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Updated: 18.12.2012 16:22
Aktuelle Meldungen im neuen LabourNet Germany

Liebe KollegInnen,

Neu im LabourNet Germany am Mittwoch, 29. April 2009:

I.Internationales / Argentinien / Arbeitskämpfe

Mahle schliesst Werk in Rosario: Betrieb besetzt

Seit Samstag, 25. April halten über 500 KollegInnen das am Tag zuvor als geschlossen verkündete Mahlewerk in Rosario besetzt (Mahle hatte das Arbeitsministerium bereits am Dienstag zuvor über die beabsichtigte Schliessung informiert). Seit anderthalb Jahren wurde über Werk in der Krise spekuliert, jetzt sollte wohl eine Art Befreiungsschlag stattfinden: Die Produktion, zur Hälfte Export in die USA und die EU, soll in das Werk Itajubá in Brasilien verlagert werden, wo die Gewerkschaftsgesetzgebung mehr "unternehmerische Freiheit" erlaubt, als in Argentinien... Auseinandersetzungen im Werk gab es kontinuierlich seit Dezember 2008 - damals war ein Nichtentlassungspakt unterschrieben worden, den die Firmenleitung nach Ansicht der Belegschaft zu keiner Zeit eingehalten hat, erklärte ein Sprecher der betrieblichen Gewerkschaftsvertreter. Der Arbeitsminister der Provinz Santa Fé unterstrich, das Werk leide keineswegs mehr unter der Krise als andere in der Region - der Beschluss zur Werksschliessung sei ein Befehl aus Deutschland. Seit Montag läuft der vorgeschriebene Mediationsprozeß vor Instanzen der Arbeitsgerichtsbarkeit, das Werk bleibt einstweilen besetzt. Heftige Kritik gab es auch an der passiven Haltung der Unión Obrera Metalúrgica (UOM), Metallergewerkschaft in der CGTA, deren Sprecher sich "überrascht" von der Schliessung zeigte. Für andere Firmen in der Region, die Mahle auf einer "Einkaufstour" vor zwei Jahren aufgekauft hatte, hat das Unternehmen staatliche Fördergelder zur Krisenbewältigung beantragt und bekommen - für diese nicht.

a) Laufend aktualisiert wird "Autopartista Mahle: Cierre, toma y conciliación" externer Link eingerichtet von indymedia Rosario am 26. April 2009.

b) Einen kurzen Überblick (den wir oben sehr knapp zusammengefasst haben) leistet der redaktionelle Artikel "Mahle cerró la planta rosarina y dejó a casi 500 obreros en la calle" externer Link der Provinzzeitung Noticia de Santa Fé vom 25. April 2009.

c) Die ersten Informationen über den Verlauf (und weiteren Gang) der vorgeschriebenen Verhandlungen bietet das Portal Diario Gremial Argentina mit dem Bericht "Conciliación obligatoria entre Mahle y los 500 operarios afectados por el cierre" externer Link vom 28. April 2009 - das nächste Treffen findet am 4. Mai statt, der vorgeschriebene Zeitrahmen sind 30 Tage.

II.Internationales /Mexiko

Schweinegrippe: Naturkatastrophe oder Ergebnis "industrieller Viehzucht"?

Der Katalog perverser Wortschöpfungen des Kapitalismus ist dick: Neben solchen Perlen wie Kollateralschaden oder Minuswachstum gehört auch beispielsweise industrielle Viehzucht dazu. Soll transportieren, dass es sich dabei eben nur um Viehzucht in großem Stil handelt und nicht um eine ständige Gefahrenquelle für Fleischesser. Der Schweinevirus ist keineswegs neu, die Reaktionen offizieller Bürokratien wie der WHO sind es auch nicht, noch sind es Panikschlagzeilen der Journaille - die Resistenz der Tiere, die wegen verringerter Widerstandsfähigkeit mit Medikamenten vollgestopft werden, allerdings ist schwach wie nie. Nun mag es eine übliche mexikanische Art sein, alles Übel aus dem Norden kommen zu sehen: Wie es das Gerücht, alles habe in Veracruz begonnen, wo die US-Fleischkette Smithfield ein großes Werk betreibt. Wichtiger ist: Es könnte sein. Was ausführlich dargelegt wird in dem Beitrag "The swine flu crisis lays bare the meat industry's monstrous power" externer Link von Mike Davis im "Guardian" vom 27. April 2009.

III.Internationales / Ägypten / Gewerkschaften

RETA: Erste Unabhängige Gewerkschaft anerkannt

Erstmals seit mehr als 50 Jahren gibt es mit der RETA - Gewerkschaft der kommunalen Finanzangestellten - eine, seit dem 21. April, offiziell zugelassene unabhängige Gewerkschaft: Ergebnis einer der längsten der vielen Streikbewegungen der beiden letzten Jahre. Am 24. April wurde sie in die PSI aufgenommen, der Internationale der öffentlichen Dienste im ITUC. Die Erklärung "PSI Confirmed" des CTUWS vom 24. April 2009.

IV.Internationales / Mali

Forum der "ohne Stimme" anstatt WSF

Die vielleicht weitestgehende Kritik am Weltsozialforum äussern die beteiligten Gruppierungen an dem 1. Forum der Menschen "ohne Stimme": Die Armen dieser Welt hätten im WSF keine Repräsentanz und müssten sich deshalb selbst zusammenschliessen: Was sie Anfang April in Bamako getan haben. AktivistInnen sozialer Bewegungen aus Mali luden Gruppierungen aus Benin, Burkina Faso und Frankreich ein, auch aus dem Togo kamen AktivistInnen. Sie knüpften die Kontakte mit den zahlreichen Menschen, die in Bamako ihre Wohnstätte gegen Stadtplaner und Bauunternehmen verteidigen und stellten die Forderung auf, dass für jedes Quartier ein Entwicklungsplan mit der Bevölkerung diskutiert werden muss und nur mit ihrer mehrheitlichen Billigung angenommen werden darf. Sie trafen die entlassenen Bergarbeiter von Morila und organisierte StraßenhändlerInnen. Die "Déclaration des sans voix" pdf-Datei vom 5. April 2009.

V.Internationales / Indien

Verlierer der UN-Konferenz gegen Rassismus: Dalits

Hinter der Auseinandersetzung ob man die israelische Militärmaschine als rassistisch kritisieren darf - die zu einem Großmächteboykott Anlaß gab - und andrerseits ob man dafür ausgerechnet den Sprecher des iranischen Mullah-Regimes sich als Verbündeten aussucht, gab es auf der Konferenz in Durban, die bis 24. April tagte, noch eine ganze Reihe politischer Skandale. Etwa die Nichtbefassung mit der rassistischen Diskriminierung durch das indische Kastensystem, das immerhin über 170 Millionen Menschen ins Elend treibt. Das internationales Dalit-Solidaritätsnetzwerk verbreitet dazu die Erklärung "UN Racism Conference fails to address caste-based discrimination affecting 260 million people" externer Link vom 23. April 2009

VI.Internationales / Türkei / Arbeitskämpfe

Metaller protestieren gegen Lohnkürzung

Am 20. April haben in Karadeniz Eregli im türkischen Distrikt Zonguldak rund 1.000 Stahlarbeiter des Erdemir Stahlkonzerns gegen angekündigte Entlassungen und Verhandlungen der Gewerkschaft mit dem Konzern über Lohnkürzungen demonstriert. Zwei Tage später wurde bekannt gegeben, dass die Gewerkschaft einer 35-prozentigen Lohnkürzung zugestimmt habe, "um Entlassungen zu vermeiden". Erdemir ist der größte Stahlproduzent in der Türkei. Die Meldungexterner Link bei den Rote-Fahne-News vom 24. April 2009

VII.Internationales / Kolumbien / Arbeitskämpfe / Arbeitskämpfe in den Kohleminen

FENOCO: Sintraime als Gewerkschaft anerkannt

"Im Namen der Gewerkschaften Sintraime, Sintramienergetica und Funtraenergetica möchte ich mich bei euch für die Solidarität bedanken, die ihr den streikenden Arbeitern beim Eisenbahnunternehmen FENOCO gezeigt habt. Zwar konnte nicht verhindert werden, dass der Streik in den frühen Morgenstunden des 19. April 2009 gewaltsam aufgelöst wurde. In jenem Moment fanden immer noch Verhandlungen mit FENOCO statt und in den Worten der Gewerkschaft war man nahe an einer Einigung. Bei der gewaltsamen Räumung gab es mehrere Verletzte, und vier Streikführer wurden verhaftet. Die Gewerkschaft betont aber, dass es dieser internationalen Solidarität zu verdanken ist, dass die Arbeiter den Streik so lange durchgehalten haben. Unsere Aktionen waren für sie äusserst wertvoll" so beginnt der Beitrag "Erfolg für die Arbeiter bei FENOCO: Sintraime ist rechtmässige Gewerkschaft" von Stephan Suhner für die Arbeitsgruppe Schweiz Kolumbien vom 25. April 2009

VIII.Internationales / Südkorea

Wirtschaftskrise und Gewerkschaftskrise

"Gewerkschaftsmitglieder leben in ständiger Angst, entlassen zu werden, und prekär Beschäftigte wurden bereits nach Hause geschickt. Das ist eine unberechenbare Situation, in der die Dinge explodieren und zum Kampf führen können oder abebben, wenn die Mitglieder ängstlich zurückweichen" - mit diesem Zitat aus der koreanischen Presse beginnt der Artikel "Im Kreuzfeuer" externer Link von Raoul Rigault in der jungen Welt vom 28. April 2009, der der komplizierten Situation der koreanischen Gewerkschaftsbewegung in der aktuellen Krise gewidmet ist.

b) Zum vierten Rücktritt des KCTU-Vorstandes in den letzten 7 Jahren siehe auch den redaktionellen Beitrag "Resignation of KCTU leadership puts umbrella union at crossroads" externer Link der bereits am 10. Februar 2009 in The Hankyoreh erschien. War der erste Rücktritt 2002 noch passiert, weil der damalige Bundesvorstand sich nicht von einer Einzelgewerkschaft dazu zwingen lassen wollte, Verzichtstarifverträge zu akzeptieren, so sind die weiteren diversen Skandalen geschuldet...

IX.Internationales / Frankreich / Arbeitskämpfe / Streiks im Erziehungswesen

Demonstrationen, die sich trafen - Krankenhaus und Hochschulbeschäftigte

"Tatsächlich ähneln sich die Anliegen auf beiden Seiten. So geht es auch in den öffentlichen Krankenhäusern u.a. darum, gegen eine Verwaltung der "Einheiten" nach betriebswirtschaftlichen "Rentabilitäts"kriterien sowie gegen die Einsetzung eines wie ein Unternehmenschef waltenden, quasi allmächtigen Direktors zu protestieren" - so wird der Inhalt des Treffens zweier Demonstrationen in dem Beitrag "Streik in Gesundheits - & Bildungswesen: Demos von streikenden Krankenhaus- und Hochschulbeschäftigten vereinigen sich in Paris" von Bernard Schmid vom 29. April 2009 skizziert.

X.Internationales / Großbritannien / Gewerkschaften

Sozialistischer Gewerkschafter entlassen: Wegen Solidarität mit Visteon-Besetzungen

"Die Geschäftsleitung der Linamar Autokomponenten-Fabrik im walisischen Swansea hat den Vorsitzenden der UNITE-Gewerkschaftsgruppe Rob Williams entlassen. Rob ist ein landesweit bekannter Gewerkschafter, der in seiner Fabrik, die ehemals zum Visteon-Konzern gehörte, in den letzten Jahren wichtige Kämpfe geführt hat. Er hat in den letzten Wochen die Betriebsbesetzungen von Visteon-KollegInnen in Belfast, Basildon und Enfield aktiv unterstützt" so beginnt der Bericht und Solidaritätsaufruf "Sozialistischer Gewerkschafter Opfer von Unternehmerwillkür" externer Link vom 28. April 2009 beim sozialismus-info.

...bis bald, Helmut

LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils aient ou non un emploi


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