liebe KollegInnen,
Neu im LabourNet Germany am Montag, 8. November
2004:
I. Diskussion: (Lohn)Arbeit / sozialpolitische
Aktionen und Proteste
a) Großdemonstration
gegen Sozialraub, Agenda 2010 und Hartz IV am Samstag, den 06.11.04 in
Nürnberg zur Bundesagentur für Arbeit
- Knapp 10.000 Menschen demonstrierten am 6.11.04 gegen Sozialraub,
Agenda 2010 und Hartz IV in Nürnberg. Presseerklärung
der Presse AG des SF Nürnberg vom 6.11.04
- „Das Ende der Bescheidenheit! Wir wollen alles: Alles für
Alle! Antikapitalistischer Block - 06.11.04 Nürnberg“ - Bilder
von der Aktion
- VeranstalterInnen ziehen Positivbilanz - Widerstand geht weiter.
„Vor rund 7000 TeilnehmerInnen kündigten RednerInnen
auf einer Kundgebung an der Bundesagentur für Arbeit an, den Widerstand
gegen die Hartz-Pakete auch über den Jahreswechsel hinaus fortzusetzen.
Vielen Betroffenen würde wohl erst im kommenden Jahr das wahre
Ausmaß der Maßnahmen und Kürzungen bewusst werden.
Es gehe nun um den Ausbau von Basisstrukturen, die den sozialen Widerstand
tragen müssten. Mit Aufklärungsarbeit wolle man weitere Menschen
für eine Bewegung gewinnen und langen Atem zeigen, so eine Rednerin
aus München. Der afrikanischer Vertreter einer MigrantInnenorganisation
wies auch auf die diskriminierende Wirkung der Arbeitsmarktreformen
hin, die besonders Menschen ohne Papiere träfen….“
Interview
mit Sven Röser, Sprecher des Nürnberger Sozialforums
beim Radio Stoffwechsel vom 06.11.2004 (17:00) (mp3)
- BAGSHI: Hartz IV muß weg
Hartz IV führt zu einer Aushöhlung der Rechtsposition von
Erwerbslosen, so die Kritik von Frank Jäger, Geschäftsführer
der Bundesarbeitsgemeinschaft der Sozialhilfeinitiativen (BAGSHI). Besonders
hart geht Jäger mit den sogenannten 1-Euro-Jobs ins Gericht. Im
Interview mit Maike Dimar erläutert er die Folgen für die
Betroffenen. Interview
beim Radio Stoffwechsel vom 06.11.2004
(mp3)
- Nürnberg: Unangemeldeter Besuch bei der AWO
„Unangemeldeten Besuch bekamen heute der Kreis- sowie der
Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Nürnberg, bzw. Mittelfranken.
Anlass war am Tag vor der Demo am 6.11 zur Agentur für Arbeit in
Nürnberg, die Thematisierung von 1 Euro Jobs sowie die "freiwillige"
Rückkehrberatung für Flüchtlinge...“ Bericht
von Caravan vom 05.11.2004 bei indymedia
b) Agenturschluss
Agenturschluss in Gelsenkirchen
"Die 'Agenturen für Arbeit' und die Sozialämter
sind beauftragt Arbeitslose zu nötigen, zu erpressen und mit Sanktionen
zu bedrohen. Werden die »Arbeitsagenturen« zur »Arbeitspolizei«,
stellen wir ihre Existenzberechtigung in Frage. Pauschalisierte Leistungen
wie das Arbeitslosengeld 2 könnten auch von einer Finanzbehörde
ausgezahlt werden. Also wozu brauchen wir Arbeitsämter." Mit
dieser Begründung fordert die Gelsenkirchener Initiative "Agenturschluß"
die Abschaffung der Arbeitsagenturen und die Einführung eines Existenzgelds.
Am Mittwoch hatte die Initiative mit einer Aktion auf ihre Forderungen
aufmerksam gemacht und symbolisch das Arbeitsamt Gelsenkirchen geschlossen.
Gleichzeitig sollte mit der Aktion zum bundesweiten Protest in Nürnberg
mobilisiert. Stefan Zimmer sprach während der Demo mit Mitgliedern.
Interview
beim Radio Stoffwechsel vom 06.11.2004
(mp3)
II. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Realpolitik
/ Arbeitsamt und Arbeitszwang / Arbeitsverwaltungen wehren sich –
wogegen? / AgenturSchluss
– mit oder gegen AmtskollegInnen?
- “Hallo Kollege Weiss,
ich bin ver.di-Vertrauensleutesprecher (und Personalrat) in der Agentur
für Arbeit in Nürnberg. Schon wieder muss ich Mitgliedern
erklären, dass ver.di nicht zum Sturm der Arbeitsämter/agenturen
aufruft. Kann Austritte noch verhindern….” Brief
von Karlheinz Meininger an die Redaktion und die Antwort von Helmut
Weiss
- „Ein Traum von Gewerkschaft“
Leserbrief
von Jörg Zimmermann an ver.di-publik
zu Berichten zu Hartz IV/ALG II in den Ausgaben 10 und 11/2004 (pdf)
Aus dem Text: „… wer freilich eine Haltung und gewissen
Einfluss in den Agenturen hätte (etwa über Mitglieder und
solche im Personalrat) könnte genau hier mitkämpfen gegen
ein Sch…-Gesetz: Durch Zustimmungsverweigerung bei Urlaubssperren,
Mehrarbeit oder – unter bestimmten Umständen – Versetzungen
in Antragsannahme und –verfütterung an die (nicht funktionierende)
EDV. Aber dazu müsste man Gewerkschaft sein und kein ModeratorInnenverein.“
III. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Realpolitik
/ Arbeitsamt
und Arbeitszwang
a) Agentur
wofür?
- »Man wird verwaltet«. Ein Gespräch mit einer engagierten
Erwerbslosen über die Bundesagentur für Arbeit, Hartz IV und
die Folgen
Die Soziologin Rose Kolb ist seit mehreren Jahren erwerbslos. Neben
ihrem Engagement in der Organisation »Anders arbeiten oder gar
nicht«, aus der Mitte dieses Jahres die Berliner Kampagne gegen
Hartz IV hervorging, initiiert sie derzeit eine Betroffenenversammlung
von Menschen mit Ein-Euro-Jobs in Berlin. Interview
von Martin Kröger in Jungle World vom 03. November 2004
- Das System läuft stabil. An der Bundesagentur für Arbeit
wird vieles kritisiert. Dabei leistet sie genau das, wofür sie
da ist. Artikel
von Regina Stötzel in Jungle World vom 03. November 2004
b) Trainingsmaßnahmen
und andere Umschulungen
- Arbeiten für nichts. Sogenannte Trainingsmaßnahmen ermöglichen
Null-Euro-Jobs für Unternehmen. Die Firma Prodemis in Troisdorf
bei Köln beschäftigte in diesem Jahr über dreißig
Personen. Artikel
von Helmut Lorscheid in junge Welt vom 01.11.2004
- »Es handelt sich um Leistungsmißbrauch«. Bislang
gibt es keine Kontrolle für Firmen, die Trainingsmaßnahmen
beanspruchen. Ein
Gespräch mit Werner Marquis ,
Sprecher der Regionaldirektion NRW der Agentur für Arbeit, von
Helmut Lorscheid in junge Welt vom 01.11.2004
IV. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Realpolitik
/ Erwerbslosigkeit
a) Gesetzliche
Grundlagen der Lohnersatzleistungen
Sozialgerichtsprozess: Auslegung der Sozialgesetze zuungunsten
eines Arbeitslosen
„Am 1. November 2004 fand vor der 57. Kammer des
Sozialgerichts Berlin die mündliche Verhandlung meiner Klage vom
23. September 2003 statt. Ich klagte auf eine Beendigung der kontinuierlichen
Absenkung meiner durch die Bundesagentur für Arbeit (BA) gewährten
Arbeitslosenhilfe gemäß § 200 SGB III sowie auf Schadenersatz.
(…) Der Gerichtsbeschluss am Ende der mündlichen Verhandlung:
Abweisung der Klage durch das Sozialgericht Berlin. Wie ich am Schluss
der mündlichen Verhandlung ankündigte, werde ich nach Absprache
mit einem Anwalt des DGB und gemäß § 143 Sozialgerichtsgesetz
(SGG) gegen dieses Urteil der 57. Kammer des Sozialgerichts Berlin Berufung
einlegen.“ Bericht
von Antonín Dick vom 4.11.04
b) Arbeitslosigkeit
als Alltag
Die Agentur in uns. Praxis des Selbstmanagements.
Artikel
von Anton Landgraf in Jungle World vom 03. November 2004
V. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Realpolitik
/ ALG
II
- Alg II-Antrag - Fallen und Tücken
Ausführliche Ausfüllhinweise mit Tipps und Informationen!
Wie reagiere ich auf verschärften Druck zur Antragsabgabe? Wie
wahre ich mein Recht auf Datenschutz? Erste Musterschreiben! Siehe eine
neue
Sonderseite bei BAG-SHI
- Arbeitsagentur streicht Hilfen Jeder vierte Langzeitarbeitslose erhält
ab Januar 2005 keine staatliche Unterstützung mehr / Behörde
rechnet mit 300 000 negativen Bescheiden.
„Fast jeder vierte Bezieher von Arbeitslosenhilfe wird nach
Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit Beginn des
Jahres 2005 keine staatliche Unterstützungsleistung mehr bekommen.
Wie die Berliner Zeitung erfuhr, geht die Nürnberger Bundesagentur
davon aus, dass rund 23 Prozent der derzeitigen Arbeitslosenhilfeempfänger
das ab Januar gültige Arbeitslosengeld II nicht erhalten werden.
Diese Größenordnung ist eine der Grundlagen des Haushaltsentwurfs
der BA, der am Donnerstag beraten wurde und in der kommende Woche festgestellt
werden soll. Damit werden insgesamt rund 500 000 der derzeit über
zwei Millionen Bezieher von Arbeitslosenhilfe künftig leer ausgehen….“
Artikel
von Matthias Loke und Hendrik Munsberg bei Berliner Zeitung vom 06.
November 2004
- "Ein-Euro-Jobs könnten reguläre Beschäftigung
verdrängen". Der Nürnberger Experte Ulrich Walwei über
Chancen für Arbeitslose und Risiken für den Arbeitsmarkt
Die Regierung setzt im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit auf so genannte
Ein-Euro-Jobs. Der Arbeitsmarktsexperte Ulrich Walwei vom Nürnberger
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung warnt vor übertriebenen
Erwartungen. FR-
Interview in der FR vom 01.11.2004
VI. Internationales: Italien
- Love-Parade von links. Tag des direkten sozialen Konflikts: In den
Straßen Roms tanzten am Sonnabend 70000 Menschen gegen Verarmung
und Ausgrenzung. Grundeinkommen für alle gefordert. Artikel
von Damiano Valgolio in junge Welt vom 08.11.2004
- »Auskommen für alle, Krieg für niemanden«. Italiens
Basisgewerkschaften und junge Prekäre gehen gemeinsam auf die Straße.
Gespräch
mit Angelo Pedrini ,
er war 15 Jahre Mechaniker bei CONED in Mailand. Jetzt ist er einer
der nationalen Koordinatoren der CUB, einem Zusammenschluß linker
Basisgewerkschaften in Italien. Interview von Damiano Valgolio in junge
Welt vom 08.11.2004
VII. Internationales: Großbritannien
/ Arbeitskämpfe
Erfolgreicher landesweiter Streiktag im öffentlichen
Dienst
Für Freitag, den 5. November 2004 hatte die PCS (Public
and Commercial Services Union) zu einem eintägigen Vollstreik aufgerufen:
Die erste Widerstandsaktion gegen die Pläne der Labour-Regierung,
rund 100.000 Jobs im öffentlichen Dienst zu streichen. In einer Urabstimmung
hatten sich die Mitglieder mit überwältigender Mehrheit für
den Streik ausgesprochen.
- Hundreds Of Thousands In Biggest Strike In Over A Decade (Hunderttausende
am grössten Streik seit einem Jahrzehnt beteiligt). Ein offizieller
Bericht
von Alex Flynn, Pressestelle der PCS, vom 6.11.04
im LabourNet UK
- PCS National Strike 5th Nov - Report From Southend On Sea
Ein (englischer) Vorort-Bericht
aus Essex über den Streiktag von Ian Pope ,
Vorsitzender der PCS South Essex Revenue Branch, vom 6.11.04 im LabourNet
UK
- Civil Service Job Cuts. (Englische) Stellungnahme
von Kevin Kelly aus der PCS-Strömung "Left Unity" (Linke
Einheit) vom 17.Juli 2004
zu den Plänen der Labour-Regierung, bis zu 100.000 Stellen im öffentlichen
Dienst zu streichen, im LabourNet UK
- Wettlauf um Sozialabbau. Großbritannien: Gewerkschafter kritisieren
Londons Kahlschlagspolitik im öffentlichen Dienst. Ausstand von
Staatsangestellten
„Am Freitag streikten in Großbritannien die Staatsangestellten
gegen die von der Regierung angekündigte Streichung von mehr als
100 000 Stellen im öffentlichen Dienst. Die über 300000 Mitglieder
zählende Gewerkschaft PCS, die erst kürzlich das Recht erstritten
hatte, eine einheitliche, alle Staatsbediensteten umfassende Tarifforderung
einzubringen, wertete den Ausstand als großen Erfolg. Insgesamt
167 Behörden waren vom Streik betroffen….“ Artikel
von Christian Bunke, Manchester, in junge Welt vom 06.11.2004
Aus dem Text: „… Die konservative Sun nahm dagegen die
Streikenden direkt ins Visier. Sie forderte ihre Leser auf, während
des Ausstands »Drückeberger« anzuschwärzen. Die
Gewerkschaft meinte dazu: »Streß und Arbeitsplatzunsicherheit
führen zu Krankheiten. Viele sind gezwungen, trotz Krankheit zur
Arbeit zu gehen. In Zukunft sollen Beschäftigte im öffentlichen
Sektor fünf Jahre länger arbeiten. Wir haben sowohl unsere
Bosse als auch die Kürzungen der Regierung satt!« (…)
Parallel zum Ausstand der Staatsangestellten fand in London ein Sitzstreik
von 200 Bauarbeitern statt, die Ausbesserungen an Gleisanlagen für
die Kanaltunnelzugverbindung durchführen. Die Baufirma Laing O’
Rourke wollte u. a. eine 50prozentige Gehaltskürzung und eine 20prozentige
Kürzung des Urlaubsgeldes durchsetzen. Wie Steve Hedley, der Organisator
des Streiks, junge Welt gegenüber erklärte, knickte der Unternehmer
aber schnell ein. »Schon nach zwei Stunden Streik hatte es der
Arbeitgeber plötzlich sehr eilig, mit uns zu verhandeln.«“…“
VII. Internationales: Nigeria
"Thousands want strike"
Ein (englischer) Bericht
von Andrea Botha vom 4. November 2004 bei "News24.com"
über eine Grosskundgebung in Lagos zur Unterstützung der erweiterten
Wiederaufnahme des Streiks gegen die Ölpreiserhöhung am 16.
November
VIII. Internationales: Uruguay
- Der Wahlsieg gehört nicht Tabaré
Ein (ins Deutsche übersetzter) Beitrag
von Hector Nunez (PIT Montevideo) zum Wahlsieg der Linken am 31.Oktober
2004 - Keine Frage eines Parteiensiegs, sondern eine Grundstimmung der
Bevölkerung, die sich im Wahlergebnis ausdrückt
- Wir dürfen uns nicht wie Blätter im Wind treiben lassen.
Der uruguayische Schriftsteller Eduardo Galeano über George W.
Bush, den Wahlsieg der Linken in Uruguay und ein Signal gegen die Wasserprivatisierung
»Die offenen Adern Lateinamerikas«. Mit diesem Werk wurde
Eduardo Galeano 1971 weltweit bekannt. Seit seiner Rückkehr aus
dem Exil nach dem Ende der Militärdiktatur in Uruguay 1985 setzt
sich Galeano für die Demokratisierung des Landes ein. Mit ihm sprach
in Montevideo für ND Gerhard
Dilger im ND vom 05.11.04
IX. Internationales: Kolumbien / Coca
Cola-Kampagne
- Impressionen aus dem Oriente Antioqueño September –
Oktober 2004
„Im September und Oktober 2004 besuchten wir, zwei Mitglieder
des “Red Europea de Hermandad y Solidaridad con Colombia”
zum zweiten Mal in diesem Jahr fuer einen laengeren Zeitraum verschiedene
Siedlungen der Landkreise von Granada und San Luis, im Oriente Antioqueño.
Der
vorliegende Bericht gibt persoenliche Eindruecke ueber Aspekte der
aktuellen Situation wider, in der diee Bevoelkerung in dieser Zone des
Departamentes Antioquia lebt….“
- Eiskalt erschießen. Kaum Solidarität mit Kolumbien im DGB
Weil in kolumbianischen Coca-Cola-Auftragsfirmen Gewerkschafter ermordet
werden, versuchen sich europäische Gewerkschaftslinke an einem
Coca-Cola-Boykott. ND sprach mit Edgar Paez, dem internationalen Sprecher
der betroffenen Lebensmittelgewerkschaft »Sinaltrainal«.
Interview
von Hannes Heine in ND vom 5.11.04
Lieber Gruss, Mag
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils
aient ou non un emploi
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