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Updated: 18.12.2012 16:22 |
Liebe KollegInnen, Neu im LabourNet Germany am Freitag, 22. April 2005: I.Internationales / Russland / Arbeitskämpfe Streik beim Bauriesen Don Stroi Don Stroi ist die grösste Baufirma Moskaus mit rund 40.000 Beschäftigten. Aufgrund ihrer "Nähe" zum Bürgermeister der Hauptstadt erhält die Firma fast alle Bauaufträge für "bessere Wohngebiete" im Spekulantenmekka Moskau. Die Arbeiter erhalten dafür 3.000 Rubel - wenn sie Glück haben. Denn am Ende Februar 2005 sind Hunderte von ihnen (aus der Transportabteilung) in den Streik getreten, auch wegen nicht ausbezahlter Löhne. Und jede Seite hat "ihre" Gewerkschaft... Ein (französischer, mit deutscher Zusammenfassung) Bericht "GREVE DURE A DON STROI" von der Mailingliste "Multitudes" vom 17.April 2005 II.Internationales / Ecuador Guttierez weg! Palacios da... Schon wieder ist ein Präsident gegangen worden. Lucio Guttierez - die linke Hoffnung, die am schnellsten ihren Frieden mit IWF, Bürgertum und Kapitalismus machte - wurde in einem formaldemokratisch korrekten Prozess wegen "Aufgabe seines Postens" vom Parlament durch den Vizepräsidenten Palacios ersetzt. Der dritte Präsident Ecuadors in Folge, der keine Amtszeit durchhält. Seinen Posten "gab er auf" weil er es vorzog, sich in einem Militärhubschrauber zu absentieren, als 30.000 Menschen auf seinen Regierungssitz zumarschierten, trotz voriger Todesopfer durch Tränengas. Ein kurzes Telefoninterview mit Abdael Currillaga, Gewerkschaftsaktivist auf einer Bananenplantage (im Besitz des Guttierez-Konkurrenten Noboa) vom 21.April 2005. III.Internationales / USA / Arbeits- und Lebensbedingungen a) Die Amoco-Explosion wird untersucht! Von Amoco... Nach Hollywood klingt das ganze schon: Eine Explosion bei einer Amoco (BP)-Raffinerie in Texas (!) kostete am 24.März 15 Arbeitern das Leben - meist Beschäftigte einer Baufirma auf dem Gelände. Alle sind tieftraurig nach dem grössten "Unfall" der Chemiebranche in den USA. Bereits im September 2004 hatte ein Unfall in derselben Raffinerie Todesopfergefordert - die untersuchende Behörde (Occupational Safety and Health Administration) forderte im Februar 2005 eine Bestrafung des Unternehmens wegen bewussten Verstossens gegen Vorschriften. Und natürlich wird die Sache sofort untersucht. Von der Firma selbst. Denn die regionalen Behörden haben nicht das know-how dazu. Sagt der Polizeisergeant von Texas City. (Dessen know-how sich vermutlich auf "Illegale" jagen beschränkt). Ein (englischer) Artikel von Mary Flood und Terri Langford beim "Houston Chronicle" vom 1.April 2005 gespiegelt in der gewerkschaftlichen Mailingliste "Gangbox". b) Los Angeles: Aufruhr wegen billiger Wohngelegenheit "Das waren verzweifelte Menschen mit der Mentalität eines Mobs" sagte LA Police Department Captain Michael Downing Mitte Februar 2005, als er und seine Einheiten für "Ruhe und Ordnung" sorgen mussten - weil 3.000 Menschen um eine billige Wohnmöglichkeit in LA Schlange standen und unzufrieden wurden. Der Hausbesitz-Bubble in Südkalifornien steht kurz vor dem Platzen - hat aber das Leben von Hunderttausenden an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht. Das ist der Tenor in Mike Davis (englischem) Artikel "Riotous Real Estate" bei "Truthout" vom 19.April 2005. IV.Internationales / Irak Für einen irakischen Freiheitskongress Einen Kongress für einen freien, souveränen, laizistischen und nicht-ethnisch strukturierten Irak - das ist der Vorschlag des Gewerkschaftsbundes FCTWUI, den der Vorsitzende des Gewerkschaftsbundes Felah Alwan im (englischen) Interview mit David Bacon vertritt. Und - notfalls - UNO Truppen aus Ländern, die nicht am Krieg beteiligt waren oder sind. "Iraqi Union Calls for a "Freedom Congress" and UN Intervention" . Veröffentlicht bei "Thruthout" am 18.April 2005. V.Internationales / El Salvador Internationale Gewerkschaftsdelegation (mit dänischer Beteiligung) untersucht Maersk-Praktiken Die australische Seeleutegewerkschaft Maritime Union of Australia (MUA) hat die Dokumentation einer multinationalen Gewerkschaftsdelegation veröffentlicht, an der auch die dänischen GewerkschafterInnen - aus dem Heimatland des Seespeditions-Riesen Maersk Sealand - beteiligt waren. David Bacon lieferte Fotos und Text der Abschlussberichterstattung. Anlass der Untersuchung war der Mord an dem US Gewerkschafter Gilberto Soto. Der Befund: Bei allen üblen Verhaltensweisen, die bei europäischen Aktivitäten von Maersk unbekannt seien, gibt es Unterschiede, etwa zwischen Honduras und El Salvador: In El Salvador ist es am Übelsten. Der (englische) Bericht "Globalization Run Amok - A. P. Møller-Mærsk, Their Subsidiaries and Subcontractors in Central America" von Ende März 2005. VI.Internationales / China / Arbeitskämpfe Von der Polizei verschleppte Streikende bedingungslos frei gelassen ! Von Mitte September bis Ende Oktober 2004 streikten in der Xianyang Tianwang Textiles Factory in der Stadt Xianyang über 7.000 Mitglieder der (laut Verfassung) herrschenden Klasse Chinas gegen die Auswirkungen des Verkaufs ihres Werkes an die Hongkonger PRC - längere Arbeitszeit, Entlassungen und mehr von dem, was der Kapitalismus zu bieten hat. Ende Oktober zerschlug die Polizei die Streikbewegung, indem sie 20 Mitglieder des Streikkomitees festnahm und weitere fünf zur Fahndung ausschrieb - wegen "Kontakt zu ausländischen subversiven Elementen" (?). Die Familien durften während der Haftdauer keinerlei Kontakt aufnehmen. Dass jetzt alle damals Festgenommenen frei sind ist Ergebnis der Tatsache, dass die Zentralregierung, einem Beschluss der Partei folgend, eine "weniger drakonische Politik gegenüber sozialen Protesten" ausüben will...Der (englische) Bericht "XIANYANG TEXTILE WORKERS DETAINED FOR LEADING HISTORIC SEVEN-WEEK STRIKE ARE RELEASED WITHOUT CHARGE" vom 20.April 2005 beim "China Labour Bulletin". VII.Internationales / Indien Barfrauen von Bombay im Streik Rund 75.000 Barfrauen gibt es in Indien - die meisten davon in den 1.250 entsprechenden Bars im Bundesstaat Maharashtra (Bombay). Die Bombayer Frauen sind jetzt im Streik - weil die Landesregierung in ihrem Sanierungsprogramm mit dem Ziel, aus Bombay eine "Global City" zu machen, die entsprechenden Bezirke "sanieren" will. Das trifft natürlich nicht die Tänzerinnen in den Luxushotels ausländischer Geschäftsleute - unterstreicht die "Bharatiya Bar Girls Union", die Gewerkschaft der indischen Barfrauen in ihrem (englischem, mit deutscher Zusammenfassung) Kommuniqué "In support of the struggle of Mumbai's bar girls for survival" vom 16.April 2005. VIII.Internationales / Chile Ein weiterer überarbeiteter Index... ...und wie immer mit der neuen Seite Grundinformationen zu Gewerkschaften, Arbeitsgesetzen und Arbeit in Chile. ...und was wohl der Germanenpapst zu streikenden indischen Barfrauen sagen würde, ist die Denksportaufgabe fürs freie Wochenende, wünscht Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |