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Updated: 18.12.2012 16:22
Aktuelle Meldungen im neuen LabourNet Germany

liebe KollegInnen,

Neu im LabourNet Germany am Freitag, 03. März 2006:

I.Internationales / Philippinen

Ausnahmezustand aufrechterhalten - Festnahmen gehen weiter

Am 1. März rechtfertigte Präsidentin Arroyo im Fernsehen die Ausrufung und Aufrechterhaltung ihres Notstandsregimes - vor allem wohl angesichts der wachsenden Zahl von Senatoren des Landes, die diese Ausrufung kritisieren. Einstweilen - zumindest bis zum Wochenende - müsste der Notstand aufrechterhalten werden. Dieweil ist der ehemalige Gewerkschaftsvorsitzende der KMU, C. Beltran in die Intensivstation des Gefängnishospitals eingewiesen worden - und es werden weitere Festnahmen gemeldet. Die aktuelle Materialsammlung "Weiter Notstandsregime" vom 2. März 2006.

II.Internationales / El Salvador

Mord an Gilberto Soto - die Farce ist gescheitert

Im November 2004 war der Gewerkschaftsaktivist der US-Teamsters in seinem heimatland El Salvador ermordet worden. Die offizielle polizeiliche Untersuchung hatte wenige Tage später "die Lösung": Seine Schwiegermutter sollte einen Auftragskiller bezahlt haben. Jetzt, 15 Monate später, wurde sie freigelassen, weil nichts davon erhärtet werden konnte. Alle Versuche, die seitdem stattfanden, die salvadorianischen Behörden zu einer ernsthaften Untersuchung zu bewegen sind gescheitert. Jetzt ist die Farce gescheitert und ein Frau saß über ein Jahr unschuldig in Haft. In der (englischen) Pressemitteilung "Teamsters Call Upon the President of El Salvador to Reopen Soto Murder Investigation" externer Link des Gewerkschaftsvorsitzenden Jimmy Hoffa vom 22. Februar 2006 werden genau diese Punkte angesprochen - und der Präsident El Salvadors aufgefordert, die Morduntersuchung neu zu eröffnen.

III.Internationales / Vietnam

Streiks jetzt auch in japanischen und vietnamesischen Unternehmen

Nach der jüngsten Streikwelle zur Jahreswende/Jahresbeginn, die vor allem in taiwanesischen Unternehmen stattgefunden hatte, beklagen sich jetzt die "japanischen Investoren" (die gerade in grösserem Ausmaß dabei sind, ihre Billigfirmen von China unter anderem nach Vietnam zu transferieren) bei vietnamesischen Behörden, sie müssten den ArbeiterInnen beibringen, sich an die Gesetze zu halten, und nicht einfach zu streiken - allein, diese interessiert das wenig, sie streiken einfach weiter und immer mehr: etwa 2.000 Streikende bei Mabuchi Motors und rund 3.000 bei Fujitsu Computers sind die grössten der beteiligten Belegschaften. Nach wie vor geht es um Mindestlöhne (nachdem Versprechen nicht realisiert wurden) - nun erstmals auch in einem vietnamesischen Unternehmen. Der redaktionelle (englische) Bericht "Vietnam strikes hit Japan firms" externer Link vom 2. März 2006 in der japanischen Zeitung "The Asahi Shimbun".

IV.Internationales / USA / Arbeits- und Lebensbedingungen

Die ersten Beschäftigten mit implantierten Chips

Citywatcher, ein privater Sicherheitsdienst in Ohio, ist das erste Unternehmen der USA das - als Experiment - zweien seiner Beschäftigten Radiochips in den rechten Oberarm eingesetzt hat, um ihnen so den Zugang zum zentralen Sicherheitsraum (Videoarchiv) zu "erleichtern". RFID - von Datenschützern, Netzaktivisten und Bürgerrechtsorganisationen heftig kritisiert - werden "natürlich", wie jede technische Neuerung, nur zum allerbesten der Menschheit eingesetzt. Mit einer Erweiterung satellitenlesbar, sollen sie dereinst etwa Verirrte oder geistig verwirrte Menschen lokalisieren helfen und was alles der guten Taten denkbar sind. Tiere müssen heute schon, bei EU-Einfuhr etwa, "gechipt" sein. Bei Menschen ist (noch) alles freiwillig, es sei denn bei elektronischen Fussfesseln und anderen Allmachtsphantasien. Insgesamt sind in den USA bisher etwa 70 Personen mit implantierten Chips versehen, zumeist aus medizinischen Gründen. Der (englische) Bericht "US group implants electronic tags in workers" externer Link von Richard Waters vom 12. Februar 2006 im Nachrichtenarchiv der "Financial Times".

V.Internationales / Südafrika

Erstmals riefen einige Gewerkschaften der COSATU nicht zur Wahl des ANC auf

Die südafrikanischen Wahlen vom 1. März haben eines mit Sicherheit nicht gebracht (auch wenn nicht alle Ergebnisse vorliegen, Donnerstagabend waren ca 90 Prozent der Stimmen ausgezählt): eine Wahlniederlage des ANC. Je nachdem, ob es den Wahlstrategen der Regierungspartei gelungen ist, etwa die politische Krise der Inkhata auszunutzen, kann sogar ein Erfolg daraus geworden sein, etwa auch in Kapstadt bzw am Western Cape (der prozentuale Stimmanteil dürfte auf jeden Fall ansteigen). Dennoch: die Anzeichen mehren sich, dass die nahezu monolithische Hegemonie des ANC ihrem Ende entgegen geht. Korruption und heftige Auseinandersetzungen auf der Ebene der Städte haben dazu geführt, dass der ANC rund 60 Prozent aller amtierenden Stadträte nicht wieder zur Wahl aufgestellt hat. Und ein besonderes Politikum ist die Tatsache dass drei Gewerkschaften des Gewerkschaftsbundes COSATU sich für "neutral" erklärten, erstmals nicht zur Wahl des ANC aufriefen. Die South African Municipal Workers Union, die South African Democratic Teachers Union und die South African Transport and Allied Workers Union wollten dies aufgrund der Auseinandersetzungen mit ANC-geführten Stadtregierungen nicht mehr tun. Ausführlicher in dem (englischen) Vorwahl - Artikel "The ANC monolith starts to crack" externer Link von Vicki Robinson, Monako Dibetle und Marianne Merten im "Mail and Guardian Online" vom 24. Februar 2006.

VI.Internationales / Australien

Rassismus - unter dem Strand liegt der Stacheldraht

Einst war die Hoffnung, unter dem Pflaster läge noch Strand. Nach den rassistischen Riots an der berühmten australischen Cronulla Beach Ende 2005, sieht es eher umgekehrt aus: auch an den Stränden, gerade in Australien Sinnbild der gesellschaftlichen Gleichheit, liegen Pflastersteine (und Baseballschläger) für den Mob, Grenzzäune für MigrantInnen. 5.000 in australische Fahnen gehüllte (und "Waltzing Maltida" singende) Schläger machten zwischen Strand und der dortigen Metrostation tagelang Jagd auf alles, was nahöstlich aussah - "Aussies fight back" war ihre Parole (nachdem eine Frau von libanesischen Jugendlichen vergewaltigt worden war). So, wie Cronulla traditionell "der" angelsächsiche Mittelklassenbereich (inklusive besser verdienender Industriearbeiter) Sydneys ist, ist es - spätestens seit 1992 - auch schon australische Tradition geworden, klandestine - oder als solche definierte - MigrantInnen in Lager einzusperren, die sich in sogenannten "Migration Zones" befinden - eine Politik des grundlegenden Mißtrauens und (auch räumlicher) Spaltung, die in Stadtvierteln und eben auch an Stränden fortgesetzt wird, und alles dies ist durch australische Beteiligung am "Krieg gegen den Terror" zur Hysterie zugespitzt worden. Hinzu kommt die "Flexibilisierungs"-politik der australischen Regierung, die die Konkurrenzchancen von "BilligarbeiterInnen" erhöht. Der (englische, hiermit sehr kurz zusammengefasste) Artikel "Under the Beach, the barbed wire" externer Link von Angela Mitropoulos vom 7. Februar 2006 in der Netzseite der Zeitschrift "Metamute".

VII.Internationales / Neuseeland

Ein Jahrzehnt Widerstand gegen Neoliberalismus - ein Bilanzversuch

Seit Mitte der 80er Jahre wurde auch in Neuseeland (Aotearoa in der Sprache der Ureinwohner) die Hegemonie der neoliberalen Kapitalismusvariante festzementiert. Und der generelle Tenor in den bürgerlichen Medien ist, dass dies weitgehend ohne grössere Widerstände passiert sei. Das versucht Toby Boraman in einer Übersicht der Kämpfe der 90er Jahre zu widerlegen. Sicherlich von seinem eigenen (anarchistischen) Standpunkt aus - aber mit soviel Material über die Entwicklung im Land ausgestattet, dass es sich für jedermensch lohnt, die (gekürzte) deutsche Zusammenfassung des (englischen) Beitrags "Struggles Against Neoliberalism in Aotearoa/New Zealand in the 1990s", am 26. Januar 2006 bei "A-Info" gepostet zu lesen (inklusive Link zum Originalartikel).

VIII.Internationales / Türkei / Arbeitskämpfe und Gewerkschaften

Verschwinden die Gewerkschaften?

Ein polemischer Artikel über die Entwicklung der Gewerkschaften in der Türkei, in dem nicht nur die offiziellen (vom Arbeitsministerium veröffentlichten) Mitgliedszahlen der Gewerkschaften (rund drei Millionen bei nicht ganz 6 Millionen registrierten ArbeiterInnen) in Zweifel gezogen werden (der Autor zählt die etwa 4 Millionen Zeit- und Gelegenheitsarbeiter hinzu), sondern auch die Tatsache festgehalten wird, dass von offiziell 3 Millionen Mitgliedern nur ein Drittel "in den Genuss" eines kollektiven Tarifvertrags kommt - während die Unternehmerverbände in den letzten Jahren alle ihre Flexibilisierungsziele durchsetzen konnten, nicht zuletzt, weil der Verband Türk-Is alle solcherart Verträge unterzeichne. Die gesetzliche Bestimmung, dass eine Gewerkschaft 10 Prozent der Beschäftigten einer Branche organisiert haben müsse, um tariffähig zu sein, sei für diese Probleme der Hauptgrund, aber auch festgefahrene Auffassungen in der Gewerkschaftsbewegung selbst, die sie daran hinderten, sich neuen Entwicklungen organisatorisch anzupassen. Der (englische) Beitrag "Unions are evaporating" externer Link von Can Safak, publiziert am 5. Februar 2006 bei "Sendikanet".

IX.Internationales / Ukraine

Die "grosse Depression" der Bergarbeiter in der Ukraine

Das traditionelle Bergbaugebiet des Donbass: nach Zechenschliessungen suchen ganze Städte nach ihrer Zukunft und Rentner müssen weiter unter Tage gehen, um finanziell überleben zu können. Dafür gibt es klandestine Zechen, in denen Frauen und Kinder arbeiten - und smarte Geschäftsleute in der Rolle der Oligarchen. Die (englische) Dokumentation "Ukraine: the miners’ great depression" externer Link pdf-Datei des IBFG von Ende Januar 2006.

X.Internationales / Irland

Gewonnen!

Im Januar wurde Joanne Delaney von ihren Unternehmen, den Dunnes Stores in Dublin entlassen, weil sie ein Gewerkschaftsabzeichen trug. Zusammen mit der Gewerkschaft Mandate hatte "Labourstart" eine internationale Solidaritätsaktion organisiert - und 5.500 Emails aus aller Welt, zusammen mit zahlreichen Aktivitäten in Irland und Britannien waren anscheinend zuviel: sie wurde wieder eingestellt, die Kündigung für ungültig erklärt. Entscheidend dabei waren wohl die zahlreichen Kundgebungen und Proteste vor sehr vielen Dunnes - Filialen. Die (englische) Meldung "Joanne Delaney wins reinstatement" externer Link vom 25. Februar 2006 bei "libcom".

XI.Internationales / Dschibuti

Protest gegen Gewerkschafter - Verfolgung

In der zweiten Februarhälfte waren abermals zwei Funktionäre von Einzelgewerkschaften des Gewerkschaftsbundes UDT festgenommen worden, wie schon zuvor der Generalsekretär des Verbandes - alle weil sie ein Seminar über ländliche Kooperativen der Histadrut (Israel) besuchen wollten bzw besucht hatten. Schon im Laufe von 2005 hatte die Polizei zweimal das Feuer auf demonstrierende Gewerkschafter eröffnet und waren Aktivisten der wichtigen Hafenarbeitergewerkschaft wegen Streikorganisation unter "unklaren Umständen" verurteilt worden. Alles dies, obwohl Djibouti zu den Unterzeichnern aller entscheidenden ILO-Konventionen über Gewerkschaftsfreiheit gehört. Vor diesem Hintergrund publizierte der IBFG seine (englische) Studie "Internationally recognised Core Labour Standards in Djibouti" externer Link am 27. Februar 2006 aus Anlass der WTO-Jahrestagung.

...bis bald, Helmut

LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils aient ou non un emploi


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