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Updated: 18.12.2012 16:22 |
Liebe KollegInnen, neu im LabourNet Germany am Freitag, 28. September 2012: I. Internationales / Südafrika / Arbeitskämpfe-Bergarbeiter Entlassungsdrohungen gegen streikende Bergarbeiter - bislang erfolglos Erneut haben südafrikanische Bergarbeiter bei zwei Unternehmen die Arbeit niedergelegt: Amplats und Gold Field reagieren beide auf dieselbe Weise: Mit Entlassungsdrohungen. Man werde mit niemand ausserhalb der üblichen Strukturen verhandeln, sagten Sprecher beider Unternehmen, was keineswegs zufällig klingt. Spätestens am Donnerstag müsste wieder gearbeitet werden, lautete die Drohung, die aber gestern nicht gewirkt hatte. Die Streikwelle im südafrikanischen Bergbau geht weiter, wird in dem SAPA-Bericht "Mining companies warn strikers" - hier am 26. September 2012 bei iol - deutlich gemacht. Siehe dazu: "Amplats unions not received grievances" ebenfalls eine SAPA-Meldung bei iol vom 26. September 2012 - die NUM will sich mal erkundigen, was die Arbeiter wollen... Siehe dazu auch: "Strike was ‘fuelled by empty stomachs’" von Bongani Fuzile am 25. September 2012 beim Daily Dispatch, einer der (wenigen) Berichte, in denen die Arbeiter und Menschen von Marikana selbst zu Wort kommen und über ihr Leben sprechen können und nicht über sie räsonniert wird - und ihre "leere Mägen" sind im so profitträchtigen südafrikanischen Bergbau keine Ausnahmeerscheinung. AKTUELL: Sämtliche Demonstrationen verboten! An mehreren Orten sollte heute und morgen Frauen-Protestmärsche wegen der Ereignisse in Marikana stattfinden, sie wurden jetzt alle verboten. Auch der in Marikana selbst, den die Frauen von Marikana seit längerem organisieren wollen, in Gedenken an die ANC Stadträtin Paulina Masuhlo, die bei einer Polizeirazzia im Bergarbeiterslum Nkaneng durch Gummigeschosse starb...Lebewohl, Verfassung, wir haben Dich kaum gekannt heisst übersetzt der Artikel "SA's banned gatherings: Goodbye Constitution, we hardly knew you" von Mandy de Waal am 28. September 2012 im Daily Maverick II. Internationales / Indien / Arbeitskämpfe Maruti-Arbeiter gefoltert Kleider weg, geschlagen, in Schmutzwasser gestellt - das sind nur einige der Punkte, die die indische Menschenrechtsorganisation PUDR aus Aussagen von Betroffenen anführt, um zu dokumentieren, dass die kriminalpolizeilichen Ermittlungen von Gurgaon gegen Maruti-Arbeiter mit Foltermethoden voran getrieben wurden - auch gegen Dutzende von Arbeitern, die am Tag der Zwischenfälle bei denen ein Manager zu Tode kam, dem 18. Juli, gar nicht im Werk waren, wohl aber Gewerkschaftsmitglieder sind. Weitere Einzelheiten des Polizeiterrors in dem redaktionellen Bericht "Third degree torture used on Maruti workers: Rights body" am 26. September 2012 in The Hindu. Siehe dazu auch: "Maruti Workers’ Struggle and the “Far Left” fallacy of the “New Philosophers” of India" - am 27. September 2012 im Blog red polemique. Man muss die Ansichten des Autors über die Rolle einer Avantgarde keineswegs teilen, um den Artikel lesenswert zu finden: Die zahlreichen Anmerkungen über den (seiner Ansicht nach: voreiligen) Jubel diverser linker Strömungen über den selbstständigen Kampf der Arbeiter in Indiens grösstem Autowerk geben einen genaueren Einblick in die Debatten und Reaktionen der gesamten indischen Linken auf diese Entwicklungen. Sowie: "Declaration of the National Convention of Workers, held at New Delhi" - die Erklärung der nationalen Arbeiterkonvention vom 4. September wurde Mitte September 2012 beim unabhängigen Gewerkschaftsbund NTUI veröffentlicht und verurteilt nicht nur die Haltung von Bundes- und Landesregierung bei Maruti, sondern versucht auch, diese Auseinandersetzung in den Rahmen der gesamten aktuellen Arbeiterwiderstände einzuordnen, vom Kampf gegen Leih- und Zeitarbeit zum Kampf um Mindestlohn und um ein wirksames nationales Sozialprogramm. III. Internationales / Kenia Lehrerstreik erfolgreich - Krankenhäuser streiken weiter Am Montag den 24. September erklärte die Gewerkschaft KNUT den damit dreiwöchigen Streik der LehrerInnen für - erfolgreich - beendet. Die kenianische Regierung hatte noch am Samstag darauf beharrt, die Zahlungen in Raten vornehmen zu müssen, musste aber auch diese Einschränkung unter dem Eindruck der kämpferischen Stimmung der LehrerInnen aufgeben. Die Rundmail "Teachers National Strike" des KNUT-Vorstandes vom 25. September 2012 beinhaltet auch die weiteren Bedingungen des Abkommens zum Streikende wie keinerlei Maßregelungen Streikender und Rücknahme aller eingeleiteten Gerichtsverfahren. Und: "Nyong'o: New Doctors To Be Recruited" - die Meldung von Judy Kosgei bei den Citizen News vom 26. September 2012 bedeutet, dass die Regierung mit der Einstellung von 2.000 streikbrechern an den Krankenhäusern droht, was die Gewerkschaft dazu veranlasst, ihre Entschlossenheit, den Streik fortzusetzen zu unterstreichen. IV. Internationales / China / Arbeitsbedingungen / Foxconn RIOT! Die ersten Meldungen über erneute Auseinandersetzungen in einem Foxconn-Werk am vergangenen Wochenende, ob absichtlich oder nicht, waren vor allem dazu angetan, Verwirrung zu erzeugen - der Tenor "Schlägereien unter der Belegschaft" war eindeutig. Ganz anders klingt das in dem Überblick "After the dust has settled: Foxconn workers talk about the riot" von Jennifer Cheung am 26. September 2012 beim China Labour Bulletin: Security Leute hatten eine Arbeiterin belästigt, der die Kollegen zu Hilfe kamen - das war der Ausgangspunkt, und zunächst hatten die Kollegen versucht, offizielle Beschwerdewege einzuschlagen: Erfolglos, schliesslich ist Foxconn der absolute Großinvestor... Ein Schlaglicht auf die Situation bei Foxconn sind drei Fakten, die in dem CLB-Beitrag genannt werden: Im August hatten die etwa 80.000 Beschäftigten des Werkes Taiyuan, um das es hier geht, eine Lohnerhöhung erhalten, und täglich verlassen etwa 400-500 Beschäftigte das Werk; es werden aber auch 5-700 neu eingestellt... Die erste etwas andere Meldung war von China Labor Watch am 24. September 2012 gekommen: "Foxconn’s Factory, Producing iPhone 5’s, Erupts in a Riot" - auch da war von Auseinandersetzungen mit sicherheitskräften die Rede - und von der besonderen Arbeitsintensität in diesem Werk wegen der aktuellen iphone Produktion. Siehe dazu auch: Eine "Fotostrecke" vom 24. September 2012 bei molihua (der Text ist chinesisch, die Bilder nicht) - die Polizeikräfte, die den geflohenen Guards zu Hilfe kamen, hatten es auch nicht leicht... Sowie: "Krawalle befeuern Kritik an iPhone-Hersteller" von Bernhard Zand und Nicolai Kwasniewski am 24. September 2012 bei Spiegel Online, wo es heisst: "Die Fabrik ist geschlossen, vorerst. Die 79.000 Foxconn-Arbeiter in der nordchinesischen Millionenstadt Taiyuan werden fürs Erste keine Elektronikgeräte mehr für den westlichen Markt zusammenbauen. Die Polizei ermittelt, was der Grund für die gewalttätigen Auseinandersetzungen war, an denen 2000 Arbeiter beteiligt waren und die von mehr als doppelt so vielen Polizisten beendet wurden. Mehrere Menschen wurden festgenommen, 40 zum Teil offenbar schwer Verletzte in Krankenhäuser gebracht". V. Internationales / Pakistan Nach dem Brand: Nie wieder! Über 70 gewerkschaftliche Organisationen, sowie soziale Bewegungen und Studentenorganisationen und linke Parteien haben am vergangenen Samstag in Karachi das "Workers Rights Movement" gebildet, das sich vor allem gegen die mörderischen Arbeitsbedingungen in pakistanischen Fabriken wendet - die jüngste Brandkatastrophe war Anlaß für einen Schritt, der schon lange fällig war. Dazu die Mitteilung "“Workers Right Movement” formed to launch movement against culprits of factory fire" vom 23. September 2012 - worin es naheliegend auch um das entsprechende Verfahren gegen die Verantwortlichen für den Tod von über 300 Menschen geht. Siehe dazu auch: "Labour and rights groups petition the Sindh High Court on the Baldia Town factory fire incident on Sept 11, 2012, in Karachi" - Kurzbericht mit dem Text einer Petition der entsprechenden Gruppierungen vom 23. September 2012 im SACW Sowie: "KiK will sich freikaufen" Pressemitteilung medico international vom 23. September 2012, in der es unter anderem heisst: "Mit Duldung der zuständigen Behörden hatte der KiK-Zulieferer Ali Enterprises seine Fabrik nicht regulär registriert und sich damit den gesetzlichen Auflagen entzogen. „Die völlige Missachtung des Arbeitsschutzes und der Rechte der Beschäftigten ist die Grundlage des ganzen Geschäfts“, erklärt der medico-Partner und Gewerkschaftsaktivist Nasir Mansoor. „Die meisten Beschäftigten arbeiten auf Rechnung von Subunternehmern. Ali Enterprises händigte keinem von ihnen den Einstellungsvertrag aus, mit dem die Beschäftigten ihre Ansprüche auf Rente und Versicherung im Krankheitsfall erst geltend machen können. Die Arbeitszeit wurde regelmäßig auf zehn oder zwölf Stunden erhöht. Mehrarbeit wird nicht entlohnt". VI. Internationales / Griechenland / Schuldenkrise Troika: Noch einen drauf setzen... "In Griechenland wird seit Mitte September über das dritte Kürzungspaket der sogenannten Troika verhandelt. EU-Kommission, Europäische Zentral Bank (EZB) und Internationaler Währungsfonds verlangen von der Regierung Einschnitte in die öffentlichen Haushalte in von Höhe 11,5 Milliarden Euro. Im Gegenzug soll es weitere Kredite geben. Effektiv handelt es sich bei diesen, anders als in der deutschen Öffentlichkeit meist dargestellt, nicht um Hilfsgelder, sondern um Umschuldungsmaßnahmen. Das neue Geld geht nahezu ausschließlich in den Schuldendienst, das heißt, es geht an die Gläubiger Griechenlands und keineswegs an die griechische Bevölkerung. Sofern diese über Pensionsfonds u.ä. im Besitz von griechischen Staatsanleihen war, wurde sie beim Schuldenschnitt im Frühjahr bereits reichlich geschröpft. Die EZB hatte sich hingegen geweigert, auf Schuldforderungen zu verzichten, und während sie inzwischen spanische, portugiesische und die Anleihen anderer Euroländer aufkauft, um deren Zinsen niedrig zu halten, kommt Griechenland nicht in den Genuss dieser Maßnahme" - aus "Versuchslabor des Neoliberalismus" von Wolfgang Pomrehn am 25. September 2012 bei der Kieler linx. VII. Internationales / Spanien / Streiks gegen die Krise Die Demokratie marschiert: In Uniform, prügelnd... Auch am 26. September, dem Tag des Generalstreiks im Baskenland, sowie zahlreicher Aktivitäten gewerkschaftsoppositioneller Strömungen im ganzen Land gingen Polizeikräfte mit extremer Brutalität gegen den Protest vor, genau wie am Tag zuvor gegen die Occupy-AktivistInnen. Jeglicher Protest gegen die Bankenrettung auf Kosten der Bevölkerung soll unterdrückt werden, das ist die kurze Lehre dieser beiden Tage. der Bericht "Huelga general 26S en Euskal Herria: Paro mayoritario y multitudes en las calles contra los recortes" vom 27. September 2012 von Gara gespiegelt bei kaosenlared gibt einen Überblick über den Tag im Baskenland. Siehe dazu auch: "El 26S exige la huelga general y libertad para los detenidos del 25S" von Gema P am 27. September 2012 ebenfalls bei kaosenlared, worin über die Aktion in Madrid berichtet wird, bei der zu einem neuen Generalstreik aufgerufen wird und die Freilassung der am Tage zuvor Festgenommen gefordert - im Angesicht der Polizeirepression sind die Differenzen die es gab, was an welchem Tag geschehen sollte, unerheblich geworden... VIII. Internationales / Spanien / Krise / Empörung Trotz Polizeirepression gehen Proteste weiter "Sábado #29s rodeamos de nuevo el Congreso" - Aufruf der 25S-Koordination zu einer weiteren Einkreisung am kommenden Samstag... IX. Internationales / Ägypten / Gewerkschaften Anderthalb Jahre danach: Gewerkschaften in der Auseinandersetzung Eine Bilanz der Entwicklung der Gewerkschaftsbewegung Ägyptens in den rund anderthalb Jahren nach dem Sturz Mubaraks versucht der Artikel "Who speaks for Egypt's workers?" von Dina Bishara am 06. September 2012 bei Foreign Policy zu ziehen. Die Zusammenarbeit verschiedener konservativer Kräfte mit dem staatstragenden pro-Mubarak Verband ETUF hat ebenso dazu beigetragen, dass die Gewerkschaftsbewegung nicht jene Kraft entwickeln konnte, die viele erwartet hatten - und die angesichts verschiedenster Streikwellen potenziell immer noch vorhanden ist - wie die Spaltung der unabhängigen Gewerkschaftsbewegung in zwei Verbände... X. Internationales / Südkorea / Streiks und Arbeitskämpfe "Private" Wasserwerfer gegen Streikende. Natürlich: Made in - wo wohl? Contactus heisst das "Unternehmen" der sogenannten Sicherheitsbranche, dessen Angestellte Ende Juli die streikenden Metallgewerkschafter der SJM in Ansan überfielen und 35 von ihnen verletzten. Eine private Firma, die 1.000 Ausrüstungen für Anti-Aufruhrpolizisten ebenso ihr eigen nennt, wie Wasserwerfer - Made in Germoney. In dem Beitrag "The Violence Commercialized: Capital’s Private Army – Contactus" vom 08. September 2012 bei People's Solidarity for Social Progress wird dieser Vorfall nicht nur in eine Reihe mit ähnlichen Vorkommnissen gestellt, sondern auch deutlich gemacht, dass der massive Einsatz solcher Firmen in wichtigen Betrieben eine regelrechte Strategie der Unternehmerverbände zur Zerschlagung kämpferischer Gewerkschaften geworden ist. Siehe dazu auch: "A 'Third National Center' in South Korea?" in derselben Ausgabe des PSSP-Newsletters über den neuen, dritten landesweiten Gewerkschaftsverband Korean Labor Unions Confederation - im November 2011 gegründet - in Südkorea, der sich als antibürokratisch bezeichnet - aber vor allem seine grundsätzliche Zusammenarbeit mit der Regierung betont. Sozusagen die Alternative, wenn die angepeilte Zerschlagung gelingt... Sowie: "South Korea’s Boom Leaves Workers in the Dust" von Michelle Chen am 24. September 2012 bei revolutionary Frontline wieder gegeben (Original in In These Times) - worin vor allem die verschiedenen Widerstandsaktionen prekär Beschäftigter als Reaktion auf ihre schlechte Lebenslage skizziert werden, worauf die südkoreanischen Gewerkschaften unterschiedlich reagieren. XI. Internationales / Frankreich / Soziale Konflikte und Bewegungen Migrantinnen im Kampf "Alle vier sind Migrantinnen oder Kinder migrantischer Eltern. Als Aktivistinnen in einem männlich dominierten Milieu müssen sie sich durchsetzen und vermeintlich männliche Verhaltensweisen an den Tag legen. Sie sind in verschiedenen Branchen tätig - als Textilarbeiterin, Tagesmutter, Eisenbahnerin bzw. Hotelreinigungskraft und erzählen von den persönlichen und kollektiven Emanzipationsprozessen, die ihr Engagement inmitten einer rassistischen und sexistischen Klassengesellschaft ausgelöst hat" - das Video "Von gleich zu gleich" über vier Gewerkschafterinnen in Frankreich, auf labournet.tv (französisch | 52 min | 2012). XII. Internationales / Großbritannien / Arbeitskämpfe Erpressungsversuch? - Streik! "2011 organisierten die Elektriker_innen (sparks, zu deutsch: Funken) eine Reihe von Protesten und Streiks in verschiedenen Teilen Großbritanniens. Sie kämpften damit gegen ihre Dequalifizierung und Lohnkürzungen von bis zu 35 Prozent. Die Proteste begannen, als Elektroinstallationsfirmen und andere Bauunternehmen im Mai 2011 ankündigten, neue Verträge für ihre Arbeiter_innen einzuführen. Im August kündigten sie an, dass die bisherigen Verträge zum 7. Dezember auslaufen würden. Sie ließen den Arbeiter_innen nur die Wahl, die neuen Verträge zu akzeptieren oder gekündigt zu werden. Gewerkschaftsmitglieder von der Basis protestierten und brachten im ganzen Land Baustellen zum Stillstand. In London wurden mehrmals auch Baustellen blockiert und besetzt. Im Februar 2012 musste eine der großen Baufirmen, Balfour Beatty, ihre Pläne für die Einführung der neuen Verträge zurückziehen" - das Video "Sparks : Wilde Streiks in Großbritannien" auf labournet.tv (englisch | 12 min | 2011) ...bis zum nächsten Mal, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |