liebe KollegInnen,
Neu im LabourNet Germany am Donnerstag, 4.
November 2004:
I. Diskussion: (Lohn)Arbeit / sozialpolitische
Aktionen und Proteste
a) Großdemonstration
gegen Sozialraub, Agenda 2010 und Hartz IV am Samstag, den 06.11.04 in
Nürnberg zur Bundesagentur für Arbeit
- Inforundbrief
Nr. 5 des Sozialforums Nürnberg zur Grossdemo am 6.11.04 mit
allen Infos zur Demo
- Über die Demonstration am Samstag und Aktionen im Vorfeld berichtet
das Freie Radio Z in Schrift, Ton und Bild täglich aktuell auf
einer Sonderseite
der Redaktion Stoffwechsel
- Nürnberg vor Grossdemo gegen Hartz. Bericht
von Michael Liebler vom 03.11.2004
bei indymedia
b) Agenturschluss
dezentral
- Agenturschluss in Gelsenkirchen
„Heute wurde überraschend um 10 Uhr die Arbeitsagentur in
Gelsenkirchen geschlossen. Zeitgleich zur Verlesung der neuen Arbeitslosenzahlen
durch die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg sorgten 40
Personen der sozialpolitischen Initiative »Schluss.Endlich!«
(NRW) am 3. November 2004 für die Schließung der Arbeitsagentur
in Gelsenkirchen….“ Ein Bericht
von „Rudi Assauer - Agenturschluss Gelsenkirchen“ vom 03.11.2004
mit Bildern und Redebeitrag.
Aus dem Redetext: „…Von den Beschäftigten der »Arbeitsagenturen«
erwarten wir, dass sie die ihnen übertragene Aufgabe des Überwachens
und Strafens kritisch hinterfragen. Sie haben die Hartz-Gesetze nicht
zu verantworten. Sie sind es aber, die Leistungskürzungen und verschärfte
Kontrollen umsetzen sollen. Wenn der disziplinarische Ton von oben schärfer
wird und Vorschriften, wie Einsparvorgaben, ihre Spielräume für
eine respektvolle Behandlung ihrer »Kundschaft« beschneiden,
müssen sie sich fragen lassen, wie sie ihre Tätigkeit persönlich
verantworten können….“
- Übrigens haben auch die TeilnehmerInnen einer Veranstaltung am
2.11. in Münster beschlossen, sich an der Aktion
Agenturschluss zu beteiligen – siehe „Münsteraner Arbeitslose
werden aktiv“ – Flugblatt
mit Fahrplan
II. Branchen: Auto / VW
allgemein
Was zu befürchten war: Sparziel gegen vage Zusagen
- VW Tarifrunde: "Zukunftstarifvertrag" sichert Arbeitsplätze
bis 2011. Hartmut Meine: "Lösungsformel lautet 103.000 sichere
Arbeitsplätze und 1.000 Euro Einmalzahlung"
Presseinformation
87/2004 IGM Niedersachsen vom 03.11.2004
- Die wesentlichen Punkte:
Zielgröße von 103.000 zu sichernden Arbeits- und
Ausbildungsplätzen in den sechs VW Standorten; Für Neueingestellte
und zukünftig übernommene Ausgebildete gelten Konditionen,
die unterhalb des derzeitigen Niveau des VW-Haustarifvertrages liegen,
jedoch oberhalb des Niveaus des Flächentarifvertrages in der niedersächsischen
Metallindustrie; Arbeitszeitkonten mit einer Schwankungsbreite von minus
400 und plus 400 Stunden; Überstundenzuschläge fallen zukünftig
bei einem Arbeitszeitguthaben von 400 und mehr ab der 35. und im Falle
eines Arbeitszeitguthabens von weniger als 400 Stunden ab der 40. Stunde
an; Für die Auszubildenden, die ab September 2005 eingestellt werden,
legten beide Seiten eine Übernahmequote in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis
bei Volkswagen von 85 Prozent fest; Ferner werden die Vergütungen
der Auszubildenden abgesenkt…
- Angst vor Bochum. Lohnkürzung bei VW durchgesetzt
„Der nächste Dominostein ist gefallen. Nach Siemens,
DaimlerChrysler und Karstadt hat nun auch der Volkswagenkonzern sein
anvisiertes Kürzungsprogramm durchgesetzt. Der »ehrliche
Kompromiß« (IG-Metall-Verhandlungsführer Hartmut Meine)
bedeutet empfindliche Einbußen für die Beschäftigten:
28 Monate ohne Lohnerhöhung, noch stärkere Flexibilisierung
der Arbeitszeiten und vor allem Tarifabsenkung für Neueingestellte
und Auszubildende. Damit setzt die IG-Metall-Spitze ihre Politik fort,
die vermeintliche Wahrung der Besitzstände der Altbelegschaften
auf Kosten zukünftiger Kollegen durchzusetzen….“
Kommentar
von Daniel Behruzi in junge Welt vom 04.11.2004
Und nach dem Motto „Haus für Haus“ „bewegt“
sich auch der Opel-GBR:
III. Branchen: Auto / Opel
a) GM Europa / Standort“sicherung“
oder Standortpoker 2004?
- Opel-Betriebsrat zu Lohnverzicht bereit. AFP-Meldung
vom 4. November 2004, 07:25 Uhr
Aus dem Text: „…Demnach sei die Arbeitnehmerseite grundsätzlich
bereit, für die Werke Rüsselsheim, Bochum und Kaiserlautern
über die Verrechnung übertariflicher Lohnanteile mit tariflichen
Lohnerhöhungen zu verhandeln. (…) Um das Werk Rüsselsheim
im Standortwettbewerb mit dem schwedischen Saab-Werk in Trollhättan
zu stärken, könne die Arbeitszeit weiter flexibilisiert werden,
berichtet die "Bild"-Zeitung weiter. "Wir sind bereit,
den derzeitigen Korridor, der Arbeitszeiten zwischen 32 und 38,75 Stunden
ermöglicht, auf 30 bis 40 Stunden zu öffnen - bei einer Bezahlung
von durchschnittlich 35 Stunden", sagte Franz.“
- OPEL hat Zukunft - in Arbeiterhand! Ein Plädoyer
für Gemeineigentum und Arbeiterkontrolle von Hans-Gerd Öfinger
b) Bochum / Arbeitsniederlegung
14. – 20.10: erste Bewertungen
Oktoberausstand bei Opel Bochum: Alle Bänder standen
still. Sechs Tage, die den GM-Konzern in Atem hielten. Nachbetrachtung
von Hans-Gerd Öfinger
IV. Branchen: Dienstleistung / Transportwesen
Die Betriebsgruppe bei ups Nürnberg
hat nun eine Homepage: Die
Galeere - Netzwerk UPS-Beschäftigte
Darin neu:
- Management bei UPS Nürnberg behindert Gewerkschaftsarbeit.
„Zu einem groben Verstoß gegen das Recht auf gewerkschaftliche
Betätigung im Betrieb kam es am 21.10.04 in der Nürnberger
UPS-Niederlassung. Bei ver.di organisierte Betriebsangehörige wollten
an diesem Tag eine Sondernummer des Betriebsgruppenmagazins „Das
wahre Päckchen“ vor dem Werkstor an ihre Kolleginnen und
Kollegen verteilen.…“ Bericht
vom 3.11.04
- Demnächst Betriebsratswahlen bei ups Nürnberg! Zur Zeit
gibt es in unserer Niederlassung keinen Betriebsrat. Das
wahre Päckchen Extra vom Oktober 04
V. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Realpolitik
/ Leiharbeit:
PSA und andere Sklavenhändler
a) Unternehmen:
Konflikt bei Manpower Erkner
Unverfroren: Manchesterkapitalismus bei Manpower
„Wer krank ist, der kann ja Urlaubstage nehmen, wer
nicht als Streikbrecher auftreten will, dem droht man mit der Kündigung:
bei Manpower in Erkner scheinen alle Verabredungen der Tarifgesellschaft
außer Kraft gesetzt. Ein Betriebsrat kämpft gegen harte Bandagen
bei der Zeitarbeit…“ Interview
mit Axel Triebull, Betriebsrat Manpower Erkner GmbH, vom 03.11.2004
bei RBB online. Aus dem Text: „.. .Axel Triebull wurde 2002
bei Manpower Erkner eingestellt. Jetzt droht ihm die Kündigung, weil
er öffentlich die Zustände in der Filiale kritisierte! Der Ärger
begann, als Tribull krank wurde und wegen Nabelbruchs ins Krankenhaus
kam. Sein Chef machte ihm damals einen zweifelhaften Vorschlag: "Wir
kündigen Ihnen vom Beginn der Krankheit, das heißt also rückwirkend.
Das heißt, wenn es auskuriert ist, stellen wir sie wieder ein. Dann
habe ich dann gesagt, das kann ich nicht verstehen, warum das so sein
soll. Erst einmal habe ich ein Recht auf Lohnfortzahlung. Und andersrum
weiß ich ja nicht, ob sie mich dann wieder einstellen." Tribull
weiß, auch bei einem Kollegen wurde so verfahren. (…) Axel
Triebull kämpft für den Betriebsrat und seine Kollegen bei MANPOWER
in Erkner. In einem Monat muss er vor Gericht – dann entscheidet
die Justiz über die Zukunft des unbequemen Betriebsrats….“
b) Zeitarbeit
und Hartz
Personal-Serviceagenturen schweben im Vakuum. Hartz IV hebelt
Hartz II aus / Verträge werden vorzeitig gekündigt / Verband
fürchtet Massenentlassungen bei Trägern
Artikel
von R. Bunzenthal in FR vom 29.10.2004
Aus dem Text: “Manpower-Chef Thomas Reitz ist auf die Arbeitsverwaltung
nicht gut zu sprechen. Es sei kein Zeichen von Partnerschaft, wenn Verträge
nur mit einem formlosen Schreiben und ohne Konsultation gekündigt
werden. Sechs solcher Schreiben hat die Zeitarbeitsfirma in jüngster
Zeit erhalten - das Aus für sechs Personal-Serviceagenturen mit zusammen
knapp 300 Beschäftigten. (…) In Nürnberg kennt man nicht
die Zahl der gekündigten Verträge. Diese PSA wären wohl
nicht so erfolgreich mit ihrer Tätigkeit gewesen, meint eine Sprecherin
der BA, zudem würde sich durch Hartz IV die Zielgruppe verkleinern.
Tatsächlich dürfte die Zahl der Arbeitslosen durch die Reform
eher zulegen - sie werden nur in zwei Klassen eingeteilt. Für die
zweite fühlt sich derzeit niemand zuständig und die zwei Millionen
Betroffenen rutschen zwischen Kommunen und Arbeitsagenturen hin und her
- Zielgruppe für die großspurig angekündigten Ein-Euro-Jobs…“
VI. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Realpolitik
/ AlgII-Anträge
und Datenschutz
BigBrotherAward 2004 für die "Bundesagentur für
Arbeit"
„Frank Jürgen Weise von der sogenannten "Bundesagentur
für Arbeit"erhält den BigBrotherAward in der Kategorie
"Behörden und Verwaltung" wegen a) der inquisitorischen
Fragebögen zu ALG2, b) der Unwilligkeit, die Fragebögen vor
2005 datenschutzgerecht zu überarbeiten, sowie c) der vermuteten
Zugriffsmöglichkeit auf die Daten der Arbeitssuchenden ("Kunden"
ist ein Euphemismus) von sämtlichen Arbeitsagenturen aus bundesweit.
(…) Hartz IV/ALG II stellen einen Generalangriff auf den Sozialstaat
dar, der zu massiven sozialen Verwerfungen führen kann. Doch allein
schon die datenschutzrechtlichen Probleme sind einen BigBrotherAward wert.
Mit dem Antragsbogen sind gravierende Eingriffe in die informationelle
Selbstbestimmung, die Persönlichkeitsrechte, die Privat- und Intimsphäre
der Antragsteller verbunden. (…)Geplanter Datenabgleich: Die Bundesagentur
hat angekündigt, im Falle von "Ungereimtheiten" (z.B. Diskrepanzen
zu früheren Angaben, widersprüchliche Angaben aus der Bedarfsgemeinschaft
etc.) die Auskünfte der Betroffenen mit den Daten anderer Behörden,
etwa der Finanzämter oder Rentenversicherungsträger, abzugleichen.
Um die Kontrolle zu perfektionieren, lässt sich sogar auf "Antiterror"-Gesetze
zurückgreifen: Danach müssen alle Geldinstitute über eine
Computer-Schnittstelle jederzeit Informationen über sämtliche
Konten und Depots von allen Bankkunden zum Abruf für die Bundesanstalt
für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bereithalten (§ 24c
KWG - Kreditwesengesetz) - ohne dass die Banken oder ihre Kunden von den
Online-Abfragen etwas merken…“ Siehe die
vollständige Laudatio zur Kategorie Behörden & Verwaltung
VII. Branchen: Dienstleistung / Einzelhandel
/ Lidl
- BigBrotherAward 2004 für Lidl
„Den BigBrotherAward 2004 in der Kategorie "Arbeitswelt"
erhält die Lidl Stiftung GmbH & Co. in Neckarsulm vertreten
durch ihren Gründer und die "Graue Eminenz" der Unternehmens-Gruppe,
Dieter Schwarz für den nahezu sklavenhalterischen Umgang mit ihren
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern….“ Siehe die
vollständige Laudatio zur Kategorie "Arbeitswelt"
Aus dem Text: „… Lidl zeigt, dass gar nicht immer neueste
Technik gebraucht wird, um Menschen unter Kontrolle zu halten und sie
als Leibeigene ohne Rechte und ohne Privatsphäre zu behandeln.
Der "Fall Lidl" zeigt andererseits, dass "Datenschutz"
nicht bedeutet, "Daten" um ihrer selbst willen zu schützen,
sondern dass es um den Schutz von Menschen und ihren Persönlichkeitsrechten
geht. (…) Die Meldungen, die uns aus dem Innenleben des Lidl-Konzerns
erreichen, sind einfach unglaublich. Sie wirken mittelalterlich, zumindest
vorindustriell, und unzivilisiert. (…) Toilettengänge während
der Arbeitszeit sind ganz einfach verboten - und Punkt. Das ist kein
Scherz. Sondern Realität - in den Lidl Filialen in Tschechien.
Aber es gibt Ausnahmen, denn man ist ja kein Unmensch: Weibliche Mitarbeiterinnen,
die gerade "ihre Tage haben", dürfen auch zwischendurch
auf Toilette. Für dieses Privileg allerdings müssen sie --
weithin sichtbar -- ein Stirnband tragen. (…) Denken Sie bloß
nicht, solche Vorkommnisse würden uns nur aus Tschechien gemeldet!
Die folgenden Meldungen stammen aus Deutschland…“
- Aufruf von ver.di an die Beschäftigten bei Lidl, Kaufland...:
„Schildern Sie uns Ihre Erfahrungen mit Lidl. Wir sind interessiert
an Ihrer Meinung über die Arbeitsbedingungen bei Lidl. Einfach
per Email an uns mailto:agnes.schreieder@verdi.de
Wir garantieren Ihnen Vertraulichkeit.“
VIII. Diskussion: Grundrechte
- Alles unter Kontrolle. Beim deutschen Big-Brother-Award 2004 wurden
u.a. die Bundesanstalt für Arbeit, Canon und LIDL für hervorragende
Arbeit ausgezeichnet.
„Der Big-Brother-Award wird immer beliebter: Der Saal in der
Ravensburger Spinnerei in Bielefeld war überfüllt, als Datenschützer
am Freitagabend zum fünften Mal den deutschen "Oskar für
Datenkraken" verliehen wurden. Aus 250 Vorschlägen hatte die
Jury insgesamt acht Preisträger ausgesucht: darunter die Bundesanstalt
für Arbeit, Canon und die Billig-Supermarkt-Kette LIDL….“
Artikel
von Torsten Kleinz in telepolis vom 30.10.2004
- Siehe auch die Homepage
des Big-Brother-Award
- Präventives Aushorchen. Seit Generationen wird die Beobachtung
der Bürger perfektioniert. Artikel
von Wolf-Dieter Narr in Freitag vom 22.10.2004
IX. Diskussion: Gewerkschaften
und die neuen alten Rechten
Antirassismus gehört zur Tagesarbeit
Interview
von Wera Richter mit Angelo Lucifero ,
Mitorganisator des 14. Antifa-Ratschlages in Thüringen in unsere
zeit - Zeitung der DKP vom 5. November 2004
X. Über
uns
Ich freue mich, mal wieder ein neues
Fördermitglied begrüssen zu können“
Lieber Gruss, Mag
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils
aient ou non un emploi
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