Ab ins Lager! In die alte Chemiefabrik...
Der erste Europameister heisst Cătălin Cherecheş - der Rassismusmeister. Der Mann ist Bürgermeister von Baia Mare und hat zum 1. Juni rund 2.000 Roms per Zwang ins Lager gebracht - eine frühere Fabrik, in der Schwermetalle bearbeitet wurden. weswegen es auch bereits die ersten Überstellungen ins Krankenhaus gab, da die Arbeitsreste in der 2006 stillgelegten Fabrik auch in Unterkünften selbst herum liegen. Seine Wählerschaft hatte auch bereits seine erste entsprechende Maßnahme in der Wahl honoriert, als er im November 2011 eine Mauer um einen Rom-Bezirk bauen ließ...Der redaktionelle Bericht "2.000 Rroms installés de force dans une ancienne usine de produits chimiques" am 05. Juni 2012 beim Courrier des Balkans.
Showdown in Bukarest?
Zwei Wochen Proteste, im Prinzip ohne Pause, dann hat sich der Präsident erstmals geäussert - zum einen vor der Presse, zum anderen indem er seinen Aussenminister entliess, der die DemonstrantInnen wüst beschimpft hatte. Bei seinem Pressetermin verwies Basescu darauf, dass beim Referendum 2009 eine grosse Mehrheit seine Politik befürwortet hatte. Wobei damals der allgemeine Debattenpunkt Regierungskorruption noch keine Rolle spielte...Inzwischen sind in allen größeren Städten Proteste an der Tagesordnung, und die Empörten erhalten unterstützung beispielsweise von der Gewerkschaft im Gesundheitsbereich wird in dem Artikel "« Indignés » de Roumanie : les raisons de la colère" vom 23. Januar 2012 im Courrier des Balkans festgehalten.
Siehe dazu auch: "Romania: “I, the Citizen”" eine aktuelle Übersicht über rumänische Bloginhalte von Oana Maria Dan am 25. Januar 2012 bei Global Voices Online.
Proteste gehen weiter: Regierung so beliebt wie der IWF...
"Die von Staatschef Traian Basescu forcierte Gesundheitsreform war der letzte Tropfen, der das Faß zum überlaufen brachte: Rumänien erlebt die heftigsten Massenproteste seit mehr als einem Jahrzehnt. Doch es ist die allgemeine wirtschaftliche und soziale Misere, die viele verzweifelte Rumänen auf die Straßen trieb. Ministerpräsident Emil Boc bemühte sich bei einer Ansprache am Montag, den tiefsitzenden Unmut über die Misere im Land zu berücksichtigen, als er davon sprach, »die Härten« nachvollziehen zu können, mit denen sich seine Landsleute konfrontiert sehen. Doch zugleich forderte er die Bevölkerung auf, Verständnis für die Maßnahmen aufzubringen, die notwendig seien, um »einen Bankrott Rumäniens« abzuwenden" - so beginnt der Beitrag "Krise im Irgendwo" von Tomas Konicz, ursprünglich in der jungen welt vom 19. Januar 2012, hier auf der Webseite des Autors.
Siehe dazu auch: "Romania: “A Tsunami” of Protests Against Austerity Cuts and Corruption" ein Überblick über die Reaktionen im rumänischen Internet von Oana Maria Dan am 19. Januar 2012 bei Global Voices Online.
Sowie: "Revolution of decency – Romania into Eastern European Spring" im Blog von Gabriela Ionita am 15. Januar 2012, die die heftigen Proteste in eine Reihe mit Massenaktionen in den Nachbarländern stellt...
Und: Eine zumindest einstweilen tägliche Chronologie der Ereignisse in Rumänen unter dem Titel "Manifestations anti-rigueur en Roumanie : la situation en temps réel" von Mehdi Chebana bisher bis einschliesslich 19. Januar 2012 im Blog Roumanophilie einer Gruppe fünf französischer Journalisten, die in Rumänien arbeiten, unter anderem für die Humanité.
Schliesslich: "Without us nothing makes sense" - ein Aktivistenbericht vom 19. Januar 2012 im englischen Teil von indymedia Rumänien
Tausende in wütenden Protesten
"In den letzten Tagen kam es in verschiedenen Städten Rumäniens zu Protesten gegen das von der Regierung eingebrachte Gesundheitsgesetz. Mit diesem Gesetz soll die umfassende Privatisierung des gesamten Gesundheitsbereichs durchgesetzt werden. Am Sonntag (15. Januar 2012) erreichten die sozialen Proteste ihren Höhepunkt. In Bukarest kam es zu mehrstündigen Straßenkämpfen. Polizei und Jandarmerie fügten Demonstranten schwerste Verletzungen zu..." Beitrag vom Anarcho-Syndikalistischer Infodienst Rumänien vom 16.01.2012
Schließung des Nokia-Werkes in Rumänien
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Rumänien beschlagnahmt Nokia-Fabrik
"Rumäniens Steuerbehörde hat die Nokia-Fabrik in Jucu, einer Gemeinde im Kreis Cluj, beschlagnahmt. Der finnische Mobiltelefonhersteller schuldet dem rumänischen Staat 10 Millionen US-Dollar Steuern. Das erklärte Sorin Blejnar, der Chef der Steuerbehörde des Finanzministeriums ANAF, der Nachrichtenagentur Mediafax. Es handele sich um eine Vorsorgemaßnahme, um Nokia daran zu hindern, die Gebäude im Nordwesten des Landes zu verkaufen, bevor die Schulden bezahlt seien. Die Steuerschulden seien bei einer Überprüfung ermittelt worden, die 2009 begann. Das beschlagnahmte Gelände sei 28.000 Quadratmeter groß, und beinhalte Büros und Produktionshallen.
Nokia hatte am 29. September 2011 angekündigt, die Fabrik in Jucu Ende 2011 zu schließen und alle 2.200 Arbeiter zu entlassen. Erst im Januar 2008 war die Produktion von Bochum nach Rumänien verlagert worden. (.) Die Entlassenen in Rumänien erhalten drei Monatsgehälter und ein Nokia Smartphone. Leitende Angestellte bekommen sieben oder acht Monatsgehälter." Artikel von Achim Sawall auf Golem vom 11.11.2011
- Nokia verlässt Werk im rumänischen Cluj: Und sie ziehen weiter
Der Handyhersteller schließt sein Werk in Rumänien. Dabei war die Produktion erst vor drei Jahren aus Bochum dorthin verlagert worden. Das Land will jetzt klagen. Artikel von Andreas Wyputta in der TAZ vom 30.09.2011 . Aus dem Text: „… Am Donnerstag hat Nokia die Schließung seines Werks im rumänischen Cluj verkündet. Dabei war erst 2008 die gesamte Produktion der Bochumer Nokia-Fabrik dorthin verlagert worden. 2.300 Festangestellte und über 1.000 Leiharbeiter verloren damals in Nordrhein-Westfalen ihren Job - aus Kostengründen: Nokia zahlte seinen rumänischen ArbeiterInnen damals 800 Lei im Monat. Das waren etwa 220 Euro und damit nur die Hälfte des landesüblichen Durchschnittslohns. Drei Jahre später aber sind dem Konzern auch seine 2.200 ArbeitnehmerInnen in Rumänien zu teuer. "Schmerzhaft, aber notwendig" seien die Entlassungen, sagt Vorstandschef Stephen Elop: Neben den ArbeiterInnen in Cluj verlieren weltweit auch 1.300 Mitarbeiter der Navigationssparte ihren Job…“
- Nokia schließt Werk im rumänischen Cluj - IG Metall spricht von „Karawanen-Kapitalismus“
Bei Nokia wiederholt sich die Geschichte: 2008 schloss der Handyriese sein Werk in Bochum. Nun wird das damals billigere Werk in Rumänien dicht gemacht. Nokia will nach Asien weiterziehen. Die IG Metal in NRW ist empört: Sie spricht von „Karawanen-Kapitalismus“. Artikel von Ulf Meinke auf DerWesten . Aus dem Text: “…Wenn Burkhard über die Nokia-Pläne spricht, kann er seine Emotionen kaum verbergen. „Das ist ein echter Skandal“, sagte der Chef der nordrhein-westfälischen IG Metall im Gespräch mit DerWesten. „Ich frage mich wirklich: Wie tief kann ein Konzern noch sinken? Mir tun die Menschen in Rumänien leid, denn sie machen das durch, was wir hier im Ruhrgebiet auch durchgemacht haben.“ Eine regelrechte „Jagd nach dem immer billigeren Standort“ sieht Burkhard in dem Verhalten der Nokia-Führung: „Das ist Karawanen-Kapitalismus.“ Die Politik müsse verhindern, dass abermals Subventionen abgegriffen werden, forderte er: „Es darf nicht sein, dass dem Unternehmen Steuergelder aus der Europäischen Union hinterhergeworfen werden.“ Die Ansiedlung von Nokia in Bochum wurde mit staatlichen Fördergeldern in Millionenhöhe unterstützt. Zum Teil zahlte der Konzern das Geld zurück. „Viele von denen, die damals in Bochum ihren Job verloren haben, sind heute immer noch arbeitslos“, sagte Burkhard. 2300 Mitarbeiter zählte das Bochumer Werk – von ihnen waren Ende vergangenen Jahres rund 450 ohne Job…“
- Rumänien fordert von Nokia Staatshilfen zurück
"Nach Nokias Beschluss, das Handy-Werk in Rumänien nach nur drei Jahren zu schließen, will der rumänische Staat seine Zuschüsse zurück. Es geht um wenigstens einen Teil der 20 Millionen Euro, mit denen Nokia seinerzeit von Bochum nach Rumänien gelockt worden war. Ein am Donnerstag gegründeter Sonderausschuss des Regionalparlaments in Cluj soll die Lage prüfen. Modell sei ausgerechnet der Fall Bochum, wo Nokia nach der dortigen Werksschließung Kompensationszahlungen an die Region geleistet habe, sagte der sozialistische Kreisrats-Abgeordnete Valentin Cuibus, der den Sonderausschuss initiiert hatte. Nach der Verlegung der Handy-Produktion von Bochum nach Rumänien hatte es in Nordrein-Westfalen viel Aufregung um staatliche Zuschüsse in Höhe von 88 Millionen Euro gegeben…“ Artikel im Newsticker von Heise-Online vom 29.09.2011
Streik bei GDS in Arad
GDS, ein Unternehmen mit Sitz im italienischen Vicenza (und einer Einheit in Düsseldorf) bezahlt seinen Arbeitern in Arad im durchschnitt 125 Euro - im Monat, nicht etwa in der Woche. Diese fordern jetzt eine Erhöhung um ca 23 Euro, auch weil jetzt die Heizungssaison beginnt. Das Unternehmen hat erst einmal den Gewerkschaftssekretär gefeuert, die Medienreaktion liegt zwischen Stillschweigen und hetzen. Dazu der kurze Bericht "Indefinite Strike at Machine Factory in Arad" am 06. oktober 2011 bei indymedia, inklusive Adressen für Protestmails und dem Aufruf zur Solidarität.
- Sieg für die streikenden ArbeiterInnen bei GDS in Arad
"Die Anarcho-Syndikalistische Initiative Rumäniens (I.A.S.R.) informiert heute in einer Erklärung über den Sieg der streikenden ArbeiterInnen bei GDS MS in Arad. In der Erklärung heißt es: Die Gewerkschaft "Nemira" informierte über das Ende des kollektiven Arbeitskonflikts bei GDS MS Arad aufgrund der Tatsache, das die Manager von GDS MS die Forderung der Gewerkschaft nach einer Lohnerhöhung akzeptieren." Die Erklärung in einer Übersetzung des Anarcho-Syndikalistischen Infodienstes Rumänien vom 07.10.2011
Von der "Elite" zum aggressiven Haufen...
...so etwa kann man die Entwicklung der gesellschaftlichen Betrachtung der Bergarbeiter in Rumänien knapp, aber keineswegs unzutreffend zusammenfassen. Der Beitrag "Workers in Neocapitalist Romania" von Simona C. Wersching, im Juni 2011 im im H-Net Reviews publiziert (und unter dem genannten Titel beim Mzine reproduziert), ist eine Buchbesprechung ( David A. Kideckel: "Getting Bye in Postsocialist Romania: Labor, the Body, and Working-Class Culture") in der es bereits einiges Erelichterndes zum Verständnis des Alltagslebens zu lesen gibt - in dem positiv besprochenen Buch offensichtlich erst recht.
Neues Arbeitsgesetz: Ohne Ende Zeitarbeit.
Rumänien, so sprach es Ministerpräsident Boc in dankenswerter Klarheit aus, soll ein Land sein, das für Investoren attraktiv ist. Ob es auch für Menschen attraktiv ist, scheint ihn weniger zu kümmern. Seit dem 8. März gilt das neue Arbeitsgesetz, das vor allem eine quasi permanente Verlängerung der Zeitarbeit vorsieht. Aber er bietet seiner Zielgruppe noch mehr: Die 48 Stundenwoche muss nur übers Jahr gerechnet eingehalten werden - 60 sind in Stoßzeiten durchaus "drin". Und Einzelarbeitsverträge haben künftig Vorrang vor Kollektivverträgen... Der Artikel "Roumanie : comment le gouvernement Boc a cassé le droit du travail" ist am 28. April 2011 vom Courrier des Balkans übersetzt und veröffentlicht worden.
Hier regiert der IWF - wie immer: brutal und unfähig
"Der IWF gibt also mit seinen angepassten Vorgaben für Rumänien schlicht zu, dass seine Sanierung gescheitert ist. Denn die Wirtschaft schrumpft wegen des harten Sparkurses weiter. Anders als vom IWF prognostiziert ist die Wirtschaft Rumäniens 2010 um 1,9% geschrumpft. Der IWF hatte erwartet, dass es nur moderate -0,5% werden würden. So darf man auch nicht sonderlich viel darauf geben, wenn die Washingtoner Finanzorganisation für 2011 ein Wachstum von 1,5% in Rumänien erhofft. Denn woher das kommen soll, weiß wohl beim IWF niemand. Man setzt auf das Prinzip Hoffnung, dass das Land irgendwie über die Auslandsnachfrage aus dem Schlamm gezogen wird. Nachdem die Mehrwertsteuer auf 24% hochgeschraubt wurde und man die Löhne im Staatsdienst um 25% gesenkt sowie 100.000 Stellen im öffentlichen Dienst gestrichen hat, war ein schweres Einbrechen des Binnenkonsums zu erwarten. Denn wer kein Geld hat, kann auch nicht konsumieren. Ungarn dagegen verzeichnete ein stabiles Wachstum. Statt die einfache Bevölkerung für die Kosten der Krise zur Kasse zu bitten, wurden neben Banken auch große Unternehmen im Telekommunikations-, Einzelhandels- und Energiesektor sowie im Versicherungsgewerbe mit einer Krisensteuer zur Kasse geben" - eine Kernpassage des Artikels "Neue Milliarden für das darbende Rumänien" von Ralf Streck bei telepolis am 07. Februar 2011.
Der Boc und die Gärtner...
Seit Mai sind die Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Gewerkschaften sowie zahlreichen anderen sozialen Gruppen an der Tagesordnung. Damals hatte Ministerpräsident Boc das Abkommen mit dem internationalen Währungsfonds unterzeichnet - Kredite, wenn die vom IWF verlangte Reformpolitik durchgezogen wird. Und dieser Boc tut, was seine Gärtner fordern. Die Proteste sind zahlreich, aber bisher wirkungslos. Eine knappe aktuelle Materialsammlung "Widerstand zwecklos?" vom 04. November 2010.
Das Parlament als IWF-Beauftragter? Stürmen!
"Während das rumänische Parlament über einen Mißtrauensantrag gegen die Regierung beriet, haben Tausende Menschen am Dienstag in der Hauptstadt Bukarest gegen die geplanten Kürzungen der Renten und Gehälter im öffentlichen Dienst protestiert. Rund 20000 Gewerkschafter forderten bei der Kundgebung vor dem Parlamentsgebäude den Sturz der Regierung von Ministerpräsident Emil Boc. Sie durchbrachen Sicherheitsabsperrungen und drohten mit einem Sturm auf das Gebäude. Die rumänische Regierung will die Beamtengehälter um ein Viertel und die Renten um 15 Prozent senken. Boc verteidigte im Parlament die Sparmaßnahmen erneut als notwendig, um die Bedingungen für ein milliardenschweres Rettungspaket des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu erfüllen" - so beginnt der Artikel "Tausende drohen mit Sturm aufs Parlament" am 16. Juni 2010 in der jungen welt.
Härter als das IWF-Diktat: Generalstreik im öffentlichen Dienst - Protest gegen Kürzungen
"Aus Protest gegen geplante Lohnkürzungen sind in Rumänien Hunderttausende Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in den Streik getreten. An dem Ausstand, zu dem fünfzig Gewerkschaften aufgerufen hatten, beteiligten sich am Montag Lehrer sowie Mitarbeiter von Krankenhäusern, Behörden und Gefängnissen. Viele Schulen blieben geschlossen. Die Gewerkschaften hatten zuvor angekündigt, daß 700000 Staatsbedienstete die Arbeit niederlegen würden. Der Protest richtete sich gegen eine Entscheidung der Regierung, die Gehälter im öffentlichen Dienst um ein Viertel zu kürzen. Arbeitsminister Mihai Seitan erklärte, die Sparmaßnahmen seien erforderlich, um den Staatshaushalt zu konsolidieren. Rumänien hat im vergangenen Jahr einen Beistandskredit des Internationalen Währungsfonds (IWF) über 20 Milliarden Euro erhalten, die Wirtschaftsleistung war um 7,1 Prozent zurückgegangen..." Artikel von Stefan Inführ in der jungen Welt vom 01.06.2010
Vor dem ersten Generalstreik?
Nach den grossen Protesten der Tage seitdem die Regierung am 6. Mai ihre Variante des neuen europäischen Sozialmodells verkündet hat, ist der nächste Schritt konsequent: Die Ankündigung der fünf grössten Gewerkschaften des Landes zu einem eintägigen Generalstreik aufzurufen.
- Der Artikel "Trade Unions Warn Against Unjustified Pay Cuts" von Claudia Ciobanu am 23. Mai 2010 bei ips erschienen zitiert Vertreter verschiedener Gewerkschaften, die sich mehr und mehr gezwungen sehen, einen Generalstreik zu organisieren.
- Der Bericht "Romanian unions plan one-day general strike in June" von Radu Marinas am 26. Mai 2010 bei Reuters erschienen, sieht diesen Beschluss bereits als Fakt an.
- Was das Kahlschlagprogramm für RumänInnen bedeutet macht der Artikel "Rumanía: Un 25% menos de salario!" vom 26. Mai 2010 bei kaosenlared deutlich: Ab 1. Juni sollen die einkommen im öffentlichen Dienst um 25%, die Renten und Erwerbslosenunterstützung um 15% gesenkt werden...
Die grössten Proteste seit 1989...
...sahen alleine in Bukarest 60.000 Menschen auf den Straßen um gegen das international vereinbarte Kürzungsprogramm der Regierung zu protestieren: die Löhne im öffentlichen dienst sollen um 25% gesenkt werden, die Erwerbslosenunterstützung um 15%... Der Bericht "Romania sees biggest protest since 1989 over austerity measures" von Leigh Philips im EU Observer vom 20. Mai 2010 bringt nicht nur mehr Details, sondern auch ein Foto von der Ansprache des Herrn Strauss-Kahn ans Parlament...
Patient bleibt am Tropf: Pleitewelle, Entlassungen, Überschuldung: Trotz IWF-Geldern und »Sparprogramm« stagniert 2010 die Wirtschaft
"Mit gut zweimonatiger Verspätung überwies der Internationale Währungsfonds (IWF) Ende Februar Rumänien 2,4 Milliarden Euro. Es handelte sich um die dritte Tranche eines Notkredits in Höhe von insgesamt 20 Milliarden Euro, den das Land bei Ausbruch der globalen Krise in Washington hatte aufnehmen müssen um einen Staatsbankrott zu vermeiden. Zwischenzeitlich hatte der IWF im September aufgrund der Regierungskrise in Bukarest jegliche Zahlungen eingestellt. Nach eingehender »Prüfung« der Politik des neuen Kabinetts von Ministerpräsident Emil Boc habe der Verwaltungsrat die Auszahlung der Gelder bewilligt, hieß es in einer Erklärung des Währungsfonds." Artikel von Tomasz Konicz , zuerst erschienen in "Junge Welt" vom 09.03.2009 auf der Webseite des Autors
Alcatel-Belegschaft gründet eigene Gewerkschaft
Einst galt es als beispielhaft - das Unternehmen von Alcatel in Timisoara, 1991 als erstes westeuropäisches Unternehmen im Land angesiedelt. Jetzt will das Unternehmen europaweit 4000 Beschäftigte loswerden, darunter ein Drittel der 1600 rumänischen ArbeiterInnen, die zwangsweise zum indischen Subunternehmen Wipro wechseln sollen (das gerade in Frankreich eine Filiale geschlossen hat). Darauf haben die Betroffenen mit der Gründung einer eigenen unabhängigen Gewerkschaft reagiert, die - für Timisoara eine absolute Neuigkeit - mit diversen Aktionen mobilisiert und bereits über 400 Mitglieder hat. Der Bericht "Roumanie : les salariés d'Alcatel-Lucent font leur révolution à Timisoara" von Mehdi Chebana ist am 11. Dezember 2009 beim "Courrier des Balkans" erschienen.
Siehe dazu auch:
"Pétition vers la direction ALU Roumanie" auf dem Blog der Betriebsgewerkschaft
Rumänien von Generalstreik lahmgelegt
"Der gesamte öffentliche Sektor - Rathäuser, Kreisräte, Ämter, Schulen, Polizei und Spitäler - hat am Montag in Rumänien gestreikt. Hunderttausende Rumänen legten aus Protest gegen ein neues einheitliches Besoldungsgesetz im öffentlichen Dienst die Arbeit nieder. Premier Emil Boc rief die 800.000 Beamten am Montag zu "Dialog, Besonnenheit und Vernunft" auf. Aus Sicht der Gewerkschafter sieht das neue Gesetzespaket, für das die Regierung Mitte September die Vertrauensfrage gestellt hatte, eine Einkommenskürzung für öffentlich Bedienstete vor. Dies bestreitet Boc. Die Einsparungen, die durch das Gesetzespaket erzielt werden sollen, stellten die Bedingung des Internationalen Währungsfonds (IWF) für die finanzielle Krisenunterstützung Rumäniens dar.Finanzminister George Pogea lud die Gewerkschaften für Dienstag zu Gesprächen ein. Der nationale Gewerkschaftsbund öffentlich Bediensteter kündigte unterdessen an, am Mittwoch in Bukarest groß angelegte Straßenproteste zu veranstalten. Außerdem solle am 23. Oktober ein Warnstreik abgehalten werden. Für den 28. Oktober wurde die Auslösung eines zeitlich unbeschränkten Generalstreiks angekündigt. Die Gewerkschaften wollen nach eigenen Angaben ihre Mitglieder auffordern, die Präsidentschaftswahlen am 22. November zu boykottieren. Der Streik solle die größte Protestbewegung in der neueren Geschichte Rumäniens sein, hieß es vonseiten der Gewerkschafter." Meldung in der Kleine Zeitung vom 06.10.2009
Nichts los in Nokia Village: Rumänien und die Krise
Tristesse pur: Im rumänischen Dorf Jucu sollte um die Fabrik von Nokia ein großer Industriepark entstehen. Doch aus dem Traum von neuem Wohlstand ist nichts geworden. Artikel von Kathrin Lauer in der Süddeutschen Zeitung vom 17.07.2009
Das sechste europäische Land, das sich dem ökonomischen Terror unterwerfen muss: Kredite vom IWF und der EU
Die "Rückkehr zu Keynes" - wie weit sie auch immer stimmen mag - gilt nur für die stärksten Wirtschaftsmächte: Anderswo nutzt eine so moralisch abgewrackte Einrichtung wie der Internationale Währungsfonds die aktuelle Krise zu einem Comeback: Im wesentlichen mit denselben menschenfeindlichen Projekten wie schon seit langer Zeit. Auch die etwa 26 Milliarden, die Rumänien Kredit bekommt - und die vor allem westeuropäischen Banken zugute kommen - werden zu rund zwei Dritteln vom IWF bereit gestellt. Wie üblich wird ein Schleier über die konkreten Kreditbedingungen gehalten - doch in Rumänien immerhin, gibt es eine größere Strömung in der Öffentlichkeit, die wenigstens Transparenz fordert, ganz im Gegensatz etwa zu Ungarn. Und es gibt Gewerkschaften und überraschenderweise die mitregierende Sozialdemokratische Partei, die Bedingungen für die Unterzeichnung stellen - etwa keine Entlassungen im öffentlichen Dienst. Näheres in dem Artikel "The IMF and Romania: A Road Well Travelled" von John Horvath in telepolis am 18. April 2009.
Die stählerne Krise
"Die Zeiten des unaufhaltsamen Aufschwungs der rumänischen Stahlproduktion sind vorüber. Stahlgigant ArcelorMittal musste Werke schließen und Arbeitnehmer entlassen. Der Einbruch belastet die gesamte rumänische Volkswirtschaft..." Artikel von Denis Meraru im Neues Deutschland vom 21.04.2009 . Aus dem Text: "...Rund 4000 Arbeiter protestieren seit Tagen gegen die Maßnahmen des Managements von ArcelorMittal. Sie befürchten die Schließung des Werks zum Herbst. Der Gewerkschaftssprecher des Hochofenwerks Romania, Ioan Macovei, sagte, die Entscheidung zur Schließung sei in London gefallen. 364 der 1500 Beschäftigten hätten das Angebot zum freiwilligen Ausscheiden mit Abfindung angenommen. 263 der Anträge seien akzeptiert. Das Abfindungsangebot der Firma liegt mit einem Festbetrag über dem vom Betriebsrat geforderten. Geboten werden je nach Erfahrung im Werk zwischen 2500 und 6000 Euro..."
Berichte zur Krise
Wildcat hat Leute in verschiedenen Ländern gebeten, ihre Beobachtungen zu den Auswirkungen der Krise aufzuschreiben.
- Rumänien: Die Rückkehr der »Erdbeerpflücker«. Rumänien, Drehkreuz der Migration
Bericht aus Rumänien vom Februar 2009
Auslagerung von Arbeitsplätzen: In neuer Nokia-Stadt gehen die Lichter schon wieder aus
„Ein Jahr nach der Nokia-Euphorie zerstört die Krise die großen Hoffnungen von Cluj. Einer nach dem anderen ziehen die großen internationalen Konzerne wieder ab. Die Begründung eines Managements: Angesichts sinkender Nachfrage seien die Arbeitskräfte in Rumänien zu teuer. (…) Die vier Autokabel-Fabriken des japanischen Unternehmens ACE Fujikura – Hauptkunde Volkswagen - machen dicht. Von Transsylvanien wird die Produktion nach Marokko verlegt. 3000 Beschäftigte werden in den nächsten beiden Monaten die Entlassungspapiere in Empfang nehmen müssen. Hinzu kommen die Belegschaften zahlreicher kleinerer Zulieferer aus Cluj und Umgebung.,,“ Artikel von Claudiu Padurean und Dan Alexe in DerWesten vom 31.01.2009
Vollbremsung in Rumänien
"Es sind gerade mal drei Monate vergangenen, als Rumäniens Regierungschef Calin Popescu Tariceanu seine Mitbürger angesichts der um sich greifenden Finanzkrise zu beruhigen suchte: "Die Antwort ist ein klares nein," [extern] rekapitulierte kürzlich die rumänische Wirtschaftszeitung Standard die öffentlichen Beteuerungen des Premiers: "Die internationale Finanzkrise wird weder Rumäniens Wirtschaft, noch seine Bürger in Mitleidenschaft ziehen." In der Tat schienen die ersten, das internationale Finanzsystem Anfang 2008 erschütternden Schockwellen Rumänien - wie auch das gesamte Mittelosteuropa - zu verschonen. Doch nun habe sich laut dem Standard die Lage drastisch gewandelt. Rumäniens Arbeitsmarkt müsse bereits 50.000 neue Arbeitslose verkraften, da schon etliche Fabriken geschlossen hätten. Die rumänische Währung befinde sich in einem Vierjahrestief gegenüber dem Euro und die Börse des südosteuropäischen Landes sei de facto abgestürzt." Artikel von Tomasz Konicz auf Telepolis vom 03.01.2009
Bye, bye, Mondostar! Die philippinischen Arbeiterinnen in Sibiu kündigen ihren Arbeitsvertrag mit der rumänischen Textilfirma und kehren nach Manila zurück
"Die Entscheidung ist ihnen nicht leicht gefallen. Die ursprünglich 95 philippinischen Textilarbeiterinnen, die im Mai 2008 nach Rumänien gekommen waren, um bei der Firma Mondostar als Näherinnen zu arbeiten, haben einiges versucht, um ihrem Arbeitgeber den vertraglich ausgehandelten Lohn abzutrotzen, doch vergebens. Schließlich bleibt ihnen nur noch die Möglichkeit, aus dem Arbeitsverhältnis auszusteigen und nach Manila zurück zu kehren, wo sie ein Berg Schulden und eine ungewisse Zukunft erwartet." Artikel von Ana Cosel vom 30. Oktober 2008
Der Artikel von Ana Cosel liegt nun auch in englischer Sprache vor: "Bye, bye, Mondostar! Philippine women workers in Sibiu quit their jobs at Romanian textile factory and return to Manila"
- "Wir sollen arbeiten wie Pferde!" Philippinische Textilarbeiterinnen in Sibiu, Rumänien
Wie viele andere Firmen in der Textilbranche und im Baugewerbe Rumäniens hat auch die Firma Mondostar in Sibiu seit einigen Jahren mit anhaltendem Arbeitskräftemangel zu kämpfen. Unter den einheimischen Arbeiterinnen und Arbeitern ist kaum noch jemand bereit, in der Textilindustrie zu den niedrigen Löhnen zu arbeiten. Um dem Schwund der Arbeitskräfte entgegenzuwirken, beschäftigt Mondostar seit drei Monaten fünfundneunzig Frauen von den Philippinen. In der Hoffnung auf einen guten Job in Europa haben die Philippinas in ihrem Heimatland Kredite aufgenommen, um die hohen Gebühren der Arbeitsagentur in Manila zu zahlen, die ihnen die Arbeit bei Mondostar vermittelt hat. Der mit der Vermittlungsagentur geschlossene Vertrag sichert den Frauen einen Grundlohn von 400 US-Dollar sowie 100 Prozent Überstundenzuschläge zu. Doch diesen Lohn haben die Frauen nie bekommen. Der folgende Bericht von Ana Cosel vom 27.08.2008 entstand nach Gesprächen mit einigen der philippinischen Arbeiterinnen. Der Text ist auch in Englisch verfügbar: "We have to work like horses!" - Filipina Textile Workers in Sibiu, Romania
Die Protestwelle geht weiter
Etwa 7.000 GewerkschafterInnen nahmen an einer Demonstration des Verbandes Cartel Alfa vor dem rumänischen Parlament teil: Für höhere Löhne und - vor allem - bessere Arbeitsbedingungen. Dass nicht nur die Stimmen, sondern auch die Aktionen für eine Angleichung der Löhne an europäisches Niveau sich ständig mehren, ist selbst schon bis in die Medienwirtschaft vorgedrungen - vielleicht müssen sich Europas notleidende Unternehmen bald eine andere billige Werkbank suchen. Bei der jetzigen Demonstration wurde vor allem darauf abgehoben, dass nur etwa 15 Prozent der 5 Millionen arbeitenden RumänInnen " anständige Arbeitsbedingungen" hätten wird in dem redaktionellen Bericht "Thousands Demand Higher Pay in Romania" vom 8. Oktober 2008 bei Balkan Insight unterstrichen.
Fabrik. Oder Gefängnis?
"Im Januar 2007 berichtete der BBC über einen Streik von 400 chinesischen Textilarbeiterinnen der Wear Company in Bacau im Osten Rumäniens. Sorin Nicolescu, Direktor der Firma, wurde während des Streiks von etwa hundert wütenden Frauen handgreiflich attackiert. "Statt zu arbeiten, sind sie mit Gabeln und Löffeln über mich hergefallen. Ich habe die Polizei und den Wachschutz geholt. Das ist doch nicht normal, dass ich in meinem eigenen Land angegriffen werde, in meiner Fabrik, von Arbeiterinnen, denen ich alle möglichen Zugeständnisse mache!" erklärte Nicolescu damals der Presse. Nach dem Streik, mit dem die Arbeiterinnen höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen wollten, haben etliche Frauen gekündigt und sind nach China zurückgekehrt. Nun hat die Wear Company , geplagt von der Arbeitskräfteknappheit in Rumänien, erneut Arbeitskräfte aus Asien eingestellt, diesmal 500 Kontraktarbeiter aus Bangladesh" - Der Bericht "Fabrik oder Gefängnis" von Ana Cosel vom 10. September 2008 beruht auf persönlichen Gesprächen mit einigen Arbeitern und ist auch in Englisch verfügbar: „Factory or Prison - Textile workers from Bangladesh are kept behind locked gates and exploited in Bacau in Romania”
DP World - Europe'sEastern Gateway blockiert: Streik im Hafen von Constanta
Die "Streikwelle" in Rumänien hält an: Gestern morgen, Donnerstag, den 17. Juli 2008, sind 500 Hafenarbeiter vom Terminal Agigea Sud im Containerhafen von Constanta an der rumänischen Schwarzmeerküste in einen unbefristeten Streik getreten. Ihre wichtigsten Forderungen: 700 RON Lohnerhöhung (knapp 200 Euro), Alterszulagen und Überstundenzuschläge sowie eine klare Regelung ihrer Arbeitszeiten. Die Autorin dieses Artikels war vor Ort und konnte direkt mit den Streikenden reden. Artikel von Ana Cosel mit Bildern aus Rumänien vom 20.07.2008
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DP World Constanta South Container Terminal: Der Streik ist beendet
"Nach dreizehn Tagen Streik kommt es am Dienstag, den 29. Juli im DP World Container-Terminal im Hafen von Constanta zu einer Einigung zwischen Gewerkschaft und Management. Die Hafenarbeiter können der Geschäftsführung von DP World einige Zugeständnisse abringen: eine Lohnerhöhung von insgesamt 650 RON (180 Euro) in zwei Etappen (siehe Kasten weiter unten), einen Urlaubstag mehr, eine 30-prozentige Erhöhung des Oster- und Weihnachtsgeldes sowie die Zusicherung, dass die gesetzlich vorgegebenen Arbeits- und Ruhezeiten respektiert werden. Das Management ist hingegen nicht bereit, den Streikenden die im Arbeitsgesetz vorgeschriebene Alterszulage zuzugestehen. Dieser Punkt soll nun vom Aufsichtsamt für Arbeitsfragen (inspectia munci) geprüft werden." Bericht von Ana Cosel vom 02.08.2008
- DP World Constanta South Container Terminal: The strike has ended
"After thirteen days of the strike at the DP WORLD Container-Terminal in the port of Constanta, the union and management reached an agreement on July 29th. The workers at the port have been able to wrench some concessions from management: a wage rise amounting to 650 RON (180 euros) overall, to be awarded in two stages (see box), one more day of holiday, a 30% increase in Easter and Christmas money and the promise to respect statutory work and rest periods. But management is not willing to grant the seniority bonus which is a mandatory part of the labor law. This issue is due to be inspected by the regulatory agency for labour issues ( inspectia munci). .." Article by Ana Cosel from 02.08.2008
- Der Streik im Hafen von Constanta geht weiter
"Der am 17. Juli begonnene Streik im Constanta-South-Container-Terminal (CSCT) geht bereits in die zweite Woche. Die Geschäftsführung von DP World scheint ihn ignorieren zu wollen. Im rumänischen Fernsehen und in der internationalen Presse wird er totgeschwiegen. Auch wenn unter den 500 streikenden Hafenarbeitern Besorgnis aufkommt, dass der Kampf länger dauert und sich damit ihr Lohnausfall erhöht, ist die große Mehrheit entschlossen, nicht aufzugeben, bis ihre Forderungen erfüllt sind." Der aktuelle Bericht von Ana Cosel mit Bildern vom 24.07.2008
- DP World - Europe 's Eastern gateway blocked: Strike in the docks of Constanta
In Romania the strike wave continues: on Thursday morning, 17th of July 2008, five hundred dock workers at the Agigea Sud terminal went on indefinite strike. The terminal belongs to the container port of Constanta , a town at the Romanian coast of the Black Sea . Their main demands: a wage increase of 700 RON (about 200 Euro), a bonus for seniority, extra-payment for over-time and a clear regulation of the working-time. The author of this article, Ana Cosel, has been in Constanta and was able to talk to the workers.
Streikwelle in Rumänien hält an
"Nach knapp drei Wochen ist der Streik im Dacia-Werk (Renault) im rumänischen Pitesti beendet worden. Gewerkschaften und Konzernmanagement einigten sich auf eine 30-prozentige Lohnerhöhung. Nur wenige Tage danach traten 4.000 Beschäftigte des größten Rumänischen Stahlwerks Arcelor Mittal im ostrumänischen Gelati in Streik." Artikel von von Markus Salzmann in LinkeZeitung vom 02.05.2008
Neue Reiche und (viele) neue Arme im Traumland der Nokia, Ford und Co
Die Ideologen und ihre Finanziers frohlocken: 6% Wirtschaftswachstum verzeichnet Rumänien gegenwärtig jährlich. Die Erwerbslosigkeit ist statistisch gesunken und in Städten wie Bukarest herrscht ein Bauboom. Diesseits von Statistik und Propaganda liegt das Leben: Hunderttausende sind raus, weil sie keine Arbeit und kein Auskommen hatten, vor allem auf dem Lande bittere Armut, die es aber auch in den sogenannten armen Stadtteilen gibt. 20 von 100 BürgerInnen Rumäniens leben unterhalb der Armutsgrenze in dem ohnehin von Armut gekennzeichneten Land, nachdem sie speziell in den 90er Jahren einen drastischen Rückgang ihrer Einkommen, die ja nicht hoch waren, hinnehmen musten. Dafür gibt es im Neumitglied der EU die längsten Arbeitszeiten der EU. Der Artikel "Roumanie : nouveaux riches et nouveaux pauvres" von Victor Lupu am 10. März 2008 beim "Courrier des Balkans" veröffentlicht.
Mindesthungerlohn - In Rumänien fordern die Gewerkschaften eine deutliche Erhöhung des kläglichen Mindestlohns
Der folgende Artikel zur wirtschaftlichen und gewerkschaftlichen Situation in Rumänien erschien in einer aus Platzgründen stark gekürzten und redigierten Fassung in der Tageszeitung "junge Welt" vom 31.1.2008 unter dem Titel "El Dorado auf Zeit". Hier die komplette Ursprungsfassung des Artikels von Rosso Vincenzo
Das Komitee für gewerkschaftliche Freiheiten der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) wendet sich zugunsten der Bergarbeitergewerkschafter im Gefängnis an die Regierung in Bukarest
"Die Internationale Arbeitnehmerverbindung (IAV) wurde von gewerkschaftsverantwortlichen über die Schlussfolgerungen des Internationalen Arbeitsamtes (IAA) informiert: Diese stützen sich auf den 344.Bericht des Komitees für gewerkschaftliche Freiheiten der IAO über die rumänischen Bergarbeitergewerkschafter Miron Cozma, Constantin Cretan, Dorin Lois, Vasile Lupu, die immer noch im Gefängnis sitzen. Die IAV hat seit Beginn der gerichtlichen Verfahren der rumänischen Regierung gegen diese Kollegen eine breite internationale Kampagne für ihre Befreiung geführt. Die Verfahren gegen die rumänischen Kollegen richteten sich allein dagegen, dass diese ihr Mandat als Gewerkschaftsverantwortliche wahrgenommen haben.Einer der Kollegen, Ionel Ciontu, ist im Gefängnis gestorben. Einem anderen, Constantin Cretan, der schwer krank ist, wird immer noch die notwendige Gesundheitsversorgung verweigert. Die Schlussfolgerungen des IAA-Komitees sind heute eine wertvolle Hilfe, um ihre Freilassung zu erreichen." IAV-Pressemitteilung vom 04.05.2007. Siehe dazu auch:
- Berichte des IAO-Komitees für gewerkschaftliche Freiheiten
Vollständiger Text des 344. Berichts des IAO-Komitees für gewerkschaftliche Freiheiten anlässlich der Klage gegen die Regierung von Rumänien, eingereicht vom nationalen Gewerkschaftsbund MERIDIAN; Eine Pressemitteilung des Internationalen Komitees gegen Unterdrückung (CICR - für die Verteidigung der gewerkschaftlichen und politischen Rechte): Aufrufe von rumänischen und französischen Ärzten; Arbeitersolidaritätsfonds: Bericht über das Mandat
Auch geringere
Kosten rebellieren...
Rumänien - oder bestimmte "Inseln"
in Rumänien - gelten für westeuropäische Unternehmen
als gelobtes Billiglohnland. Deswegen hat beispielsweise Michelin
eine grosse Fabrik in Transsylvanien (ja, die Heimat von...) wo
es arg mit der Bezahlung von Überstunden zu den 7-Tage Schichten
hapert, und unbezahlte Probezeiten bis zu 2 Monaten eine Massenerscheinung
sind. Weshalb jetzt mit Streik gedroht wird - denn auch billige
Kosten sind Menschen. Den Schritt zum Streik haben die 11.000 Beschäftigten
des Dacia-Werkes in Pitesti (Renault-Tochter) bereits getan und
am 25. Februar einen Streik angekündigt. Die (französische)
Zusammenfassung "Révolte
des "bas salaires" de l'Est contre Michelin et Renault"
vom 26. Februar 2007 von "Gresea" aus diversen Berichten
von L'Humanité.
Flucht vor grenzenloser Ausbeutung ist nicht möglich
- Chinesische Textilarbeiter in Rumänien
- Chinesen-Streik in Rumänien
"Rumänien ist ein Billiglohnland. Das Durchschnittseinkommen beträgt kaum mehr als 300 Euro im Monat. Trotz des niedrigen Lohnniveaus ist das frisch gebackene EU-Mitgliedsland attraktiv für Wanderarbeiter aus noch ärmeren Ländern wie Moldawien oder China. Doch nun streiken chinesische Näher in einer Fabrik in Bacau erstmals für mehr Lohn." Artikel auf tiscali-Europe vom 25.01.2007. Siehe dazu:
- Chinese in Romanian job protest
Artikel von Petru Clej auf BBC Romanian service vom 25.01.2007
- "Wohnfabrik" - Chinesinnen nähen in Rumänien
"Sie sind in aller Munde. Aber kaum jemand hat sie bisher gesehen. Die drei lokalen Tageszeitungen haben den Skandal gewittert und eifrig über sie geschrieben. Und es ist in der Tat kurios: In Bacau, eine reizlose rumänische Großstadt am Südhang der Ostkarpaten, arbeiten 250 Chinesinnen. Demnächst sollen es sogar tausend sein. Dass ausgerechnet Bacau für irgendjemanden auf der Welt Ziel seiner Träume sei, können sich die Ansässigen schwer vorstellen. Deshalb waren anfangs alle überzeugt, dass etwas Krummes im Gang wäre - Sklaverei, Menschenhandel oder wenigstens organisiertes Lohndumping. Gefunden aber hat keiner etwas." Artikel von Norbert Mappes-Niediek in der Frankfurter Rundschau vom 02.01.2007
Rumänien - das unbekannte Land im Südosten - "Bis zur Revolution wird es länger als ein Menschenleben dauern"
"Über Rumänien ist vieles unbekannt. In der Öffentlichkeit tauchen das Land und seine Menschen in letzter Zeit hauptsächlich in Zusammenhang mit Umweltkatastrophen und dem Beitritt zur Europäischen Union am 1. Januar 2007 auf. Rumänien mit seinen 22 Millionen EinwohnerInnen ist eines der ärmsten Länder Europas. Nur der Mehrheit der Menschen im angrenzenden Moldawien geht es noch schlechter." Ungekürzte Fassung eines Artikels in der Direkten Aktion Nr. 177 bei der fau-Bremen in der Fassung vom 13.07.2006
Eine weitere Welle von Massenentlassungen in den Bergwerken
230.000 Menschen arbeiteten in rumänischen Bergwerken im Jahre 1990. Ende 2005 waren es noch 48.000 gewesen und im März hat die Regierung ihr Energiesektor-Restrukturierungsprogramm bekräftigt und weitere 10.400 Arbeitsplätze zur Abschaffung freigegeben. Bis 2010 sollen auch die Kohlesubventionen gestrichen sein, bereits im nächsten Jahr die für alle anderen Bergwerke. "Versüsst" werden soll die Durchrationalisierung weiterer 18 Bergwerksgesellschaften mit einem begleitenden Umweltprogramm. Im entsprechenden Sozialabkommen mit diversen Gewerkschaften des Sektors sind Zahlungen verschiedner Art von insgesamt ca 5.700 Euros pro Kopf vorgesehen - was nichts dazu beiträgt, den Niedergang der Zechenregionen aufzuhalten. Die Konsequenz: Wegzug. Der (englische) Bericht "Collective dismissals in mining sector" von Luminita Chivu vom Institute of National Economy der Romanian Academy vom 22. Mai 2006 bei "Eiro-Online".
Mehrere Streikbewegungen im November
LehrerInnen und Bergarbeiter im ganzen Land, die Metrobeschäftigten von Bukarest, die Kommunalen Beschäftigten einer Reihe von Städten und die Arbeiter des Traktorenwerks Tractorul - sie alle streikten im Verlauf des Novembers: Aufgrund sektoraler Probleme auch, aber vor allem und alle gegen den von der Regierung vorgelegten Staatshaushalts-Entwurf für 2006, der ohne Konsultation mit den fünf Gewerkschaftszentralen erarbeitet wurde, wobei in der Frage eines wesentlichen Postens - des Mindestlohns - diese Konsultation gesetzlich vorgeschrieben ist und die Gewerkschaften eine Erhöhung um 40 Prozent gefordert hatten. Die LehrerInnen lehnten in der zweiten Novemberhälfte, nach zwei Wochen Streik, einen ersten Einigungsvorschlag per Urabstimmung ab. Sowohl gegen Streiks im öffentlichen Dienst als auch in der Metro von Bukarest liess die Regierung jeweils gerichtliche Verbote verhängen - was in beiden Fällen aber nicht zur erwünschten sofortigen Beendigung führte. Der (englische, hiermit kurz zusammengefasste) Bericht "Major wave of strikes and protests" von Luminita Chivu vom "Institute of National Economy Romanian Academy" vom 2. Dezember 2005 bei "Eiro-Online".
Streik im wichtigsten Hafen - und viele Solidaritätsaktionen
Seit Mai sollte es Tarifverhandlungen geben - die aber verweigert wurden. Am 18. August traten daraufhin die 700 Beschäftigten der (Chemie-) Lagergesellschaft Chimpex im grössten rumänischen (Schwarzmeer)Hafen Constanta in den unbefristeten Streik. Die ersten, die sich solidarisch zeigten, waren die Beschäftigten der Chemiekalienhandelsgesellschaft Azomures und ihre Gewerkschaft Alternativa 2000: beide Betriebe gehören seit Ende 2004 der (türkischen) Transworld Fertilisers Holding und Azomures wird gerade "restrukturiert", weshalb die Chimpex-Belegschaft in ihrem Forderungskatalog auch Abfindungshöhen festlegen will. Einer der fünf "anerkannten" Gewerkschaftsverbände, Blocul National Sindical, rief zu Solidaritätsaktionen auf, woraufhin am 22. August 4.000 Beschäftigte in den Hafenanlagen für zwei Stunden die Arbeit niederlegten. Der (englische) Bericht "Cargo handling workers in Constanta port on strike" von Diana Preda vom "Institute of National Economy Romanian Academy" vom 6. September 2005 bei "Eiro-Online".
Erfolge der Gewerkschaften
"Die Gewerkschaften drohten mit einem Generalstreik, was es in der Geschichte Rumäniens noch nie gegeben hatte. Mehrere große Demonstrationen wurden organisiert, und Ende März machte die Regierung schließlich einen Rückzieher" - so fasst Peter Damo vom Koordinationskomitee des rumänischen Sozialforums die Auseinandersetzungen um neue Arbeitsgesetzgebung zusammen, im Interview "Im Ausland zu Hungerlöhnen arbeiten" mit Wolfgang Pomrehn in der "Jungen Welt" vom 25. Juli 2005.
Eisenbahner streiken trotz Gerichtsbeschluss weiter
Ein Gericht in Bukarest verfügte am 22. Juni, dass die Streiks der Instandhaltung und Lokführer bei den staatlichen rumänischen Eisenbahnen zwar legal seien, forderte aber von den Streikenden eine Aussetzung ihrer Aktionen. Beide Belegschaftsgruppen streiken für Lohnanpassungen. Die Regierung Rumäniens droht daraufhin unter anderem mit Finanzverschiebungen zum Strassenverkehr. Die Internationale Transportarbeiterföderation hat der Regierung gegenüber ihre Unterstützung für die Aktionen ihrer rumänischen Mitgliedsgewerkschaften ausgedrückt. Der (englische) Bericht "Railway workers receive support in wage claim action" der ITF vom 30. Juni 2005
Medikamente mitbringen
"Bislang mußten Patienten in Krankenhäuser immer Geld mitbringen – für die Krankenschwestern einen kleineren Betrag, für den behandelnden Arzt einen Umschlag mit mindestens 100 Euro. Seit vergangener Woche müssen sie auch daran denken, Spritzen, Infusionen und Medikamente einzustecken, denn die Arzneimittelhersteller beliefern die Krankenhäuser nicht mehr. Der Grund: Etwa ein Drittel der Krankenhäuser ist pleite und kann fällige Rechnungen nicht bezahlen" - so beginnt der Artikel "Medikamente sind mitzubringen" von Valentina Pop in der "Jungen Welt" vom 23.Mai 2005
Zur Geschichte rumänischer Gewerkschaften seit 1989
Mehrere Stadien der Entwicklung hätten die rumänischen Gewerkschaften seit 1989 durchlaufen - vor allem die fünf Verbände, die die "Repräsentationskriterien" erfüllten (womit meist unabhängige und neue Gewerkschaften aussen vor bleiben) schreibt Diana Preda in ihrem (englischen) Beitrag "The development and current situation of trade unions" im Portal "Eiro" über industrielle Beziehungen in Europa, der bereits im August 2003 publiziert wurde, aber immer noch lesenswert und informativ ist.
Zahlreiche Proteste gegen das neue Arbeitsgesetz
Tausende Leute waren in der vergangenen Woche in Rumänien auf der Strasse und forderten den Rücktritt der Regierung sowie einen landesweiten Generalstreik. Im folgenden eine Zusammenfassung verschiedener Artikel aus der rumänischen Tagespresse (Adevarul-Online und Evenimentul Zilei im Zeitraum zwischen 11.03 und 22.03.)
Rumänien: Streik im Michelin-Werk Silvana Zalau - 30 Prozent mehr Lohn!
Am 07. Februar 2005 traten die Arbeiter des Michelin-Werkes Silvana in Zalau im Nordosten Rumäniens in einen unbefristeten Streik. Sie griffen zu dieser Maßnahme, nachdem ihre Forderungen nach 30 Prozent mehr Lohn auch nach einem Warnstreik Ende Januar von der Geschäftsführung weiter ignoriert wurden. In dem Werk arbeiten rund 1.400 Leute, fast die gesamte Belegschaft beteiligte sich an dem Streik. Das Michelin-Werk Silvana Zalau ist eines der mächtigsten Unternehmen in der Region. Letztes Jahr wurden dort 234.000 Reifen produziert, dieses Jahr soll die Produktion fast verdoppelt werden. Infos aus: evenimentul zilei (im Zeitraum vom 19. Januar bis 19. Februar 2005)
Die Näherinnen von Hermannstadt
"Schwingen mit der Asien-Keule. In Rumänien arbeiten tausende Frauen für Westeuropas Boutiquen - zum Preis einer guten Hose." Artikel von Keno Verseck, Sibiu-Hermannstadt, in WoZ-Online vom 14.8.2003
Wegen Gewerkschaftsaktivität vor das Haager Gericht?
Ein (mittelmässig ins Englische übersetzter, aber dennoch sehr interessanter) Bericht des rumänischen anarchistischen "AA-Kollektivs" über die Auseinandersetzungen in einer rumänischen Verpackungsfabrik - gegen die neuen polnisch-amerikanischen Hauptaktionäre. Da der Widerstand gegen die neuen Besitzer ausgesprochen militant war, und die staatlichen Organe der Region nach ihrer Ansicht Belegschaft und alte Betriebsführung favorisierten, zogen die neuen Investoren mit einer Klage nach Den Haag. (Juli 2003) |