Die Arbeiter hatten so oft gewarnt...
"Die venezolanische Staatsanwaltschaft hat am Dienstag Ermittlungen wegen der schweren Explosion in der Erdölraffinerie Amuay im Nordwesten des Landes aufgenommen. Bei dem Unglück sollen nach offiziellen Angaben 41 Menschen ums Leben gekommen sein. Das Justizministerium des Landes hat außerdem eine Sonderermittlungsgruppe mit technischen Experten, Wissenschaftlern und Beamten der Kriminalpolizei (CICPC) einberufen, erklärte der für die Strafverfolgung zuständige Vizeminister, Hugo Armando Carvajal Barrios" - so beginnt der Bericht "Ursachensuche nach Raffineriebrand in Venezuela" von Jan Ullrich am 30.August 2012 bei amerika21.de.
Siehe dazu auch: "Posible tragedia en Pdvsa fue advertida por sindicatos" von Luis Molina am 29. August 2012 bei kaosenlared - worin auch Stellungnahmen der Ölarbeiterföderation zitiert werden, die oft auf die Sicherheitsmängel hingewiesen hatten...
Diskussion um Cecosesola? Um Kooperativen?
"Die venezolanische Kooperative Cecosesola besteht seit 45 Jahren. Die Arbeit ohne Vorgesetzte und Hierarchien sorgt bei Linken für Bewunderung. Dabei hätten die Gewerkschaftsfeindlichkeit und die spirituelle Ideologie der Kooperative deutliche Kritik verdient" - das ist die Einleitung des Beitrags "Mit Faktor C nach Utopia" von Peter Nowak in der Jungle World vom 26. Juli 2012
Siehe dazu auch: "Der lange Weg zur „Harmonie“" von Anne Seeck in der Ausgabe 5/6 von 2012 bei trend online, wo auch noch andere Buchbesprechungen bzw Veranstaltungsberichte verlinkt sind.
Cecosesola: Auf dem Weg -- Gelebte Utopie einer Kooperative in Venezuela
Das Buch über den Kooperativenverbund Cecosesola in Venezuela, ausgewählt und herausgegeben von Georg Wolter, Peter Bach, Alix Arnold und Georg Rath (Übersetzung aus dem venezolanischen Spanisch: Alix Arnold) ist gerade im Verlag Die Buchmacherei erschienen (Berlin, Februar 2012, 168 Seiten, 9 Euro, ISBN 978-3-00-037134-9). Siehe dazu:
- Bestellungen an: Die Buchmacherei
Postfach 61 30 46
10964 Berlin
Tel: 030 / 81 85 77 59
Fax: 03212 - 103 29 81
DieBuchmacherei@gmx.net
- der Klappentext: „In Barquisimeto, einer Millionenstadt im Westen Venezuelas experimentiert der Kooperativenverbund Cecosesola seit mehr als vier Jahrzehnten mit Selbstverwaltung und Basisdemokratie. Die Kooperativistas betreiben große Gemüsemärkte, produzieren Lebensmittel und bieten Gesundheitsversorgung und andere Dienstleistungen an. Sie arbeiten ohne Chefs, entscheiden im Konsens, bewältigen die Aufgaben im Rotationsverfahren und stellen immer wieder alles in Frage. Große und kleine Themen werden ständig in Versammlungen gemeinsam besprochen. Mit diesen Prinzipien ist es ihnen gelungen, die übliche Bürokratisierung langlebiger Großprojekte zu vermeiden. Hier erzählen die Kooperativistas ihre Geschichte und analysieren ihren eigenen Veränderungsprozess auf dem Hintergrund der westlich-patriarchalen Kultur.“
- Inhaltsverzeichnis und Vorwort der HerausgeberInnen als exklusive Leseprobe im LabourNet Germany
- Weitere Informationen zu cecosesola (Spanisch)
- Vom Bestattungsunternehmen zum Krankenhaus: Schönes Selbstdarstellungsvideo der venezolanischen Kooperativenbewegung Cecosesola
"Cecosesola (Central Cooperativa de Servicios Sociales Lara) wurde 1967 als Dachkooperative mehrerer Landkooperativen aus dem Bundesstaat Lara und einiger Stadtteilgruppen aus der Großstadt Barquisimeto gegründet. Heute umfasst Cecosesola 85 basisdemokratische Kooperativen und Vereine, die in sechs miteinander verflochtenen Bereichen tätig sind. Hinzu kommen 350 direkte MitarbeiterInnen der Dachkooperative. Insgesamt hat Cecosesola mehr als 2000 Mitglieder, die einen wöchentlichen Vorschuss auf den gemeinsam erwirtschafteten Gewinn erhalten. " (Netzwerk Solidarische Ökonomie)." Das Video bei labournet.tv (spanisch mit dt. UT | 26 min | 2012)
- Lesereise von Compañeras aus Venezuela 23. April bis 6. Juni 2012
Köln · Leverkusen · Dortmund · Lemgow/Wendland · Berlin · Niederkaufungen · Kassel · Frankfurt · Wiesbaden · Mannheim · Hamburg · Mönchengladbach. In zwei Wochen startet die Lesereise der compas von Cecosesola: Alle Termine und weitere Informationen auf dem Flugblatt
Kongress Arbeiterkontrolle
"Die venezolanische Arbeiterbewegung profitiert selbstverständlich außerordentlich davon, dass inzwischen eine Regierung existiert, die eine sozialistische Agenda oder Debatte aufgelegt hat. Das hat große Auswirkungen, auch wenn man in Betracht zieht, dass der Prozess viele Widersprüche und Hemmnisse zeigt und die Glaubwürdigkeit der Repräsentanten der Regierung von Aktivisten der Arbeiterbewegung unterschiedlich eingeschätzt wird. Die Räume der Organisierung, der politischen Bildung und der Selbstverständigung sind für die Aktivisten der Arbeiterbewegung heute so frei wie nie zuvor in Venezuela. Alte Aktivisten erzählen davon, dass sie bis 1998 nur die Illegalität und Halb-Klandestinität kannten" - aus dem Bericht zum I. landesweiten Treffen zur Arbeiterkontrolle vor dem Hintergrund der betrieblichen Organisierung der vergangenen Jahre "Arbeiterkontrolle in Venezuela" von Christian Klar und Eva Haule auf amerika21.de vom 23. Juli 2011
Über zwei Jahre Werksbesetzung - jetzt verstaatlicht
"Die venezolanische Regierung hat die besetzte Autoglasfabrik Vivex in der Stadt Barcelona im Bundesstaat Anzoátegui verstaatlicht. Damit haben die Arbeiter des Unternehmens eine wichtige Etappe in dem Kampf erfolgreich abgeschlossen, den sie seit über zweieinhalb Jahren führen. Ende 2008 besetzten sie das Werk des Autoglasherstellers im Osten des Landes, forderten die Übernahme durch den Staat und die Kontrolle der Produktion durch die Arbeiter selbst. Auch diese Forderung soll erfüllt werden. Der Vizeminister für industrielle Entwicklung, Oscar Farínas, sicherte den Arbeitern in der vergangenen Woche zu, dass sie die Kontrolle über die Produktion übernehmen könnten" - aus "Besetzte Autoglas-Fabrik in Venezuela verstaatlicht" , Artikel von Helge Buttkereit auf amerika21.de vom 09. Juni 2011
Erneut Bauernaktivist in Venezuela ermordet: Soziale Bewegungen kritisieren Justiz
"Am 4. April wurde im Bundesstaat Barinas, im Süden von Venezuela, erneut ein Aktivist der Bauernbewegung ermordet. Wie die Sozialistische Bauernfront mitteilte, wurde José Salvador Rivero nach einem Treffen mit Bauern in der Gemeinde Rojas in der Nähe seines Wohnortes ermordet. Thema des Treffens waren Landbesetzungen in der Region. In ihrer am Mittwoch veröffentlichten Presserklärung fordern die Bauernaktivisten eine konsequentere Verfolgung der Täter." Artikel von M. Daniljuk auf amerika21.de vom 16.04.2010
Die medizinische Versorgung kann nur gegen die transnationalen Konzerne verbessert werden: Der Fall Pfizer
Eine ausführliche Dokumentation darüber, wie der Medikamentenmulti - weltweit Ziel von Protesten Aids-kranker Menschen beispielsweise, in Venezuela nicht nur gegen geltende Gesetze zu Arbeitsbedingungen verstößt, sondern auch Schritte unternimmt, die Penicillin-Produktion einzustellen: "Denuncian a Laboratorios Pfizer: despidos y violaciones laborales con total impunidad" von Arnoldo Fábrega von der Betriebsgewerkschaft SINTRAPFIZER und Tomás Flores vom Gewerkschaftsbund UNT dokumentieren Entwicklungen seit Februar 2009 in ihrem Beitrag vom 01. März 2010 bei apporea.org.
Konfliktkomitees entstehen in den Auseinandersetzungen der Aluminiumwerke
Nach den - längst noch nicht abgeschlossenen - Auseinandersetzungen beim verstaatlichten Stahlwerk SIDOR, wo in der Frage der Übernahme der Belegschaften der Subunternehmen ein Konfliktkomitee entstanden war, das an den Gewerkschaften vorbei die Organisierung der Betroffenen gewährleistete, zeichnet sich eine in etwa vergleichbare Entwicklung au der Grundlage der sich verschärfenden Auseinandersetzungen in den Aluminiumwerken ab. In dem Beitrag "Lucha obrera de las empresas básicas" vom 21. August 2009 zeichnet Ricardo Galíndez kurz die Entwicklung hin zu solchen Komitees nach.
Belegschaft und Bevölkerung betreiben Sardinenfabrik
Monatelang war die Sardinenfabrik La Gaviota geschlossen - bis am 1. Mai die Belegschaft sich Zugang verschaffte und beschloss, sie selbst weiter zu führen - inklusive der Fangflotte. Sie apellierte an die Regierung, ein Verstaatlichungsdekret zu erlassen und entwickelte das Konzept, das Unternehmen als ein öffentliches, demokratisches zu führen, in Zusammenarbeit mit den kommunalen Räten des Bundesstaates Sucre. dazu der Bericht "Presidente Chávez: Planta La Gaviota estará en manos de consejos comunales y trabajadores" bei apporea.org vom 30. Mai 2009.
Arbeiter besetzen deutsche Kaffeefabrik in Venezuela: Besetzer fordern die Überführung in Selbstverwaltung und rufen zu internationaler Solidarität auf
"Am Montag besetzten Mitarbeiter des deutschen Unternehmens CAFEA eine Verarbeitungsanlage für Kaffee in Rubio, Venezuela. Der Ort liegt im östlichen Bundesstaat Táchira. Das Mutterunternehmen hatte die Anlage seit fünf Monaten stillstehen lassen, nachdem die Regierung sich geweigert hatte, eine Importerlaubnis für Kaffee auszustellen. Das deutsche Unternehmen wollte aus Costa-Rica Bohnen niedrigerer Qualität einkaufen, um diese in Venezuela verarbeiten zu lassen und die Produkte auf den Weltmarkt zu exportieren. Bei einer Nicht-Erteilung der entsprechenden Genehmigung soll der Konzern gedroht haben, das Werk zu schließen und das Land zu verlassen. Dies hätte für die 80 Arbeiter und ihre Familien den Arbeitsplatzverlust bedeutet." Artikel von M. Daniljuk auf amerika21.de vom 26.05.2009
- Kaffeefabrik wird verstaatlicht
Deutsches Unternehmen Cafea soll ausbezahlt werden. Die Produktion wird durch die Arbeiter selbst verwaltet. Artikel von M. Daniljuk auf amerika21.de vom 15.06.2009 Aus dem Text: "Die vor kurzem von der Belegschaft besetzte Kaffeefabrik des deutschen Unternehmens Cafea nimmt die Produktion wieder auf. Nach Angaben von Eduardo Saman, Minister für Handel, wurde die Fabrik im Südwesten Venezuelas von der Belegschaft reaktiviert. Die Wiederaufnahme der Produktion sei der erste Schritt, um die Firma in ein Unternehmen sozialer Produktion (EPS) umzuwandeln. Saman diskutierte die Situation des Unternehmens gestern in der Fernsehsendung Àlo, Presidente mit Hugo Chávez. Ein zentrales Argument in der Diskussion war die Exportorientierung des Unternehmens. Saman betonte, dass die Anlage bisher nur für das Ausland produziere. Dabei hätte Cafea das Währungsgefälle ausgenutzt, um Gewinne zu machen..."
Verstaatlichung in der Erdölbranche
Seit dem 8. Mai ist es in Kraft: Das Gesetz, das verschiedene Bestandteile der für Venezuela so wichtigen Ölindustrie verstaatlicht, Betriebe, die rund um das zentrale Ölunternehmen PdVSA tätig sind. Unter dem Kommando internationaler Unternehmen hätten diese Firmen nicht nur Profite aus dem Land gezogen, sondern logischerweise auch dazu beigetragen, dass die Situation der Arbeiter in den betroffenen Branchen schlecht geblieben sei - das ist der einhellige Tenor der Reaktion auf dieses neue Gesetz bei gewerkschaftlichen und linken Strömungen.
- Als eine exemplarische Stellungnahme zum neuen Gesetz kann die Veröffentlichung "Ley de expropiación para la justicia obrera petrolera" des Colectivo de Trabajadores en Revolución CTR UNETE vom 11. Mai 2009 bei aporrea.org gelesen werden.
- Einen Überblick über die Tragweite der Maßnahme - von der erwartet wird, dass ungefähr 60 Firmen davon betroffen sein werden - gibt der Bericht "700 millones de dólares anuales ahorrará PDVSA por renacionalización de operaciones" vom 8. Mai 2009, ebenfalls bei aporrea.org.
- Und, wie oft, damit verbunden: ein Warnschuss an autonome gewerkschaftliche Betätigung "Sindicatos opositores pretenden desestabilizar industria petrolera" von der staatlichen Nachrichtenagentur Agencia Bolivariana de Noticias (ABN) vom 11. Mai 2009.
Toyota-Gewerkschafter ermordet
Am morgen des 5. Mai wurde Argenis Vásquez Marcano, Gewerkschaftsaktivist bei Toyota von zwei Männern auf einem Parkplatz ohne Vorwarnung erschossen. Der 33 Jahre alte Argenis Vásquez Marcano hatte mit seiner Liste noch im Sommer letzten Jahres bei gewerkschaftlichen Neuwahlen im Betrieb einen wichtigen Erfolg errungen und seitdem konsequente Mobilisierungsarbeit geleistet. Er ist der letzte einer ganzen Reihe von Opfern aus der Gewerkschaftsbewegung und sozialen Bewegungen in verschiedenen Regionen des Landes.
- Die Meldung "Toyota union leader shot dead in Venezuela" bei Reuters am 05. Mai 2009
- Zu seiner Ermordung haben die Koordinatoren der klassenkämpferischen Strömungen in der Automobilindustrie - an deren Papier über eine Neuorientierung des Transportsektors in Venezuela Marcano mitgearbeitet hatte - die Erklärung "Los trabajadores de la industria automotriz, una vez más hemos recibido un duro golpe" verbreitet, die am 5. Mai 2009 bei aporrea.org publiziert wurde.
- Der persönliche Nachruf auf Argenis "A quien se parece la muerte de Argenis Vasquez" verfasst von Roland Denis am 6. Mai 2009 ebenfalls bei aporrea.org.
Altbekannte Töne von Hugo Chavez: Wer streikt, ist ein Saboteur...
Der Vorsitzende der Sozialistischen Einheitspartei Venezuelas greift zu altbekannten Formeln, angesichts eines in Vorbereitung befindlichen Metallarbeiterstreiks: Saboteure, alles. Die Krise wirkt sich auch in Venezuela aus, und es geht auch hier darum, wer welche Lasten dabei zu tragen hat. "TCR de SIDOR rechaza declaraciones de Presidente Chávez sobre amenazas de huelga" heisst die Erklärung der Revolutionären Klassenströmung beim Stahlbetrieb SIDOR, am 9. März 2009 bei apporea.org publiziert, wo es laufend mehr Stellungnahmen dazu gibt.
Konflikt um Polizei in Venezuela
„Polizei in Venezuela tötet zwei Arbeiter im Bundesstaat Anzoategui beim Versuch eine Fabrikbesetzung zu beenden. Besonders bei den lokalen Justiz- und Polizeiapparaten sind bisher kaum positive Veränderungen erreicht worden, während die Institutionen der Bundesregierung, wie die Nationalgarde, eine neue sozialistische Politik unterstützen. Am Abend des 29. Januar erschoss die Polizei des venezolanischen Bundesstaates Anzoategui die beiden Mitsubishi-Arbeiter Pedro Suarez und José Marcano. Die beiden starben, als die Regionalpolizei versuchte hunderte Arbeiter aus dem besetzten Mitsubishi-Werk MMC zu vertreiben…“ Beitrag von www.amerika21.de auf Indymedia vom 31.01.2009
Innenminister: "Wir haben den Täter, der die drei Gewerkschafter ermordet hat - jetzt werden wir die Hintermänner dieses Auftragsmords fassen"
Ende November wurden im Bundesstaat Aragua - bei den Gourverneurswahlen kurz zuvor von der Opposition gewonnen - drei bekannte Gewerkschafter, einer davon Mitglied der Nationalen Koordination der UNT erschossen. Sie waren gerade an den Auseinandersetzungen mit einem kolumbianischen Unternehmen beteiligt. einer der beiden mutmaßlichen Täter wurde schnell gefasst. Die Suche gilt jetzt den Anstiftern - und die Solidarität dem Kampf gegen die Rechte.
- "Detenido el presunto autor material del asesinato de tres sindicalistas en Aragua" Meldung bei aporrea.org vom 2. Dezember 2008, inklusive eines Videos von der Pressekonferenz des venezuelanischen Innenministers Tareck El Aissami nach der Festnahme des Täters sowie von der Ansprache von Hugo Chavez am selben Tag im kongreßzentrum von Aragua.
- "Trabajadores del estado Carabobo repudian el sicariato en Aragua" - diese Erklärung der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes im Bundesstaat Carabobo vom 28. November 2008 (der Tag nach den Morden) als Beispiel für zahlreiche gewerkschaftliche Proteste, Stellungnahmen, Mobilisierungsaufrufe.
- "Drei Gewerkschafter in Venezuela ermordet!" - fasst die Ereignisse zusammen, bewertet sie und kündigt eine internationale Solidaritätskampagne der Jugend der österreichischen Gewerkschaft der Privatangestellten an.
Harte Anpassung
"Die Bertelsmann-Stiftung fordert eine "harte Anpassung" der Wirtschafts- und Sozialpolitik Venezuelas und verlangt dafür "externe Unterstützung" durch die USA und die Europäische Union. Die "dezidiert antimarktwirtschaftliche" Politik des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez bedrohe nicht nur die "Stabilität" Lateinamerikas, erklärt der einflussreiche Thinktank und Mehrheitseigner des Bertelsmann-Medienkonzerns; sie schüre auch in anderen Armutsregionen der Welt die "Versuchung", gleichgerichtete "radikale" Maßnahmen zu ergreifen. Die Aussagen entstammen dem soeben in aktualisierter Fassung publizierten "Bertelsmann Transformation Index", der die Staaten außerhalb der westlichen Wohlstandszentren hinsichtlich ihrer Bereitschaft beurteilt, eine "Transformation" gemäß deren Vorgaben durchzusetzen. Das Dokument wird unter anderem von der deutschen Regierung zur Bewertung ihrer Außenpolitik genutzt. Die Bertelsmann-Stiftung fordert darin eine "Gegenstrategie" gegen Maßnahmen des gewählten venezolanischen Staatspräsidenten und seiner südamerikanischen Bündnispartner." Ein Bericht auf german-foreign-policy.com - Informationen zur Deutschen Außenpolitik vom 08.10.2008
"Wassertische" - Erfahrungen der Partizipation
Anwohner, die sich zusammenschließen, um an der Versorgung mit Trinkwasser ebenso mitzuarbeiten, wie an der Behandlung der Abwässer haben in Venezuela wesentlich leichtere und weitergehende Bedingungen und Möglichkeiten, denn in anderen Ländern. In dem Beitrag "Historia e identidad de las Mesas Técnicas de Agua" von Miguel Lacabana und Cecilia Cariola in der Ausgabe Dezember 2007 der Zeitschrift CENDES werden solche Erfahrungen konkret untersucht.
Größter Stahlbetrieb Lateinamerikas verstaatlicht - abermals Gründung eines neuen Gewerkschaftsverbandes angekündigt: Beides von der Regierung?
Die (Wieder-)Verstaatlichung des argentinisch-italienischen Stahlmulti-Tochterbetriebs SIDOR wurde und wird in Venezuelas progressiver Öffentlichkeit allgemein als großer Fortschritt bewertet, einerseits wegen der Bedeutung der langen Auseinandersetzung um einen neuen Tarifvertrag, andrerseits weil es ein weiterer Schritt in die von vielen linken geforderten Richtung ist, nachdem kurz zuvor angekündigt worden war, die Zementindustrie zu verstaatlichen, und der breiten Forderung nach Eingriffen in die Nahrungsindustrie zunehmend nachgegeben wird. Auf der anderen Seite gibt die Ankündigung von Seiten der bolivarianischen Arbeiterfront, eine neue Gewerkschaftszentrale zu gründen, weil die UNT nichts mehr darstelle, zu denken, wie es wohl mit unabhängigen Gewerkschaften in solchen verstaatlichten Betrieben (und der Gesellschaft) aussehen soll. Die aktuelle Materialsammlung "Verstaatlichte Betriebe - verstaatlichte Gewerkschaften?" vom 17. April 2008.
Mehr als 50 streikende Stahlarbeiter verhaftet: Auseinandersetzungen um Lohn, Nationalisierung und Arbeiterkontrolle
"Die Leitung der United Steel Workers Union (SUTISS) hat die Aktionen von 120 Beamten der Nationalgarde und 60 Polizisten verurteilt, die eine Protestaktion von Arbeitern des argentinisch kontrollierten Sidor Stahlfabrik attackiert und aufgelöst haben. Die Arbeiter blockierten am frühen Freitag die Hauptstrasse von Cuidad Guayana im Bundesstaat Bolivar, im Südosten Venezuelas. Der Protest wurde aufgelöst mit Tränengas und Gummigeschossen. Er entwickelte sich mitten in einem 80-Stundenstreik von 12 000 Arbeitern (als Teil einer langwierigen Auseinandersetzung über einen Kollektivvertrag im Stahlwerk)." Bericht von www.venezuelanalysis.com/ in der Linkezeitung vom 17.03.2008
Exxon klagt an. Gewerkschaften klagen Exxon an
Der Tiger sollte eigentlich im Tank bleiben - aber jetzt wurde er losgelassen. Die sehr ehrenwerte Gesellschaft Exxon hat durch Gerichte in London, den Niederlanden und New York die Konten der venezuelanischen Ölgesellschaft PDVSA sperren lassen. Die genauso ehrenwerten Richter meldeten sofortigen Vollzug. Das hat in Venezuela nicht nur zu sofortigen grossen Massendemonstrationen der Belegschaften - zusammen mit den diversen Volksorganisationen - geführt, sondern auch zur Intensivierung der Debatte um die Rolle des Ölunternehmens im Lande. In einem Interview mit Iván Freites, Generalsekretär des "Sindicato Único de Trabajadores Petroleros y Gas del Estado Falcón" (Sutpgef), unmittelbar nach der Demonstration der Belegschaft der Paraguaná-Raffinerie, der grössten Raffinerie der Welt, wird deutlich, dass die Belegschaften und die Volksbewegung eindeutig die imperialistische Aggression des weltweiten "Big Players" für Markt gegen Menschen ablehnen, aber ebenso eindeutig fordern, dass die PDVSA dem Einfluss privater Unternehmen und der Bürokratie im Landesinneren entzogen wird. Das Interview mit Freites "Defenderemos a PDVSA de los ataques externos e internos" vom 13. Februar 2008 bei apporea.org
Nach der Niederlage des Referendums: Wann wird das Arbeitsministerium von Revolutionären geführt werden?
Ein offener Brief dreier regionaler Gewerkschaftsfunktionäre - unter anderem aus der Metallindustrie - ist ein weiterer Beitrag unserer kleinen Reihe über die Debatte, welche Konsequenzen aus der Referendumsniederlage gezogen werden sollten - soweit es die Gewerkschafts- und soziale Bewegung betrifft. Die Autoren fokussieren ihre Analyse auf das Arbeitsministerium und dabei insbesondere auf die Frage des Tarifvertrages im Ölsektor - und dadurch wiederum auf die Frage, mit wem aus der Gewerkschaftsbewegung hier zusammengearbeitet wird (beispielsweise ausschliesslich mit Funktionären, die den von den Belegschaften abgelehnten Tarifvertrag mittragen). Der (spanische, mit kurzer deutscher Zusammenfassung) offene Brief "Cuándo será que el Ministerio del Trabajo será gerenciado por verdaderos revolucionarios?" von Ricardo Zuloaga, Andrés Ventura und Marlon Pinto vom 6. Dezember 2007.
Linke GewerkschafterInnen zu den Konsequenzen der Abstimmungsniederlage
Die um Demokratie (bei anderen) besorgten können aufatmen: Hugo Chavez hat - anders als in diversen Demokratien - die politische Niederlage des Referendums akzeptiert (schlecht, aber besser als ein ebenso knapper Sieg, der überall angezweifelt worden wäre), und weder zum Modell Florida noch zum Modell Pakistan oder "Krieg gegen Terror" gegriffen. Der Hauptgrund für die Niederlage war, dass es nicht gelang, die eigenen WählerInnen in ähnlichem Umfang zu mobilisieren wie bei der Präsidentschaftswahl zuletzt. Dies, sowie die Tatsache, dass es bei dem Referendum ja ganz zentral auch um Arbeiterrechte ging, machen die ersten Stellungnahmen von linken GewerkschafterInnen aus der UNT zum wesentlichen Beitrag der Debatte über die nötigen Konsequenzen. Die Tendenz "MAREA Clasista y Socialista" - die zu jenen linken Strömungen gehörte, die sich (was keineswegs bei allen der Fall war) aktiv für das "Ja" eingesetzt hatten hat mit ihrer (spanischen, mit einer ganz kurzen deutschen Zusammenfassung) Erklärung "MAREA Clasista y Socialista fija posición después de los resultados de referéndum" vom 3. Dezember 2007 als erste gefordert, die Debatte müsse auch auf die eigenen Schwächen eingehen.
Ölarbeiter bei Tarifprotest von Polizei überfallen
Seit April befinden sich die rund 60.000 Beschäftigten der staatlichen Ölgesellschaft PDVSA im "tariflosen Zustand". Ihre (Betriebs-) Gewerkschaften sind in vier verschiedenen Föderationen zusammengefasst, die untereinander in politischer Konkurrenz stehen. Deswegen bezeichnet die grösste dieser Föderationen, die FEDEPETROL die bestehende - neugegründete (von oben) Gesamtföderation FUTPV (Einheitsföderation der Ölarbeiter Venezuelas) als so lange nicht legitim, bis Wahlen stattgefunden hätten. FEDEPETROL war einst die Hochburg des anti-Chavez Putschisten Ortega und wurde nach zähem Kampf von den UNT-Aktivisten übernommen. Die C- CURA Strömung, die jetzt die Mehrheit hat unterstreicht, Fedepetrol habe 35.000 Belegschaftsmitglieder organisiert. Jedenfalls wollten einige Hundert Fedepetrol - Mitglieder am 29. September dem mit der FUTPV Delegation verhandelnden Energieminister eine Petition für Gewerkschaftswahlen und ihre Forderungen übergeben, als die Polizei in Urbaneja sie angriff, etwa 20 fest nahm und auch Schüsse abfeuerte, von denen einer einen Ölarbeiter in die Schulter traf. Während nun Energieministerium, Ölgesellschaft und der Gouverneur des Bundesstaates ihr Bedauern zum Ausdruck brachten und angekündigt wurde, die schuldigen Polizisten würden bestraft hat die Regionalleitung Zulia des Gewerkschaftsbundes UNT betont, Ministerium und Ölgesellschaft trügen die Verantwortung, weil sie durch ihre Haltung eine extrem angespannte Situation geschaffen hätten - so der (englische, hiermit kurz zusammengefasste) Bericht "Oil Workers Clash with Police Over Collective Contract" von Kiraz Janicke vom 30. September 2007 bei "Venezuelaanalysis".
Belegschaft besetzt Betrieb von Sanitarios
Maracay
-
Sanitarios Macay - ein besetzter Betrieb
rückt ins Zentrum gesellschaftlicher Auseinandersetzung
Zwar ist Sanitarios Macay ein relativ großer
Betrieb (mit rund 800 Beschäftigten) - ungewohnt ist es
aber doch, dass ein besetzter Betrieb zu einem wichtigen Punkt
gesellschaftlicher Debatten und Auseinandersetzungen sich entwickelt,
wie es verstärkt in den Augusttagen geschehen ist: seitdem
am 10. August, in einem Coup, der von den aktiven Gewerkschaften
mit dem Putschversuch vom April 2002 vergleichen wird die leitenden
Komitees abgewählt wurden und der Antrag auf Enteignung
in einer Versammlung mit 150 Teilnehmern faktisch zurückgezogen
wurde. Die "neue Mehrheit" bei Macay verfolgt damit
genau die Politik, die kurz zuvor vom Arbeitsminister ausgegeben
worden war. Im Hintergrund dieser Entwicklung steht nicht nur
eine sich verbreiternde Bewegung von Betriebsbesetzungen und
auch nicht nur der Kampf zwischen verschiedenen Strömungen
innerhalb der Gewerkschaften - sondern, nicht zuletzt, die Auseinandersetzung
um die "Autonomie" der Gewerkschaften, die von der
neugegründeten Sozialistischen Einheitspartei in Frage
gestellt wird. Dazu:
a) Der (spanische) offene Brief "Algunas
verdades sobre la heroica lucha de los trabajadores de Sanitarios
Maracay"
der "Frente Revolucionario de Empresas en Cogestión
y Tomadas (Freteco)" vom 18. August 2007
b) Die (spanische) Presseerklärung "Carmonazo
sindical contra los trabajadores que mantenían control
obrero de Sanitarios Maracay"
der UNT-Aragua vom 13. August 2007, die eine ausführlicher
Schilderung der Ereignisse bei der überraschenden Betriebsversammlung
beinhaltet.
- ArbeiterInnen von Sanitarios Maracay gehen auf die Strasse:
Größte Demonstration für die Verstaatlichung unter
ArbeiterInnenkontrolle in der Geschichte Venezuelas!
"Am 14. Dezember, genau einen Monat nach der Besetzung
der Keramikfabrik Sanitarios Maracay, organisierte die Belegschaft
der Fabrik gemeinsam mit der FRETECO und der Unterstützung
des Gewerkschaftsdachverbandes UNT die größte Demonstration
für die Verstaatlichung unter ArbeiterInnenkontrolle in der
Geschichte Venezuelas. An die 1000 DemonstrantInnen versammelten
sich am Vormittag in Caracas, um gemeinsam am Parlament vorbei
zum Präsidentenpalast Miraflores zu marschieren." Ein
Bericht von dem Lateinamerika-Korrespondenten Emanuel Tomaselli
,
veröffentlicht bei Der Funke vom 16.12.2006
- Eine Betriebsbesetzung und die Haltung der Strömungen
in der UNT
Seit dem 14. November hat die Belegschaft von Sanitarios Maracay
nach endlosen Auseinandersetzungen mit den Firmeneignern den Betrieb
besetzt. Und möchte ihn selbstverwaltet weiterführen.
In dem (spanischen) offenen Brief "Carta
abierta a Orlando Chirino y Marcela Maspero sobre el conflicto
en Sanitarios Maracay"
vom 9. Dezember 2006 bei "Aporrea" an die beiden bekanntesten
VerteterInnen unterschiedlicher Strömungen im Gewerkschaftsbund
UNT kritisiert die Corriente Marxista Revolucionaria die Haltung
der Spitzen eben dieser Gewerkschaftsströmungen.
Das Werkzeug Gottes und seine Mission
"Eine ausufernde Staatsbürokratie, Inflation, Verwaltungschaos, Versorgungsmängel und ein sich immer autoritärer gebärdender Ex-Offizier als Präsident. Warum in Venezuela trotz der Einnahmen aus dem Ölgeschäft der Großteil der Bevölkerung arm bleibt und der »Sozialismus des 21.Jahrhunderts« nichts anderes ist als eine karitative Kleptokratie." Artikel von Sergio López in der Jungle-World vom 19.07.2007
Regionalstreik in Aragua
"Von der europäischen Linken vollkommen ignoriert, kam es am 22. Mai im venezolanischen Bundesstaat Aragua zu einem der wichtigsten ArbeiterInnenproteste Venezuelas der vergangenen Jahre. Die UNT-Aragua organisierte unter Teilnahme Tausender ArbeiterInnen einen regionalen Streik, der die Industrieproduktion der Region weitgehend lahm legte." Artikel von Lukas Neißl bei LabourNet Austria vom 10. Juni 2007
Warum verhandelt
das Arbeitsministerium mit Gewerkschaften, die es selbst als "illegetim" bezeichnet hat?
Der Erdölsektor bleibt die wichtigste Wirtschaftsbranche
in Venezuela - und die Arbeiter der Branche sind seit Oktober 2006
im "tariflosen Zustand". Arbeits- und Energieministerium
sowie die Geschäftsleitung der PVDSA sprechen jetzt mit den
Gewerkschaften über einen neuen Tarifvertrag. Die Frage ist
nur: mit welchen? Mit denselben Gewerkschaften, die sie andernorts
als nicht mehr legitim bezeichnet haben. Und auf der anderen Seite
weigern sie sich, die Basisgewerkschaften auch nur in die Verhandlungen
einzubeziehen. Die (spanische) Pressemitteilung "Sindicatos
petroleros de base son marginados por la burocracia del Ministerio
del Trabajo" vom 13. März 2007 der Corriente Clasista,
Unitaria, Revolucionaria y Autónoma-UNT La Fórmula
kritisiert diese Haltung heftig.
Öl-BasisgewerkschafterInnen kritisieren Arbeitsministerium
Am 15. und 16. Februar trafen sich rund 150 Aktivisten,
Repräsentanten von 20 betrieblichen Basisgewerkschaften aus
dem Ölsektor um die Auseinandersetzung um den neuen Tarifvertrag
der Branche zu diskutieren, da der alte seit einigen Monaten ausgelaufen
ist. Die Konferenz, von der CCURA-Strömung in der UNT organisiert,
kritisierte dabei vor allem auch die Haltung des Arbeitsministeriums,
Vorverträge abzuschliessen - inklusive mit Vertretern der CTV-Gewerkschaften,
die heute auch im Ölbereich kaum noch repräsentativ seien.
Die (spanische) Pressemitteilung der CCURA "Rebelión
en la granja contra los acuerdos del Ministerio del Trabajo con
la burocracia sindical" vom 21. Februar 2007.
Arbeiter blockieren Coca-Cola-Abfüllung: Unternehmen
soll versprochene Abfindungen nicht gezahlt zu haben
"Caracas - Ehemalige Arbeiter von Coca-Cola-Betrieben in Venezuela haben die Abfüllung und den Vertrieb von Getränken des US-Konzerns blockiert. Sie werfen dem Unternehmen vor, versprochene Abfindungen in Höhe von insgesamt 2,8 Millionen Dollar (2,2 Millionen Euro) nicht gezahlt zu haben. Gespräche zur Beilegung des Konflikts wurden im August aufgenommen, haben aber nicht zu Ergebnissen geführt. Die Blockadeaktionen haben alle vier Abfüllbetriebe von Coca-Cola sowie 23 von 32 Vertriebszentren in dem südamerikanischen Land lahm gelegt, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Die Proteste werden von Anhängern des linksgerichteten Präsidenten Hugo Chavez unterstützt. Teilnehmer der Blockaden trugen T-Shirts, auf denen zum Boykott von Coca-Cola aufgerufen wurde." Agenturmeldung im österreicherischen Standard vom 25.10.2006
Jetzt geht
die Welt unter: Der Countryclub von Caracas enteignet...
...zumindest könnte es passieren: Der Club, in
dem seit 1918 die Upperclass ihre Freizeit verbringt ist auf der
Liste der "zwangsweisen Enteignungen" (mit Entschädigung)
die der Bürgermeister von Caracas Ende August veröffentlicht
hat - wie auch der "Ausländer-Golfclub" Valle Arriba.
Der Hintergrund ist das drängende Wohnungsproblem in der Hauptstadt
- nach diversen Quellen sind ungefähr eine Million Menschen
entweder in Slums wohnhaft, oder gar nicht - und auf diesen beiden
Geländen könnten rund 50.000 Sozialwohnungen gebaut werden.
Weswegen die bürgerliche Opposition den Plan Bürgermeister
Barretos auch sofort als "Wahlkampfdemagogie" abtun möchte
- ganz im Gegensatz zu den Menschen, die Wohnungen brauchen. Ein
Banker dagegen sieht es ganz genau von seinem Klassenstandpunkt
- er wird zitiert mit der Aussage, das sei eben jene Verletzung
des Rechtes auf Privateigentum, die der Chavez-Kommunismus ständig
begehe. Das alles nachzulesen in dem (englischen) Bericht "Caracas
golf clubs in a hole as city bids to build homes on greens"
von Duncan Campbell, erschienen am 31. August 2006 in der englischen
Tageszeitung "The Guardian".
"Urban Gardens": Ernährung
und Revolution
Dass die Ernährung im heutigen Kapitalismus auf
mehrfache Weise extrem problematisch ist, weiss die Bevölkerung
jedes auf Importe angewiesenen Landes in zeiten des imperialen Drucks
genauso, wie jede/r, die sich Gedanken um Produktions- und Distributionsketten
machen. Städtische Gärten waren auf Kuba ein Weg, die
Blockade zu durchbrechen. Jetzt beraten unter anderem kubanische
Experten ähnliche Projekte in Venezuela. Der ausführliche
(englische) Bericht "Feeding
Ourselves: Organic Urban Gardens in Caracas" von April
M. Howard, der am 10. August 2006 auf der Mailingliste Labor-L publiziert
wurde.
Bauernorganisationen: Protest und Verfolgung
In den Morgenstunden des 25. Mai wurden 15 Mitglieder
der grössten Bauernorganisation Venezuelas, Frente Nacional
Campesino Ezequiel Zamora (FNCEZ) von armeeeinheiten in der Stadt
Barinas festgenommen, als sie gerade dabei waren, ein Dokument für
Verhandlungen mit dem Büro des Vizepräsidenten zu erstellen.
Die Bauernorganisation hatte in den letzten wochen verschiedene
Proteste im Lande organisiert, unter anderem auch in Caracas, da
viele Menschen auf dem Lande bürokratische Hemnisse gegen die
Landreform, wie sie dem Landgesetz entspräche erleben. Nicht
nur die Bauernorganisation selbst, sondern auch der Gewerkschaftsverband
UNT haben gegen diese Maßnahme protestiert. Am folgenden Tag
wurden die Festgenommen wieder frei gelassen, was aber den intensiven
Debatten um den Vorfall keinen Abbruch tat. Die (spanische) Chronologie
"Detenida
esta madrugada por el Ejército la Dirección Nacional
y Regional Barinas del Frente Campesino Ezequiel Zamora"
vom 26. Mai 2006 bei "Clajadep-LaHaine".
"5 Fabriken - Arbeiterkontrolle in Venezuela" -
Ein Film von Dario Azzellini & Oliver Ressler
Arbeiterkontrolle im Praxistext - Ein Film dokumentiert den Aufbruch und die Probleme in fünf venezolanischen Fabriken. Rezension des Videos "5 Fabriken - Arbeiterkontrolle in Venezuela" von Peter Nowak. Dort auch weitere Links zum Film. Aus dem Text: ".Fünf Großunternehmen in unterschiedlichen Regionen des Landes werden vorgestellt: neben der Aluminiumhütte, ein Textilunternehmen, eine Tomatenfabrik, eine Kakaofabrik und eine Papierfabrik. Sie waren alle von ihren vormaligen Besitzern aufgegeben und die Arbeiter waren entlassen worden. Sie haben sich entschlossen, die Fabriken zu besetzen und die Produktion wieder in Gang zu bringen. Das ist ihnen in den gezeigten Fällen mit einigen Erfolg gelungen. Darauf sind die Interviewpartner auch sehr stolz."
Internationale Perspektiven des bolivarianischen
Prozesses in Venezuela [Aufruf] zur Unterstützung und Vorbereitung
einer gewerkschaftlichen Rundreise in Deutschland
"Es werden gewerkschaftliche Gremien und Gruppen, Vertrauenskörper, Soli-Initiativen und Einzelpersonen gesucht, die an einem gewerkschaftlichen Austausch mit Arbeitervertretern aus Venezuela interessiert sind. Der diesem Aufruf beiliegende [Vorschlag] soll als Diskussionsgrundlage für die Konzeption und Organisation eines solchen Projektes dienen." Aufruf und Vorschlag des Netzwerkes Venezuela aus Frankfurt vom 10.09.2005. Die Gruppe hat auch eine eigene Homepage mit weiteren Informationen und den Terminen der regelmäßigen Treffen.
Öffentliches Interesse vor Profit. Venezuela rüttelt an den Produktionsverhältnissen. Besetzte Unternehmen, Enteignungen und Arbeitermitverwaltung
Artikel von Dario Azzellini in junge Welt vom 06.10.2005
Gespräche
mit Aluminium-Arbeitern in einer Stadt, die es nicht gibt...
Ciudad Guyana, beinahe 600 Kilometer (südlich)
von Caracas entfernt, ist ein typisches Produkt der Planer-Mentalität:
selbst die Fluglinien negieren ihre Existenz, Flüge gehen immer
noch nach Puerto Ordaz, dann muß mensch über den Fluß
nach San Felix. Was es aber wohl gibt ist Venezuelas zweitwichtigstes
Exportprodukt: Aluminium. Und Stahl - Puerto Ordaz sollte einst
das städtische Zentrum einer zu schaffenden Schwerindustrie-Region
am Oriniko sein. Und wurde es auch - heute hat die Doppelstadt rund
1 Million Einwohner. Wie aus dem Leben der Menschen und ihren Erfahrungen
eine starke Basis für die Unterstützung der Politik der
bolivarianischen Bewegung um Hugo Chavez entstand, wird deutlich,
wenn die Erfahrungen des Widerstandes gegen die Privatisierung von
Stahl- und Aluminiumwerken geschildert werden: die Gewerkschaften
der traditionellen Föderation - die immer noch dem IBFG angeschlossen
ist - hatten nichts besseres zu tun, als die Privatisierung zu akzeptieren
(und jene aus ihren Reihen bzw den Betrieben zu entfernen, die dagegen
waren). Es gab keinen unmittelbaren, sofortigen Protest gegen diese
Gewerkschaftspolitik, aber eben, wichtiger vielleicht, eine anwachsende
grundlegende Unzufriedenheit und wachsende Ablehnung. Speziell unter
jenen 10.000 Arbeitern des Aluminiumwerkes (von 14.500) die in den
90er Jahren zu Beschäftigten von Subunternehmen gemacht wurden,
mit bekannten Folgen für sie. Solche Fakten und noch viel mehr
lesenswertes berichtet der linke US Reisende Richard Estes in seinem
- wie er betont, persönlichen, nicht journalistischen - Reisebericht
aus Venezuela "Ciudad
Guyana and The New Working Class of Venezuela"
vom 14. September 2005 bei "Venezuela-Analysis", der vor
allem auf Gesprächen mit "Alt-Linken" basiert und
den wir hiermit ultrakurz deutsch zusammengefasst haben.
Stadtporträt Caracas
"Fragt man die BewohnerInnen von Caracas, was
sie für das größte Problem der Stadt halten, nennen
die meisten als erstes die Gewaltkriminalität. Dies gilt sowohl
für Carceños aus der Unter- als auch aus der Mittelschicht,
und es gilt auch weitgehend unabhängig von der politischen
Orientierung. Eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie das
Problem jenseits populistischer Parolen anzugehen wäre, findet
nicht statt. Man versucht sich irgendwie zu schützen, geht
abends nicht mehr raus, und besonders die begüterten Schichten
bunkern sich ein, um ein Gefühl von Sicherheit zu erreichen.
Dadurch aber verändert sich die Stadt grundlegend". Die
Analyse der Stadt Caracas "Die
eingebunkerte Stadt"
- die zum guten Teil auch für andere, zumindest lateinamerikanische
Metropolen gelten kann - von Tulio Hernández in der Ausgabe
287 der "ila" (Juli-August 2005).
Erstmals gleicher Mindestlohn für Landarbeiter
Am 1. Mai gab der venezuelanische Präsident die
Erhöhung des Mindestlohns im Lande bekannt: 26% Lohnerhöhung
für Mindestlohnbezieher im allgemeinen, aber 40% Erhöhung
für LandarbeiterInnen - womit diese erstmals denselben Mindestlohn
haben, wie die ArbeiterInnen in der Stadt - alle, sofern sie in
Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten arbeiten (und nicht,
wie mindestens 55 Prozent der VenezuelanerInnen, im informellen
Sektor). Die (englische) Vorab-Meldung "Rural
workers minimum wage upped to urban workers level for first time
in history"
von Patrick J. O'Donoghue in "VH-Headline" vom 28. April
2005
Venepal – Eine Papierfabrik in Arbeiterhand
Kampf gegen Großgrundbesitz
"Kampf
gegen den Großgrundbesitz in Venezuela: Chávez verspricht
„Agrarrevolution“ – Bauern fordern ihre Umsetzung
gegen die Bürokratie" - ein Beitrag von Dario Azzellini
vom Januar 2005 in ausführlicher Fassung.
Die bolivarianischen Kandidaten müssen
auf demokratische Weise gewählt werden
(Es necesario elegir los candidatos bolivarianos
de forma democrática) - Stellungnahme der Nationalen Koordination
des Gewerkschaftsbundes UNT vom 5.November 2004 zu den Regionalwahlen
in Venezuela. Die
deutsche Zusammenfassung einer Rundmail
Das Referendum
Desde la Venezuela Bolivariana
Vier Wochen lang war Manuel Espinar im März
und April 2004 für seine Organisation Haydeé Santamaría
(Spanien) in Venezuela und publizierte mehrere (spanische) Berichte
von Gesprächen und Erlebnissen mit aktiven Menschen. Jetzt
sind diese "Comunicados"
beim linken spanischen Portal "Nodo50"
dokumentiert.
Solidarität mit dem Bolivarianischen Prozess
Ein Bericht
von Dario Azzellini aus Caracas vom 15.April 2004 vom zweiten
Weltsolidaritätskongress mit der Bolivarianischen Revolution.
Solidarität mit Basisorganisationen und Regierung
in Venezuela
Zwei Jahre nach dem am Volkswiderstand gescheiterten
rechten Putschversuch in Venezuela und angesichts fortdauernder
internationaler Versuche, den bolivarianischen Prozess zu unterminieren
gibt es seit dem 19.März
2004 auch in der BRD einen Solidaritätsaufruf, den wir dokumentieren.
Das Referendum der Opposition - andere Methoden
für alte Ziele?
Auf den ersten Blick sieht es so aus: Eine Volksabstimmung
zur Abwahl von Hugo Chavez - also eine grundlegende Veränderung.
Verfassungskonform statt Putsch. Wie es auf den zweiten, genaueren
Blick aussieht, und was für Folgerungen zu ziehen sind, machen unsere
beiden Beiträge deutlich:
"Als 1976 das Erdöl in Venezuela nationalisiert
wurde, wurden die transnationalen Konzerne für den bereits angerichteten
Schaden nicht zur Verantwortung gezogen..."
Ein Interview
von Dario Azzellini mit Ana Elisa Osorio , Ministerin für Umwelt
und Naturressourcen über die Umweltprobleme eines Erdölförderlandes.
Warum wir ALCA ablehnen
Ein Interview
von Dario Azzellini mit Iris Varela, Abgeordnete der MVR im Parlament
von Caracas und Vorsitzende der parlamentarischen ALCA-Kommission
(ALCA - englisch FTAA ist das Projekt "Panamerikanische Freihandelszone").
"Die Bolivarischen Zirkel"
Interview
von Tom Burke mit Rodrigo Chavez , erschienen im US Z-Net am 30.Juli
2003 ,
über die Bedeutung der Bolivarianischen Zirkel für Venezuela, von
Christian Stache für Z-Net Deutschland übersetzt und auf dessen
homepage zu lesen... |