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Updated: 18.12.2012 16:22 |
liebe KollegInnen, Neu im LabourNet Germany am Freitag, 11. August 2006: I.Internationales / Südkorea / Repression gegen GewerkschafterInnen Polizei prügelt Gewerkschaftsaktivisten zu Tode Am frühen Morgen des 1. August starb Ha Joong Keun, Baugewerkschafter der Korean Federation of Construction Industry Trade Unions (KFCITU), KCTU, an den Folgen eines Einsatzes der Aufruhrpolizei am 16. Juli, als 3.000 der seit 1. Juli streikenden POSCO-Subunternehmen-Belegschaften eine Demonstration vor der Konzernzentrale organisierten, die mit Gewalt aufgelöst werden sollte. Die Demonstration war organisiert worden, nachdem POSCO eine Vereinbarung gebrochen hatte: Das Unternehmen hatte zugesagt, die Subunternehmen zu Verhandlungen mit der Gewerkschaft zu bewegen, stattdessen aber heimlich Streikbrecher angeworben. Als das Unternehmen die Riot-Polizei rief und diese aus dem ganzen Lande 10.000 Mann mobilisierte, flüchteten sich 3.000 Bauarbeiter in den Firmensitz und hielten diesen besetzt. Nach mehreren Tagen (in denen das Unternehmen Wasser und Strom für die Gebäude sperren liess) gingen die Arbeiter freiwillig heraus - und 58 von ihnen wurden festgenommen. Der Gewerkschaftsverband KCTU organisiert eine Solidaritätskampagne in deren Argumentation auch die ökonomische Rolle von POSCO in Südkorea und seine Public Relations und die Bedingungen unter denen die Belegschaften die Fabriken bauen müssen (unter anderem unter - verbotener - Anwendung von Asbest) gegenübergestellt. a) Der (englische) Aktionsaufruf des KCTU "Union Member dies due to severe beating by riot police" vom 2. August 2006 b) Der Bericht "Heißer Sommer in Pohang" von Wolfgang Pomrehn in der "jungen welt" vom 8. August 2006 II.Internationales /Chile / Gewerkschaften und Arbeitskämpfe 2.000 streiken bei "La Escondida" - der grössten Kupfermine der Welt Seit montag wird die grösste Kupfermine der Welt - in Besitz des angloaustralischen Multis BHP-Biliton - bestreikt, und rund zwei Drittel der Produktion (die 8% der weltweiten Kupferförderung ausmacht) sind ausgefallen. Die (trotzkistisch orientierte) Strömung "Clase contra clase" berichtet in dem (spanischen) Beitrag "Huelga en la Minera La Escondida: Es necesario paralizar el 100% de la producción" vom 9. August 2006 von den Hintergründen des Streiks und argumentiert, warum es nötig ist, die Produktion völlig lahmzulegen. III.Internationales / Mexico / Arbeitskämpfe Hunderte Bergarbeiter wg Streiks entlassen Nur wenige Tage nachdem sich der konservative Kandidat Calderón zum Wahlsieger erklärt hat, hat die massenhafte Entlassung von streikenden Bergarbeitern in Sonora gezeigt, wie das Bürgertum die seit Monaten heftig zunehmende Unruhe im Lande "in den Griff" zu kriegen gedenkt: mit weiterer Repression. In einer der grössten Kupferminen der Welt, Nacozari streikten die 1400 Beschäftigten seit März diesen Jahres - kurz nach der "Wahl" erklärte ein Gericht, dies sei kein legaler Streik, womit der Kündigungsschutz nach mexikanischem Recht entfällt und sofort wurden Hunderte entlassen. Der (englische) Bericht "Hundreds of Mexican Miners Fired for Striking" von David Bacon vom 8. August 2006 bei "Truthout". IV.Internationales / Malaysia Hetzjagd auf MigrantInnen geht weiter: für viele ein Geschäft - oder ein "Hobby" Einer der Lieblingsbösewichter bürgerlicher Doppelmoral ist "der Schlepper". Zumindest in Malaysia gibt es jetzt auch seinen - natürlich keineswegs "bösen" - Gegenpart: professionelle Migrantenjäger, nicht etwa verbeamtet, sondern privatwirtschaftlich. Und, ergänzend: uniformierte freiwillige Hatzfanatiker. Eine solche Truppe hat jetzt 1.500 Menschen umzingelt und festgenommen, aus verschiedenen asiatischen Ländern. Die Regierung hatte zu Jahresbeginn erneut ein Jagdprogramm aufgelegt (wie schon seit 1992 mehrfach - immer mit dem Ergebnis, dass danach viele Stellen unbesetzt blieben), mit dem eine Million Menschen vertrieben werden sollen - rund ein Viertel der 10,5 Millionen "Arbeitskräfte" in Malaysia sind Fremdlinge, die meisten davon ohne die staatlich geforderten Papiere. Für sie hat die regierung im März die Einführung von Sondergerichten angedroht. Der redaktionelle (englische) Bericht "1,500 illegals rounded up" vom 1. August 2006 bei "malaysiakini". V.Internationales / Frankreich / Gewerkschaften / SUD / Sud-Rail BR-Wahlen bei der SNCF - SUD bleibt zweitstärkste Gewerkschaft Bei den diesjährigen Vertretungswahlen der SNCF im März konnte sich zwar die neoliberal angepasste CFDT etwas vom Absturz bei der letzten Wahl erholen, blieb aber weit davon entfernt, die Rolle als zweitstärkste Gewerkschaft hinter der CGT wieder einzunehmen. Von den rund 240.000 Beschäftigten der SNCF (im Jahre 2004 waren es noch knapp über 300.000) beteiligten sich 172.000 an der Wahl der Betriebsräte. Über 40% der Wählenden gaben ihre Stimme der CGT die damit, trotz Verlusten, mit Abstand stärkste Gewerkschaft blieb. Mit knapp 15% blieb die Alternativgewerkschaft SUD zweitstärkste Gewerkschaft vor der Föderation autonomer Gewerkschaften UNSA mit 14,5%. Die CFDT verbesserte sich von 9% bei der letzten Wahl (damals ein regelrechter Absturz, denn zuvor waren es über 18% gewesen) auf rund 11,5%. Die christliche CFTC erreichte 8,1%, die FO 6,6. Waren die Wahlen 2004 im wesentlichen geprägt von der Zustimmung der CFDT zur damaligen Rentenreform - und der Kritik der anderen Gewerkschaften an dieser Haltung, was zusammen zum katastrophalen Ergebnis der CFDT führte, die auch noch eine grosse Zahl Mitglieder vor allem an CGT und SUD verlor, so war es dieses Mal anders - CGT, SUD und FO hatten einen Gewinnbeteilungstarif abgelehnt und die drei unterzeichnenden Gewerkschaften dieses Vertrags, CFDT, CFTC und UNSA waren eben jene, die diesmal leicht hinzugewannen. Alles ausführlicher, inklusive der (ähnlichen, aber mit UNSA als zweitstärkster Gewerkschaft) Ergebnisse der Vertreterwahlen in dem (englischen, hiermit kurz zusammengefassten) Bericht "SNCF elections lead to shift in union allegiances" von Jean-Marie Pernot (IRES) vom 4. August 2006 bei "Eiro-Online". VI.Internationales / Honduras Massendemonstrationen gehen weiter - Polizei kann sie nicht stoppen Trotz eines enormen Polizeiaufgebots gelang es Ende vergangenen Monats nicht, die Strassenblockaden - an denen sich Zehntausende beteiligten - zu durchbrechen, mit denen die wichtigsten Fernstrassen des Landes geschlossen wurden: aus Protest gegen ein neoliberales Gesetz über Bergwerke, das zuerst von indigenen Organisationen bekämpft wurde. Inzwischen haben sich auch Gewerkschaften und StudentInnenorganisationen in diesen Kampf eingereiht. Auch der Haushaltsentwurf der Regierung "hängt" da landesweit die LehrerInnen streiken. Der (spanische) Bericht "Miles de comunarios paralizan principales vías de los territorios controlados por el estado de Honduras" vom 27. Juli 2006 bei "Clajadep-LaHaine". VII.Internationales / Panama Neoliberaler Gesetzentwurf im vergangenen Jahr verhindert - aber das Leben der meisten bleibt schwer Letztes Jahr musste die panamesische Regierung eine schwere Niederlage hinnehmen: Der Gesetzentwurf zur Reform der Sozialversicherung - im weltweit üblichen Stil - musste aufgrund breiten Volkswiderstandes zurückgezogen werden. Was eine weitere Verschlechterung der Lebenslage des Grossteils der Bevölkerung verhinderte. Dass diese Lage trotzdem sehr kompliziert ist - vor allem, da das angebetete Wirtschaftswachstum nahezu ausschhliesslich prekäre Jobs hervorbringt - wird in dem (englischen) Bericht "Labor market analysis for Panama" des Grupo de Análisis Socio-laboral vom 17. März 2006 deutlich, der beim "Global Policy Network" veröffentlicht wurde. VIII.Internationales / Trinidad und Tobago a) Streiks der Ölarbeiter Wie schon verschiedentlich seit März diesen Jahres haben in den letzten Julitagen etwa 1500 der rund 5000 Beschäftigten von Petrotrin gestreikt (diese 1500 sind die Belegschaft der einzigen Ölraffinerie des Landes): Alle Betriebstarife der Ölgesellschaft mit der Oilfield Workers’ Trade Union (OWTU) sind ausgelaufen, aber trotz steigender Gewinne blockiert die Firmenleitung Gespräche. Auf Verlangen der Unternehmensleitung gab es Ende Juli und Anfang August Gespräche mit dem Arbeitsministerium als Vermittler. Weiteres in dem (englischen) Bericht "Trinidad’s Oil Workers Take Action for Fair Contract" vom 7. August 2006 bei der Gewerkschaftsinternationale ICEM b) 20 verletzte Hafenarbeiter - Gewerkschaftsbund schreibt einen Brief... 20 Arbeiter wurden Anfang Juli verletzt, bei einem Unfall beim Bau des neuen Zollgebäudes im Rahmen der Reform des gesamten Hafens von Port of Spain. Der Caribbean Congress of Labour hat daraufhin einen Brief an das Arbeitsministerium geschrieben, in dem die ganze Serie von Unfällen bei einer Reihe von Megaprojekten in TT beklagt wird und darauf hingewiesen, dass dies Ergebnis des massiven Einsatzes von Subunternehmen bei der Realisierung dieser Projekte sei, weil diese Arbeiter sich schlecht gewerkschaftlich organisieren könnten. So wird es in dem redaktionellen (englischen) Artikel "Workers need union representation" vom 25. Juli 2006 der Tageszeitung "Trinidad Express" zusammengefasst. IX.Internationales / Venezuela "Urban Gardens": Ernährung und Revolution Dass die Ernährung im heutigen Kapitalismus auf mehrfache Weise extrem problematisch ist, weiss die Bevölkerung jedes auf Importe angewiesenen Landes in zeiten des imperialen Drucks genauso, wie jede/r, die sich Gedanken um Produktions- und Distributionsketten machen. Städtische Gärten waren auf Kuba ein Weg, die Blockade zu durchbrechen. Jetzt beraten unter anderem kubanische Experten ähnliche Projekte in Venezuela. Der ausführliche (englische) Bericht "Feeding Ourselves: Organic Urban Gardens in Caracas" von April M. Howard, der am 10. August 2006 auf der Mailingliste Labor-L publiziert wurde. X.Internationales / Kirgisien Strahlende Zukunft Interessiert sich jemand für ein paar Tausend Kirgisen? Die Bevölkerung des Bergdorfes Kara Agach ist der um das 40-fache höheren radioaktiven Belastung ausgesetzt, als international die Höchstgrenze liegt - aufgenommen vor allem durch ihre eigene Nahrung. Radium aus 2 Jahrzehnten Uranabbau ist der Verurusacher - und dies in einem Gebiet, das von Erdbeben bedroht ist. Würde sich bei einem solchen eines der Endlager bewegen, könnten auch die nähere Umgebung bis hin nach Usbekistans Ferganatal verseucht werden. Und der Uranabbau, ohnehin mit jeder Menge gefährlicher chemischer Stoffe vollzogen, nimmt weltweit jedes Jahr zu. 20 neue Bergwerke sind in Planung - die Hälfte davon in Kazachstan. Weniger reiche Vorkommen werden ebenfalls für die Zukunft bereits anvisiert - die Folgen bleiben unabsehbar: Für die dort Arbeitenden sowieso, aber auch für die jeweilige Umgebung - so wird es in dem (englischen) Bericht "Miners' health may be the cost of a nuclear future" im New Scientist vom 10. Juni 2006 (gespiegelt bei "Mining and Communities" Mailingliste am 4. Juli 2006) festgehalten. XI.Internationales / Syrien Kinderarbeit - eine Massenerscheinung Obwohl eigentlich per Gesetz verboten, arbeiten nach einer neuen Untersuchen rund 13% der 12-14 jährigen in Syrien Vollzeit - ein Grund dafür, dass ein Viertel aller Kinder die Grundschulen ohne Absschluss verlassen. Von den statistisch als "Arbeitskräfte" registrierten 5,1 Millionen Menschen sind 600.000 unter 17 Jahre alt - alles mit steigender Tendenz. Die syrische Menschenrechtsorganisation hat nun gefordert, das Kinderarbeitsgesetz wirklich durchzusetzen - was bei einer Strafe von 20 Dollar pro Missbrauch wahrlich kaum zu erwarten ist. Mehr dazu im redaktionellen (englischen) Bericht "Child labourers operate in legal loophole, say rights workers" bei der IRIN-Nachrichtenagentur vom 13. Juli 2006. XII.Internationales / Saudi-Arabien MigrantInnen aus Asien - ein Fall für Human Rights Watch... Murali ist ein Elfenbeinschnitzer aus Indien, der über zwei Jahre für einen "Sponsor" arbeitete - und dieser blieb ihm ungefähr 5.000 US-Dollar schuldig. Als er dies einforderte wurde die Diskussion qua Verlegung ins Gefängnis beendet. Dort blieb Murali 13 Monate ohne weitere Maßnahmen, bis ihm sein Schwager ein Ticket nach Indien besorgte - daraufhin wurde er in Handschellen zum Flughafen verfrachtet. Vom Arbeitslohn war nie wieder die Rede. Eines von vielen Schicksalen der etwa 3,5 Millionen MigrantInnen aus Indien, Bangladesh und den Philippinen. Einer von denen, die - im Ausland - von Human rights watch befragt wurden für den Report "Exploitation and Abuse of Migrant Workers in Saudi Arabia" der im Juli 2004 fertiggestellt wurde, aber eine der aktuellsten Bestandsaufnahmen der sozialen Lage im Land der Sauds ist. ...bis bald, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |