liebe KollegInnen,
Neu im LabourNet Germany am Montag, 17. Januar
2005:
I. Diskussion: (Lohn)Arbeit > Realpolitik
> Hartz
IV
a) 1-Euro-Jobs
- Grundsätze für die Bereitstellung von Arbeitsgelegenheiten
in Sachsen (Hartz IV)
Gemeinsame
Erklärung der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft und des
Deutschen Gewerkschaftsbundes Sachsen zu 1-Euro-Jobs
vom 27.12.2004. Aus dem Text: „…Die Unterzeichner wollen
sich gemeinsam dafür engagieren, dass die Zusammenführung
von Arbeitslosen- und Sozialhilfe in Sachsen als eine der wichtigsten
Reformen auf dem Arbeitsmarkt gelingt. Eine der größten Aufgaben
der Arbeitsgemeinschaften wird die Aktivierung der Leistungsempfänger
sein. (…) Die Unterzeichner begrüßen ausdrücklich,
dass – sofern eine Integration nicht unmittelbar möglich
erscheint – Arbeitsfähigkeit und –willigkeit durch
Arbeitsgelegenheiten getestet und verbessert werden. Deshalb wird die
Schaffung von Arbeitsgelegenheiten unterstützt. (…) Die Unterzeichner
fordern von den Trägern der Arbeitsgemeinschaften und den weiteren
Trägern zur Umsetzung des SGB II die Einrichtung von Beiräten.
In den möglichst kleinen Beiräten, die von Leistungsempfängern
frei zu halten sind, sollten vorrangig die Sozialpartner vertreten sein…“
Dazu fällt einem die Antwort eines IBM-Managers auf die Frage
ein, ob seine Outsourcing-Pläne mit den Betroffenen zumindest diskutiert
wurden: "Wenn man einen Sumpf trockenlegen will, fragt man nicht
die Frösche ..."
- Hartz IV und der neue Arbeitsdienst. Einschätzung
der Antifa-AG der Uni Hannover
Siehe dazu auch: "Wer macht dann bei
uns den Abwasch?" Ein-Euro-Jobs in der Alternativszene: Am Beispiel
Radio FLORA
„Nachdem uns die Nachricht erreicht hatte, dass auch Hannovers
Alternativradio FLORA Arbeitsgelegenheiten anbieten wird, haben wir
uns mit Vertretern der Gruppe "Agenda 2010 kippen" und dem
Erwerblosenausschuss von ver.di zu einem Besuch beim monatlichen FLORA-Plenum
entschlossen. Wir halten 1-Euro-Jobs auch in ihrer "netten",
"alternativen" Form bei FLORA für einen Bestandteil des
staatlichen Drucks auf Arbeitslose und eines nie dagewesenen Lohndumpings.
Die Einführung solcher Jobs bei einem alternativen Medienbetrieb
hat nach unserer Meinung eine fatale politische Signalwirkung….“
Erklärung
der AntiFa-AG der Uni Hannover
vom 16.1.2005
b) Leistungen
und Auswirkungen
1 € Job statt Studium. Gemeinsamer und solidarischer
Protest von fsz und Tacheles e.V.
„Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) und
der Arbeitslosen- und Sozialhilfeverein Tacheles e.V. rufen Studierende
und Auszubildende zum Widerspruch gegen die ab dem 1. Januar 2005 eingeführten
Schlechterstellungen durch die Hartz- Gesetze auf….“ Presseinfo
vom 12.1.05
Siehe dazu auch: Info
für Auszubildende und Studierende (SGB II/XII)
c) ALG
II und Wohnen
»Natürlich ist das gewollt«
Umzugszwänge für 100 000 Mieter nach Hartz IV – Panikmache
oder Perspektive? / Mieterbund-Direktor Franz-Georg Rips: Bundesregierung
kann die negativen Folgen nicht wegwischen
Interview
von Gabriele Oertel im ND
vom 12.01.05
d) ALG
II und Kinder / Jugendliche
- AlgII–Stichwort–Katalog
von Herbert Masslau
vom 13. Januar 2005
Aktuell enthält der Katalog Beiträge zu den Themen Unterhalt/Kindergeld/Wohngeld/Umzugszwang.
In den Bescheiden zum Alg II sind
wohl hinsichtlich Bedarfsgemeinschaft und Aufforderung zur Senkung der
Unterkunftskosten einige Aspekte seitens der Behörden nicht berücksichtigt.
Anders ausgedrückt, der aktuelle Beitrag ist interessant für
Leute, bei denen Kinder im Leistungsbedarf berücksichtigt sind,
die aufgrund eigenen bedarfsdeckenden Einkommens durch Unterhalt und
Kindergeld und eigenem Wohngeldanspruch gar nicht nach SGB II leistungsberechtigt
sind. Damit relativiert sich aber auch die Androhung eines Zwangsumzuges,
weil Artikel 6 Grundgesetz die Familie unter den besonderen Schutz des
Staates stellt und etwa leistungsberechtigte Eltern/Alleinerziehende
und nicht leistungsberechtigte minderjährige Kinder nicht wegen
einer "unangemessenen" Unterkunft auseinander gerissen werden
dürfen. Die den Behörden obliegende Aufklärungspflicht
üben diese vielfach gar nicht aus, sondern versetzen Familien einfach
rechtswidrig in eine Notlage und unter mentalen Druck.
- SoVD hält Kinderzuschlag für verfassungsrechtlich bedenklich.
Pressemitteilung
des Sozialverband Deutschland e.V. (SoVD) ,
Landesverband NRW, vom 14.1.05
e) Kommentare
und Bewertungen
- Nebensache Mensch: Über das Elend des Regelsatzes von Alg
II und das Versprechen der Eingliederung von Langzeitarbeitslosen
Vortrag
von Rainer Roth auf einer Veranstaltung des Forums Gewerkschaften,
der DGB-Region Nordhessen u.a. in Kassel am 14.01.2005
- „Beruhigungspillen“ – Flugblatt
für Zornige von Stephan Groll
Aus dem Text: „…Die echten Probleme sind völlig
anderer Natur. Es ist die totale Entmündigung und Entrechtung der
ALG II-Bezieher durch das SGB II. Die Abschaffung der Menschenwürde,
die Umwandlung von Familien in Bedarfsgemeinschaften und der Rechte
in Kann-Bestimmungen. Und noch immer hat nicht jede/r begriffen, dass
der Maßstab nicht die Höhe des ALG II ist, sondern die Ausführungen
im Gesetzestext, die eine einzige Bedrohung darstellen. Es ist die Unterwerfung
unter eine Behörde, die im autoritären Stile eines Obrigkeitsstaates
im eigenen Ermessen darüber entscheidet, welche Leistungen gewährt
werden und welche nicht….“
Hieraus auch unser Zitat des Tages:
"Es gibt viele Arten zu töten. Man kann einem ein Messer
in den Bauch stecken, einem das Brot entziehen, einen von einer Krankheit
nicht heilen, einen in eine schlechte Wohnung stecken, einen durch Arbeit
zu Tode schinden, einen zum Selbstmord treiben, einen in den Krieg führen.
Nur weniges davon ist in unserem Staat verboten."
Bertold Brecht
- "Maut drauf". Ein Hartz-Gedicht
von Hartmut Barth-Engelbart
II. Diskussion: (Lohn)Arbeit > sozialpolitische
Aktionen und Proteste
a) Agenturschluss
– Aktualisierung um:
- Bericht
vom bundesweiten Treffen "Agenturschluss-Nachbereitung und wie
weiter?" am 15.01.2005 in Wuppertal von Detlef Spandau (Achtung:
aktualisiert gegenüber dem Bericht bei indymedia!)
Siehe dazu auch: Agenturschluss
- ein spekulative Bilanz von Fred aus Berlin
Das nächste Arbeitstreffen der Initiative Agenturschluss trifft
sich am 05. März 2005
-
Berichte vom 3.1. – neu: Stuttgart
- Pressespiegel
b) Sozialpolitische
Aktionen und Proteste 2005
4. bundesweites Treffen der Sozialbündnisse, Organisatoren
der Montagsdemonstrationen, Organisationen der sozialen Bewegung,
Vertretern der Gewerkschaften …
Einladung der beiden Koordinierungsteams in Berlin (Aktionsbündnis
„Weg mit Hartz
IV“) und Leipzig (Aktionsbündnis: Soziale Gerechtigkeit) zum
Treffen am 22. Januar 2005 nach Leipzig (Gewerkschaftshaus, Karl-Liebknecht
Str. 30, Gartensaal) ein. Die Versammlung soll um 11 Uhr beginnen und
16 Uhr enden. Die technische Vorbereitung des 4. bundesweiten Treffens
erfolgt durch das Aktionsbündnis: Soziale Gerechtigkeit - Stoppt
den Sozialabbau (Leipzig-Nordsachsen).
III. Vernetzungsinitiative der Gewerkschaftslinken
> Jenseits
von Standort- und Wettbewerbsfähigkeit! 6. bundesweites Treffen der
Gewerkschaftslinken am 14./15. Januar 2005 in Stuttgart
- Für eine konsequente Debatte um eine linke Gewerkschaftsopposition
auf dem Kongress:
Die Gewerkschaftslinke muss zu einer klassenkämpferischen Bewegung
werden! Vorschlag
von KollegInnen des Vorbereitungskreises der Berliner Gewerkschaftslinken
- Gegenmacht aufbauen!
Vorschläge
für eine kämpferische Gewerkschaftspolitik von Jakob Schäfer
vom 13.1.05. Diese Vorlage dient der Diskussion in den örtlichen
Foren in Vorbereitung des zweiten Kongresses der Gewerkschaftslinken
im Jahr 2005..
- Neue Kämpfe erfordern eine neue Vernetzung. Gewerkschaftslinke
traf sich in Stuttgart zum Strategiekongress
“Nur 100 hatten sich angemeldet, doch 350 waren nach Angaben
der Veranstalter aus allen Himmelsrichtungen nach Stuttgart zur 6. Konferenz
der Initiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken am Wochenende
angereist….“ Bericht
von Hans-Gerd Öfinger im ND
vom 17.01.05
- Basis bleiben die Betriebe
“Die sechste Jahreskonferenz der Gewerkschaftslinken, die heute
in Stuttgart beginnt, muss sich mehr denn je mit betrieblichen Abwehrkämpfen
befassen – und mit der Frage, wie diese überbetrieblich ausgetragen
und auf gesellschaftliche Ebene gehoben werden können….“
Kommentar
von Ewald Wehner im ND
vom 14.01.05
- Zwanzig Jahre verschlafen
Die Gewerkschaftslinke muss die Internationalisierung der Gewerkschaften
vorantreiben
Dr. Werner Sauerborn (55) ist Gewerkschaftssekretär beim ver.di-Landesbezirk
Baden-Württemberg. Als Autor zu Fragen gewerkschaftlicher Politik
ist er am Wochenende zum Ratschlag der Gewerkschaftslinken in Stuttgart
eingeladen. Andreas Grünwaldsprach für ND mit ihm. Interview
im ND vom 14.01.05
Wir werden alle Redebeiträge und die Abschlußerklärung
des Kongresses veröffentlichen, sobald sie uns vorliegen.
IV. Internationales > Frankreich
Frankreich steht Woche der Streiks mit Höhepunkt
am Mittwoch bevor
„Frankreich steht eine Woche mit landesweiten Streiks bevor,
die am Mittwoch mit einem Ausstand der Eisenbahner ihren Höhepunkt
finden dürfte. Am Montag wollten zunächst die Klinikärzte
in einen unbefristeten Streik treten. Für Dienstag ist ein Streik
der 300.000 Bediensteten der Post vorgesehen, die sich gegen Privatisierungspläne
für das Staatsunternehmen wenden. Am Dienstagabend beginnt ein 36-stündiger
Streik der 168.000 Mitarbeiter der Staatsbahn SNCF, die in diesem Jahr
3600 Stellen streichen will. Am Mittwoch werden nach Angaben der SNCF
zahlreiche Züge nicht verkehren. Am Donnerstag wollen die Lehrer
für höhere Löhne streiken.“ AFP-Meldung vom 17.
Januar 2005 – Wir werden es neidisch beobachten und berichten…
V. Über uns
Am gestrigen Sonntag kam es bei unserem Provider Comlink
zu mehrstündigen technischen Ausfällen. Wir hoffen, dass die
Probleme nun endgültig gelöst sind und bitten gegebenenfalls
emails erneut zu senden, da der Mail-Server ebenfalls down war.
Lieber Gruss, Mag und Ralf
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils
aient ou non un emploi
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