Updated: 18.12.2012 16:22 |
Liebe KollegInnen, neu im LabourNet Germany am Freitag, 28. Oktober 2005 I.Internationales / Brasilien Obdachlosenbewegung organisiert Grossbesetzung im Bundesstaat São Paulo Die Obdachlosenbeweung MTST - eine Art städtisches "Pendant" zur Landlosenbewegung MST (und von vielen in Brasilien als "Ausgeburt der MST" charakterisiert) hat in der paulistanischen Stadt Taboão da Serra ein Grundstück von etwa 100.000 qm besetzt, das vorher funktionslos war. Dort leben jetzt etwa 3.500 Menschen - und wollen da bleiben. Die Drohungen gegen diese Selbstorganisation zur Lösung des brennenden Wohnungsproblems sind heftig, weshalb die Besetzer um Solidarität bitten. Der "DRINGENDE AUFRUF DER BRASILIANISCHEN OBDACHLOSENBEWEGUNG MTST" in einer deutschen Übersetzung (von NT) vom 21. Oktober 2005. II.Internationales / Brasilien / Arbeitskämpfe a) Lehrergewerkschaft gewinnt Anfang Oktober demonstrierten rund 30.000 LehrerInnen der staatlichen Grundschulen des Bundesstaates São Paulo vor dem Sitz der Landesregierung gegen eine Gesetzesvorlage des PSDB-Gouverneurs, der die 128.000 (von 230.000 insgesamt) LehrerInnen, die als Zeitvertrags-Kräfte arbeiten wesentlich schlechter gestellt hätte: das auch von Pädagogen als "nicht besonders klug" bezeichnete Projekt sah vor, dass sie nur noch für sechs Monate arbeiten durften - und dann erst wieder nach zwei Jahren. Aufgrund der massiven Proteste wurde das Gesetzesprojekt jetzt erst einmal ausgesetzt - und mit ihm auch historische Errungenschaften der Zeitvertrags-Beschäftigten verteidigt. Ein kurzer Bericht "Lehrer gewinnen - einstweilen?" von Jair Silveira, Funktionär der Paulistaner Lehrergewerkschaft vom 25. Oktober 2005 b) GROB - Gewerkschaft gewinnt Am Freitag den 21. Oktober hat die Firma Grob nachgegeben: Luis Batista Oliveira ist wieder eingestellt und kann seine gewerkschaftlichen Aufgaben wieder wahrnehmen. Die (englische) Pressemitteilung "Victory at Grob Brasil" der CNM vom 23. Oktober 2005. III.Internationales / Marokko "Wir wollen nicht, dass unser Land Erfüllungsgehilfe ist" Nicht nur in Spanien, auch in Marokko selbst hat der EU-Grenzkrieg gegen schwarzafrikanische Flüchtlinge keineswegs nur grössere Debatten erzeugt, sondern auch weitreichende Proteste und Aktionen. In einem Land, das das "Problem der Verschwundenen" trotz diverser Komissionen lieber unter dem Teppich halten will, in dem der Chefredakteur einer Regionalzeitung Schwarzafrikaner als "Heuschrecken" bezeichnet, kein leichter Stand für demokratische Kräfte. Die aktuelle Materialsammlung "Wir wollen nicht, dass unser Land Erfüllungsgehilfe ist" vom 26. Oktober 2005 IV.Internationales / Mali Flüchtlinge aus Ceuta und Melilla sprechen Mali, Kamerun und Senegal - das sind die drei Länder aus denen die schwarzafrikanischen "Flüchtlingswellen" in Marokko und nach Spanien, die angeblich die EU bedrohen, vor allem stammen. Über ihre Erfahrungen in Marokko und Spanien im September und Oktober 2005 und ihre Fluchtgründe sprechen Flüchtlinge aus Mali in dem (französischen) Bericht "La force des vaincus - Des refoulés maliens de Ceuta et de Melilla témoignent" auf der Seite der AMTF (Maghrebinische Arbeitervereine in Frankreich). V.Internationales / Tunesien "Schadet dem Ansehen Tunesiens" Der Hungerstreik nämlich, den seit 10 Tagen 8 Menschen, darunter der Vorsitzende der Journalistengewerkschaft, durchführen - meint der Regent auf Lebenszeit Ben Ali. Kommt wie immer darauf an, bei wem: Ben Ali selbst und seine EinMann-Demokratie waren beispielsweise bei einem früheren Exekutor des IWF namens Köhler gut angesehen "wg investitionsfreundlichem Klima". Die Hungerstreikenden dagegen sind bei den demokratischen Kräften, der Gewerkschaftsbewegung gut angesehen - im Gegensatz zu Herrn Ali. Die Internationale Journalistenföderation hat beispielsweise ein Erklärung zur Unterstützung dieses Hungerstreiks und seiner Ziele (Schluss mit Zensur, Vereinigungsfreiheit, Freiheit für politische Gefangene) veröffentlicht. Eine kurze Materialsammlung über das "Echo des Schadens" vom 27. Oktober 2005. VI.Internationales / Venezuela Streik für Gewerkschaftsrechte - heute schon geknabbert? 40 Arbeiter der "Snacks America Latina" halten seit August in Barquisimeto ihren Betrieb besetzt, weil ihnen das Recht, sich gewerkschaftlich zu organisieren verweigert wird. "Snacks America Latina ist dabei wahrlich kein kleines Unternehmen, hinter dem Namen steht der transnationale Lebensmittelkonzern „Frito Lay“ (Mexiko/USA), der die auch in Deutschland erhältlichen „Doritos“ und weiteres Knabberzeug produziert" - schreibt Dario Azzellini in seinem jw-Lesereisebericht "David gegen Goliath" (eine leicht erweiterte Fassung des Berichts in der "Jungen Welt" vom 26. Oktober 2005) VII.Internationales / Senegal Club Aldiana - Kampf um Gewerkschaftsrechte Es mag ja für manche ein toller Urlaub sein, in einem solchen Club (vor allem, wenn man das Land nur als Postkarte kennenlernen will), tolle Arbeit für die Beschäftigten ist es wahrlich nicht: Am vergangenen Sonntag haben 400 Beschäftigte die Arbeit niedergelegt, weil einigen KollegInnen, die eine Gewerkschaft organisieren wollten, entlassen wurden. Der Bürgermeister vermittelte einstweilen - die nationale Gewerkschaft der Hotelangestellten verhandelt mit der Geschäftsleitung und so lange ist der Streik ausgesetzt. Der (französische) Bericht "Club Aldiana : la colère du personnel pollue l'air du petit paradis" von Karim Lo in der senegalesischen zeitung "Wal Fadjiri" vom 25. Oktober 2005, gespiegelt bei "Allafrica". VIII.Internationales / Israel / Arbeitsbedingungen und - kämpfe Erneuter Behinderungsversuch gegen das Workers Advice Center Der zuständige Behördenvertreter für die Zulassung von Nichtkommerziell orientierten Vereinigungen setzte Anfang Oktober die Serie von Behinderungen im Zulassungsprozess des WAC fort, die nun schon seit einem Jahr andauert. Dabei setzte er sich auch über Absprachen hinweg, die der Rechtsvertreter des WAC mit dem stellvertretenden Behördenleiter getroffen hatte. Die (englische) Protest-Presseerklärung "Israeli Registrar of NPA's new attempt to take control of the WAC" vom 5. Oktober 2005 IX.Internationales / Irak Halliburton/KBR belügt Arbeiter aus asiatischen Ländern über ihren Einsatzort Die "Chicago Tribune" hat in einem zweiteiligen Artikel die Geschichte von 12 nepalesischen Arbeitern verfolgt, deren Ermordung durch bewaffnete islamische Kräfte weltweit Schlagzeilen machte. Die Halliburton Tochterfirma KBR hatte sie über ein Subunternehmen, eine Anwerbefirma - wie viele aus dem ärmsten Regionen vor allem Asiens - ins Land geholt, um Aufräum- und Reinigungsarbeiten zu leisten. Sie unterschrieben allerdings einen Vertrag zur Arbeitsaufnahme - in einem Hotel in Amman. Diese glaubliche Geschichte des freien Unternehmertums hat Dave Zweifel in "The Madison Capital Times" weiter verfolgt - und festgestellt, dass die ganze mafiöse Unternehmung auch noch aus Steuergeldern finanziert wird. Der (englische) Bericht "Halliburton's New Low in Treachery" von Dave Zweifelin der "The Madison Capital Times" vom 17. Oktober 2005, gespiegelt bei "Truthout". X.Internationales / Kanada "Unrest in the West" Bis zum Jahre 1872 galten in Kanada - wie auch im britischen Gesetz - gewerkschaftliche Vereinigungen als kriminelle Vereinigungen. Der Kampf um Vereinigungs- und Redefreiheit führte im als "still" bezeichneten kanadischen Westen zu den "Vancouver Riots" von 1909 und 1911. Erstmals gibt es jetzt eine Buchpublikation zu diesem wichtigen aber weitgehend "vergessenen" Kapital der kanadischen Geschichte. "Unrest in the West - Riots: Part of your Vancouver heritage" ist ein Kapitel (öffentlich im Netz bei "Terminal City") des Buches "Reading the Riot Act" von Michael Barnholden, das im Oktober 2005 im Anvil Verlag erschienen ist, und nicht zuletzt die Rolle der IWW in diesen Auseinandersetzungen behandelt. ...bis bald, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |