Bergarbeiter widerstehen Repression - ein Todesopfer
Seit Anfang Juli befinden sich die Bergarbeiter der Mauritanian Copper Mines SA (MCM) im Streik: Es geht um die Einhaltung des Anfang des Jahres geschlossenen Abkommens über Lohnerhöhungen und Arbeitsbedingungen. Bereits vor über eine Woche war beim ersten Polizeiüberfall auf die Streikenden ein Gewerkschafter erschossen worden, nun gab es bei einem neuerlichen Repressionsversuch mindestens drei Verletzte - aber die Streikenden gaben nicht nach. Der Bericht "Mauritanie-MCM :3 blessés après reprise des affrontements entre employés et la police" bei der Nachrichtenagentur Alakbar am 22. Juli 2012.
Siehe dazu auch: "Mauritania: The Use of the Excessive Power Resulted in a Murder, Injuries and Detainees As the Police Attacks a Workers' Protest" - eine Protestnote der arabischen Menschenrechtsorganisation ANHRI am 25. Juli 2012 bei allafrica.
Sklavenhaltung und Repression
"Überall auf der Welt ist Leibeigenschaft verboten, auch im westafrikanischen Mauretanien. Doch tatsächlich lebt in dem Land jeder fünfte Einwohner in Unfreiheit. Weiße Mauren befinden über schwarze Araber, als wären sie eine Sache, auch Kinder müssen arbeiten. Der Aktivist Biram Dah Abeid versucht die Sklaven zu befreien - jetzt droht ihm der Tod durch den Strang…" aus "Als früherer Sklave bist du nichts" - ein Report von Frederik Obermaie und Niklas Schenck in der Süddeutschen Zeitung vom 05. Juni 2012
Praktizierter Dialog: Polizeiüberfall auf Gewerkschaftshaus
Tagelöhner und Zeitarbeiter hatten sich im Gewerkschaftshaus der CGTM in Zouérat versammelt - in der Vorstellung im Rahmen des vom Regime angekündigten sozialen Dialogs ihre forderungen, Ansprüche und Ansichten formulieren zu können. Die Antwort war Repression durch die Nationalgarde: Tränengas, Knüppel und zahlreiche Festnahmen. Dazu das Kommuniqué "Travailleurs journaliers de Zouérate" der Oppositionspartei UFP vom 18. Juli 2011.
Proteste wachsen, trotz Polizeirepression
Am 25. April fanden die bisher grössten Demonstrationen in Nouakchott statt - im wesentlichen getragen von jungen Menschen, denen auch eine bessere Ausbildung nicht dabei geholfen hat, eine Erwerbstätigkeit zu finden. Die soziale Unruhe mobilisierte viele - die Forderung nach Freiheit für die bei vorherigen Protesten, die seit Januar 2011 kontinuierlich stattfinden, ebenfalls. Aber auch in der Eisenerz - Stadt Zouerate im Norden des Landes gab es massive Proteste der im Tagebau beschäftigten Tagelöhner - Proteste, denen noch viel härter begegnet wurde, unter dem Vorwand, es hätten Plünderungen stattgefunden. Dazu die Meldung "Manifestations à Zouerate, tirs et blessés" am 26. April 2011 bei Points Chauds Online, worin auch vermeldet wird, dass die lokalen Behörden den Gebrauch scharfer Munition in Abrede stellen.
Und: "Mauritanian police quell youth protest" von Mohamed Yahya Ould Abdel Wedoud und Jemal Oumar ebenfalls am 26. April 2011 bei Magharebia, worin auch Regierungsvertreter zitiert werden mit Aussagen über die viel demokratischeren Strukturen in Mauretanien im Vergelich zu "anderen arabischen Ländern"...
Jugendprotest. Polizeigewalt.
Wie auch in anderen afrikanischen Ländern, die nicht am Mittelmeer liegen, gibt es auch in Mauretanien soziale Proteste, die gewisse Paralellen zeigen: Etwa relativ gut ausgebildete Jugenliche, die einst glaubten, sie würden dadurch einen vernünftigen Arbeitsplatz bekommen. Hunderte Jugendliche protestierten in einer Kundgebung in der Hauptstadt Nouakchott gegen "soziale Exklusion": Die Regierung handelte so, wie man es nicht nur von sämtlichen Seiten des Mittelmeers kennt - mit Polizeibrutalität auflösen, wird in dem Bericht "Mauritanie : affrontements entre forces de l'ordre et jeunes manifestants" vom 09. März 2011 bei afriscoop ausgeführt.
Drei Gewerkschaftsföderationen: Die Armen zahlen die Krise
Anfang des Jahres wandte sich die Koordination der drei Gewerkschaftsföderationen CGTM, CLTM und CNTM an die Öffentlichkeit mit der Erklärung, die Lage der arbeitenden Menschen des Landes werde täglich unerträglicher und rief die Arbeiterschaft des Landes zur Wachsamkeit und Bereitschaft auf, ihre Interessen zu verteidigen. Das "Communiqué de l'intersyndicale CGTM, CLTM, CNTM" vom 19. Januar 2011.
Eine Erklärung der Docker von Nouakchott
Die Docker von Nouakchott wollten sich nicht einfach neue Normen für die Be- und Entladung aufzwingen lassen, ohne selbst dazu gehört zu werden. Was so normal klingt war Grund für die Festnahme mehrerer Aktivisten durch die mauretanische Polizei. Als Protest und Soliaufruf die "Déclaration des dockers de Nouakchott" vom 09. Mai 2010.
Erklärung aller Gewerkschaftsverbände zum Militärputsch im August 2008
Zu dem jüngsten Militärputsch in Mauretanien veröffentlichten alle 8 Gewerkschaftsverbände Mauretaniens eine gemeinsame (frz) "Erklärung vom 7. August" in der die Rechtmäßigkeit der bisherigen gewählten Regierung verteidigt wird, die Armee aufgefordert, sich auf ihre verfassungsgemäße Rolle zu beschränken und zu internationaler Solidarität bei der Wiederherstellung der Normalität aufgerufen wird.
"In Mauretanien existiert noch immer die Sklaverei"
Am 8. August dieses Jahres nahm das mauritanische Parlament in Nouakchott einstimmig ein neues Gesetz an, das die Praxis der Sklaverei mit Strafen von fünf bis zehn Jahren Haft bedroht. Die "Propagierung" der Sklaverei wird ebenfalls unter Strafe gestellt, die bis zu zwei Jahren Haft gehen kann. Die Vereinigung SOS Esclaves mit Sitz in Nouakchott kämpft seit langen Jahren gegen die bisher in Mauritanien nach wie vor verbreitete Sklaverei. Vor dem Staatsstreich der Militärs gegen den damaligen Präsidenten Ould Taya vom 03. August 2005, der zur (Wieder-) Herstellung der bürgerlichen Demokratie geführt hat, war die Organisation illegal. In jener Zeit gründete sie eine Auslandssektion auf jedem Kontinent. Inzwischen ist auch die Stammorganisation in Mauretanien selbst legalisiert worden und konnte offizielle Räumlichkeiten beziehen. El-Arby Ould Saleck, 41, ist der Vorsitzende der Europa-Sektion von SOS Esclaves . Selbst Sohn eines Sklaven, konnte er dennoch im Süden Mauretaniens zur Schule gehen. Später studierte er in Nouakchott Philisophie und setzte sein Hochschulstudium in Montpellier und Paris fort. Seine Doktorarbeit zum Thema der Sklaverei in Mauretanien, die er an der Pariser Sorbonne vorlegte, erschien 2003 im Verlag L'Harmattan als Buch unter dem Titel , Les Haratins' . Heute arbeitet Ould Saleck im Rathaus von Nanterre. Interview von Bernard Schmid mit El-Arby Ould Sadeck von der Vereinigung ,SOS Esclaves', in gekürzter Form zuerst erschienen in der ,Jungle World' vom 23.08.2007
Mauretaniens Aus für Sklaverei: Doch ein repressives Gesetz allein wird nicht ausreichen
„Am 8. August verabschiedete das mauretanische Parlament einstimmig ein Gesetz, das Sklaverei mit Gefängnisstrafen zwischen fünf und zehn Jahren und ihre Propagierung mit einer Strafe bis zu zwei Jahren Haft ahndet…“ Artikel von Anton Holberg im Neues Deutschland vom 11.08.07
Vollkommen normal
Die Sklaverei wurde offiziell schon dreimal abgeschafft.
Tatsächlich aber wird sie stillschweigend geduldet. Zu gross
sind die Interessen, die im Spiel sind. Artikel
von Beat Stauffer (Nuakschott) in der schweizerischen WOZ
vom 27. Januar 2005. Aus dem Text: ". Tatsächlich weist
alles darauf hin, dass es in Mauretanien auch im Jahr 2005 weiter
Sklaverei gibt, wenn auch zum Teil in adaptierter und etwas «getarnter»
Form. Die Untersuchungen, die SOS Esclave, die landesweit wichtigste
Antisklavereigruppierung, angestellt hat, erscheinen auf jeden Fall
wesentlich glaubwürdiger als die Verlautbarungen der mauretanischen
Regierung.." |