Arbeitnehmerfreizügigkeit gestalten, heißt prekäre Beschäftigungsverhältnisse zurückdrängen
Kommentar von Annelie Buntenbach , Mitglied des Geschäftsführenden DGB Bundesvorstand, in Forum Migration vom November 2012
Studie: Grenzenlos faire Mobilität? Wanderarbeit: Alle Beschäftigten haben Rechte
„In Deutschland beschäftigte Mittel- und Osteuropäer werden oft um ihren Lohn betrogen. Vor allem in Gastronomie und Schlachtindustrie, Bau- und Reinigungsgewerbe nutzen Firmen die mangelnden Sprach- und Rechtskenntnisse dieser ArbeitnehmerInnen systematisch aus. Eine Studie des DGB-Projekts Faire Mobilität zeigt Missstände und bietet Lösungen…“ DGB-Studie zur Situation von mobilen Beschäftigten aus den mittel- und osteuropäischen Staaten. Siehe auch: Problemlagen der grenzenlosen Ausbeutung in Deutschland 2012.
Ein modifizierter Quellenauszug der DGB-Studie von Reinhold Schramm vom 24.10.2012
Flucht vor dem Sparregime
„Zu Hause ohne Jobchance: In München haben griechische Erzieherinnen ihre Arbeit aufgenommen
In Griechenland wird gespart. Die Folgen sind in Deutschland meist nur nachzulesen. Doch zuweilen begegnet man ihnen auch. In München wurden acht junge Griechinnen als Erzieherinnen eingestellt. Griechische Schulen in Deutschland schaffen ihre Obersstufe ab. Und Gewerkschafterinnen berichten über die Lage in ihrem Land…“ Artikel von Rudolf Stumberger im Neues Deutschland vom 07.09.2012 . Aus dem Text: „(…) Nach den sogenannten Gastarbeitern aus den 1970er Jahren, die nach Deutschland kamen, um hier zu putzen und in den Fabriken und auf dem Bau zu arbeiten, kommen jetzt die Hochqualifizierten. Organisiert wird das zum Beispiel von Athanassios Tsokos. Der Grieche betreibt die »Axia Personalvermittlung«. Früher vermittelte er Deutsche zu den in Griechenland tätigen deutschen Firmen. Heute geht der Transfer andersherum, nun vermittelt er Griechen nach Deutschland - Erzieherinnen, vor allem aber auch Ärzte und Ingenieure. Sie wandern ab aus einem Land, das durch den Sparkurs praktisch in die Knie gezwungen wird. »Es gibt tiefe Einschnitte im Bildungs- und Gesundheitsbereich«, sagt Tsokos, »ganze Kliniken werden geschlossen«. Berufseinsteiger haben kaum eine Chance, es gebe höchstens befristete Verträge. Die Arbeitslosenquote, so der Personalvermittler, liege mittlerweile bei 23 Prozent, bei den 18 bis 40-Jährigen gar bei 45 Prozent…“ Siehe dazu:
- Ein herzliches „Grüß Gott“ den griechischen Erzieherinnen
„Begleitet von großem Interesse der Medien haben heute die ersten acht Erzieherinnen aus Griechenland ihren Dienst bei der Inneren Mission in München angetreten. Zwei weitere folgen Mitte des Monats. Sie werden eingesetzt, um Personallücken in den dreizehn Kindertagesstätten zu schließen, die der diakonische Träger in und um München betreibt. Die Arbeitsverträge mit den Erzieherinnen aus Griechenland sind unbefristet geschlossen; sie alle haben jedoch die übliche sechsmonatige Probezeit…“ Bericht von Klaus Honigschnabel auf der Seite der Inneren Mission München vom 03.09.2012
- AXIA Personal - Professional Personal Recruiting
„(…) Haben wir in der Vergangenheit schwerpunktmäßig Unternehmen und deren Niederlassungen im HR- Management und Personaldienstleistung in Süd- Europa insbesondere Griechenland und Zypern bedient, hat sich mittlerweile der Focus den wirtschaftlichen Umständen entsprechend geändert indem südländische europäische High und Young Professionals, studierende vor Ihrem Abschluss eine dauerhafte Arbeitsstelle mit Verlagerung Ihres Lebensmittelpunktes nach Deutschland, Österreich und Schweiz anstreben…“ So die Personalvermittlung Axia auf ihrer Webseite
Diskriminierung am Arbeitsmarkt: Migranten fühlen sich an den Rand gedrängt
„Kein gutes Zeichen für das Zuwanderungsland Deutschland: Fast jeder zweite Migrant fühlt sich auf Ämtern und bei der Jobsuche diskriminiert. Sie fühlen sich im Wettbewerb um Arbeitsplätze und Wohnungen benachteiligt, in der Schule oft ausgegrenzt und von Beamten herablassend behandelt: 41,9 Prozent der in Deutschland lebenden Zuwanderer und deren Kinder berichten einer Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zufolge von diskriminierenden Alltagserfahrungen. Besonders auf dem Arbeitsmarkt, im Umgang mit Behörden und in Bildungsinstitutionen scheint Diskriminierung von Migranten an der Tagesordnung zu sein…“ Artikel von Stefan Sauer in Frankfurter Rundschau online vom 01. August 2012
Bessere Jobchancen für Flüchtlinge. Das Arbeitsverbot wird gelockert, doch eine Benachteiligung bleibt
„Asylbewerber sollen künftig nach neun Monaten Aufenthalt statt nach zwölf arbeiten können. Die Hürden bleiben für sie auf dem Arbeitsmarkt dennoch hoch…“ Artikel von Stefan Otto in Neues Deutschland vom 25.07.2012
Unterbezahlt und ohne Sozialversicherung
Pflegekräfte und Haushaltshilfen aus Osteuropa werden oft in illegale Beschäftigungsverhältnisse gedrängt. Artikel von Florian Möllendorf in junge Welt vom 26.06.2012
Zwei Euro die Stunde
EU-Kommission will neue Regeln für Saisonarbeiter und die Versetzung von Mitarbeitern aus Nicht-EU-Ländern. Gewerkschaft fürchtet noch mehr Lohndumping. Artikel von Mirko Knoche in junge Welt vom 03.07.2012 . Aus dem Text: „… Außerdem will Brüssel mehr Saisonarbeiter in die Europäische Union kommen lassen. Die sollen nach spätestens sechs Monaten wieder verschwinden und keinen Anspruch auf Hartz IV haben. Um solch ein Arbeitsvisum zu bekommen, liegen die Anforderungen deutlich unter denen für die Experten aus Nicht-EU-Staaten. So ist kein Arbeitsvertrag erforderlich, sondern nur eine Bestätigung des Unternehmers über die Dauer und Entlohnung der Beschäftigung. Was sich auf den ersten Blick als Einreiseerleichterung darstellt, ist tatsächlich ein perfides Instrument, um extrem verschärfte Ausbeutung zu ermöglichen. Denn wie das gewerkschaftliche Beratungsburo fur entsandte Beschaftigte berichtet, bekommen die seit Januar 2012 beschäftigten Saisonarbeiter ihren Arbeitsvertrag nie zu Gesicht. (…) Die ablehnende Haltung der Gewerkschaften zur geplanten Saisonarbeitsrichtlinie ist auch in den Rekrutierungsbedingungen in den Herkunftsstaaten begründet. So sei es mittlerweile üblich, die Landarbeiter und Tourismusbeschäftigten über Agenturen anzuwerben…“
"Aber bitte zu niedrigen Löhnen"
Mit der Blue Card will die Regierung Hochqualifizierte anlocken. Karl Brenke vom DIW warnt vor einer Billiglohnstrategie, die Deutschland mehr schadet als nutzt. Interview von Daniel Bax in der taz vom 30.04.2012
Migranten und Leiharbeit. Ganz unten 2011
"Sie verstehen die deutsche Sprache nur schlecht und brauchen die Arbeit für ihre Aufenthaltsgenehmigung. Migranten sind Verleihfirmen oft ausgeliefert und beißen lieber die Zähne zusammen, als sich über schlechte Behandlung zu beschweren.." IG Metall-Meldung vom 29.11.2011
Mehr Chancen für Migranten: Konsequente Gleichstellungspolitik als Beitrag zur Integration
"Deutschland ist seit Jahrzehnten ein Einwanderungsland. Menschen unterschiedlichster Herkunft leben und arbeiten hier. Doch schon der Name kann jungen Migranten den Jobeinstieg erschweren. Die IG Metall fordert eine konsequente Gleichstellungspolitik und die gezielte Förderung von jungen Migranten." IG Metall-Meldung vom 28.11.2011
Unsichtbare Hausarbeiterinnen. Fünf illegalisierte Hausarbeiterinnen erzählen ihre Geschichte. "Sie sind in der ständigen Gefahr, abgeschoben zu werden. Sie arbeiten in Privathaushalten in extremer Abhängigkeit von den Arbeitgeber_innen und haben verschiedene Strategien entwickelt, um sich in dieser Situation zu behaupten." (FrauenLesbenFilmCollectif) Es wird darüber aufgeklärt, wie diese Hausarbeiter_innen ihre grundlegenden Menschenrechte einfordern könnten. Zudem wird mit diesem Film ein Abschnitt des politischen Kampfes der deutschen Migrant_innengruppen um Durchsetzung ihrer Rechte in Deutschland dokumentiert. Video bei labournet.tv
Krise und Arbeitsmigration
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»Migranten vom Wirtschaftsabschwung stark und nahezu unmittelbar getroffen«
OECD veröffentlicht Migrationsbericht 2011 - deutschsprachige Zusammenfassung bei den Blättern für deutsche und internationale Politik vom 12.7.2011
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Wer bleiben will, muss arbeiten
"Nach Deutschland kommen immer weniger Menschen, nach Spanien immer mehr. In allen Ländern steht eines im Mittelpunkt: die Arbeit. Zahlen, Gesetze, Politik und Selbstverständnis der europäischen Länder mit den größten Wanderungsbewegungen." Artikel in der taz vom 27.10.2010
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Arbeitsmigration in der Krise. Ein Überblick über die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Migrationsströme innerhalb der Europäischen Union.
"Arbeitskräfte bilden schon seit dem 19. Jahrhundert den wichtigsten "Exportschlager" Polens. Die letzte große Wanderungsbewegung zwischen Oder und Bug fand nach dem Beitritt des Landes zur Europäischen Union in 2004 statt. Dabei dürfte bald eine erneute Migrationswelle einsetzen, wenn Deutschland und Österreich ihre Arbeitsmärkte im Mai 2011 für die Bürger der mittelosteuropäischen EU-Länder öffnen werden. Ersten Schätzungen zufolge dürften dann an die 500.000 Polen ihre Koffer packen und sich auf Arbeitssuche nach Westen begeben." Artikel von und bei Tomasz Konicz vom 12.10.2010
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Migration und Krise: Europäische Migrationsgespräche 2009 in Berlin
"Junge, männliche, prekär Beschäftigte und mit Migrationshintergrund - sie trifft die Finanz- und Wirtschaftskrise besonders hart, so ein Ergebnis einer Tagung zum "Migrationspolitik in Europa im Rahmen der Krise - Rahmenbedingungen und Herausforderungen", deren Dokumentation soeben erschienen ist. In der Dokumentation kommen Wissenschaftler und Praktiker zu Wort, die sich mit den Auswirkungen der Krise auf Migration beschäftigen." Die Dokumentation zum Download (pdf) beim DGB Bildungswerk Bund e.V.
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Sündenböcke gesucht. Europas Arbeitsmigranten und Minderheiten als Prügelknaben in der Wirtschaftskrise
"Die immer weiter an Dynamik gewinnende Krise beeinflusst bereits jetzt die europäischen Migrationsströme nachhaltig. Mit Großbritannien, Irland und Spanien befinden sich gerade die Staaten im Epizentrum dieses Weltmarktbebens, die zu den bevorzugten Zielländern der osteuropäischen Wanderarbeiter gehörten. Millionen Menschen aus den - im Zuge der Systemtransformation nach 1989 nahezu deindustrialisierten - Ländern Mittelosteuropas machten sich auf der Suche nach Lohn und Brot gen Westen auf, nachdem ihre Staaten 2004 und 2007 der Europäischen Union beitraten. Die wichtigsten Ursprungsregionen dieser Auswanderungswelle bilden im Norden Polen und das Baltikum, im Süden Rumänien und Bulgarien. Dabei etablierten sich zwei von Ost nach West verlaufende Migrationsströme: den nördlichen bildeten die polnischen Arbeitsmigranten, die meist nach England und Irland auswanderten; den südlichen die Bulgaren und Rumänen, deren Zielländer hauptsächlich Spanien und Italien waren." Dossier von Tomasz Konicz in telepolis vom 05.03.2009
- Verlierer der Krise: Entlassungen lateinamerikanischer Arbeiter gefährden Heimatländer
"Die Wirtschaftskrise trifft Arbeitsimmigranten in den USA und Europa schwer. Besonders Lateinamerika leidet unter dem Rückgang von Geldsendungen." Artikel von Benjamin Beutler im ND vom 03.03.2009
- Wirtschaftsmigration: Gastarbeiter im Rückwärtsgang
"Die Krise in vielen Industrie- und Schwellenländern treibt Millionen Migranten in die Heimat zurück. Dort treffen sie auf zunehmende Armut, da auch die lebenswichtigen Überweisungen aus den Boomländern ausbleiben." Artikel von Tobias Käufer, Willi Germund und Marina Zapf in der FTD vom 03.03.2009
Fehlzeiten-Report 2010: Wettbewerbsvorteil Vielfalt. Arbeitnehmer ausländischer Herkunft haben es schwerer
"Zwar stellen immer mehr Unternehmen in Deutschland gezielt Mitarbeiter ausländischer Herkunft ein, doch sind diese Beschäftigten im Vergleich zu ihren Kollegen deutscher Herkunft stärker belastet. Menschen mit Migrationshintergrund seien größeren körperlichen Belastungen ausgesetzt, fühlten sich weniger von Vorgesetzten unterstützt und nicht integriert, heißt es im Fehlzeiten-Report 2010, den das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) zusammen mit der Universitiät Bielefeld herausgibt und der am Donnerstag (8. Juli) veröffentlicht wurde." Pressemitteilung des WIdO vom 08.07.10
»Jenseits des üblichen Toleranzdiskurses«
"Ein Zentrum in Oberösterreich bietet Migrantinnen Beratung und geht politisch in die Offensive.
Migrantinnen arbeiten besonders häufig in prekären Arbeitsverhältnissen. Bei einer Veranstaltung der »Arbeitsgruppe Internationale Politik« des Bildungswerks der Heinrich-Böll-Stiftung wurden Beispiele gezeigt, wie Betroffene politisch in die Offensive gehen." Artikel von Birgit v. Criegern im ND vom 25.05.2010
Workshop "Arbeitsrechte für Illegalisierte" am 28./29. Mai in Hamburg
Der Workshop beginnt am Freitag den 28. Mai um 19:30. Außerdem ist für Samstag den 29. Mai ein Erfahrungsaustausch der verschiedenen Arbeitskreise geplant. Für weitere Infos: MigrAr (Migration und Arbeit) - > Gewerkschaftliche Anlaufstelle für MigrantInnen ohne gesicherten Aufenthalt. Adresse: Besenbinderhof 56, 20097 Hamburg, Tel: 040 - 2858 4138 - EMail: igrar.hamburg@verdi.de
Ein Tag ohne Migranten: 24 Stunden ohne uns / the international action day "24 hours without us" 1st March 2010 / "La journée sans immigrés: 24 heures sans nous"
- 1. März Streik der migrantischen Arbeit. Vor und nach dem 1. März in Italien. Bericht vom 4. März 2010
beim sullavia Blog
- Berichte und Fotos
beim Blog des Coordinamento Migranti
- Siehe auch die Übersicht "Massiver Aktionstag der MigrantInnen" vom 05. März 2010 unter Internationales > Italien
- "La journée sans immigrés: 24 heures sans nous"
Der Aufruf der französischen Gruppe LILLE
- 1. März: Für die Einheit im Kampf aller Ausgebeuteten! Der Angriff auf die Arbeitsimmigranten ist ein Angriff auf die gesamte Arbeiterklasse! Für eine gemeinsame und geschlossene Antwort ohne ethnische Spaltungen!
"Die Revolte von Rosarno in Kalabrien brachte für einen kurzen Moment die inhumanen Arbeits- und Lebensbedingungen der großen Mehrheit immigrierter Arbeiter ins Rampenlicht der Medien. Weiterhin drückt die Krise des Systems immer weitere Schichten der Arbeiterklasse, unabhängig von ihrer Nationalität, unter die Armutsgrenze. In diesem Zusammenhang hat die Gewalt zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen der Ausgebeuteten katastrophale Konsequenzen." Flugblatt der italienischen Organisation Battaglia Comunista zum Migrantenstreik "Giornata senza immigrati: 24 ore senza di noi" am 1.März in deutscher Übersetzung bei der Gruppe Internationaler SozialistInnen
- Primo marzo // MATERIALI: 10 tesi sul lavoro migrante // Coordinamento per lo sciopero del lavoro migrante in Italia
Der Aufruf auf Italienisch
- 10 thesis on migrant labour
Der Aufruf auf Englisch
Nationalisierung von Arbeitsplätzen. Migranten verlieren oft als erste ihre Jobs - oder müssen zu noch schlechteren Bedingungen schuften
"Die Wirtschaftskrise hat längst auf den globalen Arbeitsmarkt durchgeschlagen. Das Billiglohnheer von Job-Migranten ist vielerorts nicht mehr willkommen und wandert zwangsweise von Kontinent zu Kontinent. Beispiel Spanien." Artikel von Benjamin Beutler im ND vom 19.05.2009
Abschiebung zum Tariflohn. Wie Europa mit der Ausbeutung illegaler Zuwanderer aufräumt
"In der EU gibt es geschätzte 8 Millionen illegale Einwanderer, die dort leben und arbeiten, ohne das zu dürfen. Es gibt Arbeitgeber, die sie brauchen können, und zwar gerade deswegen, weil Leute, die illegal leben, doppelt erpressbar sind: Sie müssen arbeiten, um zu überleben, dürfen sich aber nicht erwischen lassen, weder beim Arbeiten noch beim Leben. Das Gute für die Arbeitgeber daran ist: Leute, die sich verstecken müssen, sind ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Und so sehen die Arbeitsbedingungen dann auch aus.." Artikel aus Gegenstandpunkt 1-09 - wir danken der Redaktion!
Sklavenarbeit in Europa. Mafiös: über Ausbeutung mit Todesfolge im Süden Italiens
""La terra promessa" - das gelobte Land schien für viele Wanderarbeiter und Erntehelfer aus Polen dort zu sein, wo die Tomaten reifen, die zu den besten der Welt gehören, die aus Foggia. La terra promessa liegt in Apulien, am Stiefelabsatz Italiens, Hoheitsgebiet der Sacra Corona Unita, der apulischen Mafia. Die Gegend gilt als das Gemüseanbaugebiet Nummer eins in Italien. Nachdem einheimische Arbeitskräfte entweder nicht vorhanden oder für die Landwirte und Großgrundbesitzer zu kostspielig waren, öffnete Italien - wie andere europäische Länder - seine Grenzen, um billige Arbeitskräfte anzulocken." Artikel von Jürgen Roth in NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung , Online-Flyer vom 18.03.2009
Guter Start für helle Köpfe
"Deutschland soll für Hochqualifizierte aus anderen Ländern attraktiver werden. Die Bundesregierung hat beschlossen, Zuwanderern mit gesuchten beruflichen Fähigkeiten den Zuzug und Aufenthalt zu erleichtern. Deutsche Unternehmen wollen im internationalen Wettbewerb mithalten - die Bundesregierung hilft ihnen dabei. Um die Position Deutschlands im Wettbewerb um die besten Fachkräfte zu stärken, erleichtert sie hochqualifizierten Zuwanderern den Start in Deutschland." Meldung vom 27.08.2008 beim Presse- und Informationsamt der Bundesregierung . Siehe dazu:
- Regierung wirbt um ausländische Fachkräfte
"Qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland soll die Einwanderung nach Deutschland erleichtert werden. Die Bundesregierung plant niedrigere Hürden für den Zugang zum Arbeitsmarkt und niedrigere Einkommensgrenzen. Sie will so qualifizierten Ausländern, die bislang nur geduldet wurden, eine Perspektive in Deutschland geben. Das Kabinett hat dazu heute den von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) vorgelegten Entwurf für ein Arbeitsmigrationssteuerungsgesetz beschlossen und billigte ergänzende Verordnungen von Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD)." Heise News-Meldung vom 27.08.2008
Hauptsache, die Katze fängt Mäuse. Wenn Unternehmensberater ethnische Vielfalt als Konkurrenzvorteil verkaufen, dann heißt das Diversity Management
"In der Zuwanderungspolitik gilt das Nützlichkeitsprinzip: Qualifizierte Fachkräfte werden umworben, für "Billig-Beschäftigte" aus dem Osten bleiben die Grenzen dicht. Das alte Vorurteil vom Ausländer, der den Deutschen die Arbeit wegnimmt, erhält so neue Nahrung. Dabei sieht die Wirtschaft die Potenziale von Migranten längst als "ökonomischen Vorteil": Vielfalt als Chance, heißt eine Kampagne für Diversity Management, die von der Integrationsbeauftragten unterstützt wird. Firmen, die gezielt auf die Vorteile von Einwanderern setzten, verspricht Maria Böhmer (CDU), hätten auch "mehr Erfolg an der Börse"." Artikel von Bernd Mansel in Freitag vom 25.07.2008
Unsichtbar gemacht
"Ankommen in Deutschland! Arbeiten in Deutschland? Was bedeutet es für Migrantinnen, in den deutschen Arbeitsmarkt »integriert« zu werden? Vier Frauen erzählen über ihre Erfahrungen bei der Jobsuche in Berlin." Artikel von Birgit Schmidt in der Jungle World vom 13. März 2008
Patroni wider Willen - Über migrantische Arbeitsverhältnisse und Formen der Akkumulation in der Baubranche
"Der folgende Beitrag geht den Arbeitsverhältnissen migrantischer Wanderarbeiter in der deutschen Baubranche nach. Als Aufhänger dient die letzte Aktion, an der der Europäische Verband der Wanderarbeiter (EVW) zusammen mit der IG BAU beteiligt war. Die Arbeitsverhältnisse werden anhand der fiktiven Geschichte des ebenso fiktiven rumänischen Zimmermannes Florin dargestellt. Dennoch ist diese Geschichte kein bloßes Hirngespinst, sondern stellt eine Verdichtung von Erfahrungen dar, die sich tagtäglich ereignen. Parallelen zu realen Personen und Unternehmen sind nicht beabsichtigt. Der Autor hat diesen Weg aus persönlichen wie aus rechtlichen Gründen gewählt. Des Weiteren informiert der Beitrag über die Arbeit des EVW sowie über dubiose Verflechtungen und Methoden der Akkumulation in der Bauwirtschaft." Artikel von Mihai Balan, erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 1/08
Die Hürden der Organisierung. Workshop zu kollektiven Handlungsmöglichkeiten migrantischer Hausarbeiterinnen
"Bezahlte Hausarbeit, sei es Putzen, Pflegearbeit oder Kinderhüten, ist für Frauen, die in der Migration leben, einer der wichtigsten Arbeitsmärkte. Ihre prekäre Lebens- und Arbeitssituation wird zunehmend Thema in manchen Massenmedien und wissenschaftlichen Kontexten. Auffallend ist dabei, dass kaum über kollektive Handlungsmöglichkeiten berichtet wird, mit denen die Frauen für ihre Rechte kämpfen (können). Der Workshop "Organisierung zwischen Autonomie und Pflegenotstand", der im September in Hamburg stattfand, wollte diese Leerstelle füllen." Artikel von Iris Nowak aus ak - zeitung für linke debatte und praxis vom 19.10.2007 - wir danken der Redaktion!
Gehorchen, solange wie vereinbart. Interview mit einer Migrantin über die Arbeitsbedingungen migrantischer Frauen und Wege der Selbsthilfe
"Bereits in der DA Nr. 177 veröffentlichten wir ein Interview mit einem polnischen Migranten, der uns von den Arbeits- und Lebensbedingungen von Migranten in Deutschland berichtete. Wir wollen in dieser Ausgabe nochmals daran anknüpfen und den Blickwinkel auf die Situation speziell von migrantischen Frauen in Deutschland richten. Die Direkte Aktion führte deshalb ein Interview mit einer Migrantin aus Bolivien." Interview der Redaktion "Betrieb & Gesellschaft" (Übersetzungshilfe: Robin (Bsy-B)) aus der Direkten Aktion Nr. 183 vom September/Oktober 2007 - wir danken der Redaktion
Bauer hält 118 Rumänen wie Sklaven
"Harte Feldarbeit, Hunger und einen Stundenlohn von 1,20 Euro. Was sich anhört, wie in einem Dritte-Welt-Land, hat sich tatsächlich auf einer Erdbeerplantage im bayerischen Donauwörth abgespielt. Ein Bauer soll 118 Rumänen wie Sklaven gehalten haben." Artikel bei Süddeutsche Zeitung obline vom 16.06.2007 . Siehe dazu auch:
- Dreck und Dumpinglöhne. Rumänische Erntehelfer mußten nach der Arbeit betteln gehen - Besitzer der Erdbeerplantage in Bayern ist im Hauptberuf Polizist
Artikel von Claudia Wangerin in junge Welt vom 16.6.07
Migrantische Arbeit in die Falle locken
Crossing Borders - bewegungen und kämpfe der migration. Transnationaler Newsletter, 3. Ausgabe vom Mai 2007 bei noborder
Sklaven in Altona
Edwin Asamoah schuftet illegal in Hamburg - in Ghana wartet seine Frau auf das Geld aus Deutschland. Artikel von Anita und Marian Blasberg in Die Zeit vom 08.03.2007
Gewerkschaften fordern Freizügigkeit und Gleichbehandlung für 6 Millionen Wanderarbeiter
"Sehr kritisch bewerteten die in der EFFAT zusammengeschlossenen europäischen Gewerkschaften der Sektoren Lebensmittel, Landwirtschaft und Tourismus am 19. und 20. Februar 2007 in Budapest (Ungarn) die völlig mangelhaften Anstrengungen der europäischen Institutionen und nationalen Regierungen in Europa zur Integration und Gleichbehandlung der rund 6 Millionen Wanderarbeiter in den genannten Sektoren. Auf Basis von nationalen Berichten aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Norwegen, Polen, der Tschechischen Republik und Ungarn stellte EFFAT Generalsekretär Harald Wiedenhofer fest, daß zwar die Ausweitung der Wanderarbeit von der Europäischen Kommission gewünscht und gefördert würde, die betroffenen Arbeitnehmer aber ohne ausreichenden rechtlichen und sozialen Schutz verblieben. (.) In einem Positionspapier unterstreichen die Gewerkschaften die Freizügigkeit der Arbeitskräfte als Grundrecht in Europa, daß jedem seiner Bürger gewährleistet werden muß. Arbeitskräfte, die von diesem Recht Gebrauch machen, dürften aber nicht diskriminiert oder schlechter als einheimische Arbeitskräfte behandelt werden. EFFAT fordert von den Arbeitgebern die Gleichbehandlung dieser Wanderarbeiter. Es könne nicht akzeptiert werden, daß für die Geschlechter ein Dikriminierungsverbot gelte und deshalb am gleichen Arbeitsort für die gleiche Tätigkeit die gleichen Löhne zu zahlen seien, für Arbeitnehmer anderer Herkunft aber nicht." Pressemitteilung der Europäischen Vereinigung der Ernährungs-, Landwirtschafts- und Tourismus-Gewerkschaften vom 20. Februar 2007, dokumentiert im 37sechsBlog.de
Moderne Sklavenarbeit in der europäischen Landwirtschaft - Illegalität und Ausbeutung
Artikel von Sissel Brodal , exklusiv im LabourNet Germany, erschienen in WIDERSPRUCH - Beiträge zu sozialistischer Politik - Nr. 51: Migration, Integration und Menschenrechte. Siehe zu dieser Widerspruch-Ausgabe auch Inhaltsverzeichnis und Editorial und die Verlagshomepage
15.000 MigrantInnen in Deutschland zur Zwangsarbeit gezwungen
"Der Oldenburger Sozialwissenschafler Nobert Cyrus legt im Auftrag des Internationalen Arbeitsamtes in Genf eine diesbezügliche Studie vor und schätzt, dass in Deutschland rd. 15.000 MigrantInnen von illegaler Zwangsarbeit betroffen sind." Artikel von Thomas Meese vom 19. Dezember 2006 bei forced-labour.de Siehe dazu:
- Menschenhandel und Arbeitsausbeutung in Deutschland
Studie von Norbert Cyrus im Auftrag der ILO von 2005
Migration und Arbeiterautonomie
"In Wildcat 77 beleuchtet George Caffentzis den "Si Se Puede" - Aufstand (span. für:"Doch, es geht!"), also die Demonstrationen, Versammlungen, Streiks und Arbeitsniederlegungen für die Rechte der (zum Großteil) papierlosen ImmigrantInnen in den USA im Frühjahr 2006. Konkret ging es bei dem Aufstand gegen die geplante Gesetzgebung "zum Schutz der Grenze, gegen Terrorismus und zur Kontrolle der illegalen Einwanderung", die eine massive Verschärfung der Strafen nicht nur für die Betroffenen MigrantInnen, sondern auch für deren Unterstützer(-netzwerke) bedeuten würde. Caffentzis analysiert die dahinter stehenden Interessen von Kapital und Politik als die eines Dilemmas, vor dem auch Europas Elite steht: dem Dilemma zwischen größtmöglicher "Flexibilität der Arbeit" und der Autonomie der WanderarbeiterInnen..." Text der Bürengruppe Paderborn
Sie riefen Dienstleistungen und es kamen Migranten. Die Regelung der Arbeitsmigration im Rahmen des GATS
"Im Rahmen des WTO-Dientleistungsabkommens GATS wird nicht nur über der Handel mit Dienstleitungen, sondern auch die die grenzüberschreitende Migration von Arbeitskräften verhandelt. Die temporäre Migration soll im Dienstleistungssektor schrittweise liberalisiert werden. Diese Ausweitung des GATS zu einem Migrationsabkommen ist höchst problematisch. Den Entwicklungsländern droht die Abwanderung ihrer qualifizierten Arbeitskräfte. Doch auch die Arbeitsmigranten selbst werden in ihren Rechten beschnitten." So eine Studie von Sarah Bormann, als Broschüre bei weed erschienen. Die Studie gibt eine Einführung in das Thema GATS und Arbeitsmigration. Sie stellt die unterschiedlichen Interessen von Entwicklungsländern und Industrieländern in den Verhandlungen dar und schildert die Interessen europäischer Dienstleistungsunternehmen. Es wird nach den Auswirkungen einer so genannten ,GATS-Migration' gefragt. Siehe dazu:
Gleicher Lohn für "illegale" Arbeit! Europaparlament beschließt Resolution
"Europa schottet sich ab, insbesondere vor irregulären Migrantinnen und Migranten. Die Zäune um die reiche EU sind mittlerweile lebensgefährlich hoch gezogen; die Ereignisse in Ceuta und Melilla haben das der Öffentlichkeit deutlich gemacht. Gleichzeitig sind die sogenannten illegalen Migranten, die es bis nach Europa geschafft haben, hier gerne gesehen. Zumindest ihre Arbeitskraft, die zu oft miserablen Löhnen ausgebeutet wird. In Deutschland wird ihre Zahl auf 500.000 bis 1 Million geschätzt." Artikel von Albrecht Kieser in telepolis vom 22.12.2005
Das postkoloniale Europa dekonstruieren. Zu Prekarisierung, Migration und Arbeit in der EU
Artikel von Encarnación Gutiérrez Rodríguez , exklusiv im LabourNet Germany, erschienen in WIDERSPRUCH - Beiträge zu sozialistischer Politik - Nr. 48: Europa sozial.
Prekäre Arbeit und Migration
D-A-S-H
Dossier #9
Zuwanderungsgesetz als Arbeitsverbot
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Zuwanderungsgesetz zwei Monate
in Kraft: Geduldete Ausländer verlieren ihre Jobs
Ein Hindernisparcour der Behördenpraxis. PRO ASYL sieht
dringenden Handlungsbedarf. Pressemitteilung
vom 1. März 2005
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Zuwanderungsgesetz führt zu
Arbeitsverbot. Die ersten Konsequenzen des Zuwanderungsgesetzes.
„ Seit Anfang Januar sind in Nürnberg über
70 Menschen, besonders aus Äthiopien und Eritrea, die bisher
Duldungen mit nachrangigen Arbeitserlaubnisse hatten, die Arbeitserlaubnisse
entzogen worden…“ Bericht
von von caravan vom 7.l03.2005 bei indymedia
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»Schlimmste Befürchtungen
übertroffen«. Das Zuwanderungsgesetz ist ein Desaster.
Hunderte »geduldete« Flüchtlinge dürfen
nicht mehr arbeiten. Ein Gespräch mit Volker Maria Hügel.
Sie ist im Vorstand von Pro Asyl und arbeitet bei der Gemeinnützigen
Gesellschaft zur Unterstützung Asylsuchender (GGUA) in
Münster. Interview
von Peter Wolter in junge Welt vom 05.03.2005
-
Migration, Autonomie, Ausbeutung. Fragen
und Widersprüche
-
" »Transnational Europe.
Migration across southern/eastern borders«, so der Titel
eines internationalen Symposiums, das vom 21.–24. Oktober
2004 an der Universität von Rethymno auf Kreta stattfand.
Untersucht werden sollte, welche ökonomische und politische
Bedeutung die – kontrollierte oder unkontrollierte –
Migration in und nach Europa hat. Die Auseinandersetzung kreiste
dabei vor allem auch um die Perspektiven auf Migrationsprozesse:
Gelten MigrantInnen lediglich als Opfer ökonomischer Zwangsverhältnisse,
die besonders betreut und geschützt werden müssen?
Oder stellt Migration vielmehr ein »subversives«
Potential der grenzüberschreitenden »Aneignung von
Lebensqualität« dar? Nicholas Bell hielt ein kritisches
Plädoyer gegen einen allzu euphorischen Blick auf die »subversiven«
Qualitäten der »Autonomie der Migration« und
machte dies anhand seiner Erfahrungen mit den Arbeitsbedingungen
in der andalusischen Landwirtschaft deutlich. Wir hoffen auf
eine anregende Debatte..." Ein Diskussionsbeitrag
von Nicholas Bell, Teil I, erschienen im express, Zeitschrift
für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 1/05
-
" Im ersten Teil hatte Nicholas
Bell die Produktionsbedingungen landwirtschaftlicher Erzeugnisse
insbesondere in der ostandalusischen Region um El Eijdo beschrieben.
Dabei befasste er sich mit der u.a. EU-induzierten »ethnischen
Substitution« migrantischer Arbeitskräfte und den
zaghaften und beschwerlichen Versuchen ihrer Organisierung.
Im folgenden Teil öffnet und erweitert sich nun sein Blick
auf eine Kritik des Konzeptes der »Autonomie der Migration«
und auf die Möglichkeiten und Perspektiven einer autonomen
Wirtschaftsweise überhaupt." Ein Diskussionsbeitrag
von Nicholas Bell, Teil II, erschienen im express, Zeitschrift
für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit,
2/05
- siehe auch das
Special zu El Eijdo unter Internationales/Spanien
Von der Fluchthilfe zum Menschenhandel
Der Paradigmenwechsel in den deutschen Rechtsauffassungen. Die
schöne neue Realität, die das Gesetz für moderne
Dienstleistungen am Arbeitsmarkt schafft. Artikel
von Helmut Höge in junge Welt vom 02.02.2005
Das dezentrale Lagersystem für Flüchtlinge
– Scharnier zwischen regulären und irregulären
Arbeitsmarktsegmenten
Artikel
vom Tobias Pieper, erschienen in PROKLA ,
Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Heft 136, 34.
Jg., 2004, Nr. 3
Schily als Blockierer. Deutschland verhindert
leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt für Migranten und setzt
biometrische Daten in Pässen für EU-Bürger durch
Artikel
von Ulla Jelpke in junge Welt vom 27.10.2004
Vorrang inländischer Kräfte soll
strenger geprüft werden. Deutsche Bauern müssen nicht
auf Saisonarbeiter verzichten
“Deutschlands Bauern und Winzer, Wirte und
Schausteller können aufatmen: Trotz der zum 1. Januar 2005
wirksam werdenden Bestimmung, dass Empfängern des Arbeitslosengeldes
II jede Arbeit zumutbar ist, werden sie weiter Hunderttausende
von ausländischen Saisonkräften beschäftigen können….“
Artikel
von Rainer Nahrendorf im Handelsblatt vom 08. November 2004
Aus dem Text: „…Die Rechtsgrundlage bildete bislang
eine Ausnahmeverordnung vom Anwerbestopp. Sie wird mit der neuen
Beschäftigungsverordnung fortgeführt und erweitert.
Ausländische Saisonarbeitskräfte können ab 2005
trotz des Anwerbestopps in der Land- und Forstwirtschaft, im Hotel-
und Gaststättengewerbe, in der Obst- und Gemüseverarbeitung
sowie in Sägewerken eine Arbeitserlaubnis bis zu vier Monaten
im Kalenderjahr, Gehilfen im Schaustellergewerbe bis zu 9 Monaten
erhalten. (…) Zwar haben die Arbeitsagenturen bei der Erteilung
der Arbeitserlaubnisse den Vorrang deutscher oder rechtlich gleich
gestellter Arbeitskräfte zu beachten, allerdings findet für
einen Großteil der Saisonkräfte keine Vorrangprüfung
statt. Dies beruht auf einer vom Bundeswirtschaftsminister bis
Ende 2005 verlängerten Eckpunkteregelung. Sie garantiert
die 1996 beziehungsweise 1998 erreichten Besitzstände an
Arbeitserlaubnissen für Saisonkräfte zu 85 und 90 Prozent.
Die Regelung soll den auf Saisonkräfte angewiesenen Betrieben
die Personalplanung erleichtern Für ausländische Saisonkräfte,
die über die garantierten Zahlen hinaus eingestellt werden
sollen, gilt die Arbeitsmarktprüfung. Sie soll nun strenger
erfolgen. Die Arbeitsagenturen sind zuversichtlich, dass sie angesichts
der verschärften Zumutbarkeitsbestimmungen und des häufig
niedrigeren Arbeitslosengeldes II verstärkt deutsche Saisonkräfte
gewinnen können...“
"Migrants in European
agriculture: seasonal exploitation"
Eine (englische)
Dokumentation des IBFG
auf dessen homepage zu SaisonarbeiterInnen in der europäischen
Landwirtschaft.
"Großrazzia: 3.500 Fälle moderner Lohnsklaverei
in der Fleischwirtschaft"
Unter diesem Titel hatte die Gewerkschaft NGG
am 13.November 2003 zu einer Pressekonferenz geladen. Der Beginn
der Einladung: "Sehr geehrte Damen und Herren, die Staatsanwaltschaft
Oldenburg, Polizei, Zoll, Finanzbehörden und Arbeitsämter haben
in der vergangenen Woche bei einer Großrazzia in Niedersachsen
und Nordrhein-Westfalen an mehr als 30 Orten Firmen des Unternehmers
Wilfried Ideke durchsucht. Ideke hat südosteuropäische Werkvertragsarbeitnehmer
an Schlachthöfe und Unternehmen der Fleischwirtschaft vermittelt.
Anlass für die Großrazzia ist der Verdacht der illegalen Beschäftigung,
der gewerbsmäßigen Schleusung von überwiegend rumänischen Arbeitnehmern,
des Wuchers und Sozialmissbrauchs. Mehr als 300 rumänische Arbeitskräfte
wurden befragt, Beweismittel beschlagnahmt, mehrere Millionen
Euro zur Gewinnabschöpfung gepfändet und mehrere verdächtige
Personen festgenommen."
Bleibt die Frage: Was ist mit den Arbeitern?
- Das "Statement
der NGG"
zu den Durchsuchungen am 3.November 2003.
- "Lohndumping in der Fleischwirtschaft: Laufen gesetzliche
Maßnahmen ins Leere?" - Ein Interview von Jana
Frielinghaus mit dem NGG Vorsitzenden Möllenberg
in der "Jungen Welt" vom 14.November 2003.
- "Das miese Geschäft mit den Schlachtern" - Ein
Bericht von Keno Verseck in der "taz" vom 13. November 2003
- mit Stellungnahmen betroffener rumänischer Arbeiter.
Es geht nicht um die Schwarzarbeit.
Oder doch?
Ein Streitgespräch beim Grenzcamp in Köln:
Über die Forderung »Offene Grenzen für alle«
und Arbeitsmigration, über Sklavenhalter, Dumpinglöhne
und die Rolle der Gewerkschaften. "... Die zentrale Forderung
der Teilnehmer beim »Grenzcamp« in Köln war
die Öffnung aller Grenzen. Diese Forderung verteidigen
auch Birgit Beese und Gerda Heck vom Arbeitskreis »Arbeit
und Migration«. Aber was für konkrete Konsequenzen
hätte eine solche Politik? Wilhelm Schmitz vertritt als
Geschäftsführer der Industriegewerkschaft BAU im Bezirk
Köln-Bonn eine Position, die sich stärker an der Realität
orientiert. Die Verteidigung der Tarifpolitik fordere auch zum
sozialen Schutz der ausländischen Kollegen eine Kontrolle
der Migration..." Streitgespräch,
moderiert von Jedrik Scholz, in der Wochenendbeilage von junge
Welt vom 09.08.2003
Wie im Lager. Was Werkvertragsarbeiter
in Deutschland so erleben
"In Deutschland ist alles geregelt. Das gilt
auch für die rund 4.000 Werkvertragsarbeiter aus Rumänien,
die jährlich hierzulande arbeiten. Die meisten am Bau,
immer mehr aber auch in großen, privaten Schlachthöfen...."
Artikel
von Helmut Lorscheid in Telepolis vom 28.05.2003
"Leipzigs Zukunft als Billigjob-City?"
Beitrag
von Dieter Schubert bei der "Jungen Welt" vom 8.Mai 2003
über die Empfehlung der Studie des Centers Automotive Research
(CAR) der Fachhochschule Gelsenkirchen, in der Automobil- und
Zulieferindustrie eine Greencard für Osteuropäer einzuführen
und Zulieferunternehmen aus der Tarifbindung zu "befreien".
Die SPD-Stadtverwaltung ist dafür...
3D-Perspektiven
Artikel
von Nicholas Bell zur Situation von Migranten in der europäischen
Landwirtschaft, erschienen im express, Zeitschrift für
sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 3/03
»Strickjacken
müssen wir schon lange anziehen«
Arbeitsmarkt-Projekt für Migrantinnen in
Berlin steht kurz vor dem Aus. "Wie wichtig die Integration
von Migranten in die deutsche Gesellschaft ist, betonen Politiker
aller großen Parteien gerne in ihren Sonntagsreden. Das
gilt jetzt gerade wieder für die Debatte um das Zuwanderungsgesetz.
Mit Geldern zur Finanzierung entsprechender Projekte ist man
aber knauserig, vor allem in Zeiten vermeintlicher Sparzwänge.
Ein Beispiel aus Berlin..." Artikel
von Kurt Stenger in ND vom 06.04.02
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