»Das einzige richtige Essen der Kinder ist die Schulspeisung«
In Spanien leiden viele Arbeiterfamilien bittere Not. Besonders schlimm ist es in Andalusien. Ein Interview von Wolfgang Pomrehn mit Miguel Sanz Alcántara , Mitglied im Vorstand der Andalusischen Arbeitergewerkschaft SAT (Sindicato Andaluz de Trabajadores) in Spanien, in der jungen Welt vom 17.09.2012
Sparwut zulasten der Zukunft
"3.200 LehrerInnen sind in der Region Madrid entlassen worden, um zu sparen. Dagegen gehen Schüler, Lehrer und Eltern auf die Straße
Das Schuljahr begann in Madrid anders als gewohnt. Die Lehrer der Mittel- und Oberstufe befinden sich seit Dienstag in einem dreitägigen Streik. An den Fassaden vieler Schulgebäude hängen Transparente mit den Umrissen von Menschen und Namen. Es sind konkrete Fälle von LehrerInnen, die zu den 3.200 gehören, die in der Region Madrid zum Schuljahresbeginn im Rahmen der Haushaltskonsolidierung entlassen wurden. Die verbleibenden 18.000 Lehrkräfte müssen künftig den 230.000 SchülerInnen 20 Unterrichtsstunden statt 18 geben. Die Qualität der Bildung werde darunter leiden, beschweren sich Gewerkschaften und Elternverbände. 90.000 Menschen folgten am Dienstag ihrem Aufruf zur Demonstration, um das kostenlose staatliche Schulsystem zu unterstützen. Auch in anderen Regionen machen Lehrer, Eltern und Schüler gegen Kürzungen im Bildungsbereich mobil." Artikel von Reiner Wandler in der taz vom 22.09.2011
Zugriff der Banken - Soziales Drama in Spanien: Hunderttausende Familien verlieren nach dem Arbeitsplatz auch ihre Wohnungen
„Im Zuge der Wirtschaftskrise in Spanien verlieren immer mehr Menschen ihre Wohnungen. Im ersten Drittel dieses Jahres stieg ihre Zahl um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Traditionell bewohnen mehr als 80 Prozent der Menschen in Spanien Eigentumswohnungen, auch weil die Kreditzinsen für den Kauf günstiger waren, als die hohen Mieten zu zahlen. Allein im vergangenen Jahr verloren nun jedoch fast 800000 Familien ihre Immobilien an die Banken. Am schlimmsten trifft es die Arbeitslosen: Etwa 2,2 Prozent haben nach dem Job auch ihren Erstwohnsitz verloren, weil sie die Hypothekenkredite nicht mehr zahlen konnten. Und selbst viele angestellte Spanier verdienen zu wenig, um die Kredite für ihre Immobilien zurückzahlen zu können. Besonders betroffen sind die Regionen Katalonien, Valencia und Murcia…“ Artikel von Elli Rötzer in der jungen Welt vom 06.05.2011
Fast die Hälfte der Jugendlichen ohne Job
"Real gibt es nichts zu Feiern in Spanien. Ein Wirtschaftswachstum ist nicht in Sicht, weil die Wirtschaft nach minimalen Wachstumsraten in zwei Quartalen schon wieder stagniert und in die Rezession zurückzufallen droht. Die Sparpläne haben tiefe Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen. Eurostat hatte die Quote für Dezember schon mit 20,2 beziffert, womit Spanien weiter abgeschlagen an der Spitze der EU lag. Während bei den Verfolgern in Lettland und Litauen (jeweils 18,3%) die Quoten wenigstens stagnieren oder sogar wieder fielen, geht es in Spanien ungebremst mit der Verarmung breiter Bevölkerungsschichten bergauf. Denn die europäischen Statistiker hatten noch nicht eingerechnet, dass die Arbeitslosigkeit in Spanien auch im Januar weiter drastisch gestiegen ist..." Artikel von Ralf Streck auf Telepolis vom 03.02.2011
Eine Generation Spanier vor dem Nichts
Die Krise trifft die jungen Spanier besonders hart. Mehr als 40 Prozent von ihnen sind arbeitslos. Ein trauriger Rekord in der Europäischen Union. Artikel von Cornelia Derichsweiler in der Neuen Züricher Zeitung vom 10. Januar 2011
Spanien kürzt Gehälter im öffentlichen Dienst
„Heute musste der spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero seinen Canossagang antreten. Mit dem Rettungsschirm, der über dem Euroraum am Wochenende ausgebreitet wurde, musste sich Spanien zu neuen Sparplänen verpflichten. Der Schirm dient auch dazu, das Land aufzufangen. Es befindet sich auf der Kippe und droht über die Spekulation in den Abgrund gerissen zu werden, auf den es vielen Jahren zuschlittert…“ Artikel von Ralf Streck auf Telepolis PNews vom 12.05.2010 . Aus dem Text: „…Nun stehen dem Land bewegte Zeiten bevor. Die Gewerkschaften hatten "weit reichende Arbeitskämpfe" angekündigt, wenn Zapatero auch sein Versprechen brechen sollte, nicht die einfachen Leute für die Krise zur Kasse zu bitten. Einst hatte er erklärt: "Die Regierung wird keine Familie ihrem Schicksal überlassen." Angesichts der Rekordarbeitslosigkeit verfügen trotz des eingeführten Sozialgelds viele Menschen über keinerlei Einkommen mehr. 1,3 Millionen Menschen leben in Haushalten, in den alle Mitglieder keinen Job haben. Der Unmut wächst und der Ruf der Vereinten Linken (IU) nach einem Generalstreik findet immer mehr Widerhall…“
Erwerbslosenquote über 20%
"Dass spanische Institutionen immer wieder Probleme mit ihren Webseiten haben, wurde zum Jahresbeginn deutlich, als die Seiten der frisch gebackenen Ratspräsidentschaft gekapert wurden. Nun hatte die Statistikbehörde INE ein Problem und stellte Daten auf die Seite, die erst am Freitag veröffentlicht werden sollten. Demnach sind in Spanien mehr als 4,61 Millionen Menschen ohne eine Stelle. Das sind gut eine Million mehr als in Deutschland bei nur halber Bevölkerung" - so beginnt der Artikel "Spanien hat die 20-Prozent-Hürde bei der Arbeitslosigkeit geknackt" von Florian Rötzer am 28. April 2010 bei telepolis.
"Generation Null": Spaniens arbeitslose Jugendliche Nach dem Höhenflug der tiefe Fall. Die spanischen Jugendlichen trifft die Wirtschaftskrise besonders stark. Fast die Hälfte hat keine Arbeit - und null Perspektive. Artikel von Ralf Schulze in der österreichischen Die Presse vom 09.01.2010 . Aus dem Text: ".Man wundert sich, dass es in Spanien keine Massenproteste des Arbeitslosenheeres gibt, keine Straßenschlachten perspektivenloser Jugendlicher, keinen Generalstreik. Dabei ist die soziale und wirtschaftliche Lage brisant. Ausgerechnet im dem Staat, der bis Juni 2010 den turnusmäßigen EU-Ratsvorsitz innehat. Und dessen schwächelnder Regierungschef pflichtbewusst gelobte, "die wirtschaftliche Erholung Europas zu stärken". Die Gesamtarbeitslosigkeit liegt laut Eurostat bei fast 20 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit bei dramatischen 42 Prozent, beide Quoten doppelt so hoch wie der EU-Schnitt und weiter steigend. Die Generation zwischen 16 und 25 Jahren leidet unter der höchsten Arbeitslosenquote der EU. "Generation null" wurde sie von der Tageszeitung "El País" getauft, weil sie "null Arbeitschancen" hat."
Auf Pump: Was die Immobilienkrise für die Spanier bedeutet
„Es ist nicht so, dass die Krise offensichtlich wäre in den Straßen von Madrid - obwohl Spanien eines der von der weltweiten Rezession am härtesten betroffenen Länder ist. Arbeiter, die nach Werkschließungen ihre Jobs verloren haben, oder auch Leute mit Zeitverträgen, die nicht verlängert wurden, machen schon mal ihrem Ärger Luft, aber ansonsten geht das Leben weiter wie zuvor. Allerdings haben die Leute den Gürtel ein paar Löcher enger geschnallt. In den Supermärkten werden 70 Prozent weniger Waren verkauft. Nur No-Name-Produkte seien stärker gefragt, erzählt ein Angestellter im Einkaufszentrum. Die Bars sind zur Stunde des Aperitivo nicht ganz so voll wie früher, die Terrassen am Abend weniger laut und die langen madrilenischen Nächte nicht mehr ganz so bunt. Ein unübersehbares Zeichen der Krise sind allerdings die Schilder "Zu verkaufen", von denen immer mehr an den Balkonen der Häuser auftauchen. Und ein Blick in die Auslage irgendeiner beliebigen Immobilienagentur reicht aus, um festzustellen, dass die Wohnungspreise tatsächlich um rund 30 Prozent gesunken sind, wie die offizielle Statistik behauptet…“ Artikel von Raúl Guillén in der Le Monde diplomatique vom 10.7.2009
Spanien führt Sozialgeld ein
„…Über vier Millionen Spanier sind inzwischen arbeitslos – die Arbeitslosigkeit hat sich binnen Jahresfrist cirka verdoppelt: Trauriger Rekord in der Europäischen Union. Kein Wunder, dass die sozialistische Regierung von José Luis Rodríguez Zapatero zum Handeln gezwungen ist – selbst in der Sommerpause. Letzte Woche trat das Kabinett zu einer Sondersitzung zusammen. Beschlossen wurde, dass Arbeitslose, deren Zahlungen ausgelaufen sind, für sechs Monate befristet ein Sozialgeld in Höhe von 420 Euro erhalten. Seit vergangenen Montag ist dieser Anspruch nun einlösbar – theoretisch…“ Artikel von Ralf Streck im Neues Deutschland vom 22.08.2009
Lohnsenkung und Aufhebung des Kündigungsschutzes zur Krisenbekämpfung
„Es war schon vor Jahren nicht schwer vorherzusagen, dass in Spanien die Immobilienblase platzen wird. Da auch die sozialistische Regierung nicht gegensteuerte, trifft die Finanz- und Wirtschaftskrise das Land besonders heftig wegen der allgemein miesen Rahmendaten. Es steht als Beispiel, wie eine neoliberale Deregulierung in vielen Jahren dafür gesorgt hat, dass sie besonders hart trifft. Doch die Arbeitgeber nutzen sie nun zum Generalangriff auf verbliebene Rechte, statt nach eigenen Verantwortlichkeiten zu suchen. Sie setzen dabei auf Konfrontation, fordern eine Lohnsenkung, die Aufhebung des Kündigungsschutzes und geringere Abfindungen. Das klingt zwar spanisch, doch die Vorstellungen geistern auch in Deutschland durch viele Köpfe und spätestens nach der Wahl wird derlei auch hier vorangetrieben, was von Freiburg bis Flensburg in Hinterzimmern diskutiert wird und derzeit nur manchmal und leise die Öffentlichkeit erreicht…“ Artikel von Ralf Streck auf Telepolis vom 18.08.2009
Kooperative der Superlative: Die Supermarktkette Eroski wird zur weltgrößten Genossenschaft
„Die aus dem spanischen Baskenland stammende Supermarktkette Eroski hat allen 52 000 Beschäftigten angeboten, Teilhaber zu werden. Überall in Spanien sind sie zu finden: die Supermärkte von Eroski. Viele wissen nichts über die Herkunft der 2500 Läden und können sich auch den Namen nicht erklären. Es handelt sich um eine große baskische Kooperative, zu der auch Sportgeschäfte, Reisebüros, Tankstellen gehören, mit mehr als 8000 Teilhabern aus der Belegschaft und fast 40-jähriger Tradition. Der Name ist zweideutig, denn »erosi« bedeutet auf Baskisch »kaufen« und »eroso« meint »angenehm«, weshalb man »angenehmes Einkaufen« daraus machen kann. Inmitten in der schweren Wirtschaftskrise Spaniens hat die Hauptversammlung kürzlich am Hauptsitz in Elorrio beschlossen, allen 52 000 Beschäftigten der Eroski-Gruppe das Angebot zu machen, »Teilhaber am Eigentum, am Gewinn und den Entscheidungen der Firma« zu werden. Damit würde die weltweit größte Genossenschaft entstehen…“ Artikel von Ralf Streck im Neues Deutschland vom 27.01.2009
Baskenland: 51 tote Arbeiter in diesem Jahr
"Am 15. Juli berichtete die Gewerkschaft LAB ( Sindikatua (Boltxe) vom 51. Toten unter den ArbeiterInnen im Baskenland aufgrund von Unfällen während der ersten Monate 2008. Bei dem jüngsten Fall handelt es sich um einen 43 jährigen Arbeiter der Firma AMENABAR, der bei Bauarbeiten an dem Gebäude Antiguo Edificio Alfa, in Eibar, ums Leben kam. "Obwohl im Moment nicht einfach an Informationen heranzukommen ist und die Umstände noch ungeklärt sind", so die Gewerkschaft, wissen wir, dass der Verunglückte dabei war, mit einem Dumper eine Grube im seitlichen Bereich der Arbeiten aufzufüllen. Aus unbekannten Gründen zerstörte der Dumper die Sicherheitsvorkehrungen und stürzte aus 15 m Höhe auf die Grube hinunter. Der Verunglückte konnte von den Feuerwehrleuten nur noch tot geborgen werden. Diese Geschichte wiederholte sich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Damit haben gleich zwei Arbeiter im Verlauf der besagten Bauarbeiten ihr Leben verloren." Übersetzung eines Artikels der Gewerkschaft LAB von tierr@
Hungerstreik gegen die rassistische Ausbeutung und menschenunwürdigen Lebensbedingungen bei der Olivenernte in Spanien
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Spanien will Erntehelferstreik brechen
"Es ist ein sehr ungleicher Kampf, der außerhalb des üblichen Streikrahmens im südspanischen Jaén ausgetragen wird. So sticht die Tatsache hervor, dass die seit 4. Februar Streikenden so genannte "Papierlose" sind. Hunderttausende gibt es in Spanien, die sich, wie hier in Andalusien, oft als Erntehelfer verdingen. Weil sie über keinen legalen Status verfügen, sind sie jeglicher Willkür schutzlos ausgesetzt, sie erhalten nur wenig Lohn und müssen oft in den Straßen hausen, weil Unterkünfte fehlen, völlig überbelegt und deren sanitären Bedingungen oft grauenhaft sind." Artikel von Ralf Streck auf Indymedia vom 03.03.2008
- Hungerstreik gegen Rassismus
"Am 14. Januar hat der bereits angekündigte Hungerstreik gegen die rassistische Ausbeutung und menschenunwürdigen Lebensbedingungen bei der Olivenernte in Spanien begonnen. Mehrere Initiativen erklären sich solidarisch und stellen gemeinsame Forderungen." Artikel auf Indymedia in einer Übersetzung von tierr@ vom 21.01.2008
- Bittere Oliven aus dem südspanischen Jaén
"In Unterhosen trotzt Jesús Hidalgo mit einem Hungerstreik Wind, Regen und Kälte, um die Zustände in der Olivenernte anzugreifen. "Ich bin bereit zu sterben, damit diese Situation endlich beendet wird". Ans Kreuz geschlagen hat sich Jesús vor der Vertretung der spanischen Zentralregierung in der südspanischen Provinz Jaén, um auf die fatalen Bedingungen aufmerksam zu machen, denen Einwanderer als Helfer in der Olivenernte in Andalusien ausgesetzt sind. Seit dem 14. Januar ist er im Hungerstreik, um die Politiker in den beheizten Büros hinter sich dazu zu bringen, den Tagelöhnern menschenwürdige Bedingungen zu verschaffen." Artikel von Ralf Streck auf Indymedia vom 27.01.2008
30 Jahre neuer
Arbeitsgesetze zeigen: kein kleineres Übel
Als Franco viel zu alt starb, gab es trotzdem (dem
"friedlichen Übergang") mächtig Bewegung, und
eben auch: Arbeiterbewegung. Die zunächst einige Rechte erkämpfte,
wie sie dann 1976 auch in einem Arbeitsgesetz festgehalten wurden.
Aber bereits 1977 begann unter dem konservativen Suarez die Gegenreform,
die dann von dem Brandt-Zögling Gonzalez heftigst weitergeführt
wurde - erst recht von den radikalen Rechten und jetzt auch erneut
von den Sozialdemokraten Zapateros. Der (spanische, mit kurzer deutscher
Zusammenfassung) Beitrag "1977-2006:
Treinta años de reformas laborales" von Óscar
Gómez Mera vom 10. September 2007 gibt nicht nur einen Überblick
über dies ganze Entwicklung, sondern hebt dadurch auch wesentliche
Tendenzen und Ergebnisse dieser ununterbrochenen Attacken hervor.
Auch in Spanien ist Armut Alltag
Die jährliche Statistische Erhebung das nationalen Statistikamtes über die Lebensbedingungen der Bevölkerung zeigt auch für Spanien, dass 20 Prozent der Bevölkerung arm sind - also nach den recht abstrakten Regeln der Zunft weniger als 60% des Durchschnitsseinkommens haben. Das Durchschnitsseinkommen in Spanien ist auf rund 23.400 Euro im Jahr angestiegen - aber die Verteilung wird immer ungleicher. Vor allem RentnerInnen sind es, die mit weniger als 14.000 Euro im Jahr leben müssen. Weitere Fakten in dem Beitrag "Uno de cada cinco españoles, bajo el umbral de pobreza relativa" von Reuters vom 4. Dezember 2007 bei Kaosenlared.
Apartheid ist "ein warmes Bett"
"Almería in Südspanien ist der "Garten Europas", in dem pestizidverseuchtes Discountergemüse,- und Obst gezogen wird... Almería ist die Erfahrung der industriellen, kapitalistischen Globalisierungsproduktion in Europa, mit all´ihrer Hyperausbeutung von natürlichen Ressourcen und Menschen... wo ArbeitsmigrantInnen in Hütten aus Plastik und Paletten schlafen, nach 16 Stunden Fron in den Gewächshäusern, für 2.25€ die Stunde...." Umfassender Bericht auf Indymedia vom 30.01.2007 in einer Übersetzung von tierr@
Arbeitsmarktreform 2006
- Einfacher akkumuliert werden
"Die spanische Regierung bemüht sich darum, die Arbeitsmarktreform als Erfolg für die Lohnabhängigen zu verkaufen. Von den Veränderungen profitieren aber vor allem die Unternehmen. Nach dem Wahlsieg der sozialdemokratischen PSOE vor zwei Jahren verkündeten die Sieger, nun sei die Zeit des »sozialen Dialogs« und der »Gerechtigkeit und Gleichberechtigung« gekommen. Der jetzige Innenminister Miguel Ángel Moratinos sprach damals sogar von einer »konstruktiven Revolution«. In der Tat kann man vor allem nach der achtjährigen Regierungszeit der katholisch-konservativen Volkspartei einen politischen Wechsel erkennen. So setzte Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero vergangenes Jahr unter anderem die vollständige gesetzliche Gleichbehandlung gleichgeschlechtlicher Paare gegen den erbitterten Widerstand von Kirche und Opposition durch. Allerdings erscheinen manche der Reformen nur auf den ersten Blick progressiv. Meist beinhalten sie Verschlechterungen für die Betroffenen. So war es schon bei der Legalisierungskampagne für Menschen ohne Papiere vor einem Jahr. Illegalisierten Migranten die Möglichkeit eines legalen Aufenthalts zu geben, das klingt gut. Allerdings ist die Legalisierung an Bedingungen geknüpft, die die Migranten noch stärker in die Abhängigkeit von Arbeitgebern drängen. Die mehr als 700 000 sin papeles, die die Bedingungen nicht erfüllen konnten oder wollten, befinden sich heute in einer noch schlechteren Lebens- und Arbeitssituation." Artikel von Thorsten Mense in Jungle World vom 17.5.06
- Kritik an der spanischen Arbeitsmarktreform
"Die beiden großen spanischen Gewerkschaften Arbeiterkommissionen (CCOO) und die Arbeiterunion (UGT) haben mit der sozialistischen Regierung und den Unternehmern eine Arbeitsmarktreform verabschiedet. jW sprach mit German Kortabarria von der größten baskischen Gewerkschaft ELA über die Kritik an der Reform, die Verbilligung und Vereinfachung von Kündigungen vorsieht und wohl nichts an den vielen Zeitverträgen ändert." Artikel von Ralf Streck auf Indymedia vom 19.05.2006
- Auch Spanien hat eine Arbeitsmarktreform
"Während die Zahl der befristeten Arbeitsverträge kontinuierlich steigt, soll die Höhe der Abfindungen bei Kündigungen und der Beitrag der Arbeitgeber zu den Sozialkassen gesenkt werden. Die sozialistische Regierung hat sich mit einer Verspätung von mehr als einem Jahr auf eine Arbeitsmarktreform mit den Tarifparteien geeinigt. Ihr Ziel soll sein, die große Zahl befristeter Beschäftigungsverhältnisse einzudämmen. Kaum ein Vertrag wird in Spanien noch unbefristet geschlossen. Auch die per Dialog ausgearbeitete Reform wird Konflikte mit sich bringen. Sie ist zaghaft und nur die beiden großen spanischen Gewerkschaften waren zum Dialog eingeladen. Die übrigen lehnen die Absenkung der Abfindungen bei Kündigungen und die Senkung der Beiträge zu den Sozialkassen für die Unternehmen weiter ab." Artikel von Ralf Streck auf telepolis vom 07.05.2006
- 5.000 in Madrid gegen Arbeitsmarktreform
"Am Samstag, den 1.April fand in Madrid eine von der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft CNT organisierte Demonstration gegen die geplanten "Arbeitsmarktreformen" der sozialdemokratischen spanischen Regierung statt. An der Demonstration und den anderen Veranstaltungen des Aktionstages nahmen mit 5.000 Leuten mehr Menschen teil, als irgendjemand vorher vermutet hätte." Artikel von der FAU auf Indymedia vom 02.04.2006
- Neue Arbeitsgesetze - alte Tradition
Eine Stellungnahme des Sekretariats des Gewerkschaftsbundes CGT zur Kritik an Regierung, Unternehmensverbänden und Mehrheitsgewerkschaften: Im Zentrum der Auseinandersetzung die sogenannten beschäftigungsfördenden Arbeitsverträge (kurz Zeitarbeit) - in spanien von besonderer Bedeutung, da hier inzwischen weniger als 50% "Normalarbeitsverträge" sind. Die deutsche Übersetzung der Stellungnahme (von MD) "Die große Lüge der Regierung, der Unternehmer und der Mehrheits-Gewerkschaften" der CGT von Ende Oktober 2005.
Per SMS und Internet zum Widerstand - In 60 spanischen Städten fordern Jugendliche bezahlbare Wohnungen
"Die spanische Jugend begehrt auf und fordert billige und würdige Wohnungen. In 60 Städten wurde protestiert, um das "Recht auf würdigen Wohnraum", in der Verfassung verankert, einzufordern. Teilweise wurden Häuser besetzt, in der Hauptstadt Madrid prügelte die Polizei die Jugend auseinander." Artikel von Ralf Streck auf telepolis vom 15.05.2006
Öffentlicher Dienst: Prekär
Spanien ist eines jener EU-Länder, in denen die
Auflösung des öffentlichen Dienstes am weitesten fortgeschritten
ist: was sich unter anderem daran zeigt, dass 23 Prozent aller im
ÖD Beschäftigten ZeitarbeiterInnen sind oder andere prekäre
Formen der Beschäftigung haben. Ein ausführlicher (ins
englische übersetzter) Report "La
temporalidad en la Administración Pública"
von Fausto Miguélez vom 14.April 2005 beim Portal "Eiro-Online"
lässt diesen Trend deutlich werden.
"Gibt es denn noch jüngere Menschen
ohne Zeitvertrag?"
Das ist die Frage, die sich aus der Bestandsaufnahme
der nun eben nicht als radikal bekannten Gewerkschaftsföderation
UGT ergeben. Demzufolge sind mindestens 65 Prozent aller Arbeitsverträge
für jüngere SpanierInnen (unter 35) zeitlich begrenzt
- sehr oft auf ein halbes Jahr. Damit hat Spanien die höchste
Zeitvertragsquote Europas, fast 30 Prozent über dem EU-Durchschnitt.
Von den rund 10,7 Millionen Arbeitsverträgen dieser Altersgruppe
waren im Jahr 2004 etwa 4,8 Millionen zeitlich begrenzte Arbeitsverträge,
weitere 4 Millionen waren Projektarbeitsverträge. Frauen verdienten
dabei durchschnittlich 680,10 Euros gegenüber 864,70 Euros
der Männer. Von den SpanierInnen zwischen 15 und 29 Jahren
leben nur noch rund ein Viertel unabhängig, während beinahe
drei Viertel "in der Familie" leben. Die (spanische) Zusammenfassung
des UGT-Berichts vom 28. Februar 2005 "Los
jóvenes españoles tienen una tasa de temporalidad
del 65%"
beim Portal "Rebelion.org"
Taktstock liegt in Brüssel
Spanische Sozialpaktbemühungen zur Anpassung
von Renten und Mindestlöhnen an die Inflationsrate im Visier
der Funktionäre der Europäischen Union. Artikel
von Ralf Streck in junge Welt
vom 04.02.2005
Gerangel um Löhne
„Spanische Tarifparteien delegieren die
Entscheidung über die Anhebung der Mindesteinkommen an die
Regierung in Madrid Spanische Gewerkschaften und Unternehmer haben
sich Mitte vergangener Woche darauf geeinigt, die Entscheidung über
die schrittweise Erhöhung des Mindestlohns an die Regierung
zu delegieren. Die soll »mit einem größtmöglichen
Konsens« jeweils den Mindestlohn erhöhen, erklärte
anschließend Toni Ferrer für die Arbeiterunion (UGT)
gegenüber der Presse….“ Artikel
von Ralf Streck in junge Welt
vom 31.01.2005
Das Salz unserer Arbeit ist die gegenseitige
Unterstützung
Aus Anlass der Gründung des deutschen »Netzwerkes
Grundeinkommen« am 9. Juli in Berlin hielt sich Natalia Menghini
von der landesweiten spanischen »Koordination gegen Arbeitslosigkeit,
Armut, Ausgrenzung, Prekarisierung und für das Recht auf Existenzgeld«
(Baladre) in Berlin auf. Anne Allex fragte sie nach der Arbeit von
Baladre und ihren Gründen für die Forderung nach einem
bedingungslosen Grundeinkommen in Spanien. Interview
mit Natalia Menghini über »baladre« und die »renta
básica«, erschienen im express, Zeitschrift für
sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 6-7/04
Düstere Aussicht Spaniens
neoliberale Bilanz: Steigende Erwerbslosigkeit, mehr Arbeitsunfälle,
Zunahme von Billigjobs
Artikel
von Ralf Streck in junge Welt vom 12.01.2004
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