Liebe KollegInnen,
neu im LabourNet Germany am Montag, 18.April
2005:
I. Branchen > Auto > Zulieferer
Warnstreik bei Dräxlmaier beendet
- Der Warnstreik bei dem Automobilzulieferer Dräxlmaier in Bremen
ist beendet. Es werden Verhandlungen über einen Haustarifvertrag
begonnen. Eine Zusammenfassung
der Ergebnisse in einer Meldung der IG-Metall Bremen vom 12. April
2005. Darin auch ein Spendenaufruf: „…Da die Warnstreikenden
- viele junge Familienväter mit sehr geringem Einkommen - teilweise
mehr als 3 komplette Tagesverdienste verloren haben, bitten wir um Spenden,
um für die Teilnehmer die wirtschaftlichen Folgen etwas abzumildern
auf das Konto IGM, Nr. 1188473, Sparkasse Bremen, BLZ 290 501 01, Stichwort
Dräxlmaier."
- Leserbrief
von Holger Bruns-Röttjer, Betriebsratsvorsitzender der Hydro
Aluminium Extrusion Deutschland GmbH (Werk Achim-Uphusen) und Gewerkschafter
(IGM) an das Achimer Kreisblatt vom 09. April 2005.
II. Branchen > Sonstige > Stahl >
Corus
Kündigung von Reiner Dworschak aufgehoben -
Geschäftsleitung verweigert Weiterarbeit!
„Bei der gestrigen [13. April 05; die Red.] Verhandlung
vor dem Landesarbeitsgericht Köln von Reiner Dworschak gegen Corus
Mannstaedt wurde die betriebsbedingte Kündigung vom Januar 2004 für
unwirksam erklärt! Das ist ein erneuter Erfolg gegen die Geschäftsleitung,
die seit fast 4 Jahren vergeblich versucht, den kämpferischen Kollegen
Reiner aus dem Betrieb zu drängen. Seine Weiterbeschäftigung
als Güteprüfer konnte er vor dem Landesarbeitsgericht Köln
jedoch nicht durchsetzen, weil das Gericht unter Berufung auf das gesetzlich
verankerte Recht auf unternehmerische Freiheit ausdrücklich die Umorganisation
und die Massenentlassungen bei Corus Mannstaedt gebilligt hatte. (…)
Die Geschäftsleitung stellte Reiner - bis zur rechtskräftigen
Klärung - gegen seinen Protest bei Weiterbezahlung der vollen Geld-
und Sachbezüge von der Arbeit frei…“ Aus der Presseerklärung
des „Solidaritätskreises gegen Abmahnungen und Kündigungen
von Reiner Dworschak“
vom 15.03.2004.
III. Branchen > Sonstige > Maschinen-/Anlagebau
a) Kone Werk Hattingen
Ein Nachtrag zu der beabsichtigten Schließung des
Kone-Werkes in Hattingen. Es gibt weitere Infos auf der Sonderseite
zu Kone beim IG-Metall Bezirk
Gevelsberg-Hattingen
b) Illegale Mitarbeiterbefragung bei Alstom
„Zwischen der Geschäftsleitung der deutschen
ALSTOM – Power Gruppe und der Verhandlungskommission des Konzernbetriebsrates
fand heute ein Gespräch zu der illegal eingeleiteten Mitarbeiterbefragung
in den deutschen ALSTOM Power Betrieben statt.
Die Verhandlungen endeten, ohne eine Einigung zum Verlauf und Inhalt einer
solchen Befragung zu erzielen. Aufgrund der aktuellen Situation und der
geplanten Restrukturierungen bei ALSTOM Power in Deutschland ist eine
solche Mitarbeiterbefragung aus Sicht des Konzernbetriebsrates zum jetzigen
Zeitpunkt nicht durchführbar. Es kann nicht garantiert werden, dass
für die betroffenen Beschäftigten keine Nachteile entstehen.
Die Unternehmensleitung erklärte daraufhin, die Mitarbeiterbefragung
über die persönliche Einschätzung zur Situation des Unternehmens,
zur Lage und Stimmung der Mitarbeiter und zur Beurteilung der Führungsstruktur
und –Qualität mit sofortiger Wirkung einzustellen und die bereits
eingegangenen Auswertebogen zu vernichten. Nach Betriebsverfassungsgesetz
sind Mitarbeiterbefragungen, die Rückschlüsse auf personenbezogene
Daten und, darauf aufbauend, entsprechende Auswertungen ermöglichen,
in deutschen Unternehmen mitbestimmungspflichtig.“ Pressemitteilung
des Konzernbetriebsrates vom 12. April 2005
IV. Branchen > Medien-IT > Siemens
Vernichtung von 1250 Arbeitsplätzen bei Siemens-VDO
Würzburg
- Vor Ostern wurde offiziell, was der Betriebsrat des Automobilzulieferers
Siemens-VDO schon seit November 2004 befürchtete: Der Siemens-Konzern
will große Teile der Produktion vom Standort Würzburg nach
Ostrava/Ostrau in Tschechien verlagern. Der Siemens-Vorstand Kleinfeld
rechtfertigt den Standortwechsel mit der Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.
Artikel
von Holger Grünwedel
vom 13. April 2005.
- Am Freitag, 15.4., wurde eine Menschenkette um das Werk (fast 1,5km)
gebildet.
Laut BR waren so an die 1000 Leute da. Siehe dazu die Kampagnenseite
mit den aktuellen Infos und Fotos .
Dort auch Links zu regionalen Presseberichten
V. Diskussion > Gewerkschaftsstrategien
a) Debatten der real existierenden Gewerkschaften
in Deutschland
„Turnaround“ oder: »Wir mögen
Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken. Vorausgesetzt, sie
denken dasselbe wie wir.«
- Die geheimen Treffs der Chef-AG
Wie sollen sich die Gewerkschaften künftig positionieren?
Die Vorsitzenden suchen hinter verschlossenen Türen nach Einigkeit.
Artikel
von Kolja Rudzio in Die Zeit
16/2005 vom 14.04.2005.Aus dem Text: „…Bis in die Führungsstäbe
hinein scheint daher unklar, was genau bei den Spitzentreffen herauskommen
soll. Da versucht ein hochrangiger IG-Metall-Funktionär den Eindruck
zu erwecken, eine solche Gruppe gäbe es gar nicht. Politische Leitlinien
würden auf Kongressen und in den offiziellen Gremien erarbeitet.
Hubertus Schmoldt hingegen, Chef der Industriegewerkschaft Bergbau,
Chemie, Energie, erklärt offen die Idee hinter der Runde der Vorsitzenden:
»Manchmal ist es besser, erst die Generalisten an ein Thema zu
lassen und dann die Details zu klären, als es andersherum zu probieren.«
(…) Der Grund für das Zusammenrücken der Gewerkschaftsbosse
findet sich in einem etwa 50-seitigen internen Papier des DGB. »Turnaround!«
steht auf der Mappe und, in Großbuchstaben, »VERTRAULICH«.
Verfasst wurde es von einer 18-köpfigen Planungsgruppe mit dem
Namen Weiterentwicklung des DGB, die das Dokument im Januar dem DGB-Bundesvorstand
vorlegte….“
- Turnaround - dieses Papier liegt nun dem LabourNet Germany
vor
„Auf dem 16. ordentlichen Bundeskongress brachten IG BCE, IG Metall
und ver.di einen
gemeinsamen Antrag zur Organisationspolitik ein. (…) Gleichzeitig
wurde die Gruppe „Mittelfristige Finanzplanung" in eine „Planungsgruppe
Weiterentwicklung des DGB" (PG WE) erweitert. Ihr gehörten
Vertreter verschiedener DGBEbenen und Gewerkschaften sowie der GBR des
DGB an. Auftrag: Die Planungsgruppe hatte den Auftrag, eine fundierte
Analyse und ein Konzept zur Weiterentwicklung des DGB und seiner Mitgliedsgewerkschaften
zu erstellen….“ Dies liegt uns nun in einer Fassung
vom 25.1.05 als pdf-Datei
(622k) vor:
Aus dem Text: „… Die strategische Aufgabe und Verantwortung
der Gewerkschaftsführung besteht darin, geeignete Strategien, neue
Wege und Kompetenzen zu entwickeln und für entsprechende Ziele
zu sorgen. Voraussetzungen für den Erfolg sind dabei Führbarkeit
der Organisation und Führungsstärke der Verantwortlichen…“
Entsprechend die Sicht der Gewerkschaftsbasis: „…die betriebliche
Basis nachhaltig stärken: Die Erfahrungen der Betriebsratswahl-Kampagne
2002 haben gezeigt, dass es durch gezielte regionale Aktivitäten
gelingen kann, Unternehmen nachhaltig zu organisieren…“
(Hervorhebungen im Original)…. Aus den weitere Vorschlägen:
Betriebsräte-Netzwerke, private Arbeitslosenversicherung, Call
Center, Karriereberatung….
b) verdi-Tarifrunde
2005 Druck
Vor harter Auseinandersetzung
“In der Tarifrunde 2005 für die Druckindsutrie
steht eine harte Auseinandersetzung bevor, weil die Arbeitgeber das Rad
der Geschichte zurückdrehen wollen. Die Drucker gehörten in
der Gewerkschaftsbewegung immer zur Speerspitze. Sie haben als erstes
im 19. Jahrhundert einen Tarifvertrag erkämpft. 1952 war die IG Druck
und Papier die einzige Gewerkschaft die einen politischen Streik gegen
die Verabschiedung des eingeschränkten Betriebsverfassungsgesetzes
organisierte. 2 Tage lang erschienen damals keine Zeitungen. Auch im Kampf
für Arbeitszeitverkürzung standen die Drucker immer in der vordersten
Front. 1891 streikten 10.000 Drucker 11 Wochen lang für den 9-Stunden-Tag.
1984 streikten 46.000 Drucker Seite an der Seite mit den Metallern 13
Wochen lang für die 35-Stunden-Woche…“Interview
von Ursel Beck für die Zeitung „Solidarität“
vom 13. April 2005 mit Ralf Fenske, Betriebsratsvorsitzender der Pressehaus
Stuttgart Druck GmbH und Konzernbetriebsratsvorsitzender der Südwestdeutschen
Medienholding GmbH.
c) Tarifpolitische
Debatte
UnZitat des Tages:
„Entschuldigung, die Personalkosten sind kontinuierlich
gesunken auf unter 19 Prozent der Gesamtkosten. Das ist ein historischer
Tiefstand. Die IG Metall hat Entgeltpolitik immer gesamtwirtschaftlich
betrieben.“
IG-Metall-Vorsitzender Peters im Interview
„“Wir haben keine Angst" IG-Metall-Chef über neue
Wege in der Tarifpolitik und das "Delirium" der Arbeitgeber“
von Christoph Schiltz in Die Welt vom 11.4.05.
VI. Bundesweite
ver.di-Linke
- Erklärung
der bundesweiten verdi – Linken zum Abschluss ihrer Konferenz
vom 16.-17.04.2005.
- Ver.di-Spitze eingeknickt
„Bundestreffen der Gewerkschaftslinken in Bielefeld: Kritik an
Tarifabschluß für den öffentlichen Dienst und fehlender
innergewerkschaftlicher Diskussion. »Das vergangene Jahr war kein
gutes Jahr für unsere Gewerkschaft.« Dieses Fazit zog die
ver.di-Linke am Wochenende auf ihrem jährlichen Bundestreffen in
Bielefeld. Vehemente Kritik übten die gut 40 aus dem ganzen Bundesgebiet,
insbesondere Nordrhein-Westfalen, angereisten Gewerkschafter dabei an
dem kürzlich vereinbarten Tarifvertrag für den öffentlichen
Dienst (TvÖD). Bericht
von Daniel Behruzi in junge Welt
vom 18.04.2005.
- Als eines der Ergebnisse des Treffens hat die ver.di-Linke eine Kurzadresse
im Labournet:
http://www.labournet.de/verdilinke/
und ist ebenfalls ab sofort auf der Startseite unter „Untermieter“
direkt verlinkt – bitte weitersagen!
VII. Internationales > Spanien > Arbeitskämpfe
17 Monate Streik bei deutscher Tochterfirma
Mehr als 17 Monate befindet sich der Großteil der
Arbeiter der Firma Caballito. Nun haben die Arbeiter der des deutschen
Tochterunternehmens einen Besuch im Stammwerk angekündigt. Wir sprachen
mit Teodor Mateo. Er ist Sekretär der spanischen Gewerkschaft CNT
und arbeitet beim weltweit führenden Schleifscheibenhersteller Caballito,
einem Tochterunternehmen der deutschen Pferd-Rüggeberg GmbH. Die
Firma wurde erneut wegen Streikbehinderung verurteilt. Artikel
von Ralf Streck vom 12.04.2005 auf indymedia
VIII. Internationales > Israel > Friedensbewegung
Bulldozer gehen weiter an Israel
„Der weltweit größte Hersteller von Baumaschinen
lehnt eine Untersuchung zum Einsatz der von ihm hergestellten Planierraupen
zum Abriß palästinensischer Häuser ab. Auf der Jahreshauptversammlung
der Aktionäre der Caterpillar Inc. war ein entsprechender Antrag
in dieser Woche in Chicago abgelehnt worden. Dies meldete der arabische
TV-Sender Al Dschasira im Zusammenhang mit einem Bericht über den
Abriß zweier palästinensischer Häuser in der Stadt Anata
am Donnerstag…“ Artikel
von Norman Griebel in junge Welt
vom 16. April 2005.
IX. Internationales > Frankreich >
Soziale
Konflikte und Bewegungen
- Zum Fortgang der Proteste im französischen Bildungswesen
Aktualisierter
Artikel von Bernard Schmid (Paris) vom 15. April 2005.
- Vorsicht vor falschen Freunden
- Beim Referendum über die EU-Verfassung versucht auch die extreme
Rechte zu fischen „Alles, was rechts ist, wird wach: Im Vorfeld
des französischen Referendums über den EU-Verfassungsvertrags,
das am 29. Mai 05 stattfinden wird, macht auch die nationalistische,
rassistische und extreme Rechte aller Schattierungen mobil. Einige Kräfte
dieses Spektrums sehen in der Abstimmungskampagne sogar eine Gelegenheit,
ihre Organisationen zu neuem Leben zu erwecken oder vor dem bis dahin
sicheren Niedergang zu erretten…“
Artikel von Bernhard Schmid (Paris) vom 15. April 2005.
X. Internationales > Türkei
Istanbul: Faschisten entführen und foltern
Jugendliche
Erhan Batga und Hüseyin Kiyak, zwei Mitglieder der
EMEP-Genclik (Jugendorganisation der Partei der Arbeit), wurden am vergangenen
Freitag Mitten in Istanbul von Faschisten verschleppt und gefoltert. Polizei
und Regierung schauen dem faschistischen Terror tatenlos zu. Artikel
in der Zeitung "Evrensel" vom 18. April 2005.
Lieber Gruss, Mag und Ralf
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils
aient ou non un emploi
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