Please hold the line - Call Center Fantasien
Das Theaterprojekt: “Das Call Center der Zukunft ist längst schon heute Realität. Eine alles durchdringende Dienstleistungswelt, die höchste Flexibilität und Anpassungsbereitschaft von ihren Agenten fordert. Drei Bewerber haben es geschafft und blicken hoffnungsvoll auf ihre neue Arbeit. Doch zwischen digitalisierter Kommunikation und universeller Standardisierung ist kein Platz für Befindlichkeiten. Im Schnellverfahren werden sie auf Service getrimmt. Die Anforderungen werden größer, der Druck steigt. Doch wer kollabiert am Ende zuerst, das System oder der Mensch? Für die Recherche haben sich drei Schauspieler - als Call Center Agenten getarnt - auf die Suche nach den Abgründen im Kosmos der Kommunikation gemacht. Jeden Abend entscheiden der Zuschauer, der Zufall und das Geschick des Agenten den Ablauf der Vorstellung. Denn am Ende gilt: nur die Quote zählt.“
- Premiere: 7. Dezember 2012, 20 Uhr im Theater Aufbau Kreuzberg. Weitere Aufführungen am 8. und 9., 14, 15. & 16. Dezember 2012, jeweils um 20 Uhr. Im Anschluss Podiumsdiskussion zu den Arbeitsbedingungen in Call Centern. Im Anschluss können die Zuschauer in einem Workshop unter Anleitung eines Schauspielers die Seiten tauschen und sich selbst in der Rolle des Call Center Agenten erfahren
- Karten: 13,- € / erm. 8,- €. Siehe die Webseite des TAK – Theater Aufbau Kreuzberg
- Die LabourNet Germany-Redaktion verfügt über das Privileg, für die 3. Vorstellung (am 9. Dezember) 3x2 Karten anbieten zu können!
Da wir von Niedriglöhnen und – direkt damit zusammenhängend - Armutsrenten in Form von verständlicherweise kündigenden Fördermitgliedern betroffen sind, erlauben wir uns – ganz in unserem Verständnis – das notwendige Ökonomische nicht nur mit politischem Gewissen, sondern auch mit kulturellem Genuss zu verbinden: Die ersten Fördermitglieder (aus dem Raum Berlin oder reisefreudig) bekommen den Genuss dieser Vorstellung gratis! Siehe Infos zur Fördermitgliedschaft (ab 5,50 €/monatlich)
Mehrheit der Call-Center-Mitarbeiter verdient Niedriglöhne
"Die Beschäftigtenzahl in der Call-Center-Branche hat sich von Dezember 2005 bis Dezember 2010 von 40.000 auf 94.000 erhöht. Die Zahl der Männer erhöhte sich im selben Zeitraum von 14.000 auf 36.000 und die Zahl der Frauen von 26.000 auf 58.000. Das schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (17/7132) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (17/6777). Demnach waren Ende 2010 62 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Call-Centern Frauen und 38 Prozent Männer. 64 Prozent der Vollzeit in dieser Branche Angestellten verdienten weniger als zwei Drittel des sogenannten Medianentgeltes von 1.802 Euro. Diese Summe markiert die bundeseinheitliche Niedriglohnschwelle für in Vollzeit beschäftigte sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer." Pressemitteilung des Deutscher Bundestages vom 12.10.2011
Stundenlanges Telefonieren macht arm und krank: Die Call-Center-Branche boomt - nicht zuletzt aufgrund besonders schlechter Arbeitsbedingungen
"Für die etwa 100.000 Call-Center-Agenten in Deutschland soll es auch weiterhin keinen gesetzlich verbindlichen Mindestlohn geben. So zumindest hat es der Hauptausschuss für Mindestarbeitsentgelte beim Bundesamt für Arbeit und Soziales (BMAS) Anfang Juli entschieden. Als Begründung für den Beschluss nannte der Ausschussvorsitzenden Klaus von Dohnanyi (SPD) den Umstand, dass in der Branche keine "sozialen Verwerfungen" vorlägen." Artikel von Ralf Heß auf Telepolis vom 22.07.2011
Meinungsforscher gegen ver.di: Umfrageinstitut forsa macht wegen prekärer Beschäftigung von sich Reden
"Am vergangenen Freitag hatte ver.di eine Aktion vor der Unternehmenszentrale des Meinungsforschungsinstituts forsa angekündigt. Das Unternehmen beschäftigt für seine Umfragen rund 700 "Selbstständige" zu äußerst prekären Bedingungen. Forsa reagierte auf die Aktion mit "Netzwerkreparaturen"...
Artikel bei der ver.di-Jugend vom 04.08.2010 . Aus dem Text: "An den beiden Standorten in Dortmund und Berlin beschäftigt forsa als Interviewer/-innen ca. 700 Studierende, Rentner/-innen, Nebenberufler/-innen, die alle als "selbständig" gelten. Diese erhalten ein geringes Stundenhonorar von meist 8,50 Euro und müssen davon 1 Euro abgeben für die Einmietung an Computer und Telefon. Forsa spart durch diese Vertragskonstruktion bezahlten Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und einen Betriebsrat. Wenn die Beschäftigten die Toilette aufsuchen, müssen sie sich ausloggen, damit diese Zeit nicht als Arbeitszeit berechnet wird. Es ist laut und stressig. Die neu angeschafften Stühle sind für einen Arbeitsplatz nicht geeignet. Die Headsets sind oft alt und schmutzig..." Siehe dazu:
- Selbstständig und prekär beschäftigt: Ver.di kritisiert Arbeitsbedingungen beim Meinungsforschungsinstitut forsa
Artikel von Aert van Riel im Neues Deutschland vom 05.08.2010
Aus dem Text: "...Als ver.di für vergangenen Freitag vor dem forsa-Gebäude in Berlin-Mitte eine Kundgebung ankündigte, wurden an diesem Tag beim Institut kurzfristig Netzwerkreparaturen durchgeführt. Einige Gewerkschafter vermuteten, dass das Unternehmen verhindern wollte, dass Beschäftigte und ver.di auf diesem Weg miteinander in Kontakt treten könnten. Ob zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft und forsa Gespräche über Bezahlung und Arbeitsbedingungen stattfinden werden, ist offen. Ver.di will sich dabei für höhere Honorare, moderne und saubere Arbeitsgeräte sowie Lärmschutzwände einsetzen. Zudem soll der Status als Selbstständiger oder Angestellter frei wählbar sein. Zunächst habe sich forsa kooperativ gezeigt, berichtete Pollmann. Die Initiative zu Gesprächen sei von Geschäftsführer Manfred Güllner ausgegangen. Aber dann habe das Unternehmen seit etwa einem Monat keinen der vorgeschlagenen Termine bestätigt..."
Gewerkschaft beklagt Arbeitsbedingungen in Call-Centern: "Die Angst ist oft groß"
Die Arbeitsbedingungen in vielen der deutschlandweit 5700 Call-Centern sind oftmals schlecht. Mitarbeiter beklagen unbeständige Arbeitszeiten, mobbingartige Kontrollen und Stundenlöhne von fünf oder sechs Euro. Gewerkschafter wollen nun die Bedingungen verbessern. Beitrag von Anne Morczinek, WDR-Hörfunkstudio Bonn, auf Tagesschau.de vom 18.08.2009 . Aus dem Text: „…In Deutschland gibt es rund 5700 Call-Center, in denen an die 450.000 Menschen beschäftigt sind. Die Branche ist stark zersplittert: Es gibt keinen Arbeitgeberverband, mit dem Tarifverträge flächendeckend ausgehandelt werden könnten. Auch die Finanzkrise zeigt Folgen. Der Preiskampf tobt. Die Branchenriesen wie Bertelsmann/Arvato schließen deshalb Stellenstreichungen nicht mehr aus. In den Call-Centern ist nur jeder zehnte Arbeitnehmer - je nach Branche - gewerkschaftlich unterschiedlich organisiert. Im Call-Center-Bereich sind sowohl ver.di als auch Transnet, die IG-Metall und die DPVKOM engagiert.“
Hotline as Hell
"Die T-Com gliedert Call Center aus und lobt sich dafür selbst. Früher stellten sich Menschen die Hölle mit brodelnden Kochtöpfen und zwickenden Teufeln vor. Seit Kafka wurde dieses Bild mehr und mehr von Vorstellungen einer monströsen Bürokratie abgelöst. Und spätestens seit dem Ende der 1990er ist das Angewiesensein auf eine "Servicehotline" eine beliebte Vorstellung für ewige Folter." Artikel von Peter Mühlbauer auf telepolis vom 28.06.2008
Bericht: Auf Widerstand gegen Arbeitsplatzüberwachung folgt Kündigung
"In einem Callcenter in Essen, das zum Elektronikkonzern Medion gehört, soll etlichen Mitarbeitern gekündigt worden sein, weil sie sich gegen eine geplante Überwachung am Arbeitsplatz gewehrt haben. Dies berichtet Spiegel Online am heutigen Montag. Die Maßnahmen - mitgehörte Gespräche, Überwachung des E-Mail-, Brief- und Faxverkehrs - sollten den Angaben zufolge auf Druck des Großkunden Aldi eingeführt werden. Die rund 150 Mitarbeiter von AMS (Allgemeine Multimedia Service GmbH) hätten eine Zusatzvereinbarung unterschreiben müssen, in der die "neuen Qualitätsmaßnahmen" als Mittel "zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit und wesentlicher Kundenbeziehungen" bezeichnet werden." Kurze Zusammenfassung des Spiegel-Online-Artikels auf Heise-Online vom 22.04.2008. Der Spiegel-Artikel ist dort verlinkt .
Delhi Calling
"In deutschen Arbeitsämtern lassen sich durchaus Hochlohn-Jobs finden, in der indischen Marktforschung zum Beispiel. Anderthalb Euro Stundenlohn sind dort viel Geld. Nach einem telefonischen Vorstellungsgespräch kann man wenig später von Indien aus Unternehmen in Deutschland anrufen und sie zu ihren jeweiligen Zukunftsmärkten ausfragen. Folgender Text wurde nach einem dreimonatigen Job als Call Centre Agent in Gurgaon, einem boomenden Aussenbezirk von New Delhi geschrieben. Er geht kurz auf den marginalen Trend ausländischer Beschäftigung in indischen Call Centren ein, beschreibt den Arbeitsalltag. Hauptaugenmerk liegt auf der Zusammensetzung der Industrieregion Gurgaon, wo tausende Call Centre-ArbeiterInnen in unmittelbarer Nähe zu Auto- und Textilfabriken Nachtschichten fahren. Es folgen fünf Interviews mit jungen InderInnen, die bei Citibank, HP und anderen Multis die ausgelagerte Telefonarbeit machen und eine Einschätzung einer Flugblattaktion vor Call Centern in Gurgaon und Delhi." Artikel vom 11.04.2007
Die Uhr läuft mit - Call Center in Indien
"Ein Job in dieser Wachstumsbranche verspricht sozialen Aufstieg bis in die urbanen Mittelschichten. Mit 21 träumte Jamie Johnson aus der indischen Hauptstadt von einer Karriere als Nachrichtensprecher, vorzugsweise bei einem englischsprachigen Fernsehsender. Um diesem Ziel einen Schritt näher zu kommen, heuerte er bei einem Call-Center an. Dort wollte er sein Englisch aufpolieren und obendrein britische und amerikanische Akzente einüben. Mittlerweile arbeitet er vier Jahre in der Telefon-Branche, hat fünf Mal den Arbeitgeber gewechselt und sein Monatsgehalt von 7.000 auf 40.000 Rupien (also von umgerechnet rund 130 auf rund 750 Euro) gesteigert." Artikel von Steffen Vogel in Freitag 06 vom 10.02.2006
"Der ferne Agent"
Indische Call Center sind und bleiben ein Thema - vor allem für englisschsprachige Länder ausserhalb Indiens. Nun kommt aus Indien eine ausführliche Studie über Arbeitsbedingungen und Entwicklungen der dortigen Call Center Branche (speziell in New Delhi), die selbstverständlich die indischen Verhältnisse als Vergleichsbasis hat - und auf diesem Hintergrund individuelle Arbeitserfahrungen zu systematisieren versucht. Die (englische) Studie "CHRONICLING THE REMOTE AGENT: REFLECTIONS ON MOBILITY AND SOCIAL SECURITY OF CALL CENTRE AGENTS IN NEW DELHI" von Taha Mehmood und Iram Ghufran wurde im August 2005 auf der Konferenz "New Global Workforces and Virtual Workplaces: Connections, Culture and Control" des National Institute of Advanced Studies in Bangalore vorgestellt und diskutiert.
Bei Anruf Stress
"Wer in Deutschland die Service-Nummer einer Firma wählt, landet nicht selten in einem Call-Center in Irland. Hier lassen die Firmen günstig telefonieren. Weniger günstig sind die Arbeitsbedingungen für die Angestellten. Sie klagen über Zeitdruck, mangelnde Absicherung und Überwachung am Arbeitsplatz. Die wenigsten halten den Job länger als ein Jahr durch." Artikel von Ralf Sotscheck in ver.di-publik vom August 2005
Harte Zeiten
"Es herrscht mal wieder Krisenstimmung in Firma X. Seit ihrem Börsengang vor 4 Jahren und der raschen Expansion hat es allerdings schon so einige Krisen gegeben. Mit 10 Standorten ist sie mittlerweile in 8 Bundesländern präsent und im letzten Jahr stieg die Zahl der Mitarbeiter durch strategische Zukäufe von 1800 auf 2700. Das Kerngeschäft liegt im Trend. Es geht um "outsourcing". Für namhafte Großunternehmen werden Servicecenter betrieben, die den gesamten Kundenkontakt dieser Firmen abwickeln. (.) Den Siegesnachrichten zum Trotz blieb den Agents und Verwaltungsangestellten in der Produktion, zum Ende des 4. Quartals 2004 die schon in Vorjahren gebetsmühlenartig von der Firmenführung wiederholte Aufforderung Opfer zu bringen nicht erspart." Der Bericht aus dem Alltag eines CallCenters von Birgit Boetius
Stimme
und Bestimmung - Wer spricht im Call Center und von wem ist die
Rede?
Artikel
von Hannes Oberlindober
Arbeitsbedingungen im Call Center. Virtuelle
Konferenz
Vom 22. - 25 Mai 2002 führt Call Center Agent
Net im Rahmen der internationalen Konferenz "World Wide Work"
in Berchtesgaden eine virtuelle Parallel-Konferenz zum Themenbereich
"Arbeitsbedingungen im Call Center" durch. Die virtuelle
Konferenz wendet sich vor allem an Call Center Agents.
Weitere Infos
Startschuss für "Soziale Gestaltung
der Arbeit in Call Centern" (soCa)
Arbeitnehmerkammer Bremen und ver.di wollen Arbeitsbedingungen
in Call Centern verbessern. Pressemitteilung
der Arbeitnehmerkammer Bremen vom 13. Februar 2002
Calltrain-Manifest
In Anlehnung an das "Cluetrain-Manifest",
das ein Regelwerk für soziale und ökonomische Integration
für die new economy aufstellt (www.cluetrain.com
)
haben Eckart Menzler-Trott, Benno Restrup und Hannes Oberlindober
einen Entwurf für ein "Calltrain-Manifest"
erarbeitet, der Basis eines Regelwerkes für sozial angemessene
Arbeitsbedingungen im ökonomischen Kontext der Call Center
sein könnte - zur Diskussion freigegeben
Schöne neue Arbeitswelt
"Schöne neue Arbeitswelt" ist der Titel einer Veranstaltungsreihe,
die die Gruppe Blauer Montag von Mai bis Juni diesen Jahres in Hamburg
durchgeführt hat. Ziel ist es gewesen, die verschiedenen Aspekte
der widersprüchlichen Realität diskutierbar zu machen, die hinter
dem homogenisierenden wie schillernden Label "IT-Arbeit" (auch in
CallCentern) stecken. Wir dokumentieren hierzu Einleitung sowie
jeweils Einladungen und Protokolle unter Diskussion:
Arbeitsalltag/Arbeitsorganisation
sinn der arbeit (in call centern)
hotlines-Flugblatt
bei Prol-Position
vom März 2001
Rauchende Calls - Ueber die Intensivierung
der Arbeit
2. hotlines-flugblatt: arbeitsintensivierung in call
centern. Flugblatt
bei Prol-Position vom Dezember 2000
Neues Arbeitsgebiet "Call-Center"- Chance
für Frauen?
Artikel
von Katharina Homann-Kramer
Arbeitsbedingungen in Call-Centern
Artikel von Ralf Brodesser und Sabine
Gröngröft ,
erschienen in Sozialismus 4/2000
"Arbeit im Call Center: Arbeitsplatz der Zukunft
mit Schattenseiten"
Mit diesem Titel fand ein Pressegespräch der Redaktion
der Zeitschrift "Computer-Fachwissen für Betriebs- und Personalräte"
der Bund-Verlag Gruppe in Frankfurt/M. am 15. Juni 1999 statt -
daraus dokumentieren wir:
- Einleitungstext
und Programm
- Psychische Belastungen der Call Center-Arbeit, Vortrag
von Amela Isic
- Strategien zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Call Centern
aus gewerkschaftlicher Sicht, Vortrag
von Christine Meier
- Call Center - Eine kritische Bestandsaufnahme, Vortrag
von Eckart Menzler-Trott
- Arbeitsrechtliche Probleme im Call Center, Vortrag von Prof.
Dr. Peter Wedde
Die neue Fließbandarbeit
Im Jahr 2000 werden weltweit Hunderttausende von Arbeiterinnen
und Arbeitern bei telefonischen Call-Centern angestellt sein. Diese
Branche entwickelt eine neue Form von Fließbandarbeit, und die Gewerkschaften
müssen auf der Hut sein. Mehr dazu |