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Updated: 18.12.2012 16:22 |
liebe KollegInnen, Neu im LabourNet Germany am Freitag, 15. August 2008 I.Internationales / Ägypten Prozeßfarce gegen die Mahalla 49 wird fortgesetzt Der erste Prozeßtag - am 11. August - gegen die Mahalla 49, also Aktivisten der Aprilbewegung, die sich massiv gegen die Regierung wandte, vor Herrn Mubaraks Sondergericht in Tana (Sondergericht bedeutet zum Beispiel: keine weitere Instanz, das Urteil muß anschliessend vom "Präsidenten" unterschrieben werden) machte schon deutlich, um was für eine Farce es sich bei der Arbeit der ägyptischen Justiz handelt. Sämtliche Aussagen der Angeklagten über Mißhandlungen auf den Polizeistationen wurden schlichtweg nicht beachtet. Die aktuelle Materialsammlung "Mahalla-Prozeßfarce" vom 14. August 2008. II.Internationales / Bolivien Nach dem Referendum: Ändert sich etwas? "Was wir wollen ist, daß die Regierung Morales damit aufhört, die separatistisch-faschistoide Opposition mit Samthandschuhen zu behandeln und dem Widerstand der Arbeiter mit eiserner Faust zu begegnen" sagte der Sprecher der Bergarbeiterföderation Guido Mitma auf dem Begräbnis zweier erschossener streikender Bergleute kurz vor dem Referendum. Nach dem Erfolg im Referendum - die 4 Millionen Wahlberechtigten bestätigten Morales mit höherer Zustimmung als bei seiner Wahl - sagte Morales, er werde die Politik der Veränderung fortsetzen. Die Mehrheit der Gewerkschaftsbewegung und zahlreiche soziale Bewegungen machen Druck damit dies bedeute, die "Agenda von 2003" solle realisiert werden - das wäre die wirkliche Veränderung... Aber die Separatisten sind ebenfalls mehrheitlich bestätigt worden, und haben Morales Angebot zur Zusammenarbeit abgelehnt...
III.Internationales / Mauretanien Erklärung aller Gewerkschaftsverbände zum Militärputsch im August 2008 Zu dem jüngsten Militärputsch in Mauretanien veröffentlichten alle 8 Gewerkschaftsverbände Mauretaniens eine gemeinsame (frz) "Erklärung vom 7. August" in der die Rechtmäßigkeit der bisherigen gewählten Regierung verteidigt wird, die Armee aufgefordert, sich auf ihre verfassungsgemäße Rolle zu beschränken und zu internationaler Solidarität bei der Wiederherstellung der Normalität aufgerufen wird. IV.Internationales / Argentinien / Arbeitskämpfe Streikbericht aus dem "Französischen Krankenhaus" "Das Französische Krankenhaus ist eine stark frequentierte Klinik mit derzeit ca 1200 Arbeitern und 350 Ärzten. Das Gemäuer ist teilweise alt, wirkt aber nicht verfallen sondern zeugt von langer Tradition. Die medizinische Ausrüstung kommt der einer Privatklinik gleich. Im Jahr 2006 brachte eine " Investorengruppe " unter direkter Führung des Premierministers die bis dahin öffentliche Einrichtung unter ihre Kontrolle. Die vollständige Privatisierung wurde unter stillschweigender Duldung der Regierungsnahen Gewerkschaft eingeleitet. Fällige Gehaltszahlungen wurden " eingefroren" , Beiträge für den Fonds der Betriebsrente (die einzige Altersversorgung ) wurden nicht mehr gezahlt, selbst eine 40 prozentige Lohnkürzung war für die zuständige Gewerkschaft lediglich Anlass für ein halbherziges Schreiben. Erst ein 5 monatiger, von den Kolleginnen und Kollegen selbstständig organisierter und selbstfinanzierter Streik mit sehr großer Unterstützung aus der Bevölkerung, durch Patienten, von offensiven Gewerkschaftern und politischen Organisationen konnte die " Wildwest-Situation " scheinbar bereinigen. Statt ungeschminkter Privatisierung wurde Anfang 2007 eine der deutschen GmbH vergleichbare Rechtsform geschaffen , die auf bestimmte Zeit vom nationalen Arbeitsministerium kontrolliert wird. In einer" gemeinsamen Arbeitsvereinbarung " mit der bis dahin auffällig zurückhaltenden gewerkschaftlichen ATSA wurden Gehalts -Renten -und Arbeitsplatzgarantien festgeschrieben..." - so beginnt der Bericht "Arbeiterproteste im Hospital Frances in Buenos Aires" von Marcela Vignoli vom 2. August 2008 bei den Baso-News, der einen Eindruck verschafft, warum es zum gegenwärtigen Großstreik der Krankenhäuser in der Provinz BA gekommen ist. V.Internationales / Türkei / Arbeitskämpfe und Gewerkschaften Und wieder: Todesopfer in Tuzla... Anfang August hatte es erneut ein Todesopfer auf den Tuzlaer Werften gegeben - jetzt, am 11. August mussten gleich drei Arbeiter ihr Leben lassen, bei einem "Test". "Der Vorfall ereignete sich in der GISAN-Werft in Tuzla. Bei dem Unfall starben der 19-jährige Emrah Varoglu, der 25-jährige Ramazan Çetinkaya sowie der 36-jährige Ramazan Ergün. Das Perverse an dem heutigen Unfall: Normalerweise wird der Free-Fall-Test, bei dem die Arbeiter starben, mit Sandsäcken durchgeführt. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Limter-Is Cem Dinç sagte, dass die Arbeiter wurden als lebende Sandsäcke benutzt wurden..." - so beginnt der Bericht "Neue Katastrophe in Tuzla: 3 Tote" im Türkeimonitor am 11. August 2008. VI.Internationales / Sierra Leone LehrerInnen fordern Aktivität der Gewerkschaft LehrerInnen gehören in vielen Ländern Afrikas zu den Berufsgruppen mit recht hohem gewerkschaftlichem Organisationsgrad. So hat auch die Lehrergewerkschaft von Sierra Leone immerhin 33.000 Mitglieder. Und von denen fragen sich anscheinend so viele, was die Gewerkschaft eigentlich tut, dass es bereits in die Mainstreammedien vorgedrungen ist. Der Generalsekretär der SLTU sagt daraufhin zur Presse, es werde ja mit der Regierung verhandelt. Der Bericht von einer Gewerkschaftsversammlung macht deutlich, dass die unzufriedenheit groß ist: Niedrige Gehälter, hohe Transportkosten und schlechte Krankenversicherung sind drei Grundprobleme - die Forderung hier aktiver zu werden, wird verbunden mit der Forderung, die Amtszeit der Gewerkschaftsfunktionäre zu verkürzen...nachzulesen in dem Bericht "SLTU to Negotiate Better Working Conditions" von Ibrahim Jaffa Condeh am 7. August 2008 bei der "Concord Times" (gespiegelt bei allafrica). VII.Internationales / Iran / Gewerkschaften Todesurteil gegen Lehrergewerkschafter verhindern! Die Bildungsinternationale hat eine weltweite Solidaritätskampagne mit Farzad Kamangar begonnen, einem Lehrergewerkschafter, der wegen angeblicher Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung - gemeint ist die kurdische PKK - vom Obersten Gericht im Juli zum Tode verurteilt wurde. Seitdem gibt es auch ein nationales Solidaritätskomitee im Iran, dessen Widerstand die EI mit ihrer Kampagne unterstützt. Weiteres in dem Aufruf der EI "Stop the execution of teacher unionist Farzad Kamangar" vom 14. August 2008. VIII.Internationales / Kolumbien / Gewerkschafter in Lebensgefahr Seit dem 3. August sieben Morde in Saravena Eine neue Mordwelle erschüttert die Stadt Saravena (Dep. Arauca im Osten des Landes): seit dem 3. August sind sieben Menschen aus sozialen Bewegungen ermordet worden, unter ihnen auch der langjährige Aktivist des Gewerkschaftsbundes CUT Luis Mayusa Prada. zur selben Zeit sind in der Stadt Graffitis der Autodefensas Unidas de Colombia (AUC) aufgetaucht, einer berüchtigten Organisation des Bündnispartners der Uribe-Regierung, die da Paramilitärs genannt wird. Der Aufruf "URGENT ACTION: 7 KILLED IN PARAMILITARY UPSURGE IN SARAVENA, ARAUCA" der Menschenrechtsorganisation Joel Sierra vom 12. August 2008 bei der Colombia Solidarity Campaign. IX.Internationales / Haiti Bericht einer IWW-Delegation: Arbeiteralltag auf Haiti Rund um den ersten Mai 2008 war eine Delegation der Industrial Workers of the World zu Besuch beim haitianischen Gewerkschaftsbund CTH: In dem Blog "The IWW Haiti Mission" werden die Erlebnisse und Diskussionen bis zum 9. Mai 2008 aufgezeichnet - ein nicht allzuoft möglicher Einblick in das Alltagsleben haitianischer ArbeiterInnen. X.Internationales / Venezuela / Gewerkschaften Erklärung der neuen Gewerkschaftszentrale CST Nach einer ausführlicheren Kritik aus UNT-Reihen an der Gründung der neuen Gewerkschaftszentrale CST nun eine Erklärung aus den Reihen der CST "Avanzar en la impostergable construcción del socialismo" vom 4. August 2008 - wir dokumentieren den Prozeß weiterhin. XI.Internationales / Saudi Arabien Verkäuferleben - arbeiten an Feiertagen: Sowieso... Blogger berichten aus der Arbeitswelt der Golfstaaten, und da einer davon aus Saudi-Arabien kommt, vor allem daher: Manche Debatte um religöse Rigidität wird von der Realität konterkariert. So müssen VerkäuferInnen im Lande der Sauds speziell zu Zeiten des Ramadan besonders harte Arbeitsbedingungen erleben. In dem Beitrag "Saudi Arabia: Slavery in the Gulf" vom 12. August 2008 bei GlobalVoices werden die Schilderungen von Ahmed Baaboud über die saudische Arbeitswelt ins Englische übersetzt. ...bis bald, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |