Direkte Wahlen der Gewerkschaftsleitung - eine Bestandsaufnahme
In der Oktoberausgabe 2012 der "Global Labour Column" nimmt in dem Beitrag "How direct are the “direct elections” of trade union officials in China?" die Autorin Elaine Sio-ieng Hui eine Bestandsaufnahme der oftmals zugesagten, manches Mal durchgeführten Direktwahlen in einigen Regionen vor - in Shenzen sollen sie dieses Jahr in 163 Betrieben stattfinden - ausgehend davon, dass es die massiven Streikbewegungen an der Gewerkschaft vorbei oder gegen sie waren, die diese Entwicklung verursachten.
Streik und Harmonie
"Was bei vielen deutschen Gewerkschaftern und Betriebsräten noch nicht angekommen ist, hat in den Konzernzentralen längst eine Art Umdenken ausgelöst: China ist nicht länger der Standort bloß billiger Beschäftigter, sondern einer immer selbstbewußter auftretenden Arbeiterklasse. Das führt zu der ziemlich kuriosen Tatsache, daß junge deutsche Manager in China das Phänomen »spontaner Streik« studieren und begreifen müssen, weil sie in Deutschland damit nie oder kaum konfrontiert worden sind..." Artikel von Rolf Geffken in der jungen Welt vom 10.01.2012
30 Millionen entlassen. Gewerkschaftsaktivität war: Fehlanzeige
Aus den Updates des Forum Arbeitswelten für LabourNet LeserInnen besonders interessant der Artikel "Die Rolle des "All China Federation of Trade Unions": Seine Bedeutung für chinesische Arbeiter heute" von Bai Ruixue (veröffentlicht in "Working USA - The Journal of Labor and Society" Volume 14, März 2011/ Deutsch von Manfred Pergam, August 2011) der eine wesentliche Stellungnahme in der aktuellen Debatte um die Rolle und (Nicht-)Reformfähigkeit der offiziellen chinesischen Gewerkschaften darstellt. Der Autor arbeitet auch beim LabourNet China und hält unter anderem fest: "Die Transformation Chinas fand auf Kosten der Arbeiterklasse statt. Die Restrukturierung und Reorganisation seiner staatseigenen Betriebe (SOE) in den 1990ern sollte sie profitabler machen, was dazu führte, dass mehr als 30 Millionen Arbeiter ohne volle Entschädigung entlassen wurden. Bis 2001 waren 86% aller SOEs vollständig oder teilweise privatisiert. Der Restrukturierungsprozess hatte zahlreiche Streiks und Protestaktionen zur Folge, weil die Arbeiter wegen der erlittenen Angriffe auf sie aufgebracht waren. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Arbeiter eine lebenslange Arbeitsplatzgarantie, die nun wegfiel. Während dieser Zeit tat der ACFTU kaum etwas, um die Arbeiter zu verteidigen oder zu schützen".
Die chinesischen Gewerkschaften - reformfähig?
Han Dongfang, Redakteur des China Labour Bulletin in Hongkong hat in einem Artikel und mehreren Gesprächen über die jüngste Entwicklung der chinesischen Gewerkschaften nach der Streikwelle von 2010 und den massiven Protesten der jüngsten Zeit seine Einschätzung vertreten, der Verband sei reformfähig. Mit dieser Position ist er durch zahlreiche europäische Medien weiter verbreitet worden. In der Dokumentation "Die aktuelle Debatte über Gewerkschaften in China vom Juni 2011" des "Forum Arbeitswelten China - Deutschland" werden sowohl seine Beiträge als auch kritische Stellungnahmen dazu vorgestellt.
Selbstorganisation: Begriff, Konzepte, Erfahrungen - ein deutsch-chinesischer Austausch
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Selbstorganisation: Begriff, Konzepte, Erfahrungen - ein deutsch-chinesischer Austausch, Teil II
"Der folgende Veranstaltungsbericht geht auf eine Tagung des Projekts »Forum Arbeitswelten« im Oktober 2010 zurück, auf der die eingeladenen Gäste aus Deutschland, der Schweiz und China den nicht nur sprachlich, sondern historisch-kulturell anspruchsvollen Versuch unternahmen, sich über »Begriff und Praxis der Selbstorganisation« zu verständigen. In Teil I wurden die Selbstorganisations-Initiativen aus China vorgestellt, hier folgt nun die Präsentation der letzten und größten Initiative aus China, einer Reihe deutschsprachiger Ansätze aus dem Migrations-, Workers Center- und Gewerkschaftsbereich sowie die Dokumentation der anschließenden Diskussion.." Artikel von Kirsten Huckenbeck, Teil II, erschienen im express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 05/11
- Selbstorganisation: Begriff, Konzepte, Erfahrungen – ein deutsch-chinesischer Austausch, Teil I
„200 Millionen WanderarbeiterInnen, die kaum soziale und politische Rechte haben; ein Gewerkschaftsdachverband, der zwar der größte der Welt ist, aber in Privatunternehmen kaum Fuß fasst und im Übrigen eng an die Direktiven der Partei gebunden ist; keine Koalitionsfreiheit für die Beschäftigten und miserable Arbeitsbedingungen: eine Melange, die es in sich hat, zumindest im vergangenen Jahr eine Vielzahl von Arbeitskonflikten provozierte – und offensichtlich Eigeninitiative herausfordert. In kürzester Zeit sind in China eine Reihe von unabhängigen Initiativen entstanden, die auf die defizitäre Situation reagieren und die Interessenvertretung der Beschäftigten »selbstorganisiert« in die Hand nehmen. Einmal mehr ließe sich also fragen, was von China lernen heißen könnte…“ Artikel von Kirsten Huckenbeck, erschienen im express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 03-4/11
Beijing als Trendsetter?
Der parteigeführte Allchinesische Gewerkschaftsbund hat im Bezirk Beijing mit über 100 internationalen Unternehmen ein Abkommen geschlossen, nachdem sie mindestens das anderthalbfache des offiziellen örtlichen Mindestlohns von 1.160 Rmb bezahlen (rund 130 Euro). Zu den unternehmen, die dieses Abkommen unterzeichneten gehören etwa Siemens, Nestlé und Pizza Hut. Nicht unterzeichnet haben beispielsweise Carrefour und Walmart, die sehr viele Menschen in Niedriglöhnen beschäftigen. Da dies in die aktuelle Politik eines gewissen sozialen Ausgleichs für die niedrigsten Einkommen passt, wird darüber gemutmaßt, dass dieser Schritt auch für andere wichtige Wirtschaftszentren, wie etwa Schanghai nachvollzogen werden könne, schreibt in "Beijing wins pay round with MNCs" Jamil Anderlini am 07. April 2011 in Financial Times Blog.
Auch in Staatsbetrieben demokratische Gewerkschaft gefordert
Der Streik bei Honda im letzten Jahr war es vor allem, der neue Markierungen setzte - er war ja auch eine Rebellion junger WanderarbeiterInnen gegen Gewerkschaftsstrukturen, die nicht im Sinne der ArbeiterInnen funktionieren. Die Forderung nach demokratischen Gewerkschaftswahlen breitet sich seitdem aus - aber auch in den (auch: ehemaligen) staatlichen Betrieben gibt es diese Forderung und das schon seit den Auseinandersetzungen um Privatisierungen. Ein aktuelles Beispiel dafür liefern in "Worker fights downsizing at Harbin Railway, and demands a democratic union" am 05. April 2011 die China Labor News Translations mit dem Bericht über die Aktivitäten des entlassenen Eisenbahnarbeiters Zhu Chunsheng.
Über die Rolle des ACFTU heute
"THE ROLE OF THE ALL CHINA FEDERATION OF TRADE UNIONS: IMPLICATIONS FOR CHINESE WORKERS TODAY" von Ruixue Bai ist am 04. März 2011 bei Working USA erschienen. Der Autor ist Aktivist des China LabourNet und bezieht in seinen Grundsatzartikel auch die Entwicklungen des Jahres 2010 ein.
Auf neuen Wegen? - Über Bewegungen und Begegnungen in China
»Arbeiter aller Länder, vereinigt Euch! – Da können wir wohl den Kapitalisten heute dankbar sein, dass ihre Globalisierung uns an einen Tisch gebracht hat, so dass wir dem Slogan der alten Arbeiterbewegung ein Stück näher kommen können.« Mit diesen Worten eröffnete Chen Weiguang im Oktober letzten Jahres die Gründungsversammlung des »International Center for Joint Labor Research« an der Sun Yat-Sen Universität in Guangzhou. Kein unbedeutender Vorgang, denn das gemeinsam mit der Universität Berkeley betriebene Forschungszentrum ist das erste seiner Art in China – und Chen Weiguang ist Vorsitzender der ca. zwei Millionen Mitglieder starken Gewerkschaft in Guangzhou (Kanton), der Hauptstadt der 96 Millionen EinwohnerInnen zählenden Industrieprovinz Guandong. Wir – 20 Gäste aus den USA, aus Kanada, Australien, Belgien und Deutschland – konnten die Aufregung bei unseren Gastgebern spüren: Seit den Selbstmordereignissen bei Foxconn, seit dem Hondastreik im Mai und der rasanten Zunahme der Streikaktionen allein im Jahr 2010 auf über 1000 (bis Oktober) im Südosten Chinas gibt es besonders dort eine heiße Debatte über die Rolle und Zukunft der Gewerkschaft…“ Artikel von Wolfgang Schaumberg, erschienen im express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 01/11
Gewerkschaften: Veränderungsresistent? Erneuerungsfähig?
In direktem Zusammenhang mit den bemerkenswerten Arbeitskämpfen im China des Jahres 2010 ist naheliegenderweise die Rolle der Gewerkschaften ebenfalls in den Fokus der Aufmerksamkeit und auch vieler Debatten gelangt. Die Diskussion über ihre, angenommenen oder für inexistent erklärten, Veränderungspotenziale - ein fast schon traditionelles Thema chinesischer oppositioneller oder alternativer Politikansätze - hat dadurch wesentlich breitere Teile der Gesellschaft erfasst, als bisher. Unbestreitbar ist zu registrieren: Seit 2010 versuchen die Gewerkschaften des Allgemeinen Chinesischen Gewerkschaftsbundes massiv, sich als für die arbeitenden Menschen des Landes als wichtig zu profilieren. "Gewerkschaftsreform 2010" ist eine kurze Materialsammlung dazu, am Jahresende 2010 zusammengestellt.
Nach der Streikwelle: Ja, mach nur einen Plan...
Dass nach der Streikwelle in Hondafabriken das "Experiment" gemacht werde, die Belegschaften ihre betrieblichen VertreterInnen wählen "zu lassen" hatte LabourNet bereits berichtet. Jetzt kommt es auch darüber - wie über die Bedeutung der Streiks - zu einer gesellschaftlichen Debatte. Die sich vor allem um die Autonomie von Betriebsgewerkschaften dreht und vor allem eben in der industriellen Reformkernzone Guangzhou stattfindet, wo der Allchinesische Gewerkschaftsbund rund 2 Millionen Mitglieder hat. Reformorientierte Funktionäre sehen darin eine Chance - ob die mitgliedschaft das genauso sieht, bleibt einstweilen offen, berichtet in "Disregarded by striking workers, China's trade unions rethink role in bid for relevance" Tini Tran am 05. August 2010 in der Cnadian Press.
Gewerkschaften & China: Koalitionsfreiheit, Arbeitsrecht, Mitbestimmung - Ein Dialog
Einladung zur wissenschaftlichen Konferenz am Samstag den 27. November 2010, von 9.00 Uhr - 18.00 Uhr in Oldenburg, Carl von Ossietzky Universität, Uhlhornsweg, Gebäude A 5, Raum 054 vom Institut für Arbeit - Institute for Comparison of Labour & Industrial Relations - I C O L A I R. Die KollegInnen schreiben in ihrer Einladung: "Seit über 30 Jahren engagieren sich europäische Unternehmen in China. Umgekehrt steckt die Befassung hiesiger Gewerkschaften und Betriebsräte mit China immer noch in den Kinderschuhen, obwohl eine Interessenvertretung von Arbeitnehmern inzwischen ohne die Berücksichtigung der Situation in China kaum noch möglich ist. Aber zwischen den chinesischen Gewerkschaften und deutschen Betriebsräten bestehen aus verschiedenen Gründen keinerlei Brücken. Zu unterschiedlich ist nicht etwa nur die Sprache. Zu unterschiedlich sind vielmehr die jeweiligen Begrifflichkeiten. Missverständnisse entstehen immer wieder. Um hier endlich mit einem grundlegenden Dialog zu beginnen, soll mit einer auch für Praktiker geöffneten wissenschaftlichen Konferenz des Instituts für Arbeit - ICOLAIR ein Anfang gemacht werden. Die für den 27.11.2010 in Oldenburg geplante Konferenz mit Experten aus beiden Ländern ist die Verlegung der für den 26.6.2010 geplanten Veranstaltung. Eingeladen wurden u.a.: RAin Dr. Huifang Xiao (Beijing, Frankfurt), RA Prof. Wei Xiaolin (Guangzhou), Prof. em. Gyeorgy Szell (Osnabrück), Prof. Michael Trautwein (Oldenburg), Frau Xin Hou (Oldenburg), Lars Mörking (Osnabrück), RA Dr. Rolf Geffken (Hamburg/Oldenburg)." Die Einladung mit ausführlichen Informationen findet sich auf der Web-Seite von Dr. Rolf Geffken (Text auch auf Chinesisch und Englisch verfügbar)
- Streikrecht in China ? - Experten diskutieren auf wissenschaftlicher Tagung in Oldenburg
"Eine erste Deutsch-Chinesische Konferenz zu Fragen der Koalitionsfreiheit, des Streikrechts und der Gewerkschaften fand am 27.11.2010 an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg unter dem Titel "China & die Gewerkschaften"statt. Sie war vom Hamburger Institut für Arbeit - ICOLAIR organisiert worden. Dessen Direktor, der Hamburger Fachanwalt für Arbeitsrecht, Chinaexperte und Lehrbeauftragte für chinesisches Recht, Dr. Rolf Geffken, leitete auch die Veranstaltung. Unter den 14 Referenten waren acht chinesische Experten. Davon kamen sechs als Mitglied einer Delegation direkt aus China. Zu ihnen gehörten der stellvertretende Vorsitzende der chinesischen Staatsratskommission zur Ausarbeitung eines neuen Arbeitsvertragsgesetzes Prof. Chang Kai von der Renmin Universität in Beijing, sowie zwei weitere Professoren, ein unabhängiger Publizist und zwei Anwälte..." Ein Bericht von Dr. Rolf Geffken vom Januar 2011 . Siehe dazu:
- 20 Thesen für einen Deutsch-Chinesischen Gewerkschaftsdialog
Die Thesen von Dr. Rolf Geffken, mit denen zur Konferenz eingeladen wurde
Über Unterschiede deutscher und chinesischer Gewerkschaften In einem Text zur Vorbereitung des unten bereits angekündigten deutsch-chinesischen Gewerkschaftertreffens von ICOLAIR am 26. Juni 2010 in Oldenburg versucht R. Geffken die Rolle und Bedeutung der Gewerkschaften in China im Unterschied zu Deutschland herauszuarbeiten. Aus dem Text: "Vollends verwirrt werden aber deutsche Gewerkschafter sein, wenn ausgerechnet l i n k e (!) Gewerkschaftsexperten ihnen berichten sollten, dass der chinesische Dachverband „die größte Gewerkschaft der Welt“sei oder etwa wenn behauptet wird, es gäbe in China „Versuche zur Konstruktion einer Gegenmacht oder wenn etwa ausgeführt wird, die „Reform der
Arbeitsgesetzgebung“in China sei das Verdienst eines starken Lobbying des chinesischen Gewerkschaftsdachverbandes beziehungsweise eines angeblichen Drucks zur Durchsetzung der Gesetze". Der Text "Gewerkschaften in China & Deutschland –Missverständnisse ohne Ende?" von Ende Januar 2010.
Mehr gewerkschaftliche Unabhängigkeit?
Eine öffentliche Mitteilung des Gewerkschaftsbundes ACFTU über die Notwendigkeit, in den zur Privatisierung anstehenden Staatsbetrieben mehr gewerkschaftliche Unabhängigkeit zu entwickeln wurde am 11. November 2009 publiziert. Die Mitteilung des ACFTU geht von der Erfahrung aus, dass es im Zuge der "Restrukturierung" staatlicher Betriebe des öfteren dazu gekommen sei, dass betriebliche Gewerkschafts- und Parteikomitees zusammengelegt worden seien. Von diesem Extremfall ausgehend, wird dann eben für mehr Eigenständigkeit plädiert. Diese Mitteilung des ACFTU wird in dem Beitrag "What's behind ACFTU's call for stronger SOE unions?" am 11. November 2009 vom China Labour Bulletin kommentiert.
Haben die Gewerkschaften alles für eine Reform?
Der Allchinesische Gewerkschaftsbund hat 209 Millionen Mitglieder, darunter etwa 60 Millionen interne ArbeitsmigrantInnen. Innerhalb dieser Gewerkschaften zeigten sich 2008 vereinzelte Tendenzen, die Rolle zu wechseln und mehr als Interessensorganisation der ArbeiterInnen tätig zu sein, denn als Transmissionsriemen der KP. Wobei die Haupttendenz blieb, für soziale Stabilität zu sorgen. Was den ACFTU wenig vom DGB etwa unterscheidet. Und wer den DGB für reformierbar hält, kann dies dem ACFTU nicht von vorneherein absprechen. Das - und eine recht differenzierte Analyse macht den Forschungsbericht "The way forward for trade unions and workers in China" des China Labour Bulletin vom März 2009 auch dann lesenswert, wenn man die darin vertretenen Schlussfolgerungen nicht teilt.
Dänischer Elektronikmulti in der Kritik: autonome Betriebsgewerkschaft verfolgt
Ole Wolff (Yantai) Trade Union (OWYTU) - so heisst die 2006 durch einen erfolgreichen Streik gegründete autonome Betriebsgewerkschaft beim Dänisch/Honkonger Elektronikmulti Ole Wolff in der nordostchinesischen Hafenstadt Yantai. Wurde damals gestreikt - und organisiert - weil 67 Arbeiterinnen entlassen werden sollten, die sich bei den örtlich zuständigen Behörden über ihre Arbeitsbedingungen beschwert hatten - so gab es etwa keine Arbeitsverträge, so ist dies seitdem Wolffsche Tradition: wer sich organisiert, fliegt, das ist die Geschichte seitdem.
a) Die China Labour News Translation haben den Global Monitor Beitrag "Chronology of the Ole Wolff (Yantai)Trade Union's struggle" am 16. Oktober 2008 ins Englische übersetzt.
b) In Dänemark erschien der Beitrag "Danish factory accused of union busting in China" von Peter Rassmusen von der Gewerkschaft 3F am 21. August 2008 auf der Gewerkschaftsseite - mit Bekundungen der Geschäftsleitung wie, zwar wisse man nichts so genaues - aber mit Sicherheit würden die Leute gut bezahlt...
An einem Wendepunkt chinesischer Gewerkschaften?
Chen Weiguang, Vorsitzender der Guangzhou Federation of Trade Unions sagte auf einer Konferenz am 15. Juli, die chinesischen Gewerkschaften müssten künftig die Arbeiter mobilisieren, anstatt mit dem Chef zu reden. So wie neue Organisationsformen in der "Fortune 500" Kampagne und das neue Gewerkschaftsgesetz in Shenzen sind dies Ereignisse, die im Vorfeld des landesweiten Gewerkschaftskongresses im Oktober Veränderungserwartungen wecken. Dazu der Kommentar "A Turning Point for China's Trade Unions" im China Labour Bulletin vom 21. August 2008.
Gewerkschaftsorganisationen in allen "Fortune 500" Unternehmen...
Eine landesweite Kampagne - in 100 Tagen - soll dazu führen, dass in mindestens 80 Prozent aller großen transnationalen Unternehmen, die in der Forbes-Liste der 500 aufgeführt sind, Gewerkschaftsorganisationen bestehen - bisher ist dies in ungefähr der Hälfte von ihnen der Fall. Während in letzter Zeit Erscheinungen wie "Organizers" in der chinesischen Gewerkschaftslandschaft registriert wurden, geht es diesmal um eine höchstoffizielle Kampagne, fürs Gemeinwohl sozusagen. ("Gewerkschaften sind ein gemeinsames Gut...") Die China Labor News Translations haben am 20. August 2008 den Beitrag "The Chinese Trade Union's Big Rush to Set Up Unions in Fortune 500 Companies" zusammengestellt, der einige Artikel verlinkt, in denen diese Kampagne und die Debatte darum dokumentiert werden.
»Kein Grund zur Panik vor der >Gelben Gefahr< aus China«
Im August beginnen die Olympischen Spiele in Peking. Angesichts der Menschenrechtsverletzungen in China kritisierten viele die Entscheidung. Über die Lage der chinesischen Arbeiter und ihrer Gewerkschaften sprach metallzeitung mit Wolfgang Müller. Wolfgang Müller arbeitet in der Bezirksleitung der IG Metall Bayern und ist unter anderem für die Schaeffler KG zuständig. Müller lebte zweieinhalb Jahre in China und besucht das Land jedes Jahr. Das Interview findet sich auf Seite 8 der Metallzeitung vom August 2008
China auf dem Weg zu Streikrecht und Tarifverträgen? Sonderwirtschaftszone Shenzhen als Vorreiter
"In China bahnt sich eine "revolutionäre Veränderung" an. Prominenten staatlichen wie unabhängigen Gewerkschaftern zufolge sprechen viele Anzeichen dafür, dass in naher Zukunft im Reich der Mitte Streiks wieder legalisiert werden und womöglich gar die rechtliche Grundlage für Tarifverträge geschaffen wird. Letztes Indiz dafür ist die Veröffentlichung der "Draft Regulations on the Growth and Development of Harmonious Labour Relations" in der der 12 Millionen Menschen zählenden Sonderwirtschaftszone Shenzhen nahe Hong Kong durch den Ständigen Ausschuss des Volkskongresses der Industriemetropole. Verbunden war dieser ungewöhnliche Schritt mit der ausdrücklichen Aufforderung zur öffentlichen Diskussion des Entwurfs. In der Vergangenheit diente Shenzhen wiederholt als Vorreiter und Laboratorium für bedeutende ökonomische und soziale "Reformen". Auffällig ist auch die rege gesetzgeberische Tätigkeit im Bereich Lohnarbeit und Industrielle Beziehungen in den letzten Monaten. Nachdem im Januar 2008 das Employment Promotion Law und das Labour Contract Law in Kraft getreten waren, wurde im Mai zusätzlich das Labour Dispute and Arbitration Law erlassen." Artikel von Rosso Vincenzo auf Telepolis vom 08.07.2008
Die Solidarität im Lande zur Aussöhnung nutzen?
Eine diskussionsträchtige Positionierung des im Exil lebenden Aktivisten Han Dongfang, der nach Tiananmen 1989 die VR verlassen mußte und nun in Hong Kong das "China Labour Bulletin" herausgibt. In seinem (englischen) Artikel "June 4: A Time for Unity, a Time for Reconciliation" beim China Labour Bulletin vom 04. Juni 2008 vertritt er unter anderem die These jetzt, nach der Erdbebenkatastrophe und der solidarischen Stimmung im Lande, sei die Zeit für eine Aussöhnung über 1989 gekommen. "The Sichuan earthquake of 12 May has already claimed 68,000 lives, with close to 20,000 still unaccounted for. At this time of national grief, everyone, no matter how rich or poor, is making a financial contribution, rushing to the disaster area or seeking other ways to help those in need. The terrible suffering brought about by this natural disaster has truly opened the hearts of the Chinese people, and in the aftermath of the earthquake, the Chinese people are firmly united and have shown a fundamental level of trust in the government." heisst es da unter anderem.
Das Entstehen einer wirklichen Gewerkschaftsbewegung bei Wal-Mart - The Emergence of Real Trade Unionism in Wal-Mart Stores
Wie überall auf der Welt haben es die Beschäftigten in den Wal-Mart-Filialen nicht leicht. China macht dabei keine Ausnahme. Der verlinkte (englischsprachige) Artikel beschreibt die Hintergründe und Schwierigkeiten der Beschäftigten eine vom Management und vom allgemeinen chinesischen Gewerkschaftsbund unabhängige gewerkschaftliche Bewegung zu etablieren. Erschienen ist die Übersetzung bei China Labor News Translations am 04.05.2008
"Harmonie!" - verdammt noch mal...
"Einem sich ausbreitenden Sozialdarwinismus in der chinesischen Ökonomie hatte der XVII. KP-Parteitag im Oktober 2007 sein Programm der "harmonischen Gesellschaft" entgegen gesetzt. Dahinter verbirgt sich die Abkehr von einer extrem liberalen Wirtschaftspolitik. Die sozialen Belange der Beschäftigen sollen wieder mehr Gewicht haben." - "Weiß Fräulein Li, was ein Mindestlohn ist?" - Artikel von Hermann G. Abmayr im "Freitag" vom 18. Januar 2008
Siehe dazu auch:
"Kapitalistische Betriebs-Führung in China"
Anmerkungen zur Anziehungskraft der spätmaoistisch-kapitalistischen Betriebsführung auf das deutsche und internationale Kapital." Artikel von Reinhold Schramm in trend-Onlinezeitung von 01/08.
Eifler, Ulrike: Neoliberale Globalisierung und die Arbeiterbewegung in China
Mit den erfolgreichen Protesten gegen die Welthandelskonferenz 1999 in Seattle geriet das neoliberale Globalisierungsprojekt unter dem Druck einer weltweiten Kritik zunehmend in die Krise. Die Demokratiebewegung in China zehn Jahre zuvor war weit weniger erfolgreich. Ihre blutige Niederschlagung brachte den Neoliberalismus in China erst in die Offensive. Privatisierung, Prekarisierung, Informalisierung sind die brutalen Geheimwaffen des chinesischen Booms. Doch den Widerstand dagegen kann mittlerweile selbst die chinesische Regierung nicht mehr wegdiskutieren. 87.000 Streiks allein 2005 sind Ausdruck einer enormen sozialen Unzufriedenheit. Und die Auseinandersetzungen werden zunehmend militanter. Siehe dazu:
- Verlagshomepage
Das Buch hat 180 Seiten, ist als Paperback erschienen mit der ISBN 978-3-89821-748-4 und kostet 24,90 €
- Inhaltsverzeichnis
- Die Arbeiterprotest der Gegenwart
Exklusiv im LabourNet Germany: Ein Auszug aus dem Kapitel „Die chinesische Arbeiterbewegung“: 3. Die Arbeiterproteste der Gegenwart . Wir danken dem Verlag und der Autorin.
Zur Arbeiterbewegung in China
Die Arbeiterbewegung in China steht im Mittelpunkt der letzten Ausgabe der englischsprachigen Asian Labour Update des Asia Monitor Resopurces Centre (AMRC) in Hong Kong. Vier Artikel behandeln folgende Themen: John Chen fragt: Gibt es eine Arbeiterbewegung in China?, Apo Leong sieht einen neuen Klassenkrieg in China zusammenbrauen und beide Autoren gemeinsam untersuchen die Ursachen, Durchführung und Auswirkungen von „Xiagang“, die besondere Form der Privatisierung des staatlichen Sektors in China. May Wong untersucht die Entwicklung von häuslichen Dienstleistungtätigkeiten und die Rechte der darin beschäftigten Frauen. Die "ALU Ausgabe 59/2006" beim ARMC.
Warum chinesische MigrantInnen sich schneller wehren...
...als viele andere in anderen Ländern: Unter anderem, weil sie im Durchschnitt besser ausgebildet seien. So stellt es Jose Antonio Egido in seiner (spanischen) Untersuchung über die industrielle Arbeiterklasse Chinas "La clase obrera industrial china a comienzos del siglo XXI" vom 17. Januar 2007 bei Rebelion.org dar.
Regierung und Nationaler Volkskongress zu „Arbeiterfragen“
Auf der 10. Plenarsitzung des Nationalen Volkskongreß, das von der KP kontrollierte und ein mal im Jahr zusammentretende „Parlament“ der VR China, vom 5.-14 März standen die Probleme der Entwicklung auf dem Lande und die z.T. katastrophale Lage der rund 800 Millionen dort lebenden Menschen im Mittelpunkt der Erörterungen. Dabei ging es auch um die 150-200 Millionen sogenannten ländlichen WanderarbeiterInnen. Delegierte forderten die Verabschiedung eines besonderen Gesetzes zum Schutz ihrer Rechte. Seit 2003 wird nun jedes mal diese Forderung aufgestellt und es scheint hierzu unterschiedliche Vorstellungen zwischen Regierung und Nationalem Volkskongreß zu geben. Es fragt sich allerdings, ob es sich hier tatsächlich um den Schutz oder legale Diskrimminierung handelt, wie Michael Zhang in seinem bei China Labour Bulletin (CLB) erschienenen Artikel "Is this legal protection of rural migrant workers' rights or "legalized discrimination"?" vom 21. März 2006 tut. Dem vorangegangen waren bereits Erkärungen des Staatsrates, des Arbeits- und Sozialministeriums sowie der Gewerkschaften sich verstärkt der Problme der Wanderarbeiter annehmen zu wollen, wie dem Bericht von CLB "State Council, Labour Ministry and Trade Union focus on migrant workers' issues" vom März 2006 zu entnehmen ist.
Eine zweite Welle des Arbeiterwiderstands?
Im Jahr 2003 wurden in China 60.000 Protestaktionen registriert, an denen sich etwa 3 Millionen Menschen beteiligten. Einen Vergleich, was die Beteiligten (in den 90ern vor allem Belegschaften der staatlichen Betriebe im Widerstand gegen die Schaffung "moderner Unternehmen", heute vor allem aus dem Bereich der 20 Millionen, die in Sonderzonen arbeiten) die Breite und den Charakter der Protest- Widerstands- und Kampfaktionen chinesischer Werktätiger in der ersten Hälfte der 90er Jahre und ein Jahrzehnt später betrifft, versucht Wong Kam Yan in seinem (englischen) Beitrag "Second wave of China Labour Unrest?" - bereits im August 2005 geschrieben, aber ausgesprochen aktuell, informativ und lesenswert.
"China braucht eine aktive Arbeiterklasse"
Mit der Reformpolitik hat sich eine neue städtische Armut in China entwickelt. Der Soziologe Tang Jun hat sie analysiert. Interview von Kristin Kupfer in der taz vom 27.4.02 |