Wenn billig zu teuer ist: Warum nicht einfach - nicht bezahlen?
Aufschwung hin, Profite her - auch im November 2012 war die Nichtauszahlung von Löhnen Hauptgrund der vom China Labour Bulletin erfassten rund 120 Streiks, wobei die meisten in der Bauindustrie stattfanden. Und offensichtlich zunehmend sind Verlagerungen von Fabriken innerhalb des Landes ein weiterer zahlenmäßig wachsender Grund für Widerstandsaktionen schreibt in "Wage arrears cases continue to dominate worker protests in November" Jennifer Cheung am 05. Dezember 2012 im CLB.
Hauptgrund für Streiks: Lohnauszahlung. Spät - oder gar nicht...
In einem Überblick für den August dieses Jahres kommt ein Bericht im China Labour Bulletin zum Ergebnis, dass zu spät (oder gar nicht) ausgezahlte Löhne die Hauptrusache für Streiks in diesem Zeitraum waren. Die meisten Streiks fanden zudem in Küstennähe statt, was jene Thesen rechtfertigen könnte, die einen Trend ins (billigere) Landesinnere zu ziehen sehen. Der Überblick "China’s factories remain the focus of worker unrest in August as manufacturing declines" von Jennifer Cheung am 04. September 2012 im CLB.
"Wenige bekommen mit, was da passiert "
Das ist eine der Leitlinien des Beitrags "China in Revolt" von Eli Friedman in der Ausgabe August 2012 des Magazins Jacobin, der von der Sicht auf die chinesische Arbeiterbewegung "im Westen" - einerseits die "Gefahr" andrerseits die "Opfer" ausgeht, um eine Darstellung der Entwicklung der chinesischen Arbeiterbewegung der letzten Jahre zu geben.
Lohnkämpfe in China: Trotz steigender Einkommen reicht es für einfache Arbeiter oft kaum für das Nötigste
„In der südchinesischen Stadt Shaxi ist es Ende letzten Monats zu Zusammenstößen zwischen Wanderarbeitern und der Polizei gekommen, wie der britische Sender BBC berichtet. Der Ort liegt an der Mündung des Perlflusses unweit Hongkongs. Rund 40.000 Arbeiter aus anderen Regionen des Landes arbeiten dort in Textilfabriken, die meist Billigprodukte für die Märkte Asiens und Afrikas fertigen…“ Beitrag von Wolfgang Pomrehn auf Telepolis Politik News vom 19.07.2012
Collective Awakening and Action of Chinese Workers: The 2010 Auto Workers' Strike and its Effects
Artikel von Wan Kann (Translated from the Chinese by Ralf Ruckus) in Sozial.Geschichte Online » Heft 6 / 2011
Aufwärts! - Streik bei ThyssenKrupp Fahrstühle in Hongkong Ein kurzer aktueller Mailbericht: "Seit 26. September streiken etwa 70 der 100 Beschäftigten von ThyssenKrupp Elevator (HK) in Hongkong. Die Geschäftsleitung, bestehend aus örtlichen und deutschen Managern, hat die Arbeiter schon zwei Tage lang hingehalten und bisher alle Forderungen abgelehnt. Den Arbeitern geht es unter anderem um die Erhöhung ihrer Löhne, ein Ende der überlangen Schichten und das Arbeiten in Teams mit zwei Mechanikern, wie es die Sicherheitbestimmungen vorschreiben. Sie sind Mechnaniker, die die Wartung und Reparatur von Fahrstühlen übernehmen. Vor drei Jahren haben sie schon mal für einen Tag gestreikt, und ihnen wurden Versprechungen gemacht. Geändert hat sich wenig. Jetzt drückt vor allem die hohe Inflation. Der Lohn liegt nur wenig über dem Mindestlohn in Hongkong (28 HK-Dollar pro Stunde). Aufgrund der Arbeitskräfteknappheit im Fahrstuhl-Sektor bekommen Neueingestellte derzeit einen höheren Lohn als Arbeiter mit langer Erfahrung in der Firma, was diese zusätzlich verärgert. Außerdem stellt ThyssenKrupp nicht genug Leute ein, sodass die Leute alleine arbeiten müssen (statt in Zweier-Teams) und viele Überstunden machen müssen. Die Überstunden brauchen die Arbeiter aber wiederum, weil sie nur so finanziell über die Runden kommen".
Trotz Polizeidrohungen: Shanghaistreik geht weiter
Gegenstand der Auseinandersetzung: Betriebsverlagerung. Was für die Belegschaft im besten Falle bedeuten würde, stundenlange An- und Abfahrt zu haben. Weswegen sie in Streik getreten sind, wie aus dem Bericht "Shanghai strike enters 7th day" von Will Clem am 06. Dezember 2011 in der South China Morning Post deutlich wird - die rund 1.000 streikenden Frauen hatten sich bereits vor einigen Monaten erfolgreich gegen weitergehende Verlagerungspläne zur Wehr gesetzt.
Siehe dazu auch: "Workers refuse to back down" von Will Clemm und Fiona Tarn am 07. Dezember 2011 in der South China Morning Post, ein Beitrag, der den Shanghaier Streik einordnet in eine ganze Reihe von Streiks in den industriellen Kernzonen des Landes.
Zuviele Überstunden - Streik bei Apple und IBM Zulieferer
Rund 1.000 der etwa 3.000 Beschäftigten der Jingmo Electronics Corporation in Shenzen traten am Dienstag in den Streik gegen die permanenten Überstundenanforderungen der Geschäftsleitung. Das Unternehmen aus Taiwan gilt als einer der größten Zulieferer für diverse Computermarken wird in dem Bericht "1,000 Workers Strike at Factory That Makes Keyboards for Apple and IBM" vom 23. November 2011 bei China Labor Watch unterstrichen.
Tausende Arbeiter in chinesischer Schuhfabrik im Streik: Protest gegen Kündigungen und Lohnkürzungen
"Laut der Organisation China Labor Watch sind aus Protest gegen Kündigungen und Lohnkürzungen tausende Arbeiter einer Fabrik im Süden Chinas in einen Streik getreten. Dutzende Menschen wurden demnach verletzt, als die Polizei versuchte, die Blockade der Fabrik und einer Strasse in der Nähe der Stadt Dongguan in der Provinz Guangdong zu brechen. An dem Streik in der Fabrik, die unter anderem Schuhe für Nike und Adidas herstellt, beteiligten sich mehr als 7000 Menschen. Der Protest richtete sich gegen die Streichung von Bonuszahlungen und ein Verbot von Überstunden und wurde angeheizt von der Kündigungen von 18 Managern. China Labor Watch zufolge sehen die Arbeiter die Entlassung von Führungspersonal als Vorbereitung für die Verlegung ihrer Fabrik. Einer der gekündigten Manager sagte der Zeitung «China Business News», seine Entlassung sei Teil eines Plans, die Produktion in die nördliche Provinz Jiangxi zu verlegen..." Meldung auf NZZ Online vom 19.11.2011
Triumph-Arbeiterinnen im Streik gegen Arbeitshetze
Triumph-Werk im südchinesischen Haikou: Eine Arbeiterin wurde mit der Aussage zitiert, sie müsse 40 Teile Unterwäsche in 38 Minuten fertig machen, um den Bonus, den sie braucht, zu erhalten - das durchschnittliche Einkommen der Belegschaft liegt bei gerade einmal 700 Yuan. Weil diese Bedingungen in letzter Zeit verschärft worden waren, hatten sich 800 Menschen beschwert - woraufhin sie per Post mitgeteilt bekamen, sie könnten erst einmal zuhause bleiben. Daraufhin traten am Donnerstag über 1.000 ArbeiterInnen in den Streik mit den Forderungen nach Lohnerhöhung und einem Ende der Arbeitshetze, laut dem Bericht "Chinese workers strike for higher pay at lingerie plant" am 08. September 2011 bei China Daily. Die Herren der Geschäftsleitung wollten sich nicht äussern...
Konferenz in Wien - September 2011
"Workers’ Struggles from East to West: New Perspectives on Labour Disputes in Globalised China" so der Titel einer geplanten Konferenz in Wien vom 22. bis 24. September 2011, die in englischer Sprache organisiert sein wird. Auf der Seite auch der "Call for contributions" einzureichen bis 20. Juni 2011.
Ursache und Wirkung: Die Militanz von Bauarbeiteraktionen...
"Die rasante Entwicklung des Bausektors hat die Herausbildung eines in besonderem Maße ausbeuterischen Subunternehmersystems begünstigt. Dieses umfasst zwei Prozesse: die schnelle Kommodifizierung der Arbeit, die vermittels eines Quasi-Arbeitsmarktes in den Dörfern auf dem Land organisiert wird, und die Enteignung der Arbeit während des Produktionsprozesses im Bausektor in den urbanen Regionen. Das für die Reform-Ära in China charakteristische Subunternehmersystem hatte eine endlose Abfolge von BauarbeiterInnenkämpfen für die Auszahlung verspäteter Löhne zur Folge, oft auch in Form gewalttätiger kollektiver Aktionen." - Das ist aus dem Einleitungstext zu "Kultur der Gewalt. Das Subunternehmersystem und kollektive Aktionen von BauarbeiterInnen im postsozialistischen China" von Pun Ngai und Lu Huilin in Sozialgeschichte Online 5/2011 bei der Universität Duisburg-Essen.
Arbeitskämpfe in China 2010 - (einstweilen?) immer eine Meldung wert...
Jede Menge Arbeitskämpfe, Proteste, Widerstandsaktionen: Das kann nur jene überraschen, die China nicht kennen. Denn: Erstens wäre es normal, wenn rund jeder fünfte Mensch auf der Welt Chinese oder Chinesin ist, dass auch ungefähr jede fünfte Auseinandersetzung dort stattfände. Und zum anderen ist die Geschichte Chinas eine regelrechte Kette von Mobilisierungen für ein besseres Leben, die stets große Massen von Menschen bewegten, keineswegs erst in den letzten anderthalb Jahrhunderten seit der Taiping Revolution. Die Tatsache, dass jeder größere Streik in China durch die Medien aller Länder geht, hat natürlich sowohl mit Chinas heutiger Rolle in der Welt zu tun, als auch mit der Herausforderung an die USA und die EU, die diese heutige Rolle auch bedeutet. Und, dies wird immer deutlicher, auch mit den Sorgen von Unternehmen, die chinesische Arbeitskraft könnte zu teuer werden - denn einfach ins nächstbilligere Land weiter zu ziehen ist eben nicht so einfach, insbesondere angesichts der Erwartungen an einen Markt, der heute beispielsweise 20% aller weltweit verkauften Autos repräsentiert. Mit der knappen Materialsammlung "Arbeitskämpfe 2010" von Ende Dezember 2010 versuchen wir nachzuforschen, welche Entwicklungen von Arbeitskämpfen in diesem Jahr welche Bedeutung hatten.
»Sag mir, wo Du stehst« Lehren aus den Streiks bei Autozulieferern in Südchina
"Die Arbeitskonflikte des letzten Sommers in China machten in den chinesischen und internationalen Medien große Schlagzeilen. Als die Beschäftigten von Zulieferfirmen für Honda, Toyota und andere multinationale Autokonzerne die Arbeit niederlegten, ging in den Medien die Furcht vor der »wachsenden Macht der Arbeiter in China« (The Economist) um. Zur selben Zeit brachte eine tragische Selbstmordserie bei Foxconn - dem größten Auftragsfertiger von Computern, iPods und anderen mobilen elektronischen Geräten - die inhumane Natur der Niedriglohn-Massenproduktion für globale Marken wie Apple, HP oder Nokia ans Licht. Beide Ereignisse hatten spürbar eine Wirkung auf Gewerkschaften, Arbeitsexperten und Öffentlichkeit in China - vielleicht eine Wasserscheide im Bezug auf die zukünftige Entwicklung der Arbeitsbeziehungen im Land." Artikel von Boy Lüthje, erschienen im express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 12/10
"Sie haben das selbst organisiert" - Die Streikwelle von Mai bis Juli 2010 in China
"Zwischen Mai und Juli 2010 rollte eine Streikwelle durch die Fabriken ausländischer Automobilhersteller und anderer Unternehmen in China. Ausgangspunkt war der Streik im Getriebewerk von Honda in Foshan (Guangdong). Er stoppte die gesamte Autoproduktion von Honda und führte zu deutlichen Lohnerhöhungen. Von diesem Erfolg inspiriert, traten weitere Honda-Belegschaften in den Streik, gefolgt von ArbeiterInnen in anderen Unternehmen und Sektoren. Es ging ihnen nicht nur um Löhne und Arbeitsbedingungen. Immer wieder forderten sie auch das Recht, ihre eigenen VertreterInnen wählen zu dürfen. Die Regierung reagierte vorsichtig. Erst erlaubte sie den chinesischen Medien, über die Streiks zu berichten, aber als sie sich ausbreiteten fürchtete sie eine soziale Destabilisierung und verbot die Berichterstattung wieder. In ausländischen Medien wurde vor allem die zunehmende Verhandlungsmacht der chinesischen ArbeiterInnen diskutiert, die möglicherweise das Ende des Billiglohnmodells in China einläuten. In diesem Beitrag zeichnen wir zunächst den Ablauf der Streiks bei Honda und anderswo nach. Anschließend diskutieren wir, welche besonderen Bedingungen die Streikwelle bestimmt haben, gefolgt von einer Darstellung wichtiger Hintergründe: die Lohnfrage, die Arbeitskräfteknappheit, der Generationenwechsel und die Rolle der Gewerkschaften. Am Schluss stellen wir Fragen zur weiteren Entwicklung..." Artikel von FreundInnen von gongchao . Es ist ein Kapitel aus dem Buch von Pun Ngai, Ching Kwan Lee: Aufbruch der zweiten Generation. Wanderarbeit, Gender und Klassenzusammensetzung in China. Assoziation A, Berlin 2010. Siehe dazu:
- Veranstaltungen zur Buchvorstellung
Zur Buchvorstellung "Aufbruch der zweiten Generation" und Diskussion der Streikwelle 2010 finden mehrere Veranstaltungen in der Schweiz und Österreich statt. Weitere Veranstaltungen sind im Januar und Februar 2011 geplant, u.a. in Lüneburg, Bremen, Kiel, Oldenburg und Köln. Details werden auf der Seite von Gongchao bekannt gegeben
Arbeitskämpfe in China: Was haben die Berliner MetallerInnen damit zu tun?
"Die Wiedereingliederung der Volksrepublik China in den kapitalistischen Weltmarkt hat große Auswirkungen auf die Weltökonomie. In den Wertschöpfungsketten der Konzerne spielt die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt eine hervorragende Rolle. (...) Viele Berliner Betriebe haben direkte wirtschaftliche Verbindungen zu China. Doch die realen Arbeitszusammenhänge werden allein durch die Firmenleitungen bestimmt. Das Verhältnis zwischen den hiesigen Belegschaften und ihren chinesischen ArbeitskollegInnen ist folglich durch Desinformation und Standortkonkurrenz geprägt. Wir möchten diese Veranstaltung nutzen, um gemeinsam zu überlegen, wie das zu ändern ist. Als Gäste begrüßen wir: Peter Franke (Deutscher Koordinator des Projekts "Arbeitswelten Deutschland China", aufgewachsen in Beijng); Wolfgang Schaumberg (Ehemaliger Betriebsrat und langjähriger Aktivist der Betriebsgruppe "Gegenwehr ohne Grenzen" bei Opel Bochum, betreut seit Jahren gewerkschaftlich interessierte Reisegruppen in China) sowoie einen Mitherausgeber des Buches "Aufbruch der zweiten Generation Wanderarbeit, Gender und Klassenzusammensetzung in China". Am Dienstag, 7. Dezember um 19 Uhr, Haus der IG Metall, Alte Jakobstr. 149, 10969 Berlin, Veranstalter: Arbeitskreis Internationalismus der IG Metall Berlin" Der gesamte Text auf der Seite des Arbeitskreises
- Arbeitskämpfe in China: Die Berliner IG Metall informiert über das Reich der Mitte
"Von der Wirtschaftsmacht China ist medial viel die Rede. Dass dort mittlerweile weltweit die meisten Arbeitskonflikte stattfinden, dürfte weniger bekannt sein. Deshalb war der Saal des IG-Metall-Verwaltung in Berlin schnell überfüllt, als am 7. Dezember über die Frage diskutiert wird, was die Arbeitskämpfe in China mit hiesigen Gewerkschaftern zu tun haben. Die Veranstaltung fand im Rahmen einer Ausstellung statt, die noch bis Ende Dezember im Erdgeschoss des IG-Metallhauses zu sehen ist. Dort wurde das Pekinger Museum der Wanderarbeiter nachgebaut und ihr alltägliches Leben geschildert..." Artikel von Peter Nowak im Neues Deutschland vom 10.12.2010
Bauarbeiterprotest - Polizei prügelt, Sicherheitsbüro verspricht Löhne...
In Dujiangyan, im Südwesten Chinas protestierten Bauarbeiter gegen Nichtausbezahlung ausstehender Löhne - und wurden dabei von Schlägern angegriffen, die einen Kollegen zu Tode prügelten. Daraufhin blockierten 300 Beschäftigte und 700 Angehörige und Nachbarn eine Hauptverkehrsstrasse - die von 1.000 Polizisten "befreit" wurde. Eine nachfolgende Besetzung wurde erst aufgehoben, als der Chef des lokalen Sicherheitsbüro versprach die - inzwischen gefassten - Täter würden nach dem Gesetz bestraft (von den Hintermännern sagte er nichts) und die ausstehenden Löhne würden ausbezahlt. (Anscheinend: Sicherheitsfrage). Dies ist, kurz zusammengefasst, der Inhalt der Meldung "Nearly 1,000 dispersed following wage protest" in China Daily vom 12. Oktober 2010.
Die chinesische Debatte über den Hondastreik
Selten zuvor wurde in Chinas offiziellen Publikationen dermaßen viel über einen Streik berichtet, geschrieben, analysiert und diskutiert, wie über den Hondastreik vom Mai 2010. In China, wohlgemerkt, nicht im Ausland. Und selten, wenn überhaupt, gab es so viele direkte Reaktionen. Einige dieser Texte hat das Projekt China Labour News Translations unter dem Titel "The Nanhai Honda strike and the union" am 18. Juli 2010 ins englische übersetzt. Darunter eher beschreibende Artikel aus China News weekly, aber auch etwa eine neue offizielle Wahlanleitung für Gewerkschaftsgremien...
Ein Radiointerview mit einem streikenden Hondaarbeiter...
...während des Streiks, am Tage nachdem Schlägertrupps die Streikenden überfallen hatten, hat unter dem Titel "The strike that ignited China's summer of worker protests" das China Labour Bulletin am 15. September 2010 in englischer Übersetzung publiziert.
Gewerkschaftsbund: Reaktionen auf Streikwelle...
Nachdem sowohl rund um die Welt als auch in China selbst eine Debatte um Arbeitsbedingungen und Gewerkschaften entstanden ist - ein Ergebnis der erfolgreichen Streiks vor allem, aber bei weitem nicht nur in der Autobranche, hat diese Entwicklung jetzt auch im Allchinesischen Gewerkschaftsbund Reaktionen gezeitigt. Die Guangdong Federation of Trade Unions hat durch einen Sprecher bestätigt, dass in den Hondawerken das "Experiment" gestartet werde, die Gewerkschaftsvertreter von der Belegschaft wählen zu lassen...Und der stellvertretende Vorsitzende der Guangdong Federation of Trade Unions Kong Xianghong betonte öffentlich, speziell in den Betrieben, die von ausländischem Kapital geführt würden, seien die Gewerkschaften oft in Wirklichkeit vom Management eingesetzt. Deswegen käme es nicht nur darauf an, die Gewerkschaftsvertreter zu wählen, sondern sie auch einer alljährlichen Abstimmung zu unterwerfen, ob sie in dieser Funktion bleiben sollen. Das berichtet das China Labour Bulletin in "As automotive strikes spread, Honda components plant "experiments" with workplace democracy" am 18. Juni 2010.
Streik in Nordchina
Dass die wachsende Zahl von Streiks in den letzten Monaten längst über die wirtschaftlichen Sonderzonen im Süden des Landes hinausgegriffen haben ist bekannt - jetzt haben sie auch den Norden Chinas erreicht. In der AP-Meldung "Electronics workers on strike in northern China" vom 01. Juli 2010 bei den google-news wird über den Streik von knapp 3.000 ArbeiterInnen bei Mitsumi Electric in Tianjin berichtet - einem japanischen Autozulieferer. Die Unternehmensleitung sieht vor allem ein Überschwappen der Streiks anderer Auto-Produktionsketten, die teilweise auch schon in die Region übergegriffen hatten, jetzt aber erstmals bei einem Unternehmen mit dem Hauptsitz da. Niedrige Löhne, seit langem nicht erhöht und zwei Pflichtüberstunden pro Schicht - das sind die einfachen Gründe für den Streik.
Streikwelle zeigt weitere Ergebnisse: Debatte um Gewerkschaften wird gesellschaftliches Thema
Die nach wie vor weitergehende Reihe von Streiks vor allem in der Autoindustrie und ihren Zulieferern, aber auch in zahlreichen anderen Branchen wie den Elektronikweltfabriken haben zu zahlreichen Reaktionen quer durch die chinesische Gesellschaft geführt. Zahlreiche Medien verschiedener Art haben die Frage einer Reform der Gewerkschaften behandelt, da ja nun sehr leicht sichtbar wurde, dass die gegenwärtigen Strukturen, immer dan, wenn es zu auseinandersetzungen kommt, entweder "überrollt" oder aber gleich links liegen gelassen werden. So kommt es, dass sogar "China Daily" einen Beitrag wie "Labor unrest and role of unions" veröffentlicht, der von der bekannten Gewerkschaftskritikerin Anita Chan am 18. Juni 2010 verfasst wurde. Eine Gewerkschaft die gegen den Streik der Honda-Arbeiter agierte und zu den tragischen Ereignissen bei Foxconn kein Wort verlor hat eine wahrhaft "herkulische Aufgabe" vor sich, wenn sie sich zu einer Organisation wandeln soll, die die Interessen der Arbeiter vertritt oder aber wenigstens dazu beiträgt, soziale Stabilität zu sichern, meint die Autorin in diesem Beitrag.
KP-Mitglieder verteidigen Streiks
Wenn in der Berichterstattung über die zahlreichen Streiks der jüngsten Wochen immer wieder aufblitzte, es würde da auch die Forderung nach unabhängigen Gewerkschaften erhoben - speziell im Falle des Hondastreiks - so ist das oft genug eine Interpretation. Tatsache ist, dass die verschiedentlich vertretene Forderung, eben auch der Hondaarbeiter, zunächst einmal war und ist: Wahl der Gewerkschaftsvertreter durch die Belegschaft, was daselbe sein kann, aber nicht muß. Bei der "China Study Group" ist nun am 13. Juni 2010 eine englische Übersetzung einer Petition mehrerer (ehemaliger) höherer Parteikader veröffentlicht worden. In "Position Statement of Old Revolutionaries on the Present Upsurge of Worker Action in China" wird ausserdem darauf verwiesen, dass die Verfassung Privateigentum an Produktionsmitteln nur limitiert zuliesse - offensichtlich setzen die Aktivitäten der Streikenden einiges in Gang...
Der Hondastreik: Versuch einer Bilanz
Der Hondastreik war früher für beendet erklärt worden, als er es tatsächlich war. Und: Kaum ist der Streik in Foshan zu Ende, geht es schon anderswo weiter. In westlichen Fachpublikationen wird, je nach eigener Positionierung, bereits das "Ende der billigen Autoproduktion" bejubelt oder bejammert und überall werden Lohnerhöhungen angekündigt. Unser Überblick "Eine erste Bilanz des Hondastreiks" vom 11. Juni 2010.
Massiver Polizeieinsatz gegen streikende TextilarbeiterInnen
"Labour strife rolls across China" ist ein Bericht von Bill Schiller im kanadischen "The Star" am 08. Juni 2010 in dem nicht nur der massive Polizeieinsatz gegen etwa 5.500 seit fast drei Wochen streikende TextilarbeiterInnen in Pingdingshan berichtet wird, sondern auch die - diskussionswürdige - These aufgestellt, es gäbe eine regelrechte Streikwelle in China.
Zuerst Polizei, dann ein Abkommen
So war der Verlauf beim Streik der Belegschaft bei Merry Electronics laut dem Bericht "Two days, two strikes in the Pearl River Delta" vom 08. Juni 2010 im China Labour Bulletin: Über Einstausend Streikende sahen sich zunächst der Repression durch Hunderte Polizisten ausgesetzt, aber ihre Zähigkeit führte dazu, dass die regionalen Behörden als Mediatoren mit der Betriebsleitung agierten und ein Abkommen zustandekam, dass spürbare Lohnerhöhungen vorsieht.
Der Hondastreik: Ende des Billiglohns?
Seit dem 17. Mai befinden sich rund 1800 Hondaarbeiter im Streik - der, entgegen mancher Meldung von gestern und heute, keineswegs beendet ist. Honda - das den meist jungen "Trainees" weniger als den regional vorgeschriebenen Mindestlohn bezahlte - hatte zuerst eine Erhöhung der Beihilfen um 55 Yuan angeboten, um danach bis zu 455 Yuan zu gehen - allerdings nicht für Alle, und das war eine der Grundforderungen. Die offizielle ACFTU-Gewerkschaft glänzte diesmal nicht durch Nichtstun - sondern mobilisierte massiv gegen die Streikenden, die ihren Rat, mit dem Streik aufzuhören, nicht befolgten. Keine Sanktionen und eine demokratische Gewerkschaftswahl gehören nach den jüngsten Entwicklungen zum Forderungskatalog der Streikenden.
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Streik-Erfolg in China: Honda-Arbeiter erkämpfen sich Zugeständnisse
"Nach fast dreiwöchigen Streiks, die zeitweise die Produkt ion in allen Honda-Werken in China lahmgelegt hatten, ist im Werk im südchinesischen Foshan laut chinesischen Medienberichten am Samstag eine Einigung zwischen der Werkleitung und den Arbeitern erzielt worden. Diese sieht vor, dass jeder Arbeiter künftig 500 Yuan (Y; 85 Fr.) mehr Monatslohn erhält und keiner wegen Beteiligung an den Streiks entlassen wird. Die Arbeiter hatten eine Erhöhung von 800 Y gefordert; für einfache Arbeiter, die bis anhin einen Grundlohn von 1200 Y erhielten, stellt dies eine beachtliche Erhöhung dar..." Soweit der aktuelle Artikel in der Neue Zürcher Zeitung vom 7. Juni 2010 , weiteres folgt nach Sichtung der eingehenden Informationen am Freitag.
- "Müssen wir in die Fußstapfen unserer Eltern treten?! - Blutige Auseinandersetzungen in chinesischem Vorzeigewerk von Honda" unter diesem Titel gibt es einen am 04. Juni 2010 ins Deutsche übersetzten, vom Globalization Monitor Hongkong verbreiteten, Aufruf eines Honda-Arbeiters, der die Stimmungslage der Streikenden widerspiegelt.
- Einige Photos der Auseinandersetzungen der jungen Streikenden mit ACFTU-Gelbkappen vom 31. Mai 2010 beim chinesischen zggr.
- Der (englische) Weltweite "Solidaritätsaufruf mit Honda-Arbeitern" von Globalization Monitor und Asia Monitor Resource Centre, beide aus Hong Kong, vom 01. Juni 2010 in der aktualisierten Fassung vom 05. Juni 2010 mit inzwischen zahlreichen Unterschriften vor allem asiatischer gewerkschaftlicher Organisationen.
- Dieser Aufruf kann unter "Solidarity with Honda Workers' Struggle" bei Go Petition unterzeichnet werden - und sollte es auch!
- Alle Räder stehen still: Bei Honda
Analysten und Medien sehen den "grössten Automarkt der Welt" in Gefahr: Der bis dahin 9tägige Streik der 1.900 Arbeiter bei einem Zulieferer von Honda, der "just in time" alle vier Werke Hondas in China zumindest bis zum Freitag letzter Woche still legte, wird nur als Auftakt kommender Auseinandersetzungen gesehen: Forderten die Arbeiter hier eine Erhöhung der Mindestlöhne von 120 auf 240 Euros, so wird allgemein darauf verwiesen, dass der Stundenlohn in den Autofirmen Chinas rund 1,2 Euros beträgt.
- Der Artikel "Streik legt Hondafabriken in China lahm" vom 30. Mai 2010 beim German-China Portal setzt die Auseinandersetzungen auch in Zusammenhang mit den Ausweitungsplänen Hondas um ein Drittel auf 480.000 Einheiten.
- In dem Artikel "Honda asks Chinese workers to avoid industrial action" von Tom Mitchell in der Financial Times vom 30. Mai 2010 (Registrierung erforderlich) wird einerseits eben davon berichtet, dass Honda von der Belegschaft fordert Streikverzicht zu erklären - andrerseits werden mehrere Arbeiter zitiert, die unterstreichen, dass dies bisher niemand getan hätte und niemand tun werde - stets verbunden mit abfälligen Äusserungen über den Nutzen der bestehenden Gewerkschaft...
- Siehe auch Branchen > Auto > Honda
Entlassene Bankangestellte protestieren
Hunderte entlassene Bankangestellte protestierten am vergangenen Montag vor der Zentrale des Allchinesischen Gewerkschaftsbundes und reichten Petitionen ein, in denen sie Beschäftigung und Unterstützung forderten. In den Tagen davor hatte die Polizei mit großem Aufgebot viele weitere ehemalige Bankangestellte daran gehindert, an der Protestaktion teilzunehmen. Der Bericht "Laid-off bank workers protest in Beijing" von Ed vom 21. April 2010 bei libcom.org.
5.000 Bergarbeiter im Streik
Die provinzeigenen Kohlenzechen in Hunan sollen privatisiert werden: Die Belegschaft sollte dafür, als Willkommensgeschenk an potenzielle Investoren sozusagen, auf ihre rechtlichen Ansprüche im Falle der Entlassung verzichten - einen Monatslohn je Beschäftigungsjahr. So willkommen waren den Bergarbeitern diese Investoren aber nicht, weshalb sie am 22. August in den Streik traten. Der Bericht "Coal miners strike in Hunan" wurde am 7. September 2009 bei libcom veröffentlicht.
Arbeiter Chinas im Klassenkampf: Manager erschlagen
"Rundfunkmeldung - "rbb Rundfunk Berlin-Brandenburg" - am 26.07.2009: Arbeiter in China erschlugen den Betriebs-Manager und verwehren Rettungskräften den Zugang. Der Manager hatte ein Jahreseinkommen in Umrechnung von 300.000 Euro und die Arbeiter ein (durchschnittliches) pro Kopf Jahreseinkommen von 250 Euro." Presseschau von Reinhold Schramm vom 26.07.09 bei scharf links
- Tod eines Managers
In einem chinesischen Stahlunternehmen haben Krisenangst und Verzweiflung zum Lynchmord an einem privaten Investor geführt. Artikel von Kristin Kupfer auf Freitag vom 06.08.2009 . Aus dem Text: „…Zunächst scheint die Schuldfrage geklärt: ein ausbeuterisches privates Investment, das sich einen Staatsbetrieb einverleiben wollte, besaß mit dem Manager Chen eine Galionsfigur, die für diese Übernahme mit dem Leben büßen musste. Inzwischen jedoch kursieren neue Erklärungsversuche: Das ins Abseits gedrängte Führungspersonal der staatlichen Tonghua-Gruppe habe die empörten Arbeiter aufgehetzt, will das für seriösen Journalismus bekannte Pekinger Blatt Xinjingbao herausgefunden haben. Auch Phoenix Weekly aus Hongkong stellt die bisherige Aufklärung in Frage. Welche Rolle hat bei alldem die lokale politische Führung gespielt, der es obliegt, die Direktoren staatlicher Betriebe zu ernennen? Gab es Interessen, die dem privaten Investor in die Hände spielten, aber nichts mit den Interessen der Belegschaft zu tun hatten?...“
- Chinas neuer Klassenkampf: Eruption einer schwelenden Gewalt - Stahlarbeiter erschlugen in Jilin einen Manager
"Arbeitskämpfe sind im modernen China nicht eben selten. Im letzten Jahr gab es keinen einzigen Tag, an dem im südchinesischen Perlflussdelta nicht mindestens ein Streik stattfand, bei dem mehr als 1.000 Menschen ihre Arbeit niederlegten. Im letzten Jahr verabschiedete die Zentralregierung in Peking gleich zwei neue Gesetzespakete für bessere Arbeitsbedingungen. Doch was nutzen die besten Gesetze, wenn sie nicht befolgt werden?...“ Artikel von Jens Berger auf Telepolis vom 02.08.2009
Straßenblockade in Wuhan wegen Alstom
Keineswegs nur im wirtschaftlichen Zentrum Südchina gibt es zunehmend Widerstandsaktionen: Im zentralchinesischen Wuhan blockierten Hunderte von Arbeitern eine Hauptstraße. Der Grund: Im August 2007 hatte Alstom die Mehrheit an der Wuhan Boiler Company aufgekauft. Jetzt soll das neue Fabrikgelände bezogen werden - aber nur mit etwa 1.000 der bisherigen 2.300 ArbeiterInnen. Das Unternehmen bot zwar Fortbildungskurse an, aber das wäre bestenfalls eine Perspektive bis Jahresende. Der Bericht "Workers protest over job cuts in central China" bei China Daily vom 10. Juli 2009.
Militanz der ArbeiterInnen der Maersk Container Fabrik in Dongguan
Spielzeugfabriken schliessen, ArbeiterInnen protestieren: Ja ist denn schon Weihnachten?
Europäische Weihnachten ohne chinesische Spielzeugfabriken sind heutezutage undenkbar. In diesem Jahr aber haben die meisten - die Mehrzahl - der Betriebe, vor allem kleinere, aufgrund der Krisenentwicklung geschlossen und die Belegschaften auf die Straße geworfen. Im südchinesischen Zhongtang ist jetzt einer der zahlreichen Proteste soweit eskaliert, daß er es sogar in die Meldungen der Kommerzmedien geschafft hat: Die Entlassenen besetzten Firmenbüros, räumten sie auf und empfingen die Ordnungskraft militant - 5 Polizeiautos litten darunter. Mehr daz in dem redaktionellen Bericht "Chinesische Arbeiter protestieren gewaltsam gegen ihre Entlassung" bei Spiegel-Online vom 26. November 2008.
Protestaktionen von Chinas Piloten
"Chinas Piloten arbeiten zu viel, zu lang und für zu wenig Geld. Deshalb proben sie derzeit den Aufstand - und bringen ihre Fluggesellschaften und die Kommunistische Partei mit ungewöhnlichen Streikaktionen ins Schwitzen. (.) Am Anfang war im Äther das internationale Rufzeichen Shanghai Air nicht mehr so oft zu hören, weil sich 40 Luftkapitäne der Fluggesellschaft Shanghai Airlines plötzlich krank gemeldet hatten. Ebenso schlagartig waren elf Piloten der Inlandsfluggesellschaft East Star Air in Wuhan an das Krankenbett gefesselt. Verspätungen waren die Folge, Maschinen mussten am Boden bleiben. All das war aber erst der Anfang: Am 31. März und am 1. April erprobten 21 Piloten der staatlichen Gesellschaft China Eastern eine Streikart, die es bisher nirgendwo gegeben hat: Sie starteten zunächst in Kunming, der Hauptstadt der südlichen Provinz Yunnan, zu ihren Zielflughäfen, kehrten dann aber auf halbem Wege unvermittelt um. Die Passagiere staunten - und mussten auf dem Flughafen Kunmings wieder von Bord." - mehr in dem Artikel "Chinas Piloten machen Peking Angst vorm Fliegen" von Joachim Hoelzgen in Spiegel-Online vom 27. April 2008
"Hausarrest" für koreanische Unternehmer, die keine Löhne bezahlen
Erstmals haben jetzt chinesische ArbeiterInnen sich direkt der "ausländischen Investoren" angenommen: Hwain Spinning Co, ein südkoreanisches Unternehmen der Textilbranche sollte geschlossen werden - die noch ausstehenden Löhne wurden dabei "glatt vergessen". Woo Young Pan, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens war eigens nach China gereist, um die Schliessung durchzuziehen. Die Belegschaft stellte aber ihn und sechs weitere südkoreanische Chefs unter "Hausarrest" zumindest bis zur Zahlung der noch geschuldeten Löhne...Die chinesischen Behörden sagen bisher, dies sei ein interner Disput der Firma, der sie nichts angehe. In dem Artikel "Beijing's Warning to Foreign Investors" der Analysten von Stratfor (gespiegelt bei Kiplingers Business Ressource Center) wird hauptsächlich auf diese Nichtbehandlung durch die Behörden eingegangen, die eine Warnung an die Investoren seien - denn der Unmut gegen diese Unternehmen, vor allem eben aus Südkorea sei gross.
Chinesischer Brauereiarbeiter zu zweieinhalb Jahren verurteilt, weil er sich für Renten und Krankenversicherung einsetzte
"Die IUL hat in einem Schreiben an den chinesischen Präsidenten Hu Jintao die unverzügliche Freilassung des inhaftierten Brauereiarbeiters Zhou Yuanwu gefordert. Zhou war im Mai zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er sich für Arbeitnehmer der staatlichen Brauerei Jinchu eingesetzt hatte, die nach der Schließung des Betriebs im Februar 2002 ohne Entschädigung oder irgendwelche Sozialleistungen entlassen worden waren. Nach der Schließung wurden die Maschinen und sonstiges Gerät rasch unter dem Marktpreis verkauft, doch die Arbeitnehmer erhielten nichts." Presseerklärung der IUL Vereinigte Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnenvom 03.08.2007. Mehr Informationen über chinesische Arbeitnehmerrechtsaktivisten, die sich wegen ihrer Tätigkeiten in Haft befinden auf der Website des China Labour Bulletin .
Keine Lohnauszahlungen
vor dem Frühlingsfest?
Gut 6 Wochen vor dem traditionellem Frühlingsfest
am 18.Februar zum Jahreswechsel nach dem Mondkalender berichtet
China Daily über Nichtauszahlung von Löhnen vor allem
auf dem Bausektor und in Restaurants. In dieser Zeit nehmen vor
allen die sogenannten „Wanderarbeiter“ ihren Jahresurlaub,
um zurück in ihre Heimatdörfer aufs Land zu fahren und
das Fest mit ihren Familien zu verbringen. Spätestens dann
wollen sie den Lohn für ihre Arbeit haben, um Erspartes für
Ausbildung der Kinder, für Hausbau und nicht zuletzt auch für
Geschenke mitbringen zu können. Laut dem Artikel haben Untersuchungen
in der nordwestlichen Provinz Gansu ergeben, daß 980 Unternehmen
dieser Branchen etwa 130.000 Wanderarbeitern rund 130 Mio. Yuan
(= 13 Mio €) an Löhnen schulden. In der östlichen
Provinz Jiangxi sind 518 Firmen auf einer schwarzen Liste, die 62.000
Wanderarbeitern insgesamt 24 Mio. Yuan an Löhnen schulden.
Um eine Lohnauszahlung zu erzwingen, drohen manche Beschäftigte
mit Selbstmord, andere kampieren vor der Verwaltung, um ihren Forderungen
Nachdruck zu verleihen. Ein 28jähriger Bauer aus der westlichen
Provinz Sichuan, der auf einer Baustelle in Shaanxi Bau arbeitete
und die Auszahlung des ausstehenden Lohns von etwa 40.000 Yuan (ca.
€ 4.000) für sich und seine Kollegen gefordert hatte,
wurde von einer Gangsterbande zu Tode geprügelt. Trotz rechtlichen
Anspruchs, ist der Gang vor Gericht häufig nutzlos. Der chinesische
Gerwerkschaftsverband ACFTU behauptet, er hätte 2,8 Mio. Wanderarbeitern
geholfen 2006 eine Lohnsumme von insgesamt 1,3 Mrd. Yuan einzufordern.
Der (englische, hiermit kurz zusammengefasste) Bericht "Migrants
frustrated over unpaid wages"
vom 31. Dezember 2006 bei "China Daily".
Massendemonstration gegen Korruption und Untätigkeit
von Behörden
In der Stadt Dazhu in der westlichen Provinz Sichuan
haben laut Berichten 20.000 Menschen nach der Ermordung und Vergewaltigung
einer 16jährigen Hotelbeschäftigten an ihrem Arbeitsplatz
gegen die Untätigkeit der Behörden demonstriert. Die Eltern
der jungen Frau zusammen mit Freunden hatten sich am 15. Januar
2007 vor dem Hotel versammelt, um gegen die schleppende Aufklärung
durch die Behörden zu demonstrieren. Das Hotel gehört
einem lokalen Polizeichef und weiteren höheren Beamten. Nach
2 Tagen war die Menschenmenge erheblich angewachen und hat das Hotel
gestürmt und in Brand gesetzt. Asian Food Worker, eine Mitgliedsgewerkschaft
der IUF, berichtet darüber in dem (englischen) Bericht "Hotel
Worker's Murder at Work Leads to Thousands-Strong Protest Signaling
Deep Discontent with Widespread Corruption and Impunity in China"
vom 25. Januar 2007
LehrerInnen demonstrieren in Guangzhou
Etwa 700 bis Eintausend LehrerInnen beteiligten sich
am 1. Januar an einer Demonstration für Gehaltserhöhung
- neben Tausenden von "Zuschauern" waren auch etwa 400
Polizisten dabei. Ein Überblick über das Ereignis sowie
anschliessende Kommentare diverser AutorInnen über Lage und
Aussichten des Erziehungsystems in China sind in dem (englischen)
Beitrag "China:
Teacher strike"
vom 2. Januar 2007 bei "Global Voices Online" enthalten.
Arbeiterwiderstand in China - Zur Rolle der Staatsgewerkschaften
ACFTU
In dem Artikel "Chinese
Workers Fight Back"
vom 26. Feburar 2006 von Global Labor Strategies wird eine differenzierte
Betrachtung der Widerstandsformen Chinesischer ArbeiterInnen versucht.
Bei zu niedrigen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen wandern
viele dorthin, wo sie besser sind, oder sie kehren zurück aufs
Land. Spätestens, wenn die Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt
keine Arbeitskräfte mehr zu den von ihnen angebotenen Bedingungen
bekommen, müssen sie sich überlegen, diese zu verbessern.
Eine solche Entwicklung ist zur Zeit in Südchina zu beobachten,
wo über die Erhöhung der Mindestlöhne nachgedacht
wird. Oder sie wenden sich an die Gewerkschaften. Welche Rolle spielen
die von der Partei und somit dem chinesischem Staat kontrollierte
Gewerkschaften mit ihrem Dachverband ACFTU (All China Federation
of Trade Unions) in China? Einerseits wird ihnen mit der Forderung
nach unabhängigen Gewerkschaften von Seiten linker Kritiker
im In- und Ausland sowie der internationalen Gewerkschaftsverbände
wie dem IBFG die Legitimation abgesprochen, für die ArbeiterInnen
zu sprechen. Andererseits zeigen sie als verlängerter Arm des
– im eigenen Selbstverständnis – sozialistischen
Staates ihre Fürsorge für die ArbeiterInnen und haben
ihnen in vielen Fällen durchaus auch geholfen. So betonte z.B.
der Premierminister Wen Jiabao kürzlich, daß die ACFTU
in Zukunft auch eine größere Rolle bei der Arbeitssicherheit
spielen sollte. Private Unternehmen sehen es inzwischen nicht besonders
gerne, wenn ACFTU Funktionäre kommen, um in ihren Betrieben
die ArbeiterInnen zu organisieren, wie Michael Zhang in seinem Artikel
"Official
trade union gets the cold shoulder from private firms"
vom 3. Feburar 2006 in CLB hervorhebt.
Streik gegen Umstrukturierung
Chinas Industrialisierungschub schafft nicht nur neue,
arbeitsintensive Industrien, sondern hat erhebliche „Umstrukturieungen“
von alten Staatsbetrieben zur Folge. Betroffen sind hier die schon
lange in den Betrieben arbeitenden und in den Städten ansässigen
ArbeiterInnen, die bisher verhältnismäßig gut sozial
abgesichert waren. In einer großen Textilfabrik in Kunming
im Südwesten des Landes streikten 3000 bis 4000 de Beschäftigten
wegen geplanter Umstrukturierungsmaßnahmen, an deren Gestaltung
die ArbeiterInnen nicht beteiligt waren berichtet CLB in "Thousands
of workers strike, protesting Yunnan Textile's restructuring"
vom 16. März 2006.
ACFTU unit stunned as Siemens China sacks sales
force
"The global mobile telephone business of German electronics giant Siemens with a workforce of 6,000 worldwide, including its China operations, was taken over on 8 June 2005, by BenQ, a Taiwanese-owned company. Unfortunately, the business was loss-making and in a dramatic move to boost profitability, the company announced on 27 June that it would be cutting staff, including 95 percent of its China sales staff. During this unexpected mass lay-off of personnel, employees were told that their dismissal was effective immediately and that they should erase their personal information and files and return their computers and staff cards." Artikel im China Labour Bulletin vom 2. November 2005 zu den Auswirkungen des Verkaufs von Siemens' mobile phone segement und die Auseiandersetzungen darum mit Beschäftigten in China.
Todesopfer
bei StahlarbeiterInnen-Protest
Einst hatte das Stahlwerk von Chongqing rund 18.000
Beschäftigte - die meisten von ihnen waren über die Jahre
hinweg "abgebaut" worden. Im Juli erklärte der betrieb
seine Pleite und liess über 2.000 ArbeiterInnen ohne Lohn oder
Abfindung auf der Strasse. Diese forderten nun gerade mal 2.000
Yuan Entschädigung pro Kopf. Dafür verbarrikadierten sie
am 12. August die wichtigsten Strassen von Chongqing und setzten
ihren Protest über zwei Monat mit diversen Aktionen fort. Bei
einem Protest-Sit-In vor dem Sitz der obersten Behörde Chongqings
kam es dann am 7. Oktober zu einem massiven und brutalen Einsatz
von etwa 400 Polizisten, der mit dem Tod von zwei Frauen, 50 und
70 Jahre alt endete - 24 Verletzte und die Festnahme der "Anführer"
waren weitere "Ergebnisse". Der (englische, hiermit kurz
zusammengefasste) Bericht "Two
Women Reportedly Killed, and Three Workers' Leaders Detained"
vom 16. Oktober 2005 beim "China Labour Bulletin".
Strassenblockade von Polizei zerschlagen
Auch die südchinesische "Modellprovinz"
Guangdong bleibt von den landesweit anwachsenden Protesten und Widerstandsaktionen
nicht verschont - 300 ArbeiterInnen einer Schuhfabrik in der Stadt
Guangzhou blockierten am Samstag, den 15. Oktober alle sechs Fahrspuren
der Autobahn 106, weil sie seit Juli keine Löhne mehr erhalten
hatten. Auch dieser Protest wurde von "Anti-aufruhr" Einheiten
der Polizei zerschlagen - die vielbemühte "neue Haltung
zu Arbeiterprotesten" die die Zentralregierung aufgrund der
massiven Zunahme solcher Proteste ausgerufen hatte, scheint nirgends
"anzukommen". Der (englische) Bericht "Workers
block road in pay dispute"
von Wen Fang in der Zeitung "China Daily" vom 17. Oktober
2005
Chinese Labour Struggles
Ein spannendes Interview (englisch) mit Han Dongfang, berühmt geworden durch die von ihm mit initiierte website http://www.china-labour.org.hk und die von seinem Hongkonger Exil aus organisierten Radiosendungen zur Unterstützung kämpfender Arbeiterinnen und Arbeiter in China. Seine Beteiligung an den Protesten 1989 auf dem Tienanmin-Platz, die erlittene brutale Verfolgung und seine politische Arbeit von Hong Kong aus werden in dem Interview sehr lebendig beschrieben, aufregend bis zum letzten Satz! Artikel von Han Dongfang im New Left Review 34 vom Juli/August 2005
Frühkapitalistische Produktion im Reich der Kommunisten
Chinas Exportwirtschaft lebt von billiger Arbeitskraft. Doch die Beschäftigten beginnen sich zu wehren und zwingen die Kommunistische Partei, sich ein wenig für sie einzusetzen. Artikel von Karl Grobe in Frankfurter Rundschau vom 06.06.2005
Streik in japanischem Walmart-Zulieferer
In der vorletzten Aprilwoche streikten die etwa 10.600 Beschäftigten von Uniden Electronic Products in Shenzen (einem japanischen Telefon-Zulieferer, unter anderem von Walmart). Mitten in der Medienwelle der japanisch-chinesischen "Streitigkeiten" wurde den ArbeiterInnen von den chinesischen Behörden "nahegelegt, kooperativ zu sein" wie es eine Arbeiterin im Interview mit der "Washington Post" sagte. Die Beschäftigten des seit 1987 in Shenzen aktiven japanischen Unternehmens hatten 2004 bereits mehrere Male kurze Streiks organisiert und am 15.April war einer der Streikorganisatoren entlassen worden. Daraufhin traten am 16.April 3.000 Beschäftigte in den Streik, am 18.April waren es bereits 10.000 - mit der Forderung eine eigene Gewerkschaft bilden zu können. Die "zuständigen Behörden" unterstrichen, es könne in China keine unabhängigen Gewerkschaften geben, sondern die Belegschaft müsse sich "an die Vorgaben" halten...Der (englische) Bericht "Short-Lived Strike Reflects Strength of Japan-China Ties" von Edward Cody in der "Washington Post" vom 26.April 2005
Von der Polizei verschleppte Streikende bedingungslos frei gelassen !
Von Mitte September bis Ende Oktober 2004 streikten in der Xianyang Tianwang Textiles Factory in der Stadt Xianyang über 7.000 Mitglieder der (laut Verfassung) herrschenden Klasse Chinas gegen die Auswirkungen des Verkaufs ihres Werkes an die Hongkonger PRC - längere Arbeitszeit, Entlassungen und mehr von dem, was der Kapitalismus zu bieten hat. Ende Oktober zerschlug die Polizei die Streikbewegung, indem sie 20 Mitglieder des Streikkomitees festnahm und weitere fünf zur Fahndung ausschrieb - wegen "Kontakt zu ausländischen subversiven Elementen" (?). Die Familien durften während der Haftdauer keinerlei Kontakt aufnehmen. Dass jetzt alle damals Festgenommenen frei sind ist Ergebnis der Tatsache, dass die Zentralregierung, einem Beschluss der Partei folgend, eine "weniger drakonische Politik gegenüber sozialen Protesten" ausüben will...Der (englische) Bericht "XIANYANG TEXTILE WORKERS DETAINED FOR LEADING HISTORIC SEVEN-WEEK STRIKE ARE RELEASED WITHOUT CHARGE" vom 20.April 2005 beim "China Labour Bulletin".
83 Migranten klagen gegen den Gewerkschaftsbund
83 Migranten waren im Oktober 2003 von der Changan-Autofabrik nach einer betrieblichen Auseinandersetzung entlassen worden. Am 22.Dezember 2004 erreichten sie endlich, dass "ihr Fall" vor einem regionalen Arbeitsgericht verhandelt werden sollte - wobei für die Zulassung eine Gerichtsgebühr von 210.000 Yuan fällig war, die sie nicht hatten. Worauf sie sich an die regionale Gliederung des Allchinesischen Gewerkschaftsbundes mit dem statuarischen Antrag auf finanzielle Unterstützung wandten - umsonst: Abgelehnt. Seit dem 4.Januar 2005 klagen sie nun vor einem ordentlichen Gericht gegen die regionale Gewerkschaftsgliederung wegen Verletzung der statuarischen Pflichten. Der redaktionelle (englische) Bericht "83 migrant labourers sue trade union for not acting responsibly" der Zeitung "Chongqing chenbao" vom 5.Januar 2005 im Portal "Asian Labour News".
Revisionsverfahren der verurteilten Streikenden der Stella Schuhfabrik erfolgreich !
Am 31.Dezember 2004 sprach ein Appellationsgericht in Dongguan nicht nur die drei verurteilten Jugendlichen frei, sondern auch die sieben anderen nach dem Streik im april 2004 verurteilten ArbeiterInnen verliessen das Gericht frei: ihre ursprünglichen dreieinhalb Jahre Haft wurden auf 9 Monate für 1 Jahr auf Bewährung reduziert. Der (englische) Bericht "Release and Sentence Reductions for Stella Shoe Factory Workers" des China Labour Bulletin vom 10.Januar 2005 schätzt das Ergebnis des Verfahrens als bedeutenden Erfolg im Kampf um demokratische Rechte ein
An Analysis of the Labour Unrest at Xing Ang Shoe Factory
Ein am 20.Dezember 2004 von der Redaktion des "China Labour Bulletin" (ins englische) übersetzter der Artikel der chinesischen Wochenzeitung "Zhongguo Xinwen Zhoukan" vom 25.Oktober 2004 über die Hintergründe des Arbeitskampfes bei der (Stella-Zulieferer) Schuhfabrik, der mit gerichtlichen Verurteilungen einiger (junger) Streikender wegen "mutwilliger Beschädigung von Privateigentum" (sic!) endete.
Female Workers at Wal-Mart Supplier in Shenzhen Demand Union
Uniden ist eine japanische Firma die kabellose Telefone herstellt (va für Walmart) - ihre chinesische Fabrik in Shenzen beschäftigt rund 12.000 Menschen, meist junge Frauen aus dem ärmeren Landesinneren. Am 10.Dezember 2004 sind viele von ihnen in den Streik getreten - gegen die Verpflichtung auf einen 11 Stundentag bei miserabler Bezahlung. Der Leiter des örtlichen Institute of Contemporary Observation sagte, die MigrantInnen hätten inzwischen gelernt, sich zu wehren - was auch damit zu tun habe, dass es jetzt die 1980er Generation sei, die arbeite, besser ausgebildet und informiert als die Älteren. Weswegen auch eine ganze Reihe der Streikenden sich für die Existenz einer wirklichen Gewerkschaft aussprachen. Eine (englische) Zusammenfassung vom "China Labour Bulletin" aus einer New York-Times Meldung vom 16.Dezember 2004
Fears Arise over Health Situation of Imprisoned Liaoyang Labour Activists, Xiao Yunliang and Yao Fuxin, as Harsh Winter Conditions Set In
Die beiden - immer noch inhaftierten - Aktivisten aus Liaoyang sind in gesundheitlicher Gefahr aufgrund des harten Winters - und der schlichten "Tatsache", dass ihnen die behörden heizung und Winterkleidung verweigern. Diese Art der Behandlung hatte bereits im vergangenen Winter zu bleibenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen geführt. Ein (englischer) Überblick beim "China Labour Bulletin" vom 20.Dezember 2004
Arbeiterklasse in China. Passivität ist ein Mythos
Artikel von Tim Pringle , Hongkong, Redakteur der Zeitschrift Globalization Monitor, in SoZ - Sozialistische Zeitung, Dezember 2004
Der lange Arm der Partei. Der offizielle chinesische Gewerkschaftsbund ACGB gewinnt wieder an Bedeutung
Der chinesische Einheitsgewerkschaftsbund ACGB öffnet sich für »Randgruppen« wie Wanderarbeiter oder Haushaltshilfen und drängt stärker in die Privatwirtschaft. Unabhängige Gewerkschaftsinitiativen indessen werden weiter verfolgt. Artikel von Anna Guhl, Peking, in ND vom 12.11.04
Zunehmenden Widerstandsaktionen in Betrieben
Ende Oktober 2004 setzen nicht nur die rund 7000 Textilarbeiterinnen und -arbeiter im Norden Chinas ihren Streik gegen die Privatisierungsverträge der China Resources fort - bereits in der siebten Woche: In der Provinz Anhui streiken und protesieren ebenfalls TextilarbeiterInnen - dort sind es 10.000 Beteiligte, die sich vor allem gegen die niedrigen Renten für Entlassene wehren. Zur selben Zeit gibt es mindestens ein halbes Dutzend grössere Streiks - und rigide Urteile gegen Streikorganisatorinnen. Der wachsende Widerstand richtet sich insgesamt gegen die Pläne und Schritte der chinesischen Regierung und KP, 190.000 Staatsbetriebe zu privatisieren und 190 Grossbetriebe zu "restrukturieren". Siehe dazu:
-
"Labour unrest is growing". Ein (englischer) Bericht von Allen T. Cheng beim Nachrichtenportal Bloomberg vom 27. Oktober 2004 , gespiegelt bei "Asian Labour News"
-
"5 labour protestors convicted". Eine (englische) Zusammenstellung von "Asian Labour News" vom 1.November 2004 aus Berichten der "Southern China Morning Post" und der (US - NGO) China Labor Watch über einen Prozeß gegen 5 Arbeiterinnen der (taiwanesischen) Schuhfabrik-Kette Stella International (die für diverse bekannte Marken produzieren) - sie sollen im April 2004 "Eigentum zerstört" haben... und erhalten dafür sozialistische zwei bis dreineinhalb Jahre Gefängnis...Die "geringste Strafe" erhielt die 16jährige Arbeiterin Chen Suo - 2 Jahre Gefängnis auf 3 Jahre zur Bewährung ausgesetzt.
Über 4000 Textilarbeiter im Streik
Die Arbeiter der „Tianwang textile factory“ in Xianyang City protestieren seit dem 14. September gegen die Verschlechterung der Arbeitssituation infolge der Privatisierung der Fabrik. Durch die Übernahme des Werkes durch „China Resources Co. Ltd.“ vor drei Jahren verloren die Textilarbeiter (hauptsächlich Frauen) eine Reihe von Ansprüchen und Sicherheiten, jetzt geht es um eine komplette Umstrukturierung der Arbeitsverträge, welche
massive Lohnsenkungen und Kündigungen mit sich bringen wird. Keine der Gewerkschaften vor Ort fühlt sich für die Belange der streikenden Textilarbeiter zuständig. Siehe „Thousands of Textile Factory Workers Enter 4th Week of Strike in Xianyang City Against Unfair Contracts Imposed after Buy-out by Hong Kong Conglomerate” Artikel im China Labour Bulletin vom 7. Oktober 2004
Insurgent Chinese Workers and Peasants: The 'Weak Link' in Capitalist Globalization and U.S. Imperialism
(Rebellische chinesische Arbeiter und Bauern: Das schwache Kettenglied der kapitalistischen Globalisierung und des USA Imeprialismus). Ein (englischer) Versuch, die zahlreichen Widerstandsaktionen der (laut Verfassung: herrschenden) chinesischen Arbeiter und Bauern zusammenzufassen und ihre Bedeutung für die internationale Entwicklung zu analysieren von John Gulick vom 4.April 2004 bei der "China Study Group"
Solidarität mit Xiao Yunliang und Yao Fuxin
Der Gesundheitszustand beider seit rund 2 Jahren inhaftierter "Liaoyang Two" hat sich in der Haft aktuell stark verschlechtert. Beide waren im März 2002 als Anführer von Arbeiterdemonstrationen der Stadt Lyaoyang festgenommen worden, als Tausende Menschen aus mehr als 20 Betrieben auf die Strasse gingen, um ausstehende Löhne, Rentenversicherung und andere einfachste Dinge zu fordern. Das "China Labour Bulletin" ruft seit Ende Juni 2004
GewerkschafterInnen weltweit zur Solidarität und zu Protestaktionen auf - "Imprisoned Liaoyang workers: Appeal for Medical Parole"
Welche Ursachen haben Arbeiterproteste in China?
Interview von Anton Pam in junge Welt vom 28.09.2002. Han Dongfang gibt im Hongkonger Exil das China Labour Bulletin heraus. 1989 gründete der gelernte Elektrotechniker auf dem Platz des Himmlischen Friedens eine unabhängige Gewerkschaft, die Autonome Pekinger Arbeiterföderation, der sich damals in wenigen Tagen 30000 Arbeiter anschlossen. Nach der Niederschlagung der Demonstrationen saß er zwei Jahre im Gefängnis
Klassenkämpfe im Wirtschaftswunder
Im Frühjahr und Sommer dieses Jahres gingen immer wieder Meldungen über Arbeiterproteste in verschiedenen Regionen Chinas um die Welt. Wenn viele vereinzelte Meldungen kommen - auch über Repression und weltweite Solidarität - wächst der Bedarf an zusammenfassenden Analysen. Informativ und interessant wird dies nun bei der auf Asien spezialisierten Seite "Umwälzung" versucht, siehe "China - Klassenkämpfe im Wirtschaftswunder"
Solidaritätsdelegation mit den Liaoyang-Arbeitern
Die Versuche der Arbeiter in China, unabhängige Gewerkschaften zu organisieren, werden nach wie vor massiv unterdrückt. Eine Solidaritätsdelegation des International Liason Committees mit den inhaftierten Kollegen von Liaoyang berichtet auf einer Pressekonferenz am 28.Mai in Hongkong von ihrer Reise. Der (englischsprachige) Bericht kam über die Newsletter des IBFG.
Marktsozialismus. Arbeiter in Chinas Staatsbetrieben kämpfen gegen Entlassungen und Korruption
"Die Industriegebiete im Nordosten-Chinas sind seit Wochen das Zentrum von Arbeiterprotesten. In der Stadt Liaoyang in der Provinz Liaoning demonstrierten im März täglich Tausende Textilarbeiter gegen ihre Entlassung. Die sich im Hongkonger Exil befindende unabhängige Gewerkschaft um Han Dongfang schätzt, daß derzeit in China die größten Arbeiterdemonstrationen seit der Bewegung vom Platz des himmlischen Friedens 1989 stattfinden...." Artikel von Anton Pam in Junge Welt vom 22.05.2002
Industrial Unrest in China - A Labour Movement in the Making?
Unruhen in der chinesischen Industrie - die Entstehung einer neuen Arbeiterbewegung ? Der Arbeitssoziologe Tim Pringle aus Hongkong diskutiert in einem Artikel, ob die wachsende Zahl der wilden Streiks, Demonstrationen und Auseinandersetzungen bedeutet, dass sich in der VR China eine neue Arbeiterbewegung herausbildet, die auf die doppelte Herausforderung ungleicher oekonomischer Reformen und unwirksamer Mittel zur Interessensvertretung der Arbeiter reagiert. Artikel von Tim Pringle in China Labour Bulletin Nr 1, 2002
China: IBFG besorgt um Arbeiterproteste bei der Daqing Ölgesellschaft
(China: ICFTU deeply concerned about workers's protest at the Daqing Petroleum Company) Seit 1.März gibt es Protestaktionen der 50.000 Arbeiter des Daqing Ölfeldes in der Provinz Heilongjiang. Nachdem Soldaten der Volksbefreiungsarmee in das Gebiet entsandt wurden, hat der IBFG in einem Brief an den Präsidenten der VR China protestiert und gewarnt. Protestbrief der IBFG in Deutsch (von Helmut Weiss) und englischem Original
Massenproteste im Nordostchina
Mehr als 1000 FabrikarbeiterInnen, die die Bezahlung von unbezahlte Lohn forderten, belagerten das Rathaus, nach heftigen Zusammenstössen mit der Polizei. Die Protesterienden sagen, daß sie seit 16 Monaten keine Lohn erhalten haben. Bericht der BBC
Massenproteste entlassener Minenarbeiter in China
Nachricht aus Partisan.net vom 3.4.2000
Brot und Freiheit. Arbeiterproteste in China
Artikel erschienen in SoZ Nr.5/98 |