftspolitik als eine der Ursachen der Teuerung gelten. Socapalm betreibt südlich von Yaunde gewaltige Plantagen, die ungefähr 80% der nationalen Produktion liefern und beschäftigt dabei etwa 10.000 Menschen - die beispielsweise 53 Euros im Monat verdienen und mit ihren Familien in Holzhüttenlagern wohnen. Und selbst der geringe Lohn wird oft genug erst viel später ausbezahlt - wenn überhaupt. Natürlich nicht von der französisch-belgischen Muttergesellschaft, sondern von den rund 60 Subunternehmen. Und wenn dann - wie seit November und erst recht angesichts der rasanten Teuerung - immer wieder gestreikt wird, dann kann das in einem Land, das wie so viele andere auch eine Tradition in der "finanziellen Einbung" von Gewerkschaftern ins Geschäft hat, schon gefährlich werden: Streikorganisator wurde sowohl mit dem Tode bedroht, als auch von der Polizei festgenommen - worauf sehr viele Arbeiter zum Gefängnis demonstrierten mit dem Slogan "Kein Michael - keine Arbeit". Der Bericht "Les Camerounais exploités des palmeraies de Bolloré" von Fanny Pigeaud vom 11. März 2008 in der Tageszeitung "Liberation". IV.Internationales / Burkina Faso Regierung friert Preise ein... Die heftigen Proteste der letzten Wochen zeigen Wirkung: die Regierung des ganz besonders ehrenwerten Herrn Campaore reagierte mit Aussetzung von Zöllen für bestimmte Importprodukte und dem geforderten Preisstop, sowie weiteren Reglementierungen für den Götzen. Die kleine aktuelle Materialsammlung "Eingefrorene Preise" vom 13. März 2008. V.Internationales / Tunesien Jetzt auch Streik bei Teleperformance in Tunis Die heftigen Protestaktionen der vergangenen Wochen im Süden Tunesiens waren in den (ausländischen, im Lande: Fehlanzeige) Medien - wenn überhaupt - meist als letzte Zuckungen einer überlebten Wirtschaftsregion dargestellt worden. Jetzt streikt ein größerer Teil der Belegschaft des größten Privatunternehmens von Tunis - im Telemarketing beschäftigt Teleperformance über 4.000 Menschen - die oft genug Jobs machen, die vorher in Frankreich bezahlt wurden. (Insgesamt betreibt das Unternehmen beinahe 300 Call Center in etwa 45 Ländern). Es geht um Arbeitsbedingungen bis hin zu den alten Kopfhörern - und, im Angesicht der Teuerung, auch um Geld. Der Bericht "Les salariés de Teleperformance en grève" vom 12. März 2008 bei "Solidarite Ouvriere". VI.Internationales /Rumänien Neue Reiche und (viele) neue Arme im Traumland der Nokia, Ford und Co Die Ideologen und ihre Finanziers frohlocken: 6% Wirtschaftswachstum verzeichnet Rumänien gegenwärtig jährlich. Die Erwerbslosigkeit ist statistisch gesunken und in Städten wie Bukarest herrscht ein Bauboom. Diesseits von Statistik und Propaganda liegt das Leben: Hunderttausende sind raus, weil sie keine Arbeit und kein Auskommen hatten, vor allem auf dem Lande bittere Armut, die es aber auch in den sogenannten armen Stadtteilen gibt. 20 von 100 BürgerInnen Rumäniens leben unterhalb der Armutsgrenze in dem ohnehin von Armut gekennzeichneten Land, nachdem sie speziell in den 90er Jahren einen drastischen Rückgang ihrer Einkommen, die ja nicht hoch waren, hinnehmen musten. Dafür gibt es im Neumitglied der EU die längsten Arbeitszeiten der EU. Der Artikel "Roumanie : nouveaux riches et nouveaux pauvres" von Victor Lupu am 10. März 2008 beim "Courrier des Balkans" veröffentlicht. VII.Internationales / Schweiz / Gewerkschaften und Arbeitskämpfe / Streiks im Baugewerbe Bauarbeiter in Basel streiken "Im Arbeitskampf auf dem Bau hat nach den geplatzten Verhandlungen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag der erste Streik begonnen. Am Mittwochmorgen haben auf 15 Basler Grossbaustellen rund 250 Bauleute die Arbeit niedergelegt. Die Gewerkschaft Unia hatte zwar mit Streiks gedroht, die Aktion in Basel kam nun aber überraschend. Sie richte sich gegen den «Wortbruch» der Spitze des Baumeisterverbandes, der sich nach wie vor weigere, dem im Dezember ausgehandelten Landesmantelvertrag (LMV) zuzustimmen, heisst es in der Unia-Mitteilung. Basel wurde nicht zufällig gewählt: Während die Baumeister in den Kantonen Tessin und Wallis auf kantonaler Ebene dem neuen Vertrag zugestimmt haben und auch grosse Konzerne wie Implenia den neuen LMV mittragen, verweigerten die Basler Baumeister ihren Bauarbeitern nach wie vor den neuen Landesmantelvertrag" - so beginnt der redaktionelle Artikel "Erneut Streiks auf Basler Grossbaustellen" in der Basler Zeitung vom 12. März 2008 VIII.Internationales / Schweiz / Gewerkschaften und Arbeitskämpfe Streiks und Demonstrationen bei SBB Cargo Eben mal schnell ein neues Konzept des Personalabbaus zu beschliessen - was sonst soll der Manager tun, wenn das Unternehmen Probleme hat, da ist auch der Schweizer Unternehmer nicht phantasiereicher als anderswo. Aber es eben mal so zu verkünden kann Probleme schaffen - zum Beispiel mit den 4.600 Beschäftigten der SBB Cargo, im Instandsetzungswerk in Bellinzona wird gestreikt, anderswo demonstriert, der Vorstand droht einerseits, signalisiert andrerseits "Gesprächsbereitschaft", gibt aber keine Zusagen. Die Medienmitteilung "SEV lehnt Abbau bei Cargo vollumfänglich ab" der Gewerkschaft vom 7. März 2008 auf der Seite des SEV, wo auch die weitere Entwicklung nachvollzogen werden kann. IX.Internationales / Ungarn Volksentscheid: Gegen die Gebühren der Regierung Rekordbeiteiligung - über die Hälfte der Wahlberechtigten nahmen teil - und Rekordquote für Ablehnung - über 80 Prozent - das sind die beiden auffälligsten Erscheinungen im ungarischen Referendum vom vergangenen Wochenende. Ablehnung heisst: Der Plan der Regierung, für Studium, Pflege und Arztbesuch Gebühren einzuführen, ist gescheitert. Dazu der Artikel "Janusgesicht eines Volksentscheids" von Gábor Kerényi in "Neues Deutschland" vom 11. März 2008. X.Internationales / Italien / Arbeitsrecht und Arbeitsbedingungen Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle ist so hoch, dass die Regierung sich gezwungen sieht, aktiv zu werden... "In Italien nennt man sie die »Weißen Toten« - Frauen und Männer, die einen tödlichen Arbeitsunfall erleiden. Ihre Zahl ist erschreckend hoch. Die noch amtierende Regierung Prodi hat jetzt ein Gesetz auf den Weg gebracht, das Strafen für jene Unternehmer erhöht, die Sicherheitsmaßnahmen vernachlässigen. 2007 sind in Italien 1326 Menschen in Folge von Arbeitsunfällen gestorben. Aber einige Experten schätzen ihre Zahl sehr viel höher, da bei weitem nicht alle Unfälle gemeldet werden und man die Ursache häufig verschleiert. Die jüngste Tragödie ereignete sich vor einer Woche im süditalienischen Molfetta. Dort starben fünf Arbeitnehmer eines Betriebes, der sich auf die Reinigung von Tankwagen spezialisiert hatte." - so beginnt der Artikel "Prodi plant Gesetz für weniger »weiße Tote«" von Anna Maldini in Neues Deutschland vom 10. März 2008 XI.Internationales / Griechenland / Gewerkschaften und Arbeitskämpfe Neue Streiks gegen Hungerrenten und andere Segnungen der Marktwirtschaft a) "Wenn frühmorgens im griechischen Fernsehen die Schlagzeilen des Tages verkündet werden, achtet der Zuschauer derzeit vor allem auf eine Information: Wann und wie lange in seinem Stadtteil heute der Strom abgeschaltet wird. Grund ist ein mehr als eine Woche anhaltender Streik der Angestellten des halbstaatlichen Stromkonzerns DEI mit derart hoher Beteiligung, dass mehr als 40 Prozent der normalen Stromkapazität nicht zur Verfügung stehen. Der Arbeitskampf der DEI-Angestellten ist Teil einer Streikwelle, mit der sich große Teile der Werktätigen gegen drastische Einschnitte im Sozialversicherungssystem wehren" - so beginnt der Artikel "Länger arbeiten für weniger Rente" von Anke Stefan in "Neues Deutschland" vom 11. März 2008 b) "Am morgigen Dienstag beginnt in Griechenland die Fastenzeit. Sie dauert gewöhnlich 40 Tage, bis zum orthodoxen Ostersonntag. Am gleichen Tag startet im Parlament die Diskussion über einen Gesetzentwurf, den Teile der Presse bereits als »Fastenzeit bis zum Tod« kommentieren. Die »Rentenreform« ist das Herzstück der neoliberalen Umverteilungspolitik der Regierung von Kostas Karamanlis. Gewinne rauf, Löhne und sogenannte Lohnnebenkosten runter heißt die Devise der EU, und in Griechenland ist die Regierung fest entschlossen, ihren Teil dazu beizutragen. Eine Gewinnsteigerung um 70 Prozent auf 1,7 Milliarden für das Jahr 2007 gab die Nationalbank kürzlich bekannt, ihre Angestellten jedoch müssen künftig mindestens zwei Jahre länger als bisher arbeiten, bis sie - zu gekürzten Bezügen - in Rente gehen können. (.) Der von den beiden Gewerkschaftsdachverbänden GSEE und ADEDY geleistete Widerstand gegen die »Rentenreform« hält sich bisher jedoch noch in Grenzen. Nach zwei Generalstreiks im Dezember vergangenen und Februar dieses Jahres ruft man nun zu einem dritten am 19. März auf."Der Artikel "Fasten bis zum Tod" von Heike Schrader in der "Jungen Welt" vom 10. März 2008 XII.Internationales / Frankreich / Politik und Wirtschaft Krieg der Bosse "Zaster and Crime and Rock n'Roll: In Frankreich ist der "Krieg der Bosse" (la guerre du patronat) ausgebrochen. Die feinen Herren, und Damen, an der Spitze der Arbeitgeberverbände beschimpfen sich in aller Öffentlichkeit als Lügner und Betrüger" - so beginnt der aktuelle Artikel "Stahl und Stein und Eisen bricht, aber unser Zaster nicht" von Bernard Schmid vom 13. März 2008. XIII.Internationales / Nicaragua Streik auf der Müllhalde "In Nicaragua streiken Menschen: Die Menschen, die vom Muell der ganzen Hauptstadt leben. Grund dafuer ist das fahrlaessige und ungerechte Verhalten der staedtischen Muellmaenner. Ob aber die betroffenen Menschen durch die Unterbrechung der Muellbeseitigung etwas erreichen, wird vorerst unklar bleiben." der Beitrag "Streik der Müllhalden-Arbeiter" von "BeobachterIn für eine gerechtere Welt" vom 9. März 2008 bei Indymedia XIV.Internationales / Mexico / Menschenrechte und gewerkschaftliche Freiheit Neue Gewerkschaft gegründet - alle rausschmeissen. Und: Nix mehr Prost Corona Die Belegschaft der Glasfabrik IVP in San Luis Potosí hatte genug von den Machenschaften der traditionellen CROC-Gewerkschaft im Betrieb - sie gründeten in zweijährigen Auseinandersetzungen eine neue, unabhängige Betriebsgewerkschaft, Sindicato Único de Trabajadores de la Empresa IVP (SUTEIVP), die auch in der Lage war, angemessene Lohnerhöhungen zu erkämpfen. Deswegen entliess IVP jetzt 250 Beschäftigte und sucht den Betrieb nach "Sympathisanten" ab, um auch sie loszuwerden: sie alle hatten sich geweigert, einem Tarifvertrag zuzustimmen, den das Unternehmen mit der alten CROC-Garde abgeschlossen hatte. IVP stellt unter anderem Flaschen für ein auch hierzulande bekanntes Gebräu namens Corona her - das jetzt einem Aufruf der Streikenden zufolge, international boykottiert werden soll. Dazu der Bericht "250 Corona bottle makers fired for forming an independent union" vom 11. März 2008 bei "Libcom". XV.Internationales / Kolumbien Nach der rechten Mobilisierung: die Gegenoffensive Im Februar hatte Uribe demonstrieren lassen - für Sicherheit und andere narkotische Angebote gegen die FARC, wozu auch viele Unternehmen ihren Beschäftigten "freigegeben" hatten. Am 6. März demonstrierten die Opfer und Gegner der Parapolitik landesweit und international. In den Tagen davor haben sich die beiden großen US-amerikanischen Gewerkschaftsverbände recht massiv gegen die Unterzeichnung des Freihandelsabkommens mit dem Regime des Alvaro Uribe ausgesprochen, was wiederum von der kolombianischen Gewerkschaftsbewegung, die auch weitgehend geschlossen zu den Demonstrationen am 6. März aufgerufen hatte, begrüßt wurde. a) Photoberichterstattung über die Kundgebungen am 6. März 2008: "El 6 de Marzo se realizó una Marcha por la Paz, por la Vida, por Todas y cada una de las Víctimas de Crímenes de Estado" bei Indymedia Kolumbien b) Die Stellungnahme der CUT Kolumbien zur Delegationsreise des AfL-CIO "Exitosa la misión de la AFL-CIO a Colombia" vom 14. Februar 2008. ...bis bald, Helmut (legale Lieblingsdroge: Wein) LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |