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Updated: 18.12.2012 16:22 |
liebe KollegInnen, Neu im LabourNet Germany am Freitag, 7.Januar 2005 : I. Internationales / USA / Gewerkschaften / Debatten a) Janitors in San Francisco stimmen gegen die SEIU Bereits im August des Jahres 2004 fand in San Francisco
eine Kampfabstimmung darüber statt, wer die Haus-dienstleister in
der Stadt vertreten sollte - eine abstimmung, die so wichtig war, dass
der SEIU Vorsitzende Andrew Stern persönlich nach SF reiste um die
Gewerkschafter aufzufordern, für die SEIU als vertragsschliessende
Gewerkschaft zu stimmen - verbunden mit der "leisen Drohung",
wenn sie gegen die SEIU stimmten, würde sie auch die Unterstützung
jeglöicher AfL Gewerkschaft verlieren. Genutzt hat es nichts: Von
den über 2000 gewerkschaftlich organisierten Janitors stimmten 573
für SEIU Local 1877, aber 947 für die USWD (United Service Worker
For Democracy) Local 87. Das Ergebnis wurde allgemein als eine Niederlage
für Sterns "Reformpläne" gesehen - die eine Zentralisierung
gewerkschaftlicher Macht vorsehen, u.a. durch die Zusammenlegung vieler
"locals". Die Janitors von San Francisco zu organisieren, war
sozusagen eines der Modellprojekte der SEIU gewesen - jetzt haben diese
mehrheitlich die SEIU verlassen, eben weil sie die Zwangsverschmelzung
mit anderen Ortsgruppen ablehnten. Die (englische) Nachricht "Example
of SEIU Problems", gepostet am 25. Dezember 2004 in die Mailingliste
"SEIU Rank and File Revolt" b) GewerkschaftsaktivistInnen streiten um "autoritäre Reform" Im (englischen) Beitrag "Union
Activists Clash Over ‘Authoritarian’ Consolidation Proposal"
c) Spezialseiten zur Gewerkschaftsdebatte in den USA Eine Reihe von (englischen) Sonderseiten gibt es inzwischen
im Netz, die sich der Popularisierung der Debatte um Gewerkschaftsreformen
widmen - selbst der AfL-CIO hat eine eigene, mitgliederoffene Seite eingerichtet
"Strengthening
our Union Movement for the Future" II. Internationales / Irak Zahlreiche Streiks Ende 2004 Von Besatzerterror, Bombenattentaten und Wahlzirkus verdeckt, kämpfen Menschen im Irak ums Überleben - und um ihre grundlegenden Rechte. Eine kurze Zusammenfassung einiger Streikberichte vom Dezember 2004. III. Internationales / Mexiko Widerstand gegen das neue Arbeitsgesetz Im Jahr 2004 wollte die konservative Regierung Fox ein neues Arbeitsgesetz erlassen - um sich jener Bestandtteile zu entledigen, die von vielen noch als "Errungenschaften der Revolution" betrachtet werden. Das Gesetz gilt - entsprechend Abkommen mit der Weltbank - als eine der zentralen "Reformen" der Präsidentschaft Fox. Dass es noch 2004 verabschiedet wurde, hat eine breite Widerstandsfront verhindert. Eine kurze Bestandsaufnahme vor Abschluss der Auseinandersetzungen vom Dezember 2004 IV. Internationales / Uruguay Welche Haltung werden die Gewerkschaften zur neuen Regierung einnehmen? Nach der Wahl der Frente Amplio Regierung stellt sich in
Uruguay die Frage genauso, wie in anderen Ländern, in denen "linke
Hoffnungen" Mehrheiten gewonnen haben auch: Wie werden sich die Gewerkschaften
zur neuen Regierung stellen - die in Uruguay (vor Amtsantritt) bisher
nur einen "Notplan" erarbeitete, der der Leitlinie folgt, Uruguay
in ein "produktives Land" zu verwandeln. Der Gewerkschaftsbund
PIT-CNT, der sich als Bestandteil der Bewegung, die zum Wahlsieg führte
betrachtet (und es auch ist) hat ebenfalls ein "bekanntes" Verhalten:
viele Funktionäre übernehmen Ämter in der Regierung. Und
für Produktivität sind Gewerkschaften ohnehin (meist) zu haben.
Konkret gibt es zu Jahresbeginn 2005 eine grössere Auseinandersetzung
um die Ansiedlung einer Reihe von Zellulose-Fabriken, die von der neuen
Regierung befördert werden sollen, wozu der Vorstand des PIT-CNT
kundgab, es gäbe dazu keine gewerkschaftliche Position - der 8.Gewerkschaftskongress
der Föderation hatte jedoch 2003 klar gegen die Ansiedlung solcher
Fabriken votiert. Der (spanische) redaktionelle Beitrag "Cómo
se posiciona el Movimiento Sindical frente al nuevo gobierno?"
V. Internationales / El Salvador a) Soto-Mord: Presseerklärung zu Untersuchungsergebnissen der Menschenrechtskomission Die Untersuchung der Menschenrechtskomission El Salvadors zu dem Mord am US Gewerkschafter Gilberto Soto hat - in ihrem vorläufigen Ergebnis - heftige Kritik an der polizeilichen Arbeit geübt: Das Motiv "Gewerkschaftsaktivität" sei von der Polizei niemals auch nur als Möglichkeit verfolgt worden - und der der Presse präsentierte "Täter" wurde vom Gericht sofort wieder frei gelassen, wegen offensichtlicher Nichtbeteiligung. Alle Ergebnisse dieser Komission, so das gewerkschaftliche Zentrum CEAL, zeigen den dringenden Bedarf einer unabhängigen Untersuchungskomission, wie es jüngst über 30 nationale und internationale Organisationen gefordert hätten. Die (spanische, mit kurzer deutscher Zusammenfassung) Pressemitteilung der PDDH vom 20.Dezember 2004 b) Who Murdered Gilberto Soto? Ein (englischer) Beitrag
von David Bacon im "American Prospect" vom 4.Januar 2005
c) Die üblen Arbeitsbedingungen der Fahrer von Maersk Sealand Der Mord an dem US-Gewerkschafter salvadorianischer Geburt
Gilberto Soto Anfang November geschah, als er - unter anderem - versuchte,
die LKW-Fahrer zu organisieren, die für die grösste Seetransportgesellschaft
Mittelamerikas "Maersk Sealand" arbeiten. Es gibt rund 7.000
solcher Fahrer in El Salvador, und da Maersk etwa 80% der salvadorianischen
Seefrachten befördert, arbeiten viele dauernd - heute über Drittgesellschaften,
vor etwa 10 Jahren wurden sie "ausgelagert" - für Maersk.
Welchen Arbeitsbedingungen und Einschüchterungen diese Fahrer unterworfen
sind, dokumentiert der (englische) Artikel "Maersk
Drivers Face Repression and Abuse in El Salvador" VI. Internationales / Haiti a) Verhandlungen zwischen Gewerkschaft Sokowa und Grupo M beginnen Eine kleine Dokumentation der aktuellen Entwicklung bis Dezember 2004 in der haitianischen Freihandelszone (die nach dem Willen der panamerikanischen Besatzungsmacht unter brasilianischer Führung Haitis Weg in die Zukunft sein soll - und vielbejubelte 20.000 neue Arbeitsplätze in 18 neuen Firmen schaffen soll) und der Kampf um Gewerkschaftsrechte. b) Ärztestreik am grössten Krankenhaus Haitis Die Ärzte des grössten haitianischen Krankenhauses
sind in den Streik getreten - trotz aller widrigen Bedingungen. Seit drei
Monaten schuldet ihnen die von den Besatzungsmächten eingesetzte
Regierung die Gehälter. "Doctors
Strike, Crippling Haiti Hospital" VII. Internationales / Ägypten a) Das Drama der Gewerkschaftswahlen Gewerkschaftswahlen in Ägypten sind demokratisch -
man kann jeglichen Kandidaten wählen. Das "Problem" liegt
noch nicht einmal darin, Kandidat zu werden. Sondern: Kandidat zu bleiben.
Arbeitsministerium, Gewerkschaftsbürokratie und Polizei entfernten
Hunderte von Kandidaten aus den Wahllisten der Gewerkschaftswahlen 2004.
Ein speziell für die "Säuberung" eingerichtetes Komitee,
bestehend aus Gewerkschaftsvorsitzendem und Arbeitsminister erklärte,
es würden aus polizeilichen Gründen ungefähr 500 Kandidaten
landesweit entfernt. Der (englische) Bericht "The
Tragedy of the Trade Union Elections in Egypt" b) Youssef Darwish: Der Mut, weiter zu machen Ein (englisches) Lebensprofil des heute 94jährigen
kommunistischen Arbeitsrechtlers, der Anwalt und Rechtsberater von 67
ägyptischen Gewerkschaften war und bis heute aktiv ist - die meiste
Lebenszeit arbeitete er für die Textilgewerkschaft. Mitbegründer
erster kommunistischer Gruppen in Ägypten lernte er sowohl die Gefängnisse
des Königs Faruk, als auch - und wie er sagt: erst recht - die seiner
Ansicht nach wesentlich schlimmeren des Gamal Abdel Nasser kennen. Wie
überhaupt dieser Lebenslauf genügend Stoff bietet zum nachdenken
darüber, was passiert und wie sinnvoll es ist, wenn Gewerkschaften
und Linke "unter der Führung" einer nationalistischen Bewegung
arbeiten. "The
courage to go on" - ein Profil eines Mannes und dadurch einer gewerkschaftlichen
Bewegung von Faiza Rady VIII. Internationales / Kolumbien Die Verarmung der KolumbianerInnen Gerade einmal wenig mehr als die Hälfte der in Kolumbien beschäftigten ArbeiterInnen erhalten den staatlich festgelegten Mindestlohn - 42% nicht einmal diesen. Ein Überblick über die Lebenslage der breitesten Teile der Bevölkerung unter dem Diktat kapitalistisch-neoliberaler Politik und dem Terro der Paramilitärs gegen die Gewerkschaftsbewegung Ende 2004. IX. Internationales / Chile / Gewerkschaften und Arbeitskämpfe Erster Streik in der IT Branche PROCESAC ist eine der ältesten Informatikfirmen Südamerikas
- gegründet 1978. Aus ihr sind, trotz ihrer geringen Grösse
(rund 30 Beschäftigte) zahlreiche andere Firmen dieser und anderer
Branchen entstanden. Deswegen rief der am 20.Dezember 2004 begonnene erste
Streik der Branche in Chile grosse Aufmerksamkeit in Medien und Öffentlichkeit
hervor. Etwa die Hälfte der kleinen Belegschaft ist Gewerkschaftsmitglied
- und für sie war der "Kaffee aus" als der Unternehmer
statt Gehaltserhöhungen Gehaltskürzungen "anbot" -
gemeinsam müssten Opfer gebracht werden. Der (spanische) Bericht
"Huelga
en PROCESAC" X. Internationales / Bolivien Gewerkschaften: mobilisieren statt wählen "Man muss die Gewerkschaften vorbereiten und organisieren"
- antwortet Jaime Solares, Exekutivsekretär des bolivianischen Gewerkschaftsbundes
COB auf die Frage, wie die politische Lage im Lande zu verändern
sei, nachdem er zuvor gesagt hatte, die Bürgermeisterwahlen seien
für die Gewerkschaften nicht von Interesse, da sich durch sie nichts
verändere. Im (spanischen) Interview mit der peruanischen Ausgabe
der Zeitschrift "El Militante" vom 21.Dezember 2004 "Hay
que preparar y organizar a los sindicatos, esta es la única alternativa"
XI. Internationales / Pakistan Widerstand gegen Privatisierung von Wasserkraft-Unternehmen Die Arbeiter des Wasserkraftwerkes Wapda in der Stadt Kohat
setzen sich gegen die geplante Privatisierung ihres Unternehmens zur Wehr:
Sie habe nicht nur für die Belegschaft, sondern auch für die
Bevölkerung der Region nachteilige Auswirkungen. Ein Korrespondentenbericht
in der englischen Ausgabe der pakistanischen Zeitung "The Dawn"
vom 28.Dezember 2004: "KOHAT:
Workers oppose Wapda sell-off" XII. Internationales / Algerien Textilgewerkschaft gegen Privatisierung Die erste Gewerkschaft, die sich auf einem Gewerkschaftstag
gegen das Privatisierungsprogramm der Regierung ausgesprochen hat, ist
die Textil- und Ledergewerkschaft FNTTC im algerischen UGTA Verband, die
etwa 30.000 Mitglieder hat. Dass die Gewerkschaften ihre jeweiligen Positionen
zum Privatisierungsprogramm bekanntgeben sollen, wird im allgemeinen als
ein Schritt zurück des UGTA interpretiert, der zunächst keinerlei
Kritik geäussert hatte. Erst als in Betrieben und Mitgliedsgewerkschaften
und erst recht in unabhängigen Gewerkschaften die Kritik sehr laut
wurde und verschiedenste spontane Aktionen stattfanden, "eröffnete"
die UGTA die Diskussion. Der (französische) Bericht "A
l'issue d'une rencontre tenue hier à la maison du peuple, à
Alger, le Syndicat des travailleurs du textile et cuirs dit non aux privatisations" XIII. Internationales / Nigeria Transnationale Unternehmen weiten prekäre Beschäftigung aus Nigeria ist von den grossen Ländern der Welt dasjenige
mit der höchsten Zahl an ZeitarbeiterInnen und Gelegenheitsbeschäftigten
- über 40 Prozent der ArbeiterInnen verdienen ihre Brot auf diese
Weise, wobei der Prozentsatz bei Facharbeitern im übrigen dem Gesamtdurchschnitt
entspricht. Während bisher vor allem Kleinbetriebe in indischem und
libanesischem Besitz prekäre Beschäftigung ausnutzten, versuchen
dies jetzt auch die grossen Unternehmen im Bereich der Erdölindustrie.
Eine grundsätzliche Herausforderung - für den Gewerkschaftsbund
NLC - meint Israel Oparaji in seinem (englischen) Beitrag "Casualisation
of Labour: a Challenge Before NLC" XIV. Internationales / Tunesien Tourismus - eine gute Basis für die Wirtschaft? Der Ökonom Hassine Dimassi war lange Jahre Berater
des Vorstandes des tunesischen Gewerkschaftsbundes UGTT - erst als dieser
ihm allzu staatstragend wurde, gab er diese Funktion auf und arbeitet
heute mit oppositionellen Sektoren im UGTT zusammen. Im Gespräch
mit der linken Zeitschrift "Alternatives Citoyennes" analysiert
er die Lage der tunesischen Wirtschaft, die gerade dabei ist, einen ihren
beiden wichtigsten Pfeiler zu verlieren: Die Textilunternehmen wollen
zahlreiche Betriebe schliessen und etwa 200.000 Menschen entlassen. Und
die andere Säule, der Tourismus - insbesondere aus der BRD - wächst
nur noch aufgrund der Inflation - so dass nach Meinung des Professors
dies keine gute Situation und keine aussichtsreiche Politik ist. Dass
die UGTT hier irgendwie eingreifen kann, hält er für unwahrscheinlich,
nachdem sie jahrelang, trotz diverser Beschlüsse, nichts unternommen
hat, eine echte Erwerbslosenversicherung einzuführen. Das (französische)
Interview "La
mort dans l'âme" und 2005 - the same procedure as every year? Helmut Weiss LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |