Liebe KollegInnen,
neu im LabourNet Germany am Montag, 16. Februar 2004:
a) Propaganda
- "Bild"-Schlagzeile sorgt für Verwirrung.
„"40-Stunden-Woche offiziell wieder da!" Mit dieser Schlagzeile
beglückt "Bild" seine Leser am 13. Februar 2004 auf der ersten
Seite. Und stellt die Frage: "Müssen jetzt alle mehr arbeiten?"
Daran stimmt: Nichts. Richtig ist: Die 35-Stunden-Woche bleibt in der Metall-
und Elektroindustrie die Regel. Sie wird nur flexibler als bisher schon gehandhabt….“
Link
zur IGM-Meldung vom 13.2.04. Daher: „IG Metall prüft
juristische Schritte: „Bild-Zeitung lügt“„.
“Die IG Metall prüft juristische Schritte gegen die Bild-Zeitung.
Die Zeitung hatte in ihrer Freitagsausgabe in Bezug auf den Tarifabschluss
in der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg getitelt: „40-Stunden-Woche
offiziell wieder da!“ Diese Aussage ist durch die Fakten in keiner Weise
gedeckt, sagte der Pressesprecher der IG Metall, Georgios Arwanitidis, am
Freitag in Frankfurt. „Bild belügt die eigenen Leser!“…“
Link
zur IGM-Pressemeldung Nr. 19/2004 vom 13. Februar 2004. Die Erkenntnis
„Bild belügt die eigenen Leser!“ wäre schon fast ein
Zitat des Tages wert….
- Einigung bei Metall: Ein Glanzstück deutscher Sozialpartnerschaft.
„Besser als der Tagesspiegel kann man die Einigung bei den Tarifverhandlungen
der Metall- und Elektroindustrie kaum kommentieren: Für Friedrich Merz
(CDU), Guido Westerwelle (FDP) und Michael Rogowski (BDI) sei es kein schöner
Tag, schreibt das Blatt. Denn die drei schärfsten Kritiker des Tarifsystems
seien eines Besseren belehrt: "Der Flächentarifvertrag lebt."
IG Metall und Arbeitgeber hätten sich auf einen schwierigen und komplizierten
Kompromiss geeinigt und gleichzeitig dem Tarifwesen einen Schub in die Zukunft
gegeben. "Ein gesetzlicher Eingriff in die Tarifautonomie", so der
Tagesspiegel, wie von Merz, Westerwelle und Rogwoski gewünscht, ist nun
vom Tisch"….“ So der
DGB-Kommentar zum Abschluß (ohne Datum; Link)
b) Kommentare
- Resolution
zum Tarifergebnis Baden-Württemberg 2004 an die Delegiertenversammlung
Mittelhessen am 14.2.04. Aus dem Text: „… Die Delegiertenversammlung
Mittelhessen fordert daher ihre Mitglieder in der Tarifkommission auf, den
Baden-Württemberger Abschluss nicht zu übernehmen. Wenn durch Verhandlungen
kein besseres Ergebnis erreicht werden kann, ist der Streik vorzubereiten
und durchzuführen…“
- Neuer Tarifvertrag bei Metall: Bombe mit Zeitzündereffekt?
jW sprach mit Tom Adler, Betriebsrat bei DaimlerChrysler im Werk Untertürkheim/Mettingen,
Mitglied der baden-württembergischen Tarifkommission der IG Metall und
im Arbeitsausschuß der Initiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken.
Link
zum Interview von Daniel Behruzi in junge Welt vom 16.02.2004. Aus dem
Text: „… Zunächst einmal muß man festhalten: Die Unternehmer
sind mit ihrem Vorhaben, über generelle Öffnungsklauseln die Wochenarbeitszeit
ohne Lohnausgleich auf bis zu 40 Stunden heraufsetzen zu können, nicht
durchgekommen. Andererseits haben sie weitere Öffnungen in Richtung 40-Stunden-Woche
erreicht. Diese würde ich als Bomben mit Zeitzündereffekt betrachten,
die nicht unmittelbar einen Erdrutsch in der Fläche hervorrufen. Es sind
aber Bohrungen in einem Damm, die in der Summe irgendwann dazu führen,
daß er bricht. Die Formulierung im Vertrag, daß es gemeinsames
Ziel der Tarifparteien sei, Arbeitsplätze am Standort Deutschland zu
sichern, die Wettbewerbsfähigkeit und Investitionsbedingungen zu verbessern,
bedeutet nichts anderes als das »Bündnis für Arbeit und Wettbewerbsfähigkeit«
pur – jetzt per Tarifvertrag….“
- Verhandlungsergebnis von Baden-Württemberg. Erste
Bewertung von Heinz Klee (Vorsitzender der Metaller-Arbeitslosen-Initiative
der IGM-Vst. Frankfurt/Main) und Rainer Herth (VK-Leiter MAN Roland Offenbach).
Aus dem Text: „das Verhandlungsergebnis von Baden-Württemberg liegt
vor und es ist entgegen offizieller Aussagen der IG Metall völlig unannehmbar.
Der Normalarbeitstag soll liquidiert und die unbezahlte Arbeit (Sklavenarbeit)
eingeführt werden. Das Verhandlungsergebnis geht sogar noch über
die unverschämten Forderungen der Unternehmer hinaus. (…) Dieses
Verhandlungsergebnis darf nicht umgesetzt werden! (…)Weder Jürgen
Peters noch Bertolt Huber und die Tarifkommissionen dürfen sich über
diese Beschlüsse hinwegsetzen! Sie werden es aber tun, wenn wir nicht
den sofortigen Protest und Kampf organisieren gegen die Einführung der
Sklavenarbeit (Arbeitszeit ohne Bezahlung ist ökonomisch eine Form der
Sklavenarbeit), gegen die Liquidierung des Normalarbeitstags, den die Gewerkschaften
in Jahrhunderten erkämpften. Und es gilt den Protest zu organisieren
gegen den massivsten Angriff auf die 35-Stunden-Woche, die wir vor 20 Jahren
erkämpften. (…)“
- Metalltarifrunde 2004: Lektion gelernt! Link
zum Kommentar von Freerk Huisken auf seiner Homepage. Aus dem Text: „…
Die größte und eigenem Bekunden zufolge stärkste Einzelgewerkschaft
der Welt hat ihre Lektion also gelernt. Zwischen den Alternativen, als Gewerkschaft
vom Gesetzgeber ausgemischt zu werden, oder als nationale Arbeiterlobby weiterhin
Beachtung zu finden, hat sie sich für das letzte entschieden und einen
Preis gezahlt, der den Metallabeitern so einiges deutlich macht: Was die nationalen
Standortkonkurrenzanstrengungen den Lohnarbeitern zumuten, das bekämpft
sie nicht, sondern das setzt sie zusammen mit Politik und Arbeitgebern und
natürlich immer ganz streitbar durch – für Deutschland und
gegen die Arbeitnehmer….“
Und was klar war:
Billigtarife im Osten. Unternehmerverbände wollen Metallabschluß
in Ostdeutschland nicht übernehmen. Link
zum Titel jW-Bericht vom 14.02.2004
a) Nein zum Kopftuch-Verbot!
Kein Berufsverbot für Frauen! Und: Kein Kopftuchzwang…
Das Kopftuchverbot ist Ausdruck reaktionären christlich-abendländischen
und deutsch-chauvinistischen Gehabes. Stellungnahme
von GRAN, GewerkschafterInnen gegen Rassismus, Antisemitismus und Nazismus
b) Kettenkündigungen
von BR-Mitgliedern bei Danfoss
c) Sofortige Wiedereinstellung von Jens Fertsch durch die ETIB GmbH!
Am 12.2.2004 hat die Verhandlung über die Kündigungschutzklage von
Jens vor dem Arbeitsgericht Bremen stattgefunden. Dazu ein Bericht
des Solidaritätskommitee Jens Fertsch
„Der Anwalt der Gegenseite signalisierte Verhandlungsbereitschaft. Jens
hat sich auf Grund seiner finanziellen und persönlichen Situation bereit
erklärt, folgendem Vergleich zuzustimmen:
1. Zustimmung zu einer betriebsbedingten Kündgung zum 31.3.04 (einschließlich
eines "wohlwollenden Zeugnisses ohne Erwähung der Umstände der
Kündigung" ) unter Zahlung der ausstehenden Löhne seit der Kündigung.
2. Zahlung einer Abfindung i.H.v. 10.000 Euro.
Der Vergleich ist auf Widerruf geschlossen, so dass ETIB die Vereinbarung noch
bis zum 26.2. platzen lassen kann….“
3) Branchen: Chemie / Bayer
a) Philippinen
Hände weg von Dr. Quijano und seiner Familie!
Auf den Philippinnen wird der konzernkritisch arbeitende Toxikologe und Pharmakologe
Dr. Romy Quijano (u.a. wegen BAYER-kritischer Arbeit) juristisch und mit dem
Leben bedroht. Eine neue Eilaktion der Coordination gegen BAYER-Gefahren –
siehe Informationen
und Vordrucke als pdf-Datei
b) Bayer AG allgemein
„Ich werde sie niemals vergessen“ Trotz Fonds: KZ-Opfer
verklagt BAYER
„Als einer der wenigen hat Simon Rozenkier die grausamen medizinischen
Experimente in den KZ überlebt. Aber er ist ohne direkte Nachkommen geblieben.
Sterilisationspräparate von BAYER haben ihn unfruchtbar gemacht. Die pauschal
festgesetzte Summe von 8.000 Dollar, die ihm der Entschädigungsfonds der
bundesdeutschen Wirtschaft für sein Leid zugedacht hatte, empfand der 75-Jährige
als blanken Hohn. Er verklagte den Leverkusener Chemie-Multi direkt….“
Artikel von Jan Pehrke
im Vorabdruck aus "Stichwort BAYER", Ausgabe 1/2004
a) Telek(c)om
Nein zum Lohnverzicht!
„Nach dem massiven Personalabbau, der zunehmenden Arbeitshetze und ständiger
Verunsicherung durch permanente Umorganisationen kommt nun der absolute Hammer:
Der Vorstand will unsere Arbeitszeit und unsere Löhne gleich mit um 10
Prozent absenken. Im Gegenzug sollen einige tausend Arbeitsplätze erhalten
bleiben. Doch das ist eine Milchmädchenrechnung….“ Magentat,
Betriebsblatt von KollegInnen für KollegInnen, Ausgabe Nummer 7 –
Februar 2004 (pdf)
b) Bild und Ton:
Rundfunk / Fernsehen / Kino
CinemaxX-Streiks für erträgliche Arbeitsbedingungen
Link
zur ver.di-Meldung vom 13.02.2004. Aus dem Text: „…Das Unternehmen
CinemaxX lehne jedoch weitere Tarifverhandlungen ab und führe jetzt einseitig
schlechtere Arbeitsbedingungen nach und nach ein. So würden ab Februar
bei Neueinstellungen niedrigere Löhne und Gehälter gezahlt. Diese
lägen um bis zu 20 Prozent unter den bisherigen Tarifen. Außerdem
werde der Urlaub um bis zu neun Tage auf 20 Tage gekürzt. Das bescheidene
Weihnachtsgeld werde ebenfalls nicht mehr gezahlt….”
c) Siemens / Vogt
electronic Witten
- Presseerklärung
des Solidaritätskreis "Erhalt aller Arbeitsplätze bei VOGT
electronic Witten" vom 13.2.04 zu den aktuellen Entwicklungen. Nach wie
vor halten die Vogt-Geschäftsleitung und die von Siemens beauftragte
Anwaltskanzlei aus München an den fristlosen Kündigungen gegen 6
Mitarbeiter der Firma fest, die sich gegen die Massenentlassung von 395 Beschäftigten
wehrten und von ihrem grundgesetzlich verankerten Recht auf freie Meinungsäußerung
in der Presse Gebrauch gemacht haben. Ihnen wird Rechtsbruch vorgeworfen,
aber das Vogt-Management hält sich selbst weder an Recht noch Moral.
Vor 2 Wochen wurde ohne Zustimmung beim Betriebsrat einzuholen, einfach Samstagsarbeit
durchgeführt und Kollegen einzeln darauf angesprochen und so ihre Notlage
schamlos ausgenutzt….“
- Vor dem Arbeitsgericht in Bochum, Marienplatz 2, finden in den nächsten
Tagen weitere 4 Gütermine zu den fristlosen Entlassungen bei Vogt electronic
Witten statt. Die Termine sind:
- Donnerstag, 19.02.04, 11.00 Uhr
- Dienstag, 24.02.04, 09.40 Uhr
- Dienstag, 02.03.04, 10.40 Uhr
- Mittwoch, 17.03.04, 10.30 Uhr
V. Internationales: Spanien
Werftarbeiter in Spanien auf dem Kriegspfad
„Die Werftarbeiter im spanischen Staat haben das Kriegsbeil ausgegraben.
Sie befinden sich erneut im Streik und immer wieder kommt es zu Straßenschlachten
mit der Polizei und der Guardia Civil, wobei mehr als 50 Menschen verletzt wurden.
Es geht ihnen um einen neuen Tarifvertrag und sie befürchten erneut Werftenschließungen…“
Link zum
Bericht mit Bildern von Ralf Streck vom 15.02.2004 bei indymedia
VI. Internationales: Frankreich
Streik bei Radio nach 18 Tagen beendet, Zoff in öffentlichen Medien
Artikel von Bernard Schmid
Lieber Gruss, Mag
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Der virtuelle Treffpunkt der Gewerkschafts- und Betriebslinken
The virtual meeting place of the left in the unions and in the workplace