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Updated: 18.12.2012 15:51
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"Schadet dem Ansehen Tunesiens"

Der Hungerstreik nämlich, den seit letzter Woche 8 Menschen, darunter der Vorsitzende der Journalistengewerkschaft, durchführen - meint der Regent auf Lebenszeit Ben Ali. Kommt wie immer darauf an, bei wem: Ben Ali selbst und seine EinMann-Demokratie waren beispielsweise bei einem früheren Exekutor des IWF namens Köhler gut angesehen "wg investitionsfreundlichem Klima". Die Hungerstreikenden dagegen sind bei den demokratischen Kräften, der Gewerkschaftsbewegung gut angesehen - im Gegensatz zu Herrn Ali. Die Internationale Journalistenföderation hat beispielsweise ein Erklärung zur Unterstützung dieses Hungerstreiks und seiner Ziele (Schluss mit Zensur, Vereinigungsfreiheit, Freiheit für politische Gefangene) veröffentlicht. Eine kurze Materialsammlung über das "Echo des Schadens" vom 27. Oktober 2005.

Das Echo des Schadens

Wie es bei einem Lebenszeit-Regenten kaum anders sein kann, fand Herr Ali, seines Zeichens Präsident Tunesiens, dass die Hungerstreikenden dem Ansehen des Landes schaden würden und ohnehin nur eine kleine Minderheit seien. Minderheit mag stimmen, so klein aber ist sie denn doch nicht, dass man einfach darüber hinwegsehen könnte...

Wer Ali zu Mehrheiten verhilft, wurde am Freitag letzter Woche deutlich: da bekam er Besuch von Abdeslem Jrad, seines Zeichens Generalsekretär des Gewerkschaftsbundes UGTT, der nichts besseres zu tun hatte, als zu unterstreichen: "Le secrétaire général de l'Ugtt a indiqué que la rencontre lui a permis d'exprimer au Chef de l'Etat la gratitude des syndicalistes et des travailleurs, pour le suivi incessant qu'il accorde au dialogue social" (der UGTT-Generalsekretär verwies darauf, dass das Treffen ihm ermöglicht habe, dem Staatschef die Dankbarkeit der Gewerkschafter und Arbeiter auszudrücken, für dessen unermüdliche Unterstützung die er dem sozialen Dialog leistet). Der ganze (französische) redaktionelle Bericht über diese neue Peinlichkeit "Le Président Ben Ali reçoit le secrétaire général de l'UGTT" externer Link von "TunisiaOnline" vom 21. Oktober 2005 gespiegelt bei "Allafrica".

Inwieweit erwerbslose ehemalige TextilarbeiterInnen oder GeringverdienerInnen in der Tourismusbranche die Dankbarkeit des Herrn Jrad für Alis Politik einer EU-Aushilfe teilen, sei dahin gestellt - mit Sicherheit teilen sie die gewerkschaftlich organisierten Journalisten Tunesiens nicht, deren Vorsitzender nicht zufällig am Hungerstreik teilnimmt, die allerdings auch nicht Mitglied in Jrads seltsamen Verein sind.

Die Internationale Journalistenföderation hat am 20. Oktober eine Erklärung veröffentlicht, deren Überschrift lautet: "Une bataille du désespoir pour les droits des mídias en Tunisie amène un journaliste à rejoindre une grève de la faim" (Ein Kampf der Verzweiflung um Medienrechte bringen einen Journalisten dazu, sich an einem Hungerstreik zu beteiligen) und in der die Forderungen der Hungerstreikenden verteidigt werden. (Der gesamte Text liegt bei Interesse vor).

Wie üblich berichten im Ausland vor allem die französischen Medien relativ ausführlich - und greifen auch die Argumentation des Ali-Regimes auf (mit unterschiedlicher Tendenz, versteht sich), die Hungerstreikenden würden nur den nahenden Weltinformationsgipfel WISIS 2 für ihre Ziele nutzen wollen - als ob dies ein Vorwurf sein könnte.

Währenddessen ist der Ort des Hungerstreiks von einem grossen Polizeiaufgebot umlagert und die betreuenden Ärzte sind mehrfach am Betreten gehindert worden.

Deswegen ist es umso wichtiger, Solidarität auszudrücken. Über Handy angerufen werden können

Hamma Hammami (von der PCOT - Kommunistische Arbeiterpartei Tunesiens) : +216 22 79 57 79 und Lotfi Hajji (SJT - Journalistengewerkschaft Tunesiens) : +216 98 352 262

(Zusammengestellt von hrw)


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