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Updated: 18.12.2012 16:22 |
liebe KollegInnen, Neu im LabourNet Germany am Freitag, 13. Januar 2006: I.Internationales / Ägypten Mubaraks Schlächter finden rassistischen Beifall. Tausende Flüchtlinge aus dem Sudan organisierten ein wochenlanges Protestcamp vor dem Gebäude der UN Flüchtlingsorganisation in Kairo. Die Menschen protestierten gegen ihre generelle Behandlung und den permanenten Rassismus, dem sie ausgesetzt sind, sowie die Bedingungen ihrer verbreiteten ("illegalen") Beschäftigung als Lastenträger oder Putzfrau. Sie fordern, in ein anderes Land gebracht zu werden. Dem muss, so beschliesst Mubaraks Camarilla, mit aller Härte begegnet werden. Und was Spanien, Italien oder die USA an westlich-demokratischer Brutalität gegenüber MigrantInnen aufzubieten haben, das hat das Mubarak-Regime auch: "Feuer frei" - und es sterben Männer, Frauen und Kinder. Verhältnisse wie in Deutschland? - Umstehende AnwohnerInnen klatschen den uniformierten Schlächtern (die ja nur ihre Pflicht getan haben, werden sie später sagen) Beifall und feuern sie an. Die Materialsammlung "Unsere Schande" (nach dem Titel aus dem Weblog einer ägyptischen Journalistin) vom 11. Januar 2006. II.Internationales / Chile / Gewerkschaften und Arbeitskämpfe Die Barrikaden von Rancagua und die Gewerkschaftsbewegung Der Streik der Zeitarbeiter der chilenischen Kupferminen
entwickelt sich nicht nur in die Breite - immer mehr der insgesamt 28.000
Betroffenen beteiligen sich am Kampf um eine Bonuszahlung (im Prinzip
geht die Forderung dahin, sie den 14.000 Festangestellten gleichzustellen),
sondern auch zusehends zu einer Konfrontation mit der Staatsmacht. In
Rancagua wurden aus Strassensperren - die es in verschiedenen Städten
gab - Barrikaden. Zum selben Zeitpunkt, da das Bürgertum Chiles für
den zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahl einmal mehr die Debatte
um das sogenannte "kleinere Übel" anbietet, unterstreichen
die Streikführer ihren Weg: "Kampf und Organisation" und
weisen daraufhin, dass von den bestehenden Gewerkschaftszentralen keine
ohne staatliche Finanzierungshilfen bestehen könne. Saúl Vargas,
Vorsitzender der Gewerkschaftsföderation Confesima kritisiert den
Gesetzesentwurf der noch amtierenden Regierung zur Zeitarbeit als in Wirklichkeit
weitere Befestigung der Kontraktarbeit. Manuel Enrique, Vorsitzender der
Unión Minera unterstreicht, dass die Regierung in Chile in Wirklichkeit
eine Vorreiterrolle bei Outsourcing, Privatisierung und Prekarisierung
habe. Das ganze (spanische, hiermit sehr kurz zusammengefasste) Interview
mit Vargas und Enrique "EL
LLAMADO A CONSTRUIR UN SINDICALISMO CLASISTA Y LA CONVOCATORIA A PARO
DE LOS OBREROS CONTRATISTA DE CODELCO" III.Internationales / USA / Arbeits- und Lebensbedingungen Die Toten von Sago waren vorauszusehen... Die 12 Todesopfer der Explosion in der Sago-Zeche in Tallmannsville waren vorauszusehen: Die Zeche wurde alleine in den beiden letzten Jahren über 270 mal wegen Verstössen gegen Sicherheitsvorschriften registriert. Und musste für die schwereren Fälle dieser Liste insgesamt 24.000 Dollar Strafe bezahlen - rund 250 Dollar pro ernstem Vergehen. Dies auch weil die Regierung die Ausgaben für Inspektoren und Sicherheitsprogramme der Mine Safety and Health Administration (MSHA) kontinuierlich gekürzt hat - für das Jahr 2006 um 4,9 Millionen Dollar. Zudem wurde die Personalpolitik der MSHA immer mehr in die Richtung verlagert, ehemalige Mitglieder der diversen Unternehmensleitungen der Kohlegesellschaften zu rekrutieren, deren eindeutige Ausrichtung das "Funktionieren" ist. So lässt sich die (englische, hiermit kurz zusammengefasste) Erklärung "The Sago Mine Tragedy" des (AfL-CIO) Working Families e-Activist Network vom 5. Januar 2006 zusammenfassen, die mit einem Zitat von Mother Jones endet: "Lasst uns für die Toten beten - und wie der Teufel für die Lebenden kämpfen". IV.Internationales / Mexiko Die andere Kampagne: Organisation der Landlosen gegründet Während die bevorstehenden Wahlen in Mexiko im bürgerlichen
Lager Spaltungen produziert (wie den Ausschluss der Vorsitzenden der Lehrergewerkschaft
- der grössten des Landes - aus der PRI, die nun eine eigene Partei
gründen will) hat die EZLN zur Jahreswende ihre "nationale Tour"
der "Anderen Kampagne" begonnen - unter anderem mit dem Ziel
entscheidend zum Zusammenschluss und zur Stärkung der sozialen Bewegungen
Mexikos beizutragen. Ein erstes, international Aufsehen erregendes Ergebnis
dieser Kampagne ist die Gründung der mexikanischen Organisation der
Landlosen, die unter anderem in Zusammenarbeit mit der brasilianischen
MST vollzogen wurde. Die etwa 700 Gemeinschaften, die sich im "Movimiento
de los Trabajadores Rurales Sin Tierra de México" zusammengeschlossen
haben, haben Mario Alvarez, der von 2001 bis 2004 wegen einer Landbesetzung
im Gefängnis war, als Sprecher gewählt und öffentlich ein
strategisches Bündnis mit der EZLN verkündet. Der redaktionelle
(spanische) Bericht "Nace
el Movimiento de los Sin Tierra de México con casi 700 comunidades
y se alían con el EZLN" V.Internationales / Kanada a) Auseinandersetzungen um den Kurs der Automobilgewerkschaft CAW Vor ziemlich genau 20 Jahren, 1985 trat der kanadische Teil
der damaligen United Auto Workers aus der Muttergewerkschaft aus und bildete
die CAW, die im Verlaufe dieser Zeit vieles unternahm um erfolgreicher
als andere Autogewerkschaften zu sein und damit manche Debatten in verschiedenen
Ländern der Welt anregte. Der Grund für den Austritt war damals
die Politik der UAW, die die erste Offensive des Neoliberalismus hinnahm
- und mit ihr zahlreiche Arbeitsplatzverluste, eine zentrale Frage, bei
der die CAW als politische Opposition wesentlich besser abschnitt. Die
Verhandlungen vom Oktober 2005, die die CAW mit den "Grossen Drei"
der kanadischen Automobilindustrie mit einem neuen Tarifvertrag abschloss,
waren nun in dem verbreiteten progressiven politischen Magazin "Canadian
Dimension" Anlass einer beginnenden Debatte darüber, ob die
CAW diese ihre eigenständige politische Haltung aufgegeben habe,
bzw dabei sei, sie aufzugeben. Zuerst eine Kritik von Freda Coodin - die
zugestand, dass der Tarifvertrag durchaus nicht schlecht sei, erst recht
im Verhältnis zu dem, was Gewerkschaften in den USA und anderswo
unterschrieben haben, und auch breite Zustimmung der Mitgliedschaft fand
- die aber darauf zielte, die CAW habe ihre gesellschaftspolitischen relevanteren
Ziele wie Arbeitszeitverkürzung, Outsourcing-Stop und die Organisierung
in der Zulieferbranche entweder hintangestellt oder aufgegeben. Danach
eine Antwort von Jim Stanford, wissenschaftlicher Mitarbeiter des CAW-Vorstands,
der diese Kritikpunkte zurückweist, und schliesslich ein Beitrag
von Sam Gindin (früherer Mitarbeiter des CAW-Vorsitzenden und heutiger
Mitherausgeber des Magazins "Canadian Dimensions") der unter
anderem darauf verweist, dass die CAW im letzten Jahr erstmals sich für
finanzielle Hilfen für die "Big Three" stark gemacht habe
obwohl etwa GM auch in Kanada keinerlei Zusagen bezüglich Arbeitsplätzen
eingehalten habe. Schliesslich zwei Leser-Postings, darunter von einem
Ford-Kollegen aus Hamilton (der seine Zustimmung "verteilt")
und von einem Psudonym, das darauf verweist, dass Jim Stanford die Parlamentskandidatur
eines neoliberalen "Union-Busters" unterstütze, was ausreiche,
um seine Kommentare zu beurteilen - aus all diesen Beiträgen besteht
der (englische, hiermit zusammengefasste) Artikel "WHERE
IS THE CAW GOING? A DEBATE IN THE PAGES OF CANADIAN DIMENSION MAGAZINE"
b) Truckervereinigung tritt der Gewerkschaft CAW bei Mitte Dezember 2005 schlosssen sich die Vancouver Container
Truckers Association der CAW an, und bilden nun CAW (VCTA) Local 2006.
Die etwa 1000 Containerfahrer - in ihrer grossen Mehrheit Migranten bzw
solcher Herkunft, meist aus dem indischen Raum- hatten im letzten Jahr
einen mehrwöchigen Arbeitskampf nicht zuletzt dank der Unterstützung
der CAW einigermassen erfolgreich beenden können (LabourNet Germany
berichtete), weswegen sie beschlossen, Teil der Automobilarbeitergewerkschaft
Kanadas zu werden. Der (englische) Bericht "Vancouver
Truckers Association Merges With CAW" VI.Internationales / El Salvador Ein Familienclan, eine Expolizistin als Gewerkschaftschefin und: Agression Von den Praktiken der Familie Escobar - sowohl in der Regierung Salvadors, als auch als Besitzer von Maquilabetrieben - und von Virginia Hernandez, einst Geheimpolizistin, dann Vorsitzende einer selbstgegründeten Gewerkschaft gegenüber streikenden Maquilaarbeiterinnen berichtet das (spanische, mit kurzer deutscher Zusammenfassung) Dokument "DIPLOMACIA MAQUILADORA, ROMPEHUELGAS Y AMENAZAS" des Centro de Estudios y Apoyo Laboral vom 4. Januar 2006. VII.Internationales / Vietnam Taiwanesische Kapitalisten fordern "Sicherheit" angesichts einer Streikwelle Seit Ende Dezember letzten Jahres streiken ArbeiterInnen
in Vietnam für Lohnerhöhungen - konzentriert in Betrieben ausländischer
Investoren. Taiwan - eines der "vier grossen" Herkunftsländer
des Auslandskapitals - ist besonders betroffen: 25 taiwanesische Betriebe
werden bestreikt. Das Aussenministerium Taiwans lud daraufhin Vertreter
der vietnamesischen Botschaft zum Gespräch und unterstrich, dass
es negative Auswirkungen auf künftige Investitionsbereitschaft haben
werde, wenn die vietnamesische Regierung nicht "schnell und angemessen"
auf die Streikwelle reagiere. Die redaktionelle (englische) Meldung "Mofa
Asks Vietnam To Protect Taiwan Investors" VIII.Internationales / Indien Landesweiter Proteststreik der Hausangestellten Den "Tag der Hausangestellten" am 9. Januar nutzte
die "Domestic Workers Union" zu einem nationalen Proteststreiktag.
Die DWU ist die grösste der indischen Hausangestellten - Gewerkschaften
mit etwa 500.000 Mitgliedern, davon rund 10.000 in Bombay (Mumbai) - wo
es insgesamt etwa 800.000 Hausangestellte gibt. dieser erste landesweite
Protesttag der DWU - der in 21 indischen Bundesstaaten durchgeführt
wurde - versammelte auf einer Protestkundgebung in Bombay mehr als 10.000
Menschen. Die zentrale Forderung ist die Verabschiedung des seit 1998
in Beratungen des Landesparlaments von Maharashtra "festhängenden"
Hausangestelltengesetz, das deren Status als Lohnabhängige juristisch
festlegt und ihnen damit die normalen Rechte - inklusive Organisations-
und Streikrecht - geben würde. Die DWU geht davon aus, dass wenn
dieses Gesetz im wirtschaftlich wichtigsten Bundesland verabschiedet wird,
auch andere Bundesstaaten folgen würden. Ausserdem soll dieser Tag
in verschiedenen Bundesstaaten auch dazu dienen, die Vereinigungsbestrebungen
der verschiedenen Gewerkschaften der Hausangestellten voran zu treiben.
Der (englische) Bericht "Kantabai
wants her rights, NOW" ...heute etwas knapper, da vorübergehend die brasilianische LabourNet Germany OG die Mehrheit der Redaktion hat, will heissen, schöne Grüsse auch von Mag, hier wird gearbeitet, bis nächste Woche, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |