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Updated: 18.12.2012 16:22 |
Liebe KollegInnen, neu im LabourNet Germany am Freitag, 27. Juli 2012: I. Internationales / Spanien / Arbeitskämpfe / Bergarbeiter 2012 Subventionen - und wer was davon hat... "Die Nationalpolizei dringt in die Häuser ein und greift alle an, auch alte Menschen und Kinder. Sie notieren Nummernschilder von Autos Wenn jemand seinen Wagen stehen läßt, um zu protestieren oder eine Barrikade zu bauen, werden die Reifen durchstochen. Die Regierung tut alles, um unseren Streik zu stoppen. Aber nicht einmal die Hälfte von dem, was passiert, kommt in den Nachrichten.In allen Bergbau-Dörfern Spaniens gibt es Proteste. In Asturien ist der Bergbau besonders stark verwurzelt, hier gibt es die meisten Minen, und der Arbeitskampf ist gewaltig. Die Regierung hatte zunächst 300 Polizisten aus Madrid hierher geschickt, dann weitere 400. Nun sind schon mehr als 1000 Angehörige der Nationalpolizei in Asturien, neben der Zivilgarde. Sie versuchen unseren Widerstand zu brechen" - aus "Die Unternehmen haben sich das Geld eingesteckt" - ein Interview von Wladek Flakin mit Maria Gonzales, Bergarbeiterin aus der Grube »María Luisa« in der spanischen Region Asturien, in der jungen Welt vom 26. Juli 2012. II. Internationales / Spanien / In der Krise Erwerbslosenproteste in Andalusien "In Spanien wächst der Widerstand gegen die Vernichtung sozialer Errungenschaften durch die Regierung weiter. Aktivisten der Andalusischen Arbeitergewerkschaft (SAT) besetzten am Donnerstag an mehreren Orten der Region insgesamt rund 20 Filialen des Öffentlichen Staatsdienstes für Beschäftigung (SEPE), der in etwa mit der deutschen Arbeitsagentur vergleichbar ist. Mit ihren Aktionen protestierten die Gewerkschafter gegen die von Madrid beschlossenen Kürzungen, die vor allem zu Lasten der schwächsten Teile der spanischen Bevölkerung gehen. Insbesondere die Erwerbslosen müssen demnach mit weiteren Einbußen rechnen. Die Aktivisten der SAT schlossen sich deshalb teilweise in den Büros der Niederlassungen ein oder führten in den Einrichtungen öffentliche Kundgebungen durch" - so beginnt der Bericht "Arbeitsämter okkupiert" von André Scheer am 27. Juli 2012 in der jungen welt. Siehe dazu auch: "El SAT ocupa "La Turquilla" y se queda" - ein Bericht der SAT selbst vom 24. Juli 2012 über die Landbesetzung durch erwerbslose Landarbeiter - Besitzer ist das "Verteidigungsministerium"... dort auch weitere Links zu einer ganzen Reihe aktueller Aktionen in Andalusien III. Internationales / Griechenland / Arbeitskämpfe Selbstverwaltung bei Viomihaniki Metalleutiki Nachdem die Tochterfirma von Filkeram-Johnson die Bergbau-Zulieferfirma faktisch seit Mai 2011 brach liegen liess hat die Belegschaft bis jetzt vor allem dafür gesorgt, dass keine ausrüstung abtransportiert wurde, nun hat sie beschlossen, den Betrieb selbst als Genossenschaft weiter zu betreiben. Der Bericht "Workers at Mining Industry factory in Northern Greece vote for factory self-management" bei libcom ist vom 10. Juli 2012. IV. Internationales / Griechenland / Schuldenkrise Was die "Geldgeber" beruhigt? Hungernde Rentner... "Mit einem Bündel noch härterer Sparmaßnahmen will die griechische Regierung die internationalen Geldgeber beruhigen. Es geht um Einsparungen in Höhe von mehr als 11,5 Milliarden Euro für die kommenden zwei Jahre. Zudem sollen die Einnahmen um drei Milliarden Euro zu steigern, um die Staatsverschuldung zu senken Am härtesten dürften diese Maßnahmen abermals die Rentner treffen. Übereinstimmenden Medieninformationen zufolge soll es künftig in Griechenland keine Renten mehr geben, die 2200 Euro übertreffen. "Wer viel verdient, muss mehr bezahlen", sagte ein hoher Funktionär des Finanzministeriums am Donnerstag" - so beginnt der Artikel "Griechenland spart - vor allem bei seinen Rentnern" am 26. Juli 2012 bei der Berliner Morgenpost. V. Internationales / Indien / Arbeitskämpfe Maruti - Arbeiter lassen sich ihre Gewerkschaft nicht nehmen: 3.000 Anklagen wegen Mord werden ihnen angedroht Nach dem Tod eines Managers von Maruti Suzuki bei der Konfrontation mit der wütenden Belegschaft verlautbarten indische Behörden, sie würden gegen alle Gewerkschaftsmitglieder des Betriebs ermitteln und eventuell auch alle anklagen, wird in "Rioting Maruti Workers Face Murder Charges After Manager Death" von Karthikeyan Sundaram und Siddharth Philip am 21. Juli 2012 beim SF-Gate berichtet. Gegen diese bisher einzigartige Attacke haben zahlreiche Organisationen und Personen eine Solidaritätskampagne begonnen, wird in der gemeinsamen Erklärung "Memorandum on behalf of Mass Organizations in solidarity with workers of the Maruti Suzuki Workers Union (MSWU)" vom 25. Juli 2012 unterstrichen. Fotos von einer Solidaritätsdemonstration in Delhi sind unter "Delhi - Images from July 21 protest against the repression of Maruti-Manesar workers" bei sanhati zu sehen. Siehe dazu auch: "Violence instigated by Maruti Suzuki management" eine Erklärung des Gewerkschaftsbundes NTUI vom 20. Juli 2012 aus Anlaß von bis dahin über 100 Festnahmen, in der unterstrichen wird, dass die Firmenleitung durch ihre andauernde aggressive Haltung gegen gewerkschaftlichliches Organisationsrecht die Verantwortung für die ganze Auseinandersetzung zusammen mit den Behörden trägt. Und: "Maruti Crisis: Protestors demand release of innocent workers" von Abu Zafar am 21. Juli 2012 bei newzfirst. VI. Internationales / Japan / Fukushima Verschleierungstricks am Widerstand von Zeitarbeitern gescheitert... Ein Subunternehmen im Auftrag des AKW-Betreibers Tepco hat mit Entlassungsdrohungen versucht, die in den Anlagen arbeitenden Zeitarbeitern dazu zu zwingen, die Strahlenmeßgeräte, mit denen sie ausgerüstet sein müssen, zu manipulieren. Dieser Betrugsversuch scheiterte am Widerstand der Arbeiter, die sich mehrheitlich rundweg weigerten, "aus eigenem wie aus öffentlichem Interesse" wie einer von ihnen im Interview sagte. Ausführlich in "TEPCO subcontractor used lead to fake dosimeter readings at Fukushima plant" - ein Artikel von Jun Sato, Chiaki Fujimori, Miki Aoki, Tamiyuki Kihara und Takayuki Kihara am 21. Juli 2012 in Asahi Shimbun. VII. Internationales / Iran / Gewerkschaften Protest gegen Jagd auf Afghanen "In der Stadt Yazd kam es am 25. Juni zu rassistischen Überfällen auf Afghanen, wobei diese Überfälle durch die Sicherheitsbehörden vor Ort geplant worden waren. Ein äußerst brutaler VIII. Internationales / Peru / Arbeitskämpfe Lehrerstreik in den 4. Woche - Solidarität kann helfen Seit vier Wochen dauert nun der landesweite Streik der LehrerInnen an, den die Gewerkschaftsopposition in der SUTEP organisiert. Neben Gehaltserhöhungen und Bezahlung der Vorbereitungszeit für den Unterricht steht dabei die Auseinandersetzung um das jüngst verabschiedete Berufsgesetz für Lehrer im Mittelpunkt, das vor allem die Beseitigung der Unkündbarkeit zum Inhalt hat. Das (spanische) "Solidaritätsschreiben" vom 21. Juli 2012 teilt dem peruanischen Präsidenten mit, dass eine wachsende Zahl von Gewerkschaftsaktivisten weltweit die Forderungen der LehrerInnen unterstützen. IX. Internationales / Mauretanien Bergarbeiter widerstehen Repression - ein Todesopfer Seit Anfang Juli befinden sich die Bergarbeiter der Mauritanian Copper Mines SA (MCM) im Streik: Es geht um die Einhaltung des Anfang des Jahres geschlossenen Abkommens über Lohnerhöhungen und Arbeitsbedingungen. Bereits vor über eine Woche war beim ersten Polizeiüberfall auf die Streikenden ein Gewerkschafter erschossen worden, nun gab es bei einem neuerlichen Repressionsversuch mindestens drei Verletzte - aber die Streikenden gaben nicht nach. Der Bericht "Mauritanie-MCM :3 blessés après reprise des affrontements entre employés et la police" bei der Nachrichtenagentur Alakbar am 22. Juli 2012. Siehe dazu auch: "Mauritania: The Use of the Excessive Power Resulted in a Murder, Injuries and Detainees As the Police Attacks a Workers' Protest" - eine Protestnote der arabischen Menschenrechtsorganisation ANHRI am 25. Juli 2012 bei allafrica. X. Internationales / Marokko Auseinandersetzungen in der UMT Im März 2012 waren drei Mitglieder des nationalen Sekretariats des Gewerkschaftsbundes UMT aus diesem exekutiven Leitungsorgan ausgeschlossen worden, auf Betreiben des stellvertretenden Generalsekretärs Farouk Chahir, der gleichzeitig die Bankgewerkschaft und die Gewerkschaftsjugend leitet. Jetzt haben die drei ausgeschlossenen eine Erklärung veröffentlicht, mit der sie ihren (und noch weitere, die auf regionaler Ebene folgten) Ausschluss in Zusammenhang stellen mit dem jüngsten Versuch derselben Kräfte, der Landarbeiterföderation eine neue Leitung aufzuzwingen. Es gehe darum zu verhindern, dass die UMT werde wie eben die Bankergewerkschaft, die zur Zufriedenheit der Direktoren arbeite wird in der Erklärung "Pour Ces raisons Farouk Chahir doit dégager de l’UMT" von Khadija RHAMIRI, Abdelhamid AMINE und Abderrazzak DRISSI am 21. Juli 2012 bei taalim unterstrichen. XI. Internationales / Nigeria Die Massenproteste vom Januar 2012 - Nachbetrachtung und Perspektiven "Als die nigerianische Regierung im Januar 2012 die Subventionen abschaffen und damit den Benzinpreis um 120% erhöhen wollte, brach eine große Protestbewegung und ein acht Tage andauernder Generalstreik aus. In über 50 Städten kam es zu Demonstrationen, an denen sich insgesamt Millionen von Menschen beteiligten. Baba Aye hat für den "Socialist Workers Bulletin" einen sehr detaillierten Artikel über die Ereignisse geschrieben" - aus der Einleitung zum "Skype Interview mit Baba Aye" , einem Gewerkschafter aus Nigeria, über die Bewegung gegen die Abschaffung der Treibstoff-Subventionen in Januar 2012 bei labournet.tv (English | 10 min | 2012 | untertitel: dt). XII. Internationales / Polen / Arbeitskämpfe Berliner Veranstaltung zum Streik bei Chung Hong - inzwischen 25 Streikende entlassen... Seit Monaten kämpfen ArbeiterInnen von Chung Hong in Polen für die Verbesserung ihrer Löhne und Arbeitsbedingungen. Die chinesische Firma Chung Hong betreibt seit fünf Jahren in einer Sonderwirtschaftszone bei Wroclaw eine Fabrik, in der Mainboards für Fernseher von LG montiert werden. Die Beschäftigten sind zum großen Teil junge Frauen. Die meisten leben in bis zu 100 km vom Werk entfernten Kleinstädten mit hoher Arbeitslosigkeit, von wo sie täglich mit Werksbussen zur Arbeit gebracht werden. Die Löhne liegen um die 350 Euro brutto im Monat für 2- bis 3-Schichtbetrieb (je nach Saison) und regelmäßige Samstagsarbeit. In den letzten zwei Jahren hat sich die Situation noch einmal deutlich verschlechtert durch Abschaffung von Überstunden- und Wochenendzulagen zugunsten von flexiblen Arbeitszeitkonten, Abschaffung des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes und massive Einführung von Leiharbeit. Die ArbeiterInnen haben im Dezember 2011 eine Betriebskommission der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft Arbeiterinitiative (Inicjatywa Pracownicza: IP) gegründet, der etwa 80 der über 200 Beschäftigten beigetreten sind. Da es außer der Arbeiterinitiative keine andere Gewerkschaft im Betrieb gibt, haben sie nach polnischem Arbeitsrecht ein Vertretungsmandat für die ArbeiterInnen im Betrieb. Sie fordern von Chung Hong u.a.: * Erhöhung der Monatslöhne um 70 Euro * Wiederherstellung des Sozialfonds (Urlaubs-, Weihnachtsgeld usw.), * Wiederherstellung der Zuschläge * Festeinstellung statt befristete Verträge und Leiharbeit * Rücknahme der angekündigten Abschaffung der kostenlosen Werksbusse Chung Hong hat die ArbeiterInnen zunächst über Monate ignoriert, hingehalten und Verhandlungen verweigert. Als die IP dann die Urabstimmung für einen Streik organisiert hat, hat die Geschäftsführung dies mit allen Mitteln sabotiert und schließlich einen "Rädelsführer" entlassen. Als Reaktion auf die Entlassung sind etwa 40 ArbeiterInnen spontan in den Streik getreten. Die Firma hat die Streikenden aus dem Werk ausgesperrt und die übrigen ArbeiterInnen massiv unter Druck gesetzt. Inzwischen wurden weitere 24 Streikende entlassen. Chung Hong tritt das Streikrecht mit Füßen und verletzt damit auch in Polen die geltenden Gesetze. Aus Protest gegen die Komplizenschaft der staatlichen Institutionen haben die ArbeiterInnen am 16. Juli die für die Sonderwirtschaftszonen zuständige Industrieentwicklungsagentur in Warschau besetzt. Wir haben mehrere ArbeiterInnen aus dem Werk eingeladen. Sie werden am Dienstag über den Streik und die Situation in den polnischen Sonderwirtschaftszonen erzählen. Zeit: Dienstag, 31. Juli, 19.30 Uhr Ort: Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin Veranstalter: FAU Berlin und Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West ...bis bald, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |