Die Rolle der Gewerkschaften beim Budrykstreik
"Mehr als sechs Wochen lang wurde das Kohlebergwerk "Budryk" in Oberschlesien, Polen, bestreikt. Es war der längste Streik von Bergarbeitern in Polen. "Budryk" ist eine der profitabelsten Zechen des Landes, zahlt aber die geringsten Löhne. Ausgelöst wurde der Arbeitskampf durch Umstrukturierungsmaßnahmen, die der Vorbereitung auf die Privatisierung der Zeche dienen. Die größten Gewerkschaftsorganisationen Polens haben sich offen gegen den Streik gestellt. Der Streik ist vor allem deshalb so bedeutsam, weil er eine Art Vorspiel für viel größere Konflikte darstellt. Vor allem im öffentlichen Sektor gibt es eine Reihe von Berufsgruppen, die kräftige Lohnerhöhungen fordern und mit Streiks drohen: unter anderem Ärzte, Krankenschwestern, Lehrer, Polizisten, Zollbeamte, Eisenbahner, Post- und Versicherungsangestellte, sowie Richter und Staatsanwälte" - so beginnt der Artikel "Sechs Wochen Streik im Kohlebergwerk Budryk" von Tadeusz Sikorski auf der World Socialist Web Site vom 13. Februar 2008, der nicht zuletzt auch eine ausführliche Darstellung der Rolle der Gewerkschaften enthält.
Streik in polnischer Zeche Budryk beendet - Kompromiß sieht zehn Prozent Zuwachs sofort und weitere Anhebungen des Lohnniveaus bis 2010 vor
„Einer der längsten Arbeitskämpfe in der Geschichte des polnischen Bergbaus ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Am 46. Streiktag erfolgte nach einem neunstündigen Verhandlungsmarathon der Durchbruch in den Verhandlungen zwischen Gewerkschaftern und Betriebsleitung. Die den Ausstand hauptsächlich organisierenden Gewerkschaften »Sierpien 80« (August 80) und »Kadra« hatten die baldige Angleichung ihrer Vergütungen an das Lohnniveau des Bergbaukonzerns JSW, der die hochprofitable, staatliche Zeche Budryk übernehmen soll, gefordert…“ Artikel von Tomasz Konicz , Poznan, auf der Seite des Autors „Tomasz Konicz - Nachrichten aus Osteuropa“
Wenn die Medien von Arbeitswilligen berichten...
...wie sie es in den letzten Tagen taten, kann mensch nahezu sicher sein, dass es sich um organisierte Streikbruchversuche handelt. "Nach mehr als 40 Tagen eines erbittert geführten Arbeitskampfes spitzt sich die Lage in der schlesischen Kohlezeche Budryk zu. Fast alle Beschäftigten aus dem produzierenden Bereich des Bergwerks befinden sich seit dem 17. Dezember im Ausstand, um eine Angleichung ihrer Löhne an die des Bergbaukonzerns JSW durchzusetzen, der die hochprofitable, staatliche Zeche Budryk übernehmen will. Nach Auskunft des Gewerkschafters Krzysztow Labadz gegenüber jW halten an die 500 Bergarbeiter das Betriebsgelände besetzt, über 150 davon 700 Meter unter Tage. 35 Kohlekumpel befinden sich im unbegrenztem Hungerstreik" - so beginnt der Bericht "700 Meter unter Tage" des junge-welt Autors Tomas Konicz, der diesen jw-Beitrag, in dem auch über Streikbrecher berichtet wird, auch in seinem blog spiegelt.
Aufruf der streikenden Kumpel der polnischen Zeche „Budryk“ an Gewerkschaften und Arbeitnehmer im Ausland
„Liebe Freunde, Ich übermittle Euch den Aufruf der streikenden Kumpel der polnischen Zeche „Budryk“ an Gewerkschaften und Arbeiter im Ausland.
Im Namen des Landesverbandes der Freien Gewerkschaft „Sierpien 80” (August 80) bitte ich Euch um Eure Solidarität mit den Streikenden, und besonders im Zusammenhang mit dem folgendem Appell, bitte ich Euch um entsprechende Petitionen und Anfragen an die polnischen Botschaften und um Proteste vor diesen und um eine Stärkung des Stiftung für die Familien der Streikenden.
Die Situation der Streikenden ist dramatisch. Ihr Wille und ihre Entschlossenheit sind sehr hoch, aber sie reichen nicht. Eure Solidarität könnte die Waagschale zu ihren Gunsten wenden und Betriebsleitung und regionale Organe dazu zwingen, mit den Streikenden ein Abkommen zu schließen.
Vom Ausgang des Streiks in „Budryk“ wird es vor allen Dingen abhängen, ob die Arbeiterschaft in Polen in einem Land leben wird, in dem ihre Rechte und Interessen respektiert werden, oder in einem Land, in dem allein der Wille der Arbeitgeber und eine zügellose Ausbeutung zählt. Mit den besten Grüßen, Boguslaw Zietek, Vorsitzender der Freien Gewerkschaft „Sierpien 80“. Siehe dazu: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!“ Aufruf der streikenden Kumpel der polnischen Zeche „Budryk“ an Gewerkschaften und Arbeitnehmer im Ausland aus Ornontowice, 26. Januar 2008
Jetzt 34 Bergleute im Hungerstreik
Aktuell befinden sich 34 Bergleute im polnischen Bergwerk Budryk im Hungerstreik. 30 davon in einer Tiefe von 1050 m, 4 an der Oberfläche. Der Hungerstreik begann vor 6 Tagen mit 4 Bergleuten und hat sich nun ausgeweitet. Weiterhin besetzen z.Z. 150 Bergleute einen Schacht in 700 Metern und 200 weitere blockieren an der Oberfläche. Gestern, am Sonntag, mussten zwei der Hungernden evakuiert werden, einer davon musste ins Krankenhaus. Die Streikaktionen eskalierten, weil die Verhandlungen mit der Minengesellschaft komplett gescheitert waren. Kurze Zusammenfassung des Artikels auf der polnischen anarchistischen CIA-Seite vom 21.01.2008
Nach einigem Hin und Her in den Meldungen, die zunächst ein - erfolgreiches - Ende des südpolnischen Bergarbeiterstreiks zu bedeuten schienen, und dann kamen diverse Meldungen über unterschiedliche Haltungen verschiedener Gewerkschaften und der Belegschaft, scheint es nun eindeutig - der Streik geht weiter, oder eben: wieder los.
Streik geht weiter - oder wieder los?
Seit gestern wird in der Kohlegrube Budryk im südpolischen Ornontowice wieder gestreikt. Damit setzen die Kumpel ihre nun schon einen Monat andauernde Protestwelle fort, nachdem die Kohlegesellschaft bereits unterschriebene Zugeständnisse für die Bergleute wieder zurückgezogen hatte. "Erneuter Streik polnischer Bergleute" Artikel von Lea von der Linde in der Berliner Umschau vom 17. Januar 2008
Einblicke in "Gewerkschaftliche" Differenzen
" Kürzlich forderte Marek Szolc, Mitglied von Solidarnosc und im Vorstand von Attac Polen, sogar die Polizei öffentlich zur Niederschlagung des Streiks in der Kohlezeche Budryk auf" - das ist eine der Hintergrundinformationen in dem Beitrag "Solidarität ist nur ein Wort" von Kamil Majchrzak in der "Jungle World" vom 17. Januar 2008.
Lieber in die Kirche...
...ging Minister Pawlak, als eine Delegation der Frauen der streikenden Bergarbeiter ihn sprechen wollte - das geht aus dem "Budryk Update" der polnischen anarchistischen CIA-Seite vom 16. Januar 2008 hervor.
Solidaritätserklärung an die Bergarbeiter des Steinkohlebergwerks Budryk
„Liebe Kumpels, Kumpel für AUF ist eine kämpferische Bewegung der Bergleute in Deutschland. Wir haben von eurem Kampf über das Internet erfahren und überbringen euch unsere volle Solidarität. In der Presse in Deutschland wird von eurem Kampf nichts berichtet. Deswegen wollen wir ihn an unseren Zechen bekannt machen und zur Solidarität aufrufen. Euer Kampf reiht sich ein in eine internationale Auseinandersetzung: Der Aufspaltung der Kumpels - nicht nur international - sondern auch national. So nimmt im Zuge der Vernichtung des Deutschen Steinkohlebergbau die Anzahl der Beschäftigten, die nicht zur Stammbelegschaft Ruhrkohle AG gehören, zu. Sie bekommen weniger Lohn und Urlaub, kein Weihnachtsgeld, keine Freischichten, kein Deputat und keine sonstige Zulagen. Sie sind ein Teil der Belegschaft, die von heute auf morgen auf die Straße gesetzt werden kann, wenn sie von der RAG nicht mehr gebraucht werden. Und unsere Gewerkschaft behauptet dann noch, das wären keine betriebsbedingten Kündigungen, weil das ja angeblich keine Bergleute seien, sondern Dienstleister. Obwohl sie zum Teil früher direkt bei der RAG beschäftigt waren oder jahrzehntelang Schulter an Schulter mit den Kumpels der Deutschen Steinkohle/RAG malocht haben. (…) Mit einem herzlichen Glück Auf: Im Auftrag des Koordinierungsausschuß von Kumpel für Auf“ Soweit die (fast vollständige) Solierklärung
Es brodelt im Revier
„Die Zeichen stehen auf Sturm im polnischen Kohlenrevier. Bereits seit dem 17. Dezember wird die Zeche »Budryk« im südpolnischen Ornontowice bestreikt, nachdem sich deren Betriebsleitung weigerte, über die Forderungen der Belegschaft auch nur zu diskutieren. Obwohl dieses moderne Kohlebergwerk zu den profitabelsten Polens zählt, aus dem der polnische Staatshaushalt allein 2007 einen Gewinn von umgerechnet 13 Millionen Euro zog, müssen die dort beschäftigten Kumpel mit Elendslöhnen über die Runden kommen. Zudem fanden sich Tausende von ehemals entlassenen Kohlekumpels in Zeitarbeitsfirmen wieder, die sie unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen ausbeuten: »Sie arbeiten wie im 19. Jahrhundert. Man macht ihnen Angst läßt sie unter miserablen Konditionen und mit unzureichender Ausrüstung arbeiten. Bald wird man sie mit Turnschuhen unter Tage schicken«, so beschrieb ein Kumpel die Arbeitsbedingungen der Zeitarbeiter gegenüber der Wochenzeitung Przeglad…“ Artikel von Tomasz Konicz, Poznan, in der jungen Welt vom 02.01.2008. Siehe dazu:
Aufruf
„Das Streikkomitee des Steinkohleberwerks „Budryk“ AG wendet sich im Namen der streikenden Belegschaft an alle Bergleute Schlesiens und alle Menschen guten willens um Hilfe…“ Aufruf des Streikkomitees der Belegschaft des KWK Budryk S.A.mit weiteren Hintergrundinformationen sowie der Bitte um Solidarität und Spenden, vom 29.12.2007
Send a Protest Letter in Support of Budryk Miners!
Eine Sonderseite mit der Bitte um Protest und mit verschiedenen Beispielbriefen und den Adressen findet sich bei dem Centrum Informacji Anarchistycznej, CIA |