Gewerkschaftskonferenz: Zersplitterung aufheben - Privatisierung bekämpfen
Eine gewerkschaftliche Tagung der trotzkistisch orientierten Gruppe Arbeiterkampf wäre vielleicht nicht unbedingt ein Treffen, das über Grenzen hinaus Aufmerksamkeit erregt: Der Zustand der kroatischen Gewerkschaftsbewegung aber macht jede Anstrengung wichtig: eine weitgehende Zersplitterung ist vor allem zu registrieren. Die "Déclaration de la conférence syndicale de Zagreb" ist vom 25. November 2012 und jetzt bei europe-solidaire publiziert: Alle gewerkschaftlichen Kämpfe sollen unterstützt werden, im Kampf gegen die Privatisierung, sei sie der Gesetzeslage entsprechend oder illegal.
Zagreb = Maghreb ?
Was im letzten Jahr als Wortspiel begann, erwies sich im Laufe der Zeit als so falsch nicht: In Kroatien hat sich eine lange nicht gekannte breite soziale Protestbewegung entwickelt - und in dem Artikel "Les Indiens indignés : un nouveau mouvement de gauche en Croatie" in der Ausgäbe März 2012 der Zeitschrift contretemps stellen Srećko Horvat und Igor Štiks die Frage, ob daraus eine neue kroatische Linke entstehen kann.
Rechte und Linke gegen EU
"Das Land macht sich mit Sozialabbau und Prestigeprojekten „fit“ für die EU. Nicht nur in Dubrovnik regt sich Widerstand Während in der Europäischen Union Krisenstimmung herrscht, steht Kroatien vor einem Beitritt in die EU. Viele Kroaten verbinden mit „Europa“ Hoffnungen auf eine bessere Zukunft, auf Wohlstand und eine Reisefreiheit, die die älteren noch aus jugoslawischen Zeiten kennen. Anfang 2011 gab es dennoch Demonstrationen gegen die EU in mehreren kroatischen Städten. Sie ließen sich nicht eindeutig politisch einordnen, denn neben linken Gruppen haben sich auch Nationalisten daran beteiligt. Dennoch waren diese Proteste Ausdruck einer wachsenden Skepsis gegenüber der „europäischen Integration“. Gerade das Beispiel Griechenland zeigt den Kroaten, was ihnen blüht, wenn sie zur EU gehören: von Brüssel diktierter Sozialabbau" -so beginnt der Beitrag "Kroatien vor EU-Beitritt: Beim Geld hört die Demokratie auf" von Inge Höger und Carsten Albrecht am 31. Januar 2012 bei scharf-links (ausführlichere Fassung).
Die Armen zahlen
„In der Europäischen Union herrscht Krisenstimmung. Aber viele Kroaten verbinden mit dem Beitritt ihres Landes zu »Europa« Hoffnungen auf eine bessere Zukunft, auf Wohlstand und eine Reisefreiheit, die die älteren noch aus jugoslawischen Zeiten kennen. Anfang 2011 gab es dennoch Demonstrationen gegen die EU in mehreren kroatischen Städten. Sie ließen sich nicht eindeutig politisch einordnen, denn neben linken Gruppen hatten sich auch Nationalisten daran beteiligt. Dennoch waren diese Proteste Ausdruck einer wachsenden Skepsis gegenüber der »europäischen Integration«. Gerade das Beispiel Griechenland zeigt den Kroaten, was ihnen blüht, wenn sie zu diesem Staatenbund gehören: von Brüssel diktierter Sozialabbau…“ Artikel von Inge Höger und Carsten Albrecht in der jungen Welt vom 20.01.2012
In der EU angekommen: Bezahlunis...
800 Euro im Jahr kostet die EU Zertifizierung kroatischer Leistungsunis die StudentInnen - die darauf mit Fakultätsbesetzungen reagierten. Ein kurzer Bericht "Fin de l'université gratuite en Croatie : qui va payer ?" (ausführliche Fassung nur für Abonnenten) beim Courier des Balkans, übersetzt aus H-Alter am 12. Oktober 2011.
Massenproteste. Spontan
Auf jeder Demonstration wird beschlossen, wie es weiter gehen soll...Das ist einer der Kernpunkte in der Entwicklung der massivsten sozialen Protestbewegung seit der Unabhängigkeit Kroatiens. Weder Parteien noch Gewerkschaften spielen dabei eine zentrale Rolle, sondern der jeweilige Widerstand gegen die Politik der Regierung, deren Rücktritt auf Demonstrationen in allen größeren Städten des Landes gefordert wurde. Dazu der Artikel "Anti-Government Protests in Croatia:
Changing Politics" von Marko Kostanic am 05. April 2011 in The Bullet.
Ein besonderer Streik
Anfang Dezember streikten die etwa 200 Beschäftigten des Möbelunternehmens Mundus Varazdin. Ein Streik, der einige Besonderheiten aufwies: Erstens waren die Gründe für den Streik ein regelrechter Gesamtkatalog betrieblicher Erscheinungen, die in anderen Unternehmen nur je teilweise Wirklichkeit sind wie etwa nicht ausbezahlte Löhne, Kürzungen von Fahrtkostenzuschüssen etc pp. Zweitens war der Streik nach zwei Tagen einigermassen erfolgreich, was Ausbezahlung der Löhne und zuschüsse betraf, drittens wurde nach dem Streik versucht mit offener Repression gegen Streikende vorzugehen und viertens gibt es, eine kroatische Seltenheit, ein Video über den Streik.
a) "Struggle in Mundus Varazdin" von Kontrrazvedka am 04. Dezember 2010 bei libcom.
b) "Mundus Varaždin - the strike is over, but the struggle continues" von Kontrrazvedka am 12. Dezember 2010 bei libcom.
c) Das Streikvideo "Radnicki bunt u Mundusu" vom 01. Dezember 2010 bei der Gewerkschaft RIS.
Polizei-Massenaufgebot vollzieht Stadtplanung
Stadtplaner in Zagreb sind auch nicht besser als hierzulande: Ein neuer Konsumtempel in der Innenstadt braucht eine Parkhauszufahrt - wozu da noch Fußgängerzone? Und wenn dann mehrere Tausend EinwohnerInnen gegen eine solche Politik protestieren, dafür gibt es ja die Polizei, die entsprechende Befehle hemmungslos befolgt. Also nahm man sich den Protestcontainer vor, nahm 23 Aktivisten fest und versuchte so ein Exempel gegen jeden Widerstand zu statuieren, wird in dem Bericht "Riot police arrest 23 in night raid on peaceful protest against the destruction of Zagreb pedestrian zone" vom 12. Februar 2010 auf der Zagreber Aktivistenseite berichtet. |