Film ab für höhere Löhne: Gewerkschaften und Beschäftigte kämpfen gegen Ausbeutung durch die großen Kinoketten
Die Deutschen gehen zu selten ins Kino - auch wegen hoher Preise. Unter der verfehlten Investitionspolitik der Kinoketten leiden die Beschäftigten. Artikel von Katharina Dockhorn im Neues Deutschland vom 24.08.2012 . Aus dem Text: "(.) Die Cinemaxx-Gruppe, die heute rund 1800 Beschäftigte in Deutschland hat, stand am Anfang des Jahrtausends kurz vor der Pleite. 2004 trat sie ebenso wie die damalige Ufa-Filmtheater AG aus dem vom Hauptverband Deutscher Filmtheater geschlossenen Flächentarifvertrag aus. Der sieht seit 2011 für KassiererInnen einen Mindeststundenlohn von 7,38 Euro vor, mit zwei Jahren Berufserfahrung sind es 7,61. Nicht üppig, aber von den Ketten wird oft weit weniger gezahlt. Löbliche Ausnahme ist derzeit UCI, hier bekommen Kassiererinnen seit Januar 8,93 bzw. 9,59 Euro. Diese Dimensionen strebt ver.di auch bei Cinemaxx und Cinestar an, wobei die Verhandlungsstrategie unterschiedlich ist. Auf Grund der komplizierten Unternehmensstruktur der Cinestar-Gruppe wird für jedes Haus einzeln verhandelt, um Löhne wie in Dortmund, wo Kassiererinnen 6,30 bis 6,80 pro Stunde erhalten, zu erhöhen. Mit der Cinemaxx-Gruppe, die seit 2009 wieder schwarze Zahlen schreibt, verhandelt die Gewerkschaft über einen neuen Flächentarifvertrag. Bisher erhalten Kassiererinnen acht Euro. Ver.di fordert einen Euro mehr Stundenlohn rückwirkend zum 1. Januar sowie eine zehnprozentige Erhöhung ab 2013. Das letzte Arbeitgeberangebot lag bei einer Erhöhung von 0,25 Euro im Jahr 2012 sowie plus 1,7 Prozent im nächsten Jahr."
Arbeitskampf bei Cinestar Dortmund und Frankfurt
ZDF-Mitarbeiter fordern: "Freiheit für das Zweite!"
"Wie unlängst beim Österreichischen Rundfunk (ORF) scheint sich nun auch im ZDF eine sender-interne Protestbewegung zu formieren. Noch anonym, noch sehr klein, aber immerhin. Carta dokumentiert den Aufruf der Empörten." Dokumentation des Offenen Briefes vom 28.01.2012 bei Carta . Aus dem Text: ". Schade, das ein solcher Protest beim ZDF nicht möglich ist. Wie sagte doch Nikolaus Brender im SPIEGEL: Parteipolitische Methodik droht gerade den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu okkupieren"und (es gibt ein) Spitzelsystem, das davon lebt, dass Redakteure den Parteien Senderinterna zutragen. Die Verhältnisse, die beim ORF den Protest auslösten, lassen sich eins zu eins auf das ZDF übertragen. (.) Wir paar jungen Nachwuchs-ZDFler müssen leider anonym bleiben, um unsere (meist befristeten/wackligen) Verträge nicht zu gefährden. WIR möchten auch noch in ein paar Jahren in einem (nahezu) unabhängigen ZDF arbeiten. Wobei WIR niemals mehr so hohe Pensionsansprüche werden verjubeln können, wie es den Hierarchen, die ein Filz-System im Haus aufgebaut haben, möglich ist."
Tarifabschluss für Filmschaffende erzielt: 8 Prozent Gagensteigerung über 2 Jahre
"In der dritten Verhandlungsrunde zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der Produzentenallianz ist für die rund 10.000 Film- und Fernsehschaffenden, die auf Produktionsdauer beschäftigt sind, ein Tarifergebnis erreicht worden. Das Ergebnis sieht insgesamt Tarifsteigerungen von durchschnittlich 8 Prozent über eine Laufzeit von zwei Jahren vor. Die Erhöhung der Wochengagen von 35 Euro ab Juli 2012 und 10 Euro ab Januar 2013 als Sockelbeträge und 2 Prozent ab Januar 2013 bedeutet eine Tarifsteigerung von durchschnittlich knapp 4 Prozent pro Jahr. Der Manteltarifvertrag gilt unverändert bis Ende 2013." Pressemitteilung von ver.di vom 22.11.2011
Finanzkrise und Film: Traumfabrik meldet Kurzarbeit an
Im Filmstudio Potsdam Babelsberg schlägt die internationale Bankenpleite zu. Ab September gehen Mitarbeiter für ein halbes Jahr in Kurzarbeit. Erster Hoffnungsschimmer für Herbst. Artikel von Tobias Singer in der Taz-Berlin vom 14.08.2009
Fünf Prozent Lohnplus für Kinobeschäftigte
„Innerhalb der nächsten 28 Monate steigen die Einkommen von etwa 5.000 Kinobeschäftigten zunächst ab Februar 2009 um 2,5 Prozent, ab Januar 2010 um weitere 1,25 Prozent und ab Juli 2010 noch einmal um 1,25 Prozent. Darauf einigte sich ver.di in der dritten Verhandlungsrunde mit dem Hauptverband deutscher Filmtheater (HDF-Kino). Darüber hinaus wird die jährliche Sonderleistung um jeweils 25 Euro pro Jahr auf schließlich 700 Euro angehoben. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis Ende April 2011…“ Pressemitteilung von ver.di vom 29.01.2009
ProSiebenSat1
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Streiks bei Sat.1 zahlen sich aus
"Die Sozialplanverhandlungen für die Berliner Betriebe von ProSiebenSat.1, die nach München/Unterföhring umziehen sollen, sind erfolgreich abgeschlossen. Begleitet wurden die Verhandlungen von zahlreichen Protestaktionen und Streiks, zu denen die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) seit Dezember aufgerufen hatte. "Mit diesen ersten Streiks im privaten Fernsehen und mit der überwältigenden Beteiligung und Geschlossenheit haben die Beschäftigten die Unternehmensleitung erfolgreich unter Druck gesetzt. Nur deshalb wurden deutlich nachgebesserte Sozialplanregelungen erreicht", resümiert ver.di-Tarifsekretär Matthias von Fintel das Ergebnis der Verhandlungen..." Pressemitteilung von ver.di vom 13.03.2009
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Arbeitskampf bei SAT1: Streik als TV-Premiere
„…Gut 300 MitarbeiterInnen von Sat.1 und anderen Berliner Tochterfirmen der ProSiebenSat.1 AG blockierten am Dienstagmittag nach einer Betriebsversammlung die Jägerstraße vor dem Sat.1-Hauptquartier, bevor man ins Streiklokal abzog. Seitdem stehen hier Streikposten wie auch vor dem Gebäude des seit Herbst 2008 vom Potsdamer Platz sendenden Nachrichtenkanals N 24, der ebenfalls zum TV-Konzern gehört. Die Mitarbeiter streiken, weil ihr Sender zerschlagen werden soll und die Konzernführung im fernen Unterföhring bei München nicht einmal ernsthaft mit ihnen verhandelt. Dabei geht es um 275 Stellen, die bei der hoch verschuldeten TV-AG gestrichen werden, wovon Sat.1 den größten Teil schultern muss. Und um weitere 350 MitarbeiterInnen, die von Berlin aus nach Bayern umziehen müssen…“ Artikel von Steffen Grimberg in der Taz Berlin vom 21.01.2009
- Das Programm tieferlegen: Entlassungen und andere Sparmaßnahmen bei ProSiebenSat.1
Die Belegschaft von Sat.1 ist sauer. Wieder sollen Stellen gestrichen werden – die Mitarbeiter erfuhren das aus der Zeitung. Ein Arbeitskampf ist trotzdem nicht in Sicht.
Artikel von Jörg Meyer im Neues Deutschland vom 10.08.2007
- Medienpolitischer Skandal bei ProSiebenSat1
"Als „ausgemachten medienpolitischen Skandal“ wertete der stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Frank Werneke, die geplante Entlassungswelle bei ProSiebenSat1. Zwischen 200 und 300 Menschen vorwiegend aus den Nachrichtenredaktionen in München und Berlin sollen dementsprechend entlassen, die Sendungen „SAT 1 am Mittag“, „Sat 1 News – Die Nacht“ und die 18.30 Uhr-Nachrichtensendung sofort eingestellt werden. „Das degradiert die Sender zu reinen Abspiel-kanälen“, kritisierte Werneke. Dies sei ein „Fall für die Medienaufsicht“, die nun mit allen Mitteln prüfen müsse, ob die Sender ihrem Programmauftrag noch nachkämen.
Eine erschreckende „Heuschreckenlogik“ ließe nicht nur den Sender ausbluten, sondern mache auch bis zu 300 Medienschaffende arbeitslos. „Die Wirtschaftskraft des Unternehmens ProSieben-Sat1 wird weit über Gebühr mit dem Schuldendienst für den Investor belastet“, unterstrich der ver.di-Vize. Dadurch steige die Schuldenlast des ansonsten profitablen Unternehmens auf weit über vier Milliarden Euro. Dies sei „eine abenteuerliche Kalkulation auf Kosten der Beschäftigten“. ver.di werde alle Betroffenen und die Betriebsräte unterstützen, kündigte Werneke an." Presseinformation von ver.di vom 16.07.2007 Siehe dazu auch:
- Journalismus in Gefahr
Finanzinvestoren versuchen derzeit bei Sat 1 den letzten Cent herauszuholen. Opfer sind nicht nur die Mitarbeiter.
Artikel von Hans-Jürgen Jakobs in der Süddeutschen Zeitung vom 18.07.2007
Verfahren à la Metternich - Rote Zelle entsorgt: Der Deutschlandfunk stellt unbequeme Literaturredakteure kalt
"Unter dem neuen Namen Andruck - das Magazin für politische Literatur strahlt der Deutschlandfunk ab dem 7. April die bisherige Sendung Politische Literatur aus. Nicht nur der Name ändert sich, auch das Format wird angepasst." Die Presseerklärung des Kölner Senders verheimlicht jedoch die wichtigste "Anpassung": Den für das vielfach ausgezeichnete politische Feature zuständigen Redakteuren Karin Beindorff und Hermann Theißen, die auch die Politische Literatur über Jahre geprägt und sie zur interessantesten Sachbuchsendung im öffentlich-rechtlichen Hörfunk gemacht haben, wurde die redaktionelle Verantwortung entzogen. Sie sollen auch als Moderatoren nicht mehr zu hören sein." Artikel von Daniela Dahn in Freitag vom 28.03.2008
Filmbranche: Abgeschminkt - Filmschaffende klagen über miese Arbeitsbedingungen - und organisieren sich
"Jedes Jahr im Juni steigt der Glamour-Pegel an der Isar. Schauspieler, Regisseure und andere Filmschaffende stolzieren über die roten Teppiche, setzen ein siegessicheres Lächeln für die Kameras auf und feiern ihren Erfolg. Während im großen Saal des Münchner Kulturzentrums Gasteig Preise verliehen werden, geht es nebenan in der "Black Box" um die Schattenseiten des Filmgeschäfts. "Mit Hartz und Ein-Euro-Job zum Oscar?" ist der Titel einer von vielen Veranstaltungen, in der Filmschaffende über Existenzängste und prekäre Arbeitsverhältnisse sprechen." Artikel von Ingrid Weidner in der Süddeutschen Zeitung vom 28.07.2007. Siehe dazu auch:
- "Ich liebe meinen Job, auch wenn es Ausbeutung ist"
BundesFilmVerband in ver.di und connexx.av präsentierten erste Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage unter Filmschaffenden. "Fast 1.000 Filmschaffende hatten auf eine umfangreiche Befragung zu ihren Arbeitsbedingungen geantwortet, die von Januar bis März dieses Jahres vom BundesFilmVerband und connexx.av durchgeführt wurde und von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert wird. Der empirische Sozialforscher Rolf Satzer von BiB (Befragung im Betrieb) stellte gestern im Rahmen des Münchner Filmfestes vor 60 Gästen erste Ergebnisse vor, die im Oktober vollständig ausgewertet sein sollen und in einer Studie zur Verfügung stehen werden. (.) Die Studie kann unter mail@connexx-av.de vorbestellt werden und voraussichtlich ab Oktober bezogen werden." Pressemitteilung von connexx.av vom 24.06.2007
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