Der Entgrenzung und dem Verfall von Arbeitszeit entgegenwirken. Für mehr Autonomie bei der Arbeitszeit
"Grenzenlos arbeiten? Die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie arbeiten nach der Krise wieder länger, flexibler, nachts oder am Wochenende. Das ist weder familienfreundlich noch gesundheitsförderlich. Deshalb ist es "Zeit, dass wir was drehen". Unter diesem Motto geht die IG Metall die Debatte um die Arbeitszeit an: Für mehr Zeitautonomie, eine bessere Balance von Arbeit und Privatem und gesundheitsförderlichen Arbeitszeiten." IG Metall-Meldung vom 07.11.2011
Die Zukunft der Arbeit: Gute Nacht, Freizeit!
"Feierabend gibt's nicht mehr: Noch in den Neunzigern wurde der Siegeszug der Freizeitgesellschaft prophezeit. Aber nichts da - länger arbeiten, das gehört für viele Menschen in den Industrieländern zum Alltag. Doch das Verschwimmen der Grenzen von Arbeit und Freizeit hat weitreichende Folgen." Artikel von Caspar Dohmen in Süddeutsche Zeitung online vom 20.09.2011
Flexible Arbeitszeiten begünstigen Wirtschaftswachstum "Flexible Arbeitszeiten haben im Jahr 2010 in erheblichem Maße dazu beigetragen, dass die deutsche Wirtschaft nach der Krise so schnell wieder hohe Wachstumsraten erreichen konnte. Das berichtet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die durchschnittliche Jahresarbeitszeit der Arbeitnehmer nahm um 2,3 Prozent zu, etwa durch die Beendigung von Kurzarbeit, die Rückkehr zu betriebsüblichen Arbeitszeiten sowie den Aufbau von Guthaben auf Arbeitszeitkonten und mehr Überstunden." Pressemitteilung des idw vom 20.01.2011 . Wir erinnern in diesem Zusammenhang an:
- Arbeitszeitentwicklung und Krise - eine Zwischenbilanz
IAQ-Arbeitszeit-Monitor 2010 von Christine Franz und Steffen Lehndorff . Aus dem Text: ".So hilfreich die "Krisenpuffer-Funktion" der Arbeitszeitkonten zunächst erscheinen mag, so eindeutig ist festzuhalten, dass es sich hier um von den betreffenden Beschäftigten "vorfinanzierte" Arbeitszeitverkürzungen gehandelt hat. Die individuellen Arbeitszeitverkürzungen in der Krise sind deshalb vor dem Hintergrund eines Trends zu längeren Arbeitszeiten von Vollzeitbeschäftigten vor der Krise zu sehen.."
Augen auf beim Zeitverleih!
Artikel von Haidy Damm im Neues Deutschland vom 14.09.2007 . Aus dem Text: ".Das Interesse der Arbeitgeber ist klar, sie wollen Bedarfsschwankungen flexibel ausgleichen. Untersuchungen gehen davon aus, dass in etwa sieben Prozent aller Betriebe Langzeitkonten eingerichtet wurden. Nun hat die Hans-Böckler-Stiftung untersucht, wie sicher diese Vereinbarungen im Falle einer Insolvenz des Betriebes sind. Was passiert mit den vielen Stunden, die eine Arbeitnehmerin auf einem solchen Konto gesammelt hat, vielleicht weil sie nicht erst mit 67 Jahren in den Ruhestand gehen will?..."
Arbeiten, wenn andere frei haben - Nacht- und Wochenendarbeit im europäischen Vergleich
"In knapp der Hälfte aller europäischen Betriebe mit mindestens 10 Beschäftigten wird auch nachts, am Wochenende oder zu wechselnden Zeiten gearbeitet. Am meisten verbreitet sind Samstagsarbeit und wechselnde Arbeitszeiten, z.B. Schichtdienst. Die Verbreitung derartiger "unüblicher" Arbeitszeiten ist je nach Land verschieden. Schweden, Großbritannien und Finnland liegen hier an der Spitze. Deutschland liegt bei allen Indikatoren im oberen Mittelfeld. Unübliche Arbeitszeiten sind prozentual häufiger im Dienstleistungsbereich vertreten als im produzierenden Gewerbe. Manager in Betrieben mit einem vergleichsweise hohen Anteil an unüblichen Arbeitszeiten haben stärker mit Personalproblemen wie Krankheit, Motivationsverlust und Fluktuation zu kämpfen. Dies ändert sich nach Einschätzung der Manager auch dann nicht, wenn Arbeitszeitmodelle eingeführt werden, die den Beschäftigten größere Gestaltungsmöglichkeiten einräumen." Ergebnisse der Studie von Angelika Kümmerling am Institut Arbeit und Qualifikation im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen
40 Prozent aller Beschäftigten haben "extrem flexible" Arbeitszeiten
"Nur noch für knapp 13 Prozent der Beschäftigten in Deutschland gilt die klassische "Normalarbeitszeit", das heißt, sie arbeiten zwischen 35 und 42 Stunden, von montags bis freitags ohne Schichtdienst, Überstunden oder Gleitzeit. Seit 1989 hat sich diese Quote halbiert. Das zeigt eine Analyse der Arbeitszeitforscher Dr. Hartmut Seifert, Dr. Hermann Groß und Georg Sieglen. "Flexible Arbeitszeitmuster haben die Oberhand gewonnen", resümieren die drei Experten aus dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung, von der Sozialforschungsstelle Dortmund und aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in der aktuellen Ausgabe der WSI-Mitteilungen." Pressemitteilung des WSI vom 07.05.2007 . Weitere Informationen und Infografik im Böckler Impuls 8/2007
Rund um die Uhr, sieben Tage die Woche
"Das Gros der Bundesländer will an Werktagen die Ladenöffnungszeiten freigeben. Das wird bestehende Trends verstärken: Atypische Arbeitszeiten entwickeln sich zur Norm. Mehr als jeder zweite Beschäftigte in Deutschland arbeitet mittlerweile nachts, am Wochenende oder in Wechselschichten. Hartmut Seifert, Leiter des WSI, beobachtet seit Jahren eine Ausweitung atypischer Arbeitzeiten. Selbst in Branchen wie dem Kredit- und Versicherungsgewerbe, wo Arbeit außerhalb der Bürozeiten lange Zeit die Ausnahme war, macht sich dieser Trend bemerkbar."
Arbeitszeitkonten
- Verhandlungsergebnis
der IG Metall Baden-Württemberg
mit Südwestmetall zu den Themen Flexible Arbeitszeitkonten
und Langzeitkonten vom 24.2.2005. Als bedenklich sind insbesondere
folgende Paragrafen einzuschätzen:
7.7.1.1: "das flexible Arbeitszeitkonto dient dem Ausgleich
betrieblicher Auslastungsschwankungen..."
7.7.1.5.2: "In Betrieben mit bis zu 500 Beschäftigten
kann, soweit keine flexiblen Arbeitszeitkonten bestehen, ein der
fehlenden Kapazität entsprechendes Arbeitszeitvolumen vereinbart
werden, indem die Arbeitszeit auf bis zu 40 Stunden verlängert
wird. Diese zusätzliche Arbeitszeit wird ohne Mehrarbeitszuschläge
ausgezahlt."
- Arbeiten - lieber geregelt als flexibel. Studie zeigt, warum
Beschäftigte Zeitkonten bisher so wenig nutzen. “Flexible
Arbeitszeiten sind derzeit hoch im Kurs. Politiker fordern sie,
damit Beschäftigte Beruf und Familie besser vereinbaren können.
Unternehmer rufen nach ihnen, um in Zeiten wirtschaftlicher Flaute
nicht unausgelastete Mitarbeiter beschäftigen zu müssen.
In der Praxis stößt die Flexibilisierung von Arbeitszeiten
dagegen an ihre Grenzen. Forscher des Wissenschaftszentrums Berlin
für Sozialforschung (WZB) haben jetzt in einer Studie herausgefunden,
dass Arbeitszeitkonten von den Beschäftigten bisher nur sehr
zögerlich genutzt werden. ..“
WZB-Pressemeldung vom 16.2.04 .
- Mär von der neuen Freiheit. Auf einer Tagung in Berlin
wurden Auswirkungen von Arbeitszeitkonten und flexibler Arbeitszeit
analysiert. Artikel
von Tilo Gräser in junge Welt vom 23.02.2004
Mikrozensus 2002: "Atypische"
Arbeitszeiten sind längst üblich
- "Das bisherige Normalarbeitsverhältnis wird weiter
unterhöhlt. Dazu tragen vor allem die Ausbreitung von befristeter
und Teilzeitbeschäftigung bei. Auch der Anteil Scheinselbstständiger
ist weiter gewachsen. Wochenend-, Nacht- und Schichtarbeit sind
auf dem Vormarsch und gehören heute schon zur Normalität.
Und immer noch sind überdurchschnittlich viele Ältere
ab 55 Jahren arbeitslos. Das sind einige Ergebnisse des aktuellen,
kürzlich veröffentlichten Mikrozensus 2002...."
Bericht
in Arbeit & Ökologie-Briefe 7 vom Juli 2003
- Ergebnisse
des Mikrozensus 2002
Abweichende Zeitwünsche ernstnehmen
- Artikel von
Norbert Engelhardt in der Dokumentationsreihe des express zu Grundproblemen
und Perspektiven gewerkschaftlicher Arbeitszeitpolitik, Teil I.
überarbeitete Fassung eines Vortrages auf der express-Tagung
»Zukunft der Gewerkschaften« im Dezember 1986, erschienen
im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und
Gewerkschaftsarbeit, 6-7/02
- Artikel von
Norbert Engelhardt zu Grundproblemen und Perspektiven gewerkschaftlicher
Arbeitszeitpolitik, Teil II (Nachdruck aus express, Nr. 11/87),
erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs-
und Gewerkschaftsarbeit, 8/02
Flexibilisierung auf dem Vormarsch: Die
klassische Regelarbeitszeit wird immer mehr zur Ausnahme
Nur noch etwa jede/r siebte Beschäftigte in Deutschland
hat eine "normale" Arbeitszeit. Rund 86% der Beschäftigten dagegen
haben irgendeine Form flexibler Arbeitszeit. Das zeigt eine im Auftrag
des nordrhein-westfälischen Arbeitsministeriums vorgenommene repräsentative
Untersuchung. Die Zusammenfassung der Untersuchung
ist erschienen in: ARBEIT & ÖKOLOGIE-BRIEFE Heft 24/1999, 1.
Dezember 1999 |