Betriebsräte und Gewerkschaften: Hilfe bei der Krisenbewältigung
"Viele Unternehmer loben die gute Zusammenarbeit mit Betriebsräten und Gewerkschaften während der Krise. Ob daraus dauerhaft ein entspanntes Verhältnis entsteht, ist offen. Der alte Klassenkampf blitzt jedoch nur noch selten auf." Artikel von Holger Paul und Henrike Rossbach in der FAZ online vom 28. Dezember 2010
Wirtschaftskrise mit Verzögerung bei Tarifverdiensten sichtbar
"Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, hat sich die Gesamtentwicklung der Tarifverdienste abgeschwächt. Im April 2010 stiegen die tariflichen Monatsverdienste der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland gegenüber dem April 2009 um 1,9% und damit geringer als noch im Januar 2010 (+ 2,3%) und als im Jahresdurchschnitt 2009 (+ 2,8% gegenüber Jahresdurchschnitt 2008). Die Abschwächung der Tarifentwicklung ist maßgeblich darauf zurückzuführen, dass die hohen und mit einer langen Laufzeit versehenen Stufenabschlüsse, die unter anderen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abgeschlossen wurden, nunmehr auslaufen. Zudem fielen viele der im Berichtszeitraum neu abgeschlossenen Tariferhöhungen deutlich niedriger aus als im Vorjahr..." Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 30.07.2010
Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Beschäftigten
"Auf die Wirtschaftskrise reagieren viele Betriebe mit Personalabbau, Kurzarbeit und Abstrichen bei Lohn und Gehalt. Zwischen den Branchen und Beschäftigtengruppen bestehen aber deutliche Unterschiede. Zu diesem Ergebnis kommt eine Online-Erhebung des Projekts LohnSpiegel, die vom WSI-Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung durchgeführt wurde. Dieser WSI-Report stellt die Gesamtergebnisse vor und präsentiert darüber hinaus detaillierte Daten für die Metallindustrie, die chemische Industrie und den Finanzdienstleistungssektor..." Ergebnisse der Online-Erhebung des Projekts LohnSpiegel von Reinhard Bispinck, Heiner Dribbusch und Fikret Öz in WSI Report vom März 2010
WSI-Halbjahresbilanz: Deutlicher Rückgang der Arbeitskämpfe im ersten Halbjahr 2010
Im ersten Halbjahr 2010 ist die Zahl der Streikenden und der durch Arbeitskämpfe ausgefallenen Arbeitstage im Vergleich zur ersten Hälfte 2009 deutlich zurückgegangen. Mit rund 86.000 Streikenden hat sich die Zahl der an Streiks und Warnstreiks beteiligten Beschäftigten gegenüber dem Vergleichszeitraum auf weniger als ein Drittel verringert. Dies zeigt die Halbjahresbilanz zur Arbeitskampfentwicklung, die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung am 05.08.2010 vorlegt hat . Siehe dazu:
- Kaum Arbeitskämpfe in der Krise
Die in Deutschland ohnehin vergleichsweise geringe Streikaktivität ist im Zuge der Krise weiter zurückgegangen. Artikel von Herbert Wulff in der jungen Welt vom 06.08.2010 . Aus dem Text: ".In der größten Branche der Privatwirtschaft, der Metall- und Elektronindustrie, hatten Gewerkschaft und Unternehmerverbände die diesjährige Tarifrunde wegen des Absatzeinbruchs vorgezogen und noch innerhalb der Friedenspflicht eine Vereinbarung erzielt. Der Vertrag, der geringfügige Lohnzuwächse und Regelungen zur »Beschäftigungssicherung« beinhaltet, endet erst Ende März 2012. Die 3,35 Millionen Metaller haben daher formal keine Möglichkeit, vom aktuellen Absatzboom zu profitieren."
- Anmerkung Orlando Pascheit
"Im Grunde hätten die Gewerkschaften genügend Gründe um auf die Straße zu gehen, wie IG-Metall-Vorstand Hans-Jürgen Urban verspricht. Leider beschränkt die Streikbereitschaft auf Tarifverhandlungen und hat sich in der Vergangenheit nie gegen die Neuausrichtung einer Politik gerichtet, die die Einflussmöglichkeiten der Gewerkschaften systematisch untergrub. Unbegreiflich wie die Gewerkschaften die politische Förderung eines Niedriglohnsektors verschlafen konnte. Da hilft es dann wenig, wenn IG-Metall-Vorstand Hans-Jürgen Urban im Nachhinein feststellt: "Die Agenda-2010-Politik war die Axt, mit der das historische Band zwischen Gewerkschaften und Sozialdemokratie zerschlagen wurde." Es wird Zeit, dass die Gewerkschaften den politischen Streik auf ihre Agenda setzen." Anmerkung von Orlando Pascheit in den Hinweisen des Tages der Nachdenkseiten vom 6. August 2010
Instant-Tarifrunden - Tarifpolitische Effizienz- und Stellvertreter-Innovation?
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Gewerkschaft fordert Arbeitsplätze statt Löhne und Jobgarantie qua Kurzarbeit
„Man musste aufpassen, sie nicht zu verpassen, die diesjährige Metall-Tarifrunde. Es sollte eine „Blitzaktion“ sein, „ganz ohne Rituale“ und „geräuschlos“. Und so war es dann auch. Auf „informeller Ebene“ sind sich Gewerkschafter und Arbeitgebervertreter ganz schnell „ziemlich nahe gekommen.“ Die IG-Metall stellte – erstmals – keine Lohnzahl auf und bot stattdessen Lohnverzicht durch nochmalige Erweiterung der sog. tariflichen Kurzarbeit an. Mit großem Verständnis für die „gebeutelte Metallbranche“ verfolgt die IG-Metall ihr Ziel, die Rettung von Arbeitsplätzen, egal, was das für Lohn und Leben der Lohnabhängigen bedeutet…“ Beitrag auf GegenStandpunkt! in Radio Unerhört Marburg - Die Sendung vom 24. März 2010
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Nicht auf unserem Rücken? Öffentlicher Dienst u.a.: Tarifpolitik in der Krise in der Krise
"Nicht auf unserem Rücken" und "Wir zahlen nicht für eure Krise" - das war und ist das grundsätzliche Statement, mit dem Gewerkschaften und Linke in die Auseinandersetzung um die Krise und die Verteilungswirkung ihrer Folgen hineingegangen sind. Die Abschlüsse in der metallverarbeitenden Industrie und im Öffentlichen Dienst (Bund und Kommunen) geben darauf eine im negativen Sinne richtungweisende Antwort." Artikel von Günter Busch, Bernd Riexinger und Werner Sauerborn
- Ein Ausdruck der Defensive
Nach den Abschlüssen in der Metallindustrie und im öffentlichen Dienst ist ein Strategiewechsel der Gewerkschaften notwendig. Artikel von Joachim Bischoff im ND vom 27.02.2010 . Aus dem Text: ".Der Kollateralschaden dieser ungewöhnlichen Verhandlungsstrategie der IG Metall besteht darin, dass die Gewerkschaften des öffentlichen Sektors ihre Tarifauseinandersetzung allein durchkämpfen mussten. Die Chance einer politischen Verzahnung der Tarifauseinandersetzungen wurde nicht genutzt. (.) Die beiden zentralen gewerkschaftlichen Verteilungsauseinandersetzungen in diesem Jahr geben eine entscheidende Antwort nicht: Wer zahlt für die Kosten der Krise? (.) In beiden Tarifauseinandersetzungen fällt auf, dass der Beteiligung von Mitgliedern und Beschäftigten entgegen der immer wieder betonten Grundorientierung kein wirklicher Raum eröffnet wurde. Erstmals wurde eine Metall-Tarifrunde ohne Forderungsdiskussion in den Betrieben und regionalen Tarifkommissionen und ohne Mitgliedermobilisierung durchgeführt. Auch bei den Gewerkschaften des öffentlichen Sektors war Beteiligung scheinbar nur als Auftaktveranstaltung gefragt. Die Anlage des Konfliktes legt den Schluss nahe, dass die Verhandlungsführung der Gewerkschaften von Beginn an eine Einigung ohne Arbeitskampf anstrebte. (.) Nach dem Ende der Tarifrunden in der Metallindustrie und im öffentlichen Dienst wären die Gewerkschaften gut beraten, zügig einen Strategiewechsel einzuleiten. Was tariflich nur in bescheidenem Umfang und immer nur für Teile der Erwerbsbevölkerung durchgesetzt werden kann, muss nun politisch eingefordert werden: eine Strategie, die die Kosten der Krise denen abverlangt, die für sie verantwortlich sind und die Sicherung von Beschäftigung durch einen Strukturwandel, der soziale, ökologische und demokratische Perspektiven eröffnet."
- Alles auf Konsens
"Selbstverständlich ist das nicht, was in den letzten Wochen in den Tarifauseinandersetzungen geschehen ist. Nach dem historischen Einbruch der Wirtschaft ist es nicht zu scharfen Konflikten, Massenstreiks und "sozialen Unruhen" gekommen, vor denen noch vor Monaten DGB-Chef Sommer und andere gewarnt hatten. Im Gegenteil: Gewerkschaften und Arbeitgeber haben sich schneller und geräuschloser als üblich auf Kompromisse verständigt. (.) Die Sozialpartnerschaft, die auf Konsens ausgerichtet ist, blüht in der Krise auf.." Kommentar zur Tarifeinigung von Eva Roth in der FR vom 01.03.2010 . Eva Roth meint es allerdings positiv.
Tarifrunden 2010: Bürokratie bereitet eine Katastrophe vor - wir müssen sie stoppen!
Kommentar von Martin Suchanek vom 16.02.2010 in Linkezeitung
Kampf um den Lohn
"Es ist ein Zerrbild, wenn man arme Metaller und gefräßige Staatsdiener gegeneinander ausspielt. Eine moderate Gehaltserhöhung im öffentlichen Dienst kann die Wirtschaft stabilisieren." Leitartikel von Eva Roth in der Frankfurter Rundschau vom 13.02.2010
ver.di betont Unterschied zu IG Metall in Tarifverhandlungen. Verhandlungsführer Meerkamp setzt auf höhere Lohnforderungen im Öffentlichen Dienst
Der Verhandlungsführer der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Achim Meerkamp, betont angesichts des angekündigten Verzichts der IG Metall auf Lohnerhöhung die unterschiedliche Ausgangslage der Gewerkschaften. Text des Interviews mit Joachim Meerkamp von Ute Welty im Deutschlandradio vom 10.02.2010
Verhandlungen in der Krise: Südbadische Gewerkschaftschefs über den Tarifstreit
Die Wirtschaftskrise wirkt sich auf alle Branchen unterschiedlich aus - genauso unterschiedlich sind auch die Strategien der Gewerkschaften im Tarifstreit. Wie schätzen südbadische Gewerkschaftschefs die Lage ein? Artikel von Jörg Buteweg und Ronny Gert Bürckholdt in Badische Zeitung vom 11. Februar 2010
Ein Vergleich von Äpfel mit Birnen: Was IG Metall und Ver.di trennt
Kommentierte Presseschau von Volker Bahl vom 10.2.2010
Mehrheit der Deutschen fordert von den Gewerkschaften mehr Zurückhaltung beim Tarifstreit im öffentlichen Dienst
"Eine Mehrheit der Deutschen fordert von den Gewerkschaften mehr Zurückhaltung beim Tarifstreit im öffentlichen Dienst. 55 Prozent sind der Ansicht, "die Gewerkschaften im öffentlichen Dienst sollten mit ihren Forderungen zurückhaltender sein, weil dem Staat Geld fehlt". 42 Prozent sind hingegen der Meinung, "die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes sollten ihre Forderungen durchzusetzen versuchen wie in anderen Branchen auch". Für diese Umfrage im Auftrag der ARD-Tagesthemen hat das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap von Dienstag bis Mittwoch dieser Woche 1.000 Bundesbürger telefonisch befragt." ARD DeutschlandTrend vom Februar 2010 vom 04.02.2010 in den Finanznachrichten . Siehe dazu die Anmerkung von MB in den Nachdenkseiten, Hinweise des Tages (2) 5. Februar 2010 : "Die Gehirnwäsche funktioniert offensichtlich prächtig. Es soll bei Tarifforderungen Zurückhaltung geübt werden, weil dem Staat (der seit Jahrzehnten kaputt gespart und privatisiert und reformiert wird) Geld fehlt. Welche Rolle spielt bei dem Ergebnis ein altes Rollenbild vom Öffentlichen Dienst als Behörden- und Beamtenstaat? Welche Rolle spielen Klischees wie "Der Staat muss schlanker werden - das können Privatunternehmen besser"? Welche Rolle spielen Aspekte der Staatsfinanzen wie der Bankenrettungsschirm und die Steuersenkungen für Hotelbetriebe?"
Gewerkschaften strikt gegen Nullrunden ''Zeit der Wünsche ist vorbei''
"Gewerkschaften auf Krawallkurs: Der NGG-Vorsitzende Möllenberg will für seine Branche Lohnforderungen von vier bis fünf Prozent durchsetzen.
Die Gewerkschaften lehnen Forderungen nach Nullrunden bei den Tarifverhandlungen in diesem Jahr vehement ab. "Wir brauchen Lohnerhöhungen, um den Binnenmarkt anzukurbeln. Das geht nur, wenn die Arbeitnehmer mehr Geld in der Tasche haben", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Franz-Josef Möllenberg, der Süddeutschen Zeitung. Mehrere Wirtschaftsexperten hatten zuvor erklärt, die Gewerkschaften sollten sich 2010 mit Forderungen zurückhalten, um die Unternehmen zu entlasten." Artikel von T. Öchsner in Süddeutsche Zeitung vom 05.01.2010
Tarifrunde 2010: Professoren sondern Lohnstoppfloskeln ab
"Die Verhandlungen haben noch gar nicht begonnen, da wissen Deutschlands vermeintliche Top-Ökonomen schon, wie die Lohnrunde ausgehen soll. Zurückhaltung sei angesagt, lautet der Standardratschlag. Schweigen wäre besser gewesen." Kommentar von Thomas Fricke in FDT online vom 04.01.2010
Am Verhandlungstisch. In großen Branchen laufen Tarifverträge aus. Die Gewerkschaften wollen die Arbeitsplätze absichern.
"Geld oder Arbeit - diese Alternative wird die Tarifrunde 2010 prägen. Während es für gut zwei Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst vor allem um Geld geht, stehen in der Industrie Instrumente zur Beschäftigungssicherung im Mittelpunkt." Artikel im Tagesspiegel vom 02.01.2010 . Aus dem Text: ". [IG Metall:] Um das Ganze für die Arbeitnehmer erträglich zu machen, seien zwei Varianten möglich. Die erste nach dem Vorbild der Stahlindustrie, wo es für eine Stunde Arbeitszeitverkürzung einen 25-prozentigen Teillohnausgleich durch den Arbeitgeber gibt, indem der noch Gehalt für eine Viertelstunde zahlt. Als zweite Möglichkeit sieht Höbel die Drittelparität: Wenn zum Beispiel die Arbeitszeit um weitere 120 Minuten reduziert wird, dann zahlt der Arbeitgeber noch für 40 Minuten; Geld für weitere 40 Minuten kommt vom Staat und die restlichen 40 Minuten bleiben unbezahlt - das ist dann sozusagen der Beitrag der Arbeitnehmer. Bis auf 25 Wochenstunden könnte Höbel zufolge die Arbeitszeit reduziert werden, wenn solch ein Modell zu tragen käme. Mit der neuen Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will IG-Metall-Chef Berthold Huber darüber im neuen Jahr sprechen. (.) [ver.di:] "Fragen der Beschäftigungssicherung sind für die Mitarbeiter komplett in den Hintergrund getreten", sagt Verdi-Vorstand Achim Meerkamp über die Stimmung an der Gewerkschaftsbasis. Anders gesagt: Trotz bescheidener Abschlüsse für den öffentlichen Dienst in den vergangenen zehn Jahren wurden permanent Stellen gestrichen; Lohnzurückhaltung bringt also keine Arbeitsplatzsicherheit im öffentlichen Dienst."
IG BCE ruft zu Zurückhaltung bei Lohnforderungen auf - Aufruf zur Kooperation mit Schwarz-Gelb
"Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis, hat angekündigt, im kommenden Jahr mit Lohnforderungen zurückhaltend zu sein. Das berichtet der Bremer Weser-Kurier (Sonnabendausgabe). "In der Industrie ist die Krise real. Für die IG BCE sind Kurzarbeit und Insolvenzen täglich Themen, mit denen wir uns zu beschäftigen haben", sagte Vassiliadis dem "Weser Kurier". Das habe selbstverständlich Wirkungen in der Tarifpolitik. "Die IG BCE will 2010 mit ihrer Tarifpolitik Beschäftigung sichern und Ausbildung fördern", kündigte der Gewerkschaftschef weiter. Gleichzeitig kritisierte Vassiliadis Verdi-Chef Frank Bsirske scharf, weil dieser Ankündigungen der Industriegewerkschaften zur Lohnzurückhaltung ablehnt und IG Metall-Chef Berthold Huber deshalb kürzlich angegriffen hatte." Weser-Kurier-Pressemitteilung vom 14.11.2009 Siehe dazu auch:
"Wir brauchen mehr Innovation"
IG BCE-Chef Michael Vassiliadis im Interview im Weser-Kurier vom 14.11.2009
Tarifexperte erwartet deutliche Lohnforderungen
"In den Tarifrunden 2010 wird es nach Einschätzung des gewerkschaftsnahen WSI-Tarifarchivs neben der Beschäftigungssicherung auch um deutliche Lohnsteigerungen gehen." Artikel in Berliner Zeitung vom 01.11.2009
Bsirske: Lohnverzicht ist der falsche Weg
"Auch für die drei größten deutschen Gewerkschaften - Verdi, IG Metall und IGBCE - ist die Lage nicht einfach: Können sie Lohnerhöhungen in der Krise durchsetzen? Verdi-Chef Bsirske meint: Lohnverzicht ist der falsche Weg. IG Metall-Boss Huber argumentiert anders.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will trotz der Wirtschaftskrise Lohnerhöhungen durchsetzen. "Lohnverzicht ist in einer Zeit, in der wir uns am Rande einer Deflation bewegen, der falsche Weg", sagte Verdi-Chef Frank Bsirske der WAZ-Gruppe. "Zudem gibt es auch Branchen wie den Energiebereich, die gute Gewinne machen. Für uns bleibt der Ausgleich von Preissteigerung und Produktionszuwachs der Maßstab.".." Artikel von Ulf Meinke in DerWesten vom 26.10.2009
Jobs statt mehr Geld in der Tasche? IG-Metall-Chef kündigt Lohnzurückhaltung für Tarifrunde 2010 an / ver.di: »Falscher Weg«
"Als im vergangenen Jahr die Bankenwelt zusammenbrach und sich damit auch ein Ende des wirtschaftlichen Aufschwungs abzeichnete, war man sich unter Gewerkschaften weitgehend einig. Gerade in dieser schwierigen Situation würden kräftige Reallohnerhöhungen gebraucht, um die Binnenwirtschaft anzukurbeln und die Talfahrt so zumindest abzudämpfen, hieß es. Ein Jahr später beginnen die Meinungen der Gewerkschaftsbosse auseinanderzudriften." Artikel von Ina Beyer im ND vom 28.10.2009 . Aus dem Text: ".In eine ähnliche Richtung geht die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE): Auch hier will man in den kommenden Tarifrunden den Erhalt von Jobs in den Vordergrund rücken. Die Lage in den Branchen sei jedoch sehr unterschiedlich, gab Peter Hausmann, Mitglied im geschäftsführenden IG-BCE-Hauptvorstand, gegenüber der »WAZ« an. Manchen Betrieben gehe es wieder gut, andere steckten noch in Schwierigkeiten. Die drittgrößte deutsche Gewerkschaft will ihre Forderungen für die Chemie-Tarifrunde 2010 am 23. November beschließen. (.) Auch das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hält Lohnzurückhaltung derzeit eher für kontraproduktiv. »Gesamtwirtschaftlich betrachtet ist es nicht sinnvoll, Lohnverzicht zu üben«, sagte der Leiter des WSI, Reinhard Bispinck, gestern auf ND-Nachfrage. Die Reallöhne gingen bereits im sechsten Jahr in Folge zurück." |