liebe KollegInnen,
Neu im LabourNet Germany am Dienstag, 01.
Februar 2005:
I. Branchen > Sonstige > Nahrungsmittelindustrie
KollegInnen der Eichbaum Brauerei in Mannheim in
unbefristetem Streik!
Die KollegInnen erleben in Mannheim grosse Solidarität,
so traf gestern neben einer Abordnung von Maggi Singen auch eine von DaimlerChrysler
Mannheim ein… Erwünscht und nützlich wären aber auch
Protestfaxe an das Unternehmen und zwar unter den Fax-Nummern: 0621-3370-263;
-269; -279
II. Branchen > Dienstleistungen >
Transportwesen > Spedition
und Logistik
a) Arbeitgeberwillkür gegen Betriebsrat
bei der Jurex GmbH Augsburg am Arbeitsgericht (vorerst?) gescheitert
Der Kollege Armin Schmidt, Betriebsratsvorsitzender der
Jurex Niederlassung Augsburg, einem Postzustellungsdienst für Behörden
und Gerichte mit mehreren Hundert Beschäftigten Bundesweit, erhielt
Anfang Januar seine fristlose Kündigung. Als Begründung hat
der Arbeitgeber eine angebliche Schwarzfahrt im Sommer 2004 und eine bewusste
Falscheintragung im Fahrtenbuch konstruiert. Deshalb besteht aus gewerkschaftlicher
Sicht ein unmittelbarer Zusammenhang mit weiteren, früheren fristlosen
Kündigungen von Betriebsräten in der Jurex GmbH in den Niederlassungen
Düren, Bonn, Hannover... Der Betriebsrat hat der außerordentlichen
Kündigung widersprochen, woraufhin der Arbeitgeber beim Arbeitsgericht
Augsburg das Zustimmungsersetzungsverfahren beantragte. Die Güteverhandlung
am 31. Januar 2005 ergab: Der Vorsitzende Richter hat klargestellt, dass
die vorgeschobenen Gründe aus juristischer Sicht allerhöchstens
eine Abmahnung begründen.
Allerdings sah sich der Arbeitgebervertreter nicht zu einer gütlichen
Einigung in der Lage.
Mit einem Urteil ist frühestens im dritten Quartal 2005 zu rechnen.
Bis dahin ist der Betriebsrat Armin Schmidt weiterhin bei der Jurex GmbH
in Augsburg zu beschäftigen.
Siehe dazu auch die Pressemitteilung
von ver.di-Augsburg ,
FB 10 vom 29.1.05 mit weiteren Hintergründen zum Unternehmen.
b) Fahrsklaven in Europa
Die Brummi-Branche ist äußerst beunruhigt -
im Saarland erhebt die Staatsanwaltschaft schwere Vorwürfe gegen
Spediteure
Wegen Steuerhinterziehung, Sozialabgabenbetrug, Urkundenfälschung
und Bestechung hat die Staatsanwaltschaft Saarbrücken Anklage gegen
zwei ehemalige Geschäfts-führer der Spedition Fixemer erhoben.
Das Unternehmen gehört zu den Großen der europäischen
Transportbranche.
Artikel
von Wilfried Voigt in der Frankfurter Rundschau
vom 29.01.2005
III. Branchen > Medien/IT > Siemens
„Es gibt keine längeren Arbeitszeiten
bei Siemens”
01. Februar 2005 Vor wenigen Tagen hat die IG Metall einen neuen
Tarifvertrag für alle 20.000 Siemens-Beschäftigten in den 37
deutschen Niederlassungen - der sogenannten Regionalorganisation D - geschlossen.
Dadurch wurde die Trennung zwischen den 8.000 Beschäftigten im Vertrieb
und der Auftragsabwicklung, die nach dem Flächentarif auf Basis der
35-Stunden-Woche bezahlt wurden, und den 12.000 Montage- und Servicekräften
aufgehoben, für die ein Ergänzungstarifvertrag galt (unter anderem
mit 35,8-Stunden-Woche zuzüglich einer unbezahlten Qualifizierungszeit
von 50 Stunden im Jahr). Interview
mit Berthold Huber, zweiter Vorsitzende der IGM und der zugleich Mitglied
im Siemens-Aufsichtsrat, von Nico Fickinger in der FAZ
vom 01. Februar 2005. Aus dem Text: „…Und doch hat die
IG Metall faktisch in eine 37-Stunden-Woche eingewilligt - ist das nicht
eine Arbeitszeitverlängerung durch die Hintertür? Huber: Zählt
man die 35,8 Stunden Wochenarbeitszeit und die 1,13 Stunden Qualifizierungszeit
zusammen, kommt man in der Tat auf 36,93 Stunden. Aber das ist keine generelle
Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit - individuell ja, aber
insgesamt nein….“
IV. Diskussion > (Lohn)Arbeit > Realpolitik
> PSA
und andere Sklavenhändler
a) Dumping)Tarifverträge
zu Leiharbeit: Tarifvertrag zwischen DGB und iGZ
- iGZ / DGB – Verhandlungen ergebnislos. B.V.D. / CGZP
– Entgelttarifverträge bis zum 30.06.2005 verlängert
„Am 17.01.2005 fand die zweite Verhandlungsrunde
zwischen iGZ und DGB statt. Die Verhandlungen wurden erneut ergebnislos
vertagt. (…) Auch die Entgelttarifverträge Ost und West zwischen
der Tarifgemeinschaft Zeitarbeitsunternehmen im B.V.D. und der CGZP
wurden fristgerecht gekündigt. Nach ebenfalls mehreren ergebnislosen
Verhandlungsrunden hat man jetzt vereinbart, die Entgelttarifverträge
um sechs Monate bis zum 30.06.2005 zu verlängern….“
Meldung
vom 19.01.2005
- „Zeitarbeitsverband pokert hoch im Tarifstreit mit DGB“
So lautet die Schlagzeile der Financial Times Deutschland am 26.1.05.
iGZ
dokumentiert diesen Artikel samt einem Kommentar von Norbert Fuhrmann
b) (Dumping)Tarifverträge
zu Leiharbeit: Tarifvertrag zwischen DGB und BZA
Anpassung im Osten ausgesetzt!
Die DGB-Gewerkschaften haben am 22. Dezember 2004 mit dem Bundesverband
Zeitarbeit (BZA) vereinbart, dass die Ost-Entgelte später als bisher
vereinbart angeglichen werden – wir berichteten bereits. Siehe dazu
auch:
Tarifverhandlungen 2005: Anpassung Entgeltdifferenzierung Ost ausgesetzt.
„Die Tarifverhandlungskommission des Bundesverbandes Zeitarbeit
Personal-Dienstleistungen (BZA) und die Tarifgemeinschaft Zeitarbeit des
Deutschen Gewerkschaftsbundes haben am 22. Dezember 2004 eine für
die konjunkturelle Lage angemessene Vereinbarung getroffen. Die Entgeltdifferenzierung
Ost beträgt auch weiterhin in 2005 bis zu 13,5 %. Rechtzeitig vor
2006 soll über die wirtschaftliche Lage in den neuen Ländern
einschließlich des Landes Berlin beraten werden. Die Verhandlungsverpflichtung
zu Branchenzuschlägen bleibt bestehen und wird nach dem 01.10.2005
unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Situation der Zeitarbeitbranche
erneut aufgenommen…“ BZA-Pressemitteilung
vom 22.12.2004
Dies wird in den Unternehmen freudig umgesetzt:
c) Unternehmen:
Randstad
Randstad ist mit der größte Arbeitgeber in den
neuen Bundesländern mit fast 7000 Beschäftigten
- Randstad profitiert gerne von der verlängerten Tarifabsenkung
im Osten und geht von einer Aussetzung für mind. Das gesamte Jahr
2005 aus – so ist der Information
an alle Beschäftigte
vom 10.1. zu entnehmen und dies, obwohl die Vereinbarung zwischen DB
und BZA lautet, dass die Entgelte 2005 um 13,5 Prozent und 2006 um 10,5
Prozent unter dem West-Niveau liegen können (was schlimm genug
ist!). Randstad soll andernfalls mit Betriebsschließungen im Osten
drohen.
- Neben der arbeitsmarktpolitischen Flankierung dürfte darin der
Grund für die ökonomischen Erfolge von Randstad liegen:
„Randstad Konzern verbessert Profitabilität um 80%. In
Deutschland verzeichnet Randstad 11 % Umsatzwachstum“, so
Ranstadt
in ihrer Pressemitteilung
vom 03.11.2004. Aus dem Text: „
…. Im Vergleich zum dritten Quartal 2003 erhöhte sich
der Umsatz bei Deutschlands größtem Personaldienstleister
Randstad um 11 Prozent. "Wir haben in Deutschland bereits zum vierten
Mal in Folge die Quartalsergebnisse verbessert”, meint dazu Heide
Franken, Geschäftsführerin Randstad Deutschland. “Für
die Zeitarbeitsbranche sehen wir insgesamt eine Fortsetzung des positiven
Trends”….
- Dabei sind die Beschäftigten – über die unglaublich
niedrige Bezahlung hinaus – keinesfalls mit dem Tarifvertrag zufrieden,
wie das Unternehmen selbst zugibt:“Wir können mehr Mitarbeiter
an Bord behalten”. Ein Jahr ist der Branchentarifvertrag (BTV),
der zwischen Bundesverband Zeitarbeit und DGB ausgehandelt wurde, in
Kraft. Holger Grape, Direktor für Tarif- und Betriebspolitik, zieht
eine Zwischenbilanz.
Interview
in randstadmemo Ausgabe 1/2005
Aus dem Text: „…Aber 35-Stunden-Woche und Arbeitszeitkonto
kamen bei vielen Mitarbeitern gar nicht gut an ... Holger Grape: „Das
ist verständlich. Aber man sollte das auch einmal aus einer anderen
Perspektive sehen: Denn die Kombination beider Maßnahmen sichert
Beschäftigung. Früher mussten wir uns in auftragsschwächeren
Zeiten oft von Mitarbeitern trennen. Mit dem Überstundenausgleich
können wir jetzt viele an Bord behalten. Leider nicht alle –
aber auf jeden Fall deutlich mehr als früher.“ Gibt es Überlegungen,
den BTV in dieser Hinsicht zu reformieren? Holger Grape: „Es gibt
inzwischen durchaus wieder Mitarbeiter mit einer voll ausbezahlten 40-Stunden-Woche.
Wenn dies auftragsbedingt nötig ist, lässt der BTV dies zu
– und seit einigen Monaten nutzen wir diese Möglichkeit auch.
Darüber hinaus werden wir uns demnächst mit unseren Tarifpartnern
von den Gewerkschaften gemeinsam an einen Tisch setzen und eine Zwischenbilanz
ziehen. Ob Änderungen dabei herauskommen, bleibt abzuwarten….“
Nach uns vorliegenden Informationen verdienen selbst Hochschulabsolventen
nach regelmäßigen, überdurchschnittlich vielen Überstunden
maximal 751 €, während der Rest auf dem Zeitkonto verschwindet.
Der Informant: „Mit dem Zeitkonto kann ich aber nicht im Supermarkt
bezahlen“!
V. Diskussion > (Lohn)Arbeit > Realpolitik
a) neue
und alte Armut (trotz Arbeit)
- Armut in Deutschland wächst. Einkommensverteilung weist
zunehmende Schieflage auf
„Die Kluft zwischen Arm und Reich ist seit der Amtsübernahme
der rot-grünen Bundesregierung größer geworden. Als
Grund nennt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
vor allem die gestiegene Arbeitslosigkeit. Nach den Erhebungen des DIW
hatte im Jahr 2003 das ärmste Fünftel der Bevölkerung
ein Haushaltsnettoeinkommen pro Kopf von im Schnitt 7584 Euro. Das sind
preisbereinigt gut drei Prozent mehr als noch 1998. Im gleichen Zeitraum
stieg die Kaufkraft jedoch beim Fünftel mit dem höchsten Einkommen
um 12,3 Prozent auf 32 812 Euro. Seit dem Jahr 2000 sei ein neuerlicher
Anstieg der relativen Armut in Deutschland zu beobachten. Davon betroffen
sind rund 15,3 Prozent der Bevölkerung - 1998 waren es erst 13
Prozent….“ Artikel
von Roland Bunzenthal
in FR vom 28.01.2005
- Jung, ledig, obdachlos sucht...
Das Durchschnittsalter der Wohnungslosen in Deutschland sinkt beständig
und liegt gegenwärtig bei 38 Jahren. Besonders süddeutsche
Städte sind betroffen. Artikel
in SZ
vom 23.12.2004
- Zitat zum Thema: Kinderarmut
„Berlin: Das durch Hartz IV prognostizierte Ansteigen
der Kinderarmut in Deutschland auf 2,5 Millionen Kinder wird von der
Bundesregierung in Kürze durch einschneidende Maßnahmen verhindert.
So soll das Eintrittsalter, ab wann man als arbeitslos oder sozialhilfeberechtigt
eingestuft wird, für alle Bürger auf den Zeitpunkt der Geburt
vorverlegt werden. Damit – so ein Pressesprecher – gibt
es zwar 2,5 Millionen ALG II-Berechtigte mehr, aber dafür eben
keine Kinderarmut. Voraussetzung ist allerdings, daß jedes Kind
unmittelbar nach der Geburt seinen 16seitigen ALG II-Antrag eigenhändig
ausfüllt und fristgerecht persönlich abgibt.“
Aus: Deutscher Einheit(z)-Textdienst von Werner Lutz 01/05
b) Arbeitsamt und Arbeitszwang > Alltägliche
Schikanen
»Ein Arbeitsuchender hätte bei mir schlechte
Karten«
Organisationschaos in »Arbeitsgemeinschaften« von Arbeitsagentur
und Sozialamt. Personal ist unqualifiziert und wird falsch eingesetzt,
Technik klappt nicht. Gespräch mit einer »Fallmanagerin«
in einer Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung von Langzeitarbeitslosen in
Schleswig-Holstein. Zu ihrem Schutz bleibt sie anonym. Interview
von Ralf Wurzbacher in junge Welt
vom 13.01.2005
VI. Diskussion > (Lohn)Arbeit > jenseits
der "Arbeitsgesellschaft" - Diagnose und Perspektiven
a) Existenzgelddebatte
- Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden
- Sozialdienst und "echtes" Grundeinkommen.
Artikel
von Gisela Notz
vom Oktober 2004
- "Netzwerk Grundeinkommen"
Newsletter
Grundeinkommen Nr. 3
– Januar 2005
- Newsletter
Grundeinkommen Nr. 2
– November 2004
- Newsletter
Grundeinkommen Nr. 1
– Oktober 2004
b) Neue Arbeitsformen / Arbeitskraftunternehmer
und Ich-AG
Ich-AG
Beitrag
von Karl-Heinz Thier vom 19. Januar 2005
VII. Diskussion > Wipo > Seattle
& Co.
a) versch. Wirtschafts-, Gipfel- und Globalisierungsproteste
> Widerstand
gegen die Jahrestagung des World Economic Forum, Davos 2005
- Die Nichtdemo von Bern. Tanz in den Knast
Warum diese Veranstaltung ein Erfolg für die Wef-KritikerInnen
war und warum man sich trotzdem Sorgen machen muss. Artikel
von Johannes Wartenweiler in der WOZ
vom 27.01.2005
- Anti-Wef-Proteste. Die ganze Stadt ist Bühne
Fantasievoller Protest, lange Polizeikordons und seltsame Festnahmen:
der 22. Januar in Bern. Artikel
von Bettina Dyttrich und Johannes Wartenweiler in der WOZ
vom 27.01.2005
b) Das
fünfte Weltsozialforum 26. - 31. Januar 2005 im brasilianischen Porto
Alegre
- Von »Ché« bis Chávez: Weltsozialforum
endete mit Aufruf zu internationalen Aktionen gegen Krieg und Neoliberalismus
Venezuelas Präsident begeisterte Teilnehmer des Treffens. Artikel
von Wolfgang Pomrehn (Porto Alegre) in der jungen Welt
vom 01. Februar 2005
- Kontroversen um Utopia: Weltsozialforum berät Aktionen
gegen Krieg und Freihandel Abschlußveranstaltung am heutigen
Montag. Dezentrale Durchführung im nächsten Jahr beschlossen.
Artikel
von Wolfgang Pomrehn (Porto Alegre) in der jungen Welt
vom 31. Januar 2005
Lieber Gruss, Mag und Ralf
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils
aient ou non un emploi
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