Grösste faschistische Demonstration Europas
"Mit 30.000 TeilnehmerInnen fand hier gestern der mit Abstand größte faschistische und nationalistische Aufmarsch Europas statt. Delegationen faschistischer Organisationen aus folgenden Ländern nahmen teil und waren u.a. seit Freitagabend in der Stadt und auch an Attacken auf Leute beteiligt: Kroatien, Spanien, Italien, Ungarn (Magyar Garda), Rumänien, Serbien, Tschechien, Slowakei.... Man kommt aus dem Kotzen nicht raus. In den Medien wird das Ganze (mit Ausnahme der liberalen "Wyborcza" überwiegend nicht kritisch betrachten sondern "wahrgenommen". Die krassen Ausschreitungen werden als "Hooliganproblem" angesehen. In Deutschland wird darüber ja fast gar nicht berichtet, wenn dann nur als Agenturmeldung und derbe oberflächlich. Abschluss der Veranstaltung war die Ausrufung einer neuen "Nationalen Bewegung" (Ruch Narodowy). Ziel ist es, bis zur Wahl 2015 nach dem Vorbild Ungarn (wohin auch die besten Kontakte bestehen) rechts neben der rechten Opposition ins Parlament einzuziehen. In der gleichen Rolle wie "jobbik". Auch ein Aufbau eines polnischen Äquivalents zur "magyar garda" ist in Planung. Unsere Demo war mit 800 TeilnehmerInnen (die aus dem ganzen Land angereist waren) recht überschaubar aber sicher, laut und angenehm..." aus einer Rundmail zu dieser Demonstration in Warschau, in der auch auf den Bericht "Marsz Niepodległości 2012: Hymn, Rota i race pod pomnikiem Dmowskiego" in der Polska Times vom 11. November 2012 verwiesen wird, wegen der Fotos auch für nicht polnisch sprechende verständlich...
3 Fußball-EM Spiele und ein Stadion für 750 Millionen. Kommunaler Wohnungsbau nahe Null: Poznan
Norbert Kollenda nahm am 10.Juni an einer Demonstration in Poznan teil und sammelte Stimmen zu verschiedenen aktuellen Problemkreisen: Wohnung, Kultur und Sport, Kinderkrippenplätze, Gesundheitswesen, Gewerkschaftsarbeit: "Brot statt Spiele" Artikel in der Soz Nr. 07-08/2012
Fußball EM 2012
- Aktion gegen die Europameisterschaft 2012 - Warschau: Wohnungen statt Spiele
Der folgende Bericht der ZSP-IAA dokumentiert den Widerstand des MieterInnen-Verteidigungs-Komitees (Komitet Obrony Lokatorów) und der Basisgewerkschaft ZSP (Zwiazek Syndykalistów Polski) gegen das in Polen und der Ukraine abgehaltene Fußballspektakel, das heute in Warschau begann. Während die Presse und das Fernsehen in Deutschland die Proteste gegen die Fußball Europameisterschaft zwar punktuell am Beispiel der Femen-Bewegung dokumentiert, wenn auch alleinig aus voyeristischen Gründen, zeigt der nun folgende Text, dass das soziale Aufbegehren gegen das Großereignis wesentlich breiter gefächert ist, als es in den deutschen Medien dargestellt wird. Siehe dazu:
- Action against the Euro 2012
"On June 8, the Euro Cup opened in Warsaw . The city was full of police, military police and football fans. ZSP and the Tenants Defense Committee organized a protest against the politics of the Euro. The protest was at the main roundabout on the way to the stadium, so thousands of people passed by. People spoke about the money spent on the Euro and the fact that UEFA (which was exempted from tax in Poland ) and a few businesses would be big beneficiaries, but that the public has spent already almost 26 billion euros on the spectacle and working people are footing the bill. At the same time that Poland is spending a lot of money on games, children will go hungry as the city privatizes school cafeterias, makes cut in social services and raises the price on everything." Der Bericht bei der International Workers Association vom 08.06.2012
- Demonstration zur EM
"Zum 10. Juni, wenn die ersten Spiele der Fußball-Europameisterschaft schon abgepfiffen sind, ruft die polnische Gewerkschaft ArbeiterInitiative in Poznan zu einer Demonstration auf. Ihr Motto: "Brot statt Spiele". Die verschuldeten polnischen Städte geben aus Anlass der EM 2012 viel Geld für Prestigeobjekte aus. Bildung, Wohnungen, soziale Projekte für Menschen kommen dadurch ins Hintertreffen. Deshalb fordern die Bürgerinnen und Bürger direkte Teilnahme an den Entscheidungen der Kommunen, die auch durch die anhaltende weltweite Finanzkrise in Not geraten sind. Die Bürger/innen wollen nach der Meisterschaft nicht die Zeche fürs Prestige zahlen. (.)Unterstützt wird die Demonstration von zahlreichen Wissenschaftlern und Künstlern Polens. Organisiert wird sie von unterschiedlichen Gruppierungen, u.a. von feministischen und linken Gruppierungen, Gewerkschaften, Mieterinitiativen und auch Friedens-Gruppen wie "Essen statt Bomben". Artikel auf ver.di . Siehe dazu:
- Brot statt Spiele!
"Im Juni und Juli 2012 wird Polen Gastgeber der Europameisterschaft sein. Die Organisation der Meisterschaft wurde uns als Entwicklungsmöglichkeit für polnische Städte verkauft. Die Autoritäten versuchen uns zu überzeugen, dass aufgrund der Euro2012 kleine Geschäfte, Infrastruktur, Tourismus und Sport sich entwickeln würden, und Polen internationalen Respekt gewinnen würde. Die Segen der Europameisterschaft wurden mit denen des Marshall-Plan in der Nachkriegszeit verglichen. Solche Nachricht, die auch durch die Medien verbreitet wurden, gebrauchte man, um gesellschaftlichen Rückhalt zu bekommen und die wahren Kosten zu verdecken. Heute wissen wir, dass die Einwohner der Städte für dieses "Sportspektakel" bezahlen werden. Der Aufruf in deutscher Übersetzung
- Aufrüstung zur EM - an der Grenze und...
"Die polnische Regierung will zur bald beginnenden Fußball-Europameisterschaft der Herren das Schengen-Abkommen aussetzen und vier Wochen lang Kontrollen der EU-Binnengrenzen vornehmen. Ein entsprechendes Schreiben hat die Regierung in Warschau jetzt an die EU-Kommission gerichtet. Demnach wird die verstärkte Grenzüberwachung bereits vier Tage vor dem Eröffnungsspiel begonnen: Die Maßnahme erstreckt sich vom 4. Juni bis zum 1. Juli. Damit reizt Polen die maximale Dauer der entsprechenden Sonderregelung im Schengen-Abkommen aus…" aus dem Artikel "Auch die Nato ist beim EM-Eröffnungsspiel in Warschau dabei" von Matthias Monroy auf Telepolis vom 31. Mai 2012
- Siehe dazu auch: "Die Menschenrechtslage in Polen" - Die Sonderseite von Amnesty International zu Polen, worin es unter anderem heisst: "Amnesty ist besorgt über rassistische Übergriffe ohne strafrechtliche Verfolgung, intransparente Untersuchungen zu CIA-Geheimgefängnissen und Einschränkungen der sexuellen und reproduktiven Rechte in Polen…"
Überblick über die politische und gewerkschaftliche Situation in Polen: Der 1. Mai in Polen im Licht der aktuellen politischen Situation
"Anlässlich des 1. Mai 2012 hat die in Polen lebende Anarcho-Syndikalistin Laure Akai in ihrem Blog eine schlaglichtartige Analyse der polnischen Gesellschaft und einer Reihe politischer und gewerkschaftlicher Strömungen im Angesicht der Krise veröffentlicht. Wir haben den Text übersetzt und dokumentiert, weil wir der Meinung sind, dass seine Inhalte nicht nur für LeserInnen interessant sind, die sich für die Lage in der Nachbarregion Polen interessieren. Vielmehr erscheint es uns so, dass manche der dargestellten Entwicklungen und Probleme auch für eine Diskussion der hiesigen Situation durchaus von Interesse sein könnten." Der Artikel bei der FAU vom 04.05.2012
»Müllverträge« auf Polens Arbeitsmarkt - Ausbeutung mit dem Segen der Europäischen Union
"Nichts charakterisiert die »wilden« Zustände auf dem polnischen Arbeitsmarkt deutlicher als die »umowy smieciowe« - zu Deutsch »Müllverträge«. Gemeint sind damit nicht etwa Verträge über die kommunale Müllabfuhr. Polens Arbeitslosenquote beläuft sich offiziell auf 12,3 Prozent (Deutschlands auf 6,6). Aber nicht nur diese Ziffer überschattet die Beschäftigungsverhältnisse. Als »Müllverträge« werden hierzulande, wie es im bürokratischen Jargon heißt, »zivilrechtliche Verabredungen« zwischen Arbeitgebern und Arbeitsuchenden bezeichnet, durch die reguläre feste Beschäftigungsverhältnisse umgangen werden." Artikel von Julian Bartosz, Wroclaw, im Neues Deutschland vom 05.01.2012
Proteste in 16 Städten
Aus einer Leserzuschrift: "Wie Attac Polen heute Morgen berichtete, sind gestern auch in 16 polnischen Städten Menschen auf die Straße gegangen. Die Proteste wurden von den beiden größten Gewerkschaften des Landes, der konservativen Solidarnosc und der ehemals kommunistischen Staats-Gewerkschaft OPZZ organisiert. Zu den Forderungen gehörte eine Anhebung des Mindestlohns von gegenwärtig 250 Euro/Monat auf 400 Euro/Monat und mehr soziale Unterstützung. Die Beteiligung reichte von bis zu 500 Menschen in kleineren Städten bis hin zu 4.000 Menschen in größeren Städten" - dazu als Beispiel eine Fotostrecke "Demonstracja "Solidarnosci": Koncert zamiast zadymy" am 24. Mai 2011 bei der Gazeta aus Katowice.
Mieterstreik in Warschau? Langer Atem...
Ungefähr zehntausend Gebäude sollen in Polens Hauptstadt privatisiert werden, etwa 1.000 wurden es schon. Die Proteste vieler Mietparteien aus Anlaß massiver Mieterhöhungen zu Jahresbeginn führten zu einigen Organisationsversuchen. Auf längere Dauer angelegt ist die entsprechende Aktivität der Warschauer anarchosyndikalistischen ZSP über die in dem Beitrag "Warsaw Rent Strike: Community Organizing and Activization in the Context of Social Atomization" Mitte November 2010 bei libcom berichtet wird.
Solidarnosc - Mythos und traurige Realität
"30 Jahre alt wird in diesen Tagen die polnische Solidarnosc, die erste freie Gewerkschaft östlich des Eisernen Vorhangs, deren Geburtsstunde mit so viel Hoffnung, Enthusiasmus und vor allem Jubel verbunden war. Nachdem am 31. August 1980 Lech Walesa gemeinsam mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Mieczyslaw Jagielski das Danziger Abkommen unterzeichnet hat, trugen die streikenden Arbeiter Walesa auf ihren Schultern. Wie eine Siegestrophäe hielt der spätere Friedensnobelpreisträger und Staatspräsident bei diesem Jubelzug den überdimensionalen Kugelschreiber in den Himmel, mit dem er den Vertrag signiert hatte, und dies nicht ohne Grund. Mit dem Danziger Abkommen erkämpften die streikenden Arbeiter nicht nur höhere Löhne und arbeitsfreie Samstage, sondern auch das Recht zur Gründung unabhängiger Gewerkschaften - und dies in einem Staat, in dem die regierende Partei für sich in Anspruch nahm, die Vorhut der Arbeiterklasse zu sein..." Artikel von Thomas Dudek auf Telepolis vom 05.09.2010
Gegen Lebensschützer und katholische Medienkampagne
"Unterstützt durch die polnischen Feministinnen konnte diese junge Frau, die aus der polnischen Arbeiterklasse kommt, den polnischen Staat über den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen einer Verweigerung von legaler Abtreibug verurteilen. Seit dem Verbot der Abtreibung in Polen 1993 erlaubt das Gesetz nur in Fällen von Vergewaltigung, Missbildungen des Fötus und bei Gefahr für die Gesundheit der Mutter eine Abtreibung vorzunehmen. Schwerbehindert nach ihren ersten zwei Schwangerschaften, und ein drittes Mal schwanger, versuchte Alicja legal abzutreiben. Das restriktive polnische Gesetz hätte es ihr erlaubt, aber die Ärzte verweigerten die Zustimmung zur Abtreibung und schickten Alicja in die Pflicht der Mutterschaft. Alicja aber wollte nicht das Opfer des patriarchalen fundamentalistischen Systems sein. Sie hatte nur eine Invalidenrente von 130 Euro und war überzeugt, dass wenn der Staat sie zum Muttersein verpflichtet, er ihr auch materiell helfen muss ihre Kinder großzuziehen. Sie ging gegen den polnischen Staat wegen nicht Einhaltung des Gesetzes so lange vor Gericht, bis sie sich vor der europäisch höchsten juristischen Instanz wiederfand. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte sprach sich allerdings nicht zum IVG selber aus, aber nichtsdestoweniger verurteilte er den polnischen Staat wegen Nicht- Einhaltung des Rechtes und der Tatsache einer fehlerhaften Prozedur im Bezug auf die Verweigerung der Abtreibung" - so beginnt der "Aufruf zur Unterstützung von Alicja Tysiac im Gerichtsverfahren gegen die Zeitschrift "Gosc Niedzielny"" bei der polnischen Partei PPP vom 21. Januar 2010, in dem es um die nötige Solidarität gegen eine unglaubliche Hetzkampagne katholischer Medien geht.
- Der Zweite Sieg Alicjas Tysiac ist der Sieg der Internationale Solidarität
"Das Urteil der Berufungsgerichts in Katowice vom 5 März 2010 ist ein Geschenk an alle Frauen in Europa für den Internationalen Frauenrechtetag vom 8 März. Der Gerichtshof hat die Berufung abgewiesen und das Urteil der erster Instanz, zugunsten von Alicja Tysiac, bestätigt. Die kirchliche Zeitung "Gosc Niedzielny" und der Erzbischof von Katowice werden die Entschuldigung an Alicja Tysiac publizieren müssen dass sie bedauern, sie mit Naziverbrecher verglichen zu haben und Hassreden gegen sie geführt zu haben. Sie werden auch 30 000 Zlotys (ung. 8000 Euros) Entschädigung und die Justizkosten zahlen müssen." Ein uns zugesandter Bericht von Monika Karbowska und Teresa Jakubowska Siehe dazu auch:
- »Die katholische Presse diffamiert sie als Mörderin«
Eine Polin wollte aus Gesundheitsgründen abtreiben lassen - und wird von Kirchenzeitungen beschimpft. Ein Gespräch mit Annette Groth. Interview von Gitta Düperthal in junge Welt vom 20.02.2010
Gewerkschaft dokumentiert systematische Repression und ruft die ILO an
"Am 8. Dezember hat sich der Freie Gewerkschaftsverband "Sierpien 80" (August 80) an die Internationale Arbeitsorganisation mit der Bitte um eine Intervention gewandt. Es geht um Rechtsverletzungen in grundlegenden Fragen von Rechten der Gewerkschaften: Diskriminierung, Einschüchterung und widerrechtliche Entlassungen von Gewerkschaftsvertretern. Des Weiteren wird beklagt, dass Druck auf die Strafverfolgungsbehörden ausgeübt wird, staatliche Institutionen in den Kampf gegen Gewerkschaften einbezogen werden und der Versuch unternommen wird Arbeiterproteste zu kriminalisieren" - so beginnt der Beitrag "Polnische Gewerkschaft "Sierpien 80" bittet Internationale Arbeitsorganisation - ILO - um Intervention" der den Brief des Gewerkschaftsvorsitzenden Boguslaw Zietek vom 8. Dezember 2009 in der zusammenfassenden Übersetzung von Norbert Kollenda wiedergibt.
Wir wollen Vorbehalte aufbrechen"
"Seit Oktober 2006 kommt im niederschlesischen Kattowitz die Wochenzeitung Trybuna Robotnicza heraus. Sie will unabhängig sein von den beiden großen Strömungen in der polnischen Arbeiterbewegung der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts: den ehemals regierenden Stalinisten und Poststalinisten und der damals oppositionellen, heute neoliberalen Solidarnosc. Trybuna Robotnicza wird von der unabhängigen Gewerkschaft Sierpen 80 (August 80) herausgegeben, die der Polnischen Partei der Arbeit (PPP) nahe steht." Ein Interview von Norbert Kollenda mit dem Chefredakteur der Zeitung Trybuna Robotnicza Dariusz Zalega , veröffentlicht bei Europa im Blick vom 16.05.2008
Erster Warnstreik bei Tesco
"Polens Gewerkschaftsbewegung versucht derzeit eine ganz besonders harte Nuß zu knacken. Seit Wochen mühen sich etliche Gewerkschaften, die Belegschaften des Tesco-Konzerns, einer der größten Discounter-Ketten Polens, zu organisieren. Der englische Einzelhandelskonzern ist berüchtigt für seine rüden Methoden im Umgang mit Mitarbeitern und Gewerkschaftsaktivisten. Dennoch gelang es der linken Gewerkschaft »Sierpien 80« (August 80) am 20. Februar, in dem südpolnischen Städtchen Tychy den ersten Warnstreik in einer Tesco-Filiale des Landes zu organisieren" - so beginnt der Bericht "Tescos rabiate Methoden" von Tomasz Konicz, ursprünglich am 1. April 2008 in der "Jungen Welt" erschienen, auf seiner Homepage gespiegelt.
Aufstand gegen Supermärkte
"Bei uns gab es eine Lidl-Kampanie - in Polen steht jetzt Tesco am Pranger. Bei dieser englischen Supermarktkette in Polen sind 23 000 Menschen beschäftigt. Der Umsatz bei Tesco Polen stieg um 25% und die Gewinne um 11%. Die Firmenleitung wurde just durch einen Streik vor einem Monat überrascht. Bisher lief alles seinen Gang - die Firmenleitung und die Gewerkschaft "Solidarnosc" haben im guten Einvernehmen gelebt. Nun kommt "Sierpien 80" und verlangt 700 Zloty mehr Lohn und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Zur Unterstützung der Forderungen haben Beschäftigte am 20. Februar gestreikt und prompt flatterte ihnen ein Verweis ins Haus. Am 10. März kam es zu einem Abkommen zwischen der Gewerkschaft "Sierpien 80", "Solidarnosc 80" und der Arbeiter-Konförderration. Sie forderten zusammen mit den Arbeitern Verhandlungen sofort und nicht erst im Mai/Juni aufzunehmen. Später wurde auch die "Solidarnosc" munter, nachdem in Gliwice 250 Beschäftigte ausgetreten waren. Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen wird es am 20. März in Krakau vor dem Firmensitz eine Demonstration geben." Auszug aus der Polnischen Presseschau Nr. 49 vom 25.3.2008 (Trybuna Robotnicza 12/08)
Seltsam konstruierte Sonderwirtschaftszonen, oder: Was sind schon 160 Km für einen VW?
In Polen soll das Gesetz über die Sonderwirtschaftszonen novelliert werden - Unternehmen wollen die dafür bereitgestellte Fläche vergrößern, die bisherige Obergrenze soll wegfallen. Nun hat sich auch in Polen herumgesprochen, dass solcherart Sonderzonen nicht unbedingt ein Segen sind, weshalb auch Regierung und Parlament nicht so ohne weiteres die Wünsche erfüllen können, die konkret lauten, statt 12.000 künftig 20.000 Hektar Land für SWZ bereit zu stellen. Wobei die Diskussion wie so viele offizielle Debatten sehr an der Realität vorbeigeht: Geneu genommen sind die Flächen um ein Vielfaches größer und das Mittel zu ihrer Ausweitung heisst Zweigstelle. "Auch innerhalb Polens ist es höchst umstritten, dass die bestehenden 14 SWZ durch die Einrichtung immer neuer Zweigstellen in den letzten Jahren eine absurde Wucherung erfahren haben. Der Volkswagenkonzern z. B. hat sein Werk in Poznan kurzerhand zur Zweigstelle der SWZ von Kostrzyn an der Oder erklären lassen, obwohl beide Orte c.a 160 km voneinander entfernt liegen" heisst es in dem redaktionellen Bericht "Unternehmen wollen in die Sonderwirtschaftszonen (SWZ)" vom 14. März 2008 bei der "Infoseite Polen".
Von Altbauten und gated communities
"Wenn auch sporadisch und lokal beschränkt, gibt es doch Widerstand gegen diese Abkopplung der Oberschicht und der damit einhergehenden Privatisierung einstmals öffentlichen urbanen Raums. So konnten die Bewohner von vier abgeschlossenen Siedlungen Warschaus am Morgen des 9. September 2006 ihre Wohnghettos nicht verlassen, da alle äußeren Tore und Pforten über Nacht mit fremden Ketten und Schlössern abgeriegelt waren. Neben den abgeriegelten Toren fanden sich Warnhinweise: »Vorsicht: Nichtprivates Gebiet - öffentlich, nicht überwacht! Betreten verboten! Es drohen Begegnungen mit armen, kranken oder schmutzigen Menschen!« Laut der Warschauer Zeitung Metropol bezeichneten die verantwortlichen Aktivisten das massenhafte Auftreten der geschlossenen Wohnkomplexe als eine Form der »Zerstörung des öffentlichen Raums«. Auch der von Metropol befragte Sozialpsychologe Janusz Czapinski erklärt diese urbanen Tendenzen für »paranoid«, da die Stadt ihren öffentlichen Charakter verliere und sich in einem Flickenteppich geschlossener »privater« Enklaven verwandle" - so endet der ausführliche Artikel "Liberalisiertes Wohnen" von Tomasz Konicz in der "Jungen Welt" vom 9. November 2007, der einen ausgesprochen informativen Überblick über die Wohnungsfrage in Polen gibt.
Der große Aderlass
"Nach unterschiedlichen Schätzungen haben
seit dem EU-Beitritt zwischen 600.000 und vier Millionen Polen ihr
Land auf Arbeitssuche verlassen. Mit den Niederlanden hat kürzlich
das neunte Land der "alten EU" seinen Arbeitsmarkt für
Arbeitskräfte aus Polen geöffnet und eine entsprechende
Migrationswelle östlich von Oder und Neiße ausgelöst.
Eine jüngst vom polnischen Wirtschaftsministerium veröffentlichte
Studie widmet sich diesem gesellschaftlichen Prozess, der seit dem
EU-Beitritt Polens zu einem Massenphänomen avancierte: Die
Autoren der Studie bemühten sich, die Arbeitsemigration aus
Polen ins EU-Ausland genauer zu quantifizieren, sowie deren Auswirkungen
auf die polnische Ökonomie und Gesellschaft zu ergründen."
Artikel
von Tomasz Konicz auf telepolis
vom 09.05.2007
»Kapitalismus pur«
Hungerlöhne, miese Arbeit: Polen in deutschen Betrieben fühlen sich getäuscht. Artikel von Christian Tenbrock und Bartosz Wielinsk in Die Zeit vom 10-05.2007
Die Kohlenspechte von Walbrzych - Goldene
Berge und schwarze Kohle
"Im polnischen Niederschlesien will man mit Sonderwirtschaftszonen die Arbeitslosigkeit bekämpfen. Doch den Bergleuten bleibt nur ihre Kohle." Artikel von Joel Vogel in der schweizerischen WOZ vom 10.08.2006
Strassenhändler-Protest
Eine nicht genehmigte Demonstration organisierten am 8. September StrassenhändlerInnen in Warschau - nachdem zuvor eine Woche lang Polizei und Steuerfahndung alle Stände "abgeräumt" hatten und Waren beschlagnahmt - auch die jener HändlerInnen, die eine Erlaubnis hatten. Mehrere sollen abgeschoben werden. Der kurze (englische, mit deutscher Zusammenfassung) Bericht "Traders protest in Warsaw" vom 12. September 2005 von der Mailingliste "Alter-EE".
Solidarnosc-Jubiläum
-
Schiffsbauer der Gdansker Lenin-Werft mit neuen Postulaten
"Die im vollen Gang befindlichen offiziellen Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der »Solidarnosc« sind vom Betriebsausschuss der Gewerkschaft in der Gdansker Werft erheblich gestört worden. Die Schiffsbauer in den verbliebenen Resten der ehemaligen Lenin-Werft - die Belegschaft schrumpfte von 15000 im Jahre 1980 auf heute etwa 3000 - haben erklärt, dass sie mit dem »großen Bahnhof« des quasi-staatlichen Jubels nichts zu tun haben wollen..." Artikel von Julian Bartosz in Neues Deutschland vom 20.08.2005
- Mit dem Kopf gegen eine Mauer der Lügen: 25 Jahre "Solidarnosc" Viele Gewerkschafter der ersten Stunde boykottieren das Jubiläum
"Ein Wunderkind der neueren europäischen Geschichte feiert seinen 25. Geburtstag. Fast überall in Polen wird das Solidarnosc-Jubiläum aufwändig begangen - katholische Hochämter, Wallfahrten, Konferenzen, Konzerte, Fußballspiele, zu guter Letzt ein Kongress in der Oliva-Halle von Danzig. Der 31. August, an dem vor 25 Jahren der 21-Punkte- Kompromiss zwischen Lech Walesa, dem Vorsitzenden des Streikkomitees in der Lenin-Werft, und Mieczyslaw Jagielski, dem Unterhändler der damaligen Regierung, unterzeichnet wurde, gilt nach einem Ende Juli vom Sejm verabschiedeten Gesetz inzwischen als Nationalfeiertag..." Artikel von Hieronim Orzeszek in Freitag 33 vom 19.08.2005
Erwerbslos auf dem Land
Schwarzarbeiten - oder "wegmachen", das sind die Alternativen für Erwerbslose vor allem in den ländlichen Regionen Polens. Leicht nachzuvollziehen, wenn nur 15 Prozent der etwa 3 Millionen Erwerbslosen Arbeitslosenunterstützung erhalten - der "Rest" etwa 10 Euro Sozialhilfe, wobei ein Brot schon 40 Cent kostet...Das freut den Unternehmer und die Aktienjongleure. Der Bericht "Trocken Brot macht Wangen rot" von Markus Ströhlein in der "Jungle World" Nr 13/2005
Aufschwung und Elend - Neoliberales Vorbild
In Polen boomt die Wirtschaft. Doch 23 Millionen Menschen vegetieren an der Armutsgrenze Die Republik Polen gilt als einer der neuen neoliberalen Musterschüler Europas: Die nominelle Gesamtsteuerquote für Kapitalgesellschaften beträgt nur 19 Prozent, ein wirksamer Kündigungsschutz ist nicht vorhanden, und der Mindestlohn liegt bei 600 Zloty (150 Euro). Die gut ausgebildeten polnischen Arbeitskräfte werden auch von deutschen Unternehmern als flexibel und fügsam gepriesen. Artikel von Tomasz Konicz in junge Welt vom 31.März 2005.
Polnische Gewerkschaften am Ende?
Rein nach Zahlen gibt es kein anderes Land auf der Welt, dessen Gewerkschaftsbewegung einen solchen Absturz erleben musste, wie Polen. In 20 Jahren fiel der Organisationsgrad von 80 Prozent auf 14 Prozent. Zwar: Weder waren die 80 Prozent so eindeutig, noch sind es die 14... Die gekürzte deutsche Zusammenfassung der Studie "Declining trade union density examined" von Juliusz Gardawski (samt Link zum englischen Original bei EIRO-Online)
Polish NGOs urge development banks not to finance meat giant's expansion
(Polnische NGO fordern Entwicklungsbanken auf, die Expansion eines Fleischgiganten nicht zu finanzieren) - Smithfield Foods, der grösste Schweinefleischproduzent der Welt, gab in der ersten Novemberwoche bekannt, sowohl den rumänischen Fleischverarbeiter Comtim Group als auch die polnische Firma Morliny aufzukaufen. Das polnische "Grüne Netzwerk", das seit langem die Praktiken Smithfields in Polen dokumentiert und bekämpft, forderte in einer Presseerklärung vom 12.November 2004 die europäischen Entwicklungsbanken auf, diese Aktivitäten nicht weiterhin finanziell zu unterstützen. Der Ruin zahlreicher kleiner Schweinezuchtbetriebe und schwere Schäden für die Umwelt - inklusive der "Baltischen See" - diese Kritikpunkte stehen immer wieder im Mittelpunkt der Kritiken an Smithfield. Der (englische) Text der Erklärung des "Grünen Netzwerks" bei Bankwatch
Poland, a Country that Asked for Freedom...but Got "Democracy"
Ein (englischer) Kommentar von Anna Kuros vom 18.Oktober 2004 für das (liberale) amerikanische Portal "Swan", in dem sie eine persönliche Bilanz zieht, die unter anderem, so lautet: "Oddly enough, Poland has been undergoing economic restructuring (synonym for privatization) since the early 1990s and one might say that capitalism here is in full bloom. The continuous degeneration of indigenous industry has been steadily progressing. Close to where I come from (in the southeast) there were quite a few prospering truck and spare parts factories; they are all gone now and the region is ravaged by unemployment. The Silesia region (southwest), with its coal mining industry, is heading towards almost total shutdown…"
»Za chlebem«. Kapital hin – Arbeitskräfte her
„Die Spargelsaison geht ihrem Ende entgegen und die Saisonhelfer aus Polen kehren wieder nach Hause zurück. Die von ihren deutschen Arbeitgebern gezahlten Löhne sind nach denen in Portugal, Griechenland und Spanien die niedrigsten in der EU. Herma Ebinger berichtet über die Arbeits- und Lebensverhältnisse der polnischen Saisonarbeitskräfte in Deutschland und in Polen. Wir dokumentieren ihren Beitrag zu der sehr lesenswerten Broschüre über moderne Sklaverei in der industriellen Landwirtschaft Europas: Bittere Ernte, den das Europäische BürgerInnenforum und das Europäische Komitee für die Verteidigung der Flüchtlinge und GastarbeiterInnen (CEDRI) jüngst herausgegeben hat..“ Artikel von Herma Ebinger über die Öffnung des polnischen Marktes, erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 5/04
Das Gesamtpolnische Protest Komitee (OKP, ein Zusammenschluss mehrerer Gewerkschaften) ruft zur Unterstützung der Demonstration am 29. April auf
Pressemeldung und Einladung vom 30.3.04
"Gdansk (Danzig) aus Schutt und Asche wieder aufgebaut"
Ein Bericht von Georg Bückle über eine Studienfahrt mit der Naturfreundejugend NRW nach Gdansk.
Selbstdarstellung der AF-ArbeiterInnen-Initiative Polen
"Die ArbeiterInnen-Initiative der Anarchistischen Föderation Polen (WI/AF) ist eine Gruppe, die für die Rechte der ArbeiterInnen kämpft. Sie ist föderativ organisiert, was bedeutet, dass sie eine freiwillige Vereinigung von Leuten ist, in der jedeR einzelne gleiche Rechte in den Entscheidungen hat, welche sie selbst betrifft. Unter den Mitgliedern der WI/AF sind StudentInnen, Angestellte, ArbeiterInnen und Arbeitslose. Und so beschreiben sie ihre Aufgaben: "Heutzutage sind Arbeitende oft unorganisiert, in Betriebe aufgespaltet und können nicht in Kontakt zueinander treten, sie sind eingeschüchtert und ohne Selbstvertrauen...." Artikel vom 08.09.03 bei der FAU
Sozialforen in Polen
-
Eine Reise nach Kaschubien. Das 1.Sozialforum in Pommern. Bericht von Angela Klein - Langfassung eines Artikels in der jW über das Sozialforum in Pommern
-
Regionale Sozialforen in Polen gegründet: Mit europäischen Nachbarn zusammenschließen? jW sprach mit Ewa Hinca, Geschäftsführerin der Föderation der Komitees zur Verteidigung der Erwerbslosen im nordwestpolnischen Miastko. Interview von Angela Klein in junge Welt vom 21.07.2003
Männer aus Eisen oder: gibt es ein linkes Erbe der Solidarnosc?
-
Artikel von Stefanie Hürtgen, Teil II, erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 3/02. "Im letzten express berichtete Stefanie Hürtgen über verschiedene Veranstaltungen zum 20. Jahrestag der Ausrufung des Kriegsrechts in Polen. Der erste Teil endete mit der Darstellung des Aufbruchs der Bewegung durch die Referenten Zbigniew Kowalewski und Artur Polanski auf der Veranstaltung des »Arbeitskreis Ost West«. Wir setzen den Bericht über diese Veranstaltung hier fort."
-
Artikel von Stefanie Hürtgen, Teil I, erschienen in express - Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit - Ausgabe 2/2002
|