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Updated: 18.12.2012 16:22 |
Liebe KollegInnen, Neu im LabourNet Germany am Freitag, 08. April 2011: I.Internationales / Japan / Erdbeben 2011 Solidarität mit den festgenommenen Demonstranten! Seltsamerweise wird ausgerechnet in der BRD ständig darüber gerätselt, warum wohl "die Japaner" so wenig gegen AKW seien...Dass die Menschen dort einerseits mit dem Überleben organisieren beschäftigt sind, entgeht dem Gedankenflug ebenso, wie die Tatsache, dass es eine ständige wachsende anti-AKW Bewegung gibt, die massiver Repression ausgesetzt ist. Die alternativgewerkschaft Doro-Chiba ruft in ihrem "Newsletter Nr 9" vom 07. April 2011 zur solidarität mit den verhafteten Studenten der anti-Tepco Demonstration auf. Und gibt einen Überblick über die Haltung der Gewerkschaften zu den AKW - inklusive solcher "Highlights" wie die Billigung einer Werbebroschüre "Wunderland AKW" als Unterrichtsmaterial für Grundschulen durch die Lehrergewerkschaft... II.Internationales / Ägypten Zehntausende auf dem Tahrir Am vergangenen Freitag demonstrierten Zehntausende in Kairo gegen den Stillstand, den die Übergangsregierung erzwingen will und ihre reaktionären Maßnahmen. Ein ausführlicher Bericht dazu in "Remaking Egypt Beyond Tahrir Square" von Carl Finamore am 06. April 2011 bei In these times, der unterstreicht, dass diese Auseinandersetzung auch nach der Verfassungsabstimmung keineswegs zu Ende ist. Siehe dazu auch: "Untold Story of the Egyptian Revolution" ein Videobeitrag vom 23. März 2011 bei you tube ebenfalls von Carl Finamore (der Aktivist des San Francisco Labour Council ist) über eine Debatte über die Rolle der Gewerkschaftsbewegung im ägyptischen Veränderungsprozeß. III.Internationales / Syrien Kompromisse? Mit allen? Dass Syrien "irgendwie anders" ist, wird schnell deutlich, wenn mensch einmal mehrere Berichte auf einmal sieht, liest oder hört. Einen Einblick in die Grundstruktur des Landes bietet der Beitrag "Wandel in Damaskus" von Karin Leukefeld am 08. April 2011 in der jungen welt, unabhängig davon, wie weit man die Einschätzungen teilt. Siehe dazu auch: "Who Rules Syria and How?" Ein Interview mit Joshua Landis (Syrienblogger) IV.Internationales / Bahrein In aller Stille... ...lassen die Golfmonarchen ihre Soldateska weiter wüten. Und während der Terror gegen schiitische Moscheen noch die kleinen Nachrichten erreicht - ab und zu - ist der Terror unserer Öllieferanten gegen die demokratische Bewegung am Golf ein echtes Unthema. Der Beitrag "Bahrain's hospital of ghosts" von Shenaz Kermalli am 06. April 2011 bei Al Jazeera zeigt, wie weit dieses blutige System der Khalifa und Co geht - keine Berichte aus dem Krankenhaus sind erlaubt, die Belegschaft wurde von Soldaten überfallen... Siehe dazu auch: "Bahrain: ITUC Demands End to Anti-Union Repression" vom 08. April 2011 zu dem offenen Brief den der Internationale Gewerkschaftsbund an die regierende Sippe richtete - die zahlreichen Proteste internationaler Gewerkschaftsföderationen haben in diesem Fall noch am ehesten dazu beigetragen, das Stillschweigen zu durchbrechen. Und: "Exploitation of migrants workers, including for political reasons, puts their lives at risk" ebenfalls vom IGB vom 01. April 2011, wo es um die besonders üble Lage jener drei Viertel der bahreinischen Beschäftigten geht, die von MigrantInnen gestellt werden. V.Internationales / Jemen Salehs lange Vorgeschichte: East of Aden Es gehört zum Ritual der Berichterstattung kommerzieller europäischer Medien, auf den Protestgrund zu verweisen, Präsident Saleh regiere seit über 40 Jahren. Was aber nicht so ganz ins Arsenal dieser Art Medien passt, ist die Vorgeschichte dieser langen Herrschaft. Die besteht vor allem in dem rücksichtslosen Kolonialkrieg Britanniens gegen die Unabhängigkeitsbewegungen der arabischen Halbinsel. Der britische Historiker Mark Curtis hat nun, ausschliesslich auf Regierungsdokumenten der damaligen Zeit basierend, eine Untersuchung zu diesem britischen Kolonialkrieg vorgelegt, der - von allen wechselnden Regierungen ihrer Majestät geführt - etwa 200.000 Menschen das Leben kostete. Die medienkritische Gruppe Media Lens hat dazu den Beitrag "Yemen's Useful Tyranny - The Forgotten History of Britain's Dirty War" am 04. April 2011 beim Information Clearinghouse publiziert. VI.Internationales / Marokko Kompromissmonarchie? "Dass die Revolte in Libyen zum Bürgerkrieg eskalierte, ist auch die Folge eines Herrschaftssystems, das kein politisches Leben zuließ. Die Monarchie Marokkos ist kompromissbereiter, und sie kann weiterhin auf westliche Unterstützung zählen" - so beginnt "Unser Freund, der König" von Bernhard Schmid in der Jungle World Nr. 14, vom 07. April 2011, in dem die Lage in Libyen und Marokko verglichen wird. VII.Internationales / Neuseeland Selbstorganisation überlebenswichtig Das Erdbeben in Neuseeland ist gegenüber der Katastrophe in Japan in der Berichterstattung in den Hintergrund getreten. Dabei gab es auch hier viele Todesopfer - und gibt es auch hier die Menschen, die ihr Leben neu gestalten müssen - und solche, die dies selbst tun wollen. Der Bericht "Community Assembly in Christchurch (NZ): the fight back begins" ist am 03. April 2011 bei libcom erschienen. VIII.Internationales / Haiti Die Rückkehr Der weggeputschte Präsident ist zurück: "Der ehemalige Präsident Haitis, Jean-Bertrand Aristide und seine Familie sind in der vergangenen Woche nach Haiti zurückgekehrt. Es war ihre erste Reise nach Haiti seit sieben Jahren. 2004 wurde Aristide durch einen von den USA unterstützten Putsch gestürzt. Vor kurzem veröffentlichten die Whistleblower von WikiLeaks ein Telegramm des US-Außenministeriums aus dem Jahre 2005, aus dem hervorgeht, dass amerikanische und französische Diplomaten mehreren Karibikstaaten und Südafrika gedroht hatten, deren Sitze im UN-Sicherheitsrat zu blockieren, sollte Aristide nicht im südafrikanischen Exil gehalten weden" das ist der Vorspann zu einem Interview mit Aristide von Amy Godman des Altaernativradios "Democracy Now!" vom 22. März 2011, das nun unter dem Titel "Eine lange nächtliche Reise in einen neuen Tag: Aristide kehrt nach Haiti zurück" beim deutschen Zmag übersetzt wurde. IX.Internationales / Südafrika / Arbeitskämpfe "Nehmt euch, was euch gehört" Seit Oktober 2010 dauert die Besetzung des Unternehmens Mine-line nun schon an - und die Auseinandersetzungen um Verstaatlichung bei einem neoliberal strukturierten Staat sowie um die Haltung der Gewerkschaften werden zunehmend zu gesamtgesellschaftlichen Debatten. In dem Beitrag "Take Back What's Yours" von Shawn Hattingh am 29. März 2011 beim Zmag wird eine Zwischenbilanz versucht. X.Internationales / USA / Gewerkschaften Die Arbeiterbewegung ändert sich. Die Gewerkschaften auch? Am 4. April jährte sich zum 45. Mal der Tag, an dem Martin Luther King erschossen wurde. Aus diesem Anlaß wurden, wie jedes Jahr, Gedenkdemonstrationen in allen US-Bundesstaaten organisiert, die darauf verweisen sollen, dass viele der zentralen Anliegen Kings auch heute noch gesellschaftliche Probleme sind. Dennoch: Diesmal war es anders. Die Demonstrationen waren auch und sehr massiv geprägt von GewerkschafterInnen - vor allem in jenen Bundesstaaten, deren republikanische Gouverneure gerade eine koordinierte Offensive gegen Gewerkschaftsrechte durchziehen wollen, aber eben auch in jedem einzelnen Bundesstaat. Nun waren die Gewerkschaften immer an den King Gedenktagen aktiv, zumal er erschossen wurde, als er (wieder einmal) sich solidarisch mit Streikenden zeigte. Dennoch war es diesmal anders - auch schon der allgemeine Slogane "We are one" zeigte dies. Die Arbeiterbewegung der USa hat durch die heftigen Mobilisierungen in mehreren Bundesstaaten heute die Möglichkeit in die Mitte der Gesellschaft vorzudringen mit ihren Anliegen. Dazu der Beitrag "Wave of Actions Proclaims We Are One" von Bill Balderston und Chris Garlock am 04. April 2011 bei den Labornotes. Siehe dazu auch: "Where Does the Labor Movement Go From Here?" von Amy Dean am 06. April 2011 in "Yes!", wobei die Autorin drei Stränge künftiger Entwicklungsmöglichkeiten skizziert. XI.Internationales / Portugal Banküberfall! Portugal beantragt als drittes EU Land Finanzhilfen der Union, berichtet (unter vielen anderen) in "Portugal bittet um EU-Geld" am 06. April 2011 der Spiegel. In dem Artikel wird auch mal direkt etwas gesagt: "Einem Bericht zufolge drohten zuletzt sogar portugiesische Banken, keine Staatsanleihen des Landes mehr zu kaufen . Mit diesem radikalen Schritt wollten sie die Regierung offenbar drängen, endlich internationale Finanzhilfe zu beantragen" - unter Banküberfall verstand man früher etwas anderes... Und die Kommentare der geneigten Leserschaft sind ein Sammelsurium nationalistischer Zuschreibungen... Siehe dazu auch: "Portugal geht unter den Rettungsschirm" von Ralf Streck am 07. April 2011 bei telepolis, in dem das Drehbuch des Banküberfalls nachgezeichnet wird. Und: "Schockstarre" von Mirko Knoche am 08. April 2011 bei der jungen welt, worin es heisst "Die staatliche Bankrotterklärung wurde in Portugal mit Entsetzen aufgenommen. »Da kommt ein Tsunami auf uns zu«, sagte der Staatssekretär für Industrie, Carlos Zorrinho. Über Parteigrenzen hinweg geht jetzt die Angst vor einer schweren Rezession um. Die finanziellen Einschnitte würden tiefer sein als alle bisherigen, so die Befürchtung. Die Kirche warnt vor Not und Hunger. »Immer mehr Menschen kommen zu uns, weil sie sich entscheiden müssen, ob sie Lebensmittel oder Medikamente kaufen«, mahnte eine Caritas-Sprecherin". XII.Internationales / Kroatien Massenproteste. Spontan Auf jeder Demonstration wird beschlossen, wie es weiter gehen soll...Das ist einer der Kernpunkte in der Entwicklung der massivsten sozialen Protestbewegung seit der Unabhängigkeit Kroatiens. Weder Parteien noch Gewerkschaften spielen dabei eine zentrale Rolle, sondern der jeweilige Widerstand gegen die Politik der Regierung, deren Rücktritt auf Demonstrationen in allen größeren Städten des Landes gefordert wurde. Dazu der Artikel "Anti-Government Protests in Croatia: XIII.Internationales / Schweiz / Gewerkschaften und Arbeitskämpfe Nach den Schlagzeilen... "Manfred Bachmann ist wütend. Unterdessen treibt ihn aber nicht mehr der österreichische Konzern Mayr-Melnhof auf die Palme, der vor einem Jahr die Kartonfabrik schliessen liess, sondern die eigene Gewerkschaft. Der 55-Jährige ist seit über 20 Jahren Präsident der Deisswiler Betriebskommission und mindestens so lange Unia-Mitglied. Jetzt hat er sich entschieden, auszutreten. Vor einem Jahr ist Bachmann noch Seite an Seite mit Unia-Vertretern marschiert und hat an vorderster Front gegen die Schliessung der Fabrik und später für einen guten Sozialplan gekämpft. Unterdessen steht Deisswil aber weniger im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit und Bachmann fühlt sich von der Gewerkschaft zunehmend im Stich gelassen. Zur Rolle von Corrado Pardini, dem Leiter des Sektors Industrie bei der Unia Schweiz und Neo-SP-Nationalrat, sagt Bachmann: «Wie ein Helikopter landet er an den Brennpunkten, macht Wind und wirbelt viel Staub auf.» Wenn es danach aber um die Knochenarbeit gehe, sei von Pardini nichts mehr zu erwarten…" - so beginnt "Unia enttäuscht Arbeitervertreter" von Reto Wissmann in Der Bund vom 06. April 2011. XIV.Internationales / Niederlande Der Tag der Putzer: Sauber genug... Cleaners day war am 19. März 2011 - dem Jahrestag des Beginns des mehrmonatigen erfolgreichen Streiks von 2010. Damals hatten rund 1500 meist migrantische Kosten rebelliert. Eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse und ihrer Bedeutung will der (englische) Text "Schoon genoeg" leisten. XV.Internationales > Argentinien > Piqueteros - Die Erwerbslosenbewegung in Argentinien Piqueteras "Argentinien 2002 - In den letzten 30 Jahren haben viele Argentinier_innen ihre Arbeit verloren und sehen sich mit Hunger und Ausschluß konfrontiert. Viele von ihnen errichten immer wieder Straßensperren, um ihre Forderungen durchzusetzen. Sie beginnen, sich "Piqueteros" zu nennen. Dieser Film portraitiert die Frauen unter den Piqueteros, für die es noch schwieriger ist, Arbeit zu finden. Er fasst auch das verfügbare historische Videomaterial zusammen, das es von den großen Mobilisierungen während der Aufstandsmonate 2001/2002 gibt. Wir zeigen einen Ausschnitt". Der Trailer "Piqueteras" bei labournet.tv XVI.Internationales / Bolivien The Devil's Miner "Basilio Vargas (14) und sein Bruder Bernardino (12) kennen ihr Metier: Sie sind Mineros, Bergarbeiter. Ihr Arbeitsplatz sind die 450 Jahre alten Stollen des Cerro Rico, des "Reichen Berges" oberhalb von Potosí in 4300 Meter Höhe. Dort, wo es einmal die größten Silbererzvorräte der Welt gab, arbeiten Basilio und Bernardino unter Tage als Lastenschlepper, Schubkarrenfahrer und Sprengloch-Meisler, so wie es schon ihr Vater tun musste, der mit 35 an den Folgen einer Staublunge starb." Labournet.tv zeigt einen Trailer von "The Devil's Miner" . ...bis bald, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |