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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Der Hondastreik: Versuch einer Bilanz Der Hondastreik war früher für beendet erklärt worden, als er es tatsächlich war. Und: Kaum ist der Streik in Foshan zu Ende, geht es schon anderswo weiter. In westlichen Fachpublikationen wird, je nach eigener Positionierung, bereits das "Ende der billigen Autoproduktion" bejubelt oder bejammert und überall werden Lohnerhöhungen angekündigt. Unser Überblick "Eine erste Bilanz des Hondastreiks" vom 11. Juni 2010. Eine erste Bilanz des Hondastreiks Mehr kann es nicht sein: Ein erste Bilanz. Ob der Hondastreik eine Markierung wird, kann erst die Zeit zeigen. Ein wesentliches Dokument der Auseinandersetzung ist "Open Letter to the Public and All the Workers in Honda Auto Parts Manufacturing Co., Ltd." am 04. Juni 2010 (hier dokumentiert bei libcom) von streikenden Hondaarbeitern verbreitet, in dem nicht nur die konkrete Auseinandersetzung dargestellt wird, sondern auch die repressive Rolle der Gewerkschaft kritisiert - und damit die forderung nach demokratischen Gewerkschaftswahlen begründet. Bereits zwei Tage zuvor war, ebenfalls bei libcom, der offene (Entschuldigungs)Brief der Gewerkschaft an die Hondarbeiter dokuemntiert worden: "Open Letter from Local Chinese Trade Union to Honda Motors Factory Workers" . Tatsache ist, dass Honda nicht zur Ruhe kommt, dass bereits der dritte Streik in unterschiedlichen Zulieferwerken stattfand und die Produktion erneut in zwei Werken stillsteht, wie in dem Bericht "Honda says two China plants remain closed" im Jakarta Globe vom 10. Juni 2010 ausgeführt wird. Die Streikserie bei Honda - und die erreichten Lohnerhöhungen, sowie auch die Konzessionen bei Foxconn angesichts der Selbstmordwelle - hätten viele Belegschaften angefeuert, ihrerseits aktiv zu werden - so fasst der Bericht "Honda set to resume China car output, labour unrest lingers" von Chang-Ran Kim und James Pomfret am 10. Juni 2010 bei Reuters die jüngste Tendenz zusammen. Ein breiteres Bild der Aktivitäten der letzten Zeit bietet der Beitrag "Strikes signal end to cheap labor" von Li Jing und Hu Yinan bei der Pekinger AsiaOne Seite am 04. Juni 2010: dort werden nicht nur Entwicklungen anderswo als in den Zonen der Weltmarktfabriken geschildert und darauf verwiesen, dass in den letzten Wochen auch zahlreiche regionale Behörden die Gehälter im öffentlichen Dienst erhöht haben, sondern es werden auch solche Charakteristika angeführt wie die auffallende Alterstruktur der Streikenden, die eben zumeist recht jung sind, aus einer Generation, die nach dem Beginn von Deng Hsiao Pings Reformen ab 1978 geboren wurde. In "Honda China Workers Strike Another Parts Plant" im Talking unions Blog vom 11. Juni 2010 wird zur Debatte um Streikwelle oder nicht zu Recht festgestellt, dass es noch viel zu früh sei, dies zu entscheiden, die Auseinandersetzungen werden aber auch eingeordnet in die innerchinesische gesellschaftliche Debatte um das gesamte Wirtschaftsmodell: Jene Kräfte, die die absolute Abhängigkeit vom Weltmarkt reduzieren wollen, seien auch jene, denen daran läge, Löhne zu erhöhen um Konsumfähigkeit zu stärken und die deswegen auch zumindest Sympathien für eine unabhängigere Gewerkschaftspolitik hätten. Eine grundlegende Veränderung in China - dessen Wirtschaft sich dreimal so schnell entwickelt habe wie die europäische vor hundert Jahren - sieht in "Dismantling Factories in a Dreamweaver Nation" Andy Xie im englischsprachigen Caixin Online am 07. Juni 2010. Die grundsätzliche Haltung der jüngeren ArbeiterInnengeneration unterscheide sich eben auch dreimal so stark von der vorherigen Generation als damals in Europa schreibt er, sich auf Fabrikbesuche vor 10 Jahren beziehend und die damals noch vorherrschende "Aufopferung für die Familie". "Das vorherrschende Fabrikmodell Chinas ist nicht in der Lage eine Antwort auf die Träume der jungen Generation zu leisten" ist einer seiner Kernsätze - mit denen er auch begründet, warum die politische Führung des Landes diese Entwicklungen viel zu eng sieht, als momentane Unzufriedenheit. In "Addressing social conflicts" arbeitet Autor Qin Xiaoying von der China Foundation for International and Strategic Studies am 11. Juni 2010 im China Daily neben dem Aspekt der Unterschiede zwischen Stadt und Land und der daraus entstehenden Probleme vor allem an der Frage der Logik der Entwicklungen der chinesischen Exportwirtschaft hin zu deutlich komplexeren Produkten: Was naheliegenderweise eben auch heisst, dass die Belegschaften nicht mehr nur jung sind, sondern auch besser ausgebildet sein müssen. Ausserdem stellt er noch die These auf, dass es keineswegs zufällig sei, dass die meisten Streiks der letzten Zeit in Fabriken passiert seien, die zu taiwanesischen Unternehmen oder Joint Ventures gehörten: Das Bürgertum Taiwans habe am intensivsten den militarisierten japanischen Fabrikstil kopiert, der für massenhaft billige Arbeitskräfte gut funktioniere - zeitweise. Die "andere Seite" kommt zu Wort in "Firmen warnen vor steigenden Arbeitskosten in China" am 10. Juni 2010 im Portal German-China.org, wo vor Abwanderungen nach Vietnam und Indien gewarnt wird... Zusammengestellt von hrw |