Updated: 18.12.2012 16:22 |
Liebe KollegInnen, neu im LabourNet Germany am Mittwoch, 19. Oktober 2005 I.Internationales / China / Arbeitskämpfe a) Todesopfer bei StahlarbeiterInnen-Protest Einst hatte das Stahlwerk von Chongqing rund 18.000 Beschäftigte - die meisten von ihnen waren über die Jahre hinweg "abgebaut" worden. Im Juli erklärte der betrieb seine Pleite und liess über 2.000 ArbeiterInnen ohne Lohn oder Abfindung auf der Strasse. Diese forderten nun gerade mal 2.000 Yuan Entschädigung pro Kopf. Dafür verbarrikadierten sie am 12. August die wichtigsten Strassen von Chongqing und setzten ihren Protest über zwei Monat mit diversen Aktionen fort. Bei einem Protest-Sit-In vor dem Sitz der obersten Behörde Chongqings kam es dann am 7. Oktober zu einem massiven und brutalen Einsatz von etwa 400 Polizisten, der mit dem Tod von zwei Frauen, 50 und 70 Jahre alt endete - 24 Verletzte und die Festnahme der "Anführer" waren weitere "Ergebnisse". Der (englische, hiermit kurz zusammengefasste) Bericht "Two Women Reportedly Killed, and Three Workers' Leaders Detained" vom 16. Oktober 2005 beim "China Labour Bulletin". b) Strassenblockade von Polizei zerschlagen Auch die südchinesische "Modellprovinz" Guangdong bleibt von den landesweit anwachsenden Protesten und Widerstandsaktionen nicht verschont - 300 ArbeiterInnen einer Schuhfabrik in der Stadt Guangzhou blockierten am Samstag, den 15. Oktober alle sechs Fahrspuren der Autobahn 106, weil sie seit Juli keine Löhne mehr erhalten hatten. Auch dieser Protest wurde von "Anti-aufruhr" Einheiten der Polizei zerschlagen - die vielbemühte "neue Haltung zu Arbeiterprotesten" die die Zentralregierung aufgrund der massiven Zunahme solcher Proteste ausgerufen hatte, scheint nirgends "anzukommen". Der (englische) Bericht "Workers block road in pay dispute" von Wen Fang in der Zeitung "China Daily" vom 17. Oktober 2005 II.Internationales / Kolumbien Erfolgreicher Streik- und Protesttag am 12. Oktober Mindestens 200.000 Menschen demonstrierten in der Hauptstadt Bogotá, zehntausende in anderen grossen Städten - auch der nationale Widerstandstag gegen die Wiederwahl des amtierenden Präsidenten Uribe und dessen neoliberaler, pro-terroristischer Politik war ein Erfolg - wie schon in den letzten eineinhalb Jahren zahlreiche Grossaktionen beweisen, dass der Terror der Paramilitär-Banden nicht mehr in der Lage ist, die sozialen Bewegungen Kolumbiens einzuschüchtern. Der (englische, mit kurzer deutscher Zusammenfassung) Bericht "Mass Movement Says - No to Uribe! No to FTA!" der Colombia Solidarity Campaign vom 15. Oktober 2005. III.Internationales / Burkina Faso Aufruf zum Generalstreik im öffentlichen Dienst und in teilstaatlichen Betrieben Zum ersten Mal rufen in Burkina Faso nicht nur alle Gewerkschaftsföderationen gemeinsam, sondern auch alle wichtigen autonomen Einzelgewerkschaften zum zweitägigen Generalstreik am 26. und 27. Oktober 2005 auf. In einem offenen Brief an den Präsidenten wird dieser Schritt begründet, vor allem damit, dass von Regierungsseite nichts unternommen worden sei, Absprachen, die Resultat eines Treffens im Mai dieses Jahres waren, irgendwie umzusetzen. Für den 48-stündigen Generalstreik im öffentlichen Dienst und in teilstaatlichen Betrieben. Der Fünf-Punkte Katalog umfasst 25% Lohnerhöhung und Angleichung an die Privatwirtschaft, Rücknahme von Steuererhöhungen für Getreide und Kraftstoffe, die Klärung juristischer Probleme aus früheren Auseinandersetzungen, sowie die Wiederöffnung des Zentralmarkts der Hauptstadt Oaugadougou. Der (französische) Aufruf "Appel à la grève générale" vom Oktober 2005 bei "Afrique XXI", den wir hiermit kurz zusammengefasst haben. IV.Internationales / Korea KCTU Vorstand wird geschlossen zurücktreten Vor Ablauf der Wahlperiode wird der Vorstand des KCTU, einschliesslich des Vorsitzenden Lee Soo-ho auf einem Sonderkongress im Januar 2006 geschlossen zurücktreten - so beschloss es der Vorstand selbst, so billigte es das jüngste Plenum des Exekutivausschusses am 11. Oktober 2005. Anlass des kollektiven Rücktritts ist der Korruptionsskandal um den stellvertretenden Vorsitzenden Kang Seung-kyu, der Bestechungsgelder von der Taxigewerkschaft angenommen hatte. Der KCTU, der zweitgrösste Gewerkschaftsbund Koreas mit rund 620.000 Mitgliedern in 744 Einzelgewerkschaften war in letzter Zeit sowohl durch heftige politische Auseinandersetzungen als auch durch mehrere Korruptionsfälle in eine Krise geraten. Der etwas grössere (und konservativere) FKTU-Verband ist noch stärker erschüttert: Dessen (Ex-) Vorsitzender Lee Nam-soon wurde soeben zu 18 Monaten Haft wegen Korruption verurteilt - Geld von einer Baufirma. Der redaktionelle (englische, hiermit kurz zusammengefasste) Bericht "Union Leaders to Resign Over Corruption Scandal" von Lee Hyo-sik in der "Korea Times" vom 12. Oktober 2005. V.Internationales / Frankreich / Streiks im Transportwesen Ein Interview mit dem Gewerkschaftssekretär der korsischen Gewerkschaft STC Auch nach dem Ende der Auseinandersetzung um die Privatisierung der Fährgesellschaft SNCM und der gewerkschaftlichen Niederlage dabei lohnt es sich das Interview zu lesen, das Marco Santopadre am 8. Oktober mit dem Generalsekretär der STC, Jacky Rossi, für die italienische Tageszeitung "Il Manifesto" machte - hier in der deutschen Übersetzung der Antifa-AG der Uni Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover vom 16. Oktober 2005 "Wir wehren uns gegen die von Paris angestrebten Privatisierungen". VI.Internationales / Ghana Zwei Tote werfen Schatten auf Vorzeigeprojekt des Goldgiganten Newmont Auf dem Weg in die Nachbargemeinde sind am letzten Sonntag zwei Männer in den für newmont gestauten Wassern ertrunken - ein weiterer Grund, den beantragten Kredit für Newmont zu verweigern, so lautet der Tenor der Presseerklärung von FIAN vom 16. Oktober 2005. VII.Internationales / Thailand Nicht nur in der Fremde... ...werden thailändische ArbeiterInnen, die im Ausland arbeiten gehen, bestohlen. Nachdem in den letzten Wochen in verschiedenen Ländern, vor allem der arabischen Halbinsel auch zahlreiche thailändische ArbeiterInnen sich etwa gegen Nichtausbezahlung von Löhnen zur Wehr gesetzt hatten, bewegt sich auch im eigenen Land einiges. In Nordthailand wurde jetzt ein regelrechtes Schema entdeckt, mit dem Beamte der Arbeitsbehörde sich die Auslands-Arbeitserlaubnis bezahlen liessen. Der redaktionelle (englische) Bericht "Thai workers cheated of Bt60m, says panel chief" der Zeitung "The Nation", gespiegelt am 11. Oktober 2005 bei der "Thai Labour Campaign". ...bis bald, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |