liebe KollegInnen,
Neu im LabourNet Germany am Dienstag, 2. November
2004:
I. Diskussion: Gewerkschaft / tarifpolitische
Debatte
IG Metall handelt Boni für Mitglieder aus
- IG Metall: Mehr Urlaub, mehr Gehalt für Gewerkschaftsmitglieder.
Die IG Metall hat erstmals Tarifverträge abgeschlossen, die deutlich
bessere Konditionen für Gewerkschaftsmitglieder vorsehen als für
nicht organisierte Arbeitnehmer. Die IG-Metaller sollen ein höheres
Entgelt, mehr Urlaub, bessere Altersvorsorge oder höhere vermögenswirksame
Leistungen bekommen. Artikel
in Spiegel online vom 31. Oktober 2004
Aus dem Text: „Laut einem Zeitungsbericht gibt es im Tarifbezirk
Nordrhein-Westfalen bereits ein Dutzend Tarifverträge mit Sonderkonditionen
für Gewerkschaftsmitglieder. Mit diesem Schritt auf tarifpolitisches
Neuland will die Gewerkschaft laut der "Berliner Zeitung"
den anhaltenden Mitgliederschwund stoppen. Der IG-Metall-Chef im Bezirk
Nordrhein-Westfalen, Detlef Wetzel, sagte der Zeitung: "Wir sehen
nicht mehr ein, dass unsere Mitglieder entscheidend zum Tariferfolg
beitragen und wie andere behandelt werden, die sich raushalten."…
es gehe bei dem Modell um Fälle, in denen Firmen vom Flächentarifvertrag
abweichen wollten. Dem stimme die IG Metall nach strenger Prüfung
des Einzelfalls nur dann zu, wenn es dabei exklusive Vorteile für
ihre Mitglieder unter den Beschäftigten gebe. So habe sie mit einer
Baufirma in Gummersbach einen Sanierungstarifvertrag ausgehandelt, der
eine Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich vorsehe, wobei
IG-Metall-Mitglieder während der zweijährigen Laufzeit 5000
Euro pro Jahr zusätzlich erhielten…“ Siehe dazu
auch:
- den Witz des Tages:
"Wir machen nichts mit, was Belegschaften spaltet und
das Prinzip gleicher Lohn für gleiche Arbeit im selben Betrieb
verletzt"
Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser gegenüber
dem Handelsblatt in „Völlig abwegig und verfassungswidrig.
Arbeitgeber gegen Tarifboni für Gewerkschaftsmitglieder. Der Versuch
der nordrhein-westfälischen IG Metall, ihre Mitglieder mit besonderen
Vergünstigungen in Firmentarifverträgen enger an sich zu binden,
ist bei Arbeitgebern auf harte Kritik gestoßen.“ Artikel
im Handelsblatt vom 01. November 2004
- IG Metall will Nichtmitglieder schlechter stellen. Die IG Metall
versucht in Nordrhein-Westfalen erstmals, in Tarifverträgen eine
Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern gegenüber nicht organisierten
Arbeitnehmern durchzusetzen. Auch andere Gewerkschaften liebäugeln
mit dem Modell, die Arbeitgeber lehnen es entschieden ab. Artikel
in Spiegel online vom 01. November 2004
Aus dem Text: „… Die IG-Metall-Zentrale in Frankfurt
begrüßte dagegen den Vorstoß ihres nordrhein-westfälischen
Bezirks als gute Idee. Auch die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di und
die Industriegewerkschaft Bergbau-Chemie-Energie (BCE) äußerten
sich im Grundsatz positiv. Ver.di wies auf ein Gerichtsurteil hin, wonach
Vergünstigungen für Gewerkschaftsmitglieder die Höhe
des monatlichen Gewerkschaftsbeitrages nicht übersteigen dürften….“
II. Diskussion: (Lohn)Arbeit / sozialpolitische
Aktionen und Proteste / Agenturschluss
- Am Montag ging die Arbeit aus. Die bundesweite Kampagne „Agenturschluß“
mobilisiert für die Besetzung der „Agenturen für Arbeit“
und der „Personalserviceagenturen“ am 03.01.2005
Artikel
von Tjodor Webin in Graswurzelrevolution Nr. 293 vom November 2004
- Aktionsaufruf: Drehen wir den Spieß rum – Arbeitslose
fordern die Agentur für Arbeit! Vorschlag
der Arbeitsgruppe Verfassungsbeschwerde Dortmund vom Oktober 2004
mit der Bitte um breite Diskussion
- Agenturschluss kommt in Fahrt - Jetzt müssen die BA-Mitarbeiter
streiken!„So kann es gehen: Die Kampagne Agenturschluss wird jetzt
auch von den Berliner Sozialämtern unterstützt. So hat das
größte Sozialamt Deutschlands in Berlin-Neukölln am
Montag den 25. Oktober dicht gemacht. 42.000 Sozi-Empfänger stehen
somit bis zum 30. November vor verschlossenen Türen. Andere Berliner
Ämter werden folgen…“ Artikel
von Heiner Stuhlfauth vom 28.10.04
siehe auch:
III. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Realpolitik
/ Arbeitsamt und Arbeitszwang / Arbeitsverwaltungen wehren sich –
wogegen? / AgenturSchluss
– mit oder gegen AmtskollegInnen?
Konzept zur Beteiligung von ver.di an der Aktion "Agenturschluss".
Motto: Wir lassen uns nicht spalten in Beschäftigte und nicht (mehr)
beschäftigte Lohn- und Gehaltsabhängige.
Vorschlag
von Eva Dockerill, ver.di Senioren Kiel, FB3, vom 28.10.04
IV. Branchen: Sonstige / Maschinen-
und Anlagebau
Soliaktion für entlassene CNT-E GenossInnen bei Putzmeister
bei Berlin
- Es gab am 27.10. eine Solidaritätsaktion in Basdorf (bei Berlin)
für die entlassenen GenossInnen bei Putzmeister Iberica in Madrid.
Ein
Bericht über diese Aktion vom 27.10.04 bei
der FAU
- Siehe auch „Ausputz bei Putzmeister“, das Flugblatt
gegen Putzmeister in Basdorf ,
das dort auf der Kundgebung und im Ort verteilt wurde
V. Branchen: Auto / Opel
Bochum
a) Arbeitsniederlegung 14. – 20.10:
erste Abstrafungen?
- Unterschriftenliste
der Bochumer VKL
mit der Forderung von diesen beiden Kündigungen abzusehen und keine
Maßregelungen für die Zeit 14.-20.10. zuzusagen.
- Aus den im Labournet eingegangenen Soli-Erklärungen wird zitiert
in:
Solidarität mit entlassenen Opel-Aktivisten. Zwei Beschäftigte
nach Ausstand gefeuert. IG-Metall-Vertrauensleute starten solidarische
Unterschriftenkampagne. Artikel
von Daniel Behruzi in junge Welt vom 2.11.04
b) Arbeitsniederlegung
14. – 20.10: erste Bewertungen
Wildes Vorbild. Streik bei Opel Bochum hat die längst
überfällige Debatte über gewerkschaftliche Gegenwehr angestoßen.
Artikel
von Mag Wompel in junge Welt vom 2.11.04
VI. Branchen: Auto / VW
allg.
- Arbeitsplätze sind bei Volkswagen so wichtig wie Gewinne. Konsens
stand bei VW immer im Vordergrund
“Zum ersten echten Streik in der Geschichte von Europas größtem
Autokonzern will es eigentlich keine der beiden Seiten kommen lassen.
Schließlich haben Management, Betriebsrat und Gewerkschaft die
Krisen immer einvernehmlich gelöst….“ Artikel
von Josef Hofmann in Handelsblatt vom 29.10.04
- Wolfsburg ist Spitze. Zwischen Standortlogik und sozialer Bewegung.
Gewerkschaften in Deutschland. Artikel
von Gerhard Klas in junge Welt vom 28.07.2004
– immer noch aktuell!
VII. Branchen: Auto / BMW
Kostensenkung. Die Flexibilität am Band hilft BMW,
den Erfolg zu sichern
Artikel
von Gerd Gregor Feth in Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30.10.2004
VIII. Branchen: Dienstleistung / Gesundheitswesen
/ Durchblick
die Zeitung der ver.di-Vertrauensleute im Knappschaftskrankenhaus Sulzbach
Ausgabe
Nr. 85 vom November 2004
u.a. mit: „Recht und Gesetz gelten für uns nicht. Bereitschaftsdienst
und kein Ende. Die Europäische Kommission will die Arbeitszeit weiter
flexibilisieren. So der neue Vorschlag aus Brüssel, der die ganze
Diskussion über Arbeitszeiten einfach wieder auf den Kopf stellt.“
IX. Internationales: Arbeitskämpfe
in Spanien
"Deutscher Werkzeughersteller erpresst baskische Arbeiter"
Seit Monaten streikt der Großteil der Belegschaft von Caballito,
einer Tochter der deutschen Firma Pferd-Rüggeberg – siehe dazu
neu:
- Wir machen PFERD scheu!. Soli-Aktion für die streikenden ArbeiterInnen
bei Caballito/Spanien. Bericht
von fauistas vom 31.10.04
- Die Erfolgsstory von PFERD -Rüggeberg und der Skandal bei Caballito
Vitoria. Artikel
von faub22 vom 29.10.04
X. Internationales: China / Arbeitskämpfe
Zunehmende Widerstandsaktionen in Betrieben
Ende Oktober 2004 setzen nicht nur die rund 7000 Textilarbeiterinnen
und -arbeiter im Norden Chinas ihren Streik gegen die Privatisierungsverträge
der China Resources fort - bereits in der siebten Woche: In der Provinz
Anhui streiken und protesieren ebenfalls TextilarbeiterInnen - dort sind
es 10.000 Beteiligte, die sich vor allem gegen die niedrigen Renten für
Entlassene wehren. Zur selben Zeit gibt es mindestens ein halbes Dutzend
grössere Streiks - und rigide Urteile gegen Streikorganisatorinnen.
Der wachsende Widerstand richtet sich insgesamt gegen die Pläne und
Schritte der chinesischen Regierung und KP, 190.000 Staatsbetriebe zu
privatisieren und 190 Grossbetriebe zu "restrukturieren". Siehe
dazu:
- "Labour unrest is growing"
Ein (englischer) Bericht
von Allen T. Cheng beim Nachrichtenportal Bloomberg vom 27. Oktober
2004 ,
gespiegelt bei "Asian Labour News"
- "5 labour protestors convicted"
Eine (englische) Zusammenstellung
von "Asian Labour News" vom 1.November 2004
aus Berichten der "Southern China Morning Post" und der (US
- NGO) China Labor Watch über einen Prozeß gegen 5 Arbeiterinnen
der (taiwanesischen) Schuhfabrik-Kette Stella International (die für
diverse bekannte Marken produzieren) - sie sollen im April 2004 "Eigentum
zerstört" haben... und erhalten dafür sozialistische
zwei bis dreineinhalb Jahre Gefängnis...Die "geringste Strafe"
erhielt die 16jährige Arbeiterin Chen Suo - 2 Jahre Gefängnis
auf 3 Jahre zur Bewährung ausgesetzt.
XI. Internationales: Dänemark / Arbeitsmarktpolitik
Null-Euro-Jobs: "Zwangsaktivierung" und Widerstand
in Dänemark
"Nördlich von Flensburg geht manches schneller.
Bereits seit der ersten Hälfte der 1990er Jahre gibt es hier die
"Ein-Euro-Jobs", mit denen ab dem 1. Januar.2005 ALGII-EmpfängerInnen
in der Bundesrepublik konfrontiert werden. Vor zwei Jahren schließlich
schaffte die damals frisch ins Amt gewählte dänische Rechtsregierung
die "Aufwandsentschädigung" ab – aus "Ein-Euro-Jobs"
wurden "Null-Euro-Jobs"...." So beginnt in "analyse
und Kritik" Ausgabe 488 vom Oktober 2004 die (gekürzte) Dokumentation
des Vortrags von Erling Frederiksen (Landesorganisation der Erwerbslosen
- LA) auf einer Veranstaltung des Rosa Luxemburg Bildungswerks in Hamburg
am 30.September. In der Übersetzung von Peter Birke und dem LabourNet
Germany freundlicherweise aus der Druckfassung zur Netzpublikation überlassen
Lieber Gruss, Mag
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils
aient ou non un emploi
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