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Updated: 18.12.2012 16:09

Kamerun

Internationale, gewerkschaftspolitische Meldungen, die wir aus Newsgroups oder über Kontakte, KooperationspartnerInnen bzw KorrespondentInnen bekommen haben. Viele sind auf Englisch, manche in anderen Sprachen. Meist nicht woanders zu finden.
Übrigens: Internationale Nachrichten aus speziellen Branchen sind auch auf den jeweiligen Branchen- Seiten zu finden!


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Wer demonstriert, plant einen Aufstand - MusikerInnen-Demonstration von Polizei überfallen

"Am 8.November 2012 organisierte die Musiker_innen-Gewerkschaft von Kamerun eine friedliche Demonstration aus Protest gegen die Weigerung des Hafens von Douala, Künstler_innen Copyright-Lizenzgebühren zu bezahlen. Diese Demonstration wurde auf Anweisung des Generalbeauftragten für nationale Sicherheit von Polizeikräften rüde unterdrückt. Die Künstler_innen waren ca. 3 km gelaufen, als sie brutal angegriffen und geschlagen wurden. Mehr als 500 Künstler_innen, darunter Anne-Marie Nzié (85, siehe Foto) und der Präsident von SYCAMU, Roméo Dika (der auch Vizepräsident der Internationalen Föderation der Musiker_innen ist), wurden auf den Boden gezerrt und mit Schlagstöcken und Fäusten geschlagen. 63 von ihnen wurden festgenommen und erst nach 7 Stunden wieder freigelassen. Die anderen wurden über 10 Stunden in Lastwegen gesperrt. Roméo Dika wird jetzt in manchen Medien beschuldigt, einen Aufstand geplant zu haben, und könnte zu einer lebenslangen Haftstrafe oder sogar der Todesstrafe verurteilt werden" - der Solidaritätsaufruf "MusikerInnen-Demonstration von Polizei attackiert" externer Link bei Labourstart.

Sterben statt Essen

In der Sylvesternacht rebellierte die Belegschaft der Société sucrière du Cameroun (Sosucam) - das Flesich, das normaler Bestandteil des Jahresabschluss-Warenkorbs ist, war ihnen verweigert worden. Statt Essen verteilte der Unterpräfekt den Tod: Er wies die Polizei an, das Feuer gegen "die Randalierer" zu eröffnen - zwei Arbeiter wurden ermordet. 180 weitere sollen jetzt als "Rädelsführer" entlassen werden, berichtete in "Mbanjock - La police abat deux ouvriers à la Sosucam" externer Link der Autor Evariste Menounga in der Zeitung Mutations bereits am 11. Januar 2012, ein Artikel der nun bei allafrica gespiegelt ist.

Kamerun: Die Vertriebenen von Yaoundé Kamerun: Die Vertriebenen von Yaoundé

"Kamerun soll endlich ein »modernes, funktionierendes Land« werden, verkünden seine Regierenden landauf und landab. Zur angestrebten Modernisierung gehören die Bekämpfung der Korruption und die Umgestaltung der Großstädte. In den ärmeren Vierteln der Hauptstadt Yaoundé hat sie, vor diesem Hintergrund, mit der Räumung und Zerstörung ganzer Armenviertel begonnen. Die Einwohner/innen erhalten oft weder eine Entschädigung, noch wird ihnen ein Ort genannt, an den sie gehen können." Leicht überarbeitete und mit einer Fotogalerie - exklusiv im LabourNet Germany - angereicherte Fassung eines Artikels von Bernard Schmid, der am 17. September 2008 - redaktionell bearbeitet - als Reportage in der Berliner Wochenzeitung 'Jungle World' erschien

Der „Weltmeister“ in Sachen Korruption lanciert Saubermann-Kampagne. Heftige Machtkämpfe innerhalb des Regimes vor dem Hintergrund der „Saubere Hände“-Operation

„Was ist das für ein Regime? Haben die USA einen neuen „Schurkenstaat“ im Visier? Einer seiner prominentesten Figuren – Françoise Foning, Politikerin und Geschäftsfrau, Bürgermeisterin des wohlhabendsten Bezirks in der Wirtschaftsmetropole des Landes – verweigert die US-Botschaft am 14. August dieses Jahres ein Visum zur Einreise in die Vereinigten Staaten. Begründung: Massive Beteiligung an der im Lande grassierenden Korruption. Madame ist bestürzt und zeigt sich völlig überrascht. Kurz darauf wird bekannt, dass der frühere Botschafter des Landes in den USA, Jérôme Mendouga, politisches Asyl in Nordamerika beantragt hat…Artikel von Bernard Schmid vom 07.09.2008

Streik der Zeitarbeiter auf der Werft

6 Monate dürfen Zeitarbeiter laut Gesetz im Kamerun an einer Arbeitsstelle beschäftigt werden. Jetzt haben 200 Zeitarbeiter der nationalen Werft einen Streik begonnen, weil sie - nach drei Jahren Arbeit auf der Werft - mit einem Federstrich entlassen werden sollen. Der Direktor gab ihnen zur Antwort, dass die Werft noch nie Zeitarbeiter übernommen habe... Weiter in dem Bericht "Lutte des ouvriers des constructions navales et industrielles du Cameroun" externer Link vom 2. September 2008 bei "Solidarité ouvrière".

"Kein Michael - keine Arbeit!"

Auch in Kamerun haben die Proteste gegen die Teuerung zwei Seiten: zum einen die massiven Aktionen in den Städten, samt der blutigen aber erfolglosen Repression durch die Polizei. Und die Forderung nach mehr Lohn in den Betrieben - unter einer ganzen Reihe anderer auch auf genau jenen Palmölplantagen, deren Geschäftspolitik als eine der Ursachen der Teuerung gelten. Socapalm betreibt südlich von Yaunde gewaltige Plantagen, die ungefähr 80% der nationalen Produktion liefern und beschäftigt dabei etwa 10.000 Menschen - die beispielsweise 53 Euros im Monat verdienen und mit ihren Familien in Holzhüttenlagern wohnen. Und selbst der geringe Lohn wird oft genug erst viel später ausbezahlt - wenn überhaupt. Natürlich nicht von der französisch-belgischen Muttergesellschaft, sondern von den rund 60 Subunternehmen. Und wenn dann - wie seit November und erst recht angesichts der rasanten Teuerung - immer wieder gestreikt wird, dann kann das in einem Land, das wie so viele andere auch eine Tradition in der "finanziellen Einbung" von Gewerkschaftern ins Geschäft hat, schon gefährlich werden: Streikorganisator wurde sowohl mit dem Tode bedroht, als auch von der Polizei festgenommen - worauf sehr viele Arbeiter zum Gefängnis demonstrierten mit dem Slogan "Kein Michael - keine Arbeit". Der Bericht "Les Camerounais exploités des palmeraies de Bolloré" externer Link von Fanny Pigeaud vom 11. März 2008 in der Tageszeitung "Liberation".

Über 100 Todesopfer - oder doch "nur" 24?

24 Tote gab es bei den blutigen Auseinandersetzungen anläßlich der Proteste gegen Teuerung und Verfassungsreform Ende Februar in Kamerun - sagt die Regierung. Andere - oppositionelle Gruppen, soziale Organisationen, Menschen auf der Strasse in diversen Interviews sagen, es waren viel mehr - mindestens 100 Menschen seien bei der blutigen Unterdrückung der Proteste gestorben. Und auch wenn der folgende Artikel - erschienen in Cameroun RadioTV - schon deswegen dubios erscheint, weil er überhaupt publiziert wurde, denn gegenwärtig werden jeden Tag lokale Radios und andere nicht-linientreue Medien geschlossen - so gibt dieser Artikel, wenn auch verborgen unter dem Gejammere über die leidende Wirtschaft (die Menschen sind dem Autor eher egal) eines wieder: die Breite der Proteste und Ahnung ihrer Militanz, vor allem bei der Plünderung der teueren Lebensmittel. Deswegen lohnt es sich "Bilan des emeutes" externer Link von Marc Omboui vom 6. März 2008 bei CRTV zu lesen.

8 Tote bei heftigen Protesten gegen die Teuerung

Am Anfang stand der Streik der Taxifahrer am vergangenen Montag - als Protest gegen die steigende Treibstoffpreise. Im Laufe des Tages wurde es zu einem allgemeinen Protest gegen die rasante Teuerung der Lebenshaltung mit jeweils mehreren Demonstrationen in zahlreichen Städten. In den Armenvierteln von Yaoundé und der Wirtschaftsmetropole Douala wurden Barrikaden gebaut, öffentliche Einrichtungen attackiert, brannten Reifen und wurde Selbstbedienung in vielen Läden praktiziert. Die Forderungen waren so zahlreich und unterschiedlich wie die Demonstrationen, auch politische Oppositionsparteien waren aktiv mit ihrer Kampagne gegen die geplante Verfassungsreform. Überall verbreitete sich die Forderung nach der Wiedereröffnung der von Behörden geschlossenen Radiostationen. Die Polizei eröffnete das Feuer - sechs Todesopfer. Am Dienstag gingen in allen größeren Städten die Proteste weiter - die Innenstädte ohne Autos und nahezu alle Läden geschlossen. Erneut schoss die Polizei: zwei weitere Todesopfer. Die Taxifahrer beschlossen ihren Streik zumindest so lange fortzusetzen, bis alle festgenommenen vom Montag (deren Zahl niemand genau kennt) wieder frei sind. Siehe dazu:

Journalisten-Gewerkschaftsaktivist festgenommen

Jean Bosco Talla ist Journalist und ein aktiver Gewerkschafter. Und beruflich damit befasst, die Korruption im State Kamerun zu enthüllen, deswegen in einschlägigen Kreisen unbeliebt. In der Nacht zum 12. Februar wurde er in Yaoundé festgenommen, angeklagt des Diebstahls - angezeigt von einem ehemaligen Finanzminister...Ohne Besuchsrecht ist er seitdem im Gefängnis. Eine Muster - Solidaritätserklärung "Un syndicaliste camerounais arrêté" der CGT-Liberté Cameroun vom 15. Februar 2008.

Frau an die Spitze des Gewerkschaftsbundes gewählt - und jetzt gibts Ärger

Auf einem ausserordentlichen Kongress in der vergangenen Woche wählte der Gewerkschaftsbund CSTC seinen bisherigen Vorstand ab und wählte mit Antoinette Ekoan erstmals eine Frau an die Spitze der Organisation. Was nun sofort die Reaktion des bisherigen Vorsitzenden Maximilien Ntone Diboti hervorrief, der die Gültigkeit der Wahl anfocht und mit Spaltung droht. Keine neue Erscheinung (nicht nur) in Kamerun (denn Staatsbürokratie, Korruption und Postenkampf sind auch in vielen afrikanischen Gewerkschaften ein zentrales Problem), wo nach Wiedereinführung des Vielparteiensystems zahlreiche Spaltungen zu immer neuen Gewerkschaftsföderationen führen - und um das schlecht zu finden muss man wahrich kein Fan der alten Staatspartei-Einheitsgewerkschaft sei, die die CSTC einmal war, schreibt in "Dévoilement - une crise de leadership" externer Link Junior Binyam in der Zeitung " Mutations" vom 14. Dezember 2007 (gespiegelt bei allafrica).

Porträt eines langjährigen Gewerkschafters

Zum 50. Geburtstag von Jean Marc Bikoko ein Beitrag über den Sekretär der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes in Kamerun, der auch ein Aktivist der Union des populations du Cameroun war (und einer ihrer Fraktionen weiterhin angehört), die in der Demokratiebewegung gegen das Regime von Ahmadou Ahidjo aus der Illegalität eine wesentliche Rolle spielte. Gekauft oder geschlagen werden sind die beiden naheliegenden Alternativen für Gewerkschafter nicht nur in Kamerun. Bikoko macht denhingegen Aussagen über den Kampf für eine wirkliche Unabhängigkeit - und die Rolle, die Gewerkschaften dabei spielen sollten, in dem (französischen) Bericht "Jean Marc Bikoko : L'avant-dernier enfant d'Um Nyobe" externer Link von Jean Baptiste Ketchateng in der Wochenzeitung Mutations vom 30. November 2007.

Modellfall der Privatisierung

Immer wieder bestanden sogenannte internationale Hilfsprogramme für Kamerun nicht zuletzt darin, die Privatisierung der Cameroons Development Corporation, die staatliche Firma des agroindustriellen Komplexes zu fordern. Verschiedentlich ist dies im Laufe der Jahre am Widerstand im Lande gescheitert, wie schon zuvor der SODECOTON-Baumwollgesellschaft, deren Privatisierungsprozess abgebrochen worden war. Seitdem CDC per vertrag zur Privatisierung ansteht - seit Oktober 2002 - gab es eine ganze Reihe von juristischen Prozessen: Der Höhepunkt von allem, der Verdacht gegen den ehemaligen Finanzminister, sich persönlich um (umgerechnet) mehrere Millionen Euros bereichert zu haben. Alle diese Vorgänge wurden öffentlich im Zusammenhang mit der ersten Privatisierungsrunde der CDC, die die Teeplantagen betraf - wozu gewusst werden muss, dass die CDC zwar ein Unternehmen mit 12.000 Beschäftigten ist - und damit Unternehmer der grössten Zahl von Beschäftigten im Lande nach den direkten Staatsbediensteten - aber ein Unternehmen, das auf Land arbeitet, das sich im traditionellen Gemeinbesitz befindet: dies zu Privatisieren schafft ein Szenario der Korruption und die hat auch stattgefunden. Der (englische, hiermit kurz zusammengefasste) Bericht "A PLEA FOR A STAY OF EXECUTION" externer Link vom 28. April 2006 von Feko Vincent bei "amabzonia Indymedia".

Massive Abspaltung in der Gewerkschaftsföderation - neuer Verband soll gegründet werden

Die "Confédération syndicale des travailleurs du Cameroun" (CSTC) steckt in einer tiefen Krise, die seit dem letzten (3.) Gewerkschaftskongress öffentlich bekannt wurde und jetzt explodiert ist. 21 landesweite Föderationen von Betriebsgewerkschaften und fünf landesweite Einzelgewerkschaften haben den Verband verlassen und Vorbereitungen getroffen, einen neuen Verband zu bilden, indem auf einer Tagung am 16. und 17. Dezember ein provisorisches Komitee gegründet wurde. Es geht im wesentlichen darum, dass während dieses Kongresses die amtierende Führung verhindert habe, eine ernsthafte Diskussion über die Ursachen der Krise der Gewerkschaftsbewegung in Kamerun zu führen. Der neue Verband, die "Confédération des syndicats autonomes du Cameroun" (CSAC) hat sich nicht nur ein demokratisches Statut gegeben, sondern auch in seiner politischen Grundsatzerklärung unterstrichen, die CSAC sei nicht der "Juniorpartner des Staates oder des Unternehmertums". Neben der Landarbeitergewerkschaft - mit ihren 30.000 Mitgliedern eine der ganz grossen im Lande - gehören dem neuen Verband auch die stark profilierte Journalistengewerkschaft an, die mit 2.000 Mitgliedern einen hohen Organisationsgrad aufweist, die Kommunikationsgewerkschaft (Telefonie), die Hafenarbeiter und die Waldarbeiter. Im "alten Verband" verbleiben im wesentlichen die beiden Gewerkschaften des Vorsitzenden und seines Stellvertreters - die Gewerkschaft der Regierungsangestellten und die der Eisenbahner. Der (französische, hiermit kurz zusammengefasste) Bericht "Divorce syndical : Louis Sombès et compagnie lancent la Csac" externer Link von Souley Onohiolo in der Zeitung "Le Messager" vom 20. Dezember 2005, gespiegelt bei "AllAfrica".

Specials

Privatisierung und Widerstand

Grundinfos

Kamerun im Auswärtigen Amt der Bundesregierung externer Link

Kamerun im Fischer Weltalmanach externer Link

Kamerun bei Labourstart externer Link

Kamerun bei beim CIA- factbook externer Link

siehe auch

Hungerkrise und IWF
im LabourNet unter Diskussion > Wipo allgemein

Labournet Germany zu den Teuerungs- protesten ab Oktober 2007. Übersicht unserer Meldungen aus vielen Ländern unter „Internationales“

Die Überarbeitung dieser Seite wurde durch eine freundliche Spende der Roa-Luxemburg-Stiftung in Berlin ermöglicht. Wir danken!


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