Wo die Chips wachsen - über Arbeitsmigration und grenzüberschreitende Organisierung in Malaysia
„Die ehemalige britische Kolonie Malaysia ist der weltgrößte Exporteur von Mikrochips. Allerdings blieb das Wachstum weitgehend auf Montagetätigkeiten begrenzt, und ein vergleichbar technologisches Upgrading wie in Singapur oder Taiwan blieb aus. Heute konkurriert Malaysia mit Ländern wie China, den Philippinen und Vietnam, die ein deutlich niedrigeres Lohnniveau aufweisen...“ Artikel von Sarah Bormann, erschienen im express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 06/11
Neuerscheinung: Dokumentarfilm "Blue Elephants"
"Der Film beschreibt die Arbeits- und Lebensbedingungen von Migranten und Migrantinnen in der malaysischen Elektronikindustrie - dem Silicon Valley Südostasiens. Die "Einwanderer auf Zeit" aus Ländern wie z.B. Indonesien, Nepal und Bangladesh müssen sich hoch verschulden, um die Vermittlungsgebühren in ihren Heimatländern zu zahlen. In Malaysia wird die Mehrheit über Leiharbeitsfirmen angestellt, die Löhne sind niedrig und die Arbeitszeiten lang. Sie erfahren eine doppelte Marginalisierung - als LeiharbeiterInnen und als MigrantInnen. Der 14-minütige Film, den der Filmemacher Moritz Siebert in Auftrag des PC GLOBAL Projekts von WEED im August 2010 in Malaysia gedreht hat, lässt eine indonesische Arbeitsmigrantin und einen nepalesischen Arbeitsmigranten zu Wort kommen. Sie berichten über den hohen Druck bei der Arbeit als auch den Druck, ihre Schulden zurückzuzahlen. "If I don`t pay the rates the bank will take my family`s home and land. If I cannot make money here I will be back to zero at home", so der nepalesische Arbeiter Himal im Interview. Der Film kann auf der PC Global-Website oder bei Youtube online angesehen werden. Er kann auch als DVD zum Preis von 3,- Euro (2,- für WEED-Mitglieder) bei WEED hier bestellt werden. Die Originalfassung des Films ist Englisch und verfügt über deutsche und spanische Untertitel." Siehe dazu die Sonderseite zum Film bei WEED vom 10.11.2010
Erfolgreicher Massenprotest: Migranten setzen sich gegen Elektronikfirma durch
Ein tödlicher Arbeitsunfall - das Management von JCY in Johor Baru wollte weitermachen wie üblich. 5.000 Beschäftigte aus Nepal, Myanmar, Vietnam, Bangladesh und Indien aber wollten dies nicht, sie traten in Streik, auch weil es erst kurz vorher bereits einen weiteren tödlichen Unfall gegeben hatte. Auch die herbeigerufene Polizei konnte ihren Protest nicht beenden, und so setzten sie alle ihre vier Forderungen durch: Entschädigung für die Familien, Lohnerhöhung, eine Ambulanz und eine medizinische Einrichtung auf dem Werksgelände. Weiteres in "Migrant workers protest ends in victory" am 23. August 2010 bei libcom.
Die Telekom Call-Center-ArbeiterInnen bitten um Proteste
Insgesamt 1100 ArbeiterInnen im Call-Center "Retail Customer Contact Centre (TMRCC)", allesamt GewerkschafterInnen in der malaysischen Gewerkschaft "National Union of Telecommunications Employees (NUTE)", führten kurzfristige Streikaktionen durch. Sie wollen nicht einfach in eine andere Telekommunikationsfirma eingegliedert werden. Man hatte nämlich ganz vergessen, ihre Gewerkschaft in die Verhandlungen für die Überführung einzubinden. So sind sämtliche neuen Konditionen der Arbeitsverträge bei der neuen Firma "VADS LTD" unbekannt. Die KollegInnen bitten um Protestschreiben an die Firma und den zuständigen Minister und die UNI hat bereits einen (englischen) Protestmailer eingerichtet. Siehe dazu die Seite der UNI global union .
Hetzjagd auf
MigrantInnen geht weiter: für viele ein Geschäft - oder
ein "Hobby"
Einer der Lieblingsbösewichter bürgerlicher
Doppelmoral ist "der Schlepper". Zumindest in Malaysia
gibt es jetzt auch seinen - natürlich keineswegs "bösen"
- Gegenpart: professionelle Migrantenjäger, nicht etwa verbeamtet,
sondern privatwirtschaftlich. Und, ergänzend: uniformierte
freiwillige Hatzfanatiker. Eine solche Truppe hat jetzt 1.500 Menschen
umzingelt und festgenommen, aus verschiedenen asiatischen Ländern.
Die Regierung hatte zu Jahresbeginn erneut ein Jagdprogramm aufgelegt
(wie schon seit 1992 mehrfach - immer mit dem Ergebnis, dass danach
viele Stellen unbesetzt blieben), mit dem eine Million Menschen
vertrieben werden sollen - rund ein Viertel der 10,5 Millionen "Arbeitskräfte"
in Malaysia sind Fremdlinge, die meisten davon ohne die staatlich
geforderten Papiere. Für sie hat die regierung im März
die Einführung von Sondergerichten angedroht. Der redaktionelle
(englische) Bericht "1,500
illegals rounded up"
vom 1. August 2006 bei "malaysiakini".
Gewerkschaften gegen Migrantenhatz
"Seit dem 1. März droht dem Millionenheer illegaler, meist aus Indonesien stammenden Migranten die Ausweisung aus Malaysia. Jetzt will ihnen der Kongreß Malaysischer Gewerkschaften (MTUC) helfen, der bei den letzten Mitgliederwahlen Ende Dezember seine alte regierungsnahe Führungsriege abgewählt hat. Die neuen MTUC-Chefs haben einen Reformkurs angekündigt und versprechen mehr Engagement auch für ausländische Arbeitnehmer. Malaysias Gewerkschafter haben sich in den vergangenen Jahren nicht sonderlich um das Schicksal der Migranten gekümmert" - so beginnt der Artikel "Gewerkschaftsführung gibt sich kämpferisch" von Anil Netto in der "Jungen Welt" vom 4.März 2005.
RELEASE LABOUR ACTIVIST, WORLD'S UNIONS TELL MALAYSIA
ICEM fordert die Freilassung des Gewerkschaftsaktivisten Tian Chua und anderer politischer Gefangener. Der langjährige Aktivist war ohne Verfahren entsprechend dem malaysischen Gesetz zum Schutz der inneren Sicherheit festgenommen worden. ICEM ruft die Vertreter des IBFG dazu auf, dies zum Thema bei der ILO Versammlung zu machen, die noch bis 20.Juni tagt und bei der der malaysische Premierminister sprechen wird. Die (englische) Pressemitteilung der Chemieföderation vom Juni 2002
ALL OUT ATTACK ON GUPPY UNION ! 5 OUT OF 6 KEY LEADERS FACE THE SACK !
Englischer Bericht vom August 2001 über Angriffe auf führende GewerkschafterInnen eines Plastikproduzenten |