Liebe KollegInnen,
neu im LabourNet Germany am Donnerstag, 23.
September 2004:
I. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Praxis der
Sozialpolitik / Alg
II: "Zusammenführung" von Arbeitslosen- und Sozialhilfe
- ver.di-Personalräte solidarisieren sich mit Langzeitarbeitslosen
„Auf einer Konferenz von baden-württembergischen Personalratvorsitzenden
der kommunalen Sozialämter und Agenturen für Arbeit am 20.
September 2004 in Esslingen wurde heftige Kritik an den Hartz IV-Gesetzen
geäußert. Die mehr als 70 VertreterInnen aus den für
die Umsetzung von Hartz IV zuständigen Stellen äußerten
Verständnis für das Anliegen der Montagsdemonstranten und
kritisieren in einer Resolution (vgl. Anlage), dass das Gesetzesziel,
Langzeitarbeitslose zu fördern und wieder in Arbeit zu bringen,
verfehlt werde…“ Meldung
bei Ver.di Neckar-Alb
- und die
Resolution der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ver.di-Fachtagung
zu Hartz IV am 20. 09.04
in Esslingen. Aus dem Text: „Ebenso wenig wie Arbeitslose
fehlende Arbeitsplätze und ihre eigene Arbeitslosigkeit verschuldet
haben sind die betroffenen Beschäftigten verantwortlich für
Unzulänglichkeit und Lücken in den Gesetzen. (…)Vor
dem Hintergrund von Hartz IV und der geplanten europäischen
Dienstleistungsrichtlinie und der europäischen Entsenderichtlinie
kommt der Durchsetzung eines allgemeinen gesetzlichen Mindestlohnes
eine große Bedeutung zu. Ein Arbeitgeber hat für eine
Vollzeitbeschäftigung einen Lohn zu zahlen, der zum Leben reicht.
Denkbar wäre ein Stundenlohn von 7,50 Euro…“
- Gespiegelt unter „Arbeitsverwaltungen
wehren sich“ – Leseempfehlung zu dieser Nachricht!
- Verfahren zum Arbeitslosengeld II: "Die Zeit wird immer knapper"
„Starke Zweifel an der pünktlichen Einführung des
Arbeitslosengeldes II (Hartz IV) und dessen Umsetzung zum 1. Januar
2005 hegen Personalräte aus nordrhein-westfälischen Sozialämtern
und der Bundesagentur für Arbeit. Zu diesem Zeitpunkt wird die
Betreuung von erwerbsfähigen SozialhilfeempfängerInnen und
Langzeitarbeitslosen zusammengelegt…“ Verdi-Meldung
vom 21.09.2004
- Die Auswirkungen der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe
auf MigrantInnen und Flüchtlinge - Lesehilfe SGB II - Stand 08.08.2004.
Artikel
von Georg Classen, Flüchtlingsrat Berlin
- Hartz IV und die Folgen für Flüchtlinge und MigrantInnen.
Artikel
von Julika Bürgin in Vorabdruck aus: Info Flüchtlingsrat
Thüringen 03/2004
- Tarifliche Bezahlung statt Arbeitsdienst!
„Wir, das Netzwerk hessischer Erwerbsloseninitiativen, lehnen
sogenannte “Hilfe zur Arbeit” Maßnahmen (HzA) nach
Bundessozialhilfegesetz (BShG) §19, Abs.2 (Variante 2) und nach
BShG § 20 grundsätzlich ab. Ebenso lehnen wir die im neuen
Zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II § 16) vorgesehene Fortschreibung
und Verschärfung dieser Maßnahmen ab, denn die sogenannten
”Arbeitsgelegenheiten” bedeuten nichts anderes als moderne
Arbeitsdienste….“ Protestbrief
vom Netzwerk Hess. Erwerbsloseninitiativen und ver.di Landeserwerbslosenausschuss
Hessen
Aus dem Text: „…Wen man aus den Reihen der Kommunalpolitik
oder Beschäftigungsträger auch fragt, offiziell wird die Vorbereitung
des neuen Arbeitsdienstes bestritten - und dann doch durchgeführt.
Ohne jedes schlechtes Gewissen werden diese Maßnahmen als notwendige
”sozialpädagogische” Schritte verteidigt. In dieser
Situation müssen die Gewerkschaften eine klare Position beziehen
und diese sog. ”Hilfe zur Arbeit” konsequent bekämpfen!“
- Zitat des Tages 23.9.04!
- Und ein Nachtrag zu „Annahme eines Ein-Euro-Jobs ab Oktober
doch nicht freiwillig“ - ver.di
Newsticker vom 18.09.2004 :
„Entgegen anders lautender Ankündigungen sollen Erwerbslose
schon ab Oktober zur
Annahme eines Ein-Euro-Jobs gezwungen werden können. (…)
„Es sollten in diesen Fällen Trainingsmaßnahmen zur
Überprüfung der Arbeitswilligkeit angeboten werden“,
heißt es in dem Papier…“ Bei diesem Papier, auf
das sich die aktuelle „publik“ bezieht, handelt es sich
um unsere Meldung vom Ende August: Pflichtarbeit für Langzeitarbeitslose
Die Bundesagentur für Arbeit will bereits im Herbst, drei Monate
vor dem Start von Hartz-IV, in die umstrittenen Niedriglohnjobs für
Langzeitarbeitslose einsteigen. Die Arbeitnehmerkammer dokumentiert
dazu „Initiative
für die zusätzliche Beschäftigung von Arbeitslosenbeziehern“
der Zentrale der Ba vom 9.8.04
II. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Praxis der
Sozialpolitik / Arbeitsamt und Arbeitszwang / Alltägliche
Schikanen
Bildet Arbeitslosenräte!
„Infolge der Hartz-Gesetze wird sich die Bundesagentur
für Arbeit unweigerlich zu einer Mammutbürokratie auswachsen.
Auch gegen den Willen ihrer Erfinder! Eine unkontrollierte Herrschaft
über 8 bis 10 Millionen Menschen – eine Gefahr für unsere
Demokratie! Gegen diesen Staat im Staate gibt es nur ein Mittel: die demokratische
Kontrolle von unten. Deshalb: Bildet unabhängige Arbeitslosenräte
an allen Dienststellen der Bundesagentur für Arbeit! Die Machthaber
der Arbeitsverwaltungen müssen die Macht mit den Arbeitslosenräten
teilen! …“ Ein aktualisierter
Aufruf von Antonín Dick
III. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Praxis der
Sozialpolitik / Mindestlohn
- Gesetzlicher Mindestlohn vs. Niedrigeinkommen
„Die Debatte über einen gesetzlichen Mindestlohn spitzt
sich zu - auch in den Gewerkschaften. Morgen berät der tarifpolitische
Ausschuss des DGB über verschiedene Modelle…“
Artikel
von Rainer Bispinck, Claus Schäfer und Thorsten Schulten
in FR vom 23.09.2004
- Unzitat des Tages:
„Wir halten gesetzlich festgelegte Mindestlöhne
nach wie vor für problematisch, da sie eine Gefahr für die
Tarifautonomie bedeuten“
, sagte der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber in der
IGM-Pressemitteilung
Nr. 90/2004 vom 22. September 2004 :
„Huber: Keine Kurskorrektur bei gesetzlichen Mindestlöhnen“
IV. Branchen: Sonstige / Nestlé
- Nachgeben oder Arbeitsplätze weg: Nestlé-Konzern versucht
die CGT zu erpressen. Artikel
von Bernhard Schmid, Paris, vom 22.9.04
- Streik bei Maggi in Singen
"Die Stimmung ist explosiv" „Mit Beginn der Frühschicht
sind am Freitag, den 17. Sept. 2004, mehr als 800 Beschäftigte
im Nestlé-Werk Maggi in Singen in einen unbefristeten Arbeitskampf
getreten. Mit überwältigender Mehrheit hatten sich die Gewerkschaftsmitglieder
in einer Urabstimmung mit 99,5 Prozent für einen Streik ausgesprochen.
Die Gewerkschaft NGG fordert eine Erhöhung der Löhne, Gehälter
und Ausbildungsvergütungen um vier Prozent. Demgegenüber steht
die Forderung der Nestlé Deutschland AG nach einer Reduzierung
der Personalkosten um 3,2 Mio. Euro…” NGG-Meldung
V. Branchen: Dienstleistungen
allgemein/sonstige
a) Post
Post erhöht Kostendruck auf Briefträger
Auf ihrem Sparkurs erhöht die Deutsche Post den Kostendruck
auf die Briefträger. Nach FTD-Informationen will der Bonner Konzern
einem Teil seiner bundesweit 79.000 Zusteller Teilzeitverträge anbieten.
„Der Vorstoß, die Arbeitszeit von bisher 38,5 auf künftig
30 Stunden zu senken, betrifft - im Rahmen eines Pilotprojekts - zunächst
nur 750 der insgesamt 59.000 Zustellbezirke. Gewerkschaften zeigten sich
am Mittwoch dennoch alarmiert: "Wir befürchten, dass dies das
Einfallstor ist, um die Lohnkosten in größerem Stil zu drücken",
sagte eine Verdi-Sprecherin. Gewerkschaftsangaben zufolge sind es vor
allem Auszubildende, die nach Ende ihrer Lehre Teilzeit arbeiten sollen…“
Artikel
von Ileana Grabitz aus der FTD vom 23.9.2004
b) Wach-
und Sicherheitsgewerbe
- Verhaltens- und Ethikkodex für das private Wach- und Sicherheitsgewerbe
Für die etwa 20.000 Unternehmen mit ihren rund 1,1 Millionen Angestellten
des privaten Wach- und Sicherheitsgewerbes in der erweiterten Europäischen
Union hat der gewerkschaftliche Dachverband UNI Europa einen Verhaltens-
und Ethikkodex mit dem europäischen Arbeitgeberverband CoESS vereinbart.
Der
Kodex bei ver.di
- Private Sicherheitsdienste im Auftrag von Städten und Kommunen
- Die Steuerzahler müssen sie bezahlen.
„Mehrere Städte und Kommunen haben bereits öffentliche
Sicherheits- und Ordnungsaufgaben auf private Dienstleister übertragen:
Das Gewaltmonopol der Bundesrepublik bzw. der Grundgesetzartikel 33
Abs. 4. sowie der Datenschutz werden dabei völlig ignoriert. Im
Gegensatz zu anderen Bundesländern schweigt in Rheinland-Pfalz
die Kommunalaufsicht hierzu. Die rheinland-pfälzischen Steuerzahler
müssen jetzt auch für "private" Sicherheit und Ordnung
aufkommen!...“ SaferCity.de-Pressemitteilung
vom 27.08.04
VI. Diskussion: Wipo / Seattle
& Co
a) 3.
Europäisches Sozialforum vom 14.-17. Oktober 2004 in London
- Anmeldung
zum ESF 2004
(Preisliste, Zahlungsbedingungen, Einreisebestimmungen etc.) auf Deutsch
- Programm
der Veranstaltungen beim ESF 2004 in London
- ESF-Treffen der deutschen Teilnehmer findet am Freitag, den 15. Oktober
statt
- Europäische Vorbereitungsversammlung für das ESF. Bericht
von der Arbeitsgruppe über die Versammlung der sozialen Bewegungen
„Die Versammlung der sozialen Bewegungen ist Teil des Prozesses
des Europäischen Sozialforums. Sie wird in London am Sonntag vormittag,
dem 17.Oktober, stattfinden. Auf der Vorbereitungsversammlung für
das ESF in Brüssel, am 4. und 5.September, hat sich eine Arbeitsgruppe
zusammengesetzt, um die Versammlung der sozialen Bewegungen vorzubereiten…“
Bericht
von Pierre Khalfa, Paris, vom 8.9.2004
- Vorschlag
für den Aufruf der Versammlung der Sozialen Bewegungen beim
ESF in London
b) Porto
Alegre 2005
Vom 26. - 31. Januar 2005 findet im brasilianischen Porto
Alegre das fünfte Weltsozialforum statt.
LabourNet Germany bietet auch im Januar 2005 eine eigene
Gruppenreise nach Porto Alegre an. Diese Reisegruppe steht allen offen,
die Fördermitglieder des LabourNet Germany sind - auch ein weiterer
guter Grund, es zu werden! Anmeldeschluss ist dann der 15.Oktober - InteressentInnen
sollten sich aber jetzt bereits melden! Für weitere Infos siehe „LabourNet
Germany goes Porto Alegre 2005“
VII. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Sozialpolitische
Aktionen und Proteste
a) 2.
Oktober - bundesweite oder europäische Demo?
Erwerbslose, Prekäre, Rentner, andere Lohnabhängige:
In Frankreich wie in Deutschland. Für unsere Rechte !
Solidaritätsflugblatt
aus Frankreich vom 20. September 2004, das auch zu Aktionen am 2.
Oktober aufruft. In verschiedenen Städten Frankreichs gibt es Aktionen,
Kundgebungen und Veranstaltungen zur Solidarität mit den Bewegungen
in Deutschland. Unterzeichner: Anarchistische Föderation, Alternative
Libertaire, Organisation der Erwerbslosen und Prekären... Übersetzung:
Willi Hajek
b) Montagsdemos
Wer sind die Demonstrierenden gegen Hartz IV?
- „Wie lässt sich der typische Hartz IV-Demonstrant
charakterisieren? Er kommt aus dem Osten, ist männlich, zwischen
50 und 55 Jahren alt, betrachtet den Sozialismus als eine gute, aber
schlecht ausgeführte Idee und tendiert am ehesten zur PDS. Zu diesem
Ergebnis kommt eine Befragung unter 1025 Montagsdemonstranten, die ein
Team um den Protestforscher Dieter Rucht in Berlin, Leipzig, Magdeburg
und Dortmund durchgeführt hat. Es ist die erste wissenschaftliche
Untersuchung zur Motivation der Hartz IV-Demonstranten.“
Die
Untersuchung des Wissenschaftszentrum Berlin in der Zusammenfassung
- siehe dazu auch: Der Montagsdemonstrant - das unbekannte Wesen ? Kommentar
von Wenzel Ruckstein vom 22.9.04
VIII. Internationales: Israel
Der Streik wurde durch das Arbeitsgericht abgebrochen –
Regierung zur Zahlung ausstehender Löhne verpflichtet
- Labor Court orders end to general strike. Histadrut: The strike will
continue in full until the strike headquarters is convened. Artikel
von Gal Nissim in Globes online von 22.9.04
- Unions end Israeli general strike. Unions in Israel have ended a
damaging two-day general strike, which saw air traffic, financial markets
and public services brought to a standstill. The dispute over the delayed
payment of wages involved some 400,000 public sector workers. A labour
court ordered striking staff back to work and told the government to
pay months of back salaries. Meldung
bei BBC news vom 22.9.04
IX. Internationales: Bolivien
Peruanischer Studentenaktivist in Bolivien verhaftet! Freiheit
für Cesar Zelada!
Der peruanische Student Cesar Zelada wurde am 12. September
von der bolivianischen Polizei verhaftet. Er reiste im Rahmen einer Delegation
von Studenten der Universität von Puno nach Bolivien, um sich mit
der dortigen Studentenbewegung zu solidarisieren und an einer Veranstaltung
der jüngst gegründeten Jugendorganisation des Gewerkschaftsdachverbandes
COB teilzunehmen. Dabei wurde er gemeinsam mit anderen Studierenden und
linken Aktivisten aus Peru und aus Bolivien festgenommen und inhaftiert.
Siehe den Solidaritätsappell
von „Der Funke“ ,
Marxistischer Standpunkt in der Arbeiterbewegung
X. Galerie
im LabourNet Germany
"Auskommen
mit Einkommen". Kolumne von Bjørn Jagnow, Folge
4: Warum?
„„Kind, du weißt, dass ich jeden Tag außer Samstag
und Sonntag zur Arbeit fahre.“
„Warum?“…“
XI. Veranstaltungshinweise
bereits gestern Nachmittag aktualisiert
Ich bitte um Verständnis für den überlangen
Newsletter, aber gestern Vormittag hat Microsoft meine Arbeit sabotiert….
Lieber Gruss, Mag
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils
aient ou non un emploi
|