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Updated: 18.12.2012 16:22 |
Liebe KollegInnen, Neu im LabourNet Germany am Freitag, 23. April 2010: I.Internationales / Griechenland / Schuldenkrise Streiks mit breiter Teilnahme "Der bereits vierte Streik in diesem Jahr legte am Donnerstag nicht nur weite Teile des öffentlichen Dienstes in Griechenland lahm. Auch blieben wichtige Großunternehmen der Nahrungsmittelbranche wie Delta, Nounou oder Nestle, Bekleidungsunternehmen wie Boxer, sämtliche Großbaustellen des Landes und selbst »hartgesottene« Gewerkschaftsgegner wie Lidl geschlossen. Wie auch am Vortag wurden Krankenhäuser unter anderem in Athen und Piräus nur mit einem Notfalldienst betrieben" - so beginnt der aktuelle Bericht "Arbeiterkämpfe in Griechenland" in der jungen welt vom 23. April 2010 über die für die beiden letzten Tage von PAME und ADEDY ausgerufenen Streiks gegen die EU Politik. Siehe dazu auch: "Arbeitslosigkeit ist eine Sache der Arbeitenden" - Ein Gespräch mit Giannis Tasioulas von Heike Schrader in der jungen welt vom 21. April 2010. II.Internationales / Türkei / Arbeitskämpfe a) "Die Gewerkschaften gehören nicht den Bürokraten" Die Belegschaft von Akkardan befindet sich seit Februar im Widerstand gegen 109 Entlassungen: Jetzt kritisieren sie in einer (englischen) Presseerklärung vom 10. April 2010 auf der Seite der UID-DER die Haltung ihrer Birlesik Metal-Is (Vereinte Metallgewerkschaft), die ihnen die Unterstützung entzogen hat, nachdem sie sich weigerten, den vorgeschlagenen Kompromiß zu akzeptieren, der - laut Erklärung - vor allem darin bestand, den Widerstand aufzugeben für das Versprechen, bei besserer Konjunktur wieder eingestellt zu werden. b) "Wildcat in Diyarbakir" Die Belegschaft der Ziegelfabrik von Diyarbakir konnte nach einem zweitägigen Streik ihre Forderung nach einer deutlichen Lohnerhöhung (der ersten nach vier Jahren) durchsetzen: 28% statt der zuerst angebotenen 7%. Der kurze Bericht "Wildcat strike in Diyarbakir ends with victory" von Mikail Firtinaci vom 20. April 2010 bei libcom.org. III.Internationales / Spanien Tod eines Geschäftsmannes - und Ende einer Karriere Zwei Personen standen in diesen Tagen im Zentrum der politischen Debatten Spaniens: Der verstorbene Juan Antonio Samaranch, der aus den Olypischen spielen ein profitables Geschäft machte und Richter Garzón, dem nicht etwa seine zahlreichen Verstöße gegen demokratische Gepflogenheiten zur Bedrohung seiner Karriere wurden, sondern sein "Beitrag zur Aufarbeitung der Vergangenheit" oder wie die Formel in Spanien immer lauten mag. Im Falle Samaranch ein Nachruf, der sich von den Einheitstexten sowohl spanischer als auch deutscher Medien unterscheidet - und etwa seine Rolle als oberster Sportfunktionär Francos erwähnt; im Falle Garzons ein Beitrag, der sich von der Solidaritätskampagne etwa der beiden großen Gewerkschaftsverbände abhebt. a) "Hau ab" Mit dieser Losung wurde Herr Samaranch 1977 bei seiner Wiederkehr nach Barcelona begrüßt, schreibt in "Samaranch, fot el camp!" Mikel Arizaleta am 22. April 2010 in kaosenlared. b) Gegen Franco, nicht für Garzon "Coas vítimas do franquismo, non con Garzón" heisst der Beitrag der Galizischen Bewegung zum Sozialismus vom 22. April 2010 bei kaosenlared - einer der wenigen Beiträge, der das Wirken des Herrn Garzon, bevor er sich mit dem Fraquismus anlegte nicht ausblendet... IV.Internationales / Italien Der Migrantenstreik-Bericht Vom 17. April 2010 datiert der Bericht des Coordinamento per lo sciopero del lavoro migrante in Italia, der sozusagen der offizielle Bericht zumindest jenes Teils der Bewegung am vergangenen 1. März ist, der sich mit dem Wort - und dem sozialen Fakt - "Streik" als Zentrum der Aktivität entwickelte. Weswegen in "March 1st: a new kind of strike and antiracist struggle" auch viel von gewerkschaftlichen Basisaktivitäten und Auseinandersetzungen mit und innerhalb von Gewerkschaften die Rede ist. V.Internationales / Frankreich / Arbeitsbedingungen / Telecom Selbstmörder und ihre Jäger... "Die Justiz ermittelt gegen France Télécom - wegen der Verantwortung des Unternehmens für die Selbstmord"epidemie" unter seinen Lohnabhängigen. Bei der französischen Post ruft unterdessen ein Funktionär zur "Jagd auf schlechte Verkäufer" und ihrer "Vernichtung" (sic) auf - und wird erst nach heftigen Protesten versetzt" - so beginnt der aktuelle Beitrag "Mörderische Arbeitsbedingungen bei den Unternehmen der früheren PTT (France Télécom und La Poste)" von Bernard Schmid vom 23. April 2010. VI.Internationales / Kirgisien "Ihr habt euch die Sessel der Regierung genommen, wir uns das Land: Wo ist das Problem?" Farbenrevolutionen sind beliebt - zumindest bei westeuropäischen Regierungen und ihrem medialen Gefolge. Die kirgisische diesmal war ausgesprochen blutrot, so geworden als die Miliz das Feuer auf Demonstranten eröffnete und diese sich nicht abschlachten lassen wollten. Aber wie schon vor fünf Jahren hatte sich auch dieser Sturz der Regierung, die wohl den Großmächten aber weitaus weniger dem Volke genehm war, angekündigt: Proteste gegen die staatliche verordnete Verteuerung der Grundversorgung und die ewige Landnahme rund um die Hauptstadt hatten seit Monaten für Unruhe gesorgt. Die neue Regierung, so die weltweite Klage, bekomme die LandbesetzerInnen nicht in den Griff. a) Ein Bericht des Regionalbeauftragten der Internationalen Metallarbeiterföderation: "Eyewitness account of events in Kyrgyzstan on April 7 to 8, 2010" von Vadim Borisov wurde am 21. April 2010 beim IMF publiziert; wie der Titel sagt, ein Augenzeugenbericht, in dem auch die staatlich regulierte rolle der dortigen Gewerkschaftsföderation behandelt wird. b) Die Probleme von Landnahme und Teuerung: "Kyrgyzstan: The expropriation of property from richer people is fair in "peoples" understanding" von Sanobar Shermatova am 20. April 2010 bei der russischen Nachrichtenagentur Fergana publiziert skizziert die Geschichte der Landnahme im Großraum Bishkek - und die ganz unterschiedlichen Beweggründe dafür. c) Eine etwas andere Sicht der Dinge: "US Reaps Bitter Harvest from 'Tulip' Revolution" von M K Bhadrakumar in der Asia Times vom 10.April 2010 - der Artikel des früheren indischen Botschafters hebt vor allen Dingen das Interesse der USA hervor, den jetzt gestürzten Präsidenten im Amt zu haben, um das Land zu einem Angelpunkt geostrategischer Politik in Asien zu machen. VII.Internationales / Bolivien Klimagipfel: Und was noch? So sehr es zu begrüßen ist, dass die Regierung Boliviens die Initiative ergriffen hat, die Unwilligkeitserklärung des Klimagipfels von Kopenhagen aus dem Weg zu räumen: Es gibt genügend Bewegungen im Lande, die finden, diese Regierung könnte durch Änderung ihrer eigenen Politik ebenfalls etwas beitragen zum positiven Klimawandel - etwa indem die Bergbaupolitik geändert wird, im Konkreten geht es um einen japanischen Multi, der eine Lithiummine betreibt, die blockiert wird. Dazu gibt es - außerhalb des Geländes - den "workshop 18" (die offizielle Konferenz umfasst 17 workshops), der eben diese Politik kritisiert. "Cochabamba: dissidents push limits of free speech" von Bill Weinberg ist am 20. April 2010 beim World War IV Report erschienen. VIII.Internationales / USA / Gewerkschaften Der Rücktritt des Zampano Die zunehmenden Gerüchte um einen Rücktritt von Andy Stern - der dazu beigetragen hat, die SEIU zu einer der größten Einzelgewerkschaften der Welt zu machen - haben sich bestätigt. Und während der Kampf um den Posten bereits voll entbrannt ist, wird in dem Beitrag "Andy Stern: The Man With a Plan Who Lost His Way" von Stephen Franklin bei Working In These Times vom 19.April 2010 eine (etwas komplexere) Bilanz seiner Arbeit gezogen. IX.Internationales / Panama Landesweite Kampagne für Arbeitssicherheit Am 28. April ist der Gedenktag für Arbeiter, die Unfällen oder Berufskrankheiten zum opfer gefallen sind: Die panamesische Bauarbeitergewerkschaft SUNTRACS organisiert aus diesem Anlaß eine landesweite Kampagne für Arbeitssicherheit in der Bauindustrie und der Realisierung der ILO Konvention 167 in Panama. Ein Videobericht "Campaña del SUNTRACS por la Salud y Seguridad Laboral" beim Portal FRENADESO vom 19. April 2010. X.Internationales / China / Arbeitskämpfe Entlassene Bankangestellte protestieren Hunderte entlassene Bankangestellte protestierten am vergangenen Montag vor der Zentrale des Allchinesischen Gewerkschaftsbundes und reichten Petitionen ein, in denen sie Beschäftigung und Unterstützung forderten. In den Tagen davor hatte die Polizei mit großem Aufgebot viele weitere ehemalige Bankangestellte daran gehindert, an der Protestaktion teilzunehmen. Der Bericht "Laid-off bank workers protest in Beijing" von Ed vom 21. April 2010 bei libcom.org. XI.Internationales / Südkorea Samsungs Opfer Park Ji-yeon war eine junge Frau von 23 Jahren, als sie zu Beginn 2010 an Leukämie starb. Am 2. April demonstrierten zahlreiche Menschen vor dem Seouler Sitz von Samsung, wo sie gearbeitet hatte, um die Forderung zu vertreten, ihren Tod als Folge der Arbeitsbedingungen in der Halbleiterindustrie anzuerkennen - bei weitem nicht der erste Fall. Der kurze Bericht "Protesting against Samsung" ist am 7. April 2010 beim LabourNet Asia erschienen. XII.Internationales / Eritrea Arbeitsbedingungen bei westlichen Bergbaugesellschaften Gold rush in Eritrea - und jenseits aller Propaganda für oder gegen ein Regime: Die Bergbaugesellschaften sind schon da. Und bekommen (billige) Arbeitskräfte und vergeben Subunternehmenlizenzen an staatseigene Firmen. Im konkreten Fall wird vor allem die kanadische Nevsun Resources in den Fokus genommen. Der Beitrag "Western Mining Companies and Slave Labor in Eritrea" von Yosief Ghebrehiwet bei Asmarino Independent vom 21. April 2010 nennt aber auch noch andere europäische und amerikanische Gesellschaften. ...bis bald, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |